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Ritter
"Ich bin froh, wenn ich mich nach diesem Tag hinlegen kann", antwortete sie Vincent. Die Arbeit der letzten Stunden saß ihr in den Knochen. Und auch die außerordentlichen mentale Belastung, die vor allem aus dem halbfreiwilligen Besuch bei Floyd-Williams bestanden hatte, war noch nicht vergessen. "Ich kann aber gleich noch sauber machen, damit du früher gehen kannst. Immerhin warst du heute echt fleißig, als ich dich allein gelassen habe!" Sie lächelte müde, gähnte kurz und hielt schnell die Hand vor das eigene Gesicht. Ihre Zähne konnten sich im Vergleich zu denen anderer zwar ohne Zweifel zeigen lassen, aber das musste sie ja nicht zur Gänze ausnutzen. Eryn hasste es, jemandem etwas schuldig zu sein und war es nicht gewohnt. Auf diese Art und Weise konnte sie sich schnell revanchieren, um es zu verlagern. Nicht, dass ihr Kollege noch etwas einfordern würde, wenn sie gerade gar nicht damit rechnete.
Unterbrochen wurden die beiden schließlich von Shaun und einem Kerl, dessen Namen sie nicht kannte. Ersterer winkte Eryn herbei und bezahlte mit wertvollem Blechgeschirr, um sich damit Derrecks Selbstgebrannten zu erwirtschaften. Ersteres nahm die Barfrau bereits mit und versprach, gleich mit der Versorgung in Form von Alkohol zurückzukehren. Wieder hinter dem Tresen wollte sie den Achtfachgebrannten in ein entsprechendes Gefäß abfüllen, doch kam nicht mehr dazu. Was erst neugierige, freundliche Blicke in Richtung des die Bar betretenden Bürgermeisters waren, die er zu ihrem Unglück ignorierte, entpuppte sich schnell zu einer Situation, für die Eryn kein anderes Wort als 'bedrohlich' fand.
Ein Streit über das Mädchen, das Derreck 'Menschenfresserin' genannt hatte, entbrannte. Sie beobachtete, wie sich Sheng heldenhaft in den Schlag warf, der eigentlich Evi galt. Die 25-Jährige hätte das mit einem bewundernden Seufzen bedacht, wäre sie nicht in einer ängstlichen Geste zusammengezuckt. Es war beinahe albern, wie sie in Zeiten wie diesen als Barfrau in einem Etablissement wie diesem so empfindlich auf Gewalt reagierte - doch Schläge taten beim Zuschauen immer weh, erst Recht, wenn sie jemanden wie den Bürgermeister trafen.
Sie stellte den Selbstgebrannten achtlos ab und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Ein Hausverbot wäre von Nöten, doch für den Moment würde es kaum etwas ändern. Hilfesuchend sah sie sich um und erblickte Vincent, verringerte kurzerhand die Distanz zu ihm. "Vince, Vince, mach doch was. Du hast doch eine Pistole!", bat sie ihn, vielleicht etwas zu dramatisch. Oder hätte sie wieder einen Krug werfen sollen? Bei ihrem Glück traf sie da doch nur den Falschen.
Geändert von MeTa (08.09.2015 um 13:06 Uhr)
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