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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Tag 0 - Rollenspielintro!

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Eryn hatte nach ein paar Minuten genug von ihrem Rückzugsort, in diesem Fall die Küche, und verließ ihn wieder. Derrecks Worte, die sie im Rahmen ihrer Flucht noch wahrgenommen hatte, ließen darauf schließen, dass er ebenfalls das Weite gesucht hat. So war ihre Laune zwar immer noch im Eimer, ließ sich aber durch die Arbeit hoffentlich schnell wieder aufbessern. Und das Mädchen, das er als Menschenfresserin bezeichnet hatte, war - dem halb- bis volldebilen Grinsen von vorhin nach zu urteilen - zwar allemal kein sozialer Mensch wie sie, doch harmloser als es für ihren Chef den Anschein machen musste. Und dich würde ohnehin niemand vernaschen wollen!, sprach sie still an Derreck.

    Etwas schreckhaft zuckte sie zusammen als ihr beim Heraustreten Niki entgegenlief, mit seinem kleinen Mädchen im Gepäck.
    "Hey, Eryn. Ist wohl gerade etwas viel los, oder? Wenn ich helfen kann, dann mache ich das gerne - ich hoffe nur, dass Alex nicht stört..."

    Nach dem ersten Schreck lächelte sie so sanft, wie es ihr den ganzen Morgen über noch nicht gelungen war. Diesem Kerl konnte sie nun wirklich nicht böse sein. Er war so unglaublich freundlich, dass er selbst ihr schwer zu bewegendes Herz zum Schmelzen brachte und Alex war auf dem besten Weg, es ihm gleich zu tun. "Ach was. Stören kann sie doch gar nicht!", antwortete sie und schenkte auch der Zehnjährigen ein Lächeln. "Vince und ich können eure Hilfe gerade wirklich gut gebrauchen, Derreck hat sich wieder verp -... ich meine: Derreck hat sich aus dem Staub gemacht und uns allein mit der Arbeit gelassen. Er dreht wirklich immer mehr durch. Naja, aber das ist ein anderes Problem. Macht es euch schon mal in der Küche gemütlich, ich sammle noch mal ein paar Bestellungen und geb' euch dann Bescheid."

    Gesagt, getan. Eryn ging nach der kurzen Pause wieder mit einem Lächeln bewaffnet dorthin, wo sie sich heimisch und - in Abwesenheit ihres Bosses - wohl fühlte, hielt kurzen Smalltalk mit dem und dem, ließ sich Komplimente für das Anscheißen Derrecks sowie ihr bezauberndes Aussehen geben und kehrte kurz darauf zurück zu Niki und Alex, die bereits fleißig dabei waren, das bisher be- und genutzte Geschirr zu reinigen und Neues zu präparieren. Zum Teil dienten ehemalige Fritteuse-Anlagen als Waschbecken, sowieso wurde alles recht smart umfunktioniert und den Umständen angepasst, was man dem Besitzer des Pubs kaum zutraute. Sie traute es ihm jedenfalls nicht zu.

    "So, ihr habt einiges zu tun, aber es ist gerade noch übersichtlich, jetzt wo ihr helft!", kündigte sie bereits an und listete dann die Essenswünsche der hungrigen Gäste auf. "Lasst euch Zeit. Das Pack hat keine Anforderungen zu stelle, bei dem, was sie zum Teil als Zahlungsmittel anbieten wollen... und ihr sollt euch nicht überarbeiten." Wieder folgte ein sanftes Lächeln. "Wenn etwas ist: Ihr findet mich und Vincent vorne!"

    Geändert von MeTa (07.09.2015 um 15:49 Uhr)

  2. #2
    Evi, wen hast du denn da an Land gezogen? "Das, mein lieber Vince, ist eine gute-", setzte Evi an, aber gleichzeitig fühlte sie Creeps Berührung an ihrem Arm, bevor diese hinausrannte, ihr Kleid dabei flatternd wie ein dunkler Wirbelsturm. "Äh ja. Das war ihr wohl etwas zu viel." Sie sah eine Weile mit etwas Bedauern durch die immer noch offene Tür, durch die die Kultistin verschwunden war. Sie hatte sich schon ein bisschen an dieses stumme Anhängsel gewöhnt. Eigentlich ein Wunder, dass sie nicht gleich bei Derrecks Auftritt davongelaufen war.

    "Jedenfalls,", wandte Evi sich nun wieder an Vince, obwohl auch ein paar andere in der Bar nun interessiert zu lauschen schienen, "habe ich keine Ahnung, wen ich da aufgegabelt habe. Also, außer dem Offensichtlichen, dass sie anscheinend die Quoten-Kultistin hier ist. Sie hat aber kein Wort gesagt, seit ich sie getroffen habe." Sie lachte über die skurrile Situation und grunzte dabei ein bisschen. "Aber sie hat mir aus unerfindlichen Gründen geholfen, einen Deal mit einer kleinen Ratte auszuhandeln, also war ich es ihr fast schuldig, sie in die beste Bar der Welt mitzunehmen."
    Wieder lachte sie, prostete Vince nun auch zu und bemerkte, dass sie immer noch etwas in ihrer anderen Hand hielt.
    Sie stubste Jäger, neben dem sie nach wie vor stand, scherzhaft verschwörerisch in die Seite. "Willste n Korkenzieher?"

  3. #3
    Überraschend. Die Tür des Dusty Derrecks war gar nicht so schwergängig, wie Haile zunächst dachte. Ehemals anscheinend eine Tür aus Glas, heute mit Brettern vernagelt, wo die Scheiben früher freie Sicht gegeben hätten. Wie luxuriös die Zeit vor dem Zehren gewesen sein muss - Türen aus Glas. Das hier musste einmal ein wirklich edles Etablissement gewesen sein. Haile kannte Glas nur in Form von Zeremonienbechern, die gehütet und gepflegt wurden. Fenster? Gab es schon seit Jahrzehnten kaum noch. Tief in Gedanken versunken merkte sie gar nicht, dass sie Tür mit Schwung in das Gesicht des Jungen klatschte. Mit einem dumpfen "Pflumph" landete Raoul im Dreck. Seine glänzende Machete flog in hohem Bogen davon und landete vor den Füßen von Haile.

    "..."

    Das war merkwürdig. Sie hockte sich auf den Boden und begutachtete das Stück Metall. Mh, wirklich scharf war es nicht, es würde eher Schaden durch die Kraft des Schlags anrichten, nicht nur die Schärfe der Schneide. Mit einem Finger fuhr sie den amateurhaft geschnitzten Griff nach. Ihr Finger folgte der Metallschneide. Nein, scharf war das wirklich nicht. Es sollte wohl eher beängstigend wirken. Für sie nicht zu gebrauchen. Nicht, dass sie hier in der Siedlung überhaupt eine Waffe brauchte. Die brauchte allgemein keine Waffe, erinnerte sie sich selbst sanft. Der Besitzer der Machete taxierte sie mit einem Blick der unverhohlenen Bewunderung, wenig Angst und großer Verwirrung über ihr Verhalten gegenüber der Waffe.

    "Gefällt dir, heh. Ich kann dir noch andere Sachen zeigen, die dir gefallen!"

    Haile hatte keine Ahnung von schmierigen Anmachsprüchen, aber selbst sie wusste, dass das ein sehr, sehr dummer Satz war. Der größte Besitz dieses Wichts war ein Bohrer aus Metall, der zu nichts diente. Also bitte. Sie hob die Machete auf, eine Hand am Griff, eine unter dem Metallblatt und hielt sie dem Jungen hin. Dabei hielt sie den Kopf schief und versuchte nicht allzu sehr über die glänzende Haartolle auf dem Kopf von Raoul zu lachen. Gar nicht so einfach, diese Gepflogenheiten hier.

  4. #4
    Raoul interpretiere ihr Amusement was seine wirklich wilde und verwegene Raider-Frisur betraf als strahlendes Lächeln und war selbstverständlich Feuer und Flamme, dies sofort zu erwidern.
    Grinsend nahm er ihr die Waffe aus der Hand und warf sich unbewusst in Pose: "Mit dem Ding habe ich schon einige Leute umgesäbelt.", sprach er stolz und ließ recht geschickt die Klinge kreisen. "Und dann habe ich höchstpersönlich ihre Lebern gegessen!", sagte er mit sichtlichem Anflug von Stolz und zeigte auf die Stelle seines Körpers. wo ungefähr das Herz saß.

    Dann schien ihm aufzufallen, dass sie hier draußen standen und redeten anstelle in der Bar, und er musterte sie kurz.
    "Bist du etwa raus geflogen? Oder ist es dir zu laut geworden?" rätselte er und versuchte mit vorsichtigem Blick den ihren zu fangen um ein wenig mehr in dem seltsamen Mädchen zu lesen.
    "Ist mir auch schon passiert. Relativ oft sogar." Er grinste noch breiter was ihm eine echte Aura der Unbekümmertheit und des jugendlichen Schalks verlieh, während er sich dann wieder verlegen am Kopf kratzte. Als wären der Bewunderer und der rebellische Bandenanführer im Moment im Streit darüber wer hier das Sagen hatte.
    "Aber so wie du wirkst, ich kenne sowas, bist du wohl echt auf der Flucht." Er probierte wieder einige Hiebe mit der Machete, während Haile auffiel, dass immer mehr Leute in ihren stetigen Wanderungen stehen geblieben waren und sie nun musterten. Der unbeliebte Krawallmacher und das verhasste Kultistenmädchen, das alle Leute hassen durften, weil sie einen Sündenbock dafür hatten, was der Kult verbrochen hatte. "Guts" schien noch keine Notiz davon genommen zu haben, als das Tuscheln lauter wurde und er sprach sie unbekümmert an: "Soll ich dir was richtig Tolles zeigen?"

  5. #5
    Falsch pariert. Falscher Winkel. Keinerlei Fußarbeit. Es war sehr viel wahrscheinlicher, dass sich dieser Typ die Waffe selbst ins Gesicht haut, als irgendjemandem damit ernsthaft zu schaden. Jeglicher Hauch von Macht, Einschüchterung und Autorität, die der Junge vielleicht im Bauch des Stahlmonsters hatte, wich im Sonnenlicht der harten Realität. Haile kannte dieses Verhalten von ihren älteren Brüdern, besonders Jack II. und Jack VII., die auf der Insel versuchten, die phillipinischen Sklavenmädchen zu beeindrucken. Mussten sie eigentlich gar nicht, denn wer nicht folgte, bekam den Zorn von General Jack zu spüren. Oh, und lebte nicht mehr allzu lange. Versuchte dieser Junge...sie zu betören?

    "Soll ich dir was richtig Tolles zeigen?"
    "..."
    Der Enthusiasmus des Jungen...Raouls?... war praktisch greifbar. Und Hailes Alltag in Shengs Hope war fürchterlich langweilig. Aufwachen, Streit um sie, am Meer sitzen, Tuscheln über sie, Mittagessen mit Sheng (er aß, sie schaute zu), Streit über sie, am Meer sitzen, Schlafplatz suchen, Ende. Im Tempel war sie wenigstens nie allein. Niemals. Sie erwiderte seinen Blick und nickte. Sie warf einen letzten Blick hinter sich in die Bar, und folgte Raoul, der sein Glück offensichtlich nicht fassen konnte. Sheng hatte nur gesagt, sie solle sich nicht mit machtvollen Personen einlassen. Von halben Kindern war nie Rede.

  6. #6
    Im gleichen Moment in dem William seinen Satz beendet hatte, kam Frank aus dessen Haus heraus auf ihn zu. "Hallo Will, ich war gerade auf dem Weg zu dir. Ich wollte fragen, was du für Saras Behandlung verlangst. Silvia und ich wollten sie übernehmen." Will richtete seine Brille und sah eher an Frank vorbei, als ihn an.
    "Ich habe eigentlich alles was ich brauche." Er räusperte sich. "Außerdem habt ihr doch euren Sohn zu versorgen. Ich will euch nichts nehmen was ihr vielleicht auf dem Markt eintauschen könntet." Der junge Arzt schien dies ernst zu meinen. Er war auch schon im Ort bekannt dafür, dass er selten Bezahlung für seine Dienste annahm. Ein Großteil der Einwohner von Shengs Hope verspotteten William zwar dafür, kamen aber doch immer wieder wenn sie kleine Wehwehchen hatten. Nervös rückte Will seine Brille erneut zurecht. Ihm waren die Blicke von Salma und Frank unangenehm und am liebsten säße er jetzt in einer ruhigen Ecke vom Dusty Derrecks und niemand würde ihn beachten. Doch hier kam er wohl nicht so schnell raus.

  7. #7
    Der junge Mann grinste breit und fuhr sich einmal linkisch durch die Haare, ehe er voran ging, gottlob, ohne so etwas Albernes zu machen, wie begeistert nach ihrer Hand zu greifen.
    Was Haile auffiel war, dass Raoul augenscheinlich in seinem schlechten Ruf badete und je mehr getuschelt wurde, er umso stolzer voran schritt, als wolle er mit seiner puren Anwesenheit Gerüchte erzeugen.
    Er feixte sogar einigen der Standbesitzer schelmisch zu und schien mit einem Male sowieso vollkommen aufgekratzt.
    "Der Dieb und die Mörderin...!" zischte eine junge Frau mit verkniffenem Gesicht und bedeckte vorsichtig ihre Ware, als hatte sie Angst, dass sich Jemand an ihren selbstgemachten Fackeln vergreifen würde.
    Ein anderer, dieses Mal ein älterer Mann schüttelte im Vorbeigehen drohend die Faust und knurrte: "Haut ab, die Siedlung will euch beide nicht! Wollte euch nie!"

    "Guts" drehte sich langsam zu ihr um und grinste breit. "Die sind sowas von neidisch, das kann ich dir sagen." Und es wirkte, als wäre er sich seiner Sache vollkommen sicher.
    Für ihn waren sie das, eindeutig, anders war es nicht zu erklären und warum schlug sein Herz eigentlich so dermaßen bis zum Hals?

    Endlich waren sie am Gewächshaus vorbei gekommen und hielten auf das massige, rostige Schiff zu, dass jetzt nur noch in dreckigen Farben wie ein toter Wal vor sich hin faulte.
    "Hast du Angst?" fragte Raoul geheimnisvoll, als sie am großen Schiffsbauch angekommen waren und mit steinernem Blick legte Haile den Kopf schief und blickte ihn an.
    "Aye, dumme Frage!", lachte der junge Mann und trommelte verlegen mit den schmutzigen Fingern am Schiffsbauch.
    "Wer in der Nacht lauernd Reisende überfällt um sie dann im heulenden Triumphzug in die Tempel schleift, um sich dort an ihnen zu vergehen, der hat bestimmt keine Angst vor einem Schiff.", stellte er enthusiastisch fest und sein Blick verklärte sich als er sich das Beschriebene bildlich vorstellte.

    Huschend ging er dann voran und führte sie tiefer in den Bauch des Schiffes hinein. Bis jetzt kam es Haile zwar langweilig und wenig spektakulär vor, doch sie genoss die seltsam feierliche Stille, die von dem Ungetüm ausging und die jeden Lärm von draußen sauber abschirmte.
    Sie passierten einige Kojen, viele von ihnen gefüllt mit morschem Holz und einigen wenigen Überbleibseln der vorherigen Besitzer und der Boden war übersät mit gefährlichem Rost, der nur darauf wartete, nach einem Schritt den Unglücklichen zu verschlingen. Raoul ging mit traumwandlerischer Sicherheit durch die Gänge und kam schließlich an einer dicken Eisentur an, an die er klopfte.
    Ein zweimaliges Klopfen von drinnen ertönte dumpf.
    Raoul holte tief Luft und wollte etwas sagen, doch dann sah er Haile direkt an und schloß den Mund wieder. "Ehm, was ich jetzt sage, äh, das ist unser kleines Geheimnis. Aber ich glaube, du hast eh Niemanden, dem du Dinge einfach so sagen würdest. Außer vielleicht Evi, und naja, die ist cool. Bei der würde ich auch nicht Nein...also, egal jetzt." Er räusperte sich leise und rief dann: "Brauch im Bauch, also tu's jetzt auch." und stemmte feierlich die Hände in die Hüften als die Tür aufschwang und den Maschinenraum zur Ansicht frei gab, der seltsam geschmückt wirkte. Buntes Papier war an die Bullaugen geklebt worden und tauchten jeden einzelnen Abschnitt des riesigen Raumes in anderes Licht. Überall waren Tücher gespannt, die Farben schienen etwas zu bedeuten, denn sie erkannte instinktiv, dass in einem Teil fast nur Frauen saßen, halbstarke Jungs, die sich besonders aufmüpfig gebärdeten und sich prügelten, in einer anderen Ecke des Raumes, an dem mehrere schlechte und mangelhafte Klingenwaffen wie Reliquen aufgebahrt waren. Die Jugendbande hatte den Waffen sogar Namen gegeben, wie sie die krakeligen Buchstaben mit Holzkohle unter den Waffen interpretierte.
    Einige der jüngsten, eigentlich noch Kinder, waren dabei, einen Fisch auszunehmen und mit so vielen verschiedenen Zutaten zu einer Suppe zu kochen, dass es sich nur um Diebesgut würde handeln können.
    Raoul stand nun sichtlich stolz am Eingang und die Kinder und Jugendlichen erhoben sich staunend, als sie der Person hinter ihm gewahr wurden.
    Ein kleines Mädchen bei den Kochenden fing an zu heulen und rannte in eine dunkle Ecke, als sie erkannte, um wen es sich handelt. Die Jungs schwiegen ehrfüchtig und Haile erkannte auch "Blades" wieder, das Mädchen, dass sie heute morgen gesehen hatte. Sie schob trotzig eine Schnute und blickte sie wütend an, während es schien, als würde sie Raoul eher anhimmeln. Hätte Haile das Konzept Eifersucht gekannt, dann hätte sie es hier sofort zuordnen können.

    Wie ein eitler Pfau schob sich Raoul durch die kleine Menge und hinterließ gaffende Augen und offene Münder.
    Da Haile keine Lust auf weitere Menschenansammlungen hatte, ging sie ihm einfach hinterher und er steuere direkt auf einen der großen Tanks zu und stieg eine kleine Leiter nach oben.
    Dort angekommen, erkannte sie, dass er im Inneren des runden Tanks wohl seine Lagerstatt errichtet hatte. Sie sah Klamotten herumliegen, eine große Bettstatt aus alten Gummimatten, Planen und halb angeschimmelten Kissen.
    "Mach die Tür zu." grinste er und Haile zögerte nur einen kurzen Augenblick. Das letzte, das sie sah, als sich das Schott zum Tank schloss, waren noch mehr staunende und bewundernde Blicke. Aber keine Abscheu. Nichts. Nicht mal ein Schimpfwort.
    Als sie sich umdrehte, dachte sie sich, dass sie Raoul wohl ein paar Finger brechen würde, sollte er nun nackt vor ihr stehen, aber als er dann tatsächlich perfekt beim Umdrehen fast gänzlich nackt im Raum stand, hätten es für sie auch zwei Kniescheiben getan. Ihr Blick war vollkommen humorlos, ihre Miene versteinert, im Gegensatz zu seinem breiten Grinsen und schalkhaft flüsterte er: "Das Beste hast du noch nicht gesehen."
    Und damit kniete er sich hin, zog Teile seines Bettes zur Seite und offenbarte ein Schott, welches tiefer in den Bauch zeigte und in dem es leise gluckerte.
    Er zwinkerte ihr zu, eine Geste, die sie selbst nicht kannte und sprang in die absolute Dunkelheit des runden Lochs.

    Das Kultistenmädchen dachte einen Augenblick daran, das Schott einfach zu schließen und zu schauen was passiert, aber etwas trieb sie vorwärts. Sie hatte keine Furcht vor Dunkelheit oder Wasser. Eher davor, dass er nun gänzlich nackt unten stand und ihr Dinge sagte, die für sie keine Bedeutung hatten. Trotzdem - oder gerade deswegen sprang sie hinterher und Dunkelheit umfing sie und dann warmes, irgendwie brackiges Wasser, der Geruch nach nassem Metall und Algen war allgegenwärtig. Sie sah im Moment nur noch das runde Oberlicht. Und sie folgte der Stimme von "Guts", die aus der Dunkelheit kam. Schließlich hörte sie ein. "Hier tauchen!" von ihm und sie spürte eine Wand und an ihren Füßen einen kleinen Abgrund. Nun wollte er es aber wissen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und schwomm das letzte kleine Stück als sie schließlich Licht sah...

    "Das hier ist mein Allerheiligstes." prahlte Raoul freudestrahlend und machte eine einladende Geste. Und Haile sah einen größeren Raum, der von einigen wenigen Löchern - wahrscheinlich Einschusslöchern - erleuchtet wurde. Die tanzenden Sonnenstrahlen trafen das Wasser und tauchten die Wände des Raumes in ein schimmerndes Kaleidoskop an wellenartigen, sich stets verändernden Mustern. In der Mitte des Raums befand sich ein großer Block aus Metall, der aus dem Wasser ragte.

    Dieser Ort war friedlich. Er war still. Es war ein Refugium der Natur, eine... Bastion.
    "Hierher ziehe ich mich zurück, wenn ich alleine sein will." sprach er und ihr wurde klar, dass tatsächlich Raoul das war, was am meisten im Raum störte.
    "Niemand kennt diesen Ort außer mir. Und dir. Hier kann niemand rein. Dich kann niemand finden. An diesem Ort bestimmst du alleine, welche Geräusche es gibt.", sagte er und schloß demonstrativ die Augen, um das sanfte Gluckern der leisen Wellen am Metall des Schiffs zu hören und wie die größeren Wellen gegen das abgesunkene Heck des Schiffes brandeten und sich bis zu diesem Raum als sachtes, fast einschläferndes Brummen und Vibrieren fortsetzte...
    "Was sagst du?", strahlte er sie an.

    Geändert von Daen vom Clan (07.09.2015 um 17:31 Uhr)

  8. #8
    "Was sagst du?"

    Haile sagte, überraschenderweise, gar nichts. Sie war sich noch nicht ganz sicher, ob ihr Begleiter gecheckt hatte, dass sie nicht wirklich redselig war. Vielleicht war es ihm aber auch egal und er hörte sich selber gerne reden. Dankenswerterweise hielt er jetzt aber die Klappe. Fast, als würde sie auf den flachen Pfützen schweben, bewegte sie sich in die Mitte des Raumen und fuhr mit dem Finger sanft die tiefen Rillen des Metallblocks vor sich entlang. War das...ein Motor? Schwer vorstellbar, dass so ein kleines Stück totes Metall früher einmal dieses Stahlbiest durchs Wasser geschoben hat.

    Das spärliche Licht aus den Löchern erleuchtete den Fleck vor dem Metallblock an dem Haile stand und tauchte nicht nur den Raum in ein unwirkliches Licht, sondern verpasste dem blonden Mädchen einen fast außerweltlichen Glow. Das Licht fing sich ihren Haaren, brachte ihre helle Haut zum Leuchten und spiegelte sich in ihrer Kette aus Silber. Sie hörte Raoul hinter sich nach Luft schnappen.

    "..."
    "Schön, oder?"
    Haile nickte, ohne ihn anzuschauen. Stattdessen blickte sie die Löcher in der Schiffwand an, die einen freien Blick aufs Meer ermöglichten. Das wirkliche Meer, nicht den versifften Küstenabschnitt mit all dem Müll am Strand. Irgendwo hinter dem Horizont waren ihre Brüder damit beschäftigt, eine kleine Tropeninsel mit massenweise Bastarden zu füllen. Apropos...

    "Du fragst dich sicherlich, warum ich dich hier hin gebracht habe."
    "...!"

    Zum ersten Mal seit ihrem Treffen vor wenigen Stunden war Haile wirklich gespannt, was jetzt kam. Immernoch stand der Junge mit unbedeckter Hühnerbrust vor ihr, auch wenn er ihr ohne die gereckten Schultern und die Arroganz im Blick, die er vorhin an den Tag gelegt hatte, erheblich besser gefiel. Sie ließ von dem Metallblock ab und wandte sich Raoul zu. Sie nickte und ließ ein leises, zustimmendes Geräusch im Raum erklingen. Es war mehr ein Summen als eine wirklich Lautäußerung, aber es schien zu genügen.

  9. #9
    Er leckte sich nervös über die Lippen und sie konnte sehen, Nein, eigentlich mehr spüren, wie sein Herz deutlich schneller schlug, obschon er sich noch immer den jugendlichen Anschein vollkommener Gelassenheit gab, doch sie merkte sein leichtes Zittern in der Stimme, der sachte Timbre, den er ärgerlich weg räusperte.
    "Also..." sprach er gedehnt und mit einem Male schwang er sich aus dem Wasser und erklomm geschickt den Block, auf dessen Dach er sich niederließ, nicht so hoch, um sie gänzlich aus den Augen zu verlieren, doch hoch genug, um als geheimnisvolle Silhouette durchzugehen.

    "Es gibt eine Geschichte von vor dem Leben der großen Abenteuer. Eine Geschichte von Kumpellot, einer Burg, das ist eine Festung, die man aus Sandsäcken, Steinen und Plastik erbaut hatte. Dort gab es einen großen Anführer, sein Name war Orthus Hood und er war der legendäre Befehlshaber einer Bande von Strolchen, die immer Kinder sein wollten." Insgeheim schwor er sich den heiligen Eid, nie mehr Lancaster und Stan zu beklauen, denn aus deren Erzählungen hatte er sich diese Geschichte aus dem sogenannten 'Mittelalter' zusammen gereimt. Das musste es gewesen sein, was die Menschen früher vor dem "großen Abenteuer" gelesen haben musste.

    Haile legte den Kopf schief - eine Geste, die Raoul noch atemloser werden ließ.

    "Dieser Anführer hatte alles was er brauchte, er war der reichste Mann im Land, denn er hatte einen Brunnen, eine Flasche Wein, ein Motorrad, das nicht repariert werden musste und ein Schwert aus Licht. Ein Jeder-Schwert!"
    Er nickte ernst.
    "Doch ihm fehlte eine einzige Sache zum vollkommenen Glück: Eine Pinkzessin. Eine Frau an seiner Seite. Denn obschon er mächtig war und voll gut mit Waffen umgehen konnte, gab es eine ganz besondere Frau in der Siedlung, in der er lebte. Sie war eine Kriegerin! Sie frass Feinde zum Frühstück und abends dann... ehm... noch mehr Feinde. Sie war so hübsch, dass die Leute sich die Hälse gebrochen haben als sie ihr nachblickten und das ist auch schon recht häufig dann auch passiert." Er nickte ernst und feierlich.
    "Willst du die Cheffin an meiner Seite und zusammen mit mir die Bande anführen?" Er strahlte sie feierlich an und hatte die Hände ausgebreitet, während er sich auf der Plattform leicht im Kreis drehte und so das Echo seiner Stimme blechern widerhallte.
    "Und dein Bandenname wäre 'Chupacabra'! Fett ,oder?"

    Geändert von Daen vom Clan (07.09.2015 um 18:19 Uhr)

  10. #10
    "Willste n Korkenzieher?"
    Bei diesen Worten horchte Vincent auf. In der heutigen Zeit gab es für solch Gegenstände zwar so gut wie keinen Nutzen mehr, aber er hatte Derreck vor einigen Monaten mal dabei ertappt, wie er mehrere makellose Weinflaschen in sein Büro schleppte. Vermutlich um sie für besondere Ereignisse aufzusparen. Aber nach dem Stress des heutigen Tages konnte Vincent sich doch sicherlich mal was gönnen. Und da Derreck momentan eh abwesend war...
    "Evi, behalte den Korkenzieher mal in der Hand! Wenn alles gut läuft komme ich gleich mit einem wahren Schatz zurück!"

    Er vertröstete einen Kunden der gerade an den Thresen gewatschelt kam und begab sich zur Tür ins Hinterzimmer. Sie schwang ohne Probleme auf, quietschte dabei aber auf markerschütternde Weise. Na zum Glück musste er nicht schleichen. Aber wer weiß, was Derreck für Sicherheitsmaßnahmen getroffen hat? Nur weil die gute alte Welt den Bach runtergegangen ist, muss man sich mit dem Risiko bestohlen zu werden ja nicht abfinden. Von daher schlich er durchs Büro, stets einen Blick an die Decke und an den Boden werfend. Er konnte aber nichts erkennen, was er durch unachtsame Bewegungen hätte zerreißen können. Einfach ins Zimmwe zu latschen reichte aber nicht aus. Derreck wäre ja schön blöd, wenn er den Alkohol offen rumstehen lassen würde. Was tatsächlich rumstand war allerdings ein Korbs randvoll mit Obst. "Ein paar Trauben wird er sicherlich nicht vermissen." Also schnappte er sich ein paar davon und schlenderte durchs Zimmer. Ein Safe war nicht zu sehen. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Auch hinter Derrecks hässlichen Gemälden war nichts zu erblicken. Ebensowenig hinter einem Kalender mit halbnackten Frauen der das Jahr vom Ende der Welt trug.

    Er wollte beinahe aufgeben, als er etwas hinter einem Schrank hervorblitzen sah. Ein Safe! Also doch. Und überraschenderweise war er nicht verschlossen. Muss Derreck wohl vergessen haben als er irgendwas herausgenommen hat. Neben fünf randvollen Weinflaschen befanden sich dort einige Dokumente, aber darin wollte Vincent nun wirklich nicht herumstöbern. Von daher schnappte er sich eine Flasche, schloss den Safe, schob den Schrank wieder davor, und hastete nach draußen. Von Derreck war glücklicherweise nichts zu sehen.
    "Darf ich dann mal bitte? Kannst auch gerne was abhaben," sagte er an Evi gewandt, die Weinflasche stolz in die Höhe haltend. Hoffentlich würde sich jetzt keine Meute auf ihn werfen.

    Geändert von ~Jack~ (07.09.2015 um 18:48 Uhr)

  11. #11
    [nach Vincents erstmaliger Ablehnung]
    Evi
    : "Willste n Korkenzieher?"

    Jäger starrte sie entgeistert an. Dann warf er seinen Kopf zurück, was ihn leicht aus dem Gleichgewicht brachte und stieß ein langgezogenes Ooooooooooh hervor, so als sei ihm ein Licht aufgegangen.

    "Ich versteh, ich versteh! Korkenzieher für Russen. Damit Russe seine Vodkaflaschen aufmachen und saufen kann wie sibirischer Bär. Russen saufen immer doch, stimmts? Jeden Tag Vodka zum wach werden, jede Nacht Vodka zum schlafengehen. Und wenn Zombie den Russen beißt...", er schnappte laut mit den Zähnen, "...dann wird Zombie betrunken und geht auch schlafen. Ist das was du sagst, häh? Denn wenn du das sagst, so werde ich dir mal was sagen: du hast recht. Aber!"

    Mit einem breiten Grinsen, in dem Überlegenheit und 2.0 Promille lagen, griff er in seine Hosentasche und zog einen kleinen, sympatischen Schweizer Taschenmesser heraus. Er wendete ihn in seinen Händen hin und her, auf der Suche nach der richtigen Stelle. Behutsam zog er dann mit Daumen und Zeigefinger einen metallenen Korkenzieher heraus und hielt ihn Evi schwankend hin. Der Griff des Messers war rot und unerwartet sauber, fast wie neu. Das herausgezogene Metallstück glänze silbern in dem schummrigen Kneipenlicht.

    "Siehst, bin gut gerüstet. Aber danke für Angebot." Er prostete ihr zu, trank in einem Zug den Rest aus seinem Glas und knallte es laut auf den Tresen.

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