Auf hoher See
Abenteuer in der Südsee /Son of Fury: The Story of Benjamin Blake (1942)
Von seinem fiesen Onkel um seinen rechtmäßigen Besitz betrogen, segelt der junge Benjamin Blake in die Südsee, um dort sein Glück zu suchen und ein Vermögen zu machen, sodass er irgendwann nach England heimkehren und sein Geburtsrecht einfordern kann. Die Story ist praktisch dreigeteilt - ein Südsee-Intermezzo zwischen zwei Scheiben London. Tyrone Power macht wie immer eine gute Figur als Hauptcharakter, hier ziemlich hitzköpfig aber mit starkem Gerechtigkeitssinn; doch es fehlt leider an Action (gibt nur zwei kleine Faustkämpfchen) oder Intrigen bzw. Drama. Die Handlung ist nämlich extrem linear und völlig auf den Protagonisten fixiert. Man möchte fast meinen, die Geschichte schreitet an einigen Stellen zu schnell voran, etwa bei der Überfahrt auf dem Schiff. Geht alles zu einfach für Benjamin. Und was die Südseebewohner angeht, wird auch nicht mit Klischees und westlichem Sendungsbewusstsein der 40er Jahre gespart, auch wenn das in diesem Fall nicht ganz so schlimm wird wie anderswo.
Durch die Reise und die Zeitsprünge bekommt die Story immerhin eine gewisse Größe. Dieses Hin- und Zurück-Feeling, das bei Abenteuern echt wertvoll ist. Außerdem kam die Auflösung am Ende für mich recht unerwartet, das hatte schon was (er entscheidet sich doch für die Insel nach einer letzten Enttäuschung zu Hause; verschenkt sein neu gewonnenes Erbe). Der Soundtrack ist manchmal etwas aufdringlich, aber gelungen und taugt zur Untermalung. Najo, hatte mir von dem Film nach der Inhaltsangabe schon ein wenig mehr davon erhofft, aber übel war es trotzdem ganz und gar nicht. 6/10
In Ketten um Kap Horn /Two Years Before the Mast (1946)
Nachdem er gegen seinen Willen an Bord gebracht wurde, erlebt der Lebemann-Playboy-Sohn eines reichen Magnaten aus erster Hand die Entbehrungen, welche die Crew auf einem der Schiffe seines Vaters zu erdulden hat. Weicht wohl stark von der Buchvorlage ab (die ein Tatsachenbericht war?!), aber hab das nicht gelesen, hat mich daher im Film nicht gestört. Von dem was ich weiß nach zu urteilen, wird die Verfilmung dadurch sogar unterhaltsamer. In Ketten um Kap Horn ist ein bisschen wie Meuterei auf der Bounty lite, minus den Part in Tahiti. Diesmal findet, vom Anfang mal abgesehen, die Handlung praktisch komplett auf See statt. Auch die grausamen Kapitäne sind sich ziemlich ähnlich. Bin für sowas immer zu haben. Zeichnet ein hartes Bild des Lebens auf dem Meer, ganz ohne den übertriebenen Ruhm usw.. Die Hauptfigur macht bis zum Ende einen glaubwürdigen Wandel durch, das ist auch immer gut. Nicht auf Blu-ray zu bekommen. Habe den Film auf meine Liste geschrieben. 7/10
Das Schiff der Verurteilten /Botany Bay (1952)
Spielt 1787, ein Schiff soll britische Verurteilte von London nach Australien bringen und der Kapitän ist ein Arsch. Zu schrottig. Wenig sympathische Charaktere, ein monotoner Look, zumindest gefühlt eher niedrige Production Values und vor allem verdammt offensichtlich keine Dreharbeiten vor Ort. Wäre wohl zu teuer geworden, in Australien zu filmen, aber dadurch, dass sie drauf verzichtet haben, sieht das nun wenig überzeugend aus. In der Handlung eine Menge Klischees, die man tausendmal schon anderswo und besser gesehen hat. Lange Überfahrt, die sich an entsprechenden Geschichten bedient. Die Figuren waren mir weitgehend egal, deshalb ließ auch irgendwann die Aufmerksamkeit nach. Bei Unconquered hab ich mich trotz zweieinhalb Std. nicht gelangweilt, hier aber mit nur anderthalb Std. schon. 5/10
Schiffbruch der Seelen /Souls at Sea (1937)
Typen versuchten bei einer Tragödie auf See im Jahre 1842 Leben zu retten. Oder so. Langweilig, hatte Abenteuer erwartet. Die Handlung wird in Rückblende während einer Gerichtsanhörung erzählt, mit mehreren Zwischeneinblendungen, die den Storyfluss unterbrechen. Lediglich ein Teil der Geschichte spielt auf einem Schiff. Reisefeeling kommt kaum auf. Der Film ist sehr dialoglastig, aber die Unterhaltungen sind nicht besonders clever geschrieben. Fast keine Action, keine aufregenden Umgebungen, imho auch keine überraschenden Wendungen. Nur intrigantes oder liebesschnulziges Gelaber und gegen Ende eine einzige dramatische Szene. Man erfährt zwar die Hintergründe vom Anfang, wie das mit der Tragödie passiert ist und was die Rolle des Protagonisten darin war, aber viel ist das nicht wert.
Hatte zwischendurch ein bisschen was von Titanic für Arme in schwarz-weiß. Untergang, Rettungsboot usw. - dafür, dass es thematisch mehr oder weniger auch um Sklavenhandel gehen sollte und ständig die Rede davon ist, sieht man von den Sklaven selbst so gut wie gar nichts. Vielleicht erwarte ich schlicht zu viel von der Entstehungszeit, aber gerade was das erwähnte Thema angeht hätte man weit mehr draus machen können. Die Figuren kümmerten mich auch hier absolut nicht. Viele belanglose Szenen, die wohl für Charakterentwicklung und Liebesgeschichte sorgen sollen, die Handlung jedoch nicht weiterbringen. Das Problem ist, gute Filme schaffen beides gleichzeitig: Charakterentwicklung durch die Handlung. 5/10
Der Seewolf /The Sea Wolf (1941)
Nachdem zwei Flüchtige von einem Robbenfänger aus dem Meer gefischt werden, versuchen sie während einer Meuterei der Crew wieder zu fliehen, da der rücksichtslose Skipper die Neuankömmlinge auf dem Schiff festhält und sich weigert, sie an Land zu bringen. Die Geschichte spielt um 1900 und basiert auf einem Bestseller-Roman von Jack London (erschienen 1904). Schade, dass die Handlung nicht 150 Jahre früher angesiedelt ist, das hätte ich wesentlich interessanter gefunden. Der Film wirkt ein bisschen prätentiös und ist viel mehr Drama als Abenteuer. Es gibt zahlreiche längere Dialogszenen, die sich selbst theatralisch wichtig nehmen, teilweise noch dicker aufgetragen durch den Soundtrack. Bei alledem kommt aber kaum Spannung auf.
Wir bekommen es mit diversen Ekelpaket-Charakteren zu tun, das trifft nicht nur auf den pseudo-intellektuellen Kapitän zu, der sich einen Spaß daraus macht, die Menschen an Bord gegeneinander auszuspielen und auf die Probe zu stellen. Die Darstellung mehrerer Charaktere wirkt manchmal recht übertrieben und overacted, die Schauspieler kamen meiner Ansicht nach nicht immer natürlich herüber. Die fiese Titelfigur aber ist wirklich over the top. In Filmen wie Meuterei auf der Bounty macht es das Machtgefüge auf See mit all den Regeln und Verpflichtungen so interessant. Dort ist der Kapitän rechtmäßig in seiner Position, aber eben ein Mistkerl. Hier jedoch ist das ganze Schiff voll von Drecksäcken, von denen die meisten nur an sich denken. Mir fehlte da irgendwer als Bezugspunkt und Sympathieträger - die Charaktere, selbst die Hauptfiguren, waren mir im Prinzip mal wieder völlig egal. Daher brach die ganze Handlung auseinander. Hassenswerte Bösewichte können ja eine feine Sache sein, aber dann muss ich ihnen auch glauben bzw. sie ernst nehmen können. Ferner geht alles relativ gemächlich vonstatten und es fehlt an Abwechslung. Immerhin gab es ein paar ganz nette Szenen, besonders der Schlussteil hatte was. Und der Film ist technisch einwandfrei. 6/10
Das Korsarenschiff /The Princess and the Pirate (1944)
Prinzessin Margaret reist inkognito, um ihre wahre Liebe anstelle des Mannes zu heiraten, mit dem ihr Vater sie verlobt hat. Auf hoher See wird ihr Schiff von Piraten angegriffen, die sie für ein Lösegeld entführen wollen. Doch Margaret wird unverhofft von einem verpeilten Witzbold und Verkleidungskünstler gerettet. Die beiden stolpern von einer abwegigen Situation in die nächste... Waren eine Handvoll gute Scherze und Dialoge dabei, aber für meinen Geschmack insgesamt dennoch etwas zu klamaukig. Habe jetzt nicht so die Ahnung von Bob Hope und weiß deshalb nicht, ob das für seine Verhältnisse Standard war, aber mich hat vor allem genervt, wie oft in dem Film die vierte Wand durchbrochen wird, indem der Protagonist direkt in die Kamera guckt oder die Gespräche Meta-Humor enthalten, der meiner Meinung nach nie so wirklich reingepasst hat.
Ich mag lieber Komödien, die sich zumindest insofern selbst ernst nehmen, als sie die Immersion nicht unterbrechen und trotz allem noch eine gewisse Spannungskurve und interessante Handlung haben. Da das hierbei leider nicht der Fall war, fühlte es sich stellenweise eher an wie ein albernes Theaterstück. Viele Charaktere verhalten sich in den Situationen nicht wie im echten Leben, sondern wie in einem überzeichneten Cartoon. Ich glaube, viele der Gags waren schon 1944 deutlich in die Jahre gekommen, insbesondere die Verwechslungen am Ende mit dem Kostüm. Vielleicht ist es nur meine persönliche Präferenz, aber da hab ich lieber zurückhaltenderen Humor, der mit dem richtigen Timing an ein paar Stellen richtige Lacher raushaut und der damit überraschen und clever sein kann, als ein so oberflächliches Dauerfeuer wie hier.
Dafür, dass das praktisch als Piratenfilm verkauft wurde, hat mir so ziemlich alles gefehlt, was das Genre eigentlich ausmacht. Als Swashbuckler lässt sich das kaum bezeichnen. Der "Kampf" auf dem Schiff zu Anfang war im Grunde bereits das Highlight. Ansonsten gibt es praktisch keine Seefahrt, keine Schwert-Duelle, keine aufregenden Handlungsorte. Im Gegenteil, die Hauptfigur Sylvester ist ein Tölpel, ein Clown, der nur unbeabsichtigt von einer misslichen Lage in die nächste rennt und dabei das meiste, was um ihn herum passiert, gar nicht mitbekommt. Was die Schauplätze angeht, finden mindestens zwei Fünftel des Films in einem ekelhaft kitschigen Palast statt, während die Figuren alle fürchterliche Klamotten tragen - da hilft auch der Technicolor-Look wenig. Ansonsten spielt das meiste vom Rest in einer Hafenstadt. Auf See sind wir nur vergleichsweise kurz am Anfang und Ende.
Den leicht verrückten, zahnlosen Piraten mit der lila Mütze fand ich äußerst anstrengend und nervig. Erinnerte mich sehr an einen der Zwerge aus Disneys Schneewittchen >_< Die Musik war nicht übel und Virginia Mayo (siehe auch "Captain Horatio Hornblower", den ich hier schon behandelt habe) als entlaufene Prinzessin, die weiß, was sie will, eine Augenweide. Davon mal abgesehen muss ich allerdings sagen, dass ich hiervon ziemlich enttäuscht war. Der ganze Film ist lediglich eine Ansammlung von Klischees und aufgewärmten Witzen, teilweise mit Slapstick-Einlagen, und all das nichtmal besonders überzeugend umgesetzt. 5/10
Der Pirat und die Dame /Frenchman's Creek (1944)
In Technicolor. Aristokratin aus London hat ihren ignoranten Mann satt und zieht auf ein Anwesen an der Küste, wo sie sich in einen charmanten französischen Piraten verliebt, der dort sein Unwesen treibt. Sie geht sogar einmal mit auf Beutezug! Doch als die feinen englischen Herren unerwartet bei ihr auftauchen, wird es schwierig, die Fassade aufrecht zu erhalten... Uh, da hab ich mir irgendwie etwas ganz anderes drunter vorgestellt :-/ Ich hatte zwar gelesen, dass der Film mehr in Richtung Romantik gehen würde, okay, aber das rechtfertigt noch nicht ein Handlungstempo aus der Hölle. Die erste Hälfte des 110-minütigen Films vergeht wie in Zeitlupe, besteht ausschließlich aus Kennenlern-Schnulz-Gelaber und Belanglosigkeiten. Die zweite Hälfte hat auch noch viel davon und ist nur marginal besser.
Die aufregenden Szenen kann man an einer Hand abzählen (und hat dann noch zwei oder drei Finger übrig!). Sie haben versucht, ein Liebesdrama mit einem Swashbuckler zu verbinden, und sind damit meiner Meinung nach grandios gescheitert. Auch unter Berücksichtigung der Genre-Eigenheiten - ich erwarte ja gar kein großes Action-Spektakel oder non-stop nervenzerreißende Spannung. Doch für bloße Romantik wird zu wenig auf die Figuren eingegangen, für ein Drama gab es nur sehr wenig... Dramatik, und für einen Swashbuckler fehlte es an Kämpfen, Schwung und Abenteuerfeeling. Der Film ist ein seeehr gemächlicher Mischmasch. Im Zentrum steht die weibliche Hauptfigur, gut gespielt von Joan Fontaine, die mit ihrem männlichen Gegenpart Arturo de Córdova immerhin etwas Chemie hat. In einer Nebenrolle zu sehen ist Basil Rathbone, berühmt geworden durch seine vielen Auftritte als Sherlock Holmes zwischen Ende der 30er und Anfang der 50er.
Ich hatte etwas Probleme mit den Beweggründen der Protagonistin. Wenn man mal drüber nachdenkt, kommt das schon sehr selbstsüchtig herüber. Zunächst einmal mag ihr Mann nicht gerade toll sein, aber hat sich jetzt andererseits auch nichts übermäßig Verwerfliches zu Schulden kommen lassen. Der Knackpunkt besteht jedoch darin, dass sie Kinder hat, und diese mit an die Küste nimmt. Dort mit einem Piraten eine heiße Affäre zu beginnen ist eine Sache, aber aus bloßer Sehnsucht nach einem aufregenderen Leben begierig mit ihm zu kommen und ihr Leben zu riskieren (sie hätte locker getötet werden können, es wird mehrfach brenzlig, auf sie wird geschossen usw.), während sie die Kinder im Haus mit einer Bediensteten oder so alleine lässt? Was, wenn sie wirklich draufgegangen wäre? An ihren Nachwuchs scheint sie bei alledem gar nicht zu denken. Und die Tatsache, dass ihr Mann relativ verantwortungslos ist und ein Aufmerksamkeitsdefizit hat, macht das umso gravierender, wenn er möglicherweise der einzige Elternteil bliebe. Am Ende entscheidet sie sich zwar wegen der Kinder, nicht dauerhaft mit dem Piraten zu gehen, aber das ist eine verdammt späte Einsicht, für die sie erst jemanden umbringen musste. Vielleicht zerdenke ich hier wieder mal nur einen alten Film, aber hey, streng genommen ist die Heldin der Geschichte weitaus verantwortungsloser als ihr Mann, doch wir als Publikum sollen auf ihrer Seite stehen. Hmnö. Hat bei mir gleich wieder für einen Sympathiemangel gesorgt. Dabei ist es doch gerade in solchen Erzählungen mit ein wenig Romantik wichtig, etwas mit den Charakteren anfangen zu können, oder? Die Kulissen, Kostüme und Kamera waren recht gut, wenn auch nicht überragend. Die Musik hatte ebenfalls ihre Momente. Insgesamt ist der Film leider ein Snoozefest. 5/10
...dann kam der Orkan /The Hurricane (1937)
Nicht bahnbrechend, aber auch nicht übel. Polynesisches Abenteuer. Ein frisch verheirateter, einheimischer Seemann einer kleinen Insel unter kolonialer Herrschaft wird in Tahiti zu Unrecht verurteilt und versucht immer wieder aus der Gefangenschaft zu fliehen, um Frau und Kind wiederzusehen. Auch als ihm tatsächlich die Rückkehr gelingt, wird er erbarmungslos vom ordnungsbesessenen, strengen französischen Gouverneur verfolgt... und dann kam der Orkan. Einige zentrale (Neben-?)Figuren scheinen nur dazu da zu sein, um immer wieder in der gleichen Kombination miteinander zu reden, ohne direkten Einfluss auf den Rest der Handlung, die sich praktisch einzig und alleine um den Protagonisten dreht. Was irgendwie schon verschwendetes Potential ist, da durchaus ein paar interessante Charaktere dabei sind. Aber immerhin. Hatte zunächst befürchtet, das würde nur ein Katastrophenfilm in der Südsee werden. Stattdessen kommt der Sturm erst im letzten Drittel vor und wurde dann auch noch mit einigen für die damalige Zeit verdammt guten Spezialeffekten umgesetzt. Der Anfang des Films ist leider sehr gemächlich und lahm, aber es lohnt sich für einige der Szenen aus dem Finale, am Ball zu bleiben. 6/10