-
Deus
It's HAMMER time!
Gruft der Vampire /The Vampire Lovers (1970)

Jetzt bin ich, angefixt von Dracula, auf den Vampir gekommen. Hammer hat noch ein paar mehr Filme mit diesem Thema gemacht. Ah ja, die Karnstein-"Trilogie", angefangen mit diesem hier. Britischer Semi-Lesben-Vampirfilm der in der österreichischen Steiermark spielt xD? You bet! Die Handlung findet 1790 statt und basiert lose auf der Novelle Carmilla von Sheridan Le Fanu, die 1871 geschrieben wurde, also noch ein Vierteljahrhundert vor Bram Stokers Dracula, und damit einen gehörigen Einfluss auf das Genre hatte. Vielleicht liegt es daran, dass hier ein paar der altbekannten Regeln nicht zutreffen - diese Blutsauger haben zumindest kein ganz so heftiges Problem mit Sonnenlicht und sind darüber hinaus immun gegen Feuer.
Auf einer Feier von General Spielsdorf (Cushing, yay! Wenn auch nur in einer Nebenrolle) wird eine Gräfin fortgerufen und bittet den Gastgeber, ihre Tochter Marcilla für ein Weilchen bei sich aufzunehmen, was dieser bereitwillig tut. Leute sterben. Die Tochter des Generals, Laura, wird immer schwächer und blässer, aber Marcilla ist ja da um sie zu beruhigen (muhaharr!!). Langsam machen Geschichten von Vampiren die Runde. Marcilla findet eine neue Familie, der sie sich aufdrängen kann, und das Muster wiederholt sich, als die junge Emma ebenfalls krank wird. Währenddessen kann der General nicht ruhen und sucht den Rat von Baron Hartog, welcher der Karnstein-Vampirmeute einst einen (fast?) vernichtenden Schlag versetzt haben soll.
Gar nicht mal übel. Ich mochte, wie sich die Story um relativ viele Figuren dreht, obgleich die natürlich nicht alle gleich gut ausgearbeitet worden sind. Speziell um Marcilla (Carmilla /Mircalla, oder wie auch immer, besonders kreativ war sie mit ihren Anagramm-Decknamen ja nicht gerade) haben sie sich aber wirklich gekümmert und ihr einige faszinierende Charakter-Szenen gegeben. Also ein völlig anderer Fokus als bei den Dracula-Teilen, wo die Titelfigur meist kaum Screentime hatte. Manchmal tauchen übrigens einige echt schrille Schreie des Entsetzens auf, ich habe euch gewarnt ^^ Ein paar sehr harmlose Erotik-Momente mit ein bisschen nackter Haut und Brüsten gibts auch. Für mich gewiss kein Minuspunkt
Wo wir gerade bei Brüsten sind: Finds irgendwie amüsant, dass hier nicht mehr traditionell in den Hals gebissen wird *g*
Ein bisschen schade erschien mir, dass sich die tollen Gothic-Szenen mit Nebel usw. in und um die alte Schlossruine der Karnstein-Familie auf den (sehr genialen - ich sag nur Decapitatiooon!) Anfang und das Ende beschränken. Zwischendrin ist das Setting nicht so hip, halt ausschließlich feine, aristokratische Anwesen, aber nichts, was von der Ausstattung her besonders aufregend gewesen wäre. Der Film heißt auf deutsch Die Gruft der Vampire, aber eine Gruft im engeren Sinne kommt gar nicht vor. Was es mit dem Anfang auf sich hat bzw. wie dieser mit dem Rest zusammenhängt, erfährt man erst kurz vor Schluss, was gut gelöst worden ist.
Das Hauptproblem ist das Plätschern der Handlung. Hab ja nichts dagegen, dass sie sich Zeit nehmen und die Vamp-Mädels ihre Gespielinnen umgarnen, aber das ist trotz Todesfällen irgendwie überaus konfliktarm. Spannend wirds erst, als Verdacht geschöpft wird, dass die Vampire an den Tragödien schuld sein könnten und erstmal fleißig Knoblauch-Blumen rangeschafft werden. Aber bis dahin ist ein Großteil des Films schon vorbei. Hätte man den Mittelteil ein wenig gestrafft, wäre das locker viel besser geworden. Vielleicht sollte man den Streifen aber auch einfach mehr als Übung in Style und Atmosphäre betrachten und wissen, worauf man sich einlässt. Auf jeden Fall einen Blick wert, erst recht für Fans, aber imho haarscharf am Status einer echten Genre-Größe vorbeigeschrammt: 6/10, mit Tendenz nach oben.
Nur Vampire küssen blutig /Lust for a Vampire (1971)

Der zweite Teil der Karnstein-"Trilogie". Setze das in Anführungszeichen, weil ich festgestellt hab, dass die abgesehen vom ungefähren Schauplatz, einigen groben thematischen Gemeinsamkeiten bzw. Rückbezügen zu Carmilla und der Tatsache, dass sie von Tudor Gates geschrieben wurden, alle drei inhaltlich nicht allzu viel miteinander gemein haben und schon gar nicht aufeinander aufbauen. Mitte des 19. Jahrhunderts will ein Typ, der eigentlich nicht an Vampire glaubt, ein Buch über sie schreiben und stattet dem Karnstein-Familiensitz daher einen Besuch ab. Da sind viele hübsche, junge Mädels in einer privaten Schule in unmittelbarer Nähe. Aber sind die düsteren Behauptungen der Village People nur Geschwätz? Scheint nicht so, als es unausweichlich zu unerklärlichen Todesfällen kommt. Und was hat es mit dieser Mircalla auf sich? Letztere, diesmal von einer neuen Schauspielerin verkörpert (die Dänin Yutte Stensgaard), ist ja ganz schnuckelig. Alle verlieben sich in sie, was natürlich eine ganz schlechte Idee ist ^^'
Eigentlich eine verpasste Chance, dass die Handlung nicht stärker mit dem Vorgänger verbunden wurde. Ansonsten zieht sich der Film leider ohne viel Vampir-Spaß mit Blut und Biss und Zähnen. Zu viel wird auf die Mädchenschule eingegangen und zu wenig auf die legendär-schreckliche Sippe. Nacktheit und Brüste, okay, aber diese komische Liebesszene mit blöder Musik unterlegt wirkte deplatziert. Ehrlich gesagt alles eher lahm. Gegen Ende wird es besser mit einer spürbaren Steigerung und dem Marsch auf das Schloss, aber so wirklich neu oder besonders ist auch das nicht und dauert nur wenige Minuten. 5/10
Draculas Hexenjagd /Twins of Evil (1971)

Dritter Teil der Trilogie. Nicht vom deutschen Titel irritieren lassen, mit Dracula hat das mal wieder nix zu tun. Während eine Gruppe streng religiöser Fanatiker, angeführt vom kompromisslosen Gustav Weil, alle Frauen jagt, die der Hexerei verdächtigt werden, und dabei reihenweise unschuldige Opfer verbrennt, treffen aus Venedig Weils kürzlich verwaiste Nichten Maria und Frieda in Karnstein ein und werden von ihm und seiner Frau aufgenommen. Die beiden sind Zwillinge und nicht gerade begeistert von ihrem Onkel, doch davon abgesehen von erstaunlich unterschiedlicher Persönlichkeit: Maria ist brav und zurückhaltend, doch Frieda frecher und provokanter und sucht nach einem Weg, der neuen Enge und Strenge zu entkommen. Der örtliche Graf Karnstein, der einen schlechten Ruf als sündhafter Mann hat, fasziniert sie...
Geil! Peter Cushing als fanatischer Hexen-Grillmeister in göttlicher Mission
Bei der Wahl, wem man eher gegenüberträte, würden sich die meisten von uns sicherlich lieber für den Vampir entscheiden ^^ Was Puritaner in jenem Zeitalter in deutschen Landen zu suchen hatten erschließt sich mir zwar nicht ganz, aber das war eine schöne, kleine Geschichte, mal was anderes. Stellenweise fühlte ich mich an einen dieser guten alten TV-Märchenfilme erinnert, und das mein ich durchaus als Kompliment, nur halt mit höherem Budget, besseren Schauspielern, zynischen Handlungspunkten und ab und zu ein bisschen Gore xD Apropos - Klasse Finale! Da gehts nochmal richtig zur Sache ^__^
Das Titelthema ist bombig, was ich beileibe nicht von vielen Hammer-Werken behaupten kann (das Video zeigt auch ein paar tolle Momente um euch einen Eindruck von Twins of Evil zu geben, denn der echte Trailer ist meiner Meinung nach nicht gut gealtert). Die Kulissen sind effektiv, aber etwas schmuckloser und kälter als zuvor. Überhaupt ein eher düsterer Film. Hat mir überraschend gut gefallen. Das war mit Leichtigkeit der beste Teil von den dreien. Die Blu-ray war übrigens schweineteuer und hart an der Grenze dessen, was ich für einen einzelnen Film auszugeben bereit bin. Immer diese winzigen Stückzahlen, Zeug sofort vergriffen *kopfschüttel* Aber bin froh, dass das überhaupt bei uns veröffentlicht wurde und ich noch eines der letzten Exemplare ergattern konnte. 7/10
Der Kuss des Vampir /The Kiss of the Vampire (1963)

Moody, langsam aber wirksam. Eine relativ kleine Geschichte, die dafür sehr nah an ihren Hauptfiguren bleibt. Ein frisch verheiratetes Paar hat eine Autopanne in einer abgelegenen Gegend, kommt in einem Gasthaus unter, dessen Besitzer etwas zu verbergen haben, und erhalten eine Einladung in das nahe gelegene Schloss von der dort lebenden, hoch angesehenen Familie. Die scheinen zunächst super-nett zu sein, bevor sie auf einer großen Feier ihr wahres Gesicht als bösartige Blutsauger-Sekte zeigen. Zieht sich zwischendurch etwas, aber wird nicht soo langweilig. Man kann gut am Ball bleiben, sollte allerdings nicht übermäßig viele typische "Vampirmomente" erwarten, die clever mit dem Mythos spielen.
Die erste Hälfte war besser, als man noch nicht genau wusste, was da abgeht und wie wer zu wem steht. Die Eröffnungsszene mit der Beerdigung fand ich irgendwie amüsant, hehe. Ein paar Nebencharaktere kamen mir aber verschwendet vor, aus der Tochter der Hotel-Besitzer zum Beispiel hätte man viel mehr herausholen können. Die Figur wird früh genug eingeführt, aber spielt danach wenn überhaupt nur eine extrem untergeordnete Rolle. Obendrein war das Finale etwas dämlich, ich sag nur Gummifledermäuse an Fäden. Darüber hab ich mich hier ja zuvor bereits ausgelassen, aber diesmal fällt es durch die Anzahl umso negativer auf. Wie so oft war das Ende generell viel zu knapp. Hätte es lieber gehabt, wenn der Mann und der betrunkene Professor-Typ vom Anfang zusammen auf Abrechnungstour gegangen wären, naja. Nichts besonderes aber sehr solide. 6/10
Circus der Vampire /Vampire Circus (1972)

Ein Dorf im Europa des 19. Jahrhunderts ist zunächst erfreut über den Besuch des Zirkus. Die Bewohner hoffen, etwas Ablenkung von der umgehenden Seuche zu finden. Wegen der Quarantäne dürfen sie das Gebiet nicht verlassen, sonst wird auf sie geschossen! Aber die Probleme haben gerade erst angefangen, als plötzlich Kinder verschwinden und weitere Bürger von Bestien zerfleischt werden. Wäre es möglich, dass das Erbe eines mächtigen Vampirs wieder ans Licht kommt, der Jahre zuvor das ganze Dorf verfluchte und versprach, alle umzubringen? Die Zirkustruppe will Rache und ihren Meister Graf Mitterhaus auferwecken. Viele Menschen werden das Blutbad nicht überleben. Nee, ernsthaft, es dürfen Wetten abgeschlossen werden ^^ Das endet in einem ziemlichen Gemetzel.
Und noch eine schöne Überraschung! Ein richtig gemeiner kleiner Film. Deutlich brutaler als die anderen Hammer-Produktionen dieser Art und mit mehr nackter Haut. Ist in Schland entsprechend auch ab 18. Einige attraktive Mädels spielen mit (Lynne Frederick, Lalla Ward, Domini Blythe...). Die Stimmung ist teilweise etwas surreal aber stets bedrohlich. Denke, das hängt unter anderem damit zusammen, dass hier deutlicher als noch in den früheren Werken auch Kinder und Jugendliche in Gefahr sind. Ein bisschen leidet der Film unter billig wirkenden Kulissen/Effekten und mittelprächtigen Schauspielern, vor allem ersteres habe ich als Kritikpunkt in diversen Rezensionen vernommen (welche unterm Strich trotzdem meist positiv ausfielen). Jedoch tragen gerade diese einfachen Sets irgendwie stark zu der bizarren Atmosphäre bei.
Insgesamt kommt der Streifen rüber wie ein verstörender Jahrmarkt-Trick, und insofern würde ich sagen, dass man das begrenzte Budget effizient eingesetzt hat. Kann aber verstehen, wenn sich an dem Film die Geister scheiden. Zündet vermutlich nicht bei jedem, aber da wo er es tut, wird er wirklich Eindruck machen. Vampire Circus ist ein grotesker Genre-Höhepunkt, und sofern man sich drauf einlässt, meiner Ansicht nach wesentlich spannender als ein Großteil des übrigen Hammer-Krams. 7/10
Captain Kronos - Vampirjäger /Captain Kronos - Vampire Hunter (1974)

Ein Ex-Soldat und Meister-Schwertkämpfer zieht zusammen mit seinem buckligen Assistenten durchs Land und jagt Vampire. Für diesen Fall begleitet sie die hübsche Carla (B-Movie Göttin Caroline Munro, yay!), die von ihnen auf dem Weg befreit wurde. Es häufen sich Fälle, in denen junge Frauen einer mysteriösen Gestalt begegnen und dann rapide altern und sterben. Wer steckt dahinter? Hmm. Der Film sollte eigentlich genau mein Ding sein. Wirkt viel mehr wie ein Swashbuckler, ein spaßiges Abenteuer mit tapferen Helden, zwielichtigen Schurken und nur minimalen Horror-Elementen. Aber irgendwie wollte der Funke nie so ganz überspringen. Was also lief schief?
Das Konzept ist ja grundsätzlich ganz unterhaltsam und in Ordnung, aber die Production Values sind jetzt dank offenbar eingedampftem Budget im Keller, die Drehorte und Studiobauten kaum bemerkenswert. Die durchaus einigermaßen sympathischen Hauptfiguren sind genau wie die Handlung selbst leider übelst klischeehaft, der Titelheld zu perfekt und eindimensional, das Tempo zu langsam. Die nicht sonderlich überzeugenden Schauspieler verschlimmern das alles. Es fehlte an Originalität, und etwas mehr Spannung, Horror und Action hätte auch nicht geschadet. Die wenigen Momente wo es doch mal grob in diese Richtung geht, sind nicht aufregend genug und schnell wieder vorbei, was auch auf das vergleichsweise enttäuschende Finale zutrifft. Hier hätte Kronos zeigen können, was er mit dem Schwert alles drauf hat, jedoch habe ich schon in dreißig Jahre älteren Filmen erheblich bessere Kampf-Choreographien gesehen. Und dann wären da noch massig kleinere störende Logiklöcher bzw. nicht nachvollziehbare Pläne und Handlungsweisen der Figuren.
War ja klar, dass das nix wird. Captain Kronos ist von 1974, mit dem Jahr hab ich filmtechnisch echt Probleme >_> Ursprünglich war das als erster Teil einer Reihe geplant, aber wurde wegen ausbleibendem Erfolg nicht fortgesetzt (das gilt für mehrere Hammer-Produktionen). Man merkt dem Studio gewissermaßen an, dass sie in dieser späten Phase nachgelassen haben. Kein Wunder, dass Hammer wenige Jahre später von der Bildfläche verschwand und nach Eigentümerwechsel erst 2007 ein Revival erlebte. Übrigens wird im vorliegenden Film erwähnt, dass der Antagonist zur Karnstein-Familie gehört, weshalb es ein paar Leute gibt, die Kronos zu der obenstehenden Trilogie gruppieren.
Ich weiß nicht. Möchte mit meinem Urteil nicht zu vernichtend klingen. Schätze, als Beginn einer Franchise (oder gar als TV-Serie, denn danach sieht es stellenweise fast aus) hätte mir das hier rückblickend besser gefallen. Manche Story-Probleme werden dadurch deutlicher, dass es so sehr für sich alleine steht. Kronos wird als einsamer und stoisch-lässig-besonnener Supertyp dargestellt, aber es fehlt einfach Material, um das zu untermauern. Wenigstens ist Munro eine oberflächliche Bereicherung. 5/10
Geändert von Enkidu (08.04.2017 um 02:34 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln