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Deus
Phantom der Oper /Phantom of the Opera (1943)
Mit Ton und in Farbe, Remake des unten aufgeführten Stummfilms und meine erste Erfahrung mit der bekannten Geschichte. Hm, ging so. Wie in so ziemlich allen frühen Farbfilmen haben die Macher ein bisschen zu dick aufgetragen, sodass der Film recht knallig und stellenweise visuell kitschig rüberkommt. Auch unter Berücksichtigung des Opern-Settings mit den ganzen Kostümen usw. hätte das nicht sein müssen. Daran solls aber nicht scheitern. Was mich viel mehr gestört hat war die Struktur der Handlung bzw., wie ich inzwischen erfahren habe, die recht freien Veränderungen gegenüber der Literaturvorlage. Der Film ist mehr eine Origin-Story und macht aus der Titelfigur einen tragischen und missverstandenen Mann, der erst im Laufe der Story zum Phantom wird - und zwar leider erst verdammt spät. Bis es so weit ist und zwischendurch gibts dafür immer wieder Szenen mit Musik-Gedöns, die narrativ nicht viel beitragen. Das, was ich eigentlich am interessantesten gefunden hätte und was ich so von dem, was ich wusste, immer zum "Phantom der Oper" im Hinterkopf hatte, nämlich das Hinabsteigen in die Katakomben mit der entführten Sängerin sowie die Demaskierung, wird hier in den letzten zehn Minuten ganz fix abgehandelt. Viel länger beschäftigt sich diese Version von 1943 mit den beiden Kerlen, die besagte Sängerin umwerben, wozu auch einiges an völlig deplaziertem Humor gehört. Kein schlechter Film, aber irgendwie zu wenig Fokus, zu langsam und oberflächlich, kurz: Durchschnitt. 6/10
Das Phantom der Oper /The Phantom of the Opera (1925)
Oha! Tausendmal besser. Das hier ist der Stummfilm von 1925, einer der ersten Verfilmungen des Stoffes (gab auch noch eine deutsche unautorisierte von 1916, die aber leider verschollen und wahrscheinlich unwiederbringlich verloren ist), und gilt bis heute weitgehend als beste Version - wie ich nun feststellen konnte völlig zu Recht! Hier lebt der verrückte, entstellte Musiker, großartig gespielt von Lon Chaney mit schauerlichem Make-up, bereits von Anfang an unter dem Opernhaus, sucht die dort Arbeitenden heim und versucht der jungen Christine Daae zu einem Auftritt zu verhelfen. Als seine Drohungen gegen das Haus in den Wind geschlagen werden, inszeniert er einen Unfall und nimmt die Primadonna mit in sein Reich (und das nicht erst zum Finale). Entgegen seiner Warnungen demaskiert die neugierige Christine ihn - eine der ganz großen Momente der Filmgeschichte. Das "lebende Skelett" lässt sie ziehen, aber verbietet ihr, ihren Geliebten wiederzusehen. Sie macht es während einem Maskenball trotzdem (Technicolor-Sequenz!), das Phantom hört unbemerkt zu und ist verdammt angepisst xD Die Dinge nehmen ihren Lauf...
Habe den übrigens mit einem erstklassigen neuen (?) Orchester-Score geschaut, wunderbar synchronisiert mit einigen Gesangseinlagen. Ansonsten sind die Szenen wie damals üblich verschiedentlich eingefärbt, je nach Stimmung und Ort. Generell werden heutzutage Stummfilme angesichts moderner Sehgewohnheiten schnell mal ermüdend. Nicht so hier! Habe mich die ganze Zeit bestens unterhalten gefühlt und wollte wissen, wie es weitergeht. Das Set-Design war faszinierend, vor allem das Versteck des Phantoms mit seinen Fallen und Vorrichtungen usw. Rundum gelungener und sehr sehenswerter Gothic-Streifen. Gibt eine tolle Blu-ray-Veröffentlichung vom British Film Institute. Wegen abgelaufenem Copyright kann man den natürlich auch auf YouTube schauen, dort ist die Bildqualität aber meistens im Keller. Auch gibt es einige Versionsunterschiede zu beachten: 1929 gab es eine Neuauflage, für die afair über ein Drittel des Films neu gedreht und einige Abschnitte verändert wurden. 8/10
Spuk im Schloss /The Cat and the Canary (1927)
Wo wir grade bei Stummfilmen sind: The Cat and the Canary ist quasi der Prototyp des Haunted House /Testamensverlesungs Genres, wenn man so will ^^ Zwanzig Jahre nach seinem Tod kommt die größtenteils geldgierige Verwandtschaft eines reichen Mannes des Nachts zu seinem Anwesen. Sonst ist nur der Notar und eine creepy ernste Dienstmagd dort. Diejenige, die das Erbe bekommen soll, erhält es aber nur, wenn ein später eintreffender Doktor sie für geistig gesund befindet. Andernfalls bekommt derjenige, dessen Name in einem zuvor mysteriöserweise bereits geöffneten und vom Notar getragenen Schreiben festgehalten ist, das Vermögen. Dann taucht auch noch ein Wächter auf, der meint, ein durchgeknallter und gefährlicher Typ, der sich für eine wilde Katze hält, würde dort irgendwo sein Unwesen treiben. Tja, und plötzlich wird der Notar tot aufgefunden und der Brief mit dem Namen ist weg.
Hier ist echt alles drin, was man aus dieser Art von Geschichte kennt. Versteckte Türen, atmosphärische Stimmung in einem alten Gemäuer, skurrile Gestalten. Sicher, die Figuren sind alle Stock Characters ganz nach den inzwischen allseits bekannten Klischees, aber das muss nix Schlechtes sein. Auch handelt es sich hier weniger um einen Horrorfilm im engeren Sinne, vielmehr weist er zahlreiche amüsante Stellen auf. Ein bisschen wie bei Scooby Doo, nur mit mehr Niveau. Klasse auch, wie mit verschiedenen Filmtechniken gearbeitet wurde. Die Schrift der Texteinblendungen verändert sich je nach Lage, es gibt Überblendungen oder Einstellungen, in denen man die innere Mechanik einer Uhr bzw. einer versteckten Tür sehen kann und Ähnliches. Ein bisschen schade fand ich nur, dass die Auflösung des ganzen Rätsels dann doch nicht so clever war, wie ich gehofft hatte. Vielleicht denk ich bei solchen Filmen einfach zu viel nach. Hätte es besser gefunden, wenn man den oder die Täter von Anfang an dabei gehabt hätte - schließlich grübelt man automatisch, wer dahintersteckt. Wenn es dann doch nur jemand ist, den man davor nie gesehen hat, ist die Wirkung und der Aha-Moment nur halb so groß. Nichtsdestotrotz eine angenehme Erfahrung. Leider gibt es von dem Film keine angemessen restaurierte HD-Version. Wäre eigentlich mal an der Zeit. 7/10
The Mummy's Tomb (1942)
Zurück zu den Talkies der 40er. Der dritte Teil der Mumien-Reihe, und es geht steil bergab. Übrigens wieder nie in Deutschland veröffentlicht worden, aber diesmal find ichs nicht schade drum. Erstmal: Der Film geht nur 60 Minuten. Das wäre so weit ja in Ordnung, aber dann werden am Anfang 12 Minuten mit einer langweiligen Zusammenfassung des Vorgängers The Mummy's Hand verplempert! Das heißt, effektiv hat dieser Spielfilm eine Laufzeit von gerade mal einer Dreiviertelstunde >_> Dass da nicht viel Charakterentwicklung passiert, versteht sich fast von selbst. Dann ist aber die Handlung nur ein lahmer Aufguss mit abgespecktem Setting. In Kurzform: Die Mumie hat überlebt, der Kult schickt 30 Jahre später einen neuen Hohepriester in die USA, um mit dem von ihm kontrollierten Monster die Überlebenden der damaligen Expedition und deren Nachkommen zu töten. Die weibliche Hauptfigur aus dem vorherigen Film ist zwischenzeitlich schon gestorben. Und das war's im Wesentlichen. Die Mumie bringt die Protagonisten aus The Mummy's Hand und noch dazu einige Unbeteiligte um die Ecke. Einigermaßen lächerlich, wie es keiner schafft, vor dem langsam schlurfenden Einbandagierten zu fliehen. 4/10
The Mummy's Ghost (1944)
Dito zu oben. Ebenfalls nur eine Stunde, diesmal aber wenigstens ohne ausufernden Flashback. Der neue ägyptische Obermacker-Priester des Geheimkultes reist nach Amerika, um die Monster-Mumie und den Körper der Prinzessin zurück in die Heimat zu bringen. Leute sterben. Zwischendurch hat man versucht, hier noch in Anspielung auf den allerersten Mumienfilm etwas mit Reinkarnation einzubauen, denn anscheinend ist die Prinzessin bereits wiedergeboren worden. Blöderweise führt dieser Handlungsstrang aber nicht weit und wird äußerst unbefriedigend aufgelöst, sodass man sich fragt, was das alles eigentlich sollte oder welche Regeln dem zugrunde liegen. Schauspielerisch ist die Qualität auch längst eingebrochen.
Darüber hinaus frage ich mich, warum so viele Filmreihen diesen Unsinn mit dem Setting machen. Ernsthaft! Ist das nur eine Frage des Budgets oder was? Wer kommt bitte auf die bescheuerte Idee, dass es faszinierender sein könnte, die langweiligen Alltags-Umgebungen einer random Stadt als Handlungsort zu nehmen, wenn man zuvor etwas weit Entferntes mit Abenteuer und Exotik hatte? So etwas begegnet einem in Genre-Fortsetzungen immer wieder, und ich hasse es. Scheint bei Creature from the Black Lagoon ja genauso gelaufen zu sein. Manchmal ist es sogar in einem einzigen Film so, siehe zum Beispiel King Kong. Wobei es dort wenigstens auch in der modernen Zivilisation noch spektakulär bleibt. Trotzdem würde mich der Teil der Geschichte auf einer Insel von Riesen-Urzeitwesen stets weit mehr kümmern als urbane Tristesse. Vielleicht glauben die Autoren, den Grusel effektiver zu machen, indem sie ihn quasi vor unsere Haustür verlegen. Mir bleibt da aber zu viel Atmosphäre und Glaubwürdigkeit auf der Strecke. Meine Suspension of Disbelief ist größer, wenn man mir etwas zeigt, wovon ich keine Ahnung habe. Eine Mumie in der Nachbarschaft hingegen wirkt abstrus deplatziert und nicht halb so aufregend wie das Erforschen alter Ruinen im Orient.
Wenn man mit den übernatürlichen Elementen wenigstens richtig was anstellen und den Mythos in dem neuen Rahmen erweitern würde, aber nö. Wäre The Mummy's Tomb, wo der Schritt mit dem Ortswechsel thematisch noch ganz gut reingepasst hat (weil der "Fluch" die Forscher wenn auch mit massiver Verspätung bis nach Hause verfolgt), diesbezüglich die Ausnahme geblieben, würde ich mich darüber nicht so sehr beschweren. Aber da es auch in der letzten regulären Fortsetzung The Mummy's Curse so ist, sich also in drei Filmen alles nur noch in den USA abspielt, und die bekannten Elemente nur immer wieder durchgekaut werden, ohne was Neues von Interesse zu bieten, kann man einen klaren Niedergang konstatieren. Ein Armutszeugnis. 4/10
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Das zu Universal und den Monstern für heute. Hatte eigentlich vor, zumindest die Reihen aller bekannten Kreaturen (Dracula, Frankensteins Monster, Mumie, Invisible Man, Wolfsmensch, Schrecken vom Amazonas) nach und nach durchzugehen, aber da die Qualität oft mit der Zahl der Sequels abzunehmen scheint und ich bei den letzten beiden Mumiengeschichten echt zu kämpfen hatte, weiß ich nicht mehr, ob ich das wirklich noch durchziehen sollte.
The Return of the Vampire (1943)
Nee. Columbia wollte gerne eine direkte Dracula-Fortsetzung draus machen, durfte aber nicht, also wurde der Charakter umbenannt. Die Story erscheint mir in Rückschau hirnrissig. Im Bombardement auf London während des Zweiten Weltkrieges treffen die Nazis einen Friedhof. Die dort arbeitenden Totengräber, die aufräumen sollen, beleben versehentlich den Vampir wieder, indem sie den Pfahl entfernen ...oder so ähnlich. Dass darin direkt auch noch der Werwolf eingebaut wurde, aber als untergebener Diener von Dracula des Vampirs (Armand Tesla alias Dr. Hugo Bruckner), wirkt total übertrieben und in der Kombination seltsam unpassend, da sich die Geschichte ansonsten selbst ziemlich ernst nimmt, aber diese Szenen zum Teil wie aus einem Comic-Strip entsprungen scheinen. Das Set des nebeligen Friedhofs ist atemberaubend stimmungsvoll, das muss ich ihnen lassen. Ansonsten erneut viel Blabla, wenig Substanz. Der Film wird von vielen scheinbar trotzdem respektiert, hauptsächlich weil Bela Lugosi wieder den Blutsauger spielt, aber das alleine kann eine so hohle und monotone Geschichte auch nicht retten. 4/10
Stadt der Toten /The City of the Dead /Horror Hotel (1960)
Gothic-Horror über eine Studentin, die auf den Tipp ihres Professors hin in einem kleinen, abgelegenen Ort Nachforschungen über Hexen anstellen möchte und es mit einem mörderischen Kult zu tun bekommt. Mit Christopher Lee in einer wichtigen Nebenrolle und einer unerwarteten Handlungsentwicklung in der Mitte des Films. Das Dorf namens Whitewood selbst hat ein geniales Design, selten so viel Nebel gesehen. Die Atmosphäre ist genuin creepy, wozu auch der Chor in einigen Szenen beiträgt. Unterm Strich nichts Weltbewegendes, aber für das was es sein will sehr gut gemacht und stellenweise spannend. Ihr könnt den Film legal unter anderem hier anschauen. 7/10
Die rechte und die linke Hand des Teufels /Lo chiamavano Trinità... (1970)
Ist schon eine Weile her, aber den konnte ich auch endlich mal nachholen. Kannte bisher nur die Fortsetzung Vier Fäuste für ein Halleluja. Der erste Teil hat mir nicht ganz so gefallen wie das Sequel, auch wenn er Spencer & Hill damals erst groß gemacht hat. Imho etwas weniger Biss, Witz und Charme, die Handlung zieht sich ohne wirklich erinnerungswürdige Momente ein wenig und hätte von einer 20 Minuten kürzeren Laufzeit profitiert. Ganz nett aber brauch ich nicht nochmal gucken. 6/10
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