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Deus
Yojimbo - Der Leibwächter /Yôjinbô (1961)
War besser als Sanjuro. Das Dumme ist nur, Für eine Handvoll Dollar ist einer meiner absoluten Lieblingswestern, und wenn man jenes modernere und imho irgendwie bessere Remake kennt, dann bietet das japanische Original wirklich nicht mehr viel Neues. Es ist praktisch der gleiche Film, mit nur kosmetischen, durch das Setting bedingten Unterschieden. Anders als bei Die sieben Samurai /Die glorreichen Sieben, wo mir die Urfassung viel mehr zusagte als die spätere Western-Version, ist es diesmal genau andersherum. Soll aber nicht heißen, dass Yojinbo kein guter Film wäre. Der einzelgängerische Samurai, der zwei verfeindete Clans in einer Stadt gegeneinander ausspielt, das war schon direkt das Material für einen instant Klassiker und man sieht auch warum. Anders als in Sanjuro, wo die Hauptfigur bloß von den aufrichtigen Nachwuchs-Samurai gegen die korrupten Schurken angeheuert wird, gibt es hier eine Konfliktpartei mehr, was die ganze Geschichte ein bisschen interessanter macht. Was ich oft bezüglich Zusammenhängen zwischen den beiden Filmen las, kann so aber zeitlich eigentlich kaum hinkommen. Da dürften schon viele Jahrzehnte zwischen beiden Handlungen liegen, und wenn überhaupt, wäre Sanjuro keine Fortsetzung sondern ein Prequel, das lange vor Yojinbo spielt (letzterer soll laut Einblendung am Anfang in den 1860ern stattfinden; einer der Bösewichte benutzt einen Revolver). Dass der jeweils von Mifune verkörperte Protagonist so heißt, scheint mir von daher bloß Zufall oder Anspielung zu sein.
Ein Punkt, der mir bei beiden Werken negativ aufgefallen ist: Die Schwertkämpfe und damit verbunden die nicht vorhandenen Effekte. Brauche ja keinen übertriebenen Blood & Gore Faktor, aber man sollte imho schon merken und sehen und spüren können, dass da jemand richtig mit dem Katana zersäbelt wurde. Hier ein bisschen was zu zeigen, das wäre auch 1961 und trotz schwarz/weiß absolut möglich gewesen. So wie es ist, kommt mir das leider höchst unglaubwürdig vor, als kämpfe Sanjuro nicht mit einem echten Schwert, sondern mit einem Holzstock, und wenn er jemanden damit trifft, geht derjenige sofort zu Boden, obwohl er äußerlich vollkommen unversehrt ist *schulterzuck* Auch entsprechende Soundeffekte hätte man in dem Zusammenhang besser nutzen können.
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Liest hier eigentlich jemand mit ^^ ? Interessieren solche Eindrücke überhaupt? Ich mein ja nur, das war jetzt ein Pentadecuple-Post (glaube ich)
Hat keiner schonmal einen der behandelten alten Schinken gesehen? Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, nur her damit.
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Engel
Ich lese durchaus mit. Allerdings habe ich nichts zu sagen, weil ich mir solche alten Schinken selber nicht ansehe
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Deus
In letzter Zeit geguckt:
Die Feuerzangenbowle (1944)
Kultiger deutscher Klassiker mit Heinz Rühmann, den ich zuvor nur noch aus verschwommen-bruchstückhaften Erinnerungen kannte. Ein anerkannter Autor durchlebt nach einer Schnapsidee mit Kollegen nochmal seine Schulzeit. Die Maskerade geht mit allerlei Schabernack einher. Film an sich nur eine angenehm-sympathische, unbeschwerte Komödie mit ein paar melancholischen Untertönen, zu der jeder einen Bezug hat, der selbst mal Schüler war. Das Erscheinungsjahr macht es aber umso bemerkenswerter. Bei einigen Szenen ist es mir echt ein Rätsel, wie der Film durch die staatliche Zensur gekommen ist. Macht übrigens besonders Bock in richtig großen Gruppen und den üblichen Mitmach-Spielchen, die sich dazu (ähnlich wie bei der Rocky Horror Picture Show) inzwischen etabliert haben, wie ich jetzt aus Erfahrung sagen kann. Quasi interaktives Kino ^^
Kampf der Welten /The War of the Worlds (1953)
Naja. Besser als das Remake von 2005 mit Tom Cruise und Dakota Fanning, das muss man dem Film auf jeden Fall lassen. Für die 50er sicher erstaunlich und neu, aber rückblickend betrachtet wäre da echt viel mehr drin gewesen. Die Laufzeit beträgt nur gut 80 Minuten. Die Story bleibt leider unheimlich dünn und strukturlos, hatte für meinen Geschmack zu viel von einem typischen Katastrophenfilm. Entsprechend sind auch die Charaktere kaum mehr als eindimensionale Pappkameraden. Habe was das alles angeht beileibe keine Wunder erwartet, doch ein bisschen mehr bestaunenswerte Sci-Fi und eine Handlung, die über Invasionschaos hinausgeht, hätte mich gefreut. Weniger Stock-Footage wäre auch nett gewesen, aber damit muss man bei dem Jahrgang ja leider rechnen. Immerhin gut hingekriegt haben sie die schnelle Eskalation und die Atmosphäre der Ohnmacht und Verzweiflung gegenüber einem scheinbar unaufhaltsamen, übermächtigen Feind. Das Highlight war die Szene im verlassenen Haus, wo sich der Protagonist und seine Love Interest vor der Marsianer-Sonde verstecken müssen. Da kam etwas Spannung auf, vor allem als man einen der Aliens endlich mal kurz sehen durfte. Schade dass sie davon nicht mehr eingebaut haben. Kenne das Buch von Wells nicht, von mir aus hätten sie sich gerne ein Stück weit davon entfernen können, um die Geschichte besser zu würzen. Sehenswert schon aus Genre-historischen Gründen, aber imho kein Meisterwerk.
Mord im Orient-Express /Murder on the Orient Express (1974)
Hat mir um ehrlich zu sein nicht sonderlich zugesagt. Hatte mir irgendwie was ganz anderes darunter vorgestellt. Krimi-Mystery im Zug, schon klar. Aber dachte da wäre mehr Exotik, Aufwand und vielleicht auch etwas Spannung dabei. Kamera und Szenenbild empfand ich leider als uninspiriert, trist und lahm, gerade für 1974. Wäre aber alles zu verzeihen gewesen, wenn die Geschichte und das Rätsel gestimmt hätten, doch das war für mich der größte Knackpunkt. Normalerweise ratet man ja mit, wer der Schuldige sein könnte. Dass es einfach ALLE waren, erschien mir als Lösung irgendwie zu billig und einfach. Kam mir da etwas verarscht vor. Vielleicht funktioniert das besser, wenn man von vornherein mit dem Namen von Detektiv Hercule Poirot etwas anfangen kann, da das für ihn ja so ein spezieller Fall war. Und sicher, wie sich da immer mehr Zusammenhänge auftun war schon gut ausgedacht. Wie die Charaktere am Ende mit der Situation verbleiben, hat mich aber unheimlich gestört und den Film total runtergezogen: Mord ist Mord, selbst wenn es einen schlimmen Verbrecher trifft. Gerade von Poirot hätte ich erwartet, dass er für Gesetz und Wahrheit einsteht und wer immer schuldig sein mag zur Rechenschaft zieht. Stattdessen: Schwamm drunter. WTF? Mit der Integrität der Hauptfigur kann es so weit ja nicht her sein.
Steamboat Bill, Jr. (1928)
Der verweichlichte Sohn eines mürrischen Flussschiff-Kapitäns soll in die Fußstapfen seines Vaters treten. Ausgerechnet die Tochter des großspurigen Konkurrenten ist seine Angebetete, der er gerne mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen würde. Harmloser Stummfilm-Spaß mit Buster Keaton und diversen heiteren Slapstick-Einlagen. Hatte das große Vergnügen, den Film mit Live-Orchestermusikuntermalung /Big Band und Gesang zu erleben. Dass mir das gefallen hat, obwohl ich normalerweise weder mit Slapstick-lastigen Komödien, noch mit Jazz etwas anfangen kann, spricht für sich.
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