Schlachthof 5 /Slaughterhouse-Five (1972)
Verfilmung von Kurt Vonneguts Sci-Fi-Buch über einen Mann, der erzählt, wie er "unstuck in time" und von Aliens entführt wurde. Einen großen Teil der Handlung verbringt der Protagonist als Kriegsgefangener in Deutschland während der Kriegsjahre und erlebt die Bombardierung Dresdens mit. Der andere große Teil der Handlung findet in den USA statt, wie er eine Familie gründet etc. Und dann gibt es noch ein ganz kleines bisschen fantastischeres Zeug von vierdimensionalen Wesen, die außerhalb der Zeit bzw. in jedem Moment gleichzeitig leben, was aber fast nur am Ende eine Rolle spielt. Der Clou daran sollte sein, dass das dem Zustand der Hauptfigur entsprechend nicht in chronologischer Reihenfolge stattfindet, sondern wir ständig wechselnde Szenen aus verschiedenen Punkten seines Lebens sehen. Die Übergänge waren ganz cool geschnitten, manchmal gehen die Zeitebenen beinahe flüssig ineinander über oder die Lage zu beiden Zeitpunkten ähnelt sich ein Stück weit. Diese Art des nonlinearen Storytellings mag ich normalerweise, aber hier war es anfangs verwirrend und es dauerte eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat.
Tatsächlich mochte ich den Film aber nicht sonderlich gerne, aus mehreren Gründen. Von der Optik und Ausstattung verkörpert er ziemlich exakt das, was ich an den 70ern als typisch empfinde und nicht leiden konnte. Weiß nicht wie ichs vernünftig erklären soll, aber ein Film, der Zeit und Zeitlosigkeit zum Thema hat, von dem würd ich mir wünschen, dass er auch zeitloser rüberkommt. Wenn ich überhaupt gar nichts über Slaughterhouse Five gewusst hätte, hätte ich trotzdem mit einiger Sicherheit behaupten können, dass es ein Werk der 70er ist. Das trifft auf andere Filme gewiss nicht immer zu.
Ein Problem hatte ich mit dem Protagonisten Billy Pilgrim. Er kommt total passiv-lethargisch rüber, ohne Leidenschaft, ohne starke Emotionen, bisweilen fast wie ein Roboter. Hab gelesen, dass das auch in der Literaturvorlage mehr oder weniger der Fall war, also Absicht gewesen ist. Wird in einem Film imho aber zum Problem, denn wenn die zentrale Figur, um die sich hier echt alles dreht, so lustlos wirkt, dann überträgt sich das automatisch auf die gesamte Geschichte, der es gleichsam an Emotionen und Leidenschaft fehlt, woraus zumindest für mich einiges an Langeweile resultierte (obwohl die Laufzeit nur etwas über 100 Minuten beträgt!).
Wäre was anderes gewesen, wenn Billy ein interessantes und abwechslungsreiches Leben gehabt hätte, oder wenn er die verschiedenen Zeitebenen hätte nutzen müssen, um irgendwas zu erreichen, um etwas zu schaffen. Am Anfang, wo er auf der Schreibmaschine tippt, dass er durch die Zeit fällt, dachte ich, darauf würde es hinaus laufen, aber dem war nicht so und das ist auch gar nicht der Punkt, den die Story machen will. Es geht darum, dass alle Augenblicke schon vorbestimmt sind und man eh nichts ändern kann, bis hin zum Ende des Universums, also sollte man sich stärker auf die guten Momente konzentrieren. Eine mögliche philosophische Richtung und legitime Message, i'll give it that. Aber als Handlung für einen Film eignet sich das deutlich weniger gut im Vergleich zu einem Buch. Erst recht weil wir in dem Medium mit den bewegten Bildern so sehr einen bestimmten Ablauf gewohnt sind, der hier nicht richtig greift. Zwar wird versucht, ein paar Aspekte einem Höhepunkt zuzuführen, aber das gelingt nur mäßig, weil dem ruhigen Helden wie gesagt eh alles halbwegs egal zu sein scheint.
Ebensowenig erscheint es mir hilfreich, dass er einerseits in Dresden zu jener Zeit war, was mal eine spannende Verbindung von Ort und Zeit ist, die man noch nicht so oft in Filmen gesehen hat, aber sein späteres Leben zurück in den USA andererseits total lahm und belanglos ist, mitsamt einer nervigen Frau fast so wirkt wie eine schlechte Soap. Dadurch war ich jedes Mal genervt, wenn wieder ein Wechsel weg von Deutschland und hin zur kitschigen Gegenwart /Zukunft passierte. Zumal er sich für den Zuschauer durch das Wissen, dass er später auch noch da ist, niemals in Lebensgefahr befindet.
Habe mehrfach gelesen, dass es sich um eine Komödie handeln soll, neben den Genres Drama und Sci-Fi, und das würde ich so nicht ohne Einwände unterschreiben. Das ist wirklich kein Film, der einen zum Lachen bringt oder bringen soll. Es gibt ein paar ziemlich schwarzhumorige und seltsam bizarr skurrile Entwicklungen, das schon. Aber weder ist es lustig (schon gar nicht wenn so ernste Ereignisse angesprochen werden wie die zivilen Opfer der Vernichtung Dresdens), noch gibt es viel Sci-Fi im engeren Sinne, noch war die Geschichte sehr dramatisch. Ein tragikomisches Drama ist es noch am ehesten, aber irgendwie hat mir da von allem etwas gefehlt. Sehr schwierig, Slaughterhouse Five in irgendeine Kategorie einzuordnen. Somit kann ich den trotz unkonventionellem Konzept auch niemandem ernsthaft weiterempfehlen.