Ivanhoe - Der schwarze Ritter /Ivanhoe (1952)
Not bad. Entsprechend der Epoche der Filmgeschichte natürlich mit knallbuntem Technicolor-Overkill, aber das trägt zum Charme bei. Titelheld Ivanhoe (Robert Taylor) entdeckt, dass König Löwenherz nach der Rückkehr von den Kreuzzügen in Österreich gefangengehalten wird, aber der fiese Prinz John (Guy Rolfe), der in England regiert, wo Normannen und Angelsachsen aufeinander losgehen, das Lösegeld nicht bezahlen will. Mit Hilfe von einem gewissen Locksley (-_^) und einem einflussreichen, alten Juden namens Isaac samt hübscher Tochter Rebecca (Elizabeth Taylor) mit Begabung zur Heilerin will Ivanhoe die Kohle auftreiben, auch indem er an einem Turnier teilnimmt, und nebenbei noch ein paar Normannen platt macht. Dabei gibt es eine gewisse Konkurrenz zwischen Rebecca und Lady Rowena (Joan Fontaine), welche bei Ivanhoes Vater untergekommen ist, um die Gunst des Protagonisten. Die Love-Triangle bleibt oberflächlich genug, um nicht zu nerven (nicht dass so ein Konzept immer schlimm wäre, aber das kann sehr leicht daneben gehen). Der Leibeigene und anschließend Knappe Wamba, der hauptsächlich als Comic-Relief dient, hat mich da schon eher gestört. Andererseits tat er mir leid, als er plötzlich und nebensächlich gegrillt und gekillt wurde.
Etwas zu viel war mir, dass es in der ersten Hälfte das Turnier gibt, und am Ende nochmal die Entscheidung am selben Ort mittels sehr ähnlich gestaltetem Zweikampf zu Pferde stattfindet. Hätte es wesentlich cooler gefunden, wenn sie den Schlusskampf einfach per Schwert und an einem anderen Ort ausgetragen hätten, egal wie sehr das von der Romanvorlage abgewichen wäre, aber man kann halt nicht alles haben. Zu dick aufgetragen erschien mir auch das Religionsgelaber über Christen und Juden, woran ständig erinnert wurde. Hat mir vom Abenteuerspaß abgelenkt, und nur recht wenig zur Handlung beigetragen. Außerdem war die Darstellung des Protagonisten meist etwas zu überlegen, stoisch und ernst, da wären ein paar lässigere Szenen gut gekommen, um ihn sympathischer zu machen. Aber dieses Eingenommen-sein vom Ehrgefühl gehört vermutlich zu dieser Art von Geschichte dazu. Richtig gefallen hat mir die Belagerung und Stürmung der Burg und die Gestaltung des Turniers. Trotz vieler Macken und ohne optimal gealtert zu sein, durchaus noch ein sympathischer Ritterfilm.
Prinz Eisenherz /Prince Valiant (1954)
Schwierig. Der Film hat keinen tollen Ruf aber trotzdem einige hartgesottene Fans. Beides kann ich irgendwie nachvollziehen, aber unterm Strich überwiegen für mich die negativen Punkte. Als da wären... Schwache schauspielerische Leistungen an jeder Ecke. Die Frisur von Hauptdarsteller Robert Wagner ist nur schwierig zu ertragen. Seriously. Die Handlung ist simpel und vorhersehbar, manchmal gar peinlich. Von Anfang an weiß man wer der schwarze Ritter ist, die Verdächtigung wird sogar lange vor der Enthüllung explizit erwähnt aber als Unsinn abgetan, und trotzdem will einem der Film das als Überraschung verkaufen, wenn später die Maske fällt (untermalt mit dem entsprechenden "Drama-Soundeffekt", das wirkte echt übertrieben klischeehaft und unfreiwillig komisch).
Gibt noch viel mehr Stolperfallen darin. Die beiden weiblichen Figuren Prinzessin Aleta und Ilene waren übelst eindimensionale Pappkameraden. Das alleine wäre für den Jahrgang 1954 ja noch vertretbar gewesen, aber die dazugehörige Liebesgeschichte war nichtmal nachvollziehbar. Woher kamen da die einseitigen Gefühle? Von der fehlenden On-screen-Chemie ganz zu schweigen. Weil der Hauptcharakter eine Situation falsch deutet, versucht er Aleta, die eigentlich auf ihn steht, mit Sir Gawain zu verkuppeln. Der verliebt sich in sie, obwohl Ilene was von ihm will. Anstatt die Sache einfach mit zwei Sätzen aufzuklären, wozu es mehrmals genug Gelegenheit gab, droht den halben Film über die verhasste Liar-Reveal-Plotdevice. Irgendwann war man seelisch drauf vorbereitet, aber stattdessen wird das in die letzten 30 Filmsekunden gequetscht nach dem Motto "Och, das haben wir in deiner Abwesenheit schon untereinander geklärt. Alles easy in Wohlgefallen aufgelöst." Lazy Script.
Der Fokus hat mir gefehlt, denn einerseits geht es um die Wikinger und Eisenherz' Familienehre, andererseits möchte er am Hof von König Arthur ein Ritter werden. Diese beiden Aspekte greifen aber nicht gut ineinander! Die Sache mit den Wikingern hielt ich längst für ein Stück unbedeutende Hintergrundexposition und für begraben, dabei kommt das im letzten Drittel nochmal wieder und alles dreht sich 25 Minuten oder so nur noch um den Angriff auf bzw. Befreiung aus der Wikingerfestung. Das ist quasi die große Szene des Films mit Action, Stunts und Feuer usw., und trotzdem fühlte es sich für mich an wie eine Art Sidequest. Zu dem Zeitpunkt wirkte Camelot schon lange wie die Haupthandlung, weshalb ich lieber wissen wollte, wie es dort weitergeht. Der Ortswechsel lenkte thematisch stark davon ab. Hätte man vorher mehr Wert auf den Wikingerkram gelegt, hätten sie das ausgleichen können, doch da waren die ersten paar Minuten des Films einfach nicht genug.
Dann wäre da der Protagonist selbst, der bei der Action zwar halbwegs agil und aktiv bleibt, aber ungeheuerlich steif im Umgang mit anderen Figuren rüberkommt. Fast als hätte er irgendwie etwas von seiner sozialen Entwicklung versäumt :-/ Oh, und wo ich vorhin von den Wikingern schrieb: Die hatten keine gehörnten Helme, das ist ein Mythos und eine Erfindung aus alten Opern etc. >_> Ich meine, sicher, König Arthus ist selbst nur eine Sage mit keinem oder nur minimalstem historischen Hintergrund, von daher bin ich normalerweise dazu geneigt, über sowas hinwegzusehen, da es mehr Fantasy als Historienepos ist. Prinz Eisenherz basiert auf einem Comicstrip! Und dennoch frage ich mich - muss man damit so sehr übertreiben und diese Aspekte noch besonders betonen, indem jedem Wikinger ein Helm mit Riesenhörnern gegeben wird? Meh. In dem Film stecken bestimmt genug Ungenauigkeiten, um den Kopf eines jeden Geschichtslehrers zum Explodieren zu bringen ^^
Ein paar gute Dinge retten den Film vor dem totalen Absturz. Ein Highlight war der finale Kampf zwischen Valiant und dem entlarvten Bösewicht im Saal der Tafelrunde. Ging zwar nur fünf Minuten aber hat gerockt, da spürte man die Energie dahinter. Die Sets und Landschaften gehen klar, wirkten schön kräftig und zum Teil märchenhaft mystisch. Mochte besonders die eher seltenen Szenen in der grünen Natur. Die Musik war angemessen pompös. Und so sehr der lange Abschnitt mit der Wikingerburg ablenken mag, auch das hat Spaß gemacht. Generell kommt im Film ein bisschen was von dieser angenehmen Swashbuckling-Atmosphäre rüber, nach der ich ständig suche. Guten Gewissens weiterempfehlen kann ich Prinz Eisenherz aber leider nicht.
Ach, ganz vergessen und schon vor ner Woche oder so geguckt:
Vom Winde verweht /Gone with the Wind (1939)
Soo, noch eine Bildungslücke geschlossen. Interessant und monumental, aber in manchen Bereichen nicht gut gealtert. Mit knapp vier Stunden außerdem ganz schön langatmig. Gibt genug Filme, die ähnlich umfassende Zeiträume und Entwicklungen abdecken und trotzdem weit unter dieser Zeit bleiben (der thematisch ähnliche Cold Mountain braucht auch nur zweieinhalb). Scarlett war echt mal eine manipulative, egozentrische, opportunistische und kaltherzige Bitch ^^ Dachte sie würde sich nach dem Krieg ändern, was ich als Entwicklung der Persönlichkeit toll gefunden hätte, aber tat sie nicht wirklich. Der Rhett Butler war meistens auch nicht so viel besser, die haben einander echt verdient. Von Romantik war entgegen meiner Erwartungen durchgängig nicht viel zu merken.
Hier liegt auch irgendwo das Problem, das ich mit dem Film habe: So sehr ich die schauspielerischen Leistungen auch anerkenne, brauche ich einfach Figuren, mit denen ich was anfangen kann. Sie müssen nicht super sympathisch und faszinierend sein, gerade die menschlichen Fehler haben immer eine besondere Anziehungskraft. Aber wenn ich alle Hauptcharaktere so unausstehlich finde, dass mich ihr Schicksal nicht mehr kümmert, bewirkt die Geschichte in mir praktisch keine emotionale Resonanz mehr. Von mir aus hätte Scarlett zur Hölle fahren können :P Auch schon nach ein oder zwei Stunden, aber damit schlägt man sich noch um einiges länger herum. Die Nebenfiguren waren da schon besser, aber werden vergleichsweise zu wenig beleuchtet, um die Handlung zu tragen - es dreht sich vordergründig wirklich alles um die Protagonistin.
Die Darstellung der Sklaven ist heute natürlich sehr cringeworthy. Kann nachvollziehen, warum manch einer damit Probleme hatte und hat. Der Umgang mit ihnen wirkt verharmlosend, und die Bediensteten selbst werden total einfältig rübergebracht. Was mir an dem ganzen Film im Grunde am besten gefallen hat, war der Bürgerkrieg. Wie die Leute im Süden damit umgingen, wie die enthusiastische Stimmung umschwenkt, und dann die Wirren in der Stadt und auf den Straßen, als die Yankees kommen. Danach die Rückkehr ins halb verfallene Anwesen bzw. Elternhaus und der langsame und schwierige Wiederaufbau, auch im übertragenen Sinne. Da gab es einige geradezu apokalyptische Szenen mit beeindruckenden Matte Paintings!
Und ich liebe es, wie man an sowas die voranschreitende Zeit bemerkt, sodass sich der Film am Ende tatsächlich sehr "groß" anfühlt. Zuerst wird die Familie intakt und oben auf gezeigt, dann der tiefe Fall in den Kriegswirren mit Armut und Elend, und anschließend der problematische Wiederaufstieg mit heftigem internen Drama und einigen tragischen Toden. Hätte mir trotzdem gewünscht, dass der Mittelteil im und kurz nach dem Krieg nicht so schnell abgehandelt worden wäre, da mich der mit Abstand am meisten gekümmert hat. Die Einstellung mit den Verletzten im Depot bei der Schlacht um Atlanta hat mich besonders begeistert und ist mir als Ausschnitt noch von damals in guter Erinnerung geblieben. Wie die Kamera dort herauszoomt und das ganze Ausmaß des Schreckens enthüllt - wohlgemerkt alles ohne Hilfe von CGI. Eine solche Mühe würde sich doch heute leider niemand mehr machen!
Handelt sich nach wie vor inflationsbereinigt um den erfolgreichsten Film aller Zeiten. Ich verstehe die Faszination, auch wenn der nicht so ganz mein Ding war und ich ihn bestimmt nicht noch einmal sehen möchte, schon aufgrund der vielen melodramatischen Elemente und des Kitsch-Faktors. Für den Umfang der monströsen Produktion kann man nur Komplimente übrig haben, und der Klassiker-Status ist wohlverdient, doch Bezeichnungen von einem angeblich "besten Film aller Zeiten" würde ich mich nie und nimmer anschließen.
In letzter Zeit viel Akira Kurosawa abgecheckt und weitere Bildungslücken geschlossen. Demnächst werd ich mir vielleicht noch Die verborgene Festung, Yojimbo und Sanjuro geben.
Rashômon (1950)
Gilt als mega einflussreicher Klassiker, dem sogar nachgesagt wird, dass er hauptsächlich für die Etablierung der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" bei den Oscars gesorgt hat. Es geht um einen Mordfall im feudalen Japan und die voneinander abweichenden Zeugenaussagen zum Tathergang. Kann verstehn, warum der Film so einflussreich war. Zuvor kam es nur extrem selten vor und wurde quasi als Big No No betrachtet, dass die Kamera lügt. Die Kamera dürfe nur die Wahrheit wiedergeben, sonst würde der Zuschauer ja betrogen werden, so die Haltung damals. Das hat sich seit Rashomon geändert, der die Wahrnehmung von Individuen zum Thema hat und mit den unterschiedlichen Perspektiven spielt. Zahlreiche spätere Filme bauen auf ein ganz ähnliches Konzept auf.
Dazu war die Gestaltung trotz Schwarzweiß-Optik wunderschön atmosphärisch und stylish. Der sturzbachartige Regen, während dem drei Fremde Zuflucht in der Ruine eines großen Tores suchen, wow. Und dann der Wald, in dem das Sonnenlicht durch die Baumwipfel scheint... Man merkt, dass da jemand am Werk war, der etwas von seinem Fach versteht. Besonders überzeugend fand ich die Darstellung von Toshirô Mifune als Bandit, die mich sehr an seine Rolle aus Die Sieben Samurai erinnerte.
That being said, hat mich der Film, vielleicht aufgrund des Hypes, nicht so sehr begeistert wie ich gedacht hätte. Schon klar, dass die Message nur funktioniert, wenn das Ende "offen" bleibt in dem Sinne, dass niemand sagen kann, wer jetzt eigentlich Recht hatte und wie es sich wirklich abspielte. Der generelle Ablauf stimmt ja überein, aber viele wichtige Details unterscheiden sich. Man könnte hier sehr gut die Gründe analysieren, die jeder einzelne dazu gehabt hätte, entweder zu lügen, oder aber sich selbst was anderes einzureden /was anderes zu glauben. Trotzdem hat mir in der Geschichte irgendwie so ein Aha-Erlebnis gefehlt. Wie cool ich es gefunden hätte, wenn sich aus den vier Versionen irgendwie ein Schlüssel herauskristallisieren würde, der einen tieferen Einblick gewährt oder irgendeine wichtige Enthüllung preisgibt. Bleibt aber alles etwas trivial. Es sind einfach nur vier Versionen eines recht kurzen und unspektakulären Ereignisses. Der Clou besteht darin, dass es keinen Clou gibt. Das ist zwar lehrreich bezogen auf die menschliche Natur, aber als reine aber kluge Filmunterhaltung wäre imho einiges mehr drin gewesen.
Auch die Aussage des Opfers selbst hat mich etwas gestört. Der Film bleibt weitgehend glaubwürdig und realistisch, aber den Ermordeten über ein Medium aus dem Reich der Toten sprechen zu lassen, brachte völlig unnötig ein Semi-Fantasyelement hinein, das diese Geschichte nicht gebraucht hätte. Ein skurriles Gimmick, das die Handlung für einen Moment interessanter macht, ja, aber irgendwie nicht in das Gesamtbild passen will und besagte Glaubwürdigkeit ein Stück weit untergräbt. Natürlich könnte man theoretisch argumentieren, dass sich das Medium das nur ausgedacht hätte, weshalb es nicht zwangsläufig ein übersinnlicher Aspekt sein muss, aber ich denke nicht dass das die Intention war, zumal dann fraglich wäre, wie sie an die übrigen Informationen vom Geschehen gekommen ist. Als würde im Tatort bei den Zeugenaussagen plötzlich eine unbeteiligte Wahrsagerin hinzugezogen werden :P Ich liebe den übernatürlichen Kram normalerweise, aber wenn sich ansonsten der ganze Film mit einem Kriminalfall beschäftigt, ist das schon ein seltsamer Abschnitt.
Schlussendlich wieder so ein Film von historischer Bedeutung, bei dem ich froh bin, ihn mal gesehen zu haben, aber den ich vorläufig nicht für die Sammlung besorge. Definitiv sehenswert, wenn auch nicht perfekt. Und ich wünschte, mehr Streifen würden ein ähnliches Setting /Wetter wie die Rahmenhandlung hiervon nutzen. Diese ganze Situation in dem Regen an diesem verfallenen Ort, genial.
Das Schloß im Spinnwebwald /Kumonosu-jô /Throne of Blood (1957)
Kurosawa verfilmt Shakespeare, die Erste. Klasse Version der Tragödie Macbeth, die kurzerhand ins historische Japan verlegt wurde und den Aufstieg und tiefen Fall eines Kriegsherrn behandelt. Auch hier war das Setting für mich mit das Highlight. Dazu das creepy Orakel mit Spinnrad im Wald am Anfang und Ende. Mifune brilliert in der Hauptrolle. Zu Bedenken wäre, dass dieses Werk entsprechend der Vorlage bisweilen etwas theatralisch wirkt und daher manchmal nur langsam vorwärts kommt. Das Ende rockt, aber wer eine Abneigung gegen so klassisch-betagten Stoff hat, dem würde ich Das Schloß im Spinnwebwald mangels Spektakel nicht empfehlen.
Ran (1985)
Kurosawa verfilmt Shakespeare, die Zweite. Diesmal King Lear. Hat mich ehrlich gesagt trotz vieler bunter Farben nicht vom Hocker gehauen, hauptsächlich wegen ganz schlimmer Langatmigkeit. Ran geht fast ne Stunde länger als Throne of Blood, insgesamt 162 Minuten, und das ist für jenes Stück in diesem Medium imho zu viel. Alleine die erste Szene (!) dauert schon satte 24 Minuten, in denen im wesentlichen nur der alte Vater, seine Söhne und ein paar Vasallen nach der Jagd beisammen sitzen und diskutieren. Wäre ohne Informationsverlust auch in maximal der Hälfte der Zeit machbar gewesen. Das mag noch so bedeutsam für das spätere Geschehen sein, es ist einfach visuell langweilig anzuschauen und zieht sich wie Kaugummi. Da konnten auch ein paar der wenigen schicken Kampfszenen hinterher nicht für entschädigen, der Film ist ne Stunde zu lang. Auch für die Charaktere konnte ich mich nicht so recht erwärmen. Das mag teilweise an der Vorlage liegen, aber spätestens ab der Stelle, als der senile alte Sack seinen Verstand verliert, war er nur noch nervig. Hinzu kommt, dass das gesamte Teil bis auf wenige Ausnahmen auf Close-Ups verzichtet und fast komplett aus Long- und Medium-Shots besteht, was die Abwechslung weiter reduziert und für einen recht homogenen Eindruck sorgt. Kommt daher stellenweise tatsächlich wie eine Art Theaterstück rüber, aber hätt ich so echt nicht gebraucht. Das Spinnwebwaldschloss ist selbst mit seiner alten Schwarzweiß-Optik noch haushoch überlegen.
Vier Fäuste für ein Halleluja /Continuavano a chiamarlo Trinità (1971)
Ursprünglich hatte ich vor, erst den ersten Teil zu gucken (Die rechte und die linke Hand des Teufels, 1970), aber da das Sequel neulich wieder im Free-TV lief, hab ich diesem den Vorzug gegeben. Hmjanö. War ganz unterhaltsam, und der Humor ergibt sich aus dem übertriebenen oder untypischen Verhalten der beiden Protagonisten und der sympathisch-augenzwinkernden deutschen Synchronisation, aber niemals aus der Handlung selbst. Zwei Brüder, gespielt von Bud Spencer und Terence Hill, werden von ihrem Vater angewiesen, echte Ganoven bzw. Pferdediebe zu werden. Darin sind die beiden nur mäßig erfolgreich und tun im Wilden Westen teils unfreiwillig eher was Gutes (wie etwa, nach einem Raubüberfall auf einen Planwagen den "Opfern" auch noch Geld zu geben, anstatt ihnen welches abzunehmen ^^) und kommen hinterher einem fiesen Waffenhändlerring auf die Schliche.
Das Kartenspiel war ne schöne Szene (Mischen wie Trinità müsste man können xD Und der Bitch-Slap-Waffen-Zieh-Trick am Ende ist legendär!) aber unterm Strich bleibt die Story leider ziemlich generisch und unfokussiert, sodass manche Stellen gemessen am Inhalt zu lange gehen (besonders am Anfang). Oh, und beim Soundtrack hab ich einen Morricone vermisst, so jemand hätte den Film noch gehörig aufwerten können. Kann man sich geben, und im Laufe der Sichtung stieg mein Interesse leicht und ich musste diverse Male schmunzeln, aber ist dennoch eher etwas, bei dem man am Sonntagnachmittag beim Durchzappen im TV hängenbleibt, als etwas, das man als Event mit zum DVD-Abend bringt.
Die verborgene Festung /Kakushi-toride no san-akunin (1958)
Zwei verpeilte, gierige Diebe, die verkleidete aber stolze Prinzessin einer eroberten Provinz, sowie ihr kluger und stoischer General versuchen mit einem Goldschatz zusammen feindliches Gebiet zu durchqueren, die Verfolger dicht auf den Fersen. Was soll ich sagen, der Film war alles, was ich mir davon erhofft hatte, und mehr. Ähnlich genial wie Die Sieben Samurai, aber auf eine völlig andere Weise. Ein Abenteuer, in dem auch der Humor durch die beiden Tölpel nicht zu kurz kommt, und trotz einigem Drama bzw. ernsten und spannenden Momenten wohl das unbeschwerteste Werk Kurosawas. Besonders faszinierend erscheint mir, wie unheimlich modern dieser betagte Film von 1958 wirkt. Er ist nichtmal in Farbe aber erzählerisch und von der Bildgestaltung her hätte das ebensogut heutzutage aus Hollywood kommen können. Kein Wunder, dass Die verborgene Festung eine wesentliche Inspiration für George Lucas bei der Erschaffung von Star Wars gewesen ist. Besonders die Charaktere C3PO und R2-D2, deren Perspektive auf die Handlung und ihre Streitereien haben wir diesem japanischen Klassiker zu verdanken!
Wieder ist Toshirô Mifune mit von der Partie, diesmal in einer ungewohnt zurückhaltenderen aber sehr angenehmen Rolle als legendärer General Rokurota Makabe. Ist immer ein amüsantes Bild für die Götter, wenn er ernst dreinblickend, regungslos im Schneidersitz und mit verschränkten Armen mit den neben ihm unbeherrscht zankenden Tahei und Matashichi kontrastiert wird ^^ Die anderen Hauptdarsteller machen ihre Sache ebenfalls super. Prinzessin Yuki des Akazuki Clans hätte ich mir in manchen Momenten ein bisschen sensibler und nicht ständig so laut und herrisch gewünscht, obwohl in der Geschichte natürlich klar ist, dass sie vieles davon nur vorschiebt. Die Handlungsorte machen auch eine Menge her und sind sehr abwechslungsreich. Die verborgene Festung selbst, versteckt in einer Senke zwischen kargen Hügeln mit rutschigen Abhängen voller Geröll und inklusive Geheimgang, die malerische Quelle, der Grenzübergang, später das Feuer Festival, nächtliche Rast im Schein des Vollmonds, das sind schon alles malerisch in Szene gesetzte Umgebungen. Ein bisschen Action gab es auch, obgleich dieser Aspekt hierbei nicht im Vordergrund steht. Insbesondere das Lanzenduell und die vorherige Verfolgung haben gerockt.
Ah, dieses seltene, wohlige Gefühl, mal wieder einen richtig guten Film gesehen zu haben. Im Ernst, dringende Empfehlung, es lohnt sich! Und wie gewohnt gibt es keine Blu-ray in Schland, ist auch anderswo kaum zu bekommen >_> Es existiert ein japanisches Remake von 2008, hab aber keine Ahnung ob das irgendwas taugt.
The Force Awakens Trailer Mash-up :3
Hier ein kurzes Video zu den erwähnten Star Wars Zusammenhängen.
Sanjuro (1962)
Naja, ganz nett. Wird bestimmt nicht zu meinen Kurosawa Favoriten zählen. Betrachtet man mehr oder weniger als Sequel zu Yojimbo, aber abgesehen vom Hauptcharakter haben die Filme nichts gemein, sodass man sie auch getrennt voneinander bzw. diesen hier zuerst gucken kann. Handlung ist schnell erzählt: Neun junge Samurai, die gegen Korruption vorgehen wollten, werden von einem fiesen Vorsteher verraten, der nun ihren zu Unrecht beschuldigten Meister gefangen hält. Ein zynischer, mächtiger aber unfeiner Samurai hilft ihnen bei der Befreiung.
Der Hauptcharakter Sanjuro wird, wer hätte es gedacht, von Mifune gespielt. Schade fand ich, wie wenig die neun unerfahrenen Samurai ausgearbeitet wurden, und wie wenig die sich voneinander unterscheiden. Nur einer hat eine etwas größere Bedeutung. Meist treten sie bloß als ein Menschenknubbel auf, der wie in einem Schwarm gleichzeitig dasselbe tut und exakt die gleichen Ziele verfolgt. Da frag ich mich doch, warum überhaupt neun, wenn die Geschichte sowieso nichts mit ihnen anstellt? Zwei oder drei hätten auch gereicht und trotzdem hätte sich nichts an der Story geändert. Außerdem war die Tante imho nervig.
Begeistert war ich auch deshalb nicht, weil sich dieser Film im Vergleich zu einigen der zuvor behandelten unheimlich klein anfühlt, manchmal fast wie ein Theater-Kammerspiel. Alles spielt sich in und um die Anwesen der Samurai-Clans ab. Das ist zwar an sich ein cooles Setting, besonders der kleine Bach, auf dem die Kamelienblüten als Signal losgeschickt werden, war eine tolle Idee. Aber wenn der ganze Film dort stattfindet, langweilt mich das schnell. "Die verborgene Festung" war ein episches Abenteuer, keine Szene glich der anderen, ständig durfte man was Neues bestaunen. Für Die Sieben Samurai (trotz Schwerpunkt mit dem Dorf) oder weitestgehend Das Schloss im Spinnwebwald gilt ähnliches, und für Ran sowieso, auch wenn mir der aus anderen Gründen nicht so sehr gefallen hat. Dagegen wirkt Sanjuro wie ein belangloser Nachbarschaftsstreit :-/
Sicher muss nicht immer alles groß und bombastisch-pompös sein, solange in anderen Bereichen genug geboten wird. Aber das seh ich hier einfach nicht. Humor? Ein paar kleine Schmunzler vielleicht. Drama? Der Einsatz ist zu keiner Zeit hoch, zumal Sanjuro eh die einzige Figur ist, die interessiert. Mit Action wurde ebenfalls gegeizt. Kann mir nicht so ganz erklären, woher die überwältigend positive Reputation des Films kommt. Konnte man sich angucken und war bestimmt nicht schlecht, aber mein Ding war es nicht.
Schlachthof 5 /Slaughterhouse-Five (1972)
Verfilmung von Kurt Vonneguts Sci-Fi-Buch über einen Mann, der erzählt, wie er "unstuck in time" und von Aliens entführt wurde. Einen großen Teil der Handlung verbringt der Protagonist als Kriegsgefangener in Deutschland während der Kriegsjahre und erlebt die Bombardierung Dresdens mit. Der andere große Teil der Handlung findet in den USA statt, wie er eine Familie gründet etc. Und dann gibt es noch ein ganz kleines bisschen fantastischeres Zeug von vierdimensionalen Wesen, die außerhalb der Zeit bzw. in jedem Moment gleichzeitig leben, was aber fast nur am Ende eine Rolle spielt. Der Clou daran sollte sein, dass das dem Zustand der Hauptfigur entsprechend nicht in chronologischer Reihenfolge stattfindet, sondern wir ständig wechselnde Szenen aus verschiedenen Punkten seines Lebens sehen. Die Übergänge waren ganz cool geschnitten, manchmal gehen die Zeitebenen beinahe flüssig ineinander über oder die Lage zu beiden Zeitpunkten ähnelt sich ein Stück weit. Diese Art des nonlinearen Storytellings mag ich normalerweise, aber hier war es anfangs verwirrend und es dauerte eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat.
Tatsächlich mochte ich den Film aber nicht sonderlich gerne, aus mehreren Gründen. Von der Optik und Ausstattung verkörpert er ziemlich exakt das, was ich an den 70ern als typisch empfinde und nicht leiden konnte. Weiß nicht wie ichs vernünftig erklären soll, aber ein Film, der Zeit und Zeitlosigkeit zum Thema hat, von dem würd ich mir wünschen, dass er auch zeitloser rüberkommt. Wenn ich überhaupt gar nichts über Slaughterhouse Five gewusst hätte, hätte ich trotzdem mit einiger Sicherheit behaupten können, dass es ein Werk der 70er ist. Das trifft auf andere Filme gewiss nicht immer zu.
Ein Problem hatte ich mit dem Protagonisten Billy Pilgrim. Er kommt total passiv-lethargisch rüber, ohne Leidenschaft, ohne starke Emotionen, bisweilen fast wie ein Roboter. Hab gelesen, dass das auch in der Literaturvorlage mehr oder weniger der Fall war, also Absicht gewesen ist. Wird in einem Film imho aber zum Problem, denn wenn die zentrale Figur, um die sich hier echt alles dreht, so lustlos wirkt, dann überträgt sich das automatisch auf die gesamte Geschichte, der es gleichsam an Emotionen und Leidenschaft fehlt, woraus zumindest für mich einiges an Langeweile resultierte (obwohl die Laufzeit nur etwas über 100 Minuten beträgt!).
Wäre was anderes gewesen, wenn Billy ein interessantes und abwechslungsreiches Leben gehabt hätte, oder wenn er die verschiedenen Zeitebenen hätte nutzen müssen, um irgendwas zu erreichen, um etwas zu schaffen. Am Anfang, wo er auf der Schreibmaschine tippt, dass er durch die Zeit fällt, dachte ich, darauf würde es hinaus laufen, aber dem war nicht so und das ist auch gar nicht der Punkt, den die Story machen will. Es geht darum, dass alle Augenblicke schon vorbestimmt sind und man eh nichts ändern kann, bis hin zum Ende des Universums, also sollte man sich stärker auf die guten Momente konzentrieren. Eine mögliche philosophische Richtung und legitime Message, i'll give it that. Aber als Handlung für einen Film eignet sich das deutlich weniger gut im Vergleich zu einem Buch. Erst recht weil wir in dem Medium mit den bewegten Bildern so sehr einen bestimmten Ablauf gewohnt sind, der hier nicht richtig greift. Zwar wird versucht, ein paar Aspekte einem Höhepunkt zuzuführen, aber das gelingt nur mäßig, weil dem ruhigen Helden wie gesagt eh alles halbwegs egal zu sein scheint.
Ebensowenig erscheint es mir hilfreich, dass er einerseits in Dresden zu jener Zeit war, was mal eine spannende Verbindung von Ort und Zeit ist, die man noch nicht so oft in Filmen gesehen hat, aber sein späteres Leben zurück in den USA andererseits total lahm und belanglos ist, mitsamt einer nervigen Frau fast so wirkt wie eine schlechte Soap. Dadurch war ich jedes Mal genervt, wenn wieder ein Wechsel weg von Deutschland und hin zur kitschigen Gegenwart /Zukunft passierte. Zumal er sich für den Zuschauer durch das Wissen, dass er später auch noch da ist, niemals in Lebensgefahr befindet.
Habe mehrfach gelesen, dass es sich um eine Komödie handeln soll, neben den Genres Drama und Sci-Fi, und das würde ich so nicht ohne Einwände unterschreiben. Das ist wirklich kein Film, der einen zum Lachen bringt oder bringen soll. Es gibt ein paar ziemlich schwarzhumorige und seltsam bizarr skurrile Entwicklungen, das schon. Aber weder ist es lustig (schon gar nicht wenn so ernste Ereignisse angesprochen werden wie die zivilen Opfer der Vernichtung Dresdens), noch gibt es viel Sci-Fi im engeren Sinne, noch war die Geschichte sehr dramatisch. Ein tragikomisches Drama ist es noch am ehesten, aber irgendwie hat mir da von allem etwas gefehlt. Sehr schwierig, Slaughterhouse Five in irgendeine Kategorie einzuordnen. Somit kann ich den trotz unkonventionellem Konzept auch niemandem ernsthaft weiterempfehlen.
Yojimbo - Der Leibwächter /Yôjinbô (1961)
War besser als Sanjuro. Das Dumme ist nur, Für eine Handvoll Dollar ist einer meiner absoluten Lieblingswestern, und wenn man jenes modernere und imho irgendwie bessere Remake kennt, dann bietet das japanische Original wirklich nicht mehr viel Neues. Es ist praktisch der gleiche Film, mit nur kosmetischen, durch das Setting bedingten Unterschieden. Anders als bei Die sieben Samurai /Die glorreichen Sieben, wo mir die Urfassung viel mehr zusagte als die spätere Western-Version, ist es diesmal genau andersherum. Soll aber nicht heißen, dass Yojinbo kein guter Film wäre. Der einzelgängerische Samurai, der zwei verfeindete Clans in einer Stadt gegeneinander ausspielt, das war schon direkt das Material für einen instant Klassiker und man sieht auch warum. Anders als in Sanjuro, wo die Hauptfigur bloß von den aufrichtigen Nachwuchs-Samurai gegen die korrupten Schurken angeheuert wird, gibt es hier eine Konfliktpartei mehr, was die ganze Geschichte ein bisschen interessanter macht. Was ich oft bezüglich Zusammenhängen zwischen den beiden Filmen las, kann so aber zeitlich eigentlich kaum hinkommen. Da dürften schon viele Jahrzehnte zwischen beiden Handlungen liegen, und wenn überhaupt, wäre Sanjuro keine Fortsetzung sondern ein Prequel, das lange vor Yojinbo spielt (letzterer soll laut Einblendung am Anfang in den 1860ern stattfinden; einer der Bösewichte benutzt einen Revolver). Dass der jeweils von Mifune verkörperte Protagonist so heißt, scheint mir von daher bloß Zufall oder Anspielung zu sein.
Ein Punkt, der mir bei beiden Werken negativ aufgefallen ist: Die Schwertkämpfe und damit verbunden die nicht vorhandenen Effekte. Brauche ja keinen übertriebenen Blood & Gore Faktor, aber man sollte imho schon merken und sehen und spüren können, dass da jemand richtig mit dem Katana zersäbelt wurde. Hier ein bisschen was zu zeigen, das wäre auch 1961 und trotz schwarz/weiß absolut möglich gewesen. So wie es ist, kommt mir das leider höchst unglaubwürdig vor, als kämpfe Sanjuro nicht mit einem echten Schwert, sondern mit einem Holzstock, und wenn er jemanden damit trifft, geht derjenige sofort zu Boden, obwohl er äußerlich vollkommen unversehrt ist *schulterzuck* Auch entsprechende Soundeffekte hätte man in dem Zusammenhang besser nutzen können.
...
Liest hier eigentlich jemand mit ^^ ? Interessieren solche Eindrücke überhaupt? Ich mein ja nur, das war jetzt ein Pentadecuple-Post (glaube ich) Hat keiner schonmal einen der behandelten alten Schinken gesehen? Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, nur her damit.
Die Feuerzangenbowle (1944)
Kultiger deutscher Klassiker mit Heinz Rühmann, den ich zuvor nur noch aus verschwommen-bruchstückhaften Erinnerungen kannte. Ein anerkannter Autor durchlebt nach einer Schnapsidee mit Kollegen nochmal seine Schulzeit. Die Maskerade geht mit allerlei Schabernack einher. Film an sich nur eine angenehm-sympathische, unbeschwerte Komödie mit ein paar melancholischen Untertönen, zu der jeder einen Bezug hat, der selbst mal Schüler war. Das Erscheinungsjahr macht es aber umso bemerkenswerter. Bei einigen Szenen ist es mir echt ein Rätsel, wie der Film durch die staatliche Zensur gekommen ist. Macht übrigens besonders Bock in richtig großen Gruppen und den üblichen Mitmach-Spielchen, die sich dazu (ähnlich wie bei der Rocky Horror Picture Show) inzwischen etabliert haben, wie ich jetzt aus Erfahrung sagen kann. Quasi interaktives Kino ^^
Kampf der Welten /The War of the Worlds (1953)
Naja. Besser als das Remake von 2005 mit Tom Cruise und Dakota Fanning, das muss man dem Film auf jeden Fall lassen. Für die 50er sicher erstaunlich und neu, aber rückblickend betrachtet wäre da echt viel mehr drin gewesen. Die Laufzeit beträgt nur gut 80 Minuten. Die Story bleibt leider unheimlich dünn und strukturlos, hatte für meinen Geschmack zu viel von einem typischen Katastrophenfilm. Entsprechend sind auch die Charaktere kaum mehr als eindimensionale Pappkameraden. Habe was das alles angeht beileibe keine Wunder erwartet, doch ein bisschen mehr bestaunenswerte Sci-Fi und eine Handlung, die über Invasionschaos hinausgeht, hätte mich gefreut. Weniger Stock-Footage wäre auch nett gewesen, aber damit muss man bei dem Jahrgang ja leider rechnen. Immerhin gut hingekriegt haben sie die schnelle Eskalation und die Atmosphäre der Ohnmacht und Verzweiflung gegenüber einem scheinbar unaufhaltsamen, übermächtigen Feind. Das Highlight war die Szene im verlassenen Haus, wo sich der Protagonist und seine Love Interest vor der Marsianer-Sonde verstecken müssen. Da kam etwas Spannung auf, vor allem als man einen der Aliens endlich mal kurz sehen durfte. Schade dass sie davon nicht mehr eingebaut haben. Kenne das Buch von Wells nicht, von mir aus hätten sie sich gerne ein Stück weit davon entfernen können, um die Geschichte besser zu würzen. Sehenswert schon aus Genre-historischen Gründen, aber imho kein Meisterwerk.
Mord im Orient-Express /Murder on the Orient Express (1974)
Hat mir um ehrlich zu sein nicht sonderlich zugesagt. Hatte mir irgendwie was ganz anderes darunter vorgestellt. Krimi-Mystery im Zug, schon klar. Aber dachte da wäre mehr Exotik, Aufwand und vielleicht auch etwas Spannung dabei. Kamera und Szenenbild empfand ich leider als uninspiriert, trist und lahm, gerade für 1974. Wäre aber alles zu verzeihen gewesen, wenn die Geschichte und das Rätsel gestimmt hätten, doch das war für mich der größte Knackpunkt. Normalerweise ratet man ja mit, wer der Schuldige sein könnte. Dass es einfach ALLE waren, erschien mir als Lösung irgendwie zu billig und einfach. Kam mir da etwas verarscht vor. Vielleicht funktioniert das besser, wenn man von vornherein mit dem Namen von Detektiv Hercule Poirot etwas anfangen kann, da das für ihn ja so ein spezieller Fall war. Und sicher, wie sich da immer mehr Zusammenhänge auftun war schon gut ausgedacht. Wie die Charaktere am Ende mit der Situation verbleiben, hat mich aber unheimlich gestört und den Film total runtergezogen: Mord ist Mord, selbst wenn es einen schlimmen Verbrecher trifft. Gerade von Poirot hätte ich erwartet, dass er für Gesetz und Wahrheit einsteht und wer immer schuldig sein mag zur Rechenschaft zieht. Stattdessen: Schwamm drunter. WTF? Mit der Integrität der Hauptfigur kann es so weit ja nicht her sein.
Steamboat Bill, Jr. (1928)
Der verweichlichte Sohn eines mürrischen Flussschiff-Kapitäns soll in die Fußstapfen seines Vaters treten. Ausgerechnet die Tochter des großspurigen Konkurrenten ist seine Angebetete, der er gerne mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen würde. Harmloser Stummfilm-Spaß mit Buster Keaton und diversen heiteren Slapstick-Einlagen. Hatte das große Vergnügen, den Film mit Live-Orchestermusikuntermalung /Big Band und Gesang zu erleben. Dass mir das gefallen hat, obwohl ich normalerweise weder mit Slapstick-lastigen Komödien, noch mit Jazz etwas anfangen kann, spricht für sich.