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Thema: A movie for every year: Der Vintage-Thread

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Revenge of the classic Disney Flick (Part 3)


    Bambi (1942)
    War ja ganz süß, aber ist mir dann doch etwas zu kitschig. Der Film hat fast keine Handlung. Oder besser gesagt, dafür, dass er die Lebensgeschichte der tierischen Hauptfigur erzählen und den Kreislauf des Lebens illustrieren will, passiert mir viel zu wenig, sodass die Geschichte fast wie in einem Fast-Forward-Modus erzählt und ansonsten nur aus den whimsical misadventures der Waldbewohner konstituiert wird. Das hat "Der König der Löwen" später alles tausendmal eindrucksvoller hingekriegt. Fun Fact am Rande: Jahrzehntelang war mir nie ganz klar, dass Bambi männlich ist


    Cinderella (1950)
    Ugh, sorry, ich fand den wirklich schwach. Erstmal hatte ich vor allem das Märchen erwartet, und keinen Film, der sich zur Hälfte mehr wie "Tom & Jerry" anfühlt! Sidekicks und Comic Relief schön und gut, doch mit den Mäusen und der Katze haben sie sich definitiv zu lange aufgehalten. Von den nervtötenden Stimmen der Mäuse fang ich besser gar nicht erst an. Alles andere folgt den alten Klischees, ohne dem eine besondere, eigene Note zu geben, aber ist gleichzeitig natürlich Opfer von früherer Disney-Weichspülung, damits auch familienfreundlich bleibt. Heh, mit dem Ende der Vorlage bzw. dessen geradezu sadistischer Genugtuung wäre der Film doch noch ganz unterhaltsam gewesen, schade. Auch in Sachen Animation und Stil hat man vor und ganz gewiss nach Cinderella schon besseres aus dem Hause Disney gesehen - vermutlich war es Absicht der Macher, aber ich war überrascht, wie steril, detailarm und lieblos die Umgebungen und Figuren aussehen. Da bevorzuge ich dann doch eindeutig Dornröschen, wenn schon gute Feen, Prinz und Prinzessin sowie Königreiche obligatorisch sind. Letzterer Film beschäftigte sich zwar auch zu viel mit seinen drei magischen Paten, aber sah durch seinen eigenständigen Märchenbuch-Look richtig gut aus und hatte natürlich den allseits bekannten Bad-Ass-Bösewicht durch Maleficent. Davon kann Cinderella nur träumen. Für mich heute überhaupt nicht mehr genießbar.


    Die Hexe und der Zauberer /The Sword in the Stone (1963)
    Der deutsche Titel ist mal wieder schlecht gewählt, taucht die Hexe aus dem Titel doch erst im letzten Viertel des Films auf (diesbezüglich ist der Originalname aber auch nicht viel besser). Der berühmte Verwandlungskampf wurde von Disney freizügig aus Lotte Reinigers Prinz Achmed (1926) übernommen, aber verstehen wir das mal als gut gemeinte Hommage und nicht als Plagiat. Hmm. Ansonsten war das hier leider auch nicht mein Bier, wobei ich mir das schon gedacht habe, weil ich den Film wenigstens teilweise noch aus der Erinnerung kannte. Sympathieboni gibts von mir für das vielversprechende Setting in den Dunklen Jahrhunderten bzw. England und die Artus-Sage.
    Woran das Werk imho scheitert, ist seine Unterambitioniertheit, obgleich das vielleicht weitgehend daran liegen mag, dass es eine Literaturverfilmung ist, die sich nur an die Vorgaben hält. Jedenfalls hab ich, wenn ich Namen wie Merlin oder König Arthur höre, Geschichten von epischer Größe im Sinn. "Die Hexe und der Zauberer" dagegen bleibt total am Boden, dreht sein eigenes kleines Ding und ist mehr eine stark mit Slapstick angereicherte Komödie. Das kann ganz lustig sein, zumal es den Werdegang des späteren Königs beleuchtet, aber ist über weite Strecken auch ein bisschen langweilig (speziell im Vergleich zu anderen Disney-Klassikern), weil es keinen umfassenden, einrahmenden Konflikt und damit auch keinen Spannungsbogen im traditionellen Sinne gibt. Ja, die Handlung ist sogar episodisch aufgebaut und wäre meiner Meinung nach viel besser für eine TV-Serie geeignet gewesen. So wie es steht, sehe ich nur viel verschwendetes Potential, gerade in Bezug auf die beiden doch sehr sympathischen und gut getroffenen Hauptfiguren (Merlin und sein Schüler).
    Animationstechnisch siehts auch eher ambivalent aus. Ich mag einerseits den etwas rauheren Stil mit weniger präzise umrandeten Zeichnungen, den man wenig später auch im Dschungelbuch fand. Andererseits fällt diesmal die Wiederverwendung von Material, das erst wenige Minuten zuvor gezeigt wurde, sehr negativ auf. Die Kids bemerken das vielleicht nicht als Zuschauer, aber unsereins schon. Da staunt Arthur zweimal identisch, der Ritter isst die gleiche Hähnchenkeule noch einmal usw. Das ist schon enttäuschend, wenn Disney, die in dieser Zeit doch eigentlich als die Könige der Animation galten, zu Copy & Paste greifen.
    Nachtrag: Fast hätte ichs vergessen. Noch einen speziellen Minuspunkt gibts von mir als Geschi-Enthusiast dafür, dass der Film dazu beiträgt, den Irrtum zu verbreiten, die Menschen im Mittelalter hätten geglaubt, die Erde sei flach /eine Scheibe (was totaler Unfug ist). Zeugt nicht gerade von Intelligenz oder angemessener Recherche seitens der Produzenten, das Klischee hier so prominent vertreten zu bedienen. Hätte der Story auch nicht geschadet, wenn sie diesen kleinen Part einfach weggelassen hätten.

    Geändert von Enkidu (09.11.2015 um 01:32 Uhr)

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