Johanna von Orléans (1928)
Noch so einer, bei dem ich die überwältigende Begeisterung von nahezu jedem Rezensenten nicht nachvollziehen kann. Ganz weit oben findet sich dieser regelmäßig in den Listen zu den besten Filmen aller Zeiten, von einem unvergleichlichen Meisterwerk ist die Rede. Hm. Ich gebe zu, Maria Falconetti hat atemberaubend gut gespielt, erst recht wenn man die Zeit berücksichtigt, aus der der Film stammt. Das große Problem, welches ich mit diesem Werk habe, besteht darin, dass ihre Performance das einzige ist, was das ganze Teil überhaupt zusammenhält! Im Grunde ein biographisch-historisches Gerichtsdrama, setzt es sich weitgehend aus dieser einen Verhandlung (Verhör) zusammen, mit ständigen Nahaufnahmen vom Gesicht der Hauptfigur, ab und zu unterbrochen von Einstellungen, die die zwielichtigen geistlichen Männer zeigen. Das kann noch so gut gespielt sein, spätestens nach zehn Minuten hat man das Gefühl, dass die Szenen permanent mit minimaler Variation wiederholt werden, woraus für mich als Unterhaltung Suchender schmerzhaft fehlende Abwechslung und in letzter Konsequenz extreme Langeweile resultiert. Und das sage ich als jemand, der durchaus offen für Arbeiten mit künstlerischem Anspruch ist - ich brauche nicht immer nur Action und Eyecandy, letzteres beispielsweise in der Form von extravaganten Sets. Das darf alles auch mal etwas minimalistischer sein, aber eben nicht DERMAßEN minimalistisch wie in "La passion de Jeanne d'Arc" >_<
Ich habe auch nichts gegen eine stark emotionale, persönliche Handlung, doch wenn man nicht von Vornherein einen direkten Bezug zum Ausgangsmaterial hat (und kein Filmhistoriker ist), dann sehe ich schwarz für die Absicht, aus diesem Film irgendeinen Genuss gewinnen zu wollen. Bei jenem Inhalt und jener öden Herangehensweise, bei der handlungstechnisch so gut wie gar nichts passiert, wird es zu einer Herausforderung, von Anfang bis Ende durchzuhalten. Würde die Laufzeit 20 Minuten nicht überschreiten, käm ich mit so etwas klar, aber zwei Stunden? What were they thinking?! Sorry, aber da fehlt mir jeder Respekt vor einem angeblich so altehrwürdigen Meisterstück. Mehr als eine tolle schauspielerische Leistung der zentralen und praktisch einzigen Figur sowie ein paar sehr intensive Kameraeinstellungen bleiben hiervon nicht übrig. An einen Film stelle ich höhere Ansprüche als das. 1928 hatten andere schon längst gezeigt, was theoretisch alles machbar ist, und erst recht aus der Geschichte dieser historischen Persönlichkeit hätte man so vieles mehr machen können. Selbst wenn man sich alleine auf diesen prägnanten Höhepunkt konzentrieren möchte. Als eine zutiefst eindringliche Szene von wenigen Minuten in einem zweistündigen Film, der mehr "Drumherum" zeigt, hätte mich das beeindruckt. So wie es ist kann ich jedem, der Stummfilme nicht gerade zum Frühstück isst, nur dringend davon abraten, sich das hier reinzuziehen. Es lohnt sich nicht. So, jetzt hab ichs gesagt. Wobei es vielleicht doch einen Blick wert ist - einfach mal bis zu fünf Minuten an einem nahezu beliebigen Punkt reinschauen, nicht länger, dann hat man nämlich im Grunde schon alles gesehen.


Westworld (1973)
Hatte sich steel vor einiger Zeit drum gekümmert, wenn ich mich recht erinnere. Hatte ich vorher noch nie gesehen. War aber lustig, Yul Brynner als Gunslinger wiederzusehen, den ich in ähnlicher Funktion in dem gleichen Outfit erst vor Kurzem in "Die glorreichen Sieben" begutachtet hatte. Insgesamt fand ichs ganz nett, aber nicht überragend. Man merkt, dass Crichton hiermit noch ganz am Anfang stand, das Konzept mit dem außer Kontrolle geratenden Freizeitpark würde erst in Jurassic Park perfektioniert werden. Gestört hat mich hier vor allem, wie unheimlich simpel die Handlung doch ist. Vielleicht bin ich durch spätere Entwicklungen auf dem Gebiet verdorben worden, aber das hier war mir dann doch etwas zu schwach: Zwei Typen gehen in den Park, die robotischen Bewohner des Resorts geraten wegen (kaum erklärter) Fehlfunktionen außer Kontrolle, in Windeseile sind alle anderen Besucher und Parkmitarbeiter tot, der letzte Überlebende wird eine halbe Stunde lang Terminator-Style von einer schießwütigen Cowboy-Maschine gejagt aber plättet letztere mit einiger Mühe, Ende. Die Story ist ultra-linear, es gibt keine parallelen Nebenhandlungen, und die ohnehin schon zahlenmäßig unterbesetzten Charaktere, die wir etwas näher kennenlernen dürfen, werden zu früh sowie dramatisch wenig effektiv verheizt. Dafür, dass sich das letzte Drittel nur noch ausschließlich zwischen zwei Figuren abspielt, dauert die erste Stunde mit der Etablierung und Erklärung der Eigenschaften des Parks zu lange. Entweder, da hätte noch irgendwas anderes interessantes passieren, oder aber die Eskalation eher stattfinden müssen. Ein paar mehr Protagonisten und Dialoge wären auch hilfreich gewesen. Schöne Idee, und stellenweise ganz kurzweilig, aber unterm Strich nur mäßig und halbherzig in der Umsetzung. Es fehlte am Mut, mehr mit dem Entwurf zu machen und ihn mit spannenden Wendungen weiter zu spinnen.

Zitat Zitat von MrBamboo Beitrag anzeigen
Und ist es Absicht, dass Disney nicht bei dir auftaucht? Schneewittchen ('37), Fantasia ('40), Pinocchio ('40), Cinderella ('50), Peter Pan ('53), usw passen doch ganz gut wenn man Empfehlungen deiner Selbstauskunft nach aussprechen müsste.
Stimmt, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ursprünglich hatte ich mich was Disney-Animationsfilme angeht auf die beschränkt, die ich wirklich unbedingt haben wollte, was hauptsächlich die der Renaissance aus den 80er und 90er Jahren sind, und den Rest dann gedanklich einfach abgehakt, da der ohnehin nicht an jene heranreichen kann, die bei mir von einem massiven Nostalgiebonus profitieren. Vor gut einem Monat hatte ich mir einige Disney-Klassiker angeschaut, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte oder vorher noch gar nicht in voller Länge kannte, darunter auch Sleeping Beauty /Dornröschen von 1959. Den fand ich recht gut, vor allem in visueller Hinsicht, und der Bösewicht ist natürlich legendär. Bloß die Geschichte ließ etwas zu wünschen übrig, zumal viel zu viel Wert auf die grenzdebilen Feen gelegt wurde, aus deren Perspektive alles erzählt wird ^^
Aber die von dir erwähnten Disneyfilme habe ich zum Teil auch noch nie gesehen oder es liegt schon zig Jahre zurück. Das sollte ich mal versuchen. Könnte mir vorstellen, dass mir sowas wie Fantasia sehr zusagt, da ich sowohl Animation als auch klassische Musik sehr gerne mag *g* Etwas zurückhaltend bin ich was die oben stehenden Titel betrifft aber auch, weil ich eigentlich keine Musicals (mit Gesang) in Filmform leiden kann und selbst die Disney-Klassiker aus den 90ern nicht hauptsächlich wegen der bekannten Songs bewundere. Danke auch für die anderen Vorschläge. Ich glaube, Die roten Schuhe sind nichts für mich, aber bei den anderen beiden überleg ichs mir.