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Thema: A movie for every year: Der Vintage-Thread

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  1. #1
    In den vergangenen Wochen habe ich im Now Watching Thread einige alte Filme behandelt. Bin mal so frei, die minimal editiert hier reinzukopieren, wo sie nun besser hinpassen Was ich davon abgesehen noch sagen wollte: Das Schöne an vielen der ganz alten Schinken ist, dass man sie umsonst legal im Internet gucken kann, weil das Copyright längst abgelaufen ist.


    Das Cabinet des Dr. Caligari (1920)
    Heh, in der Jugendzeit des Mediums hat Deutschland einfach noch die besseren Filme hervorgebracht ^^ Wer sich auch nur ansatzweise mal an Stummfilme herantraut, dem möchte ich Caligari deutlich ans Herz legen (naja okay, Metropolis ist sowieso Pflichtprogramm). Auch wenn nicht immer in der bestmöglichen Qualität überliefert (wie bei den meisten Werken aus jener Zeit) ist dies ein guter Startpunkt für erste Eindrücke, unter anderem weil der Film seiner Zeit so weit voraus war und außerdem mit 78 Minuten relativ überschaubar ist. Es geht um einen seltsamen Schausteller, der mit seiner Attraktion, einem (fast) permanent schlafenden Somnambulen namens Cesare, der angeblich die Zukunft sehen kann, auf die Kirmes eines kleinen, deutschen Städtchens kommt. Es geschehen Morde, und natürlich fällt der Verdacht auf den Schlafenden. Viel mehr will ich zur Story nicht verraten, zumindest keine Details. Als Genre könnte man das vielleicht als Horror, aber doch eher als Mystery/Psychothriller einordnen.
    Zwei Dinge fand ich daran besonders herausragend: Erstens hat die Geschichte ein, nein, im Grunde sogar zwei Twist-Endings Total faszinierend imho, wie früh Filmemacher schon mit solchen Handlungskonstrukten (in bester M. Night Shyamalan Tradition *g*) so effektiv gearbeitet haben. Dadurch bleibt auch ein kleinwenig Raum für die eigene Interpretation des Zuschauers, ohne zu viel offen zu lassen. Zweitens: Das Set-Design war der Hammer! Hier sieht man auch, wie einflussreich der Film gewesen ist, denn Tim Burton hat sich davon eine Menge abgeguckt (ganz besonders zu sehen in Beetlejuice). Kaum ein Winkel zu finden, der nicht schief und krumm wäre, was eine ganz seltsame Atmosphäre erzeugt. Noch dazu ist das alles mit Aufbauten und Hintergründen im Studio umgesetzt, also nicht in einer "echten" Stadt gedreht. Dadurch entwickelt die ganze dargestellte Welt eine Art bizarres Eigenleben, es wirkt durch die Kulissen stellenweise mehr wie ein verstörend überzeichneter Cartoon mit Live-Action Schauspielern Auch dies ist übrigens ein Faktor, der den Film nach einer kurzen Eingewöhnungszeit heute noch zugänglicher macht als viele seiner Zeitgenossen.


    Die Nibelungen: Siegfried & Kriemhilds Rache (1924)
    Okay, wo ich gerade schonmal dabei bin... Im Grunde zwei Filme, die aber eine Einheit bilden. Und leider einer der wenigen, bei denen ich es nicht fertig brachte, komplett zu Ende zu schauen, sondern irgendwann nur noch durchzappte. Jedem, der nicht bereits ein echter Stummfilm-Enthusiast ist, würde ich entschieden davon abraten, sich das reinzuziehen. Und das nicht, weil es schlecht wäre. Ganz im Gegenteil - der Film kann als das erste große Fantasy-Epos der Filmgeschichte verstanden werden, quasi der Urgroßvater von Herr der Ringe, und hat viele beeindruckende Momente (in Siegfried speziell den Kampf gegen den Drachen sowie die Zwergenhöhle). Jedoch ist es der absolute Epitome der Langatmigkeit! Beide Hälften dauern ca. zweieinhalb Stunden, zusammen fünf. Das wäre für ein monumentales Epos schon noch irgendwie zu rechtfertigen, aber beim Zuschauen hatte ich das Gefühl, dass das überhaupt nicht sein musste. Nicht nur das Gefühl, ich bin mir sicher. Manche Szenen ziehen sich ewig hin, die fünf Stunden könnte man locker auf drei zusammenkürzen, ohne auch nur einen einzigen handlungsrelevanten Punkt oder ein einziges schickes Set dabei zu verlieren.
    Und nein, das lässt sich nicht wirklich mit der Zeit erklären, in der die Nibelungen erschienen, denn ich habe schon manch andere Filme aus den 1910er, 20er und 30er Jahren gesehen und keiner davon war so ausufernd wie dieser. Sogar für Fritz Lang selbst, den ich zutiefst respektiere und bewundere, war das eine Ausnahme - Tendenzen in die Richtung hatte er zwar schon öfters, aber nie so krass. Sehr schade, weil da doch viel Cooles und Relevantes drinsteckt. Wenn ich Ahnung von Schnitt hätte, wäre ich glatt versucht, eine abridged Version zu machen, auch auf die Gefahr hin, dass ich dann als Banause dastehe. Hierfür muss man wirklich massig Geduld und eine Menge Sitzfleisch mitbringen, und die Belohnung fällt eher mäßig aus.


    Sinbad, the Sailor /Sindbad der Seefahrer (1947)
    Meine Güte, wer hier swashbuckling Adventure im Stile von den Harryhausen Sindbad-Geschichten erwartet, ist leider schief gewickelt. Filmhistorisch ists immerhin faszinierend, wie krass zum Teil mit den Möglichkeiten des sich bereits durchsetzenden Tonfilms übertrieben wurde: Das vorliegende Werk lässt sich am besten mit "overly talky" beschreiben. So ziemlich jeder Charakter scheint Reden zu halten anstelle von normalen Dialogen, und das zieht sich bisweilen sehr, wobei viele Szenen ohnehin schon zu lang sind. Dadurch wird daraus ein eher langweiliger Film mit behäbigem Pacing. Er dauert zwei Stunden, aber anderthalb hätten ihm besser gut getan (mir fällt gerade auf, dass das ein Kritikpunkt ist, den ich relativ oft bringe ^^).
    Ich will nicht sagen, dass "Sinbad, the Sailor" total mies ist. Die bunten Sets in herrlichem Technicolor, prächtige Kostüme usw. sprechen für sich. Auch der für die Hauptrolle eigentlich schon zu alte Fairbanks Jr., der hier gewissermaßen seinen Vater nachahmt und manchmal ein bisschen zu wild mit den Armen rumfuchtelt, und Maureen O'Hara machen einen guten Job und die Musik ist ebenfalls in Ordnung. Aber von der insbesondere für moderne Sehgewohnheiten schneckenhaften Langatmigkeit abgesehen ist die Story an sich das Problem. Sindbad erzählt die Handlung seiner achten Reise in Form einer Rückblende (was irgendwie auch ein bisschen Spannung rausnimmt, weil man schon von Anfang an weiß, dass er glücklich überlebt). Dabei besorgt er sich ein Schiff, gewinnt die Liebe einer besonderen Frau und begibt sich auf die Suche nach einer sagenhaften Insel, auf der es einen Schatz geben soll. Hört sich nicht übel an, und ein paar kleinere Überraschungen sind vorhanden, aber vieles ist nur Gelaber und ein bisschen Romanze - die Magie fehlt und kommt nicht rüber. Es gibt keine Spezialeffekte, keine mythologischen Fantasyelemente, die in anderen Sindbad-Stories quasi Standard sind, und vor allem kaum Actionszenen, die die Laufzeit richtig würzen würden. Dass westliche Schauspieler als ethnisch andere Gruppen wie hier Araber gecastet werden, war damals ja üblich, aber bei O'Haras kurdischer Prinzessin (oder so ähnlich) fällt das als besonders unglaubwürdig auf.
    Insgesamt gilt der Film zu Recht nicht als Klassiker, sondern mehr als Durchschnitt mit ein paar guten und einigen schlechten Aspekten. "Sinbad, the Sailor" wirkt mehr wie ein B-Movie mit Hollywood Budget. Man merkt, dass sich RKO dafür ziemlich ins Zeug gelegt hat, aber empfehlen kann ich den ehrlich gesagt niemandem mehr. Dann doch lieber Rays weit unterhaltsamere Monster in Dynamation



    Habe nämlich einen regelrechten Harryhausen Marathon veranstaltet. Natürlich nicht alle Filme, manche haben mich nicht wirklich interessiert, eher nur die bekannteren und nicht ganz so frühen Werke. Von vielen davon hatte ich noch zum Teil längst vergessen geglaubte Bruchstücke und Szenen im Kopf. Schon fein, wie das dann plötzlich wieder zutage tritt und für diverse Aha!-Momente sorgt. Zwei der Kurzreviews fallen zwar eigentlich knapp aus dem zeitlichen Rahmen, den ich für diesen Thread gesetzt hatte, aber möchte sie der Vollständigkeit halber nicht rauslöschen:


    The 7th Voyage of Sinbad /Sindbads siebente Reise (1958)
    Sehr toll. Der erste gilt bei den meisten als bester Teil der "Trilogie" und ist zu recht ein absoluter Fantasy-Klassiker. Hat mir super gut gefallen. Gerade die Hauptfiguren (u. A. Kerwin Mathews als Sindbad und Kathryn Grant als Prinzessin Parisa) waren sehr sympathisch und überzeugend. An Stop-Motion-Spektakel wird ein Zyklop, ein zweiköpfiger Riesenvogel, ein Drache und ein Duell mit einem Skelett geboten. Die Stimmung des Films erscheint mir irgendwie märchenhaft und familienfreundlich. So gerne ich die Geschichte mag, mein Favorit ist eher der folgende...


    The Golden Voyage of Sinbad /Sindbads gefährliche Abenteuer (1973)
    Etwas düsterer als der Vorgänger, was mir hier sehr zusagt, und auch etwas weniger "grandios" was die Größenverhältnisse der Kreaturen und das Ausmaß der Geschichte an sich angeht, aber dafür kommt hier viel mehr das Abenteuerfeeling einer Schatzsuche rüber! Die Darsteller der Protagonisten erreichen vielleicht nicht ganz das verspielte Niveau des Vorgängers, und Caroline Munro scheint hauptsächlich da zu sein, um ihren voluminösen Vorbau in die Kamera zu halten, hehe. Was hier aber wirklich positiv hervorsticht, ist der Bösewicht. Magier Koura wird von Tom Baker gespielt, einem späteren Doctor Who. Speziell in der deutschen Synchronisation finde ich ihn unvergesslich ^^ Hat so eine durchtrieben-sympathische Art von Böse. Dreist und willensstark, aber nicht unverwundbar oder übermächtig. Außerdem mochte ich den mit auf die Reise gehenden Großwesir (oder König, oder whatever) mit dem verbrannten Gesicht, das er hinter einer stylishen goldenen Maske verbirgt. Während sich die erste Hälfte des Films ein wenig hinziehen kann und neben dem unbedeutenden kleinen Homunkulus-Spion (kaum mehr als eine bessere Fledermaus) afair lediglich eine lebendig gewordene, hölzerne Galeonsfigur des Schiffes an Dynamation-Magie bietet, rockt die zweite Hälfte ab der Ankunft auf der Insel gewaltig und hat alles, was das Fantasy-Herz begehrt. Das absolute Highlight ist hier der Kampf mit der sechsarmigen Kali-Statue im, ich nenn es mal "Tempel des Todes", der übrigens voll von grün angemalten, wilden Eingeborenen ist und direkt an ein Höhlensystem anschließt, in der sich eine magische Quelle befindet, die Schätze ausspuckt, welche einen jung UND unsichtbar machen können, wenn man die richtigen Talismane reinwirft. Nur müssen dafür erstmal ein Zentaure und ein Greif überwunden werden, ganz abgesehen von Koura selbst, der den Ort als erster erreicht hat. Hach, ich liebe diesen Film Erstaunlich, wie gut er gealtert ist. Musik überzeugte ebenfalls.


    Sinbad and the Eye of the Tiger /Sindbad und das Auge des Tigers (1977)
    Leider ein etwas enttäuschender Abschluss, wenn man bedenkt, was davor kam. Soll nicht heißen, dass der Film schlecht wäre, er ist auf seine Art immer noch unterhaltsam. Aber er gilt eindeutig als der schwächste der drei, und das kann ich nur bestätigen. Patrick Wayne gibt einen sehr passiven und uninteressanten Sindbad ab, und die fiese Hexe (Zenobia?) wurde für meinen Geschmack zu cartoony over-the-top gespielt. Ein verschroben-quirliger Weiser und seine (Enkel-?)Tochter bringen zwar etwas Abwechslung rein, doch die Grundidee der Geschichte dreht sich lediglich darum, einen Prinzen, der in einen Schach-spielenden Affen verwandelt wurde, rechtzeitig wieder zum Menschen zu machen. Ein nicht unwesentlicher Teil der Stop-Motion-Effekte geht für die Animation dieses Affens drauf. Hätte es besser gefunden, wenn sie dafür einfach ein ganz normales Tier genommen, seine Rolle etwas verkleinert und dafür anderswo für mehr Zauber gesorgt hätten. Denn das fehlt ein wenig: Ein goldener Roboter-Minotaurus klingt cool, aber treibt eigentlich nur das Boot der Antagonisten an und lässt dann gegen Ende einen Stein auf sich selbst stürzen, ohne je richtig in Action gewesen zu sein. Eine Riesenbiene bringt nur ein kurzes Intermezzo unterwegs und der Säbelzahntiger zum Finale in der Pyramide der Elemente sieht auch eher aus wie ein haariger Teddy. Einzig der Troglodyte war fesch. Gab wohl einige Probleme bei der Produktion des Films, bis hin zum unerfahrenen Regisseur (Sam Wanamaker) und abgehacktem Schnitt. Schade, dass wohl auch der Erfolg ausblieb, denn Harryhausen und Produzent Schneer planten vier Jahre später das Projekt "Sinbad and the 7 Wonders of the World", welches aber vom Studio abgelehnt wurde. Ich hätte einiges drum gegeben, das zu sehen und es wäre schön gewesen, die Reihe on a high note enden zu lassen. Naja.


    Mysterious Island /Die geheimnisvolle Insel (1961)
    Frei nach Jules Verne. Hmm, komisch. Hatte ich viel besser und aufregender in Erinnerung, irgendwie. Da den Machern die Literaturvorlage nicht spannend genug war, fügten sie Rays Riesentiere hinzu, die für die nötige Würze sorgen. Noch heute gilt der Film als Referenzversion des Stoffes und spätere Fassungen machten es ähnlich. Kapitän Nemo und die Nautilus sind interessant, aber der Tagebuch-artig nacherzählten Geschichte fehlt etwas, was wohl daran liegt, dass die Gruppe von Hauptcharakteren ungeheuerlich blass bleibt. Sie haben kaum Persönlichkeit, und auseinanderhalten konnte ich die Leute, die es per Ballon aus dem amerikanischen Bürgerkrieg auf die Insel verschlagen hat, auch nicht immer. Die Plotpunkte werden auch recht hastig nacheinander abgehakt, ohne richtig aufeinander aufzubauen. Immerhin waren die Unterwasser-Szenen ganz einfallsreich und die Monsterkrabbe ist eine von Harryhausens überzeugendsten Kreationen, weil er für das Modell Panzer und Scheren bzw. die Hülle einer echten Krabbe verwendet hat (die er und Schneer später verspeisten *g*).


    Jason and the Argonauts /Jason und die Argonauten (1963)
    Gilt ja bei vielen als DER Klassiker schlechthin. Ich fand ihn sehr gut, aber nicht überragend. Höhepunkte sind natürlich am Ende die Hydra und die Skelettkrieger. Hätte gerne mehr von den Argonauten gesehen und mehr über sie erfahren, Jasons Truppe hat nur wenig Profil. Gleiches trifft auf die weibliche Hauptrolle zu, die erst sehr spät hinzu stößt und ein wandelndes Klischee ist. Ansonsten ist der Film originell und macht Spaß. Ein wenig habe ich ein richtiges Ende vermisst. Ist zwar nicht ungewöhnlich für ältere Hollywood-Geschichten, abrupt aufzuhören, sobald der unmittelbare Konflikt gelöst ist, aber gerade hier hätten sie gut noch fünf Minuten dranhängen können, um Jasons Rückkehr und Abrechnung zu zeigen.


    First Men in the Moon /Die erste Fahrt zum Mond (1964)
    Basierend auf der Geschichte von H. G. Wells. Ist auch als Zeitdokument nicht ganz uninteressant, wurde der Film doch nur ein paar Jährchen vor der tatsächlichen Mondlandung gedreht. Die Story beginnt mit etwas, das dem schon recht nahe kommt, und in der damaligen Gegenwart spielt. Doch auf dem Mond finden die Astronauten die Flagge von Großbritannien und einen seltsamen Brief. Journalisten und NASA-Leute (oder so) auf der Erde gehen der Sache nach und finden in einem Altersheim einen der drei echten ersten Menschen auf dem Mond. Der Rest des Films (bis auf ca. zwei Minuten am Ende) wird dann aus seiner Sicht in einer Rückblende erzählt. Heh, die Briten waren inoffiziell schon 1899 dort oben. Den kautzig-zerstreuten Professor mochte ich am Anfang noch sehr, aber mit der Zeit nervte er nur noch. Das Problem des Films besteht imho wie so oft in einer zu langen Warmlaufzeit, in der im Grunde nichts Wesentliches passiert. Die langweiligen Szenen auf der Erde nehmen gut die Hälfte der gesamten Länge ein (die ohnehin nur 100 Minuten beträgt). Spannend und auch visuell interessant wird es erst, wenn das Trio auf dem Erdtrabanten endlich gelandet ist. Hier gibts dann eine fremdartige, unterirdische Welt zu erforschen, die von nicht immer ganz freundlich gesinnten aber wissensdurstigen Insektenwesen bevölkert wird. Die Spezialeffekte kommen hauptsächlich für die riesigen Raupenviecher im Untergrund und ein paar der wichtigeren Aliens zum Einsatz. Alles sehr schick und überzeugend (gleiches gilt für die Sets), doch lange sieht man das nicht und es gibt nur wenig bis gar keine unmittelbare Interaktion (wie etwa in den Sindbad-Kämpfen). Die meisten der Außerirdischen sind nur kleine Leute in offensichtlichen Strampelanzügen. Die Auflösung, nicht ganz untypisch für Wells, war dann nicht besonders zufriedenstellend. Im Grunde kann man den Film auf den Mond-Part zusammenkürzen, sodass kaum mehr als ein kurzer Trip bleibt. Daraus hätte man viel mehr machen können. Immerhin ist hier etwas mehr Humor als sonst vorhanden.


    Clash of the Titans /Kampf der Titanen (1981)
    Tja, wer kennt ihn nicht. Ist spätestens seit diesem miserablen CGI-lastigen Remake wieder in die Aufmerksamkeit der Filmfreaks gerückt. Der Kampf gegen die Medusa ist wahnsinnig gut und spannend gemacht, tausendmal besser als die neue Version. Andromeda (Judi Bowker) ist wirklich hübsch anzusehen, jedoch hätte ich mir einen passenderen Perseus vorstellen können. Maggie Smith, die Lehrerin aus Harry Potter, macht auch mit, hier als eine der Göttinnen im Olymp ^^
    Zwei Dinge schmälern ein wenig meine Freude an Ray Harryhausens letztem großen Film. Erstens wurde mir storymäßig zu viel Fokus auf das Spiel und die Intrigen der Götter gelegt. Das ist zwar schön und clever gemacht, quasi wie eine parallele Welt oder Schaltzentrale, aber es lässt dem Zuschauer zu wenig Raum für eigene Auslegungen. Nicht falsch verstehen, der Olymp und die Götter sollen ruhig vorkommen, nur hätte ich es besser gefunden, wenn sie deren Screentime reduziert hätten auf vielleicht drei oder vier besonders wichtige Szenen, die einem eine Ahnung geben, was dort abgeht (etwa einmal am Anfang, einmal am Ende und einmal in der Mitte). Stattdessen hat man das Gefühl, dass sie alles permanent überwachen und ständig eingreifen, anstatt der Geschichte mal eine Weile ihren Lauf zu lassen. Zeus zum Beispiel: Sobald Perseus Probleme bekommt, wird ihm unter die Arme gegriffen (uh, er hat seinen Unsichtbarkeitshelm verloren - dann verdient er natürlich sofort ein neues Spielzeug! Schicken wir ihm eine mechanische Eule, die Töne von sich gibt wie R2-D2 aus Star Wars!). Das schmälert gewissermaßen den Verdienst des Helden selbst, übrigens im krassen Gegensatz zu Jason aus dem zuvor genannten Film, in dem die Götter auch vorkommen, aber Jason sich trotz Angebot lieber selbst drum kümmern will, eine Crew und ein Schiff zu finden. In Clash of the Titans sind die zentralen Figuren mehr Spielball höherer Mächte als sonstwas.
    Der andere Punkt ist, dass ich bei keinem anderen der hier behandelten Filme so sehr das Gefühl hatte, dass er sich hinzieht. Sicher, die Produzenten bekamen endlich das große Budget, das ihnen zustand, und wenn man zur Abwechslung mal namhafte Hollywood-Größen als Schauspieler hat, dann möchte man die auch zeigen. Aber zwei Stunden sind für diese Story zu lang! Anderthalb hätten gereicht. Manche Szenen bringen nicht viel für die Story, aber dauern ewig. Nichtsdestotrotz ein sehenswertes antikes Abenteuer. Release the Kraken! Hier nebenbei bemerkt ähnlich wie bei Sindbad schade, dass das geplante Sequel "Force of the Trojans" 1984 nicht mehr umgesetzt wurde.


    Und zum Schluss als Bonus noch ein thematisch passender Klassiker, der allerdings nichts mit Ray Harryhausen zu tun hat:

    Journey to the Center of the Earth /Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (1959)
    Noch so einer, den ich vor zig Jahren mal im TV gesehen haben muss, wenigstens teilweise. Insgesamt ein guter Film, aber mit viel verschwendetem Potential. Das Buch von Jules Verne habe ich noch nicht gelesen, soll hier aber eher lose mit einigen, oft verständlichen Änderungen adaptiert worden sein (im Gegensatz zu diversen moderneren Fassungen, die das Original völlig auf den Kopf stellen). Die Hauptfiguren waren mir allesamt sehr sympathisch und der Humor oder generell erheiternde Szenen kamen auch nicht zu kurz. Bei James Mason als Lindenbrook musste ich irgendwie ständig an einen jungen Sam Neill denken ^^' Beeinträchtigt wird das Werk ganz ähnlich wie bei "First Men in the Moon" durch für einen Abenteuerfilm komisch verteilte Prioritäten bzw. seltsames Pacing. Das Ganze dauert 132 Minuten, aber erneut geht die Hälfte davon nur für die Vorbereitung drauf. Das saftige Fleisch der Unternehmung, nämlich die faszinierenden Entdeckungen im Inneren der Erde, die durchaus einige phantasievoll gestalteten Sets bekommen, sowie der Titel beziehen sich im Grunde nur auf den halben Film. Wenn im Vorfeld 30 bis 40 Minuten drumherum gelabert wird, um alles wichtige zu etablieren, gerne. Aber man sollte keine volle Stunde darauf warten müssen, dass die eigentliche Geschichte beginnt. Während die Höhlenumgebungen schön waren, wirken die Effekte leider veraltet. 1959 hätte man locker mit Stop-Motion arbeiten können, aber dafür reichte vielleicht das Budget nicht. Stattdessen wurden für die riesiegen Urzeit-Saurier echte, angemalte Eidechsen mit angeklebten Hörnern verwendet, was wirklich nicht sehr glaubwürdig aussieht (vgl. dazu auch die Version von "The Lost World" aus dem Jahr 1960).

  2. #2
    Normalerweise halte ich nicht so viel von modernen Trailern für alte Filme, und "Heart of Curage" von Two Steps from Hell ist inzwischen auch schon ein bisschen ausgelutscht als musikalische Untermalung, aber das folgende Video zeigt nicht nur klasse worum es in der Geschichte geht, sondern fängt außerdem sehr gut die Epicness ein, die ich so geil an Die sieben Samurai fand. Gibt mir immer noch den einen oder anderen Gänsehaut-Moment Ziehts euch rein, besonders wenn ihr den Film noch nicht kennt, vielleicht bekommt ihr dadurch ja Bock drauf ^^



  3. #3
    Frankenstein (1931)
    Habe ich ja im Eröffnungsbeitrag schon kurz erwähnt, aber hier noch ein paar Zeilen mehr dazu. Ich hatte unheimlich viel Freude an dem Film, womit ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Ein nicht unwesentlicher Teil davon rührt natürlich daher, dass diese Figuren und die Geschichte so eine große kulturelle Bedeutung hatten und haben, und dies war glaube ich die erste richtige Verfilmung des Stoffes (gab aus dem Jahr 1910 nur mal einen Kurzfilm von 15 Minuten). Es ist und bleibt ein moderner Mythos, an dem sich viele aktuellere Werke orientiert haben, sei es indirekt /im übertragenen Sinne, oder eben unmittelbar als thematische Zitate und Entlehnungen. Das Gleiche gilt ganz explizit für die vorliegende, legendäre Version von 1931! Man hat diese wohlige Art eines Schonmal-erlebt-Gefühls, welches dadurch gesteigert wird, dass man hier das Original vor sich hat, den Ursprung, auf den sich alle anderen beziehen. Wenn der Doktor dann so dramatisch ruft "It's alive!" ist das ein Stück miterlebter Kinogeschichte.
    Aber das ist längst nicht alles, woher die Faszination und der Spaß rührt. Positiv überrascht haben mich auch die Set-Pieces, die die Geschichte spannend halten. Seien es der Friedhof am Anfang, Frankensteins Laboratorium, die Hetzjagd in den Bergen, in denen sich das Monster versteckt, oder die brennende Windmühle am Ende für das große Finale. Das macht einfach Bock, das sind richtige Schauwerte! Nicht nur lahme theatermäßige Wohnzimmer-Aufnahmen wie bei Dracula. Okay, auch Frankenstein hat ein paar kleinere Längen im Zusammenhang mit der bevorstehenden Hochzeit, aber über die sieht man gerne hinweg. Zu jener positiven Grundstimmung steuert Boris Karloff in der Hauptrolle des Monsters eine ganze Menge bei. Es ist eine Freude, dieser ikonischen und missverstandenen Kreatur zuzusehen, fast tut sie einem leid.


    Frankensteins Braut (1935)
    Eines von den Sequels, die dem Vorgänger nicht nur gerecht werden, sondern ihn sogar in vielerlei Hinsicht übertreffen können! Die Geschichte schließt direkt an den ersten Teil an. Man kann sich die beiden perfekt als Double-Feature reinziehen, weil es sehr kurze Filme von jeweils ca. 70 Minuten sind. Im Falle der Fortsetzung gibts natürlich den Nachteil, dass einem ein wenig der Kontext fehlt, wenn man den von 1931 nicht gesehen hat, sodass "Frankensteins Braut" nicht ganz so gut für sich alleine stehen kann. Davon abgesehen hat er mir im Grunde aber noch besser gefallen als der erste. Das Sequel ist zugänglicher und noch verspielter. Neu sind eine merkliche Injektion von Humor, die Story nimmt sich nicht mehr ga~nz so ernst wie vorher, und sehr willkommen ist auch ein vernünftiger Soundtrack, der früher noch gefehlt hatte.
    Ich fand, dass hier noch viel mehr verrückte Ideen aufgegriffen werden, die das Thema auf die Spitze treiben. Anscheinend haben sowohl Frankenstein und sein Monster das Ende der vorangegangenen Geschichte überlebt. Zwar hat Frankenstein diesem Wahnsinn abgeschworen, doch ein noch verrückterer alter Kollege taucht auf, der ihn dazu zwingt, seine Arbeit fortzusetzen ^^ Dieser andere Professor besitzt unter anderem eine Sammlung winziger Menschen, die er in Gläsern hält (von der Größe her so ähnlich wie die Borger *g*). Bis heute wissen die Filmhistoriker übrigens nicht, wie die damals diesen Spezialeffekt zustande gebracht haben, denn die Technik dazu gab es eigentlich noch gar nicht. Solche filmisch beeindruckenden Rätsel sind immer eine coole Sache imho.
    Schwächen gabs nicht viele. Ein paar Szenen sind overly kitschig, wie etwa die Sache mit dem blinden Einsiedler, der der Kreatur gegenüber keine Angst oder Vorurteile hat. Aber besagte Teile der Handlung machen irgendwie auch eine Menge von dem Charme aus. Oh, und diese Minnie war als Comic Relief ein wenig nervig (ihre Stimme >_<), hat aber eh nicht so viel Screentime. Um das zu illustrieren, was ich weiter oben vom wohligen Wiedererkennungsgefühl schrieb: Beim Gucken kam mir hier zum Beispiel plötzlich eine Folge von Darkwing Duck in den Sinn, in der Benjamin Buxbaum eine Frau zu einer Pflanze mutieren wollte, wie es ihm selbst widerfahren ist - um eine Partnerin zu haben, versteht sich Da haben sie sogar die ganzen Bilder übernommen wie diese Liege im Labor, die auf das Dach hochgefahren werden kann, damit die Blitze einschlagen.
    Gibt wohl noch einige andere Frankenstein-Filme, selbst nur beschränkt auf die Universal Monsters alleine. Aber die meisten davon sollen nicht mehr so viel taugen wie die ersten beiden, darum belass ichs wahrscheinlich dabei. Diese beiden Filme jedoch kann ich jedem ans Herz legen, der halbwegs offen für alten Kram ist! Schon eine Erfahrung wert und überhaupt nicht langweilig.


    Dark Star (1974)
    Puh, sorry, das war leider nichts für mich *amkopfkratz* Ist so eine bestimmte Art von schwarzem Humor, die viele zu mögen scheinen, aber mit der ich noch nie viel anfangen konnte ^^' Wobei ich dazu sagen muss, dass es wirklich nicht nur oder hauptsächlich am Inhalt lag, denn einige echt abgefahrene Ideen waren auf jeden Fall drin. Die philosophierenden Bomben, die erst überzeugt werden müssen, haha! Auch die ruhige Computerstimme des Schiffes war toll, und das Ende echt... interessant usw. Hab sogar mal gelesen, dass der Abschnitt mit dem "Exoten" eine wesentliche Inspiration für die Story von Ridley Scotts Alien gewesen sein soll. Aber mal abgesehen davon, dass ich die Crew in Carpenters Frühwerk nicht leiden konnte (schon klar, sie sind ausgelaugt und genervt nach Jahren der monotonen Arbeit im All, aber ich brauche halt einen Bezugspunkt, dessen Schicksal mich kümmert - Schadenfroh bin ich dennoch nicht, wenn alles den Bach runtergeht), scheiterts für mich wirklich an der Sache mit dem Budget.
    Ganz im Ernst, das sah aus wie der ärmlichste Studentenfilm. Ich kann kaum glauben, dass der mal irgendwo im Kino gelaufen sein soll, die Effekte sind total lächerlich. Nun brauche ich keinen hochkarätigen Special Effects Zauber, erst recht nicht bei etwas, das zumindest weitgehend als eine Form von Comedy verstanden wird, aber es spielt nunmal im Weltall und ist Sci-Fi, da muss es einigermaßen glaubwürdig sein, damit die Illusion und somit die ganze Geschichte überhaupt funktioniert. Und wenn dann sowas auftaucht wie das Alien, das kaum mehr als ein angesprayter, mit Luft aufgeblasener Wasserball mit Gummifüßen ist (bei dem man eindeutig die Nähte erkennt), und wovon ich glaube, dass selbst ich das mit etwas Bastelarbeit besser hätte hinkriegen können, dann hat das bei Dark Star zwar einen verpeilten Pepp und Reiz, aber reißt einen doch irgendwie aus dem Geschehen raus. Der Film ist voll von solchen Stellen. Anderes Beispiel wäre der Fahrstuhl, der eindeutig ganz simpel auf einem normalen, horizontalen Flur gedreht wurde. Oder die Einstellungen des Schiffes selbst, das sich kaum mal bewegt und immer aus den gleichen Perspektiven gezeigt wird. Schätze, mit ein bisschen mehr Aufwand wäre der Film bei mir besser angekommen.
    Ein weiterer Punkt ist das Pacing. Auch hier ist mir bewusst, dass durch die Länge die von den Protagonisten empfundene Monotonie vermittelt werden sollte. Ich weiß, ich beschwere mich oft über diesen Aspekt, und Dark Star geht ohnehin nur knapp über 80 Minuten. Doch rein von der Story und Herangehensweise her, wäre das imho nur Material für gerade einmal die Hälfte der Zeit gewesen. Ich hab mich zwischendurch ehrlich gesagt immer wieder gelangweilt. Als Kurzfilm von einer halben Stunde oder ähnliches, mit gestrafftem Ablauf und Tempo, das hätte was werden können.

  4. #4
    Paddy hatte mir die Tage Medea von Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1969 empfohlen. Laut IMDb & Co ein italienisches Fantasydrama über die Titelfigur und das Goldene Vlies klingt ja erstmal nicht schlecht. Hehe, das war allerdings eine seeehr gewöhnungsbedürftige Erfahrung. Es handelt sich mehr um einen waschechten Art-Film mit künstlerischem Anspruch und bisweilen etwas abstraktem oder verwirrendem Inhalt. Zumindest definitiv keine straight forward mythologische Adaption des Stoffes, wie sie ggf. in Hollywood entstanden wäre, sondern für den geneigten Genrefan äußerst schwierig verdaulich. Ich glaube, ich habe auch jetzt noch nicht wirklich einen Zugang dazu gefunden. Könnte sein, dass es damit zu tun hat, dass ich ihn auf Italienisch mit englischen Untertiteln geschaut habe, aber das wird kaum wesentlich sein, da über die gesamte Laufzeit hinweg sowieso nur verdammt wenig gesprochen wird (dafür gibts aber Stellen mit sehr langen Monologen).
    Was ich durchaus daraus mitnehmen kann, sind die zum Teil wahrlich beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, die zusammen mit der Musik (vor allem dieser komische Chorgesang, der mich zwischendurch an Ghost in the Shell erinnerte) eine eigenartige, befremdliche Atmosphäre erzeugen. War mal was anderes, auch indem sich die Geschichte kaum an gängige Konventionen hält (Spannungskurve?), aber fesseln oder begeistern konnte mich dieses Werk letztenendes nicht. Bin zwar niemand, dem jede Kleinigkeit eines Films erklärt und auf dem Silbertablett serviert werden muss, und Manches darf sicher der Interpretation des Zuschauers überlassen bleiben, doch die Punkte der Handlung möchte ich schon alle gut nachvollziehen können. Maybe I didn't get it. Hier wird fast völlig auf Exposition verzichtet, was der Regisseur ja auch beabsichtigte, der öfters lieber die Bilder und Eindrücke für sich sprechen lässt. Aber das bin ich weder gewohnt, noch macht mir das wirklich Spaß.

  5. #5
    Den habe ich sogar auf DVD

    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    Laut IMDb & Co ein italienisches Fantasydrama über die Titelfigur und das Goldene Vlies klingt ja erstmal nicht schlecht. Hehe, das war allerdings eine seeehr gewöhnungsbedürftige Erfahrung. Es handelt sich mehr um einen waschechten Art-Film mit künstlerischem Anspruch und bisweilen etwas abstraktem oder verwirrendem Inhalt.
    War dir der Name Pasolini bisher unbekannt?

  6. #6
    Zitat Zitat von Isgar Beitrag anzeigen
    War dir der Name Pasolini bisher unbekannt?
    Nein, der Name nicht. Den hat man mitsamt der einen oder anderen Info irgendwann schonmal aufgeschnappt. Aber einen Film von ihm hatte ich bis jetzt noch nie gesehen.

  7. #7
    Vielleicht wäre Vampyr was für dich. Von Dreyer, 1932.

    Die roten Schuhe (1948) vielleicht auch, ist halt eine Art Backstage Musical (Tanz, kein Gesang). Höhepunkt ist die Aufführung des Stücks im Stück, mit unglaublich tollen Bauten, Kostümen + ist großartig fotografiert (in zum dahinschmelzenden Technicolor). Die Aufführung ist sehr märchenhaft, aber vielleicht ist dir das zu maniriert?! Und sie macht eben nur einen Teil des Filmes aus.

    Wenn es so lange her ist, dass du einen Chaplin Film ganz gesehen hast, dann schau unbedingt nochmal rein. Würde dir aber eher City Lights oder The Kid als Goldrush empfehlen, imo setzt letzterer (noch) mehr auf Slapstick als die anderen beiden.

    Münchhausen (von Baky, 1943), habe ich selbst noch nicht gesehen, passt aber auch von der Beschreibung her in dein Schema: Abenteuerfilm, DIE deutsche Superproduktion während des Krieges, bewusst eskapistisch angelegt, viel Farbe, aufwändige Kostüme und Bauten. Kannst ja mal auf youtube reinschauen.

    Und ist es Absicht, dass Disney nicht bei dir auftaucht? Schneewittchen ('37), Fantasia ('40), Pinocchio ('40), Cinderella ('50), Peter Pan ('53), usw passen doch ganz gut wenn man Empfehlungen deiner Selbstauskunft nach aussprechen müsste.

  8. #8
    Johanna von Orléans (1928)
    Noch so einer, bei dem ich die überwältigende Begeisterung von nahezu jedem Rezensenten nicht nachvollziehen kann. Ganz weit oben findet sich dieser regelmäßig in den Listen zu den besten Filmen aller Zeiten, von einem unvergleichlichen Meisterwerk ist die Rede. Hm. Ich gebe zu, Maria Falconetti hat atemberaubend gut gespielt, erst recht wenn man die Zeit berücksichtigt, aus der der Film stammt. Das große Problem, welches ich mit diesem Werk habe, besteht darin, dass ihre Performance das einzige ist, was das ganze Teil überhaupt zusammenhält! Im Grunde ein biographisch-historisches Gerichtsdrama, setzt es sich weitgehend aus dieser einen Verhandlung (Verhör) zusammen, mit ständigen Nahaufnahmen vom Gesicht der Hauptfigur, ab und zu unterbrochen von Einstellungen, die die zwielichtigen geistlichen Männer zeigen. Das kann noch so gut gespielt sein, spätestens nach zehn Minuten hat man das Gefühl, dass die Szenen permanent mit minimaler Variation wiederholt werden, woraus für mich als Unterhaltung Suchender schmerzhaft fehlende Abwechslung und in letzter Konsequenz extreme Langeweile resultiert. Und das sage ich als jemand, der durchaus offen für Arbeiten mit künstlerischem Anspruch ist - ich brauche nicht immer nur Action und Eyecandy, letzteres beispielsweise in der Form von extravaganten Sets. Das darf alles auch mal etwas minimalistischer sein, aber eben nicht DERMAßEN minimalistisch wie in "La passion de Jeanne d'Arc" >_<
    Ich habe auch nichts gegen eine stark emotionale, persönliche Handlung, doch wenn man nicht von Vornherein einen direkten Bezug zum Ausgangsmaterial hat (und kein Filmhistoriker ist), dann sehe ich schwarz für die Absicht, aus diesem Film irgendeinen Genuss gewinnen zu wollen. Bei jenem Inhalt und jener öden Herangehensweise, bei der handlungstechnisch so gut wie gar nichts passiert, wird es zu einer Herausforderung, von Anfang bis Ende durchzuhalten. Würde die Laufzeit 20 Minuten nicht überschreiten, käm ich mit so etwas klar, aber zwei Stunden? What were they thinking?! Sorry, aber da fehlt mir jeder Respekt vor einem angeblich so altehrwürdigen Meisterstück. Mehr als eine tolle schauspielerische Leistung der zentralen und praktisch einzigen Figur sowie ein paar sehr intensive Kameraeinstellungen bleiben hiervon nicht übrig. An einen Film stelle ich höhere Ansprüche als das. 1928 hatten andere schon längst gezeigt, was theoretisch alles machbar ist, und erst recht aus der Geschichte dieser historischen Persönlichkeit hätte man so vieles mehr machen können. Selbst wenn man sich alleine auf diesen prägnanten Höhepunkt konzentrieren möchte. Als eine zutiefst eindringliche Szene von wenigen Minuten in einem zweistündigen Film, der mehr "Drumherum" zeigt, hätte mich das beeindruckt. So wie es ist kann ich jedem, der Stummfilme nicht gerade zum Frühstück isst, nur dringend davon abraten, sich das hier reinzuziehen. Es lohnt sich nicht. So, jetzt hab ichs gesagt. Wobei es vielleicht doch einen Blick wert ist - einfach mal bis zu fünf Minuten an einem nahezu beliebigen Punkt reinschauen, nicht länger, dann hat man nämlich im Grunde schon alles gesehen.


    Westworld (1973)
    Hatte sich steel vor einiger Zeit drum gekümmert, wenn ich mich recht erinnere. Hatte ich vorher noch nie gesehen. War aber lustig, Yul Brynner als Gunslinger wiederzusehen, den ich in ähnlicher Funktion in dem gleichen Outfit erst vor Kurzem in "Die glorreichen Sieben" begutachtet hatte. Insgesamt fand ichs ganz nett, aber nicht überragend. Man merkt, dass Crichton hiermit noch ganz am Anfang stand, das Konzept mit dem außer Kontrolle geratenden Freizeitpark würde erst in Jurassic Park perfektioniert werden. Gestört hat mich hier vor allem, wie unheimlich simpel die Handlung doch ist. Vielleicht bin ich durch spätere Entwicklungen auf dem Gebiet verdorben worden, aber das hier war mir dann doch etwas zu schwach: Zwei Typen gehen in den Park, die robotischen Bewohner des Resorts geraten wegen (kaum erklärter) Fehlfunktionen außer Kontrolle, in Windeseile sind alle anderen Besucher und Parkmitarbeiter tot, der letzte Überlebende wird eine halbe Stunde lang Terminator-Style von einer schießwütigen Cowboy-Maschine gejagt aber plättet letztere mit einiger Mühe, Ende. Die Story ist ultra-linear, es gibt keine parallelen Nebenhandlungen, und die ohnehin schon zahlenmäßig unterbesetzten Charaktere, die wir etwas näher kennenlernen dürfen, werden zu früh sowie dramatisch wenig effektiv verheizt. Dafür, dass sich das letzte Drittel nur noch ausschließlich zwischen zwei Figuren abspielt, dauert die erste Stunde mit der Etablierung und Erklärung der Eigenschaften des Parks zu lange. Entweder, da hätte noch irgendwas anderes interessantes passieren, oder aber die Eskalation eher stattfinden müssen. Ein paar mehr Protagonisten und Dialoge wären auch hilfreich gewesen. Schöne Idee, und stellenweise ganz kurzweilig, aber unterm Strich nur mäßig und halbherzig in der Umsetzung. Es fehlte am Mut, mehr mit dem Entwurf zu machen und ihn mit spannenden Wendungen weiter zu spinnen.

    Zitat Zitat von MrBamboo Beitrag anzeigen
    Und ist es Absicht, dass Disney nicht bei dir auftaucht? Schneewittchen ('37), Fantasia ('40), Pinocchio ('40), Cinderella ('50), Peter Pan ('53), usw passen doch ganz gut wenn man Empfehlungen deiner Selbstauskunft nach aussprechen müsste.
    Stimmt, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ursprünglich hatte ich mich was Disney-Animationsfilme angeht auf die beschränkt, die ich wirklich unbedingt haben wollte, was hauptsächlich die der Renaissance aus den 80er und 90er Jahren sind, und den Rest dann gedanklich einfach abgehakt, da der ohnehin nicht an jene heranreichen kann, die bei mir von einem massiven Nostalgiebonus profitieren. Vor gut einem Monat hatte ich mir einige Disney-Klassiker angeschaut, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte oder vorher noch gar nicht in voller Länge kannte, darunter auch Sleeping Beauty /Dornröschen von 1959. Den fand ich recht gut, vor allem in visueller Hinsicht, und der Bösewicht ist natürlich legendär. Bloß die Geschichte ließ etwas zu wünschen übrig, zumal viel zu viel Wert auf die grenzdebilen Feen gelegt wurde, aus deren Perspektive alles erzählt wird ^^
    Aber die von dir erwähnten Disneyfilme habe ich zum Teil auch noch nie gesehen oder es liegt schon zig Jahre zurück. Das sollte ich mal versuchen. Könnte mir vorstellen, dass mir sowas wie Fantasia sehr zusagt, da ich sowohl Animation als auch klassische Musik sehr gerne mag *g* Etwas zurückhaltend bin ich was die oben stehenden Titel betrifft aber auch, weil ich eigentlich keine Musicals (mit Gesang) in Filmform leiden kann und selbst die Disney-Klassiker aus den 90ern nicht hauptsächlich wegen der bekannten Songs bewundere. Danke auch für die anderen Vorschläge. Ich glaube, Die roten Schuhe sind nichts für mich, aber bei den anderen beiden überleg ichs mir.

  9. #9
    Aber Achtung, Vampyr ist vom selben Regisseur wie Jeanne d'Arc.

    ...den ich übrigens großartig und gar nicht langweilig finde! Minimalismus, hurra!

  10. #10
    Zitat Zitat von MrBamboo Beitrag anzeigen
    ...den ich übrigens großartig und gar nicht langweilig finde! Minimalismus, hurra!
    Liegt natürlich auch irgendwo an mir und meinen Vorlieben. Ich brauche seit jeher in einem Film grundsätzlich mehrere Charaktere und mehrere Orte (oder Variationen einer größeren Location). Hab ja schon eine starke Aversion gegen so etwas wie Cast Away (2000) oder Buried (2010). Von solchen Filmen scheint mir Jeanne d'Arc zumindest von der Herangehensweise so etwas wie die Ur- und Extremform zu sein, ein Prototyp. Eine Weile bin ich bereit, mir ein verzweifeltes und weinendes Gesicht in Nahaufnahme anzuschauen, aber das alleine kann für mich schon per Definition noch keine gelungene Erzählung im Rahmen dieses Mediums ausmachen :-/ Wenn man bei einem Film im Nachhinein durchzappt, und er gegen Anfang, Mitte, Ende und zwischendrin praktisch genau gleich aussieht, dann läuft da imho irgendwas falsch. Aber freut mich für jeden, der damit trotzdem was anfangen kann.
    Eine abweichende Erwartungshaltung mag bei mir ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Bereits der Name Jeanne d'Arc verspricht bei ein wenig vorhandenem Allgemeinwissen ein großes, herzzerreißendes, abenteuerliches Drama vor reichhaltigem, historischen Hintergrund zu sein (vgl. hier unter anderem D.W. Griffith "Orphans of the Storm" von 1921, grob etwas in der Richtung hatte ich mir vorgestellt), dazu kamen die voll Wonne jauchzenden Zuschauermeinungen. Entsprechend desillusionierend war es dann festzustellen, dass es sich "nur" um ein höchst minimalistisches, experimentelles Kunst-Melodrama in Dauer-Close-up handelt, das sich weitgehend in einem einzigen Raum abspielt. Ich hatte vor längerer Zeit schonmal eine Szene daraus gesehen, aber dass einfach ausgedrückt fast der ganze Streifen aus dieser einen Szene besteht, das hätte ich nie gedacht. Nee, bei sowas bin ich dann doch gerne der Banause und halte mich an meine ehrliche Meinung, das hat mein Wohlwollen, meine Toleranz und vor allem meine Aufnahmebereitschaft im Bereich Film etwas zu sehr strapaziert ^^

    Wo ich gerade von wenigen Charakteren rede...


    Robinson Crusoe on Mars /Notlandung im Weltraum (1964)
    Hier hatte ich mir aufgrund des literarischen Ausgangsmaterials schon gedacht, dass es nicht so ganz was für mich wäre, weil der zwischenmenschliche Aspekt lange komplett fehlt. Das traf dann auch zu. Den Film kann man sich mal geben, die Spezialeffekte bzw. die Sets sind nicht übel für ihre Zeit, aber gut die erste Hälfte der Geschichte ist eher lahm und ereignislos. Dass wir heute mehr über den roten Planeten wissen und dieser Film mit seinen Spekulationen in vielen Punkten weit daneben lag, könnte erschwerend hinzukommen, ist aber bei Sci-Fi oft die Gefahr und macht auch ein wenig von dem Charme aus (Hehe, auf dem Poster steht fett selbstbewusst "This film is scientifically authentic ...it is only one step ahead of present reality!" Irgendwie süß). Lobenswert immerhin, dass so etwas wie Sauerstoff- und Wassermangel hier berücksichtigt wird. Ein Äffchen hat den Absturz zusammen mit Commander Kit Draper überlebt, das aber nur wenig Abwechslung reinbringt.
    So richtig interessant wird es ab Erscheinen der UFOs und Freitag leider auch nicht. Ich fand es enttäuschend, dass der Typ von Orion (oder so) kommen soll, aber trotzdem aussieht wie ein ganz normaler Mensch. Bei Star Trek ist sowas verständlich, die hatten selten genug Geld und haben trotzdem wenigstens hier und da interessante Alienrassen mit Makeup oder Gummikostüm/-Maske gebracht, wohlgemerkt zu einer ähnlichen Zeit (nur ein oder zwei Jahre nach Robinson Crusoe on Mars ging Star Trek los). Aber bei einem Kinofilm mit für damalige Verhältnisse hohem Budget? Muss wohl alles in die Sets und Props geflossen sein. Die Sklaventreiber aus den irgendwann sehr nervig werdenden UFOs (ist glaub ich immer die selbe Einstellung, wenn die ballern und dann wegfliegen) bekommen wir sogar nur ganz kurz auf einem Bildschirm zu Gesicht, und das sind anscheinend auch bloß gewöhnliche Menschen in anderen Raumanzügen.
    Als Survival-Abenteuer war es eine originelle Idee, die alte Geschichte auf den Mars zu verlegen und sie damit zu Science Fiction zu machen. So etwas dürfte ruhig öfters probiert werden in Hollywood - klassische Literatur mit stark verändertem Setting für frischen Wind. Robinson Crusoe on Mars lebt von seiner Atmosphäre der Abgeschiedenheit und fremdartigen Umgebungen, zu der stellenweise auch der eindringliche Soundtrack beiträgt. Bloß was die Story und Handlung angeht, fällt er sehr flach und hätte von ein paar überraschenden Wendungen profitiert. Das Ende kam mir entsprechend ebenfalls zu plötzlich. Fun Fact am Rande: In einer kleinen Nebenrolle spielt Batman persönlich, Adam West, mit

  11. #11
    Die Fahrten des Odysseus /Ulysses (1954)
    Hat gerockt! Bin froh, dass ich den Film nach kurzer Recherche wiedergefunden habe. Eine dieser "Vor langer Zeit, an einem verregneten Nachmittag vor der Glotze"-Erfahrungen, die ich nun wieder aufleben lassen konnte. Die Erzählstruktur ist ganz interessant episodenhaft und in Rückblenden erzählt. Die Geschichte hält sich erstaunlich nahe an der sagenhaften Vorlage. Speziell die Fantasyelemente wie der Zyklop sind richtig toll gelungen und machen Laune. Der Anfang ist ein wenig lahm, aber dafür wird es anschließend immer besser und besser. Der Film ist eine Koproduktion von USA, Italien und Frankreich. Dafür, dass er nicht gerade das ausuferndste Budget seiner Zeit hatte, sind die Production Values erstaunlich ansehnlich. Schauspielerische Leistungen weitgehend solide (Kirk Douglas in der Hauptrolle) bis durchwachsen, ein paar der Dialoge des Drehbuchs hatten aber auf jeden Fall den nötigen Biss. Eine meiner Lieblingsstellen ist jene, als Circe mit ihrer Zauberkraft die Mannschaft in Schweine verwandelt hat...
    Oddy: "You witch! While I slept you turned a band of heroes into swine!"
    Circe: "It is much easier to do than you think."
    Classic xD
    Zum Finale zurück in Ithaca ist Odysseus RAGE!! bemerkenswert over-the-top. Für einen Helden wird er eigentlich richtig fies und ist praktisch im Amoklauf-Modus. Das wirkt heute ein wenig verwirrend, würde man in Hollywood inzwischen sicher abschwächen, aber es hält sich damit nicht nur an Homer, sondern ist auch herrlich unterhaltsam -_^ Alles in allem bestimmt kein großes Meisterwerk, aber doch ein schöner, klassischer Abenteuer/Fantasy-Film. Ist derzeit leider nicht in HD auf Blu-ray erhältlich, würde ich sonst ohne zu zögern bestellen.


    Jahr 2022... die überleben wollen /Soylent Green (1973)
    Wow, ich habe ja schon viele schlimme deutsche Titelübersetzungen gesehen, aber das hier ist immer noch eine der übelsten *rolleyes* Besonders im Nachhinein, wo der Begriff "Soylent Green" schon für sich genommen einige Bekanntheit erlangt hat, zumindest in Sci-Fi-Kreisen. Dachte mir, ich sollte diese Bildungslücke auch mal füllen. Eine sehr drastische und in mancher Hinsicht erschreckend realistische Dystopie zum Thema Überbevölkerung, Ressourcenknappheit und Moral. Ein paar Szenen wie diese Baggerladungen voll Menschen bei der Aufruhr wird man so leicht nicht wieder los.
    Die meisten, die ein bisschen bewandert in der Popkultur sind, werden wissen, was genau Soylent Green tatsächlich ist. So ging es zumindest mir. Deshalb war ich dann doch ein wenig überrascht, wie lange die Enthüllung der Wahrheit im Film hinausgezögert wird, nämlich bis zu den letzten Minuten, selbst wenn man es sich auch ohne Vorkenntnisse schon eher zusammenreimen kann. Das ist irgendwie ein wenig schade. Es hat diesen The Sixth Sense Effekt - den fand ich als Film super, aber die Lust, ihn mal wieder zu schauen, ist gering, da die ganze Geschichte so sehr von dieser einen, überraschenden Wendung abhängt. Mit ihr steht und fällt die Handlung, und weiß man schon vorher Bescheid, ist aus dem zentralen Mysterium die Luft raus. Das ist bei Soylent Green noch bedauerlicher als anderswo, weil man gerade durch die gezeigte Welt und die behandelten Themen noch einiges mehr hätte anstellen und hinterfragen können, wenn die Offenbarung schon nach der Hälfte oder zwei Dritteln der Spielzeit erfolgt wäre. Hier wird es hingegen als so furchtbar betrachtet, dass die Wahrheit unaussprechlich für alle ist, die davon wissen - und das ist eben jener Punkt, den ich für unglaubwürdig halte. Eine zentrale Figur geht sogar in den Euthanasie-Freitod, weil er durch die Kenntnis alle Hoffnung an die Menschlichkeit verloren hat, ohne wenigstens seinen Partner darüber zu unterrichten (dass das vielleicht doch keine so üble Idee ist, fällt ihm erst auf dem Sterbebett ein). Ebenfalls nicht ganz leicht zu glauben ist, dass bei einer so vollen Welt nicht wenigstens Gerüchte darüber die Runde gemacht hätten. Naja.
    Der Film war wie erwartet: Für meinen Geschmack etwas zu hoffnungslos/verstörend/thematisch-düster und für das Genre (nominell Science Fiction, aber genau genommen viel mehr Speculative Fiction) eine nur sehr schwach ausgeprägte Zukunftsvision, was die Äußerlichkeiten und Errungenschaften des Settings betrifft (Architektur, Technik, Kleidung usw.), denn daran gemessen könnte das ebensogut in der Gegenwart spielen. Wenig Schauwerte also. Als dramatisch geprägter und nachdenklich stimmender Thriller funktioniert das natürlich wunderbar. Ist nur nicht das, was ich hier suche.
    Clevere Anspielung aus Futurama, als es um Slurm ging -
    Fry: "What if the secret ingredient is... people!?"
    Leela: "Oh, there's already a soda like that. Soylent Cola."
    Fry: "Oh, how is it?"
    Leela: "It varies from person to person."



    Hier die neue Rubrik "Enkidu nörgelt again ...über Disney!" (Part 1)


    Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)
    Ah, das berühmte abendfüllende Erstlingswerk des Ladens, mit dem alles begann. Fälschlicherweise von stolzen aber unzureichend informierten Amis immer wieder als erster Animationsfilm überhaupt bezeichnet (es gab von 1917 an mindestens schon sechs vorher, je nach Definition mehr), hat Schneewittchen durchaus zu Recht einen hohen Stellenwert in der Geschichte des Kinos. Davon mal abgesehen ist er mir allerdings ein Graus. Das abstoßende Charakterdesign alleine genügt schon, um meine Begeisterung zu zerstreuen ^^ Der zentrale Konflikt hält sich in Grenzen, ewig lange passiert in der Handlung nichts von Belang - zu viel Zeit wird auf die Zwerge verschwendet, die kaum mehr als eine Ansammlung von nervigen Comic-Relief-Cutouts bzw. wandelnden Klischees sind, reduziert auf ein einzelnes Merkmal (da waren selbst die Schlümpfe vielseitiger). Trotzdem fiel es mir schwer, sie alle visuell auseinanderzuhalten. Die Auflösung ist pure Deus Ex Machina. Selbst das Märchen hatte mehr Ecken und Kanten zu bieten. Pech hatte ich auch mit der deutschen Version die ich gesehen habe, denn die besaß leider eine offensichtliche Neusynchro. Sowas bringt Disney ja öfters mal fertig. Ich weiß auch nicht, ich mochte den Film wirklich nicht. Ich respektiere ihn für das Zeitdokument, das er darstellt, aber viel mehr als ein paar ikonische Bilder bleibt mir davon nicht.


    Fantasia (1940)
    Ich wusste, um was es sich handelt und was auf mich zukommt. Ich liebe Animation und mag Orchestermusik. What could possibly go wrong? Nicht viel, aber es genügte, damit ich bei dieser Anthologie sammlungstechnisch passe. Erstmal denke ich, dass der Film nicht so super gealtert ist (was mich überrascht hat, weil doch gerade so etwas zeitlos sein müsste). Gar nicht mal die Tricktechnik an sich, sondern inhaltliche Details und Stilfragen. Dazu gehört auch der Abschnitt mit den Dinosauriern und deren Aussterben, denn der teils unterseeische Chicxulub-Krater an der Yucatán-Halbinsel wurde erst im Laufe der 40er Jahre gefunden. Die Impakt-Hypothese für die Kreide-Tertiär-Grenze gab es in der Form damals also noch nicht, ist aber heute so weit verbreitet, dass dessen Fehlen im Film inzwischen irgendwie seltsam wirkt ("Plötzlich wurde es staubig-trocken und alle Dinos starben").
    Dann bringen es unterschiedliche, zusammenhanglose Segmente natürlich mit sich, dass einige davon besser sind als andere. Hätte mir gewünscht, dass das alles besser miteinander verwebt worden wäre. Denn ganz ehrlich - der (Realfilm-)Dirigent, der zwischendurch immer wieder unterbrochen und erzählt hat, nervte mich, manchmal sehr (Habe gehört, bei dem Sequel von 1999 soll dieser Punkt noch schlimmer sein, bin mal gespannt). Mir leuchtet ein, was sie versucht haben, es sollte für den Zuschauer wie der Besuch eines Orchesterkonzertes rüberkommen. Aber das kann in diesem Format und ohne Stimmung durch ein präsentes Publikum doch kaum funktionieren! Da auch noch eine Pause einzubauen, war überflüssig und diente nur besagter fehlgeleiteter Illusion, nicht aber dem Film selbst. Was mich an den "Orchester-Szenen" besonders störte war, dass der Dirigent oft schon vorweg nahm, was inhaltlich und musikalisch folgen würde, anstatt dass man sich überraschen und das Dargebotene unvoreingenommen auf sich wirken lässt.
    Was die Sequenzen betrifft, hatte ich an einigen sehr viel weniger Interesse als an anderen. Gerade bei jenen, von denen ich schon so viel gehört oder aus denen ich bereits Ausschnitte gesehen hatte (Sorcerer's Apprentice mit Mickey, Nacht auf dem Kahlen Berge), waren die Erwartungen nach all den Jahren vielleicht etwas zu hoch, gefallen haben sie mir aber dennoch sehr. Besonders gemocht habe ich außerdem gleich am Anfang die Nussknacker Suite mit den tanzenden Feen. Diverse andere Teile des Films erschienen mir hingegen hoffnungslos verkitscht und wenig kreativ oder beeindruckend. So etwas wie das Zwischenspiel mit dem "visualisierten Ton" hätte man sich erst recht sparen können. Durchwachsen fand ich ferner die Wahl der Stücke. Keine Ahnung, wer die Zusammenstellung ausgesucht hat, und auf welche Kriterien dabei Wert gelegt wurde, vielleicht war vor 75 Jahren der Geschmack auch schlicht ein anderer. Auf jeden Fall hätte ich mir mehr und bekanntere klassische Meisterwerke gewünscht. Es gibt sooo viel besseres, was wirklich jeder schonmal gehört hat, als das, was ungefähr die Hälfte von Fantasia ausmacht. Naja.
    Hört sich jetzt alles sehr negativ an. Ganz so sollte es nicht rüberkommen. Ich bin froh, den Film endlich mal gesehen zu haben, und fand ihn auch schön. Nochmal brauch ich Fantasia aber nicht zu gucken. Bin mir nicht sicher, ob das Experiment von Disney wirklich so gelungen ist, wie die Verantwortlichen sich das gedacht haben. Hätten die so etwas regelmäßig veranstaltet oder geupdated (habe glaube ich mal irgendwann gelesen, dass etwas in der Richtung geplant war, aber verworfen wurde), zum Beispiel alle zehn Jahre ein neues Fantasia, dann hätte sich das finden und etablieren können. Aber bei diesem Versuch alleine, hmm, das wäre ich von vornherein doch sehr anders angegangen.


    Pinocchio (1940)
    Weiß nicht mehr, ob ich den vorher schon jemals von Anfang bis Ende gesehen hatte, aber falls ja, dann muss ich da noch dermaßen jung gewesen sein, dass nicht viel hängenbleiben konnte, denn erinnert habe ich mich nur an ein paar prägnante Szenen. Again, nicht optimal gealtert imho, wenn auch wesentlich besser als Schneewittchen. Die Handlung ist so basic und erhobener pädagogischer Zeigefinger, Schwarzweißmalerei usw., dass es heute irgendwie zu simpel gestrickt, ermüdend und zu einfach wirkt. Obgleich es in erster Linie für Kinder gedacht war, die sich über das Folgende nicht gewundert haben werden, fand ich die innere Logik des gezeigten Universums doch etwas gewöhnungsbedürftig - dort leben Menschen und sprechende Tiere offensichtlich Seite an Seite in der selben Welt, die sich am realen Vorbild orientiert o_O Allerdings hat Geppetto auch eine Katze und einen Fisch als Haustiere, die nicht sprechen können. Hä? Wäre es bei Jiminy Cricket geblieben, der afair mit niemandem sonst (abgesehen von Pinocchio und der blauen Fee) direkt interagiert, hätte ich das noch gerne abgekauft und die Tiere zwar als märchenhaft intelligent mit ein paar menschlichen Zügen, aber eben doch nur als Tiere wahrgenommen und verstanden. Stattdessen haben sie aber diesen verführenden Fuchs eingebaut, der Pinocchio auf die schiefe Bahn bringt, und die Integrität des Settings gleich mit ^^ Zu Disneys Verteidigung muss man anführen, dass ausgerechnet dieses bisweilen verwirrende, phantastische Element aus der literarischen Vorlage übernommen wurde - viele andere Dinge, die spannender gewesen wären, wie so oft allerdings nicht.
    Ich weiß ja nicht, welchem Alter Pinocchio entsprechen soll, als er zum Leben erweckt wird, aber es fällt schon störend auf, wie dummdreist er zweimal hintereinander wider besseren Wissens und trotz Beratung von Jiminy völlig falsche Entscheidungen trifft sowie anschließend rumheult, weil sich seine Situation verschlechtert hat. Cautionary Tale hin oder her, als Protagonist fand ich diese Version der Puppe unsympathisch und einseitig. Selbst Naivität hat ihre Grenzen. Gibt bis heute definitiv die eine oder andere bessere Adaption des Stoffes (Ja, inklusive der Anime-Serie aus den 70ern!). Amüsiert haben mich die paar netten Nightmare-Fuel-Szenen wie die Esel-Verwandlung, die manchen Kids bestimmt heute noch Angst einjagen kann *g* Auch die Sklavenarbeit beim Wanderzirkus und so... Die Disney-Variante hat schon so einige düsterere Szenen als gewohnt, was ich als Pluspunkt werte. Technisch gibt es nix zu meckern und manche Einstellungen sind für ihre Zeit beeindruckend (Stichwort Parallaxenverschiebung für räumliche Tiefe). Hätte mir nur gewünscht, dass die Geschichte und ihre Charaktere verspielter und unterhaltsamer gewesen wären.
    Derzeit sind übrigens diverse neue Filmadaptionen von Pinocchio in der Mache, darunter eine an der Gillermo del Toro arbeiten soll. Darauf wäre ich wirklich scharf. Hoffentlich gammelt das nicht noch ewig in der Development Hell herum.


    Als nächstes sind noch Peter Pan, Dschungelbuch und Fantasia 2000 dran. Schauen wir mal, ob meine Liebe zu Disney erst wirklich ab den 80ern beginnt, oder ob ein paar der älteren Animationsklassiker aus Kindertagen mich doch auch heute noch überzeugen können.

    Die Liste auf Seite 1 des Threads hab ich übrigens geupdated mit den letzten paar Erwerbungen oder nicht verfügbaren aber erwünschten Erweiterungen

  12. #12
    Ich wollte Fantasia und Pinocchio wirklich mögen, auch weil ich dann endlich was aus den 40ern gehabt hätte, aber es ging nicht. Glücklicherweise passierte das Folgende...

    "Rehabilitation of Disney Animation" (Part 2)


    Fantasia 2000 (1999)
    Ich weiß, gehört hier durch das Erscheinungsjahr normalerweise nicht rein, aber der Vollständigkeit halber mach ich ne Ausnahme -_^ Fand ich viel besser als der erste. Blasphemie? Egal! Der Film war kurzweiliger, dynamischer, temporeicher, abwechslungsreicher, farbenfroher, die einzelnen Segmente (zumindest gefühlt) kürzer... Die verschiedenen Promis sind auch nicht ganz so nervig wie ein einzelner Typ, der durchs Konzert führt (Steve Martin hätte ich die ganze Laufzeit hindurch nämlich nicht ausgehalten). Die Animationen wurden außerdem besser auf die Musik abgestimmt und es gab insgesamt mehr Bombast. Am besten gefallen hat mir glaub ich der Teil mit Donald und der Arche Aber das letzte Stück war auch toll. Wenn das nochmal so werden würde, hätte ich nichts gegen eine Fortführung ^^ Wird wahrscheinlich aber nicht passieren, weil der Erfolg ausblieb.


    Peter Pan (1953)
    Hach, herrlich. Das hatte ich schon nicht mehr zu hoffen gewagt. Wollte den schon länger nochmal gucken, aber Freunde von mir immer so "Nee, Peter Pan ist soo lästig!", weshalb ich was anderem aus dem selben Hause den Vorzug gab. Hatte aber doch den richtigen Riecher. Das einzige, was vielleicht nicht so gut gelungen ist, wäre die not-so-politically-correct-anymore überzogene Klischee-Darstellung der Indianer (inklusive dem Song "Warum ist die Rothaut rot?"). Davon abgesehen wunderbares Abenteuerfeeling, verspielte Charaktere, schönes Charakterdesign, unterhaltsamer Bösewicht, nicht zu viel und nicht zu wenig Slapstick/Humor, und jede Menge Platz um tiefgründigere Dinge in die angerissenen Themen und Verhaltensweisen hineinzudenken. Da ich in letzter Zeit mehrere Adaptionen des Stoffes gesehen habe (darunter die Stummfilm-Fassung von 1924), muss ich an dieser Stelle doch nochmal betonen, dass die Disney-Version gewiss eine der besten Umsetzungen von Peter Pan ist, wenn nicht sogar die beste schlechthin. Pluspunkte gibts noch oben drauf dafür, dass die Musikstücke nicht so brutal in-ya-face gehauen oder überall hingepackt werden, wo sie im Grunde nicht nötig sind, wie in anderen und vor allem den späteren Broadway-Style Disneyfilmen (*hust* Frozen *hust*). Das hat richtig Spaß gemacht und wird auf jeden Fall noch auf BD besorgt


    Das Dschungelbuch (1967)
    Auch dieser war sehr gelungen und noch so, wie ich ihn aus dem Kino-Re-Release in Erinnerung hatte. Feiner Nostalgie-Trip mit den ganzen Songs, die ich ausnahmsweise alle noch gut kannte und die auch eingängiger und herziger sind als der durchorganisierte Studio-Kommerz-Pop der heutigen Titel. Der ganze Film wirkt einfach ehrlich und ist eine runde Sache. Das Ende mag ich bis heute ^^ Baloo und Bagheera sind tolle Identifikationsfiguren und Sympathieträger, zumindest für die älteren Zuschauer. In jungen Jahren hab ich vermutlich mehr Mowglis Perspektive verfolgt. Ein wenig überrascht war ich davon, wie antiklimaktisch und kurz der Kampf gegen Shere Khan doch eigentlich war. Das erschien mir als Kind wahnsinnig spannend und fesselnd - da kann man mal sehen, wie sehr sich die Wahrnehmung verschiebt. Hehe, und die Hypnoseversuche der Schlange Kaa, oder die exerzierenden Elefanten, oder King Louie in der Ruinenstadt... Das Setting mit den malerischen Urwaldhintergründen weiß ich inzwischen viel stärker zu schätzen


    Ehre also gerettet. Hmm. Trotzdem ist mir irgendwie aufgefallen, dass ich mit Disneyfilmen mit Menschen oder zumindest sehr menschenähnlichen Charakteren in zentraler Position der Handlung meist weit mehr anfangen kann als mit den vermenschlichten Tieren. Und ich mag keine Hunde. Die Disney Animation Studios haben zu viele Filme hervorgebracht, in denen es um Hunde geht

  13. #13
    Sabata /Ehi amico... c'è Sabata. Hai chiuso! (1969)
    Geht so. Lee Van Cleef ist immer charismatisch unterhaltsam, diesmal war mir die Darstellung seiner Figur aber irgendwie zu überlegen für meinen Geschmack. Hab kein Problem damit, wenn der Protagonist alle Fäden in der Hand hält und die Leute gegeneinander ausspielt, aber das sollte niemals so weit gehen, dass man das Gefühl bekommt, er sei nie wirklich in Gefahr. Die ausgefallenen Sidekicks für den Helden waren mal was anderes, ebenso der Rivale Banjo. Diese gaben dem Film aber auch einen Anflug von Albernheit und Comedy. So richtig ernst schien sich die Geschichte nicht immer zu nehmen, und manche Abschnitte der Handlung plätscherten zu sehr vor sich hin.
    Ich finds kurios, wie sehr Sabata deshalb von meiner Erwartungshaltung abwich. Verglichen mit dem, was ich hier sonst schon so an Italowestern behandelt habe, war das hier noch relativ familienfreundlich und ulkig. Hatte mir was erhofft, das ein bisschen edgier ist. Der Film versuchte sich imho tonal an etwas Ähnlichem wie vier Jahre später der deutlich bessere "Mein Name ist Nobody". Letzterer funktionierte auch deshalb so gut, weil die Hauptfigur das Geschehen mit seinen flotten Sprüchen untermalte und die Interaktion zwischen ihr und anderen so viel Spaß machte. Das Paradoxe bei Sabata ist nun, dass zwar vergleichbar augenzwinkernd verfahren wird, aber der Titelheld im Gegensatz zu Nobody ein ziemlich stiller und geradliniger Typ ist. Naja.
    Musik war nicht der Rede wert. Bonuspunkte gibts aber für die schönen technischen Spielsachen bzw. getarnten Waffen. Pistole in Tasche mit Zugband eingebaut, Mini-Revolver in Schaft von Revolver (ich bezweifle, dass so etwas damals in der Größe machbar war, aber egal weil abgefahren), Kombination aus Gewehr und Banjo...


    Chinatown (1974)
    Nein, meinen 74er Film habe ich hiermit nicht gefunden. Ist normal nicht so mein Genre, aber dachte ich versuch es mal, und tatsächlich zog mich die Story von Chinatown anfangs in ihren Bann. Wie der junge Privatdetektiv (Jack Nicholson) immer tiefer in das Gewirr aus Lügen und Vertuschung gerät und dabei diverse Geheimnisse aufdeckt. Aber diese Begeisterung ließ etwa ab der Hälfte nach und das Ende empfand ich als höchst unbefriedigend, weil da irgendwie der Pay-off und ein richtiger Schluss fehlte. Dachte außerdem, die Handlung würde noch ein paar mehr Überraschungen bereit halten, aber die Inzest-Sache war dann im Grunde schon der große Haken. Sehr schade. An sich mag ich im Grunde viele Elemente aus dem Film Noir /Neo-Noir Stil bzw. solche rauchigen Detektivgeschichten, aber Chinatown erschien mir nicht so richtig rund. Jemand sollte diese Tropes und Themen auch heute öfters mal wieder mit ein bisschen gut platzierter Action und gerne auch genreübergreifend mit Science Fiction Kram verbinden, ist bis jetzt fast immer nur Gutes bei rumgekommen.

  14. #14
    Der Gehetzte der Sierra Madre /La resa dei conti (1966)
    Soll einer der besten Non-Leone-Spaghettiwestern sein. Hat mir auch gefallen. Lee Van Cleef spielt eine Art Kopfgeldjäger mit politischen Ambitionen, der hinter einem Mexikaner und angeblichen Vergewaltiger und Kindsmörder her ist. Im Zuge der Jagd mit ihren Höhen und Tiefen - der Gesuchte kann immer wieder entwischen - kommen dem unerbittlichen Verfolger langsam Bedenken. Alles gipfelt in einem recht ansehnlich stylishen Showdown am Ende (vgl. Bedeutung Originaltitel sowie englische Version) vor natürlich-steiniger Kulisse, der ganz anders läuft, als man anfangs noch gedacht hätte. Musik von Meister Morricone, need I say more?


    Der Tod ritt dienstags /I giorni dell'ira (1967)
    Was für ein blöder Titel, der nichts mit dem Film zu tun hat. Da finde ich den englischen Namen "Day of Anger", im Großen und Ganzen die korrekte Übersetzung des Originaltitels, viel passender. Die Geschichte wie gewohnt eher einfach gestrickt, aber nicht ohne Reiz. Alternder Revolverheld, den ich jetzt der Einfachheit halber mal Lee Van Cleef nenne, kommt in eine Stadt und nimmt einen jungen, mittellosen Mann unter seine Fittiche, der von den fiesen Stadtbewohnern immer nur schikaniert worden ist. Letzterer eifert seinem Vorbild nach, begleitet ihn und nimmt einige wertvolle Lektionen mit. Durch einige Wendungen kehrt der Revolverheld in den Ort zurück und gewinnt dort an Macht. Doch so langsam scheint der Schüler den Meister zu überflügeln...
    Film war gut. Am Anfang war ich noch nicht so überzeugt, aber im Laufe der Zeit wirds immer interessanter und spannender. Gerade das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren macht den Kern des Films und der Erzählung aus. Der junge Mann macht in der Laufzeit von nur anderthalb Stunden eine nennenswerte Entwicklung durch und wir als Publikum hinterfragen mehr als einmal die Motive der Charaktere. Der von Lee Van Cleef gespielte Kerl zum Beispiel wirkt anfangs total sympathisch, weil er den Jungen in Schutz nimmt, aber nach und nach, vor allem wenn die Bürger auf letzteren einreden, er solle gegen seinen Mentor vorgehen, kommen einem Zweifel.
    Der Soundtrack ist auch nicht übel, obwohl Morricone ausnahmsweise mal nicht seine fähigen Finger im Spiel hatte :P Hier noch der old-school Trailer, falls es jemanden interessiert.


    Keoma aka "Keoma - Melodie des Sterbens", "Keoma - Melodie des Todes", "Keoma - Ein Mann wie ein Tornado" oder "Django rides again" (1976)
    Okay, ich bin offiziell beeindruckt. Einer der letzten, späten Italowestern und mit Franco Nero (der Original-Django) in der Hauptrolle. Aber meine Güte, der Film ist der Inbegriff von experimentell und innovativ, wenigstens auf dieses Genre bezogen, und technisch, handwerklich und erzählerisch höchst ungewöhnlich, interessant und in manchen Aspekten überdurchschnittlich gut. Meine jetzt gar nicht so sehr die Geschichte an sich, die ist eher simpel: Zotteliges Halbblut Keoma, einst einziger Überlebender eines Massakers und von einem Weißen adoptiert, kommt aus dem Bürgerkrieg zurück und findet seine Heimatstadt von einem einflussreichen Gauner terrorisiert und von einer Pockenepidemie heimgesucht wieder. Außerdem sind da noch seine drei "Brüder", die ihn abgrundtief wegen Daddy-Issues hassen. Keoma hilft einer hochschwangeren Frau und räumt im Ort auf, klappt aber nicht alles so optimal.
    Was diesen Film aber aus der Masse heraushebt ist das Wie, die Art der Umsetzung. Da werden so viele Ideen eingesetzt und kombiniert, wie man es sonst nie erlebt hat. Zumindest fällt mir kein vergleichbarer Film ein. Zunächst einmal: Rückblenden zur Kindheit der Hauptfigur, die ohne Cut (!) fließend mit dem eigentlichen Geschehen verbunden sind (in einer Szene beobachtet Keoma sein jüngeres Ich). Echt cool gemacht, manchmal einfach mit einem Kameraschwenk. Überhaupt tolle Kamerafahrten, die man in der Form nicht so häufig sieht. Dann Zeitlupe abwechselnd mit normal laufenden Szenen bei den Actionsequenzen bzw. Todeseinstellungen.
    Dann ausgefallene Perspektiven: am Schießstand beobachten wir Keoma und Vater von der Rückseite der Zielscheibe, erst durch die Treffer und Einschusslöcher wird die Sicht für den Zuschauer frei. Oder wenn der Protagonist die vier Fieslinge, die er gleich niederballern wird, mit den Fingern verdeckt und dann runterzählt. Außerdem die Bildkomposition. Standardmäßig werden wichtige Elemente ja in die Bildmitte gesetzt, Regisseur Enzo G. Castellari verfrachtet sie in vielen Einstellungen an die Ränder. Der Look hat darüber hinaus etwas Postapokalyptisches an sich und in der Stadt weht ständig ein staubiger Wind oder es stürmt.
    Erzählerisch ist das auch alles andere als normal. Eine alte Frau, die einen Handkarren mit Kram zieht, taucht immer wieder als personifizierter Tod und eben als Keomas Begleitung auf, unterhält sich auch kurz mit ihm. Man kann nicht genau sagen, ob sie nur seine Einbildung ist oder auch von anderen wahrgenommen wird, aber das alleine ist schon eine geniale Idee. Ferner ist da noch der Soundtrack, der fast komplett aus Gesang besteht, so richtig mit Lyrics. Die Texte besingen, meistens mit melancholisch-klagender Frauenstimme, begleitet von Akustikgitarre, mehr oder weniger das aktuelle Filmgeschehen. Eigentlich nicht unbedingt mein Geschmack, aber ich weiß es zu schätzen für den Beitrag zur Stimmung.
    Die ganze Atmosphäre hat durch die oben erwähnten Dinge was von tragischem Traum und mystischer Vision. Aber egal was man vom eigentlichen Inhalt denken mag (da gab es schon weitaus Besseres), filmisch und narrativ ist das ein Meisterwerk und sollte auf entsprechenden Schulen analysiert und auseinandergenommen werden. Wird es vermutlich auch, aber ich finde es seltsam, dass man kaum etwas von Keoma hört. Die Kritiken waren/sind zwar positiv, aber nicht unbedingt enthusiastisch. So nach dem Motto "Gut gemachter, später Italowestern". Imho verdient das Teil mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung als das. In Deutschland gibt es nichtmal eine Blu-ray, da müsste man schon zum Spanien-Import greifen. Dadurch, dass der Film damals für die hiesigen Märkte brutalst zusammengekürzt wurde, gibt es in der ungeschnittenen Version viele Szenen, für die keine deutsche Synchronisation vorliegt, sodass der Ton auf der DVD zwischendurch immer mal wieder kurz ins Englische wechselt. Ist als Notlösung aber okay so.
    Also falls sich wer für das Medium Film an sich interessiert und Keoma noch nicht kennt, dem möchte ich dringend ans Herz legen, da mal reinzuschauen.

  15. #15
    Der Schatz der Sierra Madre /The Treasure of the Sierra Madre (1948)
    Abenteuerfilm über drei abgebrannte Amis, zwei junge und ein erfahrener alter, die 1925 in Mexiko nach Gold graben wollen. Gilt als Abenteuer-Genreklassiker, aber wie so oft erhoffte ich mir mehr davon. Der Anfang war etwas lahm, dauerte lange bis die wirklich mal loslegen. Das Setting später dank Originalschauplätzen in der Wildnis sehr schön, nur schade dass der Film nicht in Farbe war (was zu der Zeit durchaus machbar gewesen wäre). Aber die Handlung, die Charaktere... Ich weiß auch nicht. Fand ich sehr unbefriedigend. Hatte mehr von Drama als von Abenteuer, denn eine der drei Hauptfiguren, im Grunde DIE Hauptfigur da von Humphrey Bogart gespielt, verfällt dem Goldrausch und wird wahnsinnig. Verfolgungswahn, Gier, Misstrauen, das volle Programm. Damals war der Trope sicher noch nicht so ausgelutscht, aber najo, kennt man inzwischen halt schon tausendfach. Wenn sich sowieso fast alles nur um diese drei dreht, dann fänd ich die wenigstens gerne sympathisch und interessant. War aber nicht der Fall, eventuell abgesehen von Curtin (Tim Holt). Immerhin: Ein Texaner, der ihnen auf die Schliche kommt und mitmischen will, sowie eine gefährliche Banditenbande potenzieren die Probleme für die Protagonisten. Letztenendes fehlte mir auch eine weibliche Rolle - in dem Film gibt es (abseits von ein paar Statisten) gar keine Frauen.
    Ich hasse es, wenn man am Ende von solchen Geschichten das Gefühl hat, dass alles umsonst gewesen ist. Versteht mich nicht falsch. Brauche kein klischeehaftes Happy Ending. Aber der Schatz komplett futsch, Goldsand in alle Winde verstreut und der Hauptcharakter beiläufig im letzten Viertel von den Banditen geköpft (!), das ist irgendwie so negativ und zynisch.


    Il mercenario (1968)
    Typischer Zapata Western. Franko Nero spielt einen manipulativen polnischen Söldner, der bei mexikanischen Revolutionstruppen mitmischt. War ganz okay. Vor allem das Hin und Her zwischen den beiden Helden war sehens- und der Soundtrack von Morricone hörenswert (besonders dieses berühmte Stück, erst recht ab 2:00, das Tarantino mal wieder auch für seine Filme entwendet hat). Jedoch gibts einen ähnlichen Knackpunkt wie bei dem obenstehenden Film. Zwar ist der Revolutionsführer Paco Roman (Tony Musante) unterhaltsam und locker, aber die Titelfigur kommt dagegen zum Teil rüber wie ein geldgieriger und total überheblicher Mistkerl (imho nicht auf die angenehme Art, wie bei so vielen anderen Western-Antihelden). Fands in dem Zusammenhang auch seltsam, wie lange sich Paco vom Söldner herumkommandieren lässt, letzterer hatte immer die Zügel in der Hand. Darüber hinaus kann der Kunstgriff mit der Erzählung in Rückblende, die im letzten Drittel des Films eingeholt wird, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung enorm schlicht aufgebaut ist und kaum irgendwelche spannenden Wendungen und Überraschungen bietet. Kann man sich angucken, muss man aber nicht.

    Geändert von Enkidu (02.05.2016 um 20:29 Uhr)

  16. #16
    Frankenstein und Frankensteins Braut habe ich beide ja schon auf Seite 1 dieses Threads besprochen und kann ich nur nochmal jedem wärmstens ans Herz legen. Filmgeschichte pur mit den ganzen unendlich oft kopierten, kultigen Szenen, das sollte eigentlich jeder Fan von Sci-Fi, Fantasy oder Horror mal gesehen haben. Da ich in letzter Zeit aber noch ein paar weitere Universal Monster Filme begutachten konnte und auch in Zukunft noch einige vor mir habe, gibt es einiges nachzuholen.

    Generell gilt für die Reihe, dass sie trotz des Alters imho sehr zugänglich ist. Die Filme gehen so gut wie nie länger als 80 Minuten, die meisten sogar nur gut ne Stunde, weil die Kinobetreiber damals so viele Vorstellungen am Tag wie möglich unterbringen wollten. Das heißt, in der Zeit, in der man sich einen der heutigen Streifen reinzieht, könnte man auch gleich zwei oder sogar drei Grusel-/Monsterfilmklassiker abchecken und entsprechende cineastische Bildungslücken schließen. Ich hoffe mit ein paar der nachfolgenden Beispiele zu zeigen, dass das ganz und gar nicht langweilig ist, sondern überaus unterhaltsam sein kann ^^

    Theoretisch startete die Reihe schon mit Stummfilmen in den 20ern, aber so richtig rund ging es erst mit den viel bekannteren und populäreren Tonfilm-Sachen ab den 30er Jahren, auf die ich mich hier konzentriere und von denen noch heute viele recht beliebt sind. Gab auch eine Handvoll Crossover, die das Ganze mehr oder weniger lose zu einer Franchise verwebten, die Universal ja aktuell und in den kommenden Jahren nach mehreren gescheiterten Versuchen wiederbeleben möchte. Mit Alex Kurtzman als Schirmherr haben sie sich dafür meiner Meinung nach nur leider wieder genau den falschen ausgesucht, zumal der schon das selbe Vorhaben mit The Amazing Spider-Man vergeigt hat. Aber ich schweife ab...



    Dracula (1931)
    Von Dracula (englische Fassung), den ich vor ca. zwei Jahren zum ersten Mal sah, war ich sehr enttäuscht, was mich ziemlich überrascht hat. Von so einem ruhmreichen Klassiker, mit Bela Lugosi in der unsterblichen Hauptrolle, hab ich mehr erwartet. Handwerklich bzw. filmisch fühlte sich das viel zu sehr nach Theaterstück an, die Einstellungen komplett statisch, die Szenen zu langgezogen. Die meiste Zeit sitzen die Charaktere bloß zusammen und unterhalten sich ruhig. Nur wenig Spannung oder Dramatik, und natürlich erst recht keine Action. Um ehrlich zu sein, ich hab mich gelangweilt. Die spanische Variante soll im Großen und Ganzen der gleiche Film mit anderen Schauspielern sein - die selben Sets wurden verwendet sofort nachdem die englischsprachige Crew sie benutzt hat; Schnitt, Kamera und Pacing sind angeblich etwas besser, der Dracula-Darsteller kommt dafür aber nicht ansatzweise an Lugosi heran. Hab mal kurz reingeschaut aber war es mir nicht wert, den quasi komplett nochmal zu gucken. 5/10 Punkte von mir. Schade.


    Der Unsichtbare /The Invisible Man (1933)
    Hat mir gut gefallen. Wusste vorher gar nicht, was ich davon zu erwarten hatte. Geschichte basiert auf einem Roman von H. G. Wells - ein Wissenschaftler findet eine Möglichkeit, unsichtbar zu werden, aber kann sich nicht mehr in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen und wird allmählich verrückt und mordlustig, sodass er von Polizei und Bevölkerung gejagt wird. Der Absturz in den Wahnsinn wurde nett dargestellt, am Anfang hat man noch gewisse Sympathien für die Titelfigur, die eigentlich nur wieder normal werden möchte, aber das ändert sich mit der Zeit. Außerdem für 1933 sehr gute Tricktechnik! Einzig die grell kreischende Gastwirtin war ultra-nervig (gespielt von Una O'Connor, die schon in Frankensteins Braut eine ähnlich ätzende Rolle hatte), aber da sie nicht soo viel Screentime einnimmt, kann man leicht darüber hinwegsehen. 7/10


    Der Wolfsmensch /The Wolf Man (1941)
    Ein pragmatischer Mann kehrt aus den USA in seine Heimat zurück, wo er von einer seltsamen Kreatur attackiert und mit einer Art furchtbaren Krankheit infiziert wird, während er versucht, eine junge aber bereits verlobte Frau zu umwerben. Sein aufgeklärter Verstand sagt ihm, dass Werwölfe nicht existieren, aber wie sonst sind die schrecklichen Vorfälle zu erklären, in denen er der Täter zu sein scheint? Hach, wunderbarer Film. Ähnlich wie bei Frankenstein lohnt sich das alleine schon um zu erfahren, wo viele spätere Horror-Klischees eigentlich herkommen (obwohl das nicht der erste große Mainstream-Film mit diesem Thema war, diese Ehre geht wohl an "Werewolf of London", den Universal bereits 1935 drehte, aber der deu~tlich schwächer sein soll). Fahrende Zigeuner, nebelige Wälder, perfekt. Dazu ein tragischer Protagonist, in den man sich hineinversetzen und mit dem man mitfiebern kann. Bela Lugosi hat eine kleine Nebenrolle als erster Überträger. Neben den ersten beiden Teilen der Frankenstein-Reihe finde ich The Wolf Man bis jetzt mit am besten was die Universal Monster angeht. 8/10


    Die Mumie /The Mummy (1932)
    Hmmm. Nicht schlecht, aber andererseits auch nicht das, was ich mir davon erhofft hatte. Unachtsame Archäologen wecken in Ägypten versehentlich eine uralte Mumie, welche einige Zeit später hinter einem Mädel her ist. Weil ...Reinkarnation und so Zeug. Der Film wird oft für seine traumartige, hypnotische Atmosphäre gelobt, und die kann ich dem Werk nicht absprechen. Aber wer Abenteuer und Spannung sucht, der ist hier leider falsch. Was das angeht spricht es schon für sich, dass Boris Karloff als Mumie fast die gesamte Zeit über unerkannt in menschlicher Gestalt rumrennt und somit nicht allzu viel Monster-Feeling oder Exotik reinbringen darf. Der Film ist langsam und wenig aufregend. Dafür ist Zita Johann als Helen Grosvenor /Ankh-es-en-amon aber verdammt hübsch anzuschauen -_^ Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt. Als Übung in Stimmung funktioniert Die Mumie fabelhaft, aber das sollte imho nicht alles sein. 6/10


    The Mummy's Hand (1940)
    Besser! Der zweite Teil der Reihe, wobei es sich nicht um ein richtiges Sequel handelt. Zwar wird kurz etwas Stock Footage aus dem Vorgänger verwendet, aber inhaltlich hängen die beiden Filme eigentlich nicht zusammen - im Gegensatz zu den nächsten paar Fortsetzungen, die an The Mummy's Hand anschließen. Das Verrückte ist, dieser Film hat ein viel geringeres Ansehen als der obenstehende. Die Mumie hat bei IMDb derzeit eine Userwertung von 7,2 und The Mummy's Hand nur 6,1. Meiner Ansicht nach sollte es geradezu andersherum sein ^^ Der Grund ist simpel: Diesmal hab ich alles bekommen, was ich mir für einen Film mit jener Prämisse in jenem Setting gewünscht hatte. Oder um es anders auszudrücken: Hierbei spürt man deutlich, dass es sich um einen Ahnen des späteren Stephen Sommers Remakes von 1999 mit Brendan Fraser und Rachel Weisz handelt. Es gibt eine "richtige" Mumie (hier taucht auch zum ersten Mal in der Filmgeschichte das später so typische "Schlurfen" des bandagierten Monsters auf *g*), toll umgesetzt mit unheimlich-schwarzen Augen, und generell einfach viel mehr Abenteuerlust. Eine Expedition von ein paar mittellosen Archäologen-Glücksrittern, einer wehrhaften Lady und ihrem Showmagier-Vater ins Unbekannte, zur unberührten Grabstätte einer Prinzessin, während ein Geheimkult die Beteiligten auf Schritt und Tritt überwacht und das Vorhaben zum Scheitern bringen will. Das Erforschen unheimlicher Ruinen in der Wüste, versteckte Gänge, ein magisches Gebräu uvm., und das alles in nur 67 Minuten o_O
    Wallace Ford als etwas pseudo-cooler Comic-Relief-Sidekick Babe Jenson kann ab und zu etwas störend rüberkommen, aber nie so sehr, dass man hofft, er wird das nächste Opfer. Es tut dem Film sogar richtig gut, dass jetzt ab und zu ein kleinwenig Humor rüberkommt. Naja, und der Anfang braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen. Ernsthaft, mehr Negatives fällt mir hierzu nicht ein. Mag sein, die Ausstattung und Kameraarbeit reicht nicht ganz an den Vorgänger heran, der sich stellenweise ein wenig kunstvoller und wertiger anfühlt. Aber das hier ist um ein Vielfaches unterhaltsamer, spannender und interessanter! The Mummy's Hand verdient mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Eine Schande, dass der im Gegensatz zu den vier oben beschriebenen nicht auf Blu-ray verfügbar ist. Es gab offiziell sogar nie eine Veröffentlichung in Deutschland! Ähm, ich meine, schon klar, zeitnah war das kurz nach 1940 ausgeschlossen, aber dass in den 75 Jahren danach nie jemand auf die Idee gekommen ist, wundert mich schon. 7/10


    ------------------------

    So viel erstmal von den Monstern. Hier noch ein paar andere alte Schinken von leider eher zweifelhafter Qualität:


    Invasion of the Saucer Men (1957)
    Lame. Hatte das Bild der Aliens hier draus immer wieder in irgendwelchen B-Movie-Zusammenhängen aufgeschnappt und wollte endlich mal erfahren, worum es sich dabei eigentlich handelte. Dass ich kein Meisterwerk zu sehen bekäme war mir schon klar, aber die Außerirdischen, die ihre Opfer mit Injektionsfingernägeln stark alkoholisieren können (ja, richtig, WTF?) sind hier überhaupt nur gefühlte drei Minuten zu sehen, die meiste Zeit über langweilt die sich selbst nicht wirklich ernst nehmende Handlung mit von Erwachsenen missverstandenen Teenagern. Als Komödie nicht lustig, als Sci-Fi zu einfallslos. Plot holes und nervige Hauptfiguren. 3/10


    Die Stadt unter dem Meer /The City Under the Sea /War-Gods of the Deep (1965)
    So viel verschenktes Potential. Der Film startet ganz beschaulich und verspricht eines dieser angenehm altbackenen Sonntag-Nachmittag-aufm-Sofa-mit-der-Family Abenteuer zu werden, aber säuft dann schnurstracks ab. Als Problem sehe ich bereits, dass das unterirdische Reich hier kaum mehr als drei verschiedene Räume umfasst und deshalb einfach unschön anzuschauen ist. Wäre was ganz anderes gewesen, wenn man diesbezüglich wenigstens visuell etwas geboten bekommen hätte. Hinzu kommen grenzdebile Charaktere (besonders facepalm-würdig war Harold, der ständig ein Huhn mit sich herumschleppt, was wohl mal als liebenswerte Marotte gedacht war *rolleyes*), Dialoge die zu nichts führen in unnötig langen Szenen, und vor allem ein grausig-schlechtes Finale, in dem die Helden eine Viertelstunde lang (oder so) über den Meeresboden entkommen müssen, was allerdings dermaßen wirr gefilmt ist, dass man absolut nichts erkennen kann und spätestens da die Lust verliert. Bei alledem werden eigentlich ziemlich spannende Elemente einer Hintergrundgeschichte angeteasert, die aber überhaupt nicht näher gezeigt oder erläutert, sondern nur am Rande erwähnt werden. Diesen Schund konnte nichtmal der legendäre Vincent Price retten, hier zu sehen als größenwahnsinniger Herrscher und Captain Nemo für Arme. 3/10


    Insel am Ende der Welt /The Island at the Top of the World (1974)
    Disney-Realfilm-Abenteuer über einen Mann, der mit Hilfe eines französischen Luftschiffkapitäns und eines Wissenschaftlers eine Expedition in die Arktis unternimmt, um dort nach seinem verschollenen Sohn zu suchen. Angeblich gibt es dort einen Ort, an den die Wale zum Sterben kommen. Unterwegs nehmen sie einen ortskundigen Eskimo-Mann mit. Sie finden ein isoliertes grünes Tal, in dem noch immer eine Zivilisation von Wikingern lebt, und müssen alsbald mit dem Sohn und seiner Verlobten vor der meuchelwütigen Meute fliehen. Ewiges Eis, ausbrechende Vulkane mit Lavamassen, Killerwale, ein Luftschiff, Wikinger... Klingt alles toll, war aber nur mittelmäßig in der Umsetzung. Der Film hat zu viele Längen und macht zu wenig aus seinem interessanten Konzept. Für Fans von Jules Verne vielleicht trotzdem einen Blick wert. Einer dieser Fälle, wo ich mit dem Film zwar nicht so wirklich zufrieden war, aber mir vorstelle, dass ein modernes Remake der Hammer sein könnte. 5/10


    Habt ihr irgendeinen dieser Filme schonmal gesehen?

  17. #17
    Phantom der Oper /Phantom of the Opera (1943)
    Mit Ton und in Farbe, Remake des unten aufgeführten Stummfilms und meine erste Erfahrung mit der bekannten Geschichte. Hm, ging so. Wie in so ziemlich allen frühen Farbfilmen haben die Macher ein bisschen zu dick aufgetragen, sodass der Film recht knallig und stellenweise visuell kitschig rüberkommt. Auch unter Berücksichtigung des Opern-Settings mit den ganzen Kostümen usw. hätte das nicht sein müssen. Daran solls aber nicht scheitern. Was mich viel mehr gestört hat war die Struktur der Handlung bzw., wie ich inzwischen erfahren habe, die recht freien Veränderungen gegenüber der Literaturvorlage. Der Film ist mehr eine Origin-Story und macht aus der Titelfigur einen tragischen und missverstandenen Mann, der erst im Laufe der Story zum Phantom wird - und zwar leider erst verdammt spät. Bis es so weit ist und zwischendurch gibts dafür immer wieder Szenen mit Musik-Gedöns, die narrativ nicht viel beitragen. Das, was ich eigentlich am interessantesten gefunden hätte und was ich so von dem, was ich wusste, immer zum "Phantom der Oper" im Hinterkopf hatte, nämlich das Hinabsteigen in die Katakomben mit der entführten Sängerin sowie die Demaskierung, wird hier in den letzten zehn Minuten ganz fix abgehandelt. Viel länger beschäftigt sich diese Version von 1943 mit den beiden Kerlen, die besagte Sängerin umwerben, wozu auch einiges an völlig deplaziertem Humor gehört. Kein schlechter Film, aber irgendwie zu wenig Fokus, zu langsam und oberflächlich, kurz: Durchschnitt. 6/10


    Das Phantom der Oper /The Phantom of the Opera (1925)
    Oha! Tausendmal besser. Das hier ist der Stummfilm von 1925, einer der ersten Verfilmungen des Stoffes (gab auch noch eine deutsche unautorisierte von 1916, die aber leider verschollen und wahrscheinlich unwiederbringlich verloren ist), und gilt bis heute weitgehend als beste Version - wie ich nun feststellen konnte völlig zu Recht! Hier lebt der verrückte, entstellte Musiker, großartig gespielt von Lon Chaney mit schauerlichem Make-up, bereits von Anfang an unter dem Opernhaus, sucht die dort Arbeitenden heim und versucht der jungen Christine Daae zu einem Auftritt zu verhelfen. Als seine Drohungen gegen das Haus in den Wind geschlagen werden, inszeniert er einen Unfall und nimmt die Primadonna mit in sein Reich (und das nicht erst zum Finale). Entgegen seiner Warnungen demaskiert die neugierige Christine ihn - eine der ganz großen Momente der Filmgeschichte. Das "lebende Skelett" lässt sie ziehen, aber verbietet ihr, ihren Geliebten wiederzusehen. Sie macht es während einem Maskenball trotzdem (Technicolor-Sequenz!), das Phantom hört unbemerkt zu und ist verdammt angepisst xD Die Dinge nehmen ihren Lauf...
    Habe den übrigens mit einem erstklassigen neuen (?) Orchester-Score geschaut, wunderbar synchronisiert mit einigen Gesangseinlagen. Ansonsten sind die Szenen wie damals üblich verschiedentlich eingefärbt, je nach Stimmung und Ort. Generell werden heutzutage Stummfilme angesichts moderner Sehgewohnheiten schnell mal ermüdend. Nicht so hier! Habe mich die ganze Zeit bestens unterhalten gefühlt und wollte wissen, wie es weitergeht. Das Set-Design war faszinierend, vor allem das Versteck des Phantoms mit seinen Fallen und Vorrichtungen usw. Rundum gelungener und sehr sehenswerter Gothic-Streifen. Gibt eine tolle Blu-ray-Veröffentlichung vom British Film Institute. Wegen abgelaufenem Copyright kann man den natürlich auch auf YouTube schauen, dort ist die Bildqualität aber meistens im Keller. Auch gibt es einige Versionsunterschiede zu beachten: 1929 gab es eine Neuauflage, für die afair über ein Drittel des Films neu gedreht und einige Abschnitte verändert wurden. 8/10


    Spuk im Schloss /The Cat and the Canary (1927)
    Wo wir grade bei Stummfilmen sind: The Cat and the Canary ist quasi der Prototyp des Haunted House /Testamensverlesungs Genres, wenn man so will ^^ Zwanzig Jahre nach seinem Tod kommt die größtenteils geldgierige Verwandtschaft eines reichen Mannes des Nachts zu seinem Anwesen. Sonst ist nur der Notar und eine creepy ernste Dienstmagd dort. Diejenige, die das Erbe bekommen soll, erhält es aber nur, wenn ein später eintreffender Doktor sie für geistig gesund befindet. Andernfalls bekommt derjenige, dessen Name in einem zuvor mysteriöserweise bereits geöffneten und vom Notar getragenen Schreiben festgehalten ist, das Vermögen. Dann taucht auch noch ein Wächter auf, der meint, ein durchgeknallter und gefährlicher Typ, der sich für eine wilde Katze hält, würde dort irgendwo sein Unwesen treiben. Tja, und plötzlich wird der Notar tot aufgefunden und der Brief mit dem Namen ist weg.
    Hier ist echt alles drin, was man aus dieser Art von Geschichte kennt. Versteckte Türen, atmosphärische Stimmung in einem alten Gemäuer, skurrile Gestalten. Sicher, die Figuren sind alle Stock Characters ganz nach den inzwischen allseits bekannten Klischees, aber das muss nix Schlechtes sein. Auch handelt es sich hier weniger um einen Horrorfilm im engeren Sinne, vielmehr weist er zahlreiche amüsante Stellen auf. Ein bisschen wie bei Scooby Doo, nur mit mehr Niveau. Klasse auch, wie mit verschiedenen Filmtechniken gearbeitet wurde. Die Schrift der Texteinblendungen verändert sich je nach Lage, es gibt Überblendungen oder Einstellungen, in denen man die innere Mechanik einer Uhr bzw. einer versteckten Tür sehen kann und Ähnliches. Ein bisschen schade fand ich nur, dass die Auflösung des ganzen Rätsels dann doch nicht so clever war, wie ich gehofft hatte. Vielleicht denk ich bei solchen Filmen einfach zu viel nach. Hätte es besser gefunden, wenn man den oder die Täter von Anfang an dabei gehabt hätte - schließlich grübelt man automatisch, wer dahintersteckt. Wenn es dann doch nur jemand ist, den man davor nie gesehen hat, ist die Wirkung und der Aha-Moment nur halb so groß. Nichtsdestotrotz eine angenehme Erfahrung. Leider gibt es von dem Film keine angemessen restaurierte HD-Version. Wäre eigentlich mal an der Zeit. 7/10


    The Mummy's Tomb (1942)
    Zurück zu den Talkies der 40er. Der dritte Teil der Mumien-Reihe, und es geht steil bergab. Übrigens wieder nie in Deutschland veröffentlicht worden, aber diesmal find ichs nicht schade drum. Erstmal: Der Film geht nur 60 Minuten. Das wäre so weit ja in Ordnung, aber dann werden am Anfang 12 Minuten mit einer langweiligen Zusammenfassung des Vorgängers The Mummy's Hand verplempert! Das heißt, effektiv hat dieser Spielfilm eine Laufzeit von gerade mal einer Dreiviertelstunde >_> Dass da nicht viel Charakterentwicklung passiert, versteht sich fast von selbst. Dann ist aber die Handlung nur ein lahmer Aufguss mit abgespecktem Setting. In Kurzform: Die Mumie hat überlebt, der Kult schickt 30 Jahre später einen neuen Hohepriester in die USA, um mit dem von ihm kontrollierten Monster die Überlebenden der damaligen Expedition und deren Nachkommen zu töten. Die weibliche Hauptfigur aus dem vorherigen Film ist zwischenzeitlich schon gestorben. Und das war's im Wesentlichen. Die Mumie bringt die Protagonisten aus The Mummy's Hand und noch dazu einige Unbeteiligte um die Ecke. Einigermaßen lächerlich, wie es keiner schafft, vor dem langsam schlurfenden Einbandagierten zu fliehen. 4/10


    The Mummy's Ghost (1944)
    Dito zu oben. Ebenfalls nur eine Stunde, diesmal aber wenigstens ohne ausufernden Flashback. Der neue ägyptische Obermacker-Priester des Geheimkultes reist nach Amerika, um die Monster-Mumie und den Körper der Prinzessin zurück in die Heimat zu bringen. Leute sterben. Zwischendurch hat man versucht, hier noch in Anspielung auf den allerersten Mumienfilm etwas mit Reinkarnation einzubauen, denn anscheinend ist die Prinzessin bereits wiedergeboren worden. Blöderweise führt dieser Handlungsstrang aber nicht weit und wird äußerst unbefriedigend aufgelöst, sodass man sich fragt, was das alles eigentlich sollte oder welche Regeln dem zugrunde liegen. Schauspielerisch ist die Qualität auch längst eingebrochen.
    Darüber hinaus frage ich mich, warum so viele Filmreihen diesen Unsinn mit dem Setting machen. Ernsthaft! Ist das nur eine Frage des Budgets oder was? Wer kommt bitte auf die bescheuerte Idee, dass es faszinierender sein könnte, die langweiligen Alltags-Umgebungen einer random Stadt als Handlungsort zu nehmen, wenn man zuvor etwas weit Entferntes mit Abenteuer und Exotik hatte? So etwas begegnet einem in Genre-Fortsetzungen immer wieder, und ich hasse es. Scheint bei Creature from the Black Lagoon ja genauso gelaufen zu sein. Manchmal ist es sogar in einem einzigen Film so, siehe zum Beispiel King Kong. Wobei es dort wenigstens auch in der modernen Zivilisation noch spektakulär bleibt. Trotzdem würde mich der Teil der Geschichte auf einer Insel von Riesen-Urzeitwesen stets weit mehr kümmern als urbane Tristesse. Vielleicht glauben die Autoren, den Grusel effektiver zu machen, indem sie ihn quasi vor unsere Haustür verlegen. Mir bleibt da aber zu viel Atmosphäre und Glaubwürdigkeit auf der Strecke. Meine Suspension of Disbelief ist größer, wenn man mir etwas zeigt, wovon ich keine Ahnung habe. Eine Mumie in der Nachbarschaft hingegen wirkt abstrus deplatziert und nicht halb so aufregend wie das Erforschen alter Ruinen im Orient.
    Wenn man mit den übernatürlichen Elementen wenigstens richtig was anstellen und den Mythos in dem neuen Rahmen erweitern würde, aber nö. Wäre The Mummy's Tomb, wo der Schritt mit dem Ortswechsel thematisch noch ganz gut reingepasst hat (weil der "Fluch" die Forscher wenn auch mit massiver Verspätung bis nach Hause verfolgt), diesbezüglich die Ausnahme geblieben, würde ich mich darüber nicht so sehr beschweren. Aber da es auch in der letzten regulären Fortsetzung The Mummy's Curse so ist, sich also in drei Filmen alles nur noch in den USA abspielt, und die bekannten Elemente nur immer wieder durchgekaut werden, ohne was Neues von Interesse zu bieten, kann man einen klaren Niedergang konstatieren. Ein Armutszeugnis. 4/10


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    Das zu Universal und den Monstern für heute. Hatte eigentlich vor, zumindest die Reihen aller bekannten Kreaturen (Dracula, Frankensteins Monster, Mumie, Invisible Man, Wolfsmensch, Schrecken vom Amazonas) nach und nach durchzugehen, aber da die Qualität oft mit der Zahl der Sequels abzunehmen scheint und ich bei den letzten beiden Mumiengeschichten echt zu kämpfen hatte, weiß ich nicht mehr, ob ich das wirklich noch durchziehen sollte.



    The Return of the Vampire (1943)
    Nee. Columbia wollte gerne eine direkte Dracula-Fortsetzung draus machen, durfte aber nicht, also wurde der Charakter umbenannt. Die Story erscheint mir in Rückschau hirnrissig. Im Bombardement auf London während des Zweiten Weltkrieges treffen die Nazis einen Friedhof. Die dort arbeitenden Totengräber, die aufräumen sollen, beleben versehentlich den Vampir wieder, indem sie den Pfahl entfernen ...oder so ähnlich. Dass darin direkt auch noch der Werwolf eingebaut wurde, aber als untergebener Diener von Dracula des Vampirs (Armand Tesla alias Dr. Hugo Bruckner), wirkt total übertrieben und in der Kombination seltsam unpassend, da sich die Geschichte ansonsten selbst ziemlich ernst nimmt, aber diese Szenen zum Teil wie aus einem Comic-Strip entsprungen scheinen. Das Set des nebeligen Friedhofs ist atemberaubend stimmungsvoll, das muss ich ihnen lassen. Ansonsten erneut viel Blabla, wenig Substanz. Der Film wird von vielen scheinbar trotzdem respektiert, hauptsächlich weil Bela Lugosi wieder den Blutsauger spielt, aber das alleine kann eine so hohle und monotone Geschichte auch nicht retten. 4/10


    Stadt der Toten /The City of the Dead /Horror Hotel (1960)
    Gothic-Horror über eine Studentin, die auf den Tipp ihres Professors hin in einem kleinen, abgelegenen Ort Nachforschungen über Hexen anstellen möchte und es mit einem mörderischen Kult zu tun bekommt. Mit Christopher Lee in einer wichtigen Nebenrolle und einer unerwarteten Handlungsentwicklung in der Mitte des Films. Das Dorf namens Whitewood selbst hat ein geniales Design, selten so viel Nebel gesehen. Die Atmosphäre ist genuin creepy, wozu auch der Chor in einigen Szenen beiträgt. Unterm Strich nichts Weltbewegendes, aber für das was es sein will sehr gut gemacht und stellenweise spannend. Ihr könnt den Film legal unter anderem hier anschauen. 7/10


    Die rechte und die linke Hand des Teufels /Lo chiamavano Trinità... (1970)
    Ist schon eine Weile her, aber den konnte ich auch endlich mal nachholen. Kannte bisher nur die Fortsetzung Vier Fäuste für ein Halleluja. Der erste Teil hat mir nicht ganz so gefallen wie das Sequel, auch wenn er Spencer & Hill damals erst groß gemacht hat. Imho etwas weniger Biss, Witz und Charme, die Handlung zieht sich ohne wirklich erinnerungswürdige Momente ein wenig und hätte von einer 20 Minuten kürzeren Laufzeit profitiert. Ganz nett aber brauch ich nicht nochmal gucken. 6/10

  18. #18
    The Mummy's Curse (1944)



    Fünfter und letzter regulärer Teil der Universal-Reihe. Wieder mit einem Flashback trotz Gesamtlänge von nur genau einer Stunde, auch wenn es nicht ganz so heftig war wie in The Mummy's Tomb. Entgegen meiner Erwartungen und anders als offenbar die meisten empfand ich den Film als minimalen Fortschritt gegenüber den letzten beiden. Das liegt einerseits am Setting in den Sümpfen, und andererseits daran, dass Konzept und Handlungsstruktur, wenn auch nicht wirklich neu, ein bisschen Variation gegenüber den vorherigen Geschichten aufweist. Bei einem Bewässerungsprojekt nahe Louisiana wird die Mumie Kharis wieder ausgebuddelt, und mit ihr taucht wenig später die wiedergeborene Mumien-Prinzessin Ananka zurück in normal-menschlicher Gestalt aber ohne Gedächtnis auf. Die dort lebenden Leute und Arbeiter nehmen sie kurzzeitig auf, doch wo immer sie hinkommt, Kharis folgt, will sie sich schnappen und hinterlässt dabei diverse Leichen ^^ Der altbekannte Priesterkult ist auch wieder zurück, und ein paar andere Typen mischen mit, die der Sache auf den Grund gehen wollen.
    Nicht falsch verstehen: Gut war The Mummy's Curse sicher nicht. Auch waren einige Szenen viel zu dunkel, sodass man (erst recht in schwarz-weiß) kaum noch was erkennen konnte. Wenigstens die berühmte Auferstehung von Ananka, wie sie sich mit den Händen zuerst aus dem lockeren Erdreich schält, ist für damalige Verhältnisse ziemlich beeindruckend und stylish gemacht. Ach ja, fun fact: "Hand" spielte noch ungefähr zur Zeit seiner Entstehung, 1940. "Tomb" soll laut dem Film selbst 30 Jahre später stattfinden, "Ghost" ausgehend von den Angaben des Professors nur wenige Jahre danach. In "Curse" erfahren wir, dass seit den letzten Ereignissen weitere 25 Jahre vergangen sind, was bedeuten würde, dass dieser Film (von 1944) zwischen 1995 und ca. 1997 spielt So viel zum Thema Continuity. Wundert mich nur, dass die diesmal noch nicht mit Raumschiffen durch die Gegend geflogen sind. 5/10



    Abbott and Costello Meet the Mummy (1955)



    Harmloser, aber auch belangloser Klamauk mit dem Comedy-Duo. Trotzdem will es schon was heißen, wenn sogar der offizielle Slapstick-Spoof der Reihe unterhaltsamer ist als die letzten drei richtigen Teile zusammen. Die Ausstattung ist bedeutend besser, die Sets sind nicht nur schick sondern auch erstaunlich zahlreich und abwechslungsreich! Keine Ahnung ob es davor nur an den schwierigen Umständen des Krieges lag und man jetzt, ein Jahrzehnt später, wieder richtig Geld ausgeben konnte, oder ob sich das Studio einfach weiterentwickelt hat. In jedem Fall gab es hier große Fortschritte bei den Äußerlichkeiten, sodass ich es schade finde, dass wir aus der Zeit nicht noch einen storymäßig ernstzunehmenden Mumienfilm mit entsprechend höheren Production Values bekommen haben. In der Handlung wird natürlich keines der alten Klischees ausgelassen. Bin ich eigentlich der einzige, bei dem Lou Assoziationen zu Patton Oswalt weckt? Nur komisch, dass er andauernd in die Kamera guckt. 6/10



    Draculas Tochter /Dracula's Daughter (1936)



    Direkte Fortsetzung von Dracula, die quasi fünf Minuten nach dessen Ende beginnt ^^ Bis jetzt bin ich mit Dracula ja nicht so recht warm geworden, aber was soll ich sagen, die offizielle Fortsetzung ist imho nicht nur überall sträflich unterschätzt, sondern auch besser als das Original selbst! Das hat besonders mit der originellen Grundidee ohne Literaturvorlage bzw. mit der neuen Hauptfigur zu tun. Während andere Sequels nur versuchen, den Vorgänger zu kopieren, trauen sich die Drehbuchautoren hier, andere Wege einzuschlagen und damit den Zuschauer zu überraschen. Denn Draculas Tochter alias Countess Marya Zaleska, gespielt von Gloria Holden, ist zwar gefährlich, aber auch durcheinander. Sie hatte gehofft, mit dem Tod ihres Vaters und dem Verbrennen seiner Leiche vom Fluch befreit zu sein, sie sehnt sich nach einem normalen Leben, aber leider dürstet es sie weiter nach Blut! Erlösung erhofft sie sich von dem Psychiater Jeffrey Garth, der zentralen männlichen Rolle. Das alleine macht sie als Protagonistin schon viel interessanter, es gibt einen inneren Konflikt. Wird aber noch besser: Der Film weist an einigen Stellen einen deutlich lesbischen Subtext auf, was eines der frühesten Beispiele für so etwas in dem Medium sein dürfte (zumindest definitiv wenn es um die Kombination mit Vampiren geht). Wobei die Gräfin durchaus an beiden Geschlechtern interessiert ist. Generell geht von der Geschichte eine subtile Erotik aus, zu der Holden maßgeblich beiträgt.
    Draculas Tochter ist aber nicht der einzige spannende Charakter. Van Helsing ist auch wieder mit dabei, erneut gespielt von Edward van Sloan (der einzige, der noch aus dem ersten Teil geblieben ist). Der Vampir-Experte wird zu Beginn festgenommen, oben erwähnter Psychiater ist sein Freund und soll ihm aus der misslichen Lage helfen. Dann wäre da noch Sandor, der Diener der Gräfin. Der Hammer xD Sowas von trocken und negativ, stets mit versteinerter Miene, dass es schon wieder lustig ist. Die Sekretärin von Garth, die ständig streitlustig mit ihm flirtet und natürlich eifersüchtig auf seinen neuen aristokratischen Umgang ist, war darüber hinaus ganz süß.
    Perfekt ist der Film allerdings nicht. Noch immer ist der Handlungsverlauf eher gemächlich und psychologisch-dramatischer Natur, wenn auch wesentlich angenehmer als im beweihräucherten Vorgänger. Aber warum nicht zusätzlich dazu noch auf mehr Horror und Action setzen (wie etwa bei Frankenstein)? Für das Finale geht es von London zurück nach Transsylvanien ins Schloss, und was eine epische Auseinandersetzung vor genialer Kulisse hätte werden können, wird in nur wenigen Minuten relativ schmucklos abgehandelt. Was passiert, ist immer noch cool und sehenswert, aber dafür hätten sie mehr Zeit investieren sollen, nicht nur für die vorangegangene Entwicklung einer Charakterstudie. Dafür, dass die Story so viele faszinierende Dinge und Fragen anreißt, bleibt sie uns viele Antworten schuldig. Gerne hätte ich auch mehr über Sandor erfahren oder einfach nur mehr von seinen zynischen Kommentaren gehört *g* Der Film dauert bloß 71 Minuten, da hätten ein paar mehr nicht geschadet, um all das weiterzuentwickeln. Dracula's Daughter hat anders als der Streifen von 1931 etwas Humor, der zwar eine willkommene Abwechslung bietet, aber nicht immer zündet und sich auch ein wenig mit dem ernsteren Selbsthass beißt, den die Titelfigur durchmacht.
    Trotzdem war ich unterm Strich äußerst zufrieden und bin froh, den Film überhaupt doch noch geguckt zu haben. Hatte nicht erwartet, dass er mir gefallen würde. Weiß nicht, wie sehr die Zwangsthematik bei meinem Urteil mit hineinspielt, denn mit so einem Konzept kann ich was anfangen. Diesmal ist es erneut eine Schande, dass der Film nicht auf BD verfügbar ist. Hat die High Definition Behandlung meiner Auffassung nach weit mehr verdient als gewisse andere Werke. 7/10



    Der Glöckner von Notre Dame /The Hunchback of Notre Dame (1923)



    Stummfilm-Klassiker. Hmm. War davon jetzt nicht so begeistert wie beim Phantom der Oper. Einerseits wird man mit Charakteren überschüttet, die alle erstmal mühsam vorgestellt werden müssen, und dann fehlt es an Fokus in der Handlung weil so vielen davon einzelne Szenen gewidmet werden, anstatt das Ganze fließender zu gestalten und besser miteinander zu verbinden. Ich habe die Romanvorlage mal wieder nicht gelesen. Der Film hält sich offenbar wesentlich enger daran als beispielsweise der Disney-Animationsfilm, den hier mehr Leute kennen dürften. Aber ich sehe das als ein Beispiel dafür, dass es oft sinnvoll ist, bei der Übersetzung in ein anderes Medium bestimmte Dinge abzuändern oder zu vereinfachen. Gewundert hat mich vor allem, dass der von Lon Chaney in beachtlicher Aufmachung dargestellte Quasimodo verhältnismäßig wenig Screentime hat und über weite Teile der Geschichte kaum mal auftaucht. Viel mehr geht es um Esmeralda und ihr Schicksal. Der Film ist natürlich schon noch ne Glanzleistung, alleine bereits was die aufwändigen Kulissen und Kostüme angeht. Manche Szenen brennen sich auch irgendwie ins Gedächtnis ein, wie etwa der Glöckner am Pranger. Im Buch sterben sowohl Quasimodo als auch Esmeralda. In dieser Filmversion stirbt Quasimodo, aber Esmeralda überlebt und wird am Ende mit Phoebus wiedervereint. Gelungene Adaption aber gewiss nicht optimal gealtert und daher ggf. ein bisschen anstrengend. 6/10



    Der Glöckner von Notre Dame /The Hunchback of Notre Dame (1939)



    Gilt allgemein als die beste Verfilmung des Stoffes. Mit Dialogen, aber ohne Farbe :P Wurde zwar nicht von Universal sondern von RKO produziert, aber da es grade so gut reinpasst... Guter Film. Deutlich angenehmerer Umgang mit den Figuren bzw. durchdachter wirkendes Pacing als beim Obenstehenden, wenn man das denn überhaupt vergleichen kann. Charles Laughton, der hier souverän die Titelrolle übernimmt, kannte ich schon aus Meuterei auf der Bounty (1935er Version) und Unter schwarzer Flagge (1945) - komisch btw., hätte schwören können, die beiden Streifen hier irgendwo schonmal behandelt zu haben; muss dann wohl eher noch kurz vor der Threaderöffnung gewesen sein o_Ô Oh, und die immer willkommene Irin Maureen O'Hara, diesmal zu sehen als Esmeralda, ist natürlich auch stets ein Pluspunkt. Sie mag ich alleine schon, weil sie sich um so viel piratigen Kram wie Der Seeräuber (1942) oder Gegen alle Flaggen (1952) verdient gemacht hat.
    Die Geschichte dürfte im Wesentlichen bekannt sein. Gefreut hat mich, dass sie dem Charakter Phoebus in dieser Version weit weniger Platz eingeräumt haben. Die erste Hälfte hat mir allerdings besser gefallen als die zweite. Am Anfang war es noch richtig aufregend, als würde man eine andere Welt kennenlernen. Besonders die Szenen im Wunderhof mit Gringoire und Clopin wirkten mehr wie aus einem waschechten Abenteuerfilm entsprungen, was ich super fand. Im späteren Verlauf kann sich die Handlung ein kleinwenig ziehen und ein paar kleinere Handlungsschnipsel kamen unsinnig rüber oder hätten eleganter gelöst werden können. Macht aber nix. Übrigens: Ähnlich wie im Disneyfilm überleben hier beide Hauptfiguren. Stimmt zwar versöhnlicher, aber aus dramaturgischer Sicht eigentlich eine verpasste Chance. Gibt sogar eine deutsche Veröffentlichung auf BD, die ich mir demnächst wahrscheinlich irgendwann zulegen werde. 7/10



    Der Mann, der lacht /The Man Who Laughs (1928)



    Wow, saugut! Der vorerst letzte Stummfilm, den ich hier behandeln werde (zumindest steht diesbezüglich sonst erstmal nichts mehr auf meiner Liste), aber vielleicht mein neuer Liebling was diese frühe Phase angeht! Mit dem Phantom der Oper auf jeden Fall mindestens auf einer Stufe. Wobei "stumm" nicht ganz stimmt, viel mehr fällt das Werk in die Übergangszeit und verwendet das Movietone Sound System, sodass auch ein Lied mit Gesang sowie Soundeffekte neben dem normalen musikalischen Score dabei sind. The Man Who Laughs vereint praktisch das Beste vom deutschen Expressionismus - Paul Leni führte Regie - und Hollywood.
    Im England des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Weil ein Adeliger sich weigert, König James die Hand zu küssen, wird er brutal hingerichtet und sein Sohn Gwynplaine von einer sadistischen Zigeunerpiratenkinderhändlerbande entstellt (that's a thing, apparently). Chirurgisch wird dem Kind ein ewiges breites Lachen ins Gesicht geschnitten! Als Zehnjähriger bleibt er zurück als die Peiniger im bitterkalten Winter mit dem Schiff ablegen. Er rettet ein Baby aus den Armen einer erfrorenen Mutter am Wegesrand und die beiden werden von einem gutherzigen Schausteller namens Ursus aufgenommen, bilden eine Art sonderbare Familie. Jahre später ist das Baby zur schönen aber blinden und zerbrechlichen Dea herangewachsen (Mary Philbin, die in Phantom der Oper bereits die Rolle der Christine Daae übernahm). Gwynplaine und Dea sind ineinander verliebt und fahren mit Ursus übers Land, treten zusammen auf. Der junge Mann mit der grotesken Fratze wird gar zu einer kleinen Berühmtheit, aber hat Komplexe gegenüber Dea wegen seines Aussehens. Die junge und sensationsgeile Aristokratin Josiana, die inzwischen den Besitz von Gwynplaines Vater übernommen hat, interessiert sich für ihn und bekommt bald darauf die Nachricht zugespielt, dass der rechtmäßige Erbe noch lebt. Da die inzwischen regierende Queen Anne ihr wegen einer Lappalie noch eins auswischen möchte, will sie die beiden zur Heirat zwingen...
    Beschrieben wird der Film als "Romantic Melodrama", aber ich finde nicht, dass das The Man Who Laughs gerecht wird. Zwar gibt es darin auch so rührende Szenen wie diese, aber der Anfang war richtig düster-atmosphärisch in a gothic kind-of way (zieht euch zum Beispiel hiervon nur mal die ersten zwei Minuten rein!) und auch später gibt es diverse Stellen, die mehr was von einem skurrilen Horror-Swashbuckler haben. Sogar eine einzelne Einstellung mit Schwertkampf auf der Flucht, wünschte das hätten sie ausgebaut ^^ Generell ist die Grundidee aber echt abgefahren. Wann immer man das Gesicht sieht, und anhand der Situation erkennt, welche Emotionen eigentlich dahinterstehen, aber der Eindruck die ganze Zeit durch dieses Grinsen krass verzerrt wird, ist das schon einmalig und man weiß nicht ob man mitlachen oder mitweinen soll.
    Fun Fact: Gwynplaines Aussehen war die Hauptinspiration für Batmans Erzfeind, The Joker Food for Thought: Diese frühen Universal-Filme werden zwar oft zur Monsters-Metareihe gerechnet, aber genau genommen handelt es sich weder beim Glöckner, noch beim Phantom oder dem Lachenden Mann um übernatürliche Ungeheuer irgendeiner Art, sondern um tragische, entstellte Menschen. Hm. Außerdem wäre dieser Film perfekt geeignet für ein Remake von Tim Burton (dem Tim Burton, der es noch drauf hatte, meine ich)! Gab zwar ein französisch-tschechisches Remake von 2012, aber das taugt anscheinend nichts. Das Original gibts nicht auf BD :-/ 8/10


    Grundsätzlich hier ein Tipp, wenn ihr euch für ältere Filme interessiert: Im gemeinnützigen Projekt Internet Archive, erreichbar unter der Adresse https://archive.org/, sind diverse Klassiker hochgeladen, die man dort kostenlos anschauen kann, weil deren Copyright längst abgelaufen ist. Darunter auch viele, die ich hier schon beschrieben habe.

    Geändert von Enkidu (27.02.2017 um 07:17 Uhr)

  19. #19
    Soo... Nosferatu, Tagebuch einer Verlorenen, Die Mumie, Der Unsichtbare, Gefahr aus dem Weltall, Der Schrecken vom Amazonas, Godzilla kehrt zurück, Dornröschen, Cleopatra sowie James Bond 007: Der Mann mit dem goldenen Colt und die Hammer-Dracula-Filme (die ich mochte) sind in den letzten Wochen und Monaten nun auch alle in die Sammlung eingepflegt worden ^___^

    Bezüglich Godzilla: Habe das Sequel noch nicht gesehen, aber etwas anderes, was mich persönlich auch nur halbwegs gekümmert hätte, war für 1955 wirklich nicht mehr aufzutreiben. Auch wenn die Fortsetzung nicht mehr so gut sein soll wie das Original, finde ich es spannend, wie sehr sie für den Film stilistisch vom Vorgänger abgewichen sind. Und den ersten Kampf zwischen Gojira und einem anderen Monster möchte ich mir auch nicht entgehen lassen

    Bezüglich James Bond: Hab mich dann doch hinreißen lassen und entschieden, nach und nach die übrigen noch fehlenden Teile zu kaufen, um die Reihe vollständig vorliegen zu haben. Die Hälfte hatte ich ja eh schon hier. Und ist jetzt nicht so, als hätte mir an den imho weniger brauchbaren Vertretern gar nichts gefallen - einige davon waren eigentlich ziemlich gut, doch selbst bei den schwächsten ist mindestens noch die ein oder andere Actionszene dabei, die Spaß macht! Einen großen Vorteil hat das in jedem Fall, und zwar kann ich damit endlich das verhasste Jahr 1974 abhaken, für das ich ebenfalls ewig lange keine vernünftigen Filme gefunden habe Yay! Das bedeutet, ich hab die 70er komplett und die Jahresliste jetzt ab 1962 bis heute durchgehend *__*

    Faust und Der müde Tod sind schon bestellt, das heißt, durch letzteren fällt auch 1921 weg. Danach fehlen bloß noch 23, 28, 30, 34, 36, 37,38, 40, 42 bis 49, 50 und 61. Mit den Stummfilmen ist vorerst Schluss, es folgt die Tage aber noch eine letzte Stille Nacht. Da war sonst jedoch nichts mehr dabei (außer Nosferatu wie oben vermerkt, der mir bei der zweiten Sichtung wesentlich mehr zugesagt hat, sowie Ben Hur, den es leider nicht zu kaufen gibt). Ob ich 1923 und 1928 noch irgendwann abhaken kann bzw. ob Scaramouche und Der Mann, der lacht oder Der Wind, die mich wirklich begeistern konnten und die ich für diese Jahre bereits herausgesucht habe, noch irgendwann veröffentlicht werden, steht leider in den Sternen.

    Ansonsten möchte ich mich demnächst wieder mehr auf einzelne Filme bunt gemischt konzentrieren. Ich werde auch versuchen, die 40er stärker anzugehen, aber das dürfte extrem hart werden und ich weiß nicht, ob ich die Liste wirklich jemals vervollständigen können werde. Denn ich habe mich schon mehrfach intensiv umgeschaut und in IMDb vertieft, ohne besonders viel aus dieser Zeit zu finden, das für mich von Interesse wäre. Schon komisch. Hatte erwartet, dass gerade durch den Krieg die Menschen den Eskapismus suchten, aber da gab es selbst in den 20ern und 30ern mehr Sci-Fi, Fantasy und Horror. Dafür waren die 40er proppenvoll mit Film Noir Detektiv-/Kriminalgeschichten, ein Genre welches ich nicht unbedingt mag, proportional gefühlt zehn Mal häufiger vertreten als die Superheldenwelle von heute! Darüber hinaus lediglich Krieg, Comedy und Musicals >_> Mal schauen.

    Ist euch eigentlich klar, dass ich in diesem Thread bereits 200 Kurzrezensionen gepostet habe? Über 10.000 Views hat er auch schon gekriegt, juhuu, wobei ein Viertel oder so davon vermutlich alleine von mir stammt, da ich hier immer wieder etwas nachschaue oder den Beitrag auf der ersten Seite editiere xD

  20. #20
    One last SILENT night...



    Shooting Stars (1928)



    Das verheiratete Schauspielerpaar Mae und Julian wird entzwei gerissen, als er herausfindet, dass sie eine Affäre mit dem Comedian Andy hat. Mae, deren Karriere auf dem Spiel steht, überlegt sich einen Plan, ihren Ehemann umzubringen, indem sie eine echte Kugel in eine Waffen-Requisite einsetzt, die in einer Szene ihres neuesten Filmes auf ihn abgefeuert werden soll. Hm, hatte so meine Schwierigkeiten mit Shooting Stars. Da sind echt ein paar übel holprige Stellen in der Handlung. Zum Beispiel die dümmliche Plot-Device mit der Kugel - nachdem die Waffe doch nicht abgefeuert wurde, und Mae den Fehler eingesehen hat, macht sie keine Anstalten, das präparierte Gewehr sicherzustellen und die Gefahr zu bannen, und sei es nur unter einem Vorwand. Sie hätte gewiss kurz vom Set weg gekonnt! Stattdessen stirbt doch noch jemand, und zwar ihr Lover. War ja irgendwie klar.

    Erst nachdem der Mann die Affäre herausfindet, dreht sie am Rad und will ihn umbringen. So gesehen entfällt der eigentliche Inhalt des Films lediglich auf die letzte halbe Stunde. Das empfand ich als sehr unbefriedigend. Hinzu kommt, dass es ein Film übers Filmemachen ist. Vermute, dass Shooting Stars bei vielen nur deshalb so hoch im Kurs steht, ähnlich wie das Thema bei den Academy Awards immer gefragt ist. Zugegeben, diese äußere Perspektive und der Blick hinter die Kulissen ist eigentlich ein Setting mit viel Potential, das man in den 20ern bestimmt auch noch nicht oft gesehen hatte. Vor allem kann das originell sein, wenn dann nach einer Weile der Lack abblättert und der Schöne Schein Hollywoods sich eben auch auf die dort arbeitenden Darsteller-Sternchen bezieht. Aber dieser Film braucht wie gesagt ewig, bis mal was von Bedeutung passiert, und plätschert die meiste Zeit nur so vor sich hin. Wenig erinnerungswürdige Figuren, und für so eine simple Handlung hält sich der Film zu lange mit diversen belanglosen Details auf. Auch als pures Drama funktioniert die Geschichte nicht so richtig und der Epilog dauert viel zu lange. Der neue jazzige und total entspannt-lässige Soundtrack hat auch nicht gerade zum Enthusiasmus beigetragen, sondern die Story noch einschläfernder wirken lassen. Mit manchen Szenen passte die Musik der restaurierten Fassung null zusammen! Sorry, wirklich nicht mein Ding. 5/10




    Die zehn Gebote /The Ten Commandments (1923)



    Boah, hier muss ich weiter ausholen. Der Film hat mich echt angepisst! Aber immer der Reihe nach. Es fing alles so vielversprechend an. Die Geschichte von Moses und dem Auszug aus Ägypten ist ja bestimmt hinlänglich bekannt. Die Ausstattung ist erstmal super, wie üblich bei Regisseur Cecil B. DeMille. Es ist zunächst ein Schauwerte-Film, neben dem ganzen Bombast auch mit tollen Spezialeffekten (das Teilen des Meeres), klasse. Das Ägypten-Set hatte gigantische Ausmaße und wurde real gebaut. Um den Verbleib der Konstruktion ranken sich bereits eigene Legenden, über die man Filme drehen könnte ^^ Und das goldene Kalb sieht mal voll creepy aus Trotzdem wirkt alles ein bisschen zu dick aufgetragen, denn das Drehbuch ist dünn. Einige der interessantesten Aspekte der Geschichte werden einfach weggelassen - die berühmten Plagen beispielsweise werden off-screen in den ersten paar Minuten abgehandelt. Die Charaktere werden irgendwie kaum entwickelt... hmmm, woran das bloß liegen mag? Es gibt viele Zwischentitel mit Bibelzitaten, die die Geschichte erzählen. Quasi das komplette Gegenteil von Murnau, der immer mit wenig auskam und seine Bilder sprechen ließ. Auch in Die zehn Gebote wäre das mit weniger Text und mehr Schauspiel gegangen. Wo bleibt das visual Storytelling? Wozu überhaupt noch ein Film, wenn man erst vor jeder Szene eine Texttafel einblendet, die erklärt was passiert? Trotz dieser Mängel fand ich den Film aber soweit ganz angenehm.

    Und dann. Alter! What the fuck? Nachdem Moses vom Berg runter ist, nach nur gut einem Drittel (!) der Gesamtspielzeit, bricht der Film komplett mit dem Setting und seiner Geschichte. Danach bekommen wir nämlich etwas völlig anderes vorgesetzt, was total zum Kotzen ist. Von den Israeliten und dem goldenen Kalb werden wir plötzlich in die moderne damalige Gegenwart von 1923 transportiert, wo eine Frau aus der Bibel vorliest. Sie ist bestimmt keine Sünderin, gell? Einer ihrer jungen erwachsenen Söhne sitzt daneben, er sieht sehr nobel und zufrieden aus. Der kann es auch nicht sein. Uh, dann ist da aber noch der andere Sohn, er schaut gelangweilt und ungläubig drein. Wir haben einen Gewinner! Und was für ein Sünder er ist O_O' Der Rest des Films ist ein ungeheuerlich oberflächliches, bis zum Erbrechen predigendes Moralitätenspiel zwischen den beiden Söhnen (und einem diebischen Love Interest). Die Mutter, die die ganze Zeit eine klobige Riesenbibel mit sich rumschleppt, ist tief religiös. Der "gute" Sohn im Grunde auch, aber der "böse" ist ein Nichtgläubiger. Kann ja nicht angehn. Und weil er nicht an Gott glaubt, nimmt er sich vor, alle zehn Gebote zu brechen. What the frickin' fucking de Fuck?! Als würde so eine bescheuerte Idee irgendwie damit zusammenpassen *kopfschüttel* Außerdem sind ab dem Beginn dieser eigentlichen Geschichte alle Schauspieler hart am overacten. Wenn das selbst für Stummfilm-Verhältnisse so deutlich wird, dass es auffällt, dann will das schon was heißen.

    Der "Prolog", wie es viele Reviewer nennen, wie ich inzwischen festgestellt habe, dauert nur eine gute Dreiviertelstunde. Der Rest der 136 Minuten ist völlig lahm und extremst schlecht gealtert. Wobei ich glaube, dass das auch schon bei der Uraufführung einige gut gemeinte aber hundertprozentig fehlgeleitete, veraltete Aussagen und Elemente hatte. Auch noch mit einer so plumpen, ungeschickten, umständlichen und schwerfälligen Moralpredigt, die durch das langgezogene Ende noch verschlimmert wird. Kann sich ja jeder denken, wie übel das für den bösen Sohn ausgeht. Werte vermitteln schön und gut, aber dann bitte ohne die eigenen Zuschauer für dumm zu halten. Die Art der Umsetzung ist entscheidend. Doch wer außer christlichen Fundamentalisten guckt sich einen solchen Dreck an? Es wirkt forciert und konstruiert, um der vorangegangenen Bibelgeschichte thematisch ein wenig zu ähneln, aber das läuft so nicht. Das habe ich mir nicht darunter vorgestellt, und so geht es offenbar auch vielen anderen, die diesen Film gesehen haben, der trotzdem noch unverdienterweise erstaunlich gute Kritiken bekommt. Was zählt, ist praktisch nur der Anfang, alles andere kommt dagegen nicht an und kümmert auch überhaupt nicht. Krass, da kam ich mir ernsthaft verarscht vor. Kann mich nicht an einen anderen Fall erinnern, in dem ein Film mittendrin aufhört und unerwarteterweise mit hartem Schnitt zu etwas gänzlich anderem mutiert, das erzählerisch so unter aller Kanone ist. Fast, als wäre man in den 20ern gerickrollt worden >_<

    Sie hätten lieber mal den Part um Moses etwas ausbauen und die Figuren entwickeln sollen, dann hätte das alleine schon für einen sehr viel besseren 80-Minuten-Film gereicht, aber nöö. Oder macht meinetwegen aus dem Gegenwarts-Segment eine knappe Rahmenhandlung, mit einem Konflikt der nach der Bibelgeschichte aufgelöst wird. Aber so wie es ist? Das geht gar nicht. Absolut unausgegorene Mogelpackung. Schade um die schönen Kulissen und Effekte im ersten Teil. Hätte so toll werden können. 3/10




    Ben Hur /Ben-Hur: A Tale of the Christ (1925)



    Am Anfang ne Viertelstunde lang Weihnachtsgeschichte-Recap. Entspricht dadurch zwar näher dem Original-Untertitel ("A Tale of the Christ"), da Jesus sonst ja nur einmal zwischendurch und dann nochmal am Ende vorkommt, und nie direkt gezeigt wird, aber hätte dennoch nicht unbedingt sein müssen. Ansonsten aber sehr große, epische Geschichte. Dem bekannteren Remake aus den 50ern erstaunlich ähnlich, ist alles drin. Die Attacke auf den Galeeren war für mich etwas zu chaotisch, aber das Wagenrennen auch hier ein beeindruckendes Highlight! Sogar mit bewegter Kamera So eine Mega-Action muss das Publikum seinerzeit echt geflasht haben.

    Überzeugende Schauspieler. Wieder einmal gigantische, Respekt einflößende Kulissenbauten, wie ich sie heutzutage liebend gerne mal wieder sehen würde. Gibt ein paar kleinere Längen /Hänger beim Erzähltempo, aber nichts Schlimmes. Nach dem eher gemächlichen Anfang wird es später immer besser, und das Finale ist wirklich ergreifend! Rundum gelungen, braucht sich vor dem berühmten späteren Werk nicht verstecken. Schade dass den hier heutzutage kaum mehr jemand gesehen hat. Hätte ich gerne in guter Qualität auf Blu-ray. Gibt es leider nicht. 7/10




    Die Nibelungen: Siegfrieds Tod (1924)



    So, hab ich mir den jetzt doch mal in voller Länge angetan. Nachdem ich nun so viele Stummfilme gesehen habe, funktionierte das im zweiten Anlauf in der Tat etwas besser. Ist wohl wirklich ein acquired Taste *schulterzuck* Das soll aber nicht heißen, dass ich meine frühere Kritik daran revidiere: Auch für einen Stummfilm ist der erste Nibelungen-Teil stellenweise unglaublich langatmig, besonders im späteren Verlauf, denn der Anfang flutscht noch ganz gut. Ehrlich, irgendwann bekam ich das Gefühl, man könnte jede zweite Einstellung um zwei bis fünf Sekunden kürzen, und hätte am Ende inhaltlich absolut nichts verloren, aber einen wesentlich zugänglicheren und flüssigeren Film.

    Ansonsten möcht ich aber nicht zu harsch klingen, denn es wird dennoch eine Menge geboten. Vor allem die ausgefallenen Set-Bauten überzeugen, wie auch die phantastischeren Elemente. Ein ausgewachsener Drache in Bewegung (eine Puppe, gebaut in voller Größe!), dann der Zwerg Alberich mit dem Nibelungenschatz tief unter der Erde, eine Tarnkappe die einen unsichtbar macht und die einen jede beliebige Gestalt annehmen lässt, oder ein Meer aus Feuer mit einer Burg, bewohnt von amazonenhaften, stolzen Kriegerinnen... das hat schon was, selbst für heutige Fantasy-Fans. Vergleiche mit der Herr der Ringe Trilogie kommen nicht von ungefähr, dieser Zweiteiler war so etwas wie die Entsprechung seiner eigenen Zeit. Der Soundtrack von Huppertz ist klasse. Handelt sich um die Originalmusik zum Film, wurde aber neu mit professionellem Orchester eingespielt, so wie es sein sollte. Tolle Restauration der Murnau-Stiftung. Wenn er doch nur nicht so lang laufen würde Für die Sammlung kann ich darauf verzichten. Bisweilen anstrengend, aber sehenswert. 7/10




    Die Nibelungen: Kriemhilds Rache (1924)



    Nach dem Tod von Siegfried ist Kriemhild mächtig angefressen! Um sich an Hagen zu rächen, lässt sie sich auf eine Heirat mit Etzel ein, dem König der barbarisch-kriegerischen Hunnen. Sie lebt nun an seinem Hofe und schenkt ihm ein Kind. Sie versucht Etzel zu überreden, Hagen zu ermorden, den sie mit dem Rest der Sippe zu einer hübschen Party eingeladen hat. Aber die Brüder schützen Hagen, weil sie an ihren Schwur gebunden sind. Eine erbitterte Schlacht entbrennt, kaum jemand wird das überleben...

    Beide Teile können im Prinzip als ein einziger Fünf-Stunden-Film angesehen werden. Die zweite Hälfte erschien nur ein paar Wochen nach der ersten und wurde zusammen mit dieser produziert. Wow, Kriemhilds Rache ist tatsächlich noch zäher, der Inbegriff der Langatmigkeit. Das Finale gestaltet sich in der Tat verdammt düster und hat was, aber trotzdem quält man sich irgendwann nur noch durch. Es mutiert zu einem einzigen, riesigen Gemetzel. Kostüme und Kulissen wie zuvor top, doch dadurch, dass die Geschichte nicht mehr so viele magische Fantasy-Aspekte hat, verliert sie eine Menge vom Reiz des Vorgängers. Das Tragische ist, ich kann mir lebhaft vorstellen wie eine entsprechend stark gekürzte Kombination aus beiden Filmen ein Genre-Highlight und vielleicht einer meiner absoluten Lieblings-Stummfilme geworden wäre Aber doch nicht auf diese Weise! Für den eigentlichen Handlungsinhalt des vorliegenden Teils hätte weniger als die Hälfte der Spielzeit (!) völlig ausgereicht. Das ist ja fast so, als würde man aus der Schlacht der fünf Heere im Hobbit einen ganzen Fil... Moment. 6/10




    Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (1922)



    Hat mir wie oben schon angedeutet beim zweiten Schauen besser gefallen, und zwar so sehr, dass ich meine frühere Meinung darüber ein Stück weit korrigieren möchte. Wirklich gruselig finde ich es immer noch nicht, aber manche Szenen sind ungemein atmosphärisch. Dazu gibt Schreck mit seinem markanten Aussehen einen hervorragend grotesken Graf Orlok /Nosferatu ab. Außerdem: Gutes Pacing, was - wie mir die beiden Nibelungenfilme von Fritz Lang, der seinem Namen manchmal leider alle Ehre macht, nochmal gezeigt haben - ein nicht zu unterschätzender Faktor ist! Nosferatu geht anderthalb Stunden, bleibt dabei angenehm überschaubar und ist auch für Zwischendurch geeignet. Ist ferner der bekannten Universal-Tonfassung des Stoffes klar überlegen. In der deutschen Version von 1922 bekommen wir viele unterschiedliche Handlungsorte zu Gesicht, es fühlt sich wirklich wie ein Film an, die Welt wird greifbar und glaubwürdig. Dem amerikanischen 1931er Dracula mit Bela Lugosi hingegen sieht man an, dass er auf einem Theaterstück basiert, und entsprechend begrenzt und künstlich wirkt die Geschichte, wenn ein wesentlicher Teil davon bloß in einem Wohnzimmer stattfindet. 7/10




    Geändert von Enkidu (29.07.2017 um 23:45 Uhr)

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