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Deus
Okay, wird vorgemerkt ^^
The following review may contain spoilers!
Die glorreichen Sieben (1960)
Naaaja. Gewiss ein schöner Western, doch nach Seven Samurai hatte ich mir etwas mehr davon erhofft. Das einzige, was in dieser Version eindeutig besser ist, ist der grandiose Soundtrack von Elmer Bernstein mit seinem allseits bekannten Titelthema. Und eventuell, dass er in Farbe ist. Aber sonst habe ich viele der Höhepunkte des Originals vermisst und auch die Charaktere wurden zum Schlechteren umgearbeitet. Waren sie als Samurai noch sehr unterschiedlich, ähneln sich die meisten der Cowboys schon viel eher. Am Schlimmsten jedoch ist, dass sie Kikuchiyo (Toshiro Mifune) und Katsushirō Okamoto (Isao Kimura) im Wesentlichen in einer Person zusammengefasst haben: Horst Buchholz in der Rolle des Chico. Das passt einfach nicht. Bei den Samurai ist Kikuchiyo mit Abstand mein Lieblingscharakter, die energetisch aufgeladene Stimmungskanone, die für ein paar willkommene Lacher sorgt - scheinbar ziemlich von sich selbst überzeugt und übermütig, verbirgt er das Geheimnis seiner wahren Herkunft. Katsushirō dagegen ist das junge Küken, der unerfahrene aber feinfühlige Schüler. Diese beiden als ein Charakter, die Kombination beißt sich total. Wenn Chico in Die glorreichen Sieben irgendwelche Aktionen startet, wie beispielsweise, die Alarmglocke des Kirchturms zu läuten, um die versteckten Bewohner bei ihrer Ankunft hinauszulocken, dann wirkt das nur unnötig und albern. Er ist die kleine Nervensäge, die sich für toll hält, obwohl er es eigentlich gar nicht drauf hat, wie davor in der Bar und noch an anderen Stellen deutlich gezeigt wurde. Pseudo-Coolness also, und jene Art von Figuren sind immer ganz weit oben auf meiner Hassliste. Kikuchiyo war vielleicht tollkühn, aber er hatte es drauf und bildete so etwas wie das pulsierende Herz der Truppe. Auch der Rest der Gemeinschaft erscheint mir als Gunslinger-Abklatsch nicht mehr so sympathisch.
Es ist den Filmemachern zwar anzurechnen, dass sie der Räuberbande diesmal etwas mehr Beachtung geschenkt und ihr mit Eli Wallach als Oberboss Calvera ein Gesicht gegeben haben, aber ein wenig nimmt einem das auch die Bedrohung und Spannung. Die herumwütende Meute in Seven Samurai war mehr wie eine Naturgewalt, die über das Land fegt. In Die glorreichen Sieben kann man mit ihnen verhandeln. Tatsächlich fand ich es etwas befremdlich, als die Sieben die Banditen in die Stadt kommen lassen und sich erstmal in Ruhe mit Calvera unterhalten. Ich dachte, da hätte das große Gemetzel eigentlich schon losgehen müssen!
Überhaupt merkt man, dass es als Samurai-Film mit Ehrenkodex usw. doch um einiges besser funktioniert denn als Western. Angefangen bei der Wahl der Waffen - in Die Sieben Samurai gabs Katana, Speere, Bögen und Gewehre! Abwechslung eben. Der Nahkampf macht es in den meisten Fällen persönlicher, man ist näher dran am Geschehen. In Die glorreichen Sieben gibts lediglich Schusswaffen und manchmal hört man nur Peng!-Peng!-Peng!, sieht kauernde Schützen, und das wars. Selbst zum Finale gabs da nicht so viel Action wie erhofft. Überrascht hat mich auch, wie lange die meisten überleben, nämlich bis ganz kurz vor Schluss. In Seven Samurai gibts schon vorher Tote, und deren Begräbnis ist jeweils eine der bewegendsten Szenen und Einstellungen des ganzen Filmes! Diesmal wird darauf so gut wie gar nicht eingegangen, nur nachdem alles vorbei ist zeigt Regisseur Sturges für wenige Sekunden die erbärmlichen Holzkreuze auf den Gräbern, welche die Dorfkinder (die übrigens idiotischerweise einen der Tode mit ihrer Leichtsinnigkeit verursacht haben) mit Blumen pflegen.
Ich weiß, ich mache hier so ziemlich alles am Vergleich mit einem anderen Film fest, aber hey, das muss sich Die glorreichen Sieben gefallen lassen. Es ist kein Film, der nur lose von einem älteren inspiriert wäre, es ist wahrlich ein Remake, bloß mit verändertem Setting. Manche Szenen sind geradezu eins zu eins übernommen worden, und das weiß der Western auch und erkennt es gleich am Anfang durch die Texteinblendung an. So ist "Die glorreichen Sieben" für sich genommen ein brauchbarer Film, erst recht wenn man eine Vorliebe für den Wilden Westen hat. Wenn man das japanische Original von Kurosawa kennt, wird einem allerdings nicht mehr viel geboten. Es hat schon so seine Gründe, dass letzteres über eine Stunde mehr Laufzeit hatte, die amerikanische Version fühlt sich watered-down, vereinfacht und verkürzt an. Da haben sie definitiv einiges an Potential verschenkt, und die bekannten Namen der Schauspieler oder die tolle Musik können diese Verfehlungen nur schwerlich ausgleichen.
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