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Thema: A movie for every year: Der Vintage-Thread

  1. #101
    Monumentalkrams wär was. Filme mit einem Kalibier wie Lawrence von Arabien oder so gibt es heute einfach nicht mehr. Brauch Input.

  2. #102
    So richtig MONUMENTALE MOVIES, ey!



    Cleopatra (1934)



    Die männerhungrige Königin im ptolemäischen Ägypten versucht Caesar und anschließend Mark Anton mit ihren Reizen um den Finger zu wickeln, wodurch sie Einfluss auf die große Politik ausüben möchte. Schöner Schluss, alleine für diese letzte bombastische Einstellung auf dem Thron hat sichs schon gelohnt ^^ Hauptdarstellerin Claudette Colbert ist überraschend toll. Der Anfang wirkt noch etwas cheesy, aber man findet sich nach einer Weile rein. Ansonsten bringt Regisseur DeMille typischerweise Mega-Set-Bauten auf die Leinwand und beeindruckt mit hochkarätiger Ausstattung, Kostümen, massig Statisten usw. Die gute alte Zeit des großen Kinos eben Es handelt sich um eine angenehm knappe Version der Geschichte (100 Minuten), nicht so ausufernd wie spätere. Den Film gab es im Rahmen der britischen Masters of Cinema Reihe bis vor wenigen Jahren auf Blu-ray, ist heute aber leider vergriffen. Ein Spanien-Import wäre vielleicht eine Alternative, glaube da ist die englische Original-Tonspur drauf. Habe Cleopatra in meine Liste aufgenommen und hoffe auf eine Neuauflage. Hier gibts ein paar bewegte Eindrücke. 7/10




    Spartacus (1960)



    Der Sklave Spartacus entflieht seinen Besitzern und zettelt eine Revolte gegen die dekadente Römische Republik an. Woah. "Monumentalfilm" ist hier fast schon eine Untertreibung. Der geht knapp 200 Minuten! Eigentlich alles recht gelungen. Teilweise gute Schauspieler, vor allem Kirk Douglas und Peter Ustinov xD Auch hier wieder unzählige Statisten und kleinere Rollen, aufwändige Ausstattung und weitgehend gutes Drehbuch. Aber Kubrick (und Douglas, der viel Mitspracherecht hatte) verliert sich in Details, die wenig zur vordergründigen Handlung beitragen, und bläht diese stellenweise unnötig auf. Für meinen Geschmack war der Dreieinhalb-Stunden-Film zu groß für sein eigenes Wohl. Das hängt auch ein bisschen mit der ganzen Theatralik zusammen. Wir wissen alle, wie unschön die auf historischen Tatsachen beruhende Geschichte ausging, also sind das über drei Stunden darauf Warten, dass die Katastrophe ihren Lauf nimmt. In Titanic hatten wir es wenigstens mit neuen, fiktiven Charakteren zu tun, von denen wir noch nichts wissen und die uns näher gebracht werden, und der Bösewicht war hauptsächlich die Natur selbst. Bei Spartacus steht eine reale Person und dessen Tragödie im Mittelpunkt, und es steht vorher fest, dass ein echt ätzender Fiesling am Ende (größtenteils) gewinnen wird :-/

    Um mir so etwas schmackhaft zu machen, sollte die Geschichte schon etwas kreativer sein. Ich hatte zum Beispiel trotz der ultralangen Spielzeit den Eindruck, dass man entweder die Titelfigur nicht sonderlich gut kennenlernt und die Darstellung überraschend blass und einseitig bleibt, oder dass Spartakus selbst als ein bisschen einfältig und simpel dargestellt wird. Aww, der freiheitsliebende Muskelmann-Anführer mit dem Herzen aus Gold. Außen rau, aber innen sensibel, besonders wenn es um die Liebe geht. Hmm. Versteht mich nicht falsch, dass Drama im Kern dieses Filmes funktioniert letzten Endes vorzüglich, und das Ende hat mich echt gerührt. Ich bin mir bloß sehr sicher, dass sich genau das auch mit mindestens ner Dreiviertelstunde weniger Film bei besserer Entwicklung der Hauptfiguren hätte bewerkstelligen lassen. Aber ich schätze, das Problem habe ich öfters mit solchen Brocken des Kinos (außer bei Meuterei auf der Bounty von 1962, der war von Anfang bis Ende absolute Spitzenklasse ).

    Wo ich gerade dabei bin, diese monumentale Ära der 50er und 60er Jahre ist schon faszinierend. Filme, die so gigantisch wurden, dass sie, gewissermaßen einer Opernaufführung nachempfunden, am Anfang mit Ouvertüre und in der Mitte mit ner musikalischen Intermission mit Entr'acte bzw. Zwischenspiel versehen wurden. Bis jetzt habe ich so etwas nur bei Spartacus (1960), Cleopatra (1963), Quo Vadis (1951), Meuterei auf der Bounty (1962), El Cid (1961), Ben Hur (1959) und Die Zehn Gebote (1956) gesehen, aber es gibt bestimmt noch einige mehr. Was mich an Spartacus unter anderem begeistert hat, war die Musik von Alex North. Ein Soundtrack, der solchem Bombast würdig ist und teilweise überraschend abenteuerlich klang. Mag ich. Insgesamt ein sehenswerter Film, für den man aber in der ungekürzten Fassung eine Menge Geduld mitbringen muss und der nicht ohne die eine oder andere Länge daher kommt. 7/10




    Samson und Delilah (1949)



    Als der kräftige Samson (fast schon ein antiker Superman) die Liebe einer reichen und schönen Philisterfrau namens Delilah zurückweist, beginnt diese mit ihrer grausamen Rache, die letztlich fürchterliche Konsequenzen nach sich zieht, welche auch sie bereuen wird... Es gab ein paar kleinere lahme Stellen zwischendrin, wo die Dialoge ruhig etwas knapper und zurückhaltender hätten sein dürfen. Das ist aber häufiger bei DeMille-Filmen anzutreffen, sie nehmen sich selbst und ihre Message einen Hauch zu ernst und suhlen sich bisweilen in Pathos. Das ist in gewissen Mengen immer ok, aber bitte dann aufhören, wenn die Szene beginnt, langweilig zu werden. Der Film geht 130 Minuten, ein paar weniger wären auch nicht verkehrt gewesen, hätte ihn runder gemacht.

    Heute haben wir gelernt: Angela Lansbury war mal jung und hübsch Alle Reviews labern darüber, wie unglaublich schön die Hauptdarstellerin Hedy Lamarr doch sei, und was für eine Bereicherung sie für den Film und ganz Hollywood zu jener Zeit wäre. Dem kann ich mich leider überhaupt gar nicht anschließen, und das nicht nur, weil MGM damals bewusst einen Hype um sie inszeniert hat. Ich fand sie eher abstoßend. Zugegeben, das hing auch zu großen Teilen mit der Rolle an sich zusammen - Charaktere des "Femme Fatale" Archetyps konnte ich noch nie ausstehen. Aber es hätte geholfen, da eine bessere Balance zu finden. Wenn sie schon durch das Verhalten so unausstehlich, nervig und hinterlistig-fies ist, dann wäre es gut gewesen, wenn ich in Sachen Attraktivität irgendetwas gemerkt hätte. Aber, und das meine ich ganz ehrlich, alle anderen weiblichen Figuren von Belang (gab ja im Grunde nur Semadar und Miriam) waren hundertmal anziehender und interessanter. Mir ist bewusst, dass Schönheit vollkommen im Auge des Betrachters liegt, aber wenn der Film wirklich darauf abzielte, Delilah wahnsinnig attraktiv zu machen, und das wird schon überdeutlich betont, dann sehe ich es als Versagen der Macher an, für meinen Geschmack dermaßen weit daneben zu liegen. Da reicht es nicht, die Schauspielerin die meiste Zeit aufreizende Kleider tragen zu lassen und ihr zu viel aufdringlichen Lidschatten ins Gesicht zu schmieren *würg* Das hat ein wenig die Immersion gestört, denn ich hatte entsprechend Probleme damit, nachzuvollziehen, wie Samson nach ihrem vorangegangenen Verhalten doch noch auf sie hereinfallen und sich verführen lassen konnte.

    Will aber nicht zu kritisch klingen. Unterm Strich hat mir der Film schon gefallen. Besonders der Anfang, der wirklich was von einem dieser klassischen Epen hat, mitsamt dem hier natürlich unvermeidlichen Story-Aspekt des von überheblichen Besatzern unterdrückten Volkes und einem bärenstarken Helden, der zu einer Gefahr für sie wird. Auch das Ende mit der berühmten Szene, in der der geschlagene und geblendete Protagonist (mit Gottes Hilfe?) eigenhändig die Säulen des Götzentempels einreißt, sollte man mal gesehen haben. Effekttechnisch beeindruckend umgesetzt für die Zeit, sehr unterhaltsam. Hinzu kommt natürlich etwas, das ich bei DeMille grundsätzlich zu schätzen weiß: Die Ausstattung. Ich weiß, ich wiederhole mich dazu andauernd, aber es kann nicht oft genug erwähnt werden, zumal gerade in dem Bereich manch aktuellerer Film versagt. Da gibt es hier nichts zu meckern. Wunderschön ausgestaltete Kulissen und Kostüme sowie hunderte von Statisten erstrahlen in erhabenem Technicolor und erwecken biblische Zeiten phantasievoll zum Leben! Obendrein weiß das musikalische Titelthema von Victor Young zu überzeugen und bleibt im Gedächtnis. So etwas freut mich auch immer. Eine gute 6/10. Wäre mehr drin gewesen, aber dennoch sehr sehenswert. Alleine schon für die visuelle Gestaltung.




    El Cid (1961)



    Der legendenumwobene spanische Nationalheld Rodrigo muss einen royalen Familienzwist und höfische Intrigen überstehen, um das christliche Spanien gegen die Muslime zu verteidigen. Also das vielleicht Wichtigste gleich vorweg: Der Soundtrack von Miklos Rozsa ist der Hammer! Richtig bombastisch, abenteuerlich, groß, episch, komponiert von einem Meister, gespielt von großem Orchester. So etwas hört man heutzutage einfach kaum noch im Kino. Hier oder hier findet ihr Kostproben. Hört euch eine der Suites mal von Anfang bis Ende mit voll aufgedrehten Lautsprechern an und lasst das auf euch wirken. Wow. Hatte zuvor nie bewusst auf Rozsa geachtet und ihn jetzt erst für mich entdeckt. Höre die Scores zu El Cid, King of Kings, Quo Vadis, Ivanhoe und Ben Hur in letzter Zeit rauf und runter.

    Charlton Heston spielt "El Cid" Rodrigo de Vivar; Sophia Loren ist als Jimena zu sehen, die mit der Hauptfigur zumindest in der ersten Hälfte eine Art Hassliebe verbindet. Mich verwirrt Lorens unnatürlich aufgeblasen dicke Unterlippe o_O Ich kann einfach nicht weggucken, sobald sie die Kulisse betritt. Ist das normal so? Hab noch nicht viele Filme mit ihr geschaut. Zu bewundern gibt es allerdings viele schicke Kostüme, echte Burgen, sagenhafte Landschaften und vieles mehr in oft herrlicher Bildkomposition (die Szene mit den beiden Verbannten in der Hütte!), was im Zusammenspiel eine einzigartige Atmosphäre erzeugt und den Film so riesig wirken lässt. Auch wenn nicht alles unbedingt authentisch sein mag, versetzt El Cid den Zuschauer erfolgreich in eine Zeit vor knapp tausend Jahren. Für historisch Interessierte kann der Film ggf. nochmal eine Ecke lohnenswerter sein. Wenn man die genannten verschiedenen Teilkönigreiche oder Städte oder Persönlichkeiten wiedererkennt, darf man sich selbst auf die Schulter klopfen xD Auch Duelle mit Schwert, ein Turnierkampf, große Schlachten, tragische Liebe... alles drin.

    Das Drehbuch ist leider nicht ganz so tight wie es hätte sein können. Ab und zu wirkt der Film mit seiner Laufzeit von über drei Stunden ein kleinwenig langatmig. Andererseits gibt es Stellen, an denen man das Gefühl bekommt, man hätte etwas an einem anderen Schauplatz verpasst, oder dass zu heftige zeitliche Sprünge gemacht werden. Sicher muss hier ein großer Zeitraum abgedeckt werden, aber hin und wieder schrammt die Geschichte haarscharf daran vorbei, wie eine bloße Zusammenfassung herüberzukommen. Oder anders gesagt: Viele Szenen sind für sich genommen richtig gut, aber fühlen sich manchmal seltsam losgelöst vom allgemeinen Handlungsfluss an, weil die Übergänge nicht immer logisch fließend genug sind. Speziell wenn zwischen Szenen mehrere Jahre vergangen sind, da hätte nämlich eine kleine Montage zwischendrin echt geholfen. Hoffe es ist halbwegs verständlich, was ich damit meine.

    Zwar sieht man ständig Reiterei und bewaffnete Armeen, aber das einzige Schlachtengetümmel, das tatsächlich gezeigt wird, findet sich lediglich in den letzten Minuten und ist dann auch noch zu repetitiv und eher wenig aufregend gefilmt. Vieles findet einfach off screen statt. Hätte mir da filmisch mehr Einfallsreichtum und auch eine bessere Balance bei der Verteilung solche Elemente über die Dauer des Films gewünscht. Einen der in El Cid zuvor erwähnten oder implizierten aber nicht gezeigten Konflikte hätten die Macher wenigstens flüchtig einbauen und dafür den letzten Akt etwas straffen können. Denn das ganze letzte Drittel ist mir etwas zu eintönig und zäh geraten. In den ersten zwei Stunden hätte ich El Cid noch unbedingt in meiner Filmsammlung haben wollen, die letzte Stunde hat den Gesamteindruck leider etwas runtergezogen. Aber den Soundtrack hab ich mir auf jeden Fall besorgt ^^ 7/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 23:18 Uhr)

  3. #103
    * WEIHNACHTS-SPECIAL *
    Wünsche euch einen schönen dritten Advent
    In sieben Tagen ist schon Heiligabend! o_O'



    Ist das Leben nicht schön? / It's a Wonderful Life (1946)



    Ein Engel aus dem Himmel wird geschickt, um einem verzweifelt-frustrierten Geschäftsmann zu helfen, indem er ihm zeigt, wie das Leben wäre, wenn er niemals existiert hätte. Gut. Klassische Story, fühlte sich an als hätte ich mal wieder eine dieser cineastischen Bildungslücken geschlossen, da ich den Inhalt der letzten 40 Minuten bisher nur aus Anspielungen in anderen Werken oder Cartoon-Parodien kannte (unter anderem American Dad ^^). Hätte davon ausgehend allerdings gedacht, dass die Handlung etwas konzentrierter wäre. Der größte Teil der Spielzeit entfällt auf die in Abschnitten erzählte Lebensgeschichte des sympathischen Protagonisten. Das ist insofern effektiv, als dieser George Bailey einem wirklich ans Herz wächst, andererseits ist klar, dass da viel gestrafft und zwischen den Zeitsprüngen ausgelassen werden muss. Die obenstehende Beschreibung bezieht sich somit aber lediglich auf ca. das letzte Drittel, was ich dann doch irgendwie schade fand. Hatte gehofft, dass dieser Part mit der übernatürlichen und entfernt an Dickens Weihnachtsgeschichte erinnernden Wendung mehr Aufmerksamkeit bekommt, aber das ging ganz schnell vorbei. Somit wirkt "Ist das Leben nicht schön?" mehr wie ein wohliges Drama über einen netten Kerl aus einer Kleinstadt, für den nicht alles rund läuft.

    Außerdem geht es thematisch für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr um Geld und Unternehmertum, was das angeht ist es ein überaus amerikanischer Film und ein Zeugnis seiner Zeit. Ich hätte mir in ein paar Szenen gewünscht, dass mehr die Emotionen im Vordergrund stehen und ein paar der Nebencharaktere stattdessen stärker beleuchtet werden. So krass wie der Film als Kulturgut abgefeiert wird, fand ich ihn dann doch ein ganz kleines bisschen überbewertet. Aber nicht falsch verstehen, es ist immer noch ein wunderschönes Werk passend zu Weihnachten, mit einer Message, die gerade heutzutage gar nicht oft genug wiederholt werden kann. Das Finale fand auch ich richtig bewegend und herzergreifend (auch wenn es etwas unbefriedigend war, dass der fiese Mr. Potter nicht noch zur Rechenschaft gezogen wurde bzw. nicht bekommen hat, was er verdient).

    Gestalterisch gibt es nichts zu bemängeln. Die Hauptdarsteller spielen sehr überzeugend und lebensecht. Die Kulissen sind toll gestaltet, man lebt sich als Zuschauer nach einer Weile selbst in diesem Örtchen ein. Es gibt eine Schwarz/Weiß-Version und eine nachkolorierte Variante des Films. Letztere ist erstaunlich gut gelungen und auf den ersten Blick kaum von einem "richtigen" Farbfilm zu unterscheiden. Hab ich inzwischen in meine Sammlung aufgenommen und sollte man mal gesehen haben. 7/10




    Irrtum im Jenseits / (UK) A Matter of Life and Death / (US) Stairway to Heaven (1946)



    Ein britischer Flieger im Zweiten Weltkrieg entgeht dem Tod, ohne dass dies vorgesehen war. In einem himmlischen Gerichtshof muss er für sein Leben argumentieren. Hmpf. Hat so schön angefangen. Das Gespräch im Flugzeug ist wunderbar dramatisch und die Grundidee immer noch originell. Gab auch einige gute Szenen zwischendurch und von der Gestaltung her fand ichs super, wie die Szenen im Himmel (oder im Wahn des Protagonisten?) in schwarz-weiß dargestellt wurden, und die Realität auf Erden in Farbe...

    ABER ich fand den ganzen Schlusspart, die Verhandlung, die eigentlich der Höhepunkt des Ganzen hätte sein sollen, reichlich behämmert. Es sollte um den Irrtum im Jenseits und um die Liebe gehen, die besagte Person in der zusätzlichen Zeit erfahren hat. Dass sein Mädel Amerikanerin ist und er Engländer war für mich total zweitrangig, eine Anekdote, mehr nicht. Im Prozess blasen sie das unglaublich auf, gehen darüber hinweg sogar auf historische Gegebenheiten ein, die mit der aktuellen Frage überhaupt nichts mehr zu tun haben - vielleicht, weil die Drehbuchautoren sonst nicht gewusst hätten, über was dort im Gericht eigentlich geredet werden soll? Der reale Krieg war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Weilchen vorbei (seit über einem Jahr, daher schätze ich, dass der Produktionsbeginn des Films erst danach geschah), deshalb erscheint es mir umso unangebrachter, hier im Rahmen dieses Konfliktes transatlantische Gemeinsamkeiten und Verbindungen zu beschwören. Einen französischen Charakter haben wir immerhin auch noch dabei! Schade, hier wurde wie so oft in den 40ern die Chance vertan, eine wirklich zeitlose Geschichte zu erzählen, die auch im Nachhinein nicht bloß wie ein Produkt ihrer eigenen Dekade wirkt.

    Was ich noch wesentlich störender fand: Die Beziehung zwischen Carter und June wird letztlich als Krux der ganzen Handlung aufgebaut, soweit ja alles okay. Aber das fühlt sich im Film manipuliert und künstlich an, ohne echte, glaubhafte Tiefe, aus dem einfachen Grund, dass die beiden nur wenig bis gar keine Screentime innig miteinander teilen. Mir ist schon klar, dass die Argumentation in Richtung "Liebe auf den ersten Blick" geht, aber ich rede nicht von der Logik der Geschichte, sondern von meinem emotionalen Eindruck als Zuschauer: Bloß weil sie sich einmal in einer dramatischen Situation über Radio hörten, sich nach einem richtigen Treffen (von dem wir lediglich einen winzigen Bruchteil zu sehen bekommen) fortan mit Darling anreden, und zugegebenermaßen David Niven und Kim Hunter zusammen ein bisschen Chemie auf der Leinwand haben, heißt das noch lange nicht, dass das alles authentisch, glaubwürdig und nachvollziehbar wirkt.

    Anders gesagt, sie hätten viel mehr auf diese Liebesgeschichte eingehen müssen, wenigstens ein oder zwei voll entwickelte Szenen, die einzig dazu da sind, zu zeigen, wie sehr die beiden sich lieben, obwohl sie sich erst so kurz kennen und nur wenig voneinander wissen. Stattdessen gibt es mehrere Zeitsprünge, die diese potentiell interessanten Stellen aussparen und übergehen. Hätte es das gegeben, hätte es den Effekt in der Verhandlung und das Finale mit der Opferbereitschaft soo viel effektiver gemacht. Es ginge nicht bloß um Leben oder Tod der Hauptfigur, sondern wir hätten auch auf emotionaler Ebene erfahren, was da auf dem Spiel steht. So wie es im Film tatsächlich gestaltet ist, ließ mich das ehrlich gesagt ziemlich kalt. Deutsche BD ist erhältlich, brauchte ich aber nicht. 6/10




    Das Wunder von Manhattan / Miracle on 34th Street (1947)



    Als ein netter, alter Mann, der vorgibt, der Weihnachtsmann zu sein, als Verrückter in eine Anstalt gesteckt wird, macht sich ein junger Anwalt daran, ihn zu verteidigen, indem er dem Gericht zu beweisen versucht, dass es sich um den echten Santa handelt. Voll schön und herzerwärmend. Als die skeptische Doris (Maureen O'Hara mal wieder) ihre Unterschrift unter den Brief ihrer Tochter setzt, musste ich weinen :'-) Und ganz am Ende auch. Die Welt könnte mehr von solchen positiven Geschichten und Aussagen brauchen in unserer heutigen, übertrieben zynischen Ära. Verwundert wenig, dass gleich mehrere solcher Filme in den unmittelbaren Nachkriegsjahren erschienen (siehe weiter oben). Vielleicht sind Kinder manchmal klüger als Erwachsene und erst recht zu einer Zeit, als die Erwachsenen gerade die Welt in Schutt und Asche gelegt hatten, kam so eine Rückbesinnung auf den Glauben an das Gute an.

    Kinderdarsteller, die nicht unerträglich nervig sind. Seltenheitswert! Hatte den Film trotz Klassikerstatus noch nie gesehen und bin ehrlich gesagt ziemlich skeptisch an die Sache rangegangen. Glaubte nicht, dass mir das thematisch gefallen würde und dass es eher schnell Richtung Kitsch abrutscht. Aber nö, die 90 Minuten vergehen wie im Fluge, halten bei Laune, man versetzt sich in die Figuren, bleibt interessiert bei der Sache. Insbesondere der ambivalente Umgang mit der Frage, ob es sich nicht doch um den wahrhaftigen Weihnachtsmann handeln könnte, macht einen großen Teil des Reizes aus. Hat mich voll überzeugt. Als Weihnachtsfilm meiner persönlichen Meinung nach sogar noch besser als Ist das Leben nicht schön? - auch wenn ich damit wahrscheinlich weitgehend alleine dastehe. Es existiert neben dem monochromen Original auch noch eine nachkolorierte Fassung. Schade, dass auf der deutschen BD nicht beide Versionen drauf sind (bei Ist das Leben nicht schön? war dies der Fall), sondern nur die in schwarz/weiß. Es gibt ein Remake aus den 90ern, das ganz okay sein aber nicht an die Vorlage heranreichen soll. 8/10




    Drei Haselnüsse für Aschenbrödel / Tri orísky pro Popelku (1973)



    Basierend auf einer sehr frei nacherzählten, tschechischen Variante des Märchens von Aschenputtel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Koproduziert von zwei Ländern, die heute nicht mehr existieren (DDR und Tschechoslowakei) ^^ Der Film ist in Teilen Deutschlands und anderen europäischen Regionen inzwischen zur kultigen Weihnachtstradition geworden. Aschenputtel hat zwar nicht notwendigerweise etwas mit Weihnachten zu tun, aber diese Verfilmung spielt im Winter in schneebedeckten Landschaften, daher passt das ganz gut zur Jahreszeit. Interessant finde ich, dass er auf tschechisch und deutsch gedreht wurde - die Schauspieler haben am Set einfach ihre entsprechende Muttersprache verwendet. Später wurden nur die Rollen synchronisiert, die das Publikum im jeweils anderen Land sonst nicht verstanden hätte. Erinnerte mich produktionstechnisch insofern ein wenig an Italowestern *g*

    Ich würde sagen, dass der größte Unterschied zur grimmschen Fassung in der Charakterisierung der Hauptfigur besteht. Diese Aschenbrödel ist viel selbstbestimmter, cleverer, verspielter und aktiver, fast schon ein Wildfang mit Ähnlichkeit zum Tomboy-Archetyp. Zwar wird auch sie zu Hause untergebuttert und mies behandelt, aber sie weiß sich zu helfen und kann der Ungerechtigkeit auf Wunsch relativ leicht entfliehen. Die Heldin hat auch eine schüchtern-verlegene Seite, aber einen wachen Geist und ein gutherziges Gemüt. Von daher ein gelungenes Vorbild für besonders junge ZuschauerInnen, behaupte ich.

    Von Charles Perraults ursprünglicherer Version, aus der im bekannten Disney-Animationsfilm viel übernommen wurde, unterscheidet sich Drei Haselnüsse für Aschenbrödel vor allem dadurch, dass die übernatürlichen Elemente hier stark zurückgefahren wurden. Die drei Haselnüsse aus dem Titel stehen für drei Wünsche, welche die Hauptfigur frei hat, ferner kann sie mit einigen Tieren kommunizieren. Das wars. Wer hier eine Kürbiskutsche, eine fette Fee oder sprechende Mäuse erwartet, dürfte sich wundern. Nichtmal der fragliche Schuh ist aus Glas Dieser Ansatz entfaltet aber seinen ganz eigenen Charme und macht das Geschehen etwas greifbarer und glaubwürdiger.

    Zwei Faktoren sehe ich an dem Film ein wenig kritischer, wobei man darüber gewiss streiten kann. Erstens handelt es sich so sehr um ein "Feelgood-Movie", dass darunter die Dramatik leidet, denn von jener ist nicht allzu viel vorhanden. Es steht nie viel auf dem Spiel. Aschenbrödel geht es gar nicht so schlecht und nichtmal die Stiefmutter ist so fies böse wie bei Disney, sondern wird eher karikaturesk überzeichnet. Zweitens wären da die Production Values. Klar, diese Art von Film aus Europa und speziell aus dem Ostblock war noch nie dafür bekannt, beeindruckende Bilder zu liefern, die sind natürlich auch nicht die Hauptsache. Auch hätte ich mir sicher nicht gewünscht, dass es stattdessen überproduzierter Hollywood-Bombast mit exorbitant hohem Budget gewesen wäre. Aber gerade für Mitte der 70er Jahre kommt kaum Kinofeeling auf, es wirkt mehr wie ein Projekt fürs Fernsehen, was es ursprünglich aber nicht war. Kulissen, Kostüme und Effekte werden mit einfachsten Mitteln umgesetzt, was für mich an ein paar wenigen Stellen (wie etwa im kargen Ballsaal) die Immersion gestört hat.

    Doch auch ohne diese Dinge auf höchstem Niveau entsteht bisweilen eine dichte Atmosphäre. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel ist schlicht sympathisch und bezaubernd und verdient den Kultstatus, den es genießt. Ich hatte bislang immer nur einzelne Ausschnitte beim Rumzappen gesehen und bin erst dieses Jahr dazu gekommen, den Film mal von Anfang bis Ende zu schauen. Hat sich gelohnt. 7/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 23:15 Uhr)

  4. #104
    Habe dank der Masters of Cinema Reihe von Eureka nun auch endlich Die Insel der verlorenen Seelen von 1932 und Les Miserables von 1934 hier. Das heißt, in der Sammlung fehlen jetzt nur noch die fünf Jahre 1923, 28, 30, 37 und 38 ^__^ Hätte zu Anfang nie gedacht, dass ich wirklich mal so weit hiermit komme.

    Wovon wollt ihr als nächstes lesen? Hinter einigen Kategorien verbergen sich nur drei oder vier Filme; zwei Bereiche sind hingegen so voll, dass ich sie in mehrere Etappen aufteile. Freie Auswahl !

    • (Gothic-)Horror-Gedöns
    • Sci-Fi Resterampe [Part 1 & 2]
    • Musketiere im Wandel der Zeit
    • Filme aus Tausendundeiner Nacht
    • (Jugend-)Literaturklassikerverfilmungen
    • Auf hoher See
    • Kung-Fu-Cinema
    • Historische Swashbuckler [Part 1, 2 & 3]
    • Technicolor-Flash!
    • Kino Krieg!
    • Thriller und Film Noir
    • Fantasy Zeugs

  5. #105
    Nachlesen hat wieder etwas gedauert.

    Zitat Zitat
    Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
    Hat mir, als ich den Titel gelesen habe, überhaupt nichts gesagt. Schaue gestern in die Fernsehzeittschrift, und es ist tatsächlich gelaufen .

    Favorisierte Kategorie für den nächsten Abschnitt wäre "Thriller und Film Noir".

  6. #106

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Hat mir, als ich den Titel gelesen habe, überhaupt nichts gesagt. Schaue gestern in die Fernsehzeittschrift, und es ist tatsächlich gelaufen .
    Das läuft schon seit x Jahren zu Weihnachten rauf und runter (und ist auch auf Netflix verfügbar).
    Überrascht mich ja doch, dass dir das nichts sagte.

  7. #107
    Zitat Zitat
    Überrascht mich ja doch, dass dir das nichts sagte.
    Der Film fällt in die Kategorie "Filme, die mich nicht die Bohne interessieren", daher habe ich, wenn mir überhaupt jemals aufgefallen ist, dass er gelaufen ist, diese Tatsache wohl sofort darauf wieder aus meinem Gedächtnis gelöscht .

  8. #108
    Thriller und Film Noir



    Hafen im Nebel /Le quai des brumes (1938)



    Langweilig. Ein Deserteur vom Militär kommt in eine neblige französische Hafenstadt. Klingt nach dem Beginn eines schlechten Witzes. Film-noir-Style mit ab und zu recht atmosphärischen Umgebungen und einem netten musikalischen Titelthema, aber das ist auch schon alles. Das Beziehungsgeflecht der Figuren mag für einige vielleicht halbwegs interessant sein, aber für mich war das, wie übrigens auch die ganze sonstige Handlung in der kaum etwas passiert, zum Wegpennen Die Charaktere haben mich nicht gepackt, fand sie belanglos und unsympathisch. Das Ende war typisch und voll doof. Erwarte bei so einem Film ja kein Happy End, aber etwas weniger einfach hätten es sich die Verantwortlichen schon machen dürfen... Eine deutsche Blu-ray ist erhältlich. 5/10




    Im Schatten des Zweifels /Shadow of a Doubt (1943)



    Nennt mich Banause, aber ich glaube ich hatte zuvor noch nie einen Hitchcock-Film ganz gesehen, zumindest nicht bewusst. Zwei oder drei seiner am meisten gefeierten Werke wollte ich vielleicht schon noch irgendwann nachholen, aber meine Bildungslücke in diesem Bereich kam hauptsächlich dadurch zustande, dass mich seine Geschichten, Themen und die ganze Machart nie wirklich gekümmert hat. Eher im Gegenteil. Mit Shadow of a Doubt wollte ichs noch einmal versuchen, aber das hat mich nur in den erwähnten Zweifeln bestärkt. Manchmal glaube ich, dass Hitchcock zwar eine Menge von Erzählkunst und den Bedürfnissen des Publikums verstand, aber im Grunde dennoch ziemlich overhyped war und ist. Wobei zu seiner Verteidigung in diesem Fall anzumerken ist, dass der vorliegende Streifen noch vergleichsweise früh in seiner Karriere produziert wurde.

    Die Handlung dreht sich um eine junge Frau, die herausfindet, dass ihr Onkel, der gerade zu Besuch vorbeischaut, möglicherweise nicht der Mann ist, der er zu sein scheint. Zwar kann man sich als Zuschauer selbst in die Lage versetzen, aber irgendwelche überraschenden Enthüllungen oder spannende Wendungen waren nicht vorhanden. Auch hier kann ich nicht sagen, dass mich die Charaktere sonderlich mitgerissen hätten. Das ist grundsätzlich ein Knackpunkt bei Thrillern für mich: Ich kann keine Angst um die Protagonisten haben, wenn sie mir prinzipiell egal sind. Diese Art von Film funktioniert soweit es mich betrifft nur dann, wenn zunächst und zwischendurch erfolgreich Spielzeit darauf verwendet worden ist, mir die zentralen Point-of-view-Akteure (und nur die) näher zu bringen. Das war hierbei imho leider nicht der Fall. Habe schnell die Lust daran verloren, aber immerhin ist Shadow of a Doubt handwerklich gut gemacht. 6/10




    Die Wendeltreppe /The Spiral Staircase (1946)



    Psychothriller. Im Jahre 1916 hat es ein geheimnisvoller Serienkiller auf Frauen mit besonderen Gebrechen und Leiden abgesehen. In einer Nacht während eines heftigen Sturmes fühlt sich Helen, die durch ein Trauma nicht mehr sprechen kann, plötzlich bedroht. Die Idee ist gut. Set-Design toll, die Atmosphäre stimmt (stürmische Nächte sind immer gerne gesehen ^^) und einige der Figuren sind interessant, wobei es zu viele von denen gibt. Ein paar weniger aber besser ausgearbeitete wären von Vorteil gewesen, denn man verliert wenn man nicht höllisch gut aufpasst leicht den Überblick, wer wer ist und wie jeder zu den übrigen steht. Für dieses Story-Konzept war der Film meiner Ansicht nach jedoch einfach nicht spannend genug: Da soll ein Mörder ganz in der Nähe sein, man fragt sich wer dahinter stecken könnte und man bangt um Helen in dem großen Haus. Aber dafür gibt es ewig lange keine einzige Szene, in der es mal wirklich brenzlig wäre. Ging zu sehr Richtung Kammerspiel für meinen Geschmack - viel Gelaber aber wenig Handlung oder Abwechslung.

    Außerdem ein bisschen vorhersehbar, wenn der auf den ersten Blick unsympathischste und zur Einblendung des Auges passende Typ der Täter ist. Man hätte das Rätsel stärker ausbauen können, die Figuren wurden von Anfang an nicht vernünftig vorgestellt. Auch dass Helen am Ende ihre Stimme wiederfindet war sowas von klar. Spannend und intensiv sind eigentlich nur die letzten 15 Minuten, dafür hat sichs ehrlich gesagt kaum gelohnt. Der Film ist wohl einfach nicht optimal gealtert, aber so scheint es mit vielen damaligen Schockern zu sein. Was Leute erschreckt, ändert sich mit der Zeit. Nicht schlecht insgesamt, aber das geht besser. 6/10




    Der dritte Mann /The Third Man (1949)



    Erwähnte ich schon, dass das echt nicht mein Genre ist? In den 40ern gab es scheinbar nix anderes als Film noir. Tausendmal schlimmer als die Flut von Superheldenfilmen heutzutage. Frage mich, ob die Studios durch den Krieg vollkommen phantasielos geworden sind. Hätte erwartet, dass gerade da und in den Folgejahren Eskapismus gefragt wäre, aber stattdessen nur diese ätzenden Detektiv-Kriminalgeschichten >_> Der dritte Mann wurde super gut bewertet, also probierte ich es trotzdem. Handelt von einem Groschenroman-Autor, der ins Nachkriegs-Wien reist, wo er unverhofft Nachforschungen zu dem mysteriösen Todesfall eines alten Freundes anstellt.

    Das desinteressierte aber vage heitere Geklimper als Musik nervte mich schon nach kurzer Zeit, geht aber durchgängig so. Beißt sich völlig mit der Spannung und dem Drama, das aufkommen könnte. Die ständigen Dutch-Angle-Kameraperspektiven waren auch etwas dick aufgetragen. Bin ich grundsätzlich kein großer Fan von (unangenehme Erinnerungen an JJ Abrams werden wach). Bei dieser Art von Film passt es ja zumindest normalerweise noch einigermaßen, aber hier war gefühlt jede zweite Einstellung "schräg". Mal wieder nette Grundidee und ein paar sehr schicke Gestaltungen was die Kulissen angeht, aber ansonsten lahm. Von dem zentralen Mysterium hatte ich mir auch einen größeren Aha-Effekt erhofft. Die Geschichte ist im Grunde unheimlich simpel und zieht sich im letzten Drittel erheblich. Gibt so gut wie keine Action, so gut wie keine Suspense oder Nervenkitzel, und das bisschen Drama was da war konnte mich nicht packen weil mir die Figuren (ähnlich wie weiter oben) am Arsch vorbei gingen.

    Apropos: Lauter zwielichtige Charaktere und (vielleicht bis auf den Polizeichef-Dingens-Typen) niemand dabei, den ich halbwegs sympathisch gefunden hätte. Erst recht nicht den latent anmaßend-überheblichen Protagonisten, gespielt von Joseph Cotten. An vielen Stellen zeigen die Figuren echt irrationales und unlogisches Verhalten, was mich genervt hat. Zum Beispiel: Wenn die Polizei sagt, dass mein bester Freund in schlimmere kriminelle Aktivitäten verwickelt war, dann würd ich bei den Leuten jeweils doch mal nachfragen, was das angeblich sein soll, was man ihm vorwirft, selbst wenn ich es nicht glaube. Einerseits tut der Hauptcharakter so, als sei sein Freund total wichtig, andererseits lebt er in seiner eigenen kleinen Welt. Erschien mir unglaubwürdig. 6/10




    Boulevard der Dämmerung /Sunset Boulevard (1950)



    Drehbuchautor in Nöten wird von einem alten und verblassten Stummfilmstar engagiert, ihr Skript zu überarbeiten und gerät auf diese Weise in eine seltsame, ungesunde Beziehung hinein. Naja, von so einem berühmten und filmisch oft zitierten Klassiker hatte ich dann doch ein wenig mehr erwartet. Der Anfang war noch ganz interessant, aber ich hätte mir gewünscht, dass mehr dahinter gesteckt hätte, zum Beispiel durch ein paar verblüffenden Enthüllungen. Eigentlich eine total banale Geschichte. Auch mag ich es nicht sonderlich, wenn Hollywood sich in Filmen selbst beweihräuchert, und das war hier sowas von der Fall. Inklusive Paramount-Schleichwerbung und DeMille, der sich selbst spielt! Keine Ahnung... Wenn ich mir vorstelle, heute würde in einem fiktionalen Drama jemand wie Steven Spielberg als Steven Spielberg auftauchen, in einer kleinen Nebenrolle, aber wohlgemerkt doch weit mehr als ein Cameo, dann fühlte sich das irgendwie nicht gut oder passend an und würde mich aus dem Geschehen herausreißen. Immerhin wird Norma Desmond von Gloria Swanson gespielt, und die war wirklich mal ein Stummfilm-Star, was der Figur irgendwie automatisch sofort mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit gibt.

    Technisch bzw. stilistisch gesehen verwendet Sunset Boulevard viele Aspekte eines Film noir, was ich ja meist grundsätzlich nicht besonders mag (zumindest solange es nicht mit weitaus massenwirksameren Genres vermischt wurde). Aber hey, wenigstens mal wieder eine Bildungslücke geschlossen. Fand es beim Schauen faszinierend, wie oft ich Elemente daraus bereits aus diversen Cartoon-Parodien kannte, unter anderem gleich zwei Folgen von American Dad arbeiten damit. Jetzt weiß ich endlich, woher all das stammte und werde in Zukunft entsprechende Anspielungen verstehen ^^ 6/10




    Die Nacht des Jägers /The Night of the Hunter (1955)



    Ein fanatisch religiöser Mörder gibt sich als Priester aus und heiratet eine naive Witwe, deren Kinder ihm nicht sagen wollen, wo ihr hingerichteter Vater die 10.000 Dollar versteckt hat, welche dieser in einem Raub erbeutete und vor der Festnahme seinem Nachwuchs anvertraute. Davon hat der irre Fanatiker nämlich im Gefängnis Wind bekommen, wo er sich die Zelle mit dem Vater der Kinder teilte. Oha. Schon was Cast & Crew angeht, hat mich der Film überrascht. Ich wusste gar nicht, dass der Darsteller Charles Laughton zur Abwechslung auch mal Regie führte, und das sogar äußerst kompetent. Zudem spielt Lillian Gish mit, die ich hier schon mehrfach erwähnt haben müsste, diesmal jedoch so ziemlich als das Gegenteil ihrer Stummfilmrollen aus jungen Jahren. War sie damals meist das zart-zerbrechliche Ding, tritt sie hier im Alter von 62 als knallharte Pflegemutter auf, die das Böse durchschaut und ihre Kids mit Gewehr im Anschlag tatkräftig verteidigt Erfrischend.

    Das Highlight an dem Film ist der psychopathische Schurke. Ein faszinierender, fundamental übler, kompromissloser und verkorkster Charakter, der seine Rolle perfide zu seinem Vorteil auszuspielen weiß (fast jeder vertraut dem vermeintlichen Geistlichen blind und er hat immer eine passende Ausrede oder Erklärung parat) und der vor nichts Halt macht, um sein Ziel zu erreichen. Auf die eine Faust hat er "LOVE", auf die andere "HATE" tätowiert und erzählt dazu stets eine bescheuerte Anekdote (frage mich, ob Night of the Hunter bzw. die dazugehörige Literaturvorlage der Ursprung jenes Tropes ist, denn ich meine, etwas Vergleichbares schon oft anderswo gesehen zu haben, obwohl mir gerade keine Beispiele einfallen). Bedrohliches Leben wird ihm allerdings gerade auch durch die Art der Darstellung eingehaucht: Perfektes Spiel mit filmischen Andeutungen. Immer wieder sieht man zunächst nur seinen charakteristischen Schatten mit Hut, oder sein Kommen kündigt sich durch ein Lied an, das er trällert.

    Problematisch sehe ich andererseits die beiden jungen Hauptfiguren. Gute Kinderdarsteller sind eine Seltenheit und in diesem Fall wurde leider kein Glückstreffer gelandet. Der Junge der John spielt scheint von Anfang bis Ende exakt einen einzigen Gesichtsausdruck unverändert beizubehalten. Die kleine Pearl ist zwar aus Storygründen so jung (sie musste beeinflussbarer als John sein und ihre Puppe ist als Geld-Versteck von Bedeutung), aber solcherlei Charaktere sind fast immer unheimlich nervig. Hätte beide lieber ein paar wenige Jahre älter gemacht und dafür vernünftige Schauspieler engagiert. Als Herzstück der Geschichte waren sie nicht sehr überzeugend. Wenn abgesehen von Gish als in der Handlung erst spät auftauchende Retterin schon die ganzen erwachsenen Nebenfiguren so blind und dumm oder fies und verantwortungslos sind, wäre es sinnvoll gewesen, dies mit den Kindern in akuter Gefahr als liebenswert, clever und lebhaft zu kontrastieren. Der Film wirkt durch das Fehlen eines solchen Ausgleichs bisweilen unnötig trist und einseitig. Trotzdem sehenswert, schon alleine dadurch, wie unvorhersehbar die Handlung an einigen Stellen war. 7/10




    Die drei Tage des Condor /Three Days of the Condor (1975)



    Ein lebensfern-lesewütiger CIA Rechercheur findet eines Tages alle seine Kollegen ermordet vor und muss die wahren Verantwortlichen, die nun offenbar auch ihn um jeden Preis loswerden wollen, so lange überlisten, bis er herausgefunden hat, wem er wirklich trauen kann. Stecken seine Vorgesetzten in der Sache mit drin? Sehr guter Polit-/Agententhriller mit Robert Redford in der Hauptrolle. Ein echter Klassiker und ich behaupte, auch einer der besten Streifen dieser Art, was unter anderem an der Glaubwürdigkeit liegt. Es muss eben nicht immer over-the-top Actionspektakel wie bei James Bond oder Mission Impossible sein. In Die drei Tage des Condor versucht man sich eher in die Hauptfigur zu versetzen, grübelt selbst nach, wem man vertrauen oder wie man sich in so einer Situation verhalten würde.

    Gibt mehrere schön spannende Szenen und tolle, einprägsame Charaktere in einem wendungsreichen Plot mit interessanter Hintergrundgeschichte. Gerade für die 70er, wo sonst meiner Meinung nach im Kino leider nicht viel ging, alles andere als übel. Was die angesprochenen Themen angeht geradezu prophetisch und teilweise aktueller denn je. Einziger Makel: Die Trends jener Ära spiegeln sich manchmal unschön im Soundtrack wider. Die bekloppten Diskoklänge, die hier glücklicherweise nur ab und zu auftauchen, passen überhaupt gar nicht zur paranoid-bedrückenden Stimmung und dichten Atmosphäre der Geschichte. Was soll's. Der Film spielt gekonnt mit den Tropes des Genres und bietet auch ein paar kleine Überraschungen. Empfehlung für alle, die den noch nicht kennen. Hatte ihn zuletzt vor bestimmt über zehn Jahren gesehen und nur noch schwammige aber positive Erinnerungen daran. Hat sich gelohnt, die mal wieder aufzufrischen. Blu-ray gibts zu kaufen, außerdem ist der Film derzeit noch für Amazon Prime Mitglieder abrufbar. 8/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 23:11 Uhr)

  9. #109
    Historische Abenteuer und Swashbuckler - Part 1



    Der Gefangene von Zenda /The Prisoner of Zenda (1937)



    Ein Engländer macht Urlaub in dem (fiktiven) europäischen Land Ruritanien und muss plötzlich die Rolle des rechtmäßigen Königs übernehmen - ein entfernter Verwandter des Engländers, der ihm wie ein Zwilling gleicht, aber von finsteren Verschwörern vor der Krönungszeremonie entführt worden ist. Die Story basiert auf einem bekannten Abenteuerroman von Anthony Hope und ist im Prinzip ein alter Klassiker. Hab gelesen, dass es sich bei dem Film um einen Swashbuckler handeln soll, und daran gemessen war ich zunächst ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht: Es gab bis zum Finale überhaupt keine Kämpfe oder Action. Dafür war der Schlusspart mit der Infiltration und Befreiungsaktion in der Festung ziemlich cool. The Prisoner of Zenda startet langsam aber kriegt noch die Kurve. Außerdem ist Fairbanks Jr. auch kein übler Schauspieler und tritt ein wenig in die Fußstapfen seines berühmten Vaters, hier allerdings als schnittiger Schurke Rupert von Hentzau Der Stoff wurde sehr oft adaptiert, aber die Version von 1937 wird gemeinhin als die definitive und beste betrachtet. Habe den Film in meine Liste aufgenommen. Leider nicht erhältlich. 7/10




    Der Rebell /The Flame and the Arrow (1950)



    Dardo Bartoli und die Gruppe loyaler Verbündeter, die er um sich geschart hat, nutzen in der mittelalterlichen Lombardei eine römische Ruine als Hauptquartier, um einen Aufstand gegen ihre hessischen Eroberer zu organisieren. Eine Robin-Hood-ähnliche Geschichte, die aber erfrischenderweise in Norditalien angesiedelt ist. Überraschung! - die Deutschen sind mal wieder die Fieslinge... naja, größtenteils Perfekt archetypischer Swashbuckler mit allem, was dazugehört. Ein sehr energetischer Film mit viel Akrobatik und durchgehend flottem Pacing. Es gibt keine Längen, keine uninteressanten Stellen; selbst wenn es mal ruhiger zugeht wurde ich vorzüglich bei Laune gehalten. Die Musik passt auch dazu.

    Glücklich bin ich ferner über die sympathischen Figuren. Neben dem von Burt Lancaster gespielten Hauptcharakter und seinem stummen Sidekick taucht unter anderem eine von Virginia Mayo verkörperte hessische "Prinzessin" auf. Geil, wie das etwas in die Jahre gekommene Robin-Hood-Thema hier durch diverse Elemente aufgefrischt wird. Da wäre zum einen das Setting. Ja, die Rebellen mögen auch hier im Wald hausen, aber es ist eine deutlich bergigere Region. Am meisten beeindruckt hat mich das Geheimversteck in einer antiken römischen Tempelruine, hell yeah! Auch der Umstand, dass der Held in erster Linie seinen kleinen Sohn befreien möchte, ist in diesem Zusammenhang mal ein etwas anderer Motivationsgrund. Ein bisschen Schwertkampf gibt es auch zu sehen. Die Kulissen, viel davon offenbar im Studio erstellt, sehen wunderschön und liebevoll gestaltet aus. Jede Menge Details, die im Technicolor-Look toll zur Geltung kommen. Hat mir richtig gut gefallen. Rundum gelungen. Genau was ich mit dieser ganzen Aktion hier ursprünglich gesucht habe. Gibt es bedauerlicherweise - mal wieder - nicht auf BD. 8/10




    Die schwarze Rose /The Black Rose (1950)



    Ein enterbter angelsächsischer Adeliger verlässt im 13. Jahrhundert mit seinem Freund das normannische England, um sein Glück im fernen Osten zu suchen. Sorry, das war nicht gut. Sehr schlechtes Tempo, zieht sich mit vielen langen, eher oberflächlichen Gesprächen ewig hin. Dafür geht's mit der Reise ganz schnell, obwohl man nie ein Gefühl dafür bekommt, wo genau die Figuren gerade sind oder wie viel Zeit zwischen den Szenen vergangen ist (realistisch betrachtet Monate oder gar Jahre, aber es plätschert trotzdem fröhlich weiter, als wäre nie was gewesen). Zudem keine Action. Nun gut, nicht jeder Abenteuerfilm braucht das dringend, aber wäre hier schon angebracht gewesen. Erst recht mit diesem Setup ist es unverzeihlich, dass es da nicht mehr zur Sache ging. Gab nämlich unzählige Momente, wo ein Kampf oder eine aufregende Flucht, irgendetwas mit Geschwindigkeit reingepasst hätte - schaut euch dazu nur mal das Poster an! Es kommt sogar mindestens eine Schlacht vor, aber die findet komplett off-screen statt, obwohl unser Protagonist mitmischen durfte. Nope, stattdessen hauptsächlich Leute die rumsitzen oder rumstehen (in Burgen, in Zelten, in Palästen) und sich unterhalten. Der Film ist zu konfliktarm für dieses Grundgerüst mit hohem Konfliktpotential. Aufkommende Probleme werden innerhalb der nächsten paar Minuten einfach hinfortgeschoben. Dafür seichtes Melodrama um Nichtigkeiten.

    Die "schwarze Rose" aus dem Titel bezieht sich auf Maryam, gespielt von der blonden Cecile Aubry. Die ist in keiner Weise schwarz, ich kapier nicht wie die zu ihrem Namen kam. Aber nervig ist sie. Soll eigentlich eine junge Frau sein (Aubry war 22 als der Film gedreht wurde), aber benimmt sich wie ein kleines Kind im Vorschulalter. Ungeheuerlich naiv und dumm, reitet sie ständig auf der fixen Idee der Erfüllung einer Prophezeiung herum. Und natürlich sieht sie im Hauptcharakter sofort ihren Retter und verliebt sich in ihn. Oh mann... Sowas kann ja ganz süß sein, wenn man es richtig und halbwegs dezent angeht, aber das hier war zu dick aufgetragen und extrem eindimensional.

    Ähnlich der Protagonist Walter of Gurnie, der sich irgendwie nicht entscheiden kann, was er eigentlich will. Durch das schwache Drehbuch eine totale Verschwendung von Tyrone Powers Talent. Orson Welles als Mongolengeneral scheint der einzige zu sein, der wirklich Spaß an seiner Rolle hatte und der ein wenig Energie ausstrahlt, aber leider wird auch das getrübt durch heute längst nicht mehr zeitgemäßes und teilweise sogar leicht rassistisch wirkendes Yellowface. Wenn es nicht zu auffällig ist und genug anderes passiert, um einen davon abzulenken, kann ich normalerweise noch gut über so etwas hinwegsehen, aber leider handelt es sich in diesem Film um keinen Einzelfall - es gibt diverse kleinere Nebencharaktere, auf die vergleichbares zutrifft.

    Das Thema von Heimweh und das ganze Gelaber vom Graben zwischen Angelsachen und Normannen, obwohl stattdessen doch lieber alle zusammen happy Engländer sein sollten, wird einem wie mit dem Holzhammer eingetrichtert, obwohl das mit der vordergründigen Handlung meist wenig zu tun hat. Unzählige historische Aspekte hauen nicht hin und werden im Film falsch dargestellt. Dabei rede ich nichtmal von Details, denn das gilt selbst für die gröbsten Züge des Settings. Sehe ich sonst auch nicht so eng, aber wenn es wenig gibt, wofür man sich inhaltlich begeistern kann, dann fallen solche Makel schnell stärker ins Gewicht. Ein langsamer, stumpfer und dumpfer Abenteuerfilm, der wegen Oberflächlichkeit und strukturellen Problemen nicht mitreißt. Ich hatte auf einen Swashbuckler gehofft - das verspricht der Name Tyrone Power ja im Grunde bereits und die Beschreibung hörte sich ebenfalls sehr danach an. Schade, dass diese Hoffnung enttäuscht wurde. 5/10




    Scaramouche, der galante Marquis /Scaramouche (1952)



    Frankreich im ausgehenden 18. Jahrhundert: Ein Mann macht bricht auf, um den Tod seines Freundes zu rächen, der durch die Hand eines meisterhaften Schwertkämpfers getötet wurde. Tue mich hiermit etwas schwer. Einerseits gefällt mir vieles, andererseits muss ich dieses Remake ständig mit dem Stummfilm-Original von 1923 vergleichen, das meiner Ansicht nach eindeutig besser war. Denn dort wird schon in den ersten paar Minuten effektiv der Konflikt mit dem Rachemotiv und der ganzen Ungerechtigkeit im Land aufgebaut, während es im Remake mit Ton und Farbe erstmal eine ganze Weile dauert, bis irgendwas interessantes passiert. Im Grunde plätschert die ersten 40 Minuten nur Charakter-Kennenlern-Exposition vor sich hin, meist in Form von Kostüm-Kitsch und Hofschnulze. Spannung und dramatische Action lassen auf sich warten, die paar Sekunden Degen-Geplänkel am Anfang zählen nicht. Der Protagonist ist mir außerdem ein bisschen zu übertrieben selbstherrlich und aufdringlich, da war die alte Version um einiges zugänglicher.

    Der Film hat also ein paar kleinere Längen, vor allem zu Beginn, ist aber alles noch im Rahmen. Sobald erstmal der Zwist mit dem Rachemotiv etabliert ist, geht es allerdings steil bergauf. Die Kulissen und Kostüme sehen teilweise sehr gut aus. Die Fecht-Kämpfe machen was her, besonders das Finale war saugeil. Geht fast zehn Minuten lang, und das Setting dazu ist grandios - in einem voll besetzten Opernhaus bzw. Theater vor und hinter dem Vorhang, von den Balkonen über die Lobby, die Sitzreihen, bis hin zur Bühne selbst, wobei alles in der Umgebung aktiv genutzt wird Habe gelesen, dass es sich sogar um das längste Duell dieser Art in einem Film handeln soll und die Schauspieler sich acht Wochen lang darauf vorbereiten und zig individuelle Schwertbewegungen und Stunts merken mussten! Woah. Toppt zwar noch immer nicht das Finale von The Mark of Zorro, das aufgrund der Energie und Geschwindigkeit wahrscheinlich ewig mein Favorit bleiben wird, aber war trotzdem super, Andre Moreau versus Noel de Maynes mitzuerleben. Scaramouche steht nun zweimal auf der Liste, aber ihr ahnt es schon, Blu-ray nicht vorhanden >_> 7/10




    In den Klauen des Borgia /Prince of Foxes (1949)



    Ein skrupelloser Repräsentant der Borgias macht einen Gesinnungswandel durch, als er einen Grafen und dessen sehr viel jüngere, wunderschöne Frau hintergehen soll. Mit Tyrone Power in der Hauptrolle als verschlagener Andrea Orsini, der die Seiten wechselt. Dazu Orson Welles als Cesare Borgia und Wanda Hendrix als Camilla Verano - jopp, die Castliste liest sich angenehm. Und hui, wenn mal ein Schwarz-Weiß-Film von Technicolor profitiert hätte, dann dieser! Eine Schande, dass er durchweg monochrom bleibt. All diese verzierten und dekorierten Elemente an Originaldrehorten in Italien und dazu die ganzen Kostüme hätten garantiert eine bunte Pracht ergeben. War wohl mal wieder nicht genug Geld vorhanden, um in Farbe zu drehen. Jedoch insgesamt zu viel Kostümdrama, zu wenig Historienabenteuer. Für meinen Geschmack war die Handlung viel zu gemächlich und es mangelte an richtigen Höhepunkten. Darüber hinaus erscheint mir die Fülle an Charakteren und deren Titel und Verhältnisse zueinander reichlich undurchsichtig. Das grobe Konzept begreift man schnell, aber trotzdem erklärt der Film was das angeht ziemlich wenig, sodass ich mich als Zuschauer erstmal hineinfinden musste. 6/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 23:03 Uhr)

  10. #110
    Hätte ich gewusst, dass du dich mit dem Film Noir Zeug so quälst, wäre ich natürlich still geblieben .

  11. #111
    Ich habe letztens vorübergehend meine überzogenen Prinzipien über Bord geworfen und mir die "suboptimale" Veröffentlichung von Im Westen nichts Neues auf Blu-ray gekauft. Zwar ist es immer noch eine Schande, dass man die vorbildlich restaurierte, längere ZDF-Fassung so nicht bekommen kann und dass Universal anstelle der historisch bedeutsamen Originalsynchro eine miserable, moderne deutsche Neusynchronisation auf die Scheiben presst, aber naja. Ich versuche mir einzureden, dass es sich im Grunde um die aktuelle, offizielle Standard-Fassung von Universal handelt. Auch ist ohnehin nicht davon auszugehen, dass in absehbarer Zeit mal eine bessere Version in HD erscheint; und sollte das irgendwann mal der Fall sein, kann ich die dann ja immer noch besorgen. Vor allem fehlte mir noch ein Eintrag für das Jahr 1930 und Im Westen nichts Neues - einer der wenigen wahrhaftigen Antikriegsfilme - stand schon seit Ewigkeiten auf der Liste. Haben den einst in der Schule geschaut und alleine schon die Produktionshintergründe davon faszinierten mich und haben bestimmt zu meiner späteren Begeisterung für alte Klassiker beigetragen. Fehlen also nur noch die Jahre 23, 28, 37 und 38 *__*

    Vielleicht springe ich demnächst auch bei Zwei glorreiche Halunken und Die zehn Gebote (1956) über meinen Schatten, denn dort stören mich ebenfalls Dinge, über die ich zugunsten der Vollständigkeit ggf. noch hinwegsehen kann. Bei letzterem ist der deutsche Ton kaputt weil nicht angepasst und daher zu tief, aber ähnlich wie bei Im Westen nichts Neues kann man immerhin noch auf den englischen Originalton zurückgreifen. Und bei der letzten (europäischen) Überarbeitung von Zwei glorreiche Halunken hat der bescheuerte Verantwortliche einen ekelhaft gelben Farbfilter über den ganzen Film gelegt, der da keinesfalls hingehört >_< Außerdem wird ausschließlich die Langfassung davon verkauft, nicht die bessere Kinoversion - es hatte gute Gründe, warum Regisseur Sergio Leone etwa die fragliche Grottenszene herausgeschnitten hat. Überhaupt ist der Streifen sowieso schon mehr als lang genug. Mit Seamless Branching (und einer Auswahl für die verschiedenen Synchronisationen) auf der Disc könnte man theoretisch alle Fans glücklich machen, aber das wäre vermutlich zu teuer oder die Verleiher denken nicht so weit *seufz*

    Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951) gabs bis jetzt nur in einer vergriffenen und daher überteuerten normalen BD-Ausgabe sowie zuletzt auch als Mediabook - und ich hasse Mediabooks! Aber in einigen Tagen erscheint ein neues Steelbook dazu, das schon eher nach meinem Geschmack ist. Eventuell kann ich den demnächst also auch irgendwann abhaken ^^

    Übrigens, habe inzwischen Dracula von 1931 hier und nun nachgetragen. Ja, ich weiß, im Grunde fand ich den Film nicht gut, denn die Charaktere sitzen da hauptsächlich im Wohnzimmer rum. Es ist eine Theaterverfilmung und das merkt man leider. Doch Bela Lugosi ist trotz allem Kult in der Rolle und der Film selbst eben sehr bekannt und einflussreich. Darüber hinaus haben sie die spanische Zwillingsvariante gleich mit auf die Scheibe gepackt und beide Versionen aufwändig restauriert, Respekt. Vor allem aber machte sich da der Sammelzwang bei mir bemerkbar: Ich hatte alle von Universal einzeln auf BD veröffentlichten Teile der klassischen Monster-Reihe vorliegen, außer diesen (neben Dracula waren das Frankenstein, Die Mumie, Der Unsichtbare, Frankensteins Braut, Der Wolfsmensch, Phantom der Oper '43 und Der Schrecken vom Amazonas). Jetzt ist auch jene Lücke geschlossen ^__^ Im Regal sieht das ziemlich nice aus.


    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Hätte ich gewusst, dass du dich mit dem Film Noir Zeug so quälst, wäre ich natürlich still geblieben .
    Ach Quatsch ! Ich hatte die Filme doch schon lange vorher gesehen und mir dazu was aufgeschrieben, das ich für den Beitrag nur noch ein wenig ausformuliert habe. Kann halt nicht immer klappen, dass man fündig wird, wenn man über den eigenen Tellerrand schaut. Ehrlich gesagt dachte ich früher sogar, dass ich Film noir toll finden würde, bis ich mit entsprechenden Vertretern in Reinform in Berührung gekommen bin, die mich anödeten. Was ich daran mochte sind eher bestimmte einzelne Stilmittel und Themen, die dann auch in ganz andere Arten von Filmen eingeflossen sind. Nun konnte ich diesen Bereich (endgültig?) abhaken, hab ichs hinter mir... Ist übrigens auch nicht der einzige Fall, wo ich hauptsächlich rumnörgel Aber wenn nur ein Titel dabei ist, den ich vorher nicht kannte und den ich wirklich mochte, dann hat sich der Aufwand aus meiner Sicht schon gelohnt.



    Was kommt als nächstes? Ihr dürft übrigens alle mit aussuchen, wenn ihr schonmal hier reinschaut ^^
    • (Gothic-)Horror-Gedöns
    • Sci-Fi Resterampe [Part 1 & 2]
    • Musketiere im Wandel der Zeit
    • Filme aus Tausendundeiner Nacht
    • (Jugend-)Literaturklassikerverfilmungen
    • Auf hoher See
    • Kung-Fu-Cinema
    • Historische Swashbuckler [Part 2 & 3]
    • Technicolor-Flash!
    • Kino Krieg!
    • Fantasy Zeugs

  12. #112
    Lone Wolf and Cub Six-Pack



    Okami - Das Schwert der Rache /Kozure Ōkami: Kowokashi udekashi tsukamatsuru (1972)



    Japan in der Edo-Zeit: Ein besonders privilegierter Scharfrichter namens Ittō Ogami, der den Willen des Shōgunats gegenüber den Daimyō durchsetzt, wird durch eine Intrige vom fiesen Yagyū-Klan verraten, der scharf auf den mächtigen Posten ist und dem ein ganzes Netzwerk von Assassinen zur Verfügung steht. Dabei kommt auch Ittōs Frau ums Leben. Mit seinem kleinen, dreijährigen Sohn Daigoro, den er in einem hölzernen Kinderwagen vor sich herschiebt, reist er fortan als stoischer Auftragsmörder und auf der Schwelle zwischen Leben und Tod durchs frühmoderne Japan, stets auf eine Gelegenheit wartend, Rache zu nehmen.

    Denke diese sechsteilige Saga und Manga-Adaption sollte manch einem hier auch ohne Japan-Affinität ein Begriff sein. Ist stilistisch ziemlich einflussreich gewesen, in die Popkultur eingegangen und gilt als Klassiker des Genres. Neben den Filmen gab es übrigens auch noch zwei japanische TV-Serien. In diesem ersten Teil erfährt man jedenfalls durch mehrere Rückblenden viel von der Hintergrundgeschichte. Ittō (Wakayama Tomisaburō in seiner berühmtesten Rolle) sagt nicht viel, aber ist einfach ein saucooler Charakter. Oft knallhart, wenn er einmal einen Auftrag angenommen hat, zieht er manche Entscheidung durch, die uns fragwürdig erscheinen mag, aber im historischen Kontext durchaus Sinn ergibt. Von seinen Erziehungsmethoden mal ganz zu schweigen xD

    Dennoch verteidigt er immer wieder auch die Unschuldigen, zumindest wenn es ihm gerade in den Kram passt. Für jede Mission verlangt er 500 Goldstücke und fordert, vorher alles darüber zu erfahren. Generell dreht sich hier vieles um Ehre; die Reihe stellt ein klasse Porträt des Landes zu jener Zeit dar. Und hey, alles proppenvoll mit Ninja, Samurai, Schwertkampftechniken, heißen Quellen, Duellen bis zum Tod und ja, auch jede Menge Blutfontänen und abgehackte Körperteile. Die Gewaltdarstellung ist aus heutiger Sicht eher ein bisschen amüsant (das Blut sieht zum Beispiel immerzu künstlich aus). Zwar heftig, aber erfreulicherweise nie zum Selbstzweck da. Sie erweitert und bereichert meist viel mehr die Handlung. Allerdings Trigger-Warning: Gibt in den Filmen mehrere Stellen mit Vergewaltigungen.

    Diese erste Teil gefällt mir mit am besten, vor allem wegen der non-linearen Erzählweise mit den Rückblenden. Ittō sieht zum Beispiel einen Ball auf der Straße und erinnert sich dadurch an ein wichtiges Ereignis in seiner Vergangenheit, das uns hilft zu verstehen, wie er in diese Situation gekommen ist bzw. warum er sich so entschieden hat. Außerdem fand ich das Setting sehr angenehm. Das ist in den meisten Teilen ausgesprochen gut gelungen und manchmal überraschend abwechslungsreich. Hier fand ich die abgelegenen heißen Quellen und die dorthin führende Hängebrücke einfach schick. Ach ja, und bevor ichs vergesse: Der Kinderwagen bietet so manche tückische Überraschung für Ittōs Feinde Ist das reinste Waffenarsenal. Im Laufe der Zeit kommen immer mehr abgefahrene Funktionen hinzu. 8/10




    Okami - Am Totenfluss /Kozure Ōkami: Sanzu no kawa no ubaguruma (1972)



    Diesmal etwas linearer, was aber auch seine Vorzüge hat, da ein schönes Reisefeeling mit kontrastreicheren Umgebungen aufkommt Der Yagyū-Klan macht gemeinsame Sache mit einer Gruppe weiblicher Ninja, die sich Ittō Ogami in den Weg stellen. Haha, Trinkspielidee: Jedes Mal einen heben, wenn in den Filmen jemand stirbt. Ernsthaft, der Bodycount ist gewaltig hoch. Das fällt in der ersten Fortsetzung noch deutlicher auf als zuvor, die fallen wie die Fliegen. Dabei wurde der Protagonist doch eigentlich bezahlt, um den Verräter eines wirtschaftlich starken Lehnsgutes unschädlich zu machen. Bei diesem handelt es sich nämlich um einen Indigo-Stoff-Experten, der die geheime Formel weitergeben möchte, wodurch die ansässige Familie ihr Monopol verlieren würde. Dummerweise wird der Flüchtige von drei berüchtigten Killern mit modischen Hüten und exotischer Waffenwahl eskortiert... Immer noch super. Besonders das Finale in den Dünen ist sehenswert und stylish. Außerdem war mit Sayaka eine interessante weibliche Nebenrolle dabei - die Anführerin der oben erwähnten Kunoichi spuckt erst große, überhebliche Töne, aber muss nach mehreren Begegnungen einsehen, dass sie dem Meisterkämpfer Ittō hoffnungslos unterlegen ist. Gilt bei vielen als bester Film der sechs. 8/10

    Übrigens: Für den amerikanischen Markt wurde 1980 ursprünglich ein Zusammenschnitt der ersten beiden Teile unter dem Titel Shogun Assassin veröffentlicht. Der bestand hauptsächlich aus diesem Sequel, mit ungefähr zwölf Minuten Material aus dem Vorgänger. Dabei wurde die Geschichte radikal umgeschrieben und mit einer englischen Synchronisation versehen. Finde es fast immer furchtbar, wenn so etwas getan wird. Die eigentlichen Intentionen der japanischen Filmemacher und die Story-Hintergründe bleiben dabei weitgehend auf der Strecke, was die Wirkung der tollen Kampfszenen nur schmälert. Selbst diese frankensteinige Fassung hat zahlreiche Fans, wohl aus nostalgischen Gründen oder aus Ignoranz gegenüber den überlegenen Originalen.




    Okami - Der Wind des Todes /Kozure Ōkami: Shinikazeni mukau ubaguruma (1972)



    Im dritten Teil hilft Ittō einem Mädchen, das in die Prostitution verkauft werden soll, indem er die für sie bestimmte Folter erträgt, und bekommt es mit einem ehrenhaften aber in Ungnade gefallenen Samurai zu tun, der von ihm wissen möchte, was der wahre Weg eines Kriegers ist. Über Umwege gelangt er an einen neuen Auftrag: Ittō soll einen korrupten Beamten umbringen, der für den Niedergang des Miura-Klans und den Tod vieler anderer Bediensteter verantwortlich ist. Dieser ist inzwischen zum Gouverneur aufgestiegen. Dafür erledigt unser Protagonist erstmal die im Weg stehenden Bodyguards nacheinander.

    Der Film startet etwas langsamer, aber hat diverse gute Momente und das Finale ist dann abermals ein Highlight: Ittō nimmt es alleine mit der ganzen Armee des Gouverneurs auf - vermutlich an die 200 Mann! xD Hier wird auch zum ersten Mal die geballte Feuerkraft des Kinderwagens enthüllt. Das mag konzeptuell alles sehr übertrieben scheinen, aber ist nicht nur saumäßig abgefahren und cool, sondern irgendwie schaffen es die Filmemacher sogar, das Geschehen noch halbwegs glaubwürdig herüberzubringen. Als seine Auftraggeberin nach der Schlacht zu ihm gehen will, halten ihre Untergebenen sie zurück und sagen, Ittō sei nicht menschlich, sondern ein Monster ^^ So langsam müsste sich in Japan doch mal rumgesprochen haben, dass man sich mit ihm besser nicht anlegt. 8/10




    Okami - Die tätowierte Killerin /Kozure Ōkami: Oya no kokoro ko no kokoro (1972)



    Kenji Misumi, der auch bei vielen Filmen der bekannten, 26-teiligen Zatoichi-Filmreihe verantwortlich war, führte bei den ersten drei Folgen von Lone Wolf and Cub Regie. Für diesen vierten Teil jedoch übernahm Buichi Saito den Job. Ich fand, dass sich das beim Stil ein wenig bemerkbar gemacht hat. Der Film ist immer noch klasse gelungen, doch wirkt ein bisschen weniger rund und stylish und manche Handlungsorte sind nicht mehr so inspirierend und visuell überzeugend wie zuvor.

    Ittō soll eine tätowierte Messerkämpferin namens Oyuki zur Strecke bringen, die ihren persönlichen Rachefeldzug führt und schon zahllose Kerle zersäbelt hat, die gegen sie ausgeschickt wurden. Dazu stellt er Nachforschungen unter anderem bei einer Theatertruppe an. Der kleine Daigoro wird indes von seinem Vater getrennt aber weiß bereits in seinem jungen Alter, wie er eine Notsituation - eingeschlossen in einem brennenden Feld - überlebt. Er trifft auf Gunbei Yagyū, den verstoßenen Sohn von Ittōs Erzfeind Retsudo, der seinerseits die Möglichkeit sieht, eine alte Rechnung zu begleichen...

    Klingt alles sehr fein, aber mich hat ein wenig gestört, wie Retsudo später selbst auf die Bildfläche tritt und den lokalen Daimyō gegen Ittō aufwiegelt, was in einer weiteren over-the-top Finalschlacht gipfelt, diesmal gegen den Yagyū-Klan selbst. Ist ja schön und gut, dass der Held und seine Nemesis endlich mal, wenn auch nur kurz, direkt aufeinander losgehen dürfen (ich sag nur so viel: Retsudo trägt nicht ohne Grund in den beiden verbleibenden Filmen eine Augenklappe ), doch wirkt das Gemetzel weniger plausibel als noch im Vorgänger und der Handlungsverlauf fühlte sich durch diese Entwicklung so an, als sei die weit interessantere Hauptgeschichte mit der tätowierten Oyuki zu früh abgehakt und stattdessen etwas Neues begonnen worden, das mit dem Rest nur wenig zu tun hat. Die tragische, schöne Schurkin und ihr Abgang sind das Glanzlicht des Streifens und reißen vieles heraus, über diese Hintergründe hätte ich stattdessen gerne noch mehr erfahren. 7/10




    Okami - Der weiße Pfad der Hölle /Kozure Ōkami: Meifumado (1973)



    Misumi kehrt auf den Regie-Posten zurück und das ist positiv erkennbar. Es gibt nicht nur sagenhaft schöne Einstellungen und Orte, auch das Tempo funktioniert wieder besser. Auf seinen Reisen wird Ittō mit einer Reihe von vermummten Kurieren konfrontiert, die alle lediglich einen Teil des Auftragsgeldes sowie einen Teil der für die Mission notwendigen Informationen für den einsamen Wolf haben und gleichzeitig dessen Fertigkeiten testen wollen. Diese Idee alleine ist schon ein wunderbarer Aufhänger für die weitere Handlung und besser als die meisten vorherigen Storygrundlagen.

    Danach ist unser schweigsamer Held entsprechend einer Verschwörung auf der Spur, welche die illegitime junge Tochter eines senilen, alten Daimyōs und seiner Lieblings-Konkubine als Prinz ausgeben soll, während der kleine Sohn des Anführers und eigentlicher Erbe versteckt gehalten wird. Ein Brief, der diese Machenschaften aufdeckt, wird von einem buddhistischen Mönch an den Shōgun gesandt. Sollte die Nachricht ankommen, würde das die Auflösung des Klans bedeuten und all die Bediensteten, Samurai und Vasallen ins Chaos stürzen oder mittellos machen. Ittō soll den Mönch abfangen, um jenes Desaster zu verhindern, doch der Geistliche wird unterwegs ausgerechnet von Yagyū Retsudo beschützt! Später erhält der Protagonist den Auftrag, den entehrten Daimyō, seine Konkubine und die Tochter direkt zu töten.

    Eine Nebenhandlung während eines Zwischenstopps auf einem Stadtfest beschäftigt sich eine Weile mit Daigoro, der erneut von seinem Vater getrennt wird und in die Machenschaften einer berüchtigten Taschendiebin hineingerät, die von den Ordnungshütern gejagt wird. Manche Rezensenten schien dieser Part eher zu stören, aber ich fand ihn angenehm. Trug viel zur Abwechslung bei, war mit den vielen Statisten vom Setting her mal was anderes, und Daigoro bekam dadurch auch wieder ein bisschen Aufmerksamkeit. So lange es sich nur um ein Intermezzo innerhalb einer größeren Geschichte handelt, das gut gemacht ist und die Charaktere weiterentwickelt, hab ich damit kein Problem. Ist etwas ganz anderes als die oben angesprochene Sache aus dem vierten Teil. 8/10




    Okami - Blutiger Schnee /Kozure Ōkami: Jigoku e ikuzo! Daigoro (1974)



    Jetzt solls ans Eingemachte gehen. Ittō gerät mit einem geheimnisvollen Zweig des Yagyū-Klans aneinander, der schwarze Magie praktiziert und sich blitzschnell durch das Erdreich graben kann. Hyouei, ein weiterer aber illegitimer Sohn Retsudos, möchte jeden ermorden, der mit Ittō und Daigoro in Kontakt kommt. Außerdem steht die Gefahr im Raum, dass Ittō vom Shōgunat zu einem offiziellen Staatsfeind erklärt werden könnte, wodurch das ganze Land hinter ihm her wäre. Die Handlung kulminiert in einer Schlacht zwischen dem wortkargen Wolf und dem kombinierten Aufgebot der fiesen Yagyū-Meute auf einem schneebedeckten Berg im hohen Norden, wo der Kinderwagen kurzerhand zum Kampfschlitten umfunktioniert wird. Ittō Ogami schnetzelt sich durch massenhaft Angreifer, aber der einäugige Retsudo entkommt mal wieder.

    Autsch, auf einmal ging es steil bergab :-/ Der Film war offensichtlich nicht als letzter Teil gedacht. Die Tatsache, dass am Ende so vieles offen bleibt und kein richtiger Schluss geboten wird, trägt viel zu der Enttäuschung bei, zumal das Finale in der Comic-Version nicht nur bewusst endgültig, sondern auch ungeheuer episch war. Die Handlung und die neuen Figuren sind im sechsten und letzten Streifen nicht interessant, die Einführung von Magie passt nicht mit den einigermaßen realistisch bleibenden Vorgängern zusammen und das einzige, was hiervon in Erinnerung bleibt, ist der eisige Kampf am Ende, doch selbst der kann nicht mit früheren Auseinandersetzungen mithalten.

    Wenn es wenigstens einen befriedigenden Abschluss gäbe, wenn wenigstens auch Retsudo endlich draufginge, dann könnte ich über viele der Mängel vielleicht hinwegsehen, die ich übrigens weitgehend auf den neuen Regisseur Kuroda Yoshiyuki sowie auf die Tatsache schiebe, dass anders als in allen Vorgängern nicht mehr der Original-Autor der Manga-Vorlage, Koike Kazuo, die Drehbücher geschrieben hat (oder wie im fünften Film zumindest noch maßgeblich daran beteiligt war). Darüber hinaus fehlt es an gestalterischer Abwechslung. Winterliches Setting kann gewiss eine gute Sache sein, aber nicht wenn wie hier alle Orte ähnlich einseitig und farblich einfallslos wirken, ja später gar zu einem belanglosen B-Movie-Einheitsbrei verschmelzen. Mit dem durchdachten, vorsichtigen Stil der anderen Filme hat das leider nicht mehr viel zu tun. 5/10

    Haha, der 74er-Fluch hat mal wieder zugeschlagen. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das mal geklappt hätte. In dem Jahr ist sonst echt fast nur Mist rausgekommen, oder Kram, der mich nicht die Bohne kümmert. Wäre natürlich geil, wenn sich Toho eines fernen Tages überlegt, die Reihe mit einem neuen Film in der selben Story-Kontinuität (dann aber natürlich mit anderen Schauspielern) doch noch vernünftig abzuschließen. Auch wenn die Lücke von über 40 Jahren extrem wäre, so etwas ähnliches hat es alles schon gegeben und Koike Kazuo weilt auch noch unter den Lebenden, könnte das also theoretisch kreativ überwachen. Wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Ein Hollywood-Remake war auch mal angedacht, hat sich bis jetzt aber nie was ergeben. Immerhin ist ein Gütesiegel für fünf von sechs Teilen gar kein schlechter Schnitt und alle Filme sind sogar in einer Box bei Rapid Eye in Deutschland erschienen (ab 18, OmU).




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 22:58 Uhr)

  13. #113
    Ich freue mich gerade riesig darüber, dass Der Seeräuber /The Black Swan (1942) und Die Fahrten des Odysseus /Ulysses (1954) schon diesen Monat, sowie Die Unbesiegten /Unconquered (1947) im April in Deutschland auf Blu-ray erscheinen sollen Besonders auf ersteren habe ich jahrelang gewartet. Hatte die Ankündigungen gar nicht auf dem Schirm, über Katalogtitel wird ja leider oft nicht so umfassend berichtet. Sehr schön, kann ich auf der Liste demnächst wieder ein bisschen rot in schwarz verwandeln. Habe mit diesen Veröffentlichungen überhaupt nicht gerechnet. Hey, vielleicht besteht dann ja doch noch Hoffnung für manch andere Klassiker, die ich gerne in meiner Sammlung hätte ^^


    Danke jedenfalls an KSM, Al!ve und Koch Media

  14. #114
    Auf hoher See



    Abenteuer in der Südsee /Son of Fury: The Story of Benjamin Blake (1942)



    Von seinem fiesen Onkel um seinen rechtmäßigen Besitz betrogen, segelt der junge Benjamin Blake in die Südsee, um dort sein Glück zu suchen und ein Vermögen zu machen, sodass er irgendwann nach England heimkehren und sein Geburtsrecht einfordern kann. Die Story ist praktisch dreigeteilt - ein Südsee-Intermezzo zwischen zwei Scheiben London. Tyrone Power macht wie immer eine gute Figur als Hauptcharakter, hier ziemlich hitzköpfig aber mit starkem Gerechtigkeitssinn; doch es fehlt leider an Action (gibt nur zwei kleine Faustkämpfchen) oder Intrigen bzw. Drama. Die Handlung ist nämlich extrem linear und völlig auf den Protagonisten fixiert. Man möchte fast meinen, die Geschichte schreitet an einigen Stellen zu schnell voran, etwa bei der Überfahrt auf dem Schiff. Geht alles zu einfach für Benjamin. Und was die Südseebewohner angeht, wird auch nicht mit Klischees und westlichem Sendungsbewusstsein der 40er Jahre gespart, auch wenn das in diesem Fall nicht ganz so schlimm wird wie anderswo.

    Durch die Reise und die Zeitsprünge bekommt die Story immerhin eine gewisse Größe. Dieses Hin- und Zurück-Feeling, das bei Abenteuern echt wertvoll ist. Außerdem kam die Auflösung am Ende für mich recht unerwartet, das hatte schon was (er entscheidet sich doch für die Insel nach einer letzten Enttäuschung zu Hause; verschenkt sein neu gewonnenes Erbe). Der Soundtrack ist manchmal etwas aufdringlich, aber gelungen und taugt zur Untermalung. Najo, hatte mir von dem Film nach der Inhaltsangabe schon ein wenig mehr davon erhofft, aber übel war es trotzdem ganz und gar nicht. 6/10




    In Ketten um Kap Horn /Two Years Before the Mast (1946)



    Nachdem er gegen seinen Willen an Bord gebracht wurde, erlebt der Lebemann-Playboy-Sohn eines reichen Magnaten aus erster Hand die Entbehrungen, welche die Crew auf einem der Schiffe seines Vaters zu erdulden hat. Weicht wohl stark von der Buchvorlage ab (die ein Tatsachenbericht war?!), aber hab das nicht gelesen, hat mich daher im Film nicht gestört. Von dem was ich weiß nach zu urteilen, wird die Verfilmung dadurch sogar unterhaltsamer. In Ketten um Kap Horn ist ein bisschen wie Meuterei auf der Bounty lite, minus den Part in Tahiti. Diesmal findet, vom Anfang mal abgesehen, die Handlung praktisch komplett auf See statt. Auch die grausamen Kapitäne sind sich ziemlich ähnlich. Bin für sowas immer zu haben. Zeichnet ein hartes Bild des Lebens auf dem Meer, ganz ohne den übertriebenen Ruhm usw.. Die Hauptfigur macht bis zum Ende einen glaubwürdigen Wandel durch, das ist auch immer gut. Nicht auf Blu-ray zu bekommen. Habe den Film auf meine Liste geschrieben. 7/10




    Das Schiff der Verurteilten /Botany Bay (1952)



    Spielt 1787, ein Schiff soll britische Verurteilte von London nach Australien bringen und der Kapitän ist ein Arsch. Zu schrottig. Wenig sympathische Charaktere, ein monotoner Look, zumindest gefühlt eher niedrige Production Values und vor allem verdammt offensichtlich keine Dreharbeiten vor Ort. Wäre wohl zu teuer geworden, in Australien zu filmen, aber dadurch, dass sie drauf verzichtet haben, sieht das nun wenig überzeugend aus. In der Handlung eine Menge Klischees, die man tausendmal schon anderswo und besser gesehen hat. Lange Überfahrt, die sich an entsprechenden Geschichten bedient. Die Figuren waren mir weitgehend egal, deshalb ließ auch irgendwann die Aufmerksamkeit nach. Bei Unconquered hab ich mich trotz zweieinhalb Std. nicht gelangweilt, hier aber mit nur anderthalb Std. schon. 5/10




    Schiffbruch der Seelen /Souls at Sea (1937)



    Typen versuchten bei einer Tragödie auf See im Jahre 1842 Leben zu retten. Oder so. Langweilig, hatte Abenteuer erwartet. Die Handlung wird in Rückblende während einer Gerichtsanhörung erzählt, mit mehreren Zwischeneinblendungen, die den Storyfluss unterbrechen. Lediglich ein Teil der Geschichte spielt auf einem Schiff. Reisefeeling kommt kaum auf. Der Film ist sehr dialoglastig, aber die Unterhaltungen sind nicht besonders clever geschrieben. Fast keine Action, keine aufregenden Umgebungen, imho auch keine überraschenden Wendungen. Nur intrigantes oder liebesschnulziges Gelaber und gegen Ende eine einzige dramatische Szene. Man erfährt zwar die Hintergründe vom Anfang, wie das mit der Tragödie passiert ist und was die Rolle des Protagonisten darin war, aber viel ist das nicht wert.

    Hatte zwischendurch ein bisschen was von Titanic für Arme in schwarz-weiß. Untergang, Rettungsboot usw. - dafür, dass es thematisch mehr oder weniger auch um Sklavenhandel gehen sollte und ständig die Rede davon ist, sieht man von den Sklaven selbst so gut wie gar nichts. Vielleicht erwarte ich schlicht zu viel von der Entstehungszeit, aber gerade was das erwähnte Thema angeht hätte man weit mehr draus machen können. Die Figuren kümmerten mich auch hier absolut nicht. Viele belanglose Szenen, die wohl für Charakterentwicklung und Liebesgeschichte sorgen sollen, die Handlung jedoch nicht weiterbringen. Das Problem ist, gute Filme schaffen beides gleichzeitig: Charakterentwicklung durch die Handlung. 5/10




    Der Seewolf /The Sea Wolf (1941)



    Nachdem zwei Flüchtige von einem Robbenfänger aus dem Meer gefischt werden, versuchen sie während einer Meuterei der Crew wieder zu fliehen, da der rücksichtslose Skipper die Neuankömmlinge auf dem Schiff festhält und sich weigert, sie an Land zu bringen. Die Geschichte spielt um 1900 und basiert auf einem Bestseller-Roman von Jack London (erschienen 1904). Schade, dass die Handlung nicht 150 Jahre früher angesiedelt ist, das hätte ich wesentlich interessanter gefunden. Der Film wirkt ein bisschen prätentiös und ist viel mehr Drama als Abenteuer. Es gibt zahlreiche längere Dialogszenen, die sich selbst theatralisch wichtig nehmen, teilweise noch dicker aufgetragen durch den Soundtrack. Bei alledem kommt aber kaum Spannung auf.

    Wir bekommen es mit diversen Ekelpaket-Charakteren zu tun, das trifft nicht nur auf den pseudo-intellektuellen Kapitän zu, der sich einen Spaß daraus macht, die Menschen an Bord gegeneinander auszuspielen und auf die Probe zu stellen. Die Darstellung mehrerer Charaktere wirkt manchmal recht übertrieben und overacted, die Schauspieler kamen meiner Ansicht nach nicht immer natürlich herüber. Die fiese Titelfigur aber ist wirklich over the top. In Filmen wie Meuterei auf der Bounty macht es das Machtgefüge auf See mit all den Regeln und Verpflichtungen so interessant. Dort ist der Kapitän rechtmäßig in seiner Position, aber eben ein Mistkerl. Hier jedoch ist das ganze Schiff voll von Drecksäcken, von denen die meisten nur an sich denken. Mir fehlte da irgendwer als Bezugspunkt und Sympathieträger - die Charaktere, selbst die Hauptfiguren, waren mir im Prinzip mal wieder völlig egal. Daher brach die ganze Handlung auseinander. Hassenswerte Bösewichte können ja eine feine Sache sein, aber dann muss ich ihnen auch glauben bzw. sie ernst nehmen können. Ferner geht alles relativ gemächlich vonstatten und es fehlt an Abwechslung. Immerhin gab es ein paar ganz nette Szenen, besonders der Schlussteil hatte was. Und der Film ist technisch einwandfrei. 6/10




    Das Korsarenschiff /The Princess and the Pirate (1944)



    Prinzessin Margaret reist inkognito, um ihre wahre Liebe anstelle des Mannes zu heiraten, mit dem ihr Vater sie verlobt hat. Auf hoher See wird ihr Schiff von Piraten angegriffen, die sie für ein Lösegeld entführen wollen. Doch Margaret wird unverhofft von einem verpeilten Witzbold und Verkleidungskünstler gerettet. Die beiden stolpern von einer abwegigen Situation in die nächste... Waren eine Handvoll gute Scherze und Dialoge dabei, aber für meinen Geschmack insgesamt dennoch etwas zu klamaukig. Habe jetzt nicht so die Ahnung von Bob Hope und weiß deshalb nicht, ob das für seine Verhältnisse Standard war, aber mich hat vor allem genervt, wie oft in dem Film die vierte Wand durchbrochen wird, indem der Protagonist direkt in die Kamera guckt oder die Gespräche Meta-Humor enthalten, der meiner Meinung nach nie so wirklich reingepasst hat.

    Ich mag lieber Komödien, die sich zumindest insofern selbst ernst nehmen, als sie die Immersion nicht unterbrechen und trotz allem noch eine gewisse Spannungskurve und interessante Handlung haben. Da das hierbei leider nicht der Fall war, fühlte es sich stellenweise eher an wie ein albernes Theaterstück. Viele Charaktere verhalten sich in den Situationen nicht wie im echten Leben, sondern wie in einem überzeichneten Cartoon. Ich glaube, viele der Gags waren schon 1944 deutlich in die Jahre gekommen, insbesondere die Verwechslungen am Ende mit dem Kostüm. Vielleicht ist es nur meine persönliche Präferenz, aber da hab ich lieber zurückhaltenderen Humor, der mit dem richtigen Timing an ein paar Stellen richtige Lacher raushaut und der damit überraschen und clever sein kann, als ein so oberflächliches Dauerfeuer wie hier.

    Dafür, dass das praktisch als Piratenfilm verkauft wurde, hat mir so ziemlich alles gefehlt, was das Genre eigentlich ausmacht. Als Swashbuckler lässt sich das kaum bezeichnen. Der "Kampf" auf dem Schiff zu Anfang war im Grunde bereits das Highlight. Ansonsten gibt es praktisch keine Seefahrt, keine Schwert-Duelle, keine aufregenden Handlungsorte. Im Gegenteil, die Hauptfigur Sylvester ist ein Tölpel, ein Clown, der nur unbeabsichtigt von einer misslichen Lage in die nächste rennt und dabei das meiste, was um ihn herum passiert, gar nicht mitbekommt. Was die Schauplätze angeht, finden mindestens zwei Fünftel des Films in einem ekelhaft kitschigen Palast statt, während die Figuren alle fürchterliche Klamotten tragen - da hilft auch der Technicolor-Look wenig. Ansonsten spielt das meiste vom Rest in einer Hafenstadt. Auf See sind wir nur vergleichsweise kurz am Anfang und Ende.

    Den leicht verrückten, zahnlosen Piraten mit der lila Mütze fand ich äußerst anstrengend und nervig. Erinnerte mich sehr an einen der Zwerge aus Disneys Schneewittchen >_< Die Musik war nicht übel und Virginia Mayo (siehe auch "Captain Horatio Hornblower", den ich hier schon behandelt habe) als entlaufene Prinzessin, die weiß, was sie will, eine Augenweide. Davon mal abgesehen muss ich allerdings sagen, dass ich hiervon ziemlich enttäuscht war. Der ganze Film ist lediglich eine Ansammlung von Klischees und aufgewärmten Witzen, teilweise mit Slapstick-Einlagen, und all das nichtmal besonders überzeugend umgesetzt. 5/10




    Der Pirat und die Dame /Frenchman's Creek (1944)



    In Technicolor. Aristokratin aus London hat ihren ignoranten Mann satt und zieht auf ein Anwesen an der Küste, wo sie sich in einen charmanten französischen Piraten verliebt, der dort sein Unwesen treibt. Sie geht sogar einmal mit auf Beutezug! Doch als die feinen englischen Herren unerwartet bei ihr auftauchen, wird es schwierig, die Fassade aufrecht zu erhalten... Uh, da hab ich mir irgendwie etwas ganz anderes drunter vorgestellt :-/ Ich hatte zwar gelesen, dass der Film mehr in Richtung Romantik gehen würde, okay, aber das rechtfertigt noch nicht ein Handlungstempo aus der Hölle. Die erste Hälfte des 110-minütigen Films vergeht wie in Zeitlupe, besteht ausschließlich aus Kennenlern-Schnulz-Gelaber und Belanglosigkeiten. Die zweite Hälfte hat auch noch viel davon und ist nur marginal besser.

    Die aufregenden Szenen kann man an einer Hand abzählen (und hat dann noch zwei oder drei Finger übrig!). Sie haben versucht, ein Liebesdrama mit einem Swashbuckler zu verbinden, und sind damit meiner Meinung nach grandios gescheitert. Auch unter Berücksichtigung der Genre-Eigenheiten - ich erwarte ja gar kein großes Action-Spektakel oder non-stop nervenzerreißende Spannung. Doch für bloße Romantik wird zu wenig auf die Figuren eingegangen, für ein Drama gab es nur sehr wenig... Dramatik, und für einen Swashbuckler fehlte es an Kämpfen, Schwung und Abenteuerfeeling. Der Film ist ein seeehr gemächlicher Mischmasch. Im Zentrum steht die weibliche Hauptfigur, gut gespielt von Joan Fontaine, die mit ihrem männlichen Gegenpart Arturo de Córdova immerhin etwas Chemie hat. In einer Nebenrolle zu sehen ist Basil Rathbone, berühmt geworden durch seine vielen Auftritte als Sherlock Holmes zwischen Ende der 30er und Anfang der 50er.

    Ich hatte etwas Probleme mit den Beweggründen der Protagonistin. Wenn man mal drüber nachdenkt, kommt das schon sehr selbstsüchtig herüber. Zunächst einmal mag ihr Mann nicht gerade toll sein, aber hat sich jetzt andererseits auch nichts übermäßig Verwerfliches zu Schulden kommen lassen. Der Knackpunkt besteht jedoch darin, dass sie Kinder hat, und diese mit an die Küste nimmt. Dort mit einem Piraten eine heiße Affäre zu beginnen ist eine Sache, aber aus bloßer Sehnsucht nach einem aufregenderen Leben begierig mit ihm zu kommen und ihr Leben zu riskieren (sie hätte locker getötet werden können, es wird mehrfach brenzlig, auf sie wird geschossen usw.), während sie die Kinder im Haus mit einer Bediensteten oder so alleine lässt? Was, wenn sie wirklich draufgegangen wäre? An ihren Nachwuchs scheint sie bei alledem gar nicht zu denken. Und die Tatsache, dass ihr Mann relativ verantwortungslos ist und ein Aufmerksamkeitsdefizit hat, macht das umso gravierender, wenn er möglicherweise der einzige Elternteil bliebe. Am Ende entscheidet sie sich zwar wegen der Kinder, nicht dauerhaft mit dem Piraten zu gehen, aber das ist eine verdammt späte Einsicht, für die sie erst jemanden umbringen musste. Vielleicht zerdenke ich hier wieder mal nur einen alten Film, aber hey, streng genommen ist die Heldin der Geschichte weitaus verantwortungsloser als ihr Mann, doch wir als Publikum sollen auf ihrer Seite stehen. Hmnö. Hat bei mir gleich wieder für einen Sympathiemangel gesorgt. Dabei ist es doch gerade in solchen Erzählungen mit ein wenig Romantik wichtig, etwas mit den Charakteren anfangen zu können, oder? Die Kulissen, Kostüme und Kamera waren recht gut, wenn auch nicht überragend. Die Musik hatte ebenfalls ihre Momente. Insgesamt ist der Film leider ein Snoozefest. 5/10




    ...dann kam der Orkan /The Hurricane (1937)



    Nicht bahnbrechend, aber auch nicht übel. Polynesisches Abenteuer. Ein frisch verheirateter, einheimischer Seemann einer kleinen Insel unter kolonialer Herrschaft wird in Tahiti zu Unrecht verurteilt und versucht immer wieder aus der Gefangenschaft zu fliehen, um Frau und Kind wiederzusehen. Auch als ihm tatsächlich die Rückkehr gelingt, wird er erbarmungslos vom ordnungsbesessenen, strengen französischen Gouverneur verfolgt... und dann kam der Orkan. Einige zentrale (Neben-?)Figuren scheinen nur dazu da zu sein, um immer wieder in der gleichen Kombination miteinander zu reden, ohne direkten Einfluss auf den Rest der Handlung, die sich praktisch einzig und alleine um den Protagonisten dreht. Was irgendwie schon verschwendetes Potential ist, da durchaus ein paar interessante Charaktere dabei sind. Aber immerhin. Hatte zunächst befürchtet, das würde nur ein Katastrophenfilm in der Südsee werden. Stattdessen kommt der Sturm erst im letzten Drittel vor und wurde dann auch noch mit einigen für die damalige Zeit verdammt guten Spezialeffekten umgesetzt. Der Anfang des Films ist leider sehr gemächlich und lahm, aber es lohnt sich für einige der Szenen aus dem Finale, am Ball zu bleiben. 6/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 22:53 Uhr)

  15. #115
    (Gothic-)Horror-Gedöns



    Schloß des Schreckens /The Innocents (1961)



    Eine junge Gouvernante nimmt den Auftrag an, sich auf einem alten Anwesen um zwei Kinder zu kümmern, aber ist mit der Zeit immer überzeugter davon, dass der Ort von etwas Übernatürlichem heimgesucht wird... Nicht so wirklich das, was ich eigentlich suche, aber ein erstaunlich guter, wirksamer Gothic-Grusel der alten Schule! Vergleichbar mit The Others von 2001 mit Nicole Kidman. Dichte Atmosphäre in schwarz-weiß und alle üblichen Elemente, die es eben auch damals schon gab, vorhanden. Trotzdem hat dieser Film wohl einen neuen Genre-Maßstab etabliert. Die beiden Kinder können ganz schön creepy werden, auch toll gespielt. Die Kulissen sind wunderbar.

    Außerdem ist das Ende ziemlich tragisch und die gesamte spätere Handlung wirkt sogar ein wenig ambivalent, d. h. man kann das Ganze auf zwei unterschiedliche Arten interpretieren. Findet der Geisterkram vielleicht doch nur im Kopf der Protagonistin statt, nachdem sie einmal so eine fixe Idee hatte? Ist der Film eine Geistergeschichte oder doch eher eine psychologische Studie? Wie auch immer. Wenn Flora singt, was bereits das Erste ist, was man in dem Film hört, während der Bildschirm noch schwarz ist: Woah, unheimlich ^^ Perfekter Auftakt um zu erahnen, was einen erwartet. Für moderne Sehgewohnheiten ist The Innocents vielleicht ein wenig langsam, aber ich denke, das ist genau richtig so wie es sein sollte. Stetiger Spannungsaufbau. Halte nicht viel von diesen schnell geschnittenen gory Turbo-Schockern von heute mit ihren Effekten aus dem Computer. 8/10




    Die Verfluchten /House of Usher (1960)



    Ein Mann betritt das Anwesen der Familie seiner Verlobten. Eine Familie, auf der offenbar ein Fluch lastet. Er fürchtet, dass sein zukünftiger Schwager seine Braut lebendig begraben haben könnte... Sehr stylish, auch hier tolle Gothic-Stimmung mit dichter Atmosphäre und genialen Kulissen. Adaption von Edgar Allan Poes Geschichte. Die Handlung ist eigentlich ein bisschen dünn, außerdem ist der Film ein Kammerspiel von nur vier Personen in einem Haus. Von daher eigentlich umso mehr Respekt, dass House of Usher einen trotzdem bei Laune halten kann, zumindest wenn man jetzt nicht gerade Action erwartet. Ein bisschen Geduld braucht es schon, bis die Dinge in Fahrt kommen. Technicolor wurde bestens ausgenutzt, die Farben vibrieren förmlich vom Bildschirm. Regie: Roger Corman. DER Roger Corman? WTF? Also hat der früher tatsächlich mal selbst gute Filme gemacht und nicht nur den billigsten Schund von anderen produziert? Wieder was gelernt xD 7/10




    Das Pendel des Todes /Pit and the Pendulum (1961)



    Im 16. Jahrhundert reist Francis Barnard nach Spanien um die seltsamen Umstände zu klären, unter denen seine Schwester zu Tode kam, nachdem sie den Sohn eines grausamen Inquisitors geheiratet hatte. Corman & Poe die Zweite. Auch nicht übel, wenn man auf sowas steht. Schön verstörende und makabre Elemente, obgleich für heutige Verhältnisse trotzdem nichts mehr, was einem das Blut in den Adern gefrieren lassen würde. Mehr bescheidener Grusel als Horror. Der Film lebt vor allem von der atmosphärischen Kulisse in einer Burg mit Folterkeller ^^

    Besonders gefallen hat mir die doppelte Wendung gegen Ende, die ich mal besser in einem Spoiler packe

    Sehr solide. Vincent Price liefert zudem eine tolle schauspielerische Leistung ab. Hatte mir ansonsten wieder einmal zu sehr was von einem Kammerspiel - man merkt, dass Geld gespart werden musste. Doch spätestens das gelungene Finale reißt eventuelle vorherige Mängel wieder heraus. Die Literaturvorlage habe ich übrigens nie gelesen und kann daher nicht sagen, wie akkurat die Umsetzung geworden ist. 7/10




    Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1931)



    Story dürfte grob bekannt sein. Stilistisch interessant aber auf die Dauer auch etwas nervig waren die POV-Shots bzw. aus der Ich-Perspektive gefilmte Szenen sowie die vielen extremen Nahaufnahmen. Hatte erwartet, dass der Unterschied zwischen den beiden Persönlichkeiten noch deutlicher ist. Hyde war eigentlich nur ein hässliches Arschloch das Leute unglaublich mies behandelt, aber zum Mörder wird er erst kurz vor Schluss. Wie ein Monster erschien er mir ganz und gar nicht. Die Verwandlungsszenen waren sehr überzeugend umgesetzt.

    Gutes Fundament für ein Drama, gut gespielte Hauptrolle, aber ein bisschen viel Gelaber. Für den geringen Handlungsinhalt hätte das auch ruhig weniger als 100 Minuten lang gehen können. Das ist das große Plus von Filmen wie Frankenstein, der nebenbei bemerkt in dem selben Jahr erschien: Fordert nicht die Geduld des Zuschauers, sondern liefert ständig die tollen Szenen. Hier bei Jekyll und Hyde dagegen gibt es zwar tolle Szenen, aber auch ein paar Durststrecken. Glaube der Film kam sich bahnbrechender vor als er eigentlich war; und das Ende ist mal wieder soo typisch und vorhersehbar *rolleyes* 6/10




    Traum ohne Ende /Dead of Night (1945)



    Ein Architekt spürt das bevorstehende Verderben als sein nur noch vage erinnerter Traum zur Realität wird. Die Gäste auf dem Landhaus ermutigen ihn zu bleiben, während sie sich dabei abwechseln, übernatürliche Erlebnisse zu erzählen. Ein Anthologie-Film mit verbindender Rahmenhandlung also, in schwarz-weiß. Coole Idee, hält bei Laune und funktioniert. Eine kleine, filmische Wundertüte, perfekt für Halloween. Wobei ich dazu sagen muss, dass manche Segmente der Zusammenstellung besser waren als andere. Die mit dem Golfer-Geist war eigentlich mehr Comedy und hat tonal leider überhaupt nicht zu den anderen gepasst.

    Heute hat man die meisten dieser Geschichten in der einen oder anderen Form natürlich schonmal irgendwie gehört oder anderswo gesehen, kann daher für heutige Verhältnisse ein wenig zahm und harmlos oder altbacken rüberkommen. Aber das liegt halt daran, dass Dead of Night mit einer der ersten seiner Art war, und dafür hat er sich erstaunlich gut gehalten. Der Film hatte ein bisschen was von einer Folge X-Faktor, deren Segmente anstelle von Jonathan Frakes Moderation durch eine Rahmengeschichte verknüpft werden, die selbst recht creepy ist und sich am Ende ziemlich interessant auflöst (oder doch nicht?). Kann ich empfehlen und ist inzwischen auch schon Teil meiner Sammlung. 7/10




    Geschichten aus der Gruft /Tales from the Crypt (1972)



    Fünf Fremde verirren sich in einer Gruft und erhalten vom dortigen Wächter diverse beunruhigende Visionen. Auch eine Anthologie, aber diesmal nicht überragend. Visuell und stilistisch etwas schwach und billig auf die unangenehm campige 70s-Art, ansonsten alles recht fein. Immerhin darf man Peter Cushing in einer Nebenrolle bewundern. Die Geschichten wirken zum Teil jedoch zu ähnlich, auch bedingt durch das Setting. Da war Dead of Night irgendwie cleverer und vielseitiger. 6/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 22:36 Uhr)

  16. #116
    Historische Abenteuer und Swashbuckler - Part 2



    Die Liebesabenteuer des Don Juan /Adventures of Don Juan (1948)



    Don Juan de Maraña (Errol Flynn) beschädigt das spanische Ansehen in diplomatischen Kreisen mit seinen indiskreten Frauengeschichten, aber bemüht sich um Rehabilitation seines Rufes, nachdem er die schöne Königin Margaret (Viveca Lindfors) trifft. Diese ist gefangen in einer arrangierten und leidenschaftslosen Ehe mit dem schwachen Herrscher Philip III.. Zwischen Don Juan und Margaret knistert es mehr oder weniger, doch obwohl sich die beiden zueinander hingezogen fühlen, bleibt das Verhältnis angemessen platonisch. Der (ehemalige?) Womanizer, der inzwischen die Truppen im Schwertkampf unterrichtet, wird in eine höfische Intrige verwickelt und deckt die dunklen Machenschaften des skrupellosen Herzogs de Lorca auf - einem Minister, der zur wahren Macht hinter dem Thron aufsteigen möchte, indem er den König einschüchtert und die unkooperative Königin bedroht. Mit Hilfe seiner Freunde versucht Don Juan, den schurkischen Minister zur Strecke zu bringen.

    Herrlich! Mal wieder genau das, was ich suche. Leider nicht auf BD verfügbar. Errol Flynn noch immer in Bestform. Ein charmantes Abenteuer mit launigen (und ab und zu leicht frivol-doppeldeutigen ) Dialogen, einer Prise Humor ohne albern zu werden, viele Schwertkämpfe und das nicht bloß zum Finale sondern durchgängig, etwas Romantik, Old-School-Kulissen und schicke Kostüme, alles in prächtigem Technicolor! Was die Klamotten angeht fand ichs übrigens faszinierend, wie häufig die Hauptcharaktere neue Outfits bekommen haben. Kaum zwei Szenen, zwischen denen sich nicht umgezogen wurde (Von einer grellen Farbe zur anderen, hehe).

    Ein Swashbuckler vom Feinsten, wie er im Buche steht. Zudem ist das Pacing vorbildlich. Die Geschichte wird niemals langweilig, ständig gibt es neue Entwicklungen, und schon der Anfang ist geradezu rasant und strotzt vor Spaß. Eine durch und durch runde Sache also. Müsste ich einen Kritikpunkt finden, dann wäre aus heutiger Sicht allenfalls eine gewisse Klischeehaftigkeit zu nennen. Der Bösewicht ist absolut böse, und viele Situationen, in die unser Held gerät, hat man anderswo garantiert schon ein Dutzend mal gesehen. Doch mich hat das überhaupt nicht gestört. Um fair zu bleiben, manche dieser Dinge waren in den späten 40ern bestimmt auch noch nicht so ausgelutscht wie heutzutage. Ach ja, und man sollte weder historische Korrektheit, noch eine Nähe zu früheren Versionen der berühmten Legende erwarten. Die Drehbuchautoren haben hier eine ganz eigene Geschichte erfunden. Ich wünschte, wir würden heute auch noch so etwas im Kino bekommen. Wenigstens ab und zu. 8/10 (9/10?)




    Robin Hood und seine tollkühnen Gesellen /The Story of Robin Hood and His Merrie Men (1952)



    Die nicht-animierte Disney-Version des Stoffes. Gefallen hat mir, dass so ziemlich alle klassischen Charaktere der Legende vorkamen. Auch jene, die in den Film-Adaptionen leider oft übergangen werden, wie etwa der Musiker Allan-a-Dale, den ich sehr mag und der Robin Hoods Geschichte besingt während sie passiert (passenderweise spielt der auch im Animationsfilm eine nicht zu übersehende Rolle). Und sogar Much der Müller taucht auf! Kann mich an keinen Film erinnern, in dem der mal von Bedeutung gewesen wäre. Entsprechend gibt es auch ein paar schöne Abschnitte darüber, wie die Gruppe zusammenkommt. Wenigstens was die wichtigsten beiden angeht: Little John und Bruder Tuck. Bei ersterem auch inklusive der berühmten Szene mit der Flussüberquerung.

    Leider ist die Handlung und Charakterentwicklung dagegen eher mau. Die Geschichte wirkt weichgespült, sowohl Prinz John als auch der Sheriff von Nottingham bleiben weitgehend zahnlos und kommen eher als Ärgernis herüber, ohne je eine ernsthafte Bedrohung zu sein. Wenn selbst die augenzwinkernde Trickfilm-Fassung mit Tieren am Ende dramatischer ist als das hier, dann spricht das leider für sich. In dem Zusammenhang mochte ich auch nicht, dass hier die Königin auftritt, die gerecht ist und die ganze Zeit im Lande bleibt. Somit hatte die Gruppe der Merry Men im Prinzip immer Rückhalt von ganz oben.

    Richard Todd als Robin und Joan Rice als Marian geben in ihren Rollen zumindest äußerlich keine schlechte Figur ab. Aber es fehlt wie gesagt an einem Arc für die Figuren, an einer stetigen Entwicklung. Was ich an der Kostner-Version aus den 90ern so mag ist, dass man dort wirklich sieht, wie Robin zu Robin Hood wird. Im vorliegenden Film von 1952 gibt es zwar keine so ewig lange Vorgeschichte wie in der Stummfilm-Fassung mit Fairbanks, aber der eigentliche Wandel zu Robin Hood geschieht dort ganz ähnlich wie hier - mit einem Schnitt von einer Szene zur nächsten. Soll heißen, es gibt gar keinen richtigen Übergang.

    Im ersten Akt wird Robins Vater ermordet, von einem von Prinz Johns Männern mit einem Pfeil in den Rücken getroffen. Das soll wohl ein Hauptmotivationsgrund gewesen sein. Aber dieses Ereignis wurde sowas von uninspiriert und lustlos gefilmt, es wirkt fast beiläufig, und der Vater wird danach glaube ich nur noch ein einziges Mal am Rande erwähnt. Davon abgesehen... so sehr ich mich auch über die vielen traditionellen, zugehörigen Figuren gefreut habe, aber die meisten von denen bleiben extrem blass. Will Scarlet taucht praktisch nur als Hintergrundcharakter auf und Bruder Tuck und Little John sind klischeehafte Abziehbildchen ohne Profil.

    Zum Beispiel erwähnte ich oben die bekannte Flussszene. Viele Filme und Serien gehen da angenehm verspielt dran, machen die Auseinandersetzung zwischen Little John und Robin zu einem handfesten Streit, aus dem dann Freundschaft erwächst. Im 52er Disneyfilm kommt es zwar auch kurz zum Kampf, gar nicht mal schlecht sogar, aber der Grund, warum Little John über den Fluss will, besteht darin, dass er sowieso die Gruppe um Robin Hood treffen und sich ihnen anschließen möchte. D'oh. Das macht die Sache doch nur halb so interessant, und der Kampf scheint mehr als sinnlos, wenn er ohnehin schon auf dem Weg dorthin war.

    Musik und Ausstattung beides passabel bis gut, aber nicht überragend. In Farbe. Eine brauchbare Version der alten, volkstümlichen Erzählung, allerdings keine, die zu den besseren zählt. Ich fand diese Fassung vor allem interessant, um Vergleiche ziehen zu können, wie das Review hier wahrscheinlich nahelegt. Schätze, ich habe jetzt so langsam alle bedeutenden Robin-Hood-Verfilmungen durch ^^ 6/10




    Der Hauptmann von Kastilien /Captain from Castile (1947)



    Cortez' Invasion von Mexiko aus der Sicht eines jungen, zu Unrecht in Ungnade gefallenen spanischen Offiziers, der vor der unerbittlichen Inquisition in die neue Welt flieht. Schöner, pompöser old-school Soundtrack mit Marsch. Nice. Tyrone in der Hauptrolle überzeugt wie fast immer. Angenehm war aber auch, dass mehrere Nebencharaktere eine wichtige Rolle spielen, ja sich die ganze Handlung um ein kleines Grüppchen rund um den Protagonisten dreht. Leider ist der Film etwas langatmig mit fast zweieinhalb Std.. Gemessen an dieser Laufzeit passiert über manche Strecken ehrlich gesagt einfach zu wenig.

    Überrascht hat mich, dass Cortez, die Expedition und generell was die Spanier da machen nicht bloß naiv positiv dargestellt, sondern, wie auch die Inquisition, kritisch hinterfragt wird. Denke das war für die 40er mit klarer Unterteilung in gut und böse nicht selbstverständlich Und was für'n arschiger Bösewicht! You don't expect the Spanish Inquisition -__^ Das Ende empfand ich als halb-offen. Klar, der zugrundeliegende Konflikt /Knackpunkt wurde abgefrühstückt, aber was wird nun aus allen? Hätte gerne gesehen wie Captain Pedro reich nach Europa zurückkehrt und seine Eltern in Italien wiedersieht. Naja, man kann nicht alles haben. Die Leute marschieren am Schluss entschlossen vorwärts, aber wenn man bedenkt, was da noch alles für ein Mist passiert ist, historisch gesehen meine ich, sind das eigentlich eher trübe Aussichten.

    In Technicolor, yeah! Fox sollte sich endlich mal ransetzen und die ganzen alten Schinken restaurieren und für Heimvideo veröffentlichen! Glaub diesen Film gibts nichtmal auf DVD o_O Hätte gerne mehr Punkte vergeben, aber hat dann leider doch nur für 6/10 gereicht. Die Charaktere kommen so weit rum und machen so viel durch, doch trotzdem will nie so recht das große Abenteuerfeeling einsetzen. Hat teilweise mehr was von einem Historien-Drama.




    Die Unbesiegten /Unconquered (1947)



    Über die Unternehmungen des unerschrockenen Grenzers Christopher Holden, der nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges versucht, die politischen und persönlichen Ambitionen eines abtrünnigen Fieslings im Ohio-Tal zu durchkreuzen. Dieser hat es nämlich auf das Monopol für den Pelzhandel abgesehen und ist bereit, dafür einen Aufstand der Indianer gegen die Siedler zu provozieren. Eine Verbrecherin, die in England zur Sklaverei in Amerika verurteilt und bei ihrer Ankunft dort freigekauft wird, dann aber gemeinerweise wieder in Unfreiheit gerät, lernt den Protagonisten kennen, was die Ereignisse verkompliziert, wie das bei der Liebe so häufig der Fall ist.

    Der Film ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen schlechten 1969er Western mit dem selbstverliebt-überheblichen Macho-Arsch John Wayne. Nein, hier haben wir ein richtig feines Abenteuer mit einem interessanten Bild von der Frühen Neuzeit, welches das Werk auch als historisches Zeitdokument faszinierend macht. Politisch ist es nach heutigen Maßstäben nicht mehr ganz korrekt, besonders in Bezug auf die Indianer, die ausschließlich als barbarische Wilde bzw. primitive Bösewichte dargestellt werden. Auch diverse andere Klischees reizt der Film ziemlich aus. Quasi eine sehr konservative Vorstellung vom kolonialen Amerika (entsprechend inkompetent werden übrigens auch die britischen Soldaten dargestellt). Trotzdem alles recht unterhaltsam mit schönen Kulissen, ein paar guten Schauspielern (Gary Cooper und Paulette Goddard), passender Musik, hier und da ein wenig Spannung sowie etwas Chemie zwischen der männlichen und weiblichen Hauptrolle. Letztere muss übrigens echt gemein viel Mist durchmachen. Auch hier haben wir ein richtig fieses Ekelpaket als Bösewicht, was sehr zur Unterhaltung beiträgt. Man will, dass er endlich bekommt, was er verdient.

    Mit zweieinhalb Stunden ein sehr langer Film, typisch für Regisseur DeMille, aber dafür hab ich mich so gut wie gar nicht gelangweilt. Also Hut ab! Im Gegenteil, in ein paar Szenen hätte ich mir die eine oder andere erklärende Einstellung schon noch gewünscht. Gerade wenn es um Opfer geht, wird das durch die Kamera kaum gezeigt. Gegen Ende wird beispielsweise der Täuschungsmanöver-Plan des Protagonisten gegen die Indianer umgesetzt, die Leichen der gefallenen Soldaten als Truppenverstärkung auszugeben. Nur hält sich der emotionale Effekt als Zuschauer für mich stark in Grenzen, weil wir die nie tatsächlich zu Gesicht bekommen. Vielleicht hätte das Probleme mit Zensurbeschränkungen gegeben; glaube der Film erschien nach Etablierung des bescheuert strengen Codes in Hollywood. Mit etwas mehr Freizügigkeit was Gewalt und Sex-Appeal angeht, womit ich gewiss keine Übertreibungen meine, hätte der Film noch um einiges aufregender werden können. Vieles wird nur vage angedeutet. Aber sei's drum. Hat Spaß gemacht. Erscheint in ein paar Wochen übrigens endlich in Deutschland auf Blu-ray und wird dann auch in meiner Sammlung landen! 7/10




    König Salomons Diamanten /King Solomon's Mines (1950)



    Allan Quatermain führt eine Expedition tief in unerforschtes afrikanisches Territorium, um einen Entdeckungsreisenden aufzuspüren, der auf der Suche nach den sagenumwobenen Diamantenminen König Salomons spurlos verschwand. Basiert auf Henry Rider Haggards frühem Klassiker der Abenteuerliteratur von 1885. Ohne den wär kaum ein Indiana Jones denkbar, der Einfluss auf das Genre war enorm. Schließlich ist Quatermain längst zu einer Art Archetyp geworden. Gegenüber der Romanvorlage wurde aber vieles verändert bzw. Elemente zusammengefasst oder weggelassen. Eine Frau war in dem Buch glaube ich gar nicht dabei, obwohl das in diesem Film noch mit der unterhaltsamste Aspekt ist.

    Es handelt sich bereits um die zweite und wahrscheinlich bekannteste Verfilmung des Stoffes (die erste war von 1937, noch in schwarz-weiß), danach gab es noch ein paar weitere. Hey, schon in Farbe! Das war 1950 noch nicht absolut selbstverständlich. Einerseits eine nette Charakterstudie, andererseits extrem linear und abwechslungsarm. Die Gefahren im unerforschten Afrika des späten 19. Jahrhunderts kommen ganz gut rüber, aber die Handlung ist äußerst simpel und es passiert (bis auf die Enthüllung, dass einer der indigenen Begleiter in Wirklichkeit ein König im Exil ist) wenig Überraschendes.

    Habe null Ahnung, ob die kulturellen schwarzafrikanischen Sachen alle so authentisch waren, aber zumindest Haggard kannte sich mit dem Kontinent ziemlich gut aus und ist dort selbst herumgereist. Wie viel davon in dieser Adaption geblieben ist, ist eine andere Frage. Hmm. Da heißt der Film schon King Solomon's Mines, aber die eigentlichen Minen kommen gerade mal 5 Minuten oder so vor und werden schnell wieder abgehakt. Auch frag ich mich, warum das Trio auf der Flucht nicht wenigstens ein paar der dort bereitliegenden Diamanten mitgenommen hat o_O

    Soweit ich mich erinnern kann leider überhaupt kein Soundtrack vorhanden. Ab und zu zwar traditionelle Gesänge im Hintergrund, aber das ist kein guter Ersatz. Gerade ein Abenteuerfilm braucht meiner Meinung nach gute Musik zur atmosphärischen Unterstützung, um die richtige Stimmung zu vermitteln. Hätte hier alles viel epischer und spannender gemacht Denke immer noch, dass die Geschichte an sich super für ein modernes Remake geeignet wäre. Dann aber bitte mit ordentlich Orchestermusik, runderer Struktur und spektakulärerem Finale. Ließe sich im Prinzip sogar relativ leicht auf Indy ummünzen (Okay, vielleicht nicht auf Harrison Ford wegen des Alters, aber wenn sie sich jemals entscheiden sollten, die Rolle neu zu besetzen...). 6/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 22:40 Uhr)

  17. #117
    King Hus Kung-Fu-Cinema



    Das Schwert der gelben Tigerin /Come Drink with Me /Da zui xia (1966)



    Den Höhepunkt seines Schaffens hat King Hu wohl erst ein paar Jahre später erreicht. Hier wenig interessante Standard-Story gepaart mit größtenteils langweiligen Kulissen und billigen Effekten. Die kurzen und nicht sehr dynamischen Kämpfe wirken kaum choreographiert. Da hab ich schon wesentlich beeindruckenderes gesehen, das ein Vierteljahrhundert vor diesem Film produziert wurde! Unter Genre-Fans scheint Das Schwert der gelben Tigerin trotzdem einen gewissen, positiven Status zu genießen, also muss man vielleicht einfach in der Materie drinstecken, was ich nicht tue. Macht wenn möglich einen riesengroßen Bogen um die deutsche Synchro, denn die ist allerunterste Amateur-Schublade und kaum zu ertragen. 5/10




    Die Herberge zum Drachentor /Dragon Inn /Long men kezhan (1967)



    Der Eunuch des Kaisers verurteilte den Kommandanten der Armee wegen Verrat zum Tode, auch dessen Familie wurde weitgehend umgebracht, um die gesamte Blutlinie auszulöschen. Aber die zwei jüngsten Nachkommen, Sohn und Tochter, wurden aus dem Reich in die Wildnis verbannt in dem Versuch, dadurch den Vertrauten und Berater des Kommandanten aus der Reserve zu locken. Für diesen Plan entsendet der Eunuch seine ultrageheimen Attentäter-Truppen, welche die Kinder und den Berater erledigen sollen. Es kommt zur Konfrontation in der Gaststätte zum Drachentor nahe der Grenze. Dort finden sich allerdings auch einige Reisende ein, die ziemlich gut mit 'nem Schwert umgehen können...

    Ganz ehrlich, ich stieg erstmal voll nicht durch, wer warum mit wem wie wen umbringen oder beschützen wollte, und überhaupt wie wo was häää?! Und das lag nicht bloß daran, dass ich im O-Ton mit Untertiteln geschaut habe, sondern vor allem daran, dass der Film sehr wenig erklärt und viele der für eine so kleine Geschichte extrem zahlreichen Charaktere gar nicht näher beleuchtet und entwickelt. Mit der Zeit findet man dann rein, zumindest was die Basics angeht. Aber wenn man nicht aufpasst, droht man heillos verwirrt zu werden und verliert unheimlich leicht den Überblick.

    Leider wird der Film mit der Zeit unheimlich repetitiv. Kam mir so vor, als hätte ich viele Szenen in der zweiten Hälfte schon einmal gesehen, was bestimmt auch mit dem kargen Setting zusammenhängt, dem es an Abwechslung fehlt. Im späteren Verlauf degeneriert die Handlung dann zu einer simplen Abfolge von Kampfszenen, eine nach der anderen. Gemessen am minimalen Storyinhalt geht der Film mit knapp zwei Stunden einfach viel zu lange. Und die Musik war auch nicht toll, die schrillen, kakophonen Klänge im Finale hörten sich an wie außerirdische Tonexperimente o_O' Martial Arts mag ja nicht jedermanns Sache sein, doch hab ich damit nicht grundsätzlich ein Problem. Ein Hauch von Zen, den derselbe Regisseur vier Jahre später filmte, ist diesem angeblichen Meisterwerk in jeder Hinsicht weit überlegen (ganz besonders visuell). Für Dragon Inn kann ich keine Empfehlung aussprechen. 5/10




    Ein Hauch von Zen /A Touch of Zen /Xia nü (1970)



    Ein unscheinbarer, nicht sehr ambitionierter Maler gerät in einen weitreichenden Konflikt hinein, als er eine Kämpferin kennenlernt, die auf der Flucht vor korrupten Regierungsbeamten ist. Zusammen mit erfahrenen buddhistischen Mönchen machen sie sich daran, gegen den Feind vorzugehen. Produktion aus Hongkong und Taiwan, Martial-Arts-Klassiker. Soll einer der besten sein, geht allerdings volle drei Stunden! Die Story ist charmant abenteuermäßig, bietet ab und zu auch eine angenehme Prise Humor und spielt hauptsächlich in einer hinterwäldlerischen, kleinen Grenzstadt. Einige zentrale Figuren sind einfach nur super bad-ass, vor allem Yang und der Kung-Fu-Mega-Mönch Der Handlungsverlauf gestaltet sich meist eher ruhig. So dauert es zum Beispiel knapp eine Stunde, bis es überhaupt zur ersten Kampfszene kommt. Das stört aber nicht weiter - man bleibt aufmerksam bei der Sache, weil die Figuren sympathisch und interessant sind.

    Die Bildkomposition, die Kulissen (inklusive Naturaufnahmen) und die Ausstattung sind für mich das eigentliche Highlight. Und was für eines! Schaut euch nur mal diesen Trailer an. Manche Einstellungen sehen einfach sagenhaft schön und märchenhaft aus und konnten mich richtig ins Staunen versetzen. Verglichen mit den oben genannten Filmen ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Umso beeindruckender, dass all dies schon 1970 möglich war und nach meinem Kenntnisstand im Grunde nie übertroffen wurde (obgleich ein paar nahe dran kamen). Filmemacher von heute sollten wirklich mehr in Dreharbeiten on-location und vernünftige Studio-Bauten investieren. A Touch of Zen untermauert, wie grandios und verträumt ein Film auch ganz ohne digitale Spielereien aussehen kann. Hier erzeugt der visuelle Stil zusammen mit den anderen Elementen eine extrem dichte und mystische Atmosphäre, die über einen Großteil der Spielzeit bestehen bleibt.

    Jedoch gibt es den einen oder anderen Haken. Das Problem besteht für mich darin, dass das Werk den guten Willen und die Ausdauer des Publikums überbeansprucht. Oder anders gesagt: Der letzte Kampf bzw. die ganze letzte halbe Stunde hat mir nicht mehr so richtig gefallen. Man hätte schon davor sehr leicht Schluss machen können mit nur minimalen Veränderungen am Drehbuch (ein fieser Obereunuch-Typ hätt gereicht), denn der größte und wichtigste Teil der Geschichte war damit eindeutig abgefrühstückt. Aber dann wird noch was drangeklebt, was den Film nur unnötig aufbläht und dabei die bisherige Hauptfigur weitgehend ignoriert. Auch die Zeitsprünge dazwischen waren gewöhnungsbedürftig. Schade, da wäre weniger meiner Meinung nach mehr gewesen, zumal der Anfang schon sehr gemächlich war. Das Ende ist eher abstrakt und etwas offen gehalten, das war ebenfalls nicht so ganz nach meinem Geschmack. Trotz dieser kleineren Mängel ein absolut sehenswerter Streifen. 8/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 22:22 Uhr)

  18. #118
    Filme aus Tausendundeiner Nacht



    Arabische Nächte /Arabian Nights (1942)



    Der Kalif von Bagdad muss sich bei einer Gruppe Schausteller verstecken, als sein Bruder sich des Thrones bemächtigt. Beide Brüder begehren eine wunderschöne (naja) Tänzerin. Glaube, der Film war damals sogar für ein paar Oscars nominiert, aber kräht heute im Grunde zu Recht kein Hahn mehr nach. Um ehrlich zu sein, ich bin zwischendrin kurz weggepennt und wäre mehrmals fast eingeschlafen. Das wäre nicht passiert, wenn der Film mein Interesse hätte halten können. Ich fand das zog sich ziemlich hin.

    Tja, warum bei dem Titel eine oder mehrere der tatsächlichen, berühmten und beliebten Geschichten aus 1001 Nacht verfilmen, wenn man sich für so raffiniert hält, es besser zu können? Das hier ist Universals eigene Version, ein Mischmasch aller gängigen Elemente, der leider kein rundes Ganzes ergeben mag. Es tauchen sogar Sindbad und Aladdin auf, aber nur als unbedeutende Randfiguren, die auch noch in den Dreck gezogen werden und von ihren großen Vorbildern kaum weiter entfernt sein könnten. Hauptsache, man hat die Namen mal erwähnt, ne?

    Dafür, dass die Tänzerin Sherazade so unglaublich schön und unwiderstehlich sein soll, fand ich sie eigentlich äußerst unsympathisch, kalt, herrisch, fast schon eingebildet könnte man sagen. Keine Ahnung was die Leute an der zu finden meinten. Hätte mich diese eine, wichtige Rolle gekümmert, hätte die Geschichte vielleicht sogar funktioniert. Ausstattung und Musik sind nicht schlecht, aber viel mehr ist nicht drin. Den ultimativen Todesstoß versetzen dem Film für mich lahme Slapstick-Comedy-Einlagen. So etwas kann ich grundsätzlich überhaupt nicht leiden. Nicht gut gealtert. Schrott. 4/10




    Ali Baba und die vierzig Räuber /Ali Baba and the Forty Thieves (1944)



    Basiert nur extrem lose auf der Märchenvorlage, folgt nicht dessen Handlung sondern verändert viele Figuren und Ereignisse. Hier geht's um mongolische Invasoren und der junge Ali Baba ist in Wirklichkeit der Sohn des ermordeten Kalifen, wird von den vierzig Räubern praktisch adoptiert und aufgezogen und führt diese irgendwann an. Der tyrannische Obermongole, dessen Horde einst sein Königreich stahl, muss plattgemacht und der Vater gerächt werden! Dabei spielt auch das Versprechen einer Freundin aus Kindheitstagen eine Rolle.

    Bisweilen ziemlich naiv und klischeehaft, aber definitiv nicht ohne Charme. Der Look in schickem Technicolor-Style *__* Und auch die Musik ist nicht zu verachten, alles schön abenteuerlich. Ein wenig seltsam kommt es mir schon vor, dass sich die bekannteste Realverfilmung dieser alten Erzählung so weit vom Original entfernt, ja manche Aspekte daraus völlig auf den Kopf stellt (insbesondere das Verhältnis zu den vierzig Räubern). Aber wenn man daraus eine vernünftige Story basteln kann bzw. es nicht so endet wie bei Arabische Nächte (siehe oben), warum eigentlich nicht? Insgesamt gar nicht mal so übel, doch für mehr als 6/10 Punkte hat es leider trotzdem knapp nicht gereicht.




    Das goldene Schwert /The Golden Blade (1953)



    Der furchtlose Harun läuft zufällig nicht nur einer Prinzessin über den Weg, die als einfache Bürgerin verkleidet ist, ihm fällt auch ein goldenes Schwert in die Hände, das ihn scheinbar unbesiegbar macht. Finstere Verschwörer haben es auf den Kalifen abgesehen und müssen aufgehalten werden... Old-school klischeehaft und teilweise extrem cheesy und campy und billig, aber eigentlich auch irgendwie nett und charmant, was vor allem den Hauptdarstellern, die anscheinend selbst ihren Spaß hatten, und an solider Regie (von Nathan Juran, dem Typen, der ein paar Jahre später Sindbads siebte Reise drehte ) zu verdanken ist. Wegen des Schwertes mit den übernatürlichen Kräften, durch die sogar Metall durchsäbelt werden kann, gewinnt diese Geschichte ein stärkeres Märchenfeeling.

    Werde allerdings nie darüber hinwegkommen, dass die damals echt süße Piper Laurie hier, wie auch schon in Die Diebe von Marschan und Der Sohn von Ali Baba - recht ähnlichen Abenteuern aus Tausendundeiner Nacht und ebenfalls von Universal - mit knallig-blondroten Haaren eine arabische Prinzessin gespielt hat xD Ich meine damit nichtmal die ganze Whitewashing-Diskussion. Wenn es sowas von offensichtlich ist und darauf von den Filmemachern überhaupt nicht geachtet wurde (war damals halt so), dann kann das wirklich die Immersion plätten und die ganze Geschichte unglaubwürdig machen, zumindest wenn man versucht, sie ernst zu nehmen. Das ist in etwa so, als würde man Domhnall Gleeson ins feudale Japan verfrachten und so tun, als stamme er von dort und sei ein authentischer Samurai, ohne sich wenigstens die Mühe zu machen, ihm die Haare zu färben

    Und Laurie, die diesmal die lebhaft-muntere Prinzessin spielt, ist nur das augenfälligste Beispiel in Das goldene Schwert! Vom obviously all-American hero als Protagonist über diverse definitiv nicht arabisch wirkende Nebencharaktere bis hin zu den Statisten reichen die "ethnischen Unglaubwürdigkeiten". Aber das Authentizitätsproblem geht noch weiter, wenn man sich die Kostüme, Verhaltensformen, Teile der Handlung, oder die Ausstattung und Kulissen anschaut - in denen Texte auf Englisch geschrieben stehen! Doch mich hat das alles nicht wirklich weiter gestört. Man hat viel mehr von dem Film, wenn man ihn in die gleiche Kategorie packt, wie die guten, alten, europäischen Märchenfilme. Es spielt gewissermaßen in seiner eigenen, kleinen, bunten Pappmache-Traumwelt -_^ Das ist okay, wenn man sich drauf einlässt. Hier fiel es mir sogar leicht, über diverse kleinere und größere Plot-Holes hinwegzusehen.

    Der Film hat knapp die schlechteste Userwertung auf IMDb von den drei orientalischen Universal-Abenteuern mit Laurie (5,7 nämlich, Diebe von Marschan steht bei 6,6 und Sohn von Ali Baba bei 5,9), aber ich sehe das ganz anders. Von den genannten Werken hat mir Das goldene Schwert mit Abstand am besten gefallen und am meisten unbeschwerten Spaß bereitet! Er ist verspielter und dabei kein bisschen prätentiös. Perfekt für einen verregneten Sonntag-Nachmittag. Vielleicht mochte ich den Film auch deshalb, weil hier ein bisschen mehr von einem altmodischen Swashbuckler drinsteckt und die Geschichte dabei relativ locker bleibt. Fragt mich aber nicht, was das nun mit Tausendundeiner Nacht zu tun hatte. Bizarrerweise greift die Handlung später nämlich sogar Elemente aus der Artussage auf ^^ Der Film ist in Farbe und geht mit 80 Minuten auch nicht zu lang. 6/10 Rein subjektiv würd ich da glatt noch einen Punkt drauflegen, aber das wäre unfair gegenüber all den Produktionen mit weit mehr Aufwand, Können und Anspruch, hehe.



    Inzwischen sind die obenstehenden drei Filme in Deutschland zusammen in einer "Die schönsten Klassiker aus 1001 Nacht" getauften Box von Koch Media Home Entertainment auf Blu-ray erschienen, die derzeit übrigens ausgesprochen günstig zu haben ist. Dazu wollte ich aber noch ein paar Worte verlieren. Natürlich darf man dankbar sein, dass solche alten Katalogtitel bei uns überhaupt eine Veröffentlichung bekommen, und ich bin mir auch im Klaren darüber, dass Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit eine Rolle bei der Auswahl und der Art der Zusammenstellung spielen, aber ich hasse Sammelboxen mit mehreren Filmen, die abgesehen vom Produktionsstudio und einem äußerst groben, thematischen Setting inhaltlich rein gar nichts miteinander zu tun haben!

    Das Goldene Schwert wollte ich für die Sammlung, Ali Baba war auf der Kippe aber habe ich auch noch ganz gerne genommen. Arabische Nächte jedoch konnte ich nicht leiden. Ich kannte die Filme. Um jene zu kaufen, die ich wollte, war ich gezwungen, auch einen mitzunehmen, an dem ich kein Interesse hatte. Mir geht es da nicht ums Geld, bei dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis kann man sich nicht beschweren, hätte das selbe auch nur für die zwei gewünschten bezahlt. Aber jetzt hab ich einen imho ziemlich miesen Streifen hier und musste den in die Liste aufnehmen, weil ich ihn bestimmt nicht wegwerfen und ein Loch in der Hülle hinterlassen werde. Der Inhalt steht da schließlich überall drauf.

    Wenn schon Box, dann doch bitte jeden Film in einem eigenen Keep Case mit eigenem Cover und Rückseitentext unterbringen. Die kann man dann nämlich immer noch schön zusammen in einen dünnen Schuber packen. So kann der Kunde falls nötig später selbst aussortieren. Mag sein, dass das etwas mehr Produktionsaufwand bedeutet, der sich vielleicht auch im Preis niederschlägt, aber das ist es meiner Ansicht nach wert! Das ist Kundenservice. Am besten ist immer noch, jeden Film einzeln zu veröffentlichen, sofern es sich nicht um eine Reihe handelt. Hauptsache dem Käufer wird noch irgendwie die Wahl gelassen. Importieren war im vorliegenden Fall für mich übrigens auch keine Option, da lediglich Ali Baba in Großbritannien auf BD erhältlich ist. /rant




    Die Diebe von Marschan /The Prince Who Was a Thief (1951)



    In Tanger im 13. Jahrhundert beauftragt Regent Mustapha, der auf den Thron scharf ist, einen Attentäter, welcher Prinz Hussein im Säuglingsalter umbringen soll. Doch der Attentäter bekommt Zweifel und klaut das Baby für sich. Kind erwachsen, aufgestiegen zum Superdieb. Perle wird aus dem Palast geklaut, unser Held versucht der Sache auf den Grund zu gehen und findet eine andere Diebin namens Tina (WTF, wie passt denn der Name in das Setting?), die nervigerweise von sich selbst in der dritten Person spricht, sich sofort in den Protagonisten verliebt und total naiv, übereifrig, dumm und extrem eifersüchtig ist. Keine gute Kombo. Bei der vielen Aufmerksamkeit und Screentime, die der Charakter bekommt, ist das nur schwierig zu ertragen. Ich hab nichts gegen Piper Laurie, aber diese Rolle? Autsch. Anstatt sie wie ursprünglich geplant auszuliefern, macht der Held und sein Adoptivvater-Gauner mit ihr gemeinsame Sache, um in die Schatzkammer zu gelangen...

    Da wollte der Funke leider nicht so ganz überspringen. Die Handlung plätschert ohne viel Aufregung vor sich hin und aus dieser Ära hab ich auch schon schickere Sets gesehen. Immerhin: Die Kostüme sind hübsch und die Musik brauchbar. Hmmm. Wenn es am Ende alle Probleme löst, dass sich die Hauptfigur als rechtmäßiger Thronerbe zu erkennen gibt, warum hat er das nicht schon viel eher gemacht? Im Prinzip ein Heist-Movie im Orient. Naja, mal was anderes. 5/10




    Der Sohn von Ali Baba /Son of Ali Baba (1952)



    Kashma Baba, der Sohn des berühmten Ali Baba, ist Kadett an einer mittelalterlichen, persischen Militärakademie. Dort gerät er in einen Konflikt mit seinem Rivalen Hussein, dem Sohn des Kalifen. Kashma trifft "zufällig" auf das angebliche Sklavenmädchen Kiki (WTF? Schon wieder so ein seltsam unpassender Name). Diese ist in Wirklichkeit eine Prinzessin, die in den Harem des Kalifen sollte, aber geflohen ist. Ali Baba Jr. versteckt sie vor den Schergen, die nach ihr suchen.

    Hmpf. Gestalterisch weitgehend okay, aber die Story und Handlung sind arm. Die meiste Zeit über passiert überhaupt nichts von Belang, und alles unheimlich simpel gestrickt. Besonders gestört haben mich die militärischen Untertöne: Kashma und seine Freunde sind Kadetten in Ausbildung, sogar mit Uniform, diversen Exerzier-Szenen usw. Ich fand, das läuft thematisch völlig konträr zum 1001 Nacht Orient-Märchengefühl, das deshalb auch einfach nicht aufkommen mag. Der Film wirkt oft zu westlich. Das gilt übrigens ebenso für die Schauspieler und manche Umgebungen. Wenn es dann doch mal eine Actionszene gibt, nachdem zwei Drittel der Spielzeit schon rum sind, ist sie nach wenigen Sekunden auch schon wieder vorbei >_>' 4/10




    Der Gauner von Bagdad /Il ladro di Bagdad (1961)



    In Bagdad verliebt sich ein schlagfertiger Dieb namens Karim am Hofe in Prinzessin Amina. Als diese durch einen Trank in tiefen Schlaf fällt, begibt er sich auf eine Reise voller übernatürlicher Gefahren, um eine blaue Zauberblume zu finden, mit der er Amina wieder aufwecken kann. Zunächst einmal... den Film in der englischen Ausgabe Thief of Baghdad zu nennen grenzt für mich an Blasphemie gegenüber den beiden Klassikern von 1924 und 1940. Bei Der Gauner von Bagdad handelt es sich um eine italienisch-französische Koproduktion. Inhaltlich nicht so wirklich ernst gemeint, alles mehr augenzwinkernd, um nicht zu sagen overacted und mit dämlichen Dialogen. Hat mehr was von einem alten Cartoon mit allen dazu gehörigen Klischees; von einem Realfilm erwarte ich allerdings mehr. Niemals glaubwürdig das hier.

    Dies führt zu Problemen, die mir bei solchen Werken schon öfters untergekommen sind: Wenn es anfangs und zwischendrin immer wieder lächerlich überzeichnete Momente gibt und die Figuren wie Pappkameraden und Abziehbilder agieren, dann kann man sie und ihre Szenen auch nicht ernst nehmen, wenn der Film es später an den minimal dramatischeren Stellen gerne so hätte. Die Charaktere sind nervig und/oder kitschig, das gilt leider auch und gerade für den Protagonisten und die weibliche Hauptrolle. Die Grundidee der Handlung hat Potential, aber die Umsetzung der Erzählung fällt erschreckend banal und uninteressant aus. Zu viele langweilige Szenen, in denen sich Kerle im Inneren von Palasträumen pseudo-bedeutungsschwanger unterhalten. Bis sich die Leute mal auf den Weg machen vergeht eine Ewigkeit und die Dinge die danach passieren sind nicht gerade aufregend oder visuell ansprechend. Viele öde Umgebungen.

    Technisch und gestalterisch ist der Film leider unter aller Sau, erst recht für 1961! Da war man anderswo schon erheblich weiter. Anstrengend geschnitten, uninspirierte Kamera bzw. kaum Abwechslung bei der Einstellungsgröße (ständig nah dran, aber nur alle Jubeljahre mal ne Totale), billigste Effekte, total übertriebene und unpassende Kostüme und Requisiten. Selbst für Technicolor Verhältnisse zu dick aufgetragen. Untermalt von einem teilweise ultranervigen Cartoon-Slapstick-Style-Soundtrack, fast wie in einem Kinderfilm für Sechsjährige >_>' Die Spieldauer beträgt nur anderthalb Stunden, aber fühlte sich bedeutend viel länger an als das.

    Immerhin sind im späteren Verlauf einige nette Fantasy-Elemente vorhanden, aber durch die armseligen Effekte und oft auch Kulissen können die nicht ihre Wirkung entfalten. Das wäre wie gesagt auch schon in den 60ern weitaus besser gegangen, Beispiele gibt es genug. Das hier ist ein hässlicher Film, kann ich nicht anders sagen. Gab bereits 30 Jahre davor sehr viel schickere, ästhetisch durchdachte, künstlerisch ansprechendere Streifen dieser Art. Zu billig. Muss aber zugeben, dass ich den Film mit extrem schlechter englischer Synchronisation geschaut habe, was bestimmt zum negativen Eindruck beigetragen hat. Keine Ahnung wie die guten Bewertungen zustande kommen, die manche auf IMDb für Der Gauner von Bagdad hinterlassen haben. 3/10




    Geändert von Enkidu (08.09.2018 um 22:45 Uhr)

  19. #119
    Haunted Houses & Hackneyed Horror

    ~ Vincent Price Gedächtnisausgabe ~


    Weiter oben habe ich ja schon etwas zu Die Verfluchten und Das Pendel des Todes geschrieben, beide von Roger Corman und mit Vincent Price. Hier finden sich neben allerlei anderen Horror-B-Movie-Oldies noch ein paar weitere Filme dieser kultigen Herren. Viel Freude beim Lesen.




    Das Haus auf dem Geisterhügel /House on Haunted Hill (1959)



    Ein Millionär bietet fünf Leuten viel Geld wenn sie sich zusammen mit ihm und seiner Frau für eine Nacht in einem großen, schaurigen Haus (von außen mit interessanter Architektur o_O) einsperren lassen. Klassisches Thema, nette Geschichte bei der man sich fragt, was dahinter steckt bzw. wer von den Charakteren noch etwas zu verbergen hat oder ob wirklich irgendetwas Übernatürliches am Werke ist. Dazu der unvergleichliche Vincent Price in der Rolle des Millionärs: Wie üblich gut gespielt, der Typ ist einfach klasse. Film unterm Strich trotz einiger breiter Plot-Löcher besser als sein Ruf und sehr unterhaltsam. Bei dieser Art von Handlung ist immer die Atmosphäre besonders wichtig und das haben sie hinbekommen. Außerdem überaus kurzweilig mit nur 75 Minuten Länge. 7/10




    Tanz der toten Seelen /Carnival of Souls (1962)



    Nach einem traumatischen Auto-Unfall fühlt sich eine Frau zu einem mysteriösen, verlassenen Jahrmarkt hingezogen. Keine Ahnung warum der Film so vergleichsweise gut bewertet wird. Ich hab mich gelangweilt. Der Clou der Geschichte ist meilenweit vorhersehbar und ich behaupte, das war er auch schon 1962. Es gibt kaum Interaktion zwischen den Charakteren, denn die Handlung, wenn man das denn so nennen möchte, folgt die ganze Zeit bloß unmittelbar der weiblichen Hauptfigur und die ist leider überhaupt nicht interessant. Zugegeben, eine leicht verstörende, bedrohliche Stimmung wird erzeugt und bleibt die ganze Laufzeit über präsent. Dazu trägt auch der erwähnenswerte Orgel-Soundtrack bei, der anfangs noch fein ist aber wegen zu zügelloser Nutzung irgendwann nur noch nervt. Doch ich hatte schon immer ein Problem mit Filmen, die bloß eine Übung in Stil sind, aber in denen kaum mal etwas von Bedeutung passiert. Selbst die effektivste Atmosphäre nützt mir nichts, wenn Story und Figuren Mist sind. Für einen Kurzfilm von 30 Minuten wäre das hier was gewesen, aber nicht für anderthalb Stunden. Vielleicht waren auch meine Erwartungen zu hoch. Verlassene Kirmes-Rummel haben als Horror-Setting so unglaublich viel Potential und es ist eine Schande, dass das so selten genutzt wird. Hier kann davon kaum die Rede sein. Der Ort aus dem Titel spielt nur eine untergeordnete Rolle und ist visuell auch nicht besonders ansprechend gestaltet worden. 5/10




    Bis das Blut gefriert /The Haunting (1963)



    Von Regisseur Robert Wise ("Star Trek: The Motion Picture"). Ein Wissenschaftler untersucht das Paranormale und lädt zwei Frauen in ein Spuk-Haus ein. Eine von ihnen verliert langsam den Verstand. Die inneren Monologe der weiblichen Hauptfigur, eingesprochen als Voiceover aus dem Off, gingen mir leider tierisch auf den Sack. Wie war das noch mit Show, don't tell? Die Geschichte handelt eher von dem geistigen Nervenzusammenbruch besagter Person und hat eigentlich eher weniger mit Geistern zu tun. Ein weiteres Problem ist, dass sich die Handlung unheimlich viel Zeit lässt, um in die Gänge zu kommen. Gegen Ende gibt es anderthalb gute und spannende Momente, aber als Belohnung für die lange Zeit davor reicht mir das kaum. Der Film dauert fast zwei Stunden, da muss man wirklich Ausdauer und Geduld mitbringen. Positiv fand ich immerhin sowohl die Kameraarbeit als auch die Kulissen im Haus. 6/10




    Die Folterkammer des Hexenjägers /The Haunted Palace (1963)



    Dämlicher deutscher Titel, der überhaupt nicht passt, aber egal. Regie Roger Corman, Hauptrolle Vincent Price, yay. Charles Dexter Ward trifft mit seiner Frau in einer kleinen Ortschaft an der Küste ein, um dort das Anwesen zu besichtigen, welches er von einem seiner Vorfahren geerbt hat, der dort hundert Jahre zuvor seltsame Machenschaften trieb und dann von einem aufgebrachten Lynchmob an einem Baum vor dem Schloss gut durchgegart wurde xD Kann es sein, dass die Essenz seines Ahnen noch immer das Gemäuer bewohnt und Besitz von ihm ergreift? Im Originaltitel auf dem Poster steht zwar was von Edgar Allan Poe, der hat aber nur eine Geschichte geschrieben, die auch The Haunted Palace hieß. Nachdem Corman schon einige Poe-Verfilmungen gemacht hatte und diesmal eine andere Inspirationsquelle unter Beibehaltung des Stils nutzen wollte, ging das Studio kein Risiko ein und verkaufte diesen Film gewissermaßen als Fortführung der Reihe.

    Tatsächlich jedoch basiert die Story auf einer Erzählung von H.P. Lovecraft, was ich irgendwie ziemlich cool finde. Dachte immer, davon gäbe es im Grunde gar keine (Hoffe insgeheim immer noch darauf, dass del Toro eines Tages At the Mountains of Madness verfilmt *__*). Die Großen Alten aus dem Cthulhu-Mythos werden nur am Rande erwähnt. Die Sets sind ganz schick und stimmungsvoll, die Effekte eher etwas zweitklassig und der Handlungsverlauf holprig. Manches dauert zu lange oder wiederholt sich (reisen sie jetzt endlich ab oder doch nicht?), anderes wird zu hastig abgehakt (Ward auf Rachefeldzug gegen die Dorfbewohner). Vieles hätte besser ausgearbeitet werden können, die seltsamen Mutationen der Bürger zum Beispiel erkannte ich aus einer anderen Lovecraft-Geschichte wieder, aber hier wird das alles kaum richtig erklärt. Trotz allem nicht ohne Charme. Price ist hart am hammy overacten, aber genau das mag ich an ihm in solchen Rollen. 6/10




    Satanas - Das Schloss der blutigen Bestie /The Masque of the Red Death (1964)



    Corman & Price. Ein europäischer Prinz terrorisiert die örtlichen Bauern und nutzt seine Burg als Zuflucht vor der Seuche "Red Death", die gerade wütet und ganze Landstriche entvölkert. Besagter Prinz verweigert den Landleuten den Zutritt aber entführt eine Magd die ihn interessiert und feiert mit dem dekadenten Adel eine abartige Feier. Er hält sich für einen Abkömmling Satans auf Erden, aber legt er sich diesmal vielleicht doch mit Kräften an, denen er nicht gewachsen ist? Die verwendeten Motive sind bekannt, aber wirken mir hier leider viel zu gewollt und gab es anderswo schonmal wesentlich besser. Etwa die personifizierten Seuchen erinnern an Ingmar Bergmans Das siebente Siegel. Doch was genau soll der "rote Tod" überhaupt für eine Krankheit sein? Irgendetwas ausgedachtes? Wäre es nicht viel effektiver gewesen, ganz schlicht und einfach die Pest zu nehmen? Was sollten die anderen kunterbunten Maskenträger darstellen? Die knallige Party an sich, die Teufelsanbetung (?) usw., wirkte auf mich alles irgendwie ein wenig wie das, was ich an den künstlich-oberflächlichen 70er-Jahre-Streifen nie ausstehen konnte.

    Schwierig sind auch die Charaktere. Prinz Prospero ist absolut böse und sadistisch, Francesca (Jane Asher) absolut unbescholten und gutherzig. So wie die Charaktere am Anfang des Filmes sind, sind sie auch am Ende. Niemand macht wirklich eine Entwicklung durch, es gibt keine richtigen Character Arcs. Auf manche wie etwa einen kleinwüchsigen Mann, der die Gäste und den Prinzen belustigen soll, wird nur halbherzig am Rande eingegangen. Hätte man den Figuren mehr Aufmerksamkeit geschenkt, hätte das wirklich was werden können. Francesca gewöhnt sich enttäuschend schnell an ihre neue Rolle im Palast, bleibt weitgehend passiv und folgt Prospero mit wenig Widerstand. Wäre es nicht viel interessanter gewesen, wenn sie erstmal selbst versucht, zu fliehen und/oder ihren Vater und ihren Geliebten zu retten? 5/10




    Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes /The Abominable Dr. Phibes (1971)



    Vincent Price als orgelspielender Doktor und Wissenschaftler Anton Phibes, der sich an den neun Kollegen rächen möchte, die er für den Tod seiner Frau verantwortlich macht. Darin ist er ziemlich erfolgreich und die Polizei erstaunlich inkompetent. Der Spaßfaktor besteht hier vor allem in den kreativen (und unrealistischen) Morden, die auf die biblischen Plagen zurückgehen. Der Film ist recht hirnlos, super simpel aufgebaut und praktisch ohne eine einzige überraschende Wendung, aber dennoch recht unterhaltsam. Der Unterschlupf des mordlüsternen Schurken ist inklusive Orgel ganz schön abgefahren und creepy eingerichtet. Manche Einstellungen weckten Erinnerungen ans Phantom der Oper. Schade bloß, dass die Handlung in modernen Zeiten spielt. Hätte man das hier mit einem Setting in früheren Jahrhunderten kombiniert, wäre es für meinen Geschmack sofort wesentlich besser geworden ^^ 6/10




    Der unheimliche Gast /The Uninvited (1944)



    Ein Komponist und seine Schwester kaufen ein idyllisch schönes, an steilen Klippen der Küste gelegenes Anwesen. Der Grund, warum sie das Haus so günstig erwerben konnten, scheint mit dessen schrecklicher Vergangenheit zusammenzuhängen. Die zwanzigjährige Enkelin, auf die der Komponist ein Auge geworfen hat, zieht es immer wieder zurück zu der Villa. Sie glaubt, dort die Präsenz ihrer vor vielen Jahren verstorbenen Mutter zu spüren... Der Film ist (besonders für heutige Verhältnisse) sehr gemächlich und hat mehr was von einer Charakterstudie. Die Effekte sind auch eher minimalistisch, es wird mehr gesagt als gezeigt. Trotzdem war es nicht ohne Reiz, dem Geheimnis der damaligen Ereignisse auf die Spur zu kommen. Die Kulissen sind schön. Überzeugt haben mich aber vor allem die Figuren. Außerdem war Gail Russell supersüß und heiß. Das Lesen ihrer Biographie hat mich richtig traurig gestimmt. Eine Schande, dass sie mit alledem nicht klargekommen und so jung gestorben ist - verdammt sei der Alkohol! Hätte gewiss eine glorreiche Zukunft in Hollywood vor sich gehabt, wenn da mehr Rückhalt und Sicherheitsnetze sowohl privat wie auch professionell vorhanden gewesen wären :-/ 7/10




    Die Todeskarten des Dr. Schreck /Dr. Terror's House of Horrors (1965)



    An Bord eines britischen Zuges steigt der mysteriöse Wahrsager Dr. Schreck in das Abteil von fünf Fremden. Er benutzt seine Tarot-Karten um die Zukunft der Passagiere zu lesen... Jopp, wieder eine dieser alten Horror-Anthologien mitsamt einer kleinen Rahmenhandlung. Fünf Geschichten werden erzählt: Ein Architekt der ins Haus seiner Ahnen zurückkehrt und es mit einem Werwolf zu tun bekommt; eine intelligente Schlingpflanze, die mörderische Tendenzen entwickelt; ein Doktor der vermutet, dass seine Frau ein Vampir sein könnte; ein Jazz-Musiker, der die Musik einer Voodoo-Zeremonie klaut; und ein aufgeblasener Kunstkritiker, der von einer Hand ohne Körper verfolgt wird ^^

    Die Stories sind nicht schlecht, aber auch nicht übermäßig originell. Manchmal eher ein wenig fade, da man ständig das Gefühl hat, sowas ähnliches anderswo schonmal gesehen zu haben. Auch die Production Values könnten ruhig ein wenig höher sein. Jedoch schaffen es die teils sehr guten und bekannten Schauspieler, den Ereignissen Leben einzuhauchen - darunter der one and only Peter Cushing als Dr. Schreck, Christopher Lee als wichtigtuerischer Kritiker sowie ein damals noch junger Donald Sutherland als Doktor in dem Vampir-Segment. Immer wenn die Handlung zu den Personen im engen Zugabteil zurückkehrte und wieder die Karten ausgelegt wurden (mitsamt der Frage, wie diese Zukunft denn abgewendet werden könne, worauf es nur die immergleiche Antwort gab xD), brachte das eine eigenartig bedrückende Atmosphäre mit sich. Außerdem wird die Kamera im Film effektiv eingesetzt. Ich hatte den Eindruck, hätte es sich nicht um eine bescheidene britische Produktion gehandelt, sondern um etwas aus Hollywood mit entsprechend besseren Effekten aber unter Beibehaltung der Darsteller, dann hätte das ein echter Genre-Klassiker werden können. Wäre mehr drin gewesen, aber dennoch eine gute 6/10 von mir.




    Der grauenvolle Mr. X /Tales of Terror (1962)



    Corman & Price. Der deutsche Titel ergibt überhaupt keinen Sinn. Diesmal haben wir drei kleinere Geschichten basierend auf Erzählungen von Edgar Allan Poe. In der ersten geht es um einen trauernden Witwer, der unerwarteten Besuch von seiner entfremdeten Tochter bekommt; in der zweiten um einen Trinker (Peter Lorre), seine Frau, deren schwarze Katze sowie eine Weinverkostung; und in der dritten um einen Hypnotiseur, der den Moment des Todes eines Mannes hinauszögern möchte. Schade, der Film hat für mich nicht funktioniert. Es fehlt die Rahmenhandlung, welche andere Horror-Sammlungen abrundet - die drei Segmente werden hier einfach nur lieblos aneinander geklatscht.

    Hinzu kommt die fehlende Abwechslung. Vincent Price ist zwar super unterhaltsam, aber er taucht in wichtiger Funktion in allen drei Teilen auf! Das ist zu viel des Guten. Die Rollen mögen unterschiedlich sein, doch so etwas so kurz hintereinander stört die Immersion. Der Handlungsinhalt der drei Episoden ist auch nicht besonders spannend oder interessant. Die erste war durch das Setting in einer Spinnweben-überzogenen Riesenvilla bzw. Schloss (typisch Corman) noch am besten, die zweite fand ich thematisch ätzend und schwach umgesetzt (war auch nie ein Fan von Peter Lorre), und die dritte einfach nur lächerlich. 5/10




    Das Kabinett des Professor Bondi /House of Wax (1953)



    Henry Jarrod (Price), der begabte Betreiber eines Wachsfigurenkabinetts, ist besessen von seinem Werk. Als sein Geschäftspartner das Museum samt Eigentümer niederbrennt, um die Versicherungssumme zu kassieren, überlebt Jarrod mit entstellenden Brandwunden, will Rache und wird wahnsinnig. Früher war er gegen allzu makabre Szenen, auch wenn diese wahrscheinlich mehr Geld eingebracht hätten. Nun verschwinden auf einmal die Leichen nach mysteriösen Todesfällen; und die Wachsfiguren im neu aufgebauten Kabinett, das jetzt auch ziemlich morbide Exponate beinhaltet, wirken auf einmal erstaunlich lebensecht...

    Sehenswert. Die Idee war mal was anderes als der übliche Kram, oder zumindest für damalige Verhältnisse sehr originell. Price spielt die Rolle des gefassten und ruhigen Künstlers, unter dessen Fassade es geradezu brodelt, wunderbar. Manche Einstellungen, in denen er mit "geschmolzenem" Gesicht und in schwarzem Mantel mit Hut Leute umbringt und anschließend ihre Leichen klaut, weckten Erinnerungen an ältere Stoffe wie Das Phantom der Oper. Der Film wurde und wird oft als 3D-Erlebnis gelobt. Ich habe ihn nur auf konventionelle Weise gesehen. Kritisch anzumerken ist, dass es zwei oder drei Szenen gibt, die viel zu offensichtlich als Stellen herausstechen, welche einzig und allein für den 3D-Effekt eingebaut wurden und wenig bis gar nichts zur Handlung beitragen. Ansonsten guter, wenn auch etwas oberflächlicher Film. Mochte auch den Keller-Workshop mit der Wachs-Gieß-Vorrichtung. Tolle Kulisse. 7/10




    Die Tür ins Jenseits /From Beyond the Grave (1974)



    Noch eine kleine Compilation aus vier kurzen Horror-Geschichten, die mit einem eigentümlichen, britischen Antiquitätenhändler (Peter Cushing drei Jahre vor Star Wars!) in Zusammenhang stehen. Die Kunden, die versuchen, ihn über's Ohr zu hauen, erwartet ein grausames Schicksal ^^ Die Segmente waren von sehr unterschiedlicher Qualität und manchmal billig oder fast schon unfreiwillig komisch. Von den 70er Jahren erwarte ich sowieso nicht viel. Neben der gelungenen Rahmenhandlung hat mir die letzte Erzählung am besten gefallen: Typ kauft eine reich verzierte /geschnitzte Tür und baut sie sich ins Wohnzimmer. Hinter der Tür sollte eigentlich nur ein Schrank sein, aber manchmal führt sie nun in einen seltsamen, blau beleuchteten Saal aus einem anderen Jahrhundert, wo ein irrer Fürst haust, der die Freundin des Türkäufers für sein Hexenwerk entführen will xD Von der Story würd ich mir auch eine Langfassung reinziehen. 6/10






    Außerdem hatte ich noch Der Rabe - Duell der Zauberer / The Raven von 1963 angefangen, abermals ein Corman-Werk mit Price in einer der Hauptrollen neben Peter Lorre. Boris Karloff spielt auch mit. Jedoch habe ich den Film nach der Hälfte oder so abgebrochen. Hatte mit Grusel nichts zu tun, war eine reine Slapstick-Komödie mit seeehr schlecht gealtertem Humor. So etwas Albernes kann ich gar nicht leiden, denn die müden Scherze und Sprüche zogen die ohnehin schon schwache Fantasy-Story nur unnötig in die Länge. Die Effekte waren ebenfalls von minderer Qualität. Und so sehr ich Vincent Price inzwischen auch feiere, die Rolle des naiven und feigen Tölpels steht ihm gar nicht.



    Abschließend möchte ich anmerken, dass ich das Konzept von Horror-, Mystery- und Grusel-Anthologien in Filmform inzwischen eigentlich echt gerne mag. Viele der alten Schinken haben leider mit diversen Problemen zu kämpfen (Dead of Night ist bis jetzt für mich ungeschlagen und nichtmal der war perfekt gelungen), aber ich frage mich, warum man so etwas heute so gut wie gar nicht mehr versucht. Genau das in großem Stil und mit wechselnden A-List Schauspielern, guten Regisseuren, bekannten Autoren, Komponisten usw. fände ich super. Das ist gerade die Art von Film, die sich Leute spontan im Kino anschauen würden, wo bei der Flut von Sequels und Remakes heutzutage doch dauernd so viel Vorwissen vorausgesetzt wird, um die volle Erfahrung zu kriegen.

    Eine Franchise, die über eine Rahmenhandlung (wie beispielsweise mit dem Antiquitätenhändler aus From Beyond the Grave) nur lose zusammenhängt, aber jedes zweite Jahr drei oder vier neue kreative, frische Schauergeschichten bringt... Denke da würden sich viele große Namen finden, die mitmachen würden. Die Darsteller könnten so etwas prima zwischendurch machen, da ein Segment von 25 Minuten nicht so viele Drehtage erfordert; und die Regisseure hätten Gelegenheit, sich auszutoben und mit unterschiedlichen Stilen zu experimentieren. Auch in den 80er und 90er Jahren gab es noch solche Filme, die trotz eher mittelprächtiger Kritiken kommerziell erfolgreich waren. Wieso traut sich also kein Studio mehr?

    Aktuell landen vergleichbare Ansätze mit Black Mirror oder Philip K. Dick's Electric Dreams eher als Serie im Fernsehen. Ich denke jedoch, dass das Konzept in komprimierter Form vom Medium Film besonders profitieren würde. On a related note bekomme ich gerade wieder Bock, Twilight Zone und Outer Limits zu schauen, davon kenne ich jeweils auch nur einen Bruchteil der vielen Episoden.

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