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Thema: A movie for every year: Der Vintage-Thread

  1. #61
    Sacramento /Ride the High Country (1962)
    Langeweile pur. Die Landschaften und das Mädel waren ganz nett. Ansonsten passiert dort erstaunlich wenig von Belang in erschreckend gemächlichem Tempo. Für mich bleibt es dabei: Die einzigen, die richtig vernünftige Western machen können /konnten, sind Italiener und Clint Eastwood.


    Außerdem hab ich noch Tombstone (1993) sowie Silverado (1985) gesehen, auch wenn die zeitlich ein bisschen zu jung für diesen Thread sind, weshalb ich mich damit nicht allzu umfassend aufhalten möchte. Waren beide recht sehenswert, kann aber gar nicht sagen, welchen ich besser fand, weil sie inhaltlich und stilistisch doch ziemlich verschieden sind. Kurioserweise schien mir der aus den 80ern mehr ein 90er Film zu sein, und der aus den 90ern mehr ein Werk der 80er. Keine Ahnung woran das lag. In beiden spielen viele Darsteller mit, mit denen ich mehr oder weniger aufgewachsen bin (Kurt Russell, Val Kilmer, Sam Elliott, Michael Biehn uvm. in Tombstone; Kevin Kline, Kevin Costner, Danny Glover, Jeff Goldblum uvm. in Silverado), einige davon nach wie vor aktiv. Beide besitzen einen durchaus guten, von Bruce Broughton komponierten Soundtrack.
    Tombstone hatte das Problem eines viel zu langen Drehbuchs, das massiv gekürzt werden musste, was man im fertigen Film leider sieht, bei dem das letzte Drittel fast so wirkt, als hätte jemand auf die Vorspultaste gedrückt (quasi wie eine Zusammenfassung mit Lücken). Überhaupt massig Charaktere, die auftauchen aber kaum eine Rolle spielen oder mal ausgebaut werden. Auch war man bei der Gestaltung der Handlung natürlich nicht so frei, da die Geschichte auf historischen Ereignissen beruht (Namen wie Wyatt Earp oder Doc Holliday hat manch einer selbst hierzulande bestimmt schonmal gehört). Gab vielleicht dadurch bedingt schon ein paar Durststrecken, die ich nur wenig interessant fand. Andererseits gibt es da diese Epic Scene of Awesome Kick-Assery, die alleine für viele Schwächen entschuldigt NOOO. NO... NO. Und dann der Dialog am Ende davon, der auch auf deutsch sehr cool kommt (Verbündeter: "Wenn das meine Brüder gewesen wären, würde ich mich auch rächen wollen." Doc: "Oh, täusche dich nicht. Es geht ihm nicht um Rache. Das ist das Jüngste Gericht!" ). Sind noch viele weitere schöne One-Liner drin.
    Hauptmakel bei Silverado ist der schwache Fokus, besonders zu Beginn. Die relativ einfache Geschichte, die der Film eigentlich erzählen möchte, wird unnötig kompliziert rübergebracht. Hinzu kommt, dass Regisseur und Drehbuchautor Kasdan (Star Wars Episode V, VI, VII, Indiana Jones) zwar mit wunderbar eingängigen Motiven und Situationen bzw. Klischees das Western-Genre wiederzubeleben versucht, aber letztenendes gar nichts Neues auf den Tisch bringt. Hat man alles schon oft anderswo gesehen, und in vielen Fällen auch besser. Trotzdem war dies ein runderer Film insgesamt, und ich mochte die weitgehend sympathischen Hauptfiguren (abgesehen von Jake, gespielt von Costner, weil zu kindisch-albern, aber der war zumindest tolerierbar).


    Wenn ihr welche der hier behandelten Titel kennen solltet, scheut euch nicht, darüber zu schreiben - mich interessieren eure Eindrücke und ich tausche mich darüber gerne aus

    Geändert von Enkidu (06.05.2016 um 05:51 Uhr)

  2. #62
    Des Königs Admiral /Captain Horatio Hornblower R.N. (1951)
    Es war soo wundervoll! Genau das, was ich ständig suche und kaum finde. Der Film stand schon länger auf der Liste, aber hatte bisher nie die Gelegenheit, den zu gucken. Basiert auf einer elfteiligen Abenteuer-Buchreihe, die den Aufstieg und das Leben eines Mannes in der britischen Marine zur Zeit der Napoleonischen Kriege behandelt, vom jungen Kadett zum angesehenen Seeman und Kapitän bis hin zu Commodore und Konteradmiral. Der Film deckt mehr oder weniger die Story der Bände 6 bis 8 ab, habe ich gelesen. In den 2000ern erschien eine Fernsehfilm-Reihe (mit dem Mr. Fantastic Schauspieler aus den beiden ersten Fantastic Four Filmen in der Titelrolle), die mit diversen Abweichungen die Bücher 1 bis 3 zum Inhalt hat (wenn ich mich nicht irre) und auch recht beliebt ist. Zumindest nach chronologischer Reihenfolge. Um letztere soll es hier nicht gehen, wobei ich die vielleicht auch noch irgendwann gucke, weil ich grade angefixt bin.
    Hornblower ist im Prinzip wie ein Piratenfilm ohne Piraten. Erinnert an "Master & Commander", nur mit einem viel sympathischeren Protagonisten (gespielt von Gregory Peck) und epischeren Seeschlachten Die Handlung wirkt etwas episodisch, womit ich aber kein Problem habe. Anfangs hat Horatio eine geheime Mission in Mittelamerika, soll die Rebellion gegen die Spanier unterstützen. Für einen irren Diktator kapert er ein riesiges Schiff und übergibt es ihm, nur um wenig später zu erfahren, dass Spanien und England Frieden geschlossen haben und nun Verbündete sind - also muss das kürzlich aus der Hand gegebene und überlegene Kriegsschiff nun gejagt und eigenhändig zerstört werden. Das ist eine sehr realistische Wendung, die nicht oft in Filmen auftaucht, so sehr wie wir an Hollywoods Handlungsstrukturen gewöhnt sind - es kam häufig vor, dass Kriegsparteien in Übersee /auf anderen Kontinenten noch kämpften (und dabei zig Leute gestorben sind und Ressourcen verbraucht wurden), nur weil sie die Nachrichten der Beschlüsse aus der Heimat nicht schnell genug erreichten. Bei der Gelegenheit wird auch gleich die hübsche Aristokratin Lady Barbara (Virginia Mayo) an Bord gebracht, die den sonst so gefassten Kapitän aus dem Konzept bringt und ihm den Kopf verdreht. Zurück in Europa geht es dann direkt gegen die französische Flotte, und Hornblower muss mit einiger Cleverness aus der Gefangenschaft fliehen.
    Die Geschichte kommt mehr wie ein Abschnitt im Leben des Helden rüber. Man bekommt ein Gefühl dafür, dass da schon vorher was gelaufen ist und anschließend noch einige Abenteuer zu bestehen wären. Ist jetzt kein Cliffhanger Ending oder so, den Schluss fand ich sehr befriedigend, was bei den Filmen aus dieser Zeit mit ihren häufig minimalistisch kurzen Enden nicht selbstverständlich ist. Aber trotzdem schade, dass sie daraus nicht schon hier eine Reihe aufgebaut haben, denn dafür wäre es perfekt geeignet gewesen. Auch jetzt noch würde ich für sowas sofort ins Kino rennen. Die Hauptperson ist dabei zwar erfahren und wird meist als toll und überlegen charakterisiert, aber auch als menschlich. Hat dadurch eine besondere Wirkung, wenn die Schale aus nautischem Rang-Gehabe aufbricht und ein paar Unsicherheiten zum Vorschein kommen. Wundert mich nicht, dass Horatio Hornblower für Gene Roddenberry eine starke Inspiration gewesen ist, insbesondere als er die Star Trek Charaktere Captain Krik und Jean Luc Picard schuf. Auch für Nicholas Meyer waren die Geschichten und der Seefahrt-Stil ein gestalterischer Wegweiser (der uns ein paar der besten Filme jener Franchise beschert hat). Sogar die ersten paar Noten der Titelfanfare klingen gleich xD
    Nee, ehrlich. War ich begeistert von. Und wie so oft eine Schande, dass der Film keine Restauration in HD erfahren hat und folglich nicht auf Blu-ray erhältlich ist :-/ Der deutsche Titel ist übrigens mal wieder bescheuert - in der Story ist Hornblower gar kein Admiral, und andere Charaktere, auf die das eventuell zutreffen würde, spielen darin keine wesentliche Rolle, sodass es sich wohl kaum auf diese bezieht.


    Hier noch der Original-Trailer:


  3. #63
    Ivanhoe - Der schwarze Ritter /Ivanhoe (1952)
    Not bad. Entsprechend der Epoche der Filmgeschichte natürlich mit knallbuntem Technicolor-Overkill, aber das trägt zum Charme bei. Titelheld Ivanhoe (Robert Taylor) entdeckt, dass König Löwenherz nach der Rückkehr von den Kreuzzügen in Österreich gefangengehalten wird, aber der fiese Prinz John (Guy Rolfe), der in England regiert, wo Normannen und Angelsachsen aufeinander losgehen, das Lösegeld nicht bezahlen will. Mit Hilfe von einem gewissen Locksley (-_^) und einem einflussreichen, alten Juden namens Isaac samt hübscher Tochter Rebecca (Elizabeth Taylor) mit Begabung zur Heilerin will Ivanhoe die Kohle auftreiben, auch indem er an einem Turnier teilnimmt, und nebenbei noch ein paar Normannen platt macht. Dabei gibt es eine gewisse Konkurrenz zwischen Rebecca und Lady Rowena (Joan Fontaine), welche bei Ivanhoes Vater untergekommen ist, um die Gunst des Protagonisten. Die Love-Triangle bleibt oberflächlich genug, um nicht zu nerven (nicht dass so ein Konzept immer schlimm wäre, aber das kann sehr leicht daneben gehen). Der Leibeigene und anschließend Knappe Wamba, der hauptsächlich als Comic-Relief dient, hat mich da schon eher gestört. Andererseits tat er mir leid, als er plötzlich und nebensächlich gegrillt und gekillt wurde.
    Etwas zu viel war mir, dass es in der ersten Hälfte das Turnier gibt, und am Ende nochmal die Entscheidung am selben Ort mittels sehr ähnlich gestaltetem Zweikampf zu Pferde stattfindet. Hätte es wesentlich cooler gefunden, wenn sie den Schlusskampf einfach per Schwert und an einem anderen Ort ausgetragen hätten, egal wie sehr das von der Romanvorlage abgewichen wäre, aber man kann halt nicht alles haben. Zu dick aufgetragen erschien mir auch das Religionsgelaber über Christen und Juden, woran ständig erinnert wurde. Hat mir vom Abenteuerspaß abgelenkt, und nur recht wenig zur Handlung beigetragen. Außerdem war die Darstellung des Protagonisten meist etwas zu überlegen, stoisch und ernst, da wären ein paar lässigere Szenen gut gekommen, um ihn sympathischer zu machen. Aber dieses Eingenommen-sein vom Ehrgefühl gehört vermutlich zu dieser Art von Geschichte dazu. Richtig gefallen hat mir die Belagerung und Stürmung der Burg und die Gestaltung des Turniers. Trotz vieler Macken und ohne optimal gealtert zu sein, durchaus noch ein sympathischer Ritterfilm.


    Prinz Eisenherz /Prince Valiant (1954)
    Schwierig. Der Film hat keinen tollen Ruf aber trotzdem einige hartgesottene Fans. Beides kann ich irgendwie nachvollziehen, aber unterm Strich überwiegen für mich die negativen Punkte. Als da wären... Schwache schauspielerische Leistungen an jeder Ecke. Die Frisur von Hauptdarsteller Robert Wagner ist nur schwierig zu ertragen. Seriously. Die Handlung ist simpel und vorhersehbar, manchmal gar peinlich. Von Anfang an weiß man wer der schwarze Ritter ist, die Verdächtigung wird sogar lange vor der Enthüllung explizit erwähnt aber als Unsinn abgetan, und trotzdem will einem der Film das als Überraschung verkaufen, wenn später die Maske fällt (untermalt mit dem entsprechenden "Drama-Soundeffekt", das wirkte echt übertrieben klischeehaft und unfreiwillig komisch).
    Gibt noch viel mehr Stolperfallen darin. Die beiden weiblichen Figuren Prinzessin Aleta und Ilene waren übelst eindimensionale Pappkameraden. Das alleine wäre für den Jahrgang 1954 ja noch vertretbar gewesen, aber die dazugehörige Liebesgeschichte war nichtmal nachvollziehbar. Woher kamen da die einseitigen Gefühle? Von der fehlenden On-screen-Chemie ganz zu schweigen. Weil der Hauptcharakter eine Situation falsch deutet, versucht er Aleta, die eigentlich auf ihn steht, mit Sir Gawain zu verkuppeln. Der verliebt sich in sie, obwohl Ilene was von ihm will. Anstatt die Sache einfach mit zwei Sätzen aufzuklären, wozu es mehrmals genug Gelegenheit gab, droht den halben Film über die verhasste Liar-Reveal-Plotdevice. Irgendwann war man seelisch drauf vorbereitet, aber stattdessen wird das in die letzten 30 Filmsekunden gequetscht nach dem Motto "Och, das haben wir in deiner Abwesenheit schon untereinander geklärt. Alles easy in Wohlgefallen aufgelöst." Lazy Script.
    Der Fokus hat mir gefehlt, denn einerseits geht es um die Wikinger und Eisenherz' Familienehre, andererseits möchte er am Hof von König Arthur ein Ritter werden. Diese beiden Aspekte greifen aber nicht gut ineinander! Die Sache mit den Wikingern hielt ich längst für ein Stück unbedeutende Hintergrundexposition und für begraben, dabei kommt das im letzten Drittel nochmal wieder und alles dreht sich 25 Minuten oder so nur noch um den Angriff auf bzw. Befreiung aus der Wikingerfestung. Das ist quasi die große Szene des Films mit Action, Stunts und Feuer usw., und trotzdem fühlte es sich für mich an wie eine Art Sidequest. Zu dem Zeitpunkt wirkte Camelot schon lange wie die Haupthandlung, weshalb ich lieber wissen wollte, wie es dort weitergeht. Der Ortswechsel lenkte thematisch stark davon ab. Hätte man vorher mehr Wert auf den Wikingerkram gelegt, hätten sie das ausgleichen können, doch da waren die ersten paar Minuten des Films einfach nicht genug.
    Dann wäre da der Protagonist selbst, der bei der Action zwar halbwegs agil und aktiv bleibt, aber ungeheuerlich steif im Umgang mit anderen Figuren rüberkommt. Fast als hätte er irgendwie etwas von seiner sozialen Entwicklung versäumt :-/ Oh, und wo ich vorhin von den Wikingern schrieb: Die hatten keine gehörnten Helme, das ist ein Mythos und eine Erfindung aus alten Opern etc. >_> Ich meine, sicher, König Arthus ist selbst nur eine Sage mit keinem oder nur minimalstem historischen Hintergrund, von daher bin ich normalerweise dazu geneigt, über sowas hinwegzusehen, da es mehr Fantasy als Historienepos ist. Prinz Eisenherz basiert auf einem Comicstrip! Und dennoch frage ich mich - muss man damit so sehr übertreiben und diese Aspekte noch besonders betonen, indem jedem Wikinger ein Helm mit Riesenhörnern gegeben wird? Meh. In dem Film stecken bestimmt genug Ungenauigkeiten, um den Kopf eines jeden Geschichtslehrers zum Explodieren zu bringen ^^
    Ein paar gute Dinge retten den Film vor dem totalen Absturz. Ein Highlight war der finale Kampf zwischen Valiant und dem entlarvten Bösewicht im Saal der Tafelrunde. Ging zwar nur fünf Minuten aber hat gerockt, da spürte man die Energie dahinter. Die Sets und Landschaften gehen klar, wirkten schön kräftig und zum Teil märchenhaft mystisch. Mochte besonders die eher seltenen Szenen in der grünen Natur. Die Musik war angemessen pompös. Und so sehr der lange Abschnitt mit der Wikingerburg ablenken mag, auch das hat Spaß gemacht. Generell kommt im Film ein bisschen was von dieser angenehmen Swashbuckling-Atmosphäre rüber, nach der ich ständig suche. Guten Gewissens weiterempfehlen kann ich Prinz Eisenherz aber leider nicht.

  4. #64
    Ach, ganz vergessen und schon vor ner Woche oder so geguckt:

    Vom Winde verweht /Gone with the Wind (1939)
    Soo, noch eine Bildungslücke geschlossen. Interessant und monumental, aber in manchen Bereichen nicht gut gealtert. Mit knapp vier Stunden außerdem ganz schön langatmig. Gibt genug Filme, die ähnlich umfassende Zeiträume und Entwicklungen abdecken und trotzdem weit unter dieser Zeit bleiben (der thematisch ähnliche Cold Mountain braucht auch nur zweieinhalb). Scarlett war echt mal eine manipulative, egozentrische, opportunistische und kaltherzige Bitch ^^ Dachte sie würde sich nach dem Krieg ändern, was ich als Entwicklung der Persönlichkeit toll gefunden hätte, aber tat sie nicht wirklich. Der Rhett Butler war meistens auch nicht so viel besser, die haben einander echt verdient. Von Romantik war entgegen meiner Erwartungen durchgängig nicht viel zu merken.
    Hier liegt auch irgendwo das Problem, das ich mit dem Film habe: So sehr ich die schauspielerischen Leistungen auch anerkenne, brauche ich einfach Figuren, mit denen ich was anfangen kann. Sie müssen nicht super sympathisch und faszinierend sein, gerade die menschlichen Fehler haben immer eine besondere Anziehungskraft. Aber wenn ich alle Hauptcharaktere so unausstehlich finde, dass mich ihr Schicksal nicht mehr kümmert, bewirkt die Geschichte in mir praktisch keine emotionale Resonanz mehr. Von mir aus hätte Scarlett zur Hölle fahren können :P Auch schon nach ein oder zwei Stunden, aber damit schlägt man sich noch um einiges länger herum. Die Nebenfiguren waren da schon besser, aber werden vergleichsweise zu wenig beleuchtet, um die Handlung zu tragen - es dreht sich vordergründig wirklich alles um die Protagonistin.
    Die Darstellung der Sklaven ist heute natürlich sehr cringeworthy. Kann nachvollziehen, warum manch einer damit Probleme hatte und hat. Der Umgang mit ihnen wirkt verharmlosend, und die Bediensteten selbst werden total einfältig rübergebracht. Was mir an dem ganzen Film im Grunde am besten gefallen hat, war der Bürgerkrieg. Wie die Leute im Süden damit umgingen, wie die enthusiastische Stimmung umschwenkt, und dann die Wirren in der Stadt und auf den Straßen, als die Yankees kommen. Danach die Rückkehr ins halb verfallene Anwesen bzw. Elternhaus und der langsame und schwierige Wiederaufbau, auch im übertragenen Sinne. Da gab es einige geradezu apokalyptische Szenen mit beeindruckenden Matte Paintings!
    Und ich liebe es, wie man an sowas die voranschreitende Zeit bemerkt, sodass sich der Film am Ende tatsächlich sehr "groß" anfühlt. Zuerst wird die Familie intakt und oben auf gezeigt, dann der tiefe Fall in den Kriegswirren mit Armut und Elend, und anschließend der problematische Wiederaufstieg mit heftigem internen Drama und einigen tragischen Toden. Hätte mir trotzdem gewünscht, dass der Mittelteil im und kurz nach dem Krieg nicht so schnell abgehandelt worden wäre, da mich der mit Abstand am meisten gekümmert hat. Die Einstellung mit den Verletzten im Depot bei der Schlacht um Atlanta hat mich besonders begeistert und ist mir als Ausschnitt noch von damals in guter Erinnerung geblieben. Wie die Kamera dort herauszoomt und das ganze Ausmaß des Schreckens enthüllt - wohlgemerkt alles ohne Hilfe von CGI. Eine solche Mühe würde sich doch heute leider niemand mehr machen!
    Handelt sich nach wie vor inflationsbereinigt um den erfolgreichsten Film aller Zeiten. Ich verstehe die Faszination, auch wenn der nicht so ganz mein Ding war und ich ihn bestimmt nicht noch einmal sehen möchte, schon aufgrund der vielen melodramatischen Elemente und des Kitsch-Faktors. Für den Umfang der monströsen Produktion kann man nur Komplimente übrig haben, und der Klassiker-Status ist wohlverdient, doch Bezeichnungen von einem angeblich "besten Film aller Zeiten" würde ich mich nie und nimmer anschließen.



    Geändert von Enkidu (13.05.2016 um 11:52 Uhr)

  5. #65
    In letzter Zeit viel Akira Kurosawa abgecheckt und weitere Bildungslücken geschlossen. Demnächst werd ich mir vielleicht noch Die verborgene Festung, Yojimbo und Sanjuro geben.


    Rashômon (1950)
    Gilt als mega einflussreicher Klassiker, dem sogar nachgesagt wird, dass er hauptsächlich für die Etablierung der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" bei den Oscars gesorgt hat. Es geht um einen Mordfall im feudalen Japan und die voneinander abweichenden Zeugenaussagen zum Tathergang. Kann verstehn, warum der Film so einflussreich war. Zuvor kam es nur extrem selten vor und wurde quasi als Big No No betrachtet, dass die Kamera lügt. Die Kamera dürfe nur die Wahrheit wiedergeben, sonst würde der Zuschauer ja betrogen werden, so die Haltung damals. Das hat sich seit Rashomon geändert, der die Wahrnehmung von Individuen zum Thema hat und mit den unterschiedlichen Perspektiven spielt. Zahlreiche spätere Filme bauen auf ein ganz ähnliches Konzept auf.
    Dazu war die Gestaltung trotz Schwarzweiß-Optik wunderschön atmosphärisch und stylish. Der sturzbachartige Regen, während dem drei Fremde Zuflucht in der Ruine eines großen Tores suchen, wow. Und dann der Wald, in dem das Sonnenlicht durch die Baumwipfel scheint... Man merkt, dass da jemand am Werk war, der etwas von seinem Fach versteht. Besonders überzeugend fand ich die Darstellung von Toshirô Mifune als Bandit, die mich sehr an seine Rolle aus Die Sieben Samurai erinnerte.
    That being said, hat mich der Film, vielleicht aufgrund des Hypes, nicht so sehr begeistert wie ich gedacht hätte. Schon klar, dass die Message nur funktioniert, wenn das Ende "offen" bleibt in dem Sinne, dass niemand sagen kann, wer jetzt eigentlich Recht hatte und wie es sich wirklich abspielte. Der generelle Ablauf stimmt ja überein, aber viele wichtige Details unterscheiden sich. Man könnte hier sehr gut die Gründe analysieren, die jeder einzelne dazu gehabt hätte, entweder zu lügen, oder aber sich selbst was anderes einzureden /was anderes zu glauben. Trotzdem hat mir in der Geschichte irgendwie so ein Aha-Erlebnis gefehlt. Wie cool ich es gefunden hätte, wenn sich aus den vier Versionen irgendwie ein Schlüssel herauskristallisieren würde, der einen tieferen Einblick gewährt oder irgendeine wichtige Enthüllung preisgibt. Bleibt aber alles etwas trivial. Es sind einfach nur vier Versionen eines recht kurzen und unspektakulären Ereignisses. Der Clou besteht darin, dass es keinen Clou gibt. Das ist zwar lehrreich bezogen auf die menschliche Natur, aber als reine aber kluge Filmunterhaltung wäre imho einiges mehr drin gewesen.
    Auch die Aussage des Opfers selbst hat mich etwas gestört. Der Film bleibt weitgehend glaubwürdig und realistisch, aber den Ermordeten über ein Medium aus dem Reich der Toten sprechen zu lassen, brachte völlig unnötig ein Semi-Fantasyelement hinein, das diese Geschichte nicht gebraucht hätte. Ein skurriles Gimmick, das die Handlung für einen Moment interessanter macht, ja, aber irgendwie nicht in das Gesamtbild passen will und besagte Glaubwürdigkeit ein Stück weit untergräbt. Natürlich könnte man theoretisch argumentieren, dass sich das Medium das nur ausgedacht hätte, weshalb es nicht zwangsläufig ein übersinnlicher Aspekt sein muss, aber ich denke nicht dass das die Intention war, zumal dann fraglich wäre, wie sie an die übrigen Informationen vom Geschehen gekommen ist. Als würde im Tatort bei den Zeugenaussagen plötzlich eine unbeteiligte Wahrsagerin hinzugezogen werden :P Ich liebe den übernatürlichen Kram normalerweise, aber wenn sich ansonsten der ganze Film mit einem Kriminalfall beschäftigt, ist das schon ein seltsamer Abschnitt.
    Schlussendlich wieder so ein Film von historischer Bedeutung, bei dem ich froh bin, ihn mal gesehen zu haben, aber den ich vorläufig nicht für die Sammlung besorge. Definitiv sehenswert, wenn auch nicht perfekt. Und ich wünschte, mehr Streifen würden ein ähnliches Setting /Wetter wie die Rahmenhandlung hiervon nutzen. Diese ganze Situation in dem Regen an diesem verfallenen Ort, genial.


    Das Schloß im Spinnwebwald /Kumonosu-jô /Throne of Blood (1957)
    Kurosawa verfilmt Shakespeare, die Erste. Klasse Version der Tragödie Macbeth, die kurzerhand ins historische Japan verlegt wurde und den Aufstieg und tiefen Fall eines Kriegsherrn behandelt. Auch hier war das Setting für mich mit das Highlight. Dazu das creepy Orakel mit Spinnrad im Wald am Anfang und Ende. Mifune brilliert in der Hauptrolle. Zu Bedenken wäre, dass dieses Werk entsprechend der Vorlage bisweilen etwas theatralisch wirkt und daher manchmal nur langsam vorwärts kommt. Das Ende rockt, aber wer eine Abneigung gegen so klassisch-betagten Stoff hat, dem würde ich Das Schloß im Spinnwebwald mangels Spektakel nicht empfehlen.


    Ran (1985)
    Kurosawa verfilmt Shakespeare, die Zweite. Diesmal King Lear. Hat mich ehrlich gesagt trotz vieler bunter Farben nicht vom Hocker gehauen, hauptsächlich wegen ganz schlimmer Langatmigkeit. Ran geht fast ne Stunde länger als Throne of Blood, insgesamt 162 Minuten, und das ist für jenes Stück in diesem Medium imho zu viel. Alleine die erste Szene (!) dauert schon satte 24 Minuten, in denen im wesentlichen nur der alte Vater, seine Söhne und ein paar Vasallen nach der Jagd beisammen sitzen und diskutieren. Wäre ohne Informationsverlust auch in maximal der Hälfte der Zeit machbar gewesen. Das mag noch so bedeutsam für das spätere Geschehen sein, es ist einfach visuell langweilig anzuschauen und zieht sich wie Kaugummi. Da konnten auch ein paar der wenigen schicken Kampfszenen hinterher nicht für entschädigen, der Film ist ne Stunde zu lang. Auch für die Charaktere konnte ich mich nicht so recht erwärmen. Das mag teilweise an der Vorlage liegen, aber spätestens ab der Stelle, als der senile alte Sack seinen Verstand verliert, war er nur noch nervig. Hinzu kommt, dass das gesamte Teil bis auf wenige Ausnahmen auf Close-Ups verzichtet und fast komplett aus Long- und Medium-Shots besteht, was die Abwechslung weiter reduziert und für einen recht homogenen Eindruck sorgt. Kommt daher stellenweise tatsächlich wie eine Art Theaterstück rüber, aber hätt ich so echt nicht gebraucht. Das Spinnwebwaldschloss ist selbst mit seiner alten Schwarzweiß-Optik noch haushoch überlegen.


    Vier Fäuste für ein Halleluja /Continuavano a chiamarlo Trinità (1971)
    Ursprünglich hatte ich vor, erst den ersten Teil zu gucken (Die rechte und die linke Hand des Teufels, 1970), aber da das Sequel neulich wieder im Free-TV lief, hab ich diesem den Vorzug gegeben. Hmjanö. War ganz unterhaltsam, und der Humor ergibt sich aus dem übertriebenen oder untypischen Verhalten der beiden Protagonisten und der sympathisch-augenzwinkernden deutschen Synchronisation, aber niemals aus der Handlung selbst. Zwei Brüder, gespielt von Bud Spencer und Terence Hill, werden von ihrem Vater angewiesen, echte Ganoven bzw. Pferdediebe zu werden. Darin sind die beiden nur mäßig erfolgreich und tun im Wilden Westen teils unfreiwillig eher was Gutes (wie etwa, nach einem Raubüberfall auf einen Planwagen den "Opfern" auch noch Geld zu geben, anstatt ihnen welches abzunehmen ^^) und kommen hinterher einem fiesen Waffenhändlerring auf die Schliche.
    Das Kartenspiel war ne schöne Szene (Mischen wie Trinità müsste man können xD Und der Bitch-Slap-Waffen-Zieh-Trick am Ende ist legendär!) aber unterm Strich bleibt die Story leider ziemlich generisch und unfokussiert, sodass manche Stellen gemessen am Inhalt zu lange gehen (besonders am Anfang). Oh, und beim Soundtrack hab ich einen Morricone vermisst, so jemand hätte den Film noch gehörig aufwerten können. Kann man sich geben, und im Laufe der Sichtung stieg mein Interesse leicht und ich musste diverse Male schmunzeln, aber ist dennoch eher etwas, bei dem man am Sonntagnachmittag beim Durchzappen im TV hängenbleibt, als etwas, das man als Event mit zum DVD-Abend bringt.

  6. #66
    Die verborgene Festung /Kakushi-toride no san-akunin (1958)
    Zwei verpeilte, gierige Diebe, die verkleidete aber stolze Prinzessin einer eroberten Provinz, sowie ihr kluger und stoischer General versuchen mit einem Goldschatz zusammen feindliches Gebiet zu durchqueren, die Verfolger dicht auf den Fersen. Was soll ich sagen, der Film war alles, was ich mir davon erhofft hatte, und mehr. Ähnlich genial wie Die Sieben Samurai, aber auf eine völlig andere Weise. Ein Abenteuer, in dem auch der Humor durch die beiden Tölpel nicht zu kurz kommt, und trotz einigem Drama bzw. ernsten und spannenden Momenten wohl das unbeschwerteste Werk Kurosawas. Besonders faszinierend erscheint mir, wie unheimlich modern dieser betagte Film von 1958 wirkt. Er ist nichtmal in Farbe aber erzählerisch und von der Bildgestaltung her hätte das ebensogut heutzutage aus Hollywood kommen können. Kein Wunder, dass Die verborgene Festung eine wesentliche Inspiration für George Lucas bei der Erschaffung von Star Wars gewesen ist. Besonders die Charaktere C3PO und R2-D2, deren Perspektive auf die Handlung und ihre Streitereien haben wir diesem japanischen Klassiker zu verdanken!
    Wieder ist Toshirô Mifune mit von der Partie, diesmal in einer ungewohnt zurückhaltenderen aber sehr angenehmen Rolle als legendärer General Rokurota Makabe. Ist immer ein amüsantes Bild für die Götter, wenn er ernst dreinblickend, regungslos im Schneidersitz und mit verschränkten Armen mit den neben ihm unbeherrscht zankenden Tahei und Matashichi kontrastiert wird ^^ Die anderen Hauptdarsteller machen ihre Sache ebenfalls super. Prinzessin Yuki des Akazuki Clans hätte ich mir in manchen Momenten ein bisschen sensibler und nicht ständig so laut und herrisch gewünscht, obwohl in der Geschichte natürlich klar ist, dass sie vieles davon nur vorschiebt. Die Handlungsorte machen auch eine Menge her und sind sehr abwechslungsreich. Die verborgene Festung selbst, versteckt in einer Senke zwischen kargen Hügeln mit rutschigen Abhängen voller Geröll und inklusive Geheimgang, die malerische Quelle, der Grenzübergang, später das Feuer Festival, nächtliche Rast im Schein des Vollmonds, das sind schon alles malerisch in Szene gesetzte Umgebungen. Ein bisschen Action gab es auch, obgleich dieser Aspekt hierbei nicht im Vordergrund steht. Insbesondere das Lanzenduell und die vorherige Verfolgung haben gerockt.
    Ah, dieses seltene, wohlige Gefühl, mal wieder einen richtig guten Film gesehen zu haben. Im Ernst, dringende Empfehlung, es lohnt sich! Und wie gewohnt gibt es keine Blu-ray in Schland, ist auch anderswo kaum zu bekommen >_> Es existiert ein japanisches Remake von 2008, hab aber keine Ahnung ob das irgendwas taugt.







    The Force Awakens Trailer Mash-up :3



    Hier ein kurzes Video zu den erwähnten Star Wars Zusammenhängen.

  7. #67
    Sanjuro (1962)
    Naja, ganz nett. Wird bestimmt nicht zu meinen Kurosawa Favoriten zählen. Betrachtet man mehr oder weniger als Sequel zu Yojimbo, aber abgesehen vom Hauptcharakter haben die Filme nichts gemein, sodass man sie auch getrennt voneinander bzw. diesen hier zuerst gucken kann. Handlung ist schnell erzählt: Neun junge Samurai, die gegen Korruption vorgehen wollten, werden von einem fiesen Vorsteher verraten, der nun ihren zu Unrecht beschuldigten Meister gefangen hält. Ein zynischer, mächtiger aber unfeiner Samurai hilft ihnen bei der Befreiung.
    Der Hauptcharakter Sanjuro wird, wer hätte es gedacht, von Mifune gespielt. Schade fand ich, wie wenig die neun unerfahrenen Samurai ausgearbeitet wurden, und wie wenig die sich voneinander unterscheiden. Nur einer hat eine etwas größere Bedeutung. Meist treten sie bloß als ein Menschenknubbel auf, der wie in einem Schwarm gleichzeitig dasselbe tut und exakt die gleichen Ziele verfolgt. Da frag ich mich doch, warum überhaupt neun, wenn die Geschichte sowieso nichts mit ihnen anstellt? Zwei oder drei hätten auch gereicht und trotzdem hätte sich nichts an der Story geändert. Außerdem war die Tante imho nervig.
    Begeistert war ich auch deshalb nicht, weil sich dieser Film im Vergleich zu einigen der zuvor behandelten unheimlich klein anfühlt, manchmal fast wie ein Theater-Kammerspiel. Alles spielt sich in und um die Anwesen der Samurai-Clans ab. Das ist zwar an sich ein cooles Setting, besonders der kleine Bach, auf dem die Kamelienblüten als Signal losgeschickt werden, war eine tolle Idee. Aber wenn der ganze Film dort stattfindet, langweilt mich das schnell. "Die verborgene Festung" war ein episches Abenteuer, keine Szene glich der anderen, ständig durfte man was Neues bestaunen. Für Die Sieben Samurai (trotz Schwerpunkt mit dem Dorf) oder weitestgehend Das Schloss im Spinnwebwald gilt ähnliches, und für Ran sowieso, auch wenn mir der aus anderen Gründen nicht so sehr gefallen hat. Dagegen wirkt Sanjuro wie ein belangloser Nachbarschaftsstreit :-/
    Sicher muss nicht immer alles groß und bombastisch-pompös sein, solange in anderen Bereichen genug geboten wird. Aber das seh ich hier einfach nicht. Humor? Ein paar kleine Schmunzler vielleicht. Drama? Der Einsatz ist zu keiner Zeit hoch, zumal Sanjuro eh die einzige Figur ist, die interessiert. Mit Action wurde ebenfalls gegeizt. Kann mir nicht so ganz erklären, woher die überwältigend positive Reputation des Films kommt. Konnte man sich angucken und war bestimmt nicht schlecht, aber mein Ding war es nicht.

  8. #68
    Schlachthof 5 /Slaughterhouse-Five (1972)
    Verfilmung von Kurt Vonneguts Sci-Fi-Buch über einen Mann, der erzählt, wie er "unstuck in time" und von Aliens entführt wurde. Einen großen Teil der Handlung verbringt der Protagonist als Kriegsgefangener in Deutschland während der Kriegsjahre und erlebt die Bombardierung Dresdens mit. Der andere große Teil der Handlung findet in den USA statt, wie er eine Familie gründet etc. Und dann gibt es noch ein ganz kleines bisschen fantastischeres Zeug von vierdimensionalen Wesen, die außerhalb der Zeit bzw. in jedem Moment gleichzeitig leben, was aber fast nur am Ende eine Rolle spielt. Der Clou daran sollte sein, dass das dem Zustand der Hauptfigur entsprechend nicht in chronologischer Reihenfolge stattfindet, sondern wir ständig wechselnde Szenen aus verschiedenen Punkten seines Lebens sehen. Die Übergänge waren ganz cool geschnitten, manchmal gehen die Zeitebenen beinahe flüssig ineinander über oder die Lage zu beiden Zeitpunkten ähnelt sich ein Stück weit. Diese Art des nonlinearen Storytellings mag ich normalerweise, aber hier war es anfangs verwirrend und es dauerte eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat.
    Tatsächlich mochte ich den Film aber nicht sonderlich gerne, aus mehreren Gründen. Von der Optik und Ausstattung verkörpert er ziemlich exakt das, was ich an den 70ern als typisch empfinde und nicht leiden konnte. Weiß nicht wie ichs vernünftig erklären soll, aber ein Film, der Zeit und Zeitlosigkeit zum Thema hat, von dem würd ich mir wünschen, dass er auch zeitloser rüberkommt. Wenn ich überhaupt gar nichts über Slaughterhouse Five gewusst hätte, hätte ich trotzdem mit einiger Sicherheit behaupten können, dass es ein Werk der 70er ist. Das trifft auf andere Filme gewiss nicht immer zu.
    Ein Problem hatte ich mit dem Protagonisten Billy Pilgrim. Er kommt total passiv-lethargisch rüber, ohne Leidenschaft, ohne starke Emotionen, bisweilen fast wie ein Roboter. Hab gelesen, dass das auch in der Literaturvorlage mehr oder weniger der Fall war, also Absicht gewesen ist. Wird in einem Film imho aber zum Problem, denn wenn die zentrale Figur, um die sich hier echt alles dreht, so lustlos wirkt, dann überträgt sich das automatisch auf die gesamte Geschichte, der es gleichsam an Emotionen und Leidenschaft fehlt, woraus zumindest für mich einiges an Langeweile resultierte (obwohl die Laufzeit nur etwas über 100 Minuten beträgt!).
    Wäre was anderes gewesen, wenn Billy ein interessantes und abwechslungsreiches Leben gehabt hätte, oder wenn er die verschiedenen Zeitebenen hätte nutzen müssen, um irgendwas zu erreichen, um etwas zu schaffen. Am Anfang, wo er auf der Schreibmaschine tippt, dass er durch die Zeit fällt, dachte ich, darauf würde es hinaus laufen, aber dem war nicht so und das ist auch gar nicht der Punkt, den die Story machen will. Es geht darum, dass alle Augenblicke schon vorbestimmt sind und man eh nichts ändern kann, bis hin zum Ende des Universums, also sollte man sich stärker auf die guten Momente konzentrieren. Eine mögliche philosophische Richtung und legitime Message, i'll give it that. Aber als Handlung für einen Film eignet sich das deutlich weniger gut im Vergleich zu einem Buch. Erst recht weil wir in dem Medium mit den bewegten Bildern so sehr einen bestimmten Ablauf gewohnt sind, der hier nicht richtig greift. Zwar wird versucht, ein paar Aspekte einem Höhepunkt zuzuführen, aber das gelingt nur mäßig, weil dem ruhigen Helden wie gesagt eh alles halbwegs egal zu sein scheint.
    Ebensowenig erscheint es mir hilfreich, dass er einerseits in Dresden zu jener Zeit war, was mal eine spannende Verbindung von Ort und Zeit ist, die man noch nicht so oft in Filmen gesehen hat, aber sein späteres Leben zurück in den USA andererseits total lahm und belanglos ist, mitsamt einer nervigen Frau fast so wirkt wie eine schlechte Soap. Dadurch war ich jedes Mal genervt, wenn wieder ein Wechsel weg von Deutschland und hin zur kitschigen Gegenwart /Zukunft passierte. Zumal er sich für den Zuschauer durch das Wissen, dass er später auch noch da ist, niemals in Lebensgefahr befindet.
    Habe mehrfach gelesen, dass es sich um eine Komödie handeln soll, neben den Genres Drama und Sci-Fi, und das würde ich so nicht ohne Einwände unterschreiben. Das ist wirklich kein Film, der einen zum Lachen bringt oder bringen soll. Es gibt ein paar ziemlich schwarzhumorige und seltsam bizarr skurrile Entwicklungen, das schon. Aber weder ist es lustig (schon gar nicht wenn so ernste Ereignisse angesprochen werden wie die zivilen Opfer der Vernichtung Dresdens), noch gibt es viel Sci-Fi im engeren Sinne, noch war die Geschichte sehr dramatisch. Ein tragikomisches Drama ist es noch am ehesten, aber irgendwie hat mir da von allem etwas gefehlt. Sehr schwierig, Slaughterhouse Five in irgendeine Kategorie einzuordnen. Somit kann ich den trotz unkonventionellem Konzept auch niemandem ernsthaft weiterempfehlen.

  9. #69
    Yojimbo - Der Leibwächter /Yôjinbô (1961)
    War besser als Sanjuro. Das Dumme ist nur, Für eine Handvoll Dollar ist einer meiner absoluten Lieblingswestern, und wenn man jenes modernere und imho irgendwie bessere Remake kennt, dann bietet das japanische Original wirklich nicht mehr viel Neues. Es ist praktisch der gleiche Film, mit nur kosmetischen, durch das Setting bedingten Unterschieden. Anders als bei Die sieben Samurai /Die glorreichen Sieben, wo mir die Urfassung viel mehr zusagte als die spätere Western-Version, ist es diesmal genau andersherum. Soll aber nicht heißen, dass Yojinbo kein guter Film wäre. Der einzelgängerische Samurai, der zwei verfeindete Clans in einer Stadt gegeneinander ausspielt, das war schon direkt das Material für einen instant Klassiker und man sieht auch warum. Anders als in Sanjuro, wo die Hauptfigur bloß von den aufrichtigen Nachwuchs-Samurai gegen die korrupten Schurken angeheuert wird, gibt es hier eine Konfliktpartei mehr, was die ganze Geschichte ein bisschen interessanter macht. Was ich oft bezüglich Zusammenhängen zwischen den beiden Filmen las, kann so aber zeitlich eigentlich kaum hinkommen. Da dürften schon viele Jahrzehnte zwischen beiden Handlungen liegen, und wenn überhaupt, wäre Sanjuro keine Fortsetzung sondern ein Prequel, das lange vor Yojinbo spielt (letzterer soll laut Einblendung am Anfang in den 1860ern stattfinden; einer der Bösewichte benutzt einen Revolver). Dass der jeweils von Mifune verkörperte Protagonist so heißt, scheint mir von daher bloß Zufall oder Anspielung zu sein.
    Ein Punkt, der mir bei beiden Werken negativ aufgefallen ist: Die Schwertkämpfe und damit verbunden die nicht vorhandenen Effekte. Brauche ja keinen übertriebenen Blood & Gore Faktor, aber man sollte imho schon merken und sehen und spüren können, dass da jemand richtig mit dem Katana zersäbelt wurde. Hier ein bisschen was zu zeigen, das wäre auch 1961 und trotz schwarz/weiß absolut möglich gewesen. So wie es ist, kommt mir das leider höchst unglaubwürdig vor, als kämpfe Sanjuro nicht mit einem echten Schwert, sondern mit einem Holzstock, und wenn er jemanden damit trifft, geht derjenige sofort zu Boden, obwohl er äußerlich vollkommen unversehrt ist *schulterzuck* Auch entsprechende Soundeffekte hätte man in dem Zusammenhang besser nutzen können.


    ...
    Liest hier eigentlich jemand mit ^^ ? Interessieren solche Eindrücke überhaupt? Ich mein ja nur, das war jetzt ein Pentadecuple-Post (glaube ich) Hat keiner schonmal einen der behandelten alten Schinken gesehen? Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, nur her damit.

  10. #70
    Ich lese durchaus mit. Allerdings habe ich nichts zu sagen, weil ich mir solche alten Schinken selber nicht ansehe .

  11. #71
    In letzter Zeit geguckt:


    Die Feuerzangenbowle (1944)
    Kultiger deutscher Klassiker mit Heinz Rühmann, den ich zuvor nur noch aus verschwommen-bruchstückhaften Erinnerungen kannte. Ein anerkannter Autor durchlebt nach einer Schnapsidee mit Kollegen nochmal seine Schulzeit. Die Maskerade geht mit allerlei Schabernack einher. Film an sich nur eine angenehm-sympathische, unbeschwerte Komödie mit ein paar melancholischen Untertönen, zu der jeder einen Bezug hat, der selbst mal Schüler war. Das Erscheinungsjahr macht es aber umso bemerkenswerter. Bei einigen Szenen ist es mir echt ein Rätsel, wie der Film durch die staatliche Zensur gekommen ist. Macht übrigens besonders Bock in richtig großen Gruppen und den üblichen Mitmach-Spielchen, die sich dazu (ähnlich wie bei der Rocky Horror Picture Show) inzwischen etabliert haben, wie ich jetzt aus Erfahrung sagen kann. Quasi interaktives Kino ^^


    Kampf der Welten /The War of the Worlds (1953)
    Naja. Besser als das Remake von 2005 mit Tom Cruise und Dakota Fanning, das muss man dem Film auf jeden Fall lassen. Für die 50er sicher erstaunlich und neu, aber rückblickend betrachtet wäre da echt viel mehr drin gewesen. Die Laufzeit beträgt nur gut 80 Minuten. Die Story bleibt leider unheimlich dünn und strukturlos, hatte für meinen Geschmack zu viel von einem typischen Katastrophenfilm. Entsprechend sind auch die Charaktere kaum mehr als eindimensionale Pappkameraden. Habe was das alles angeht beileibe keine Wunder erwartet, doch ein bisschen mehr bestaunenswerte Sci-Fi und eine Handlung, die über Invasionschaos hinausgeht, hätte mich gefreut. Weniger Stock-Footage wäre auch nett gewesen, aber damit muss man bei dem Jahrgang ja leider rechnen. Immerhin gut hingekriegt haben sie die schnelle Eskalation und die Atmosphäre der Ohnmacht und Verzweiflung gegenüber einem scheinbar unaufhaltsamen, übermächtigen Feind. Das Highlight war die Szene im verlassenen Haus, wo sich der Protagonist und seine Love Interest vor der Marsianer-Sonde verstecken müssen. Da kam etwas Spannung auf, vor allem als man einen der Aliens endlich mal kurz sehen durfte. Schade dass sie davon nicht mehr eingebaut haben. Kenne das Buch von Wells nicht, von mir aus hätten sie sich gerne ein Stück weit davon entfernen können, um die Geschichte besser zu würzen. Sehenswert schon aus Genre-historischen Gründen, aber imho kein Meisterwerk.


    Mord im Orient-Express /Murder on the Orient Express (1974)
    Hat mir um ehrlich zu sein nicht sonderlich zugesagt. Hatte mir irgendwie was ganz anderes darunter vorgestellt. Krimi-Mystery im Zug, schon klar. Aber dachte da wäre mehr Exotik, Aufwand und vielleicht auch etwas Spannung dabei. Kamera und Szenenbild empfand ich leider als uninspiriert, trist und lahm, gerade für 1974. Wäre aber alles zu verzeihen gewesen, wenn die Geschichte und das Rätsel gestimmt hätten, doch das war für mich der größte Knackpunkt. Normalerweise ratet man ja mit, wer der Schuldige sein könnte. Dass es einfach ALLE waren, erschien mir als Lösung irgendwie zu billig und einfach. Kam mir da etwas verarscht vor. Vielleicht funktioniert das besser, wenn man von vornherein mit dem Namen von Detektiv Hercule Poirot etwas anfangen kann, da das für ihn ja so ein spezieller Fall war. Und sicher, wie sich da immer mehr Zusammenhänge auftun war schon gut ausgedacht. Wie die Charaktere am Ende mit der Situation verbleiben, hat mich aber unheimlich gestört und den Film total runtergezogen: Mord ist Mord, selbst wenn es einen schlimmen Verbrecher trifft. Gerade von Poirot hätte ich erwartet, dass er für Gesetz und Wahrheit einsteht und wer immer schuldig sein mag zur Rechenschaft zieht. Stattdessen: Schwamm drunter. WTF? Mit der Integrität der Hauptfigur kann es so weit ja nicht her sein.


    Steamboat Bill, Jr. (1928)
    Der verweichlichte Sohn eines mürrischen Flussschiff-Kapitäns soll in die Fußstapfen seines Vaters treten. Ausgerechnet die Tochter des großspurigen Konkurrenten ist seine Angebetete, der er gerne mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen würde. Harmloser Stummfilm-Spaß mit Buster Keaton und diversen heiteren Slapstick-Einlagen. Hatte das große Vergnügen, den Film mit Live-Orchestermusikuntermalung /Big Band und Gesang zu erleben. Dass mir das gefallen hat, obwohl ich normalerweise weder mit Slapstick-lastigen Komödien, noch mit Jazz etwas anfangen kann, spricht für sich.

  12. #72
    Frankenstein und Frankensteins Braut habe ich beide ja schon auf Seite 1 dieses Threads besprochen und kann ich nur nochmal jedem wärmstens ans Herz legen. Filmgeschichte pur mit den ganzen unendlich oft kopierten, kultigen Szenen, das sollte eigentlich jeder Fan von Sci-Fi, Fantasy oder Horror mal gesehen haben. Da ich in letzter Zeit aber noch ein paar weitere Universal Monster Filme begutachten konnte und auch in Zukunft noch einige vor mir habe, gibt es einiges nachzuholen.

    Generell gilt für die Reihe, dass sie trotz des Alters imho sehr zugänglich ist. Die Filme gehen so gut wie nie länger als 80 Minuten, die meisten sogar nur gut ne Stunde, weil die Kinobetreiber damals so viele Vorstellungen am Tag wie möglich unterbringen wollten. Das heißt, in der Zeit, in der man sich einen der heutigen Streifen reinzieht, könnte man auch gleich zwei oder sogar drei Grusel-/Monsterfilmklassiker abchecken und entsprechende cineastische Bildungslücken schließen. Ich hoffe mit ein paar der nachfolgenden Beispiele zu zeigen, dass das ganz und gar nicht langweilig ist, sondern überaus unterhaltsam sein kann ^^

    Theoretisch startete die Reihe schon mit Stummfilmen in den 20ern, aber so richtig rund ging es erst mit den viel bekannteren und populäreren Tonfilm-Sachen ab den 30er Jahren, auf die ich mich hier konzentriere und von denen noch heute viele recht beliebt sind. Gab auch eine Handvoll Crossover, die das Ganze mehr oder weniger lose zu einer Franchise verwebten, die Universal ja aktuell und in den kommenden Jahren nach mehreren gescheiterten Versuchen wiederbeleben möchte. Mit Alex Kurtzman als Schirmherr haben sie sich dafür meiner Meinung nach nur leider wieder genau den falschen ausgesucht, zumal der schon das selbe Vorhaben mit The Amazing Spider-Man vergeigt hat. Aber ich schweife ab...



    Dracula (1931)
    Von Dracula (englische Fassung), den ich vor ca. zwei Jahren zum ersten Mal sah, war ich sehr enttäuscht, was mich ziemlich überrascht hat. Von so einem ruhmreichen Klassiker, mit Bela Lugosi in der unsterblichen Hauptrolle, hab ich mehr erwartet. Handwerklich bzw. filmisch fühlte sich das viel zu sehr nach Theaterstück an, die Einstellungen komplett statisch, die Szenen zu langgezogen. Die meiste Zeit sitzen die Charaktere bloß zusammen und unterhalten sich ruhig. Nur wenig Spannung oder Dramatik, und natürlich erst recht keine Action. Um ehrlich zu sein, ich hab mich gelangweilt. Die spanische Variante soll im Großen und Ganzen der gleiche Film mit anderen Schauspielern sein - die selben Sets wurden verwendet sofort nachdem die englischsprachige Crew sie benutzt hat; Schnitt, Kamera und Pacing sind angeblich etwas besser, der Dracula-Darsteller kommt dafür aber nicht ansatzweise an Lugosi heran. Hab mal kurz reingeschaut aber war es mir nicht wert, den quasi komplett nochmal zu gucken. 5/10 Punkte von mir. Schade.


    Der Unsichtbare /The Invisible Man (1933)
    Hat mir gut gefallen. Wusste vorher gar nicht, was ich davon zu erwarten hatte. Geschichte basiert auf einem Roman von H. G. Wells - ein Wissenschaftler findet eine Möglichkeit, unsichtbar zu werden, aber kann sich nicht mehr in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen und wird allmählich verrückt und mordlustig, sodass er von Polizei und Bevölkerung gejagt wird. Der Absturz in den Wahnsinn wurde nett dargestellt, am Anfang hat man noch gewisse Sympathien für die Titelfigur, die eigentlich nur wieder normal werden möchte, aber das ändert sich mit der Zeit. Außerdem für 1933 sehr gute Tricktechnik! Einzig die grell kreischende Gastwirtin war ultra-nervig (gespielt von Una O'Connor, die schon in Frankensteins Braut eine ähnlich ätzende Rolle hatte), aber da sie nicht soo viel Screentime einnimmt, kann man leicht darüber hinwegsehen. 7/10


    Der Wolfsmensch /The Wolf Man (1941)
    Ein pragmatischer Mann kehrt aus den USA in seine Heimat zurück, wo er von einer seltsamen Kreatur attackiert und mit einer Art furchtbaren Krankheit infiziert wird, während er versucht, eine junge aber bereits verlobte Frau zu umwerben. Sein aufgeklärter Verstand sagt ihm, dass Werwölfe nicht existieren, aber wie sonst sind die schrecklichen Vorfälle zu erklären, in denen er der Täter zu sein scheint? Hach, wunderbarer Film. Ähnlich wie bei Frankenstein lohnt sich das alleine schon um zu erfahren, wo viele spätere Horror-Klischees eigentlich herkommen (obwohl das nicht der erste große Mainstream-Film mit diesem Thema war, diese Ehre geht wohl an "Werewolf of London", den Universal bereits 1935 drehte, aber der deu~tlich schwächer sein soll). Fahrende Zigeuner, nebelige Wälder, perfekt. Dazu ein tragischer Protagonist, in den man sich hineinversetzen und mit dem man mitfiebern kann. Bela Lugosi hat eine kleine Nebenrolle als erster Überträger. Neben den ersten beiden Teilen der Frankenstein-Reihe finde ich The Wolf Man bis jetzt mit am besten was die Universal Monster angeht. 8/10


    Die Mumie /The Mummy (1932)
    Hmmm. Nicht schlecht, aber andererseits auch nicht das, was ich mir davon erhofft hatte. Unachtsame Archäologen wecken in Ägypten versehentlich eine uralte Mumie, welche einige Zeit später hinter einem Mädel her ist. Weil ...Reinkarnation und so Zeug. Der Film wird oft für seine traumartige, hypnotische Atmosphäre gelobt, und die kann ich dem Werk nicht absprechen. Aber wer Abenteuer und Spannung sucht, der ist hier leider falsch. Was das angeht spricht es schon für sich, dass Boris Karloff als Mumie fast die gesamte Zeit über unerkannt in menschlicher Gestalt rumrennt und somit nicht allzu viel Monster-Feeling oder Exotik reinbringen darf. Der Film ist langsam und wenig aufregend. Dafür ist Zita Johann als Helen Grosvenor /Ankh-es-en-amon aber verdammt hübsch anzuschauen -_^ Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt. Als Übung in Stimmung funktioniert Die Mumie fabelhaft, aber das sollte imho nicht alles sein. 6/10


    The Mummy's Hand (1940)
    Besser! Der zweite Teil der Reihe, wobei es sich nicht um ein richtiges Sequel handelt. Zwar wird kurz etwas Stock Footage aus dem Vorgänger verwendet, aber inhaltlich hängen die beiden Filme eigentlich nicht zusammen - im Gegensatz zu den nächsten paar Fortsetzungen, die an The Mummy's Hand anschließen. Das Verrückte ist, dieser Film hat ein viel geringeres Ansehen als der obenstehende. Die Mumie hat bei IMDb derzeit eine Userwertung von 7,2 und The Mummy's Hand nur 6,1. Meiner Ansicht nach sollte es geradezu andersherum sein ^^ Der Grund ist simpel: Diesmal hab ich alles bekommen, was ich mir für einen Film mit jener Prämisse in jenem Setting gewünscht hatte. Oder um es anders auszudrücken: Hierbei spürt man deutlich, dass es sich um einen Ahnen des späteren Stephen Sommers Remakes von 1999 mit Brendan Fraser und Rachel Weisz handelt. Es gibt eine "richtige" Mumie (hier taucht auch zum ersten Mal in der Filmgeschichte das später so typische "Schlurfen" des bandagierten Monsters auf *g*), toll umgesetzt mit unheimlich-schwarzen Augen, und generell einfach viel mehr Abenteuerlust. Eine Expedition von ein paar mittellosen Archäologen-Glücksrittern, einer wehrhaften Lady und ihrem Showmagier-Vater ins Unbekannte, zur unberührten Grabstätte einer Prinzessin, während ein Geheimkult die Beteiligten auf Schritt und Tritt überwacht und das Vorhaben zum Scheitern bringen will. Das Erforschen unheimlicher Ruinen in der Wüste, versteckte Gänge, ein magisches Gebräu uvm., und das alles in nur 67 Minuten o_O
    Wallace Ford als etwas pseudo-cooler Comic-Relief-Sidekick Babe Jenson kann ab und zu etwas störend rüberkommen, aber nie so sehr, dass man hofft, er wird das nächste Opfer. Es tut dem Film sogar richtig gut, dass jetzt ab und zu ein kleinwenig Humor rüberkommt. Naja, und der Anfang braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen. Ernsthaft, mehr Negatives fällt mir hierzu nicht ein. Mag sein, die Ausstattung und Kameraarbeit reicht nicht ganz an den Vorgänger heran, der sich stellenweise ein wenig kunstvoller und wertiger anfühlt. Aber das hier ist um ein Vielfaches unterhaltsamer, spannender und interessanter! The Mummy's Hand verdient mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Eine Schande, dass der im Gegensatz zu den vier oben beschriebenen nicht auf Blu-ray verfügbar ist. Es gab offiziell sogar nie eine Veröffentlichung in Deutschland! Ähm, ich meine, schon klar, zeitnah war das kurz nach 1940 ausgeschlossen, aber dass in den 75 Jahren danach nie jemand auf die Idee gekommen ist, wundert mich schon. 7/10


    ------------------------

    So viel erstmal von den Monstern. Hier noch ein paar andere alte Schinken von leider eher zweifelhafter Qualität:


    Invasion of the Saucer Men (1957)
    Lame. Hatte das Bild der Aliens hier draus immer wieder in irgendwelchen B-Movie-Zusammenhängen aufgeschnappt und wollte endlich mal erfahren, worum es sich dabei eigentlich handelte. Dass ich kein Meisterwerk zu sehen bekäme war mir schon klar, aber die Außerirdischen, die ihre Opfer mit Injektionsfingernägeln stark alkoholisieren können (ja, richtig, WTF?) sind hier überhaupt nur gefühlte drei Minuten zu sehen, die meiste Zeit über langweilt die sich selbst nicht wirklich ernst nehmende Handlung mit von Erwachsenen missverstandenen Teenagern. Als Komödie nicht lustig, als Sci-Fi zu einfallslos. Plot holes und nervige Hauptfiguren. 3/10


    Die Stadt unter dem Meer /The City Under the Sea /War-Gods of the Deep (1965)
    So viel verschenktes Potential. Der Film startet ganz beschaulich und verspricht eines dieser angenehm altbackenen Sonntag-Nachmittag-aufm-Sofa-mit-der-Family Abenteuer zu werden, aber säuft dann schnurstracks ab. Als Problem sehe ich bereits, dass das unterirdische Reich hier kaum mehr als drei verschiedene Räume umfasst und deshalb einfach unschön anzuschauen ist. Wäre was ganz anderes gewesen, wenn man diesbezüglich wenigstens visuell etwas geboten bekommen hätte. Hinzu kommen grenzdebile Charaktere (besonders facepalm-würdig war Harold, der ständig ein Huhn mit sich herumschleppt, was wohl mal als liebenswerte Marotte gedacht war *rolleyes*), Dialoge die zu nichts führen in unnötig langen Szenen, und vor allem ein grausig-schlechtes Finale, in dem die Helden eine Viertelstunde lang (oder so) über den Meeresboden entkommen müssen, was allerdings dermaßen wirr gefilmt ist, dass man absolut nichts erkennen kann und spätestens da die Lust verliert. Bei alledem werden eigentlich ziemlich spannende Elemente einer Hintergrundgeschichte angeteasert, die aber überhaupt nicht näher gezeigt oder erläutert, sondern nur am Rande erwähnt werden. Diesen Schund konnte nichtmal der legendäre Vincent Price retten, hier zu sehen als größenwahnsinniger Herrscher und Captain Nemo für Arme. 3/10


    Insel am Ende der Welt /The Island at the Top of the World (1974)
    Disney-Realfilm-Abenteuer über einen Mann, der mit Hilfe eines französischen Luftschiffkapitäns und eines Wissenschaftlers eine Expedition in die Arktis unternimmt, um dort nach seinem verschollenen Sohn zu suchen. Angeblich gibt es dort einen Ort, an den die Wale zum Sterben kommen. Unterwegs nehmen sie einen ortskundigen Eskimo-Mann mit. Sie finden ein isoliertes grünes Tal, in dem noch immer eine Zivilisation von Wikingern lebt, und müssen alsbald mit dem Sohn und seiner Verlobten vor der meuchelwütigen Meute fliehen. Ewiges Eis, ausbrechende Vulkane mit Lavamassen, Killerwale, ein Luftschiff, Wikinger... Klingt alles toll, war aber nur mittelmäßig in der Umsetzung. Der Film hat zu viele Längen und macht zu wenig aus seinem interessanten Konzept. Für Fans von Jules Verne vielleicht trotzdem einen Blick wert. Einer dieser Fälle, wo ich mit dem Film zwar nicht so wirklich zufrieden war, aber mir vorstelle, dass ein modernes Remake der Hammer sein könnte. 5/10


    Habt ihr irgendeinen dieser Filme schonmal gesehen?

  13. #73
    Phantom der Oper /Phantom of the Opera (1943)
    Mit Ton und in Farbe, Remake des unten aufgeführten Stummfilms und meine erste Erfahrung mit der bekannten Geschichte. Hm, ging so. Wie in so ziemlich allen frühen Farbfilmen haben die Macher ein bisschen zu dick aufgetragen, sodass der Film recht knallig und stellenweise visuell kitschig rüberkommt. Auch unter Berücksichtigung des Opern-Settings mit den ganzen Kostümen usw. hätte das nicht sein müssen. Daran solls aber nicht scheitern. Was mich viel mehr gestört hat war die Struktur der Handlung bzw., wie ich inzwischen erfahren habe, die recht freien Veränderungen gegenüber der Literaturvorlage. Der Film ist mehr eine Origin-Story und macht aus der Titelfigur einen tragischen und missverstandenen Mann, der erst im Laufe der Story zum Phantom wird - und zwar leider erst verdammt spät. Bis es so weit ist und zwischendurch gibts dafür immer wieder Szenen mit Musik-Gedöns, die narrativ nicht viel beitragen. Das, was ich eigentlich am interessantesten gefunden hätte und was ich so von dem, was ich wusste, immer zum "Phantom der Oper" im Hinterkopf hatte, nämlich das Hinabsteigen in die Katakomben mit der entführten Sängerin sowie die Demaskierung, wird hier in den letzten zehn Minuten ganz fix abgehandelt. Viel länger beschäftigt sich diese Version von 1943 mit den beiden Kerlen, die besagte Sängerin umwerben, wozu auch einiges an völlig deplaziertem Humor gehört. Kein schlechter Film, aber irgendwie zu wenig Fokus, zu langsam und oberflächlich, kurz: Durchschnitt. 6/10


    Das Phantom der Oper /The Phantom of the Opera (1925)
    Oha! Tausendmal besser. Das hier ist der Stummfilm von 1925, einer der ersten Verfilmungen des Stoffes (gab auch noch eine deutsche unautorisierte von 1916, die aber leider verschollen und wahrscheinlich unwiederbringlich verloren ist), und gilt bis heute weitgehend als beste Version - wie ich nun feststellen konnte völlig zu Recht! Hier lebt der verrückte, entstellte Musiker, großartig gespielt von Lon Chaney mit schauerlichem Make-up, bereits von Anfang an unter dem Opernhaus, sucht die dort Arbeitenden heim und versucht der jungen Christine Daae zu einem Auftritt zu verhelfen. Als seine Drohungen gegen das Haus in den Wind geschlagen werden, inszeniert er einen Unfall und nimmt die Primadonna mit in sein Reich (und das nicht erst zum Finale). Entgegen seiner Warnungen demaskiert die neugierige Christine ihn - eine der ganz großen Momente der Filmgeschichte. Das "lebende Skelett" lässt sie ziehen, aber verbietet ihr, ihren Geliebten wiederzusehen. Sie macht es während einem Maskenball trotzdem (Technicolor-Sequenz!), das Phantom hört unbemerkt zu und ist verdammt angepisst xD Die Dinge nehmen ihren Lauf...
    Habe den übrigens mit einem erstklassigen neuen (?) Orchester-Score geschaut, wunderbar synchronisiert mit einigen Gesangseinlagen. Ansonsten sind die Szenen wie damals üblich verschiedentlich eingefärbt, je nach Stimmung und Ort. Generell werden heutzutage Stummfilme angesichts moderner Sehgewohnheiten schnell mal ermüdend. Nicht so hier! Habe mich die ganze Zeit bestens unterhalten gefühlt und wollte wissen, wie es weitergeht. Das Set-Design war faszinierend, vor allem das Versteck des Phantoms mit seinen Fallen und Vorrichtungen usw. Rundum gelungener und sehr sehenswerter Gothic-Streifen. Gibt eine tolle Blu-ray-Veröffentlichung vom British Film Institute. Wegen abgelaufenem Copyright kann man den natürlich auch auf YouTube schauen, dort ist die Bildqualität aber meistens im Keller. Auch gibt es einige Versionsunterschiede zu beachten: 1929 gab es eine Neuauflage, für die afair über ein Drittel des Films neu gedreht und einige Abschnitte verändert wurden. 8/10


    Spuk im Schloss /The Cat and the Canary (1927)
    Wo wir grade bei Stummfilmen sind: The Cat and the Canary ist quasi der Prototyp des Haunted House /Testamensverlesungs Genres, wenn man so will ^^ Zwanzig Jahre nach seinem Tod kommt die größtenteils geldgierige Verwandtschaft eines reichen Mannes des Nachts zu seinem Anwesen. Sonst ist nur der Notar und eine creepy ernste Dienstmagd dort. Diejenige, die das Erbe bekommen soll, erhält es aber nur, wenn ein später eintreffender Doktor sie für geistig gesund befindet. Andernfalls bekommt derjenige, dessen Name in einem zuvor mysteriöserweise bereits geöffneten und vom Notar getragenen Schreiben festgehalten ist, das Vermögen. Dann taucht auch noch ein Wächter auf, der meint, ein durchgeknallter und gefährlicher Typ, der sich für eine wilde Katze hält, würde dort irgendwo sein Unwesen treiben. Tja, und plötzlich wird der Notar tot aufgefunden und der Brief mit dem Namen ist weg.
    Hier ist echt alles drin, was man aus dieser Art von Geschichte kennt. Versteckte Türen, atmosphärische Stimmung in einem alten Gemäuer, skurrile Gestalten. Sicher, die Figuren sind alle Stock Characters ganz nach den inzwischen allseits bekannten Klischees, aber das muss nix Schlechtes sein. Auch handelt es sich hier weniger um einen Horrorfilm im engeren Sinne, vielmehr weist er zahlreiche amüsante Stellen auf. Ein bisschen wie bei Scooby Doo, nur mit mehr Niveau. Klasse auch, wie mit verschiedenen Filmtechniken gearbeitet wurde. Die Schrift der Texteinblendungen verändert sich je nach Lage, es gibt Überblendungen oder Einstellungen, in denen man die innere Mechanik einer Uhr bzw. einer versteckten Tür sehen kann und Ähnliches. Ein bisschen schade fand ich nur, dass die Auflösung des ganzen Rätsels dann doch nicht so clever war, wie ich gehofft hatte. Vielleicht denk ich bei solchen Filmen einfach zu viel nach. Hätte es besser gefunden, wenn man den oder die Täter von Anfang an dabei gehabt hätte - schließlich grübelt man automatisch, wer dahintersteckt. Wenn es dann doch nur jemand ist, den man davor nie gesehen hat, ist die Wirkung und der Aha-Moment nur halb so groß. Nichtsdestotrotz eine angenehme Erfahrung. Leider gibt es von dem Film keine angemessen restaurierte HD-Version. Wäre eigentlich mal an der Zeit. 7/10


    The Mummy's Tomb (1942)
    Zurück zu den Talkies der 40er. Der dritte Teil der Mumien-Reihe, und es geht steil bergab. Übrigens wieder nie in Deutschland veröffentlicht worden, aber diesmal find ichs nicht schade drum. Erstmal: Der Film geht nur 60 Minuten. Das wäre so weit ja in Ordnung, aber dann werden am Anfang 12 Minuten mit einer langweiligen Zusammenfassung des Vorgängers The Mummy's Hand verplempert! Das heißt, effektiv hat dieser Spielfilm eine Laufzeit von gerade mal einer Dreiviertelstunde >_> Dass da nicht viel Charakterentwicklung passiert, versteht sich fast von selbst. Dann ist aber die Handlung nur ein lahmer Aufguss mit abgespecktem Setting. In Kurzform: Die Mumie hat überlebt, der Kult schickt 30 Jahre später einen neuen Hohepriester in die USA, um mit dem von ihm kontrollierten Monster die Überlebenden der damaligen Expedition und deren Nachkommen zu töten. Die weibliche Hauptfigur aus dem vorherigen Film ist zwischenzeitlich schon gestorben. Und das war's im Wesentlichen. Die Mumie bringt die Protagonisten aus The Mummy's Hand und noch dazu einige Unbeteiligte um die Ecke. Einigermaßen lächerlich, wie es keiner schafft, vor dem langsam schlurfenden Einbandagierten zu fliehen. 4/10


    The Mummy's Ghost (1944)
    Dito zu oben. Ebenfalls nur eine Stunde, diesmal aber wenigstens ohne ausufernden Flashback. Der neue ägyptische Obermacker-Priester des Geheimkultes reist nach Amerika, um die Monster-Mumie und den Körper der Prinzessin zurück in die Heimat zu bringen. Leute sterben. Zwischendurch hat man versucht, hier noch in Anspielung auf den allerersten Mumienfilm etwas mit Reinkarnation einzubauen, denn anscheinend ist die Prinzessin bereits wiedergeboren worden. Blöderweise führt dieser Handlungsstrang aber nicht weit und wird äußerst unbefriedigend aufgelöst, sodass man sich fragt, was das alles eigentlich sollte oder welche Regeln dem zugrunde liegen. Schauspielerisch ist die Qualität auch längst eingebrochen.
    Darüber hinaus frage ich mich, warum so viele Filmreihen diesen Unsinn mit dem Setting machen. Ernsthaft! Ist das nur eine Frage des Budgets oder was? Wer kommt bitte auf die bescheuerte Idee, dass es faszinierender sein könnte, die langweiligen Alltags-Umgebungen einer random Stadt als Handlungsort zu nehmen, wenn man zuvor etwas weit Entferntes mit Abenteuer und Exotik hatte? So etwas begegnet einem in Genre-Fortsetzungen immer wieder, und ich hasse es. Scheint bei Creature from the Black Lagoon ja genauso gelaufen zu sein. Manchmal ist es sogar in einem einzigen Film so, siehe zum Beispiel King Kong. Wobei es dort wenigstens auch in der modernen Zivilisation noch spektakulär bleibt. Trotzdem würde mich der Teil der Geschichte auf einer Insel von Riesen-Urzeitwesen stets weit mehr kümmern als urbane Tristesse. Vielleicht glauben die Autoren, den Grusel effektiver zu machen, indem sie ihn quasi vor unsere Haustür verlegen. Mir bleibt da aber zu viel Atmosphäre und Glaubwürdigkeit auf der Strecke. Meine Suspension of Disbelief ist größer, wenn man mir etwas zeigt, wovon ich keine Ahnung habe. Eine Mumie in der Nachbarschaft hingegen wirkt abstrus deplatziert und nicht halb so aufregend wie das Erforschen alter Ruinen im Orient.
    Wenn man mit den übernatürlichen Elementen wenigstens richtig was anstellen und den Mythos in dem neuen Rahmen erweitern würde, aber nö. Wäre The Mummy's Tomb, wo der Schritt mit dem Ortswechsel thematisch noch ganz gut reingepasst hat (weil der "Fluch" die Forscher wenn auch mit massiver Verspätung bis nach Hause verfolgt), diesbezüglich die Ausnahme geblieben, würde ich mich darüber nicht so sehr beschweren. Aber da es auch in der letzten regulären Fortsetzung The Mummy's Curse so ist, sich also in drei Filmen alles nur noch in den USA abspielt, und die bekannten Elemente nur immer wieder durchgekaut werden, ohne was Neues von Interesse zu bieten, kann man einen klaren Niedergang konstatieren. Ein Armutszeugnis. 4/10


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    Das zu Universal und den Monstern für heute. Hatte eigentlich vor, zumindest die Reihen aller bekannten Kreaturen (Dracula, Frankensteins Monster, Mumie, Invisible Man, Wolfsmensch, Schrecken vom Amazonas) nach und nach durchzugehen, aber da die Qualität oft mit der Zahl der Sequels abzunehmen scheint und ich bei den letzten beiden Mumiengeschichten echt zu kämpfen hatte, weiß ich nicht mehr, ob ich das wirklich noch durchziehen sollte.



    The Return of the Vampire (1943)
    Nee. Columbia wollte gerne eine direkte Dracula-Fortsetzung draus machen, durfte aber nicht, also wurde der Charakter umbenannt. Die Story erscheint mir in Rückschau hirnrissig. Im Bombardement auf London während des Zweiten Weltkrieges treffen die Nazis einen Friedhof. Die dort arbeitenden Totengräber, die aufräumen sollen, beleben versehentlich den Vampir wieder, indem sie den Pfahl entfernen ...oder so ähnlich. Dass darin direkt auch noch der Werwolf eingebaut wurde, aber als untergebener Diener von Dracula des Vampirs (Armand Tesla alias Dr. Hugo Bruckner), wirkt total übertrieben und in der Kombination seltsam unpassend, da sich die Geschichte ansonsten selbst ziemlich ernst nimmt, aber diese Szenen zum Teil wie aus einem Comic-Strip entsprungen scheinen. Das Set des nebeligen Friedhofs ist atemberaubend stimmungsvoll, das muss ich ihnen lassen. Ansonsten erneut viel Blabla, wenig Substanz. Der Film wird von vielen scheinbar trotzdem respektiert, hauptsächlich weil Bela Lugosi wieder den Blutsauger spielt, aber das alleine kann eine so hohle und monotone Geschichte auch nicht retten. 4/10


    Stadt der Toten /The City of the Dead /Horror Hotel (1960)
    Gothic-Horror über eine Studentin, die auf den Tipp ihres Professors hin in einem kleinen, abgelegenen Ort Nachforschungen über Hexen anstellen möchte und es mit einem mörderischen Kult zu tun bekommt. Mit Christopher Lee in einer wichtigen Nebenrolle und einer unerwarteten Handlungsentwicklung in der Mitte des Films. Das Dorf namens Whitewood selbst hat ein geniales Design, selten so viel Nebel gesehen. Die Atmosphäre ist genuin creepy, wozu auch der Chor in einigen Szenen beiträgt. Unterm Strich nichts Weltbewegendes, aber für das was es sein will sehr gut gemacht und stellenweise spannend. Ihr könnt den Film legal unter anderem hier anschauen. 7/10


    Die rechte und die linke Hand des Teufels /Lo chiamavano Trinità... (1970)
    Ist schon eine Weile her, aber den konnte ich auch endlich mal nachholen. Kannte bisher nur die Fortsetzung Vier Fäuste für ein Halleluja. Der erste Teil hat mir nicht ganz so gefallen wie das Sequel, auch wenn er Spencer & Hill damals erst groß gemacht hat. Imho etwas weniger Biss, Witz und Charme, die Handlung zieht sich ohne wirklich erinnerungswürdige Momente ein wenig und hätte von einer 20 Minuten kürzeren Laufzeit profitiert. Ganz nett aber brauch ich nicht nochmal gucken. 6/10

  14. #74
    The Mummy's Curse (1944)



    Fünfter und letzter regulärer Teil der Universal-Reihe. Wieder mit einem Flashback trotz Gesamtlänge von nur genau einer Stunde, auch wenn es nicht ganz so heftig war wie in The Mummy's Tomb. Entgegen meiner Erwartungen und anders als offenbar die meisten empfand ich den Film als minimalen Fortschritt gegenüber den letzten beiden. Das liegt einerseits am Setting in den Sümpfen, und andererseits daran, dass Konzept und Handlungsstruktur, wenn auch nicht wirklich neu, ein bisschen Variation gegenüber den vorherigen Geschichten aufweist. Bei einem Bewässerungsprojekt nahe Louisiana wird die Mumie Kharis wieder ausgebuddelt, und mit ihr taucht wenig später die wiedergeborene Mumien-Prinzessin Ananka zurück in normal-menschlicher Gestalt aber ohne Gedächtnis auf. Die dort lebenden Leute und Arbeiter nehmen sie kurzzeitig auf, doch wo immer sie hinkommt, Kharis folgt, will sie sich schnappen und hinterlässt dabei diverse Leichen ^^ Der altbekannte Priesterkult ist auch wieder zurück, und ein paar andere Typen mischen mit, die der Sache auf den Grund gehen wollen.
    Nicht falsch verstehen: Gut war The Mummy's Curse sicher nicht. Auch waren einige Szenen viel zu dunkel, sodass man (erst recht in schwarz-weiß) kaum noch was erkennen konnte. Wenigstens die berühmte Auferstehung von Ananka, wie sie sich mit den Händen zuerst aus dem lockeren Erdreich schält, ist für damalige Verhältnisse ziemlich beeindruckend und stylish gemacht. Ach ja, fun fact: "Hand" spielte noch ungefähr zur Zeit seiner Entstehung, 1940. "Tomb" soll laut dem Film selbst 30 Jahre später stattfinden, "Ghost" ausgehend von den Angaben des Professors nur wenige Jahre danach. In "Curse" erfahren wir, dass seit den letzten Ereignissen weitere 25 Jahre vergangen sind, was bedeuten würde, dass dieser Film (von 1944) zwischen 1995 und ca. 1997 spielt So viel zum Thema Continuity. Wundert mich nur, dass die diesmal noch nicht mit Raumschiffen durch die Gegend geflogen sind. 5/10



    Abbott and Costello Meet the Mummy (1955)



    Harmloser, aber auch belangloser Klamauk mit dem Comedy-Duo. Trotzdem will es schon was heißen, wenn sogar der offizielle Slapstick-Spoof der Reihe unterhaltsamer ist als die letzten drei richtigen Teile zusammen. Die Ausstattung ist bedeutend besser, die Sets sind nicht nur schick sondern auch erstaunlich zahlreich und abwechslungsreich! Keine Ahnung ob es davor nur an den schwierigen Umständen des Krieges lag und man jetzt, ein Jahrzehnt später, wieder richtig Geld ausgeben konnte, oder ob sich das Studio einfach weiterentwickelt hat. In jedem Fall gab es hier große Fortschritte bei den Äußerlichkeiten, sodass ich es schade finde, dass wir aus der Zeit nicht noch einen storymäßig ernstzunehmenden Mumienfilm mit entsprechend höheren Production Values bekommen haben. In der Handlung wird natürlich keines der alten Klischees ausgelassen. Bin ich eigentlich der einzige, bei dem Lou Assoziationen zu Patton Oswalt weckt? Nur komisch, dass er andauernd in die Kamera guckt. 6/10



    Draculas Tochter /Dracula's Daughter (1936)



    Direkte Fortsetzung von Dracula, die quasi fünf Minuten nach dessen Ende beginnt ^^ Bis jetzt bin ich mit Dracula ja nicht so recht warm geworden, aber was soll ich sagen, die offizielle Fortsetzung ist imho nicht nur überall sträflich unterschätzt, sondern auch besser als das Original selbst! Das hat besonders mit der originellen Grundidee ohne Literaturvorlage bzw. mit der neuen Hauptfigur zu tun. Während andere Sequels nur versuchen, den Vorgänger zu kopieren, trauen sich die Drehbuchautoren hier, andere Wege einzuschlagen und damit den Zuschauer zu überraschen. Denn Draculas Tochter alias Countess Marya Zaleska, gespielt von Gloria Holden, ist zwar gefährlich, aber auch durcheinander. Sie hatte gehofft, mit dem Tod ihres Vaters und dem Verbrennen seiner Leiche vom Fluch befreit zu sein, sie sehnt sich nach einem normalen Leben, aber leider dürstet es sie weiter nach Blut! Erlösung erhofft sie sich von dem Psychiater Jeffrey Garth, der zentralen männlichen Rolle. Das alleine macht sie als Protagonistin schon viel interessanter, es gibt einen inneren Konflikt. Wird aber noch besser: Der Film weist an einigen Stellen einen deutlich lesbischen Subtext auf, was eines der frühesten Beispiele für so etwas in dem Medium sein dürfte (zumindest definitiv wenn es um die Kombination mit Vampiren geht). Wobei die Gräfin durchaus an beiden Geschlechtern interessiert ist. Generell geht von der Geschichte eine subtile Erotik aus, zu der Holden maßgeblich beiträgt.
    Draculas Tochter ist aber nicht der einzige spannende Charakter. Van Helsing ist auch wieder mit dabei, erneut gespielt von Edward van Sloan (der einzige, der noch aus dem ersten Teil geblieben ist). Der Vampir-Experte wird zu Beginn festgenommen, oben erwähnter Psychiater ist sein Freund und soll ihm aus der misslichen Lage helfen. Dann wäre da noch Sandor, der Diener der Gräfin. Der Hammer xD Sowas von trocken und negativ, stets mit versteinerter Miene, dass es schon wieder lustig ist. Die Sekretärin von Garth, die ständig streitlustig mit ihm flirtet und natürlich eifersüchtig auf seinen neuen aristokratischen Umgang ist, war darüber hinaus ganz süß.
    Perfekt ist der Film allerdings nicht. Noch immer ist der Handlungsverlauf eher gemächlich und psychologisch-dramatischer Natur, wenn auch wesentlich angenehmer als im beweihräucherten Vorgänger. Aber warum nicht zusätzlich dazu noch auf mehr Horror und Action setzen (wie etwa bei Frankenstein)? Für das Finale geht es von London zurück nach Transsylvanien ins Schloss, und was eine epische Auseinandersetzung vor genialer Kulisse hätte werden können, wird in nur wenigen Minuten relativ schmucklos abgehandelt. Was passiert, ist immer noch cool und sehenswert, aber dafür hätten sie mehr Zeit investieren sollen, nicht nur für die vorangegangene Entwicklung einer Charakterstudie. Dafür, dass die Story so viele faszinierende Dinge und Fragen anreißt, bleibt sie uns viele Antworten schuldig. Gerne hätte ich auch mehr über Sandor erfahren oder einfach nur mehr von seinen zynischen Kommentaren gehört *g* Der Film dauert bloß 71 Minuten, da hätten ein paar mehr nicht geschadet, um all das weiterzuentwickeln. Dracula's Daughter hat anders als der Streifen von 1931 etwas Humor, der zwar eine willkommene Abwechslung bietet, aber nicht immer zündet und sich auch ein wenig mit dem ernsteren Selbsthass beißt, den die Titelfigur durchmacht.
    Trotzdem war ich unterm Strich äußerst zufrieden und bin froh, den Film überhaupt doch noch geguckt zu haben. Hatte nicht erwartet, dass er mir gefallen würde. Weiß nicht, wie sehr die Zwangsthematik bei meinem Urteil mit hineinspielt, denn mit so einem Konzept kann ich was anfangen. Diesmal ist es erneut eine Schande, dass der Film nicht auf BD verfügbar ist. Hat die High Definition Behandlung meiner Auffassung nach weit mehr verdient als gewisse andere Werke. 7/10



    Der Glöckner von Notre Dame /The Hunchback of Notre Dame (1923)



    Stummfilm-Klassiker. Hmm. War davon jetzt nicht so begeistert wie beim Phantom der Oper. Einerseits wird man mit Charakteren überschüttet, die alle erstmal mühsam vorgestellt werden müssen, und dann fehlt es an Fokus in der Handlung weil so vielen davon einzelne Szenen gewidmet werden, anstatt das Ganze fließender zu gestalten und besser miteinander zu verbinden. Ich habe die Romanvorlage mal wieder nicht gelesen. Der Film hält sich offenbar wesentlich enger daran als beispielsweise der Disney-Animationsfilm, den hier mehr Leute kennen dürften. Aber ich sehe das als ein Beispiel dafür, dass es oft sinnvoll ist, bei der Übersetzung in ein anderes Medium bestimmte Dinge abzuändern oder zu vereinfachen. Gewundert hat mich vor allem, dass der von Lon Chaney in beachtlicher Aufmachung dargestellte Quasimodo verhältnismäßig wenig Screentime hat und über weite Teile der Geschichte kaum mal auftaucht. Viel mehr geht es um Esmeralda und ihr Schicksal. Der Film ist natürlich schon noch ne Glanzleistung, alleine bereits was die aufwändigen Kulissen und Kostüme angeht. Manche Szenen brennen sich auch irgendwie ins Gedächtnis ein, wie etwa der Glöckner am Pranger. Im Buch sterben sowohl Quasimodo als auch Esmeralda. In dieser Filmversion stirbt Quasimodo, aber Esmeralda überlebt und wird am Ende mit Phoebus wiedervereint. Gelungene Adaption aber gewiss nicht optimal gealtert und daher ggf. ein bisschen anstrengend. 6/10



    Der Glöckner von Notre Dame /The Hunchback of Notre Dame (1939)



    Gilt allgemein als die beste Verfilmung des Stoffes. Mit Dialogen, aber ohne Farbe :P Wurde zwar nicht von Universal sondern von RKO produziert, aber da es grade so gut reinpasst... Guter Film. Deutlich angenehmerer Umgang mit den Figuren bzw. durchdachter wirkendes Pacing als beim Obenstehenden, wenn man das denn überhaupt vergleichen kann. Charles Laughton, der hier souverän die Titelrolle übernimmt, kannte ich schon aus Meuterei auf der Bounty (1935er Version) und Unter schwarzer Flagge (1945) - komisch btw., hätte schwören können, die beiden Streifen hier irgendwo schonmal behandelt zu haben; muss dann wohl eher noch kurz vor der Threaderöffnung gewesen sein o_Ô Oh, und die immer willkommene Irin Maureen O'Hara, diesmal zu sehen als Esmeralda, ist natürlich auch stets ein Pluspunkt. Sie mag ich alleine schon, weil sie sich um so viel piratigen Kram wie Der Seeräuber (1942) oder Gegen alle Flaggen (1952) verdient gemacht hat.
    Die Geschichte dürfte im Wesentlichen bekannt sein. Gefreut hat mich, dass sie dem Charakter Phoebus in dieser Version weit weniger Platz eingeräumt haben. Die erste Hälfte hat mir allerdings besser gefallen als die zweite. Am Anfang war es noch richtig aufregend, als würde man eine andere Welt kennenlernen. Besonders die Szenen im Wunderhof mit Gringoire und Clopin wirkten mehr wie aus einem waschechten Abenteuerfilm entsprungen, was ich super fand. Im späteren Verlauf kann sich die Handlung ein kleinwenig ziehen und ein paar kleinere Handlungsschnipsel kamen unsinnig rüber oder hätten eleganter gelöst werden können. Macht aber nix. Übrigens: Ähnlich wie im Disneyfilm überleben hier beide Hauptfiguren. Stimmt zwar versöhnlicher, aber aus dramaturgischer Sicht eigentlich eine verpasste Chance. Gibt sogar eine deutsche Veröffentlichung auf BD, die ich mir demnächst wahrscheinlich irgendwann zulegen werde. 7/10



    Der Mann, der lacht /The Man Who Laughs (1928)



    Wow, saugut! Der vorerst letzte Stummfilm, den ich hier behandeln werde (zumindest steht diesbezüglich sonst erstmal nichts mehr auf meiner Liste), aber vielleicht mein neuer Liebling was diese frühe Phase angeht! Mit dem Phantom der Oper auf jeden Fall mindestens auf einer Stufe. Wobei "stumm" nicht ganz stimmt, viel mehr fällt das Werk in die Übergangszeit und verwendet das Movietone Sound System, sodass auch ein Lied mit Gesang sowie Soundeffekte neben dem normalen musikalischen Score dabei sind. The Man Who Laughs vereint praktisch das Beste vom deutschen Expressionismus - Paul Leni führte Regie - und Hollywood.
    Im England des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Weil ein Adeliger sich weigert, König James die Hand zu küssen, wird er brutal hingerichtet und sein Sohn Gwynplaine von einer sadistischen Zigeunerpiratenkinderhändlerbande entstellt (that's a thing, apparently). Chirurgisch wird dem Kind ein ewiges breites Lachen ins Gesicht geschnitten! Als Zehnjähriger bleibt er zurück als die Peiniger im bitterkalten Winter mit dem Schiff ablegen. Er rettet ein Baby aus den Armen einer erfrorenen Mutter am Wegesrand und die beiden werden von einem gutherzigen Schausteller namens Ursus aufgenommen, bilden eine Art sonderbare Familie. Jahre später ist das Baby zur schönen aber blinden und zerbrechlichen Dea herangewachsen (Mary Philbin, die in Phantom der Oper bereits die Rolle der Christine Daae übernahm). Gwynplaine und Dea sind ineinander verliebt und fahren mit Ursus übers Land, treten zusammen auf. Der junge Mann mit der grotesken Fratze wird gar zu einer kleinen Berühmtheit, aber hat Komplexe gegenüber Dea wegen seines Aussehens. Die junge und sensationsgeile Aristokratin Josiana, die inzwischen den Besitz von Gwynplaines Vater übernommen hat, interessiert sich für ihn und bekommt bald darauf die Nachricht zugespielt, dass der rechtmäßige Erbe noch lebt. Da die inzwischen regierende Queen Anne ihr wegen einer Lappalie noch eins auswischen möchte, will sie die beiden zur Heirat zwingen...
    Beschrieben wird der Film als "Romantic Melodrama", aber ich finde nicht, dass das The Man Who Laughs gerecht wird. Zwar gibt es darin auch so rührende Szenen wie diese, aber der Anfang war richtig düster-atmosphärisch in a gothic kind-of way (zieht euch zum Beispiel hiervon nur mal die ersten zwei Minuten rein!) und auch später gibt es diverse Stellen, die mehr was von einem skurrilen Horror-Swashbuckler haben. Sogar eine einzelne Einstellung mit Schwertkampf auf der Flucht, wünschte das hätten sie ausgebaut ^^ Generell ist die Grundidee aber echt abgefahren. Wann immer man das Gesicht sieht, und anhand der Situation erkennt, welche Emotionen eigentlich dahinterstehen, aber der Eindruck die ganze Zeit durch dieses Grinsen krass verzerrt wird, ist das schon einmalig und man weiß nicht ob man mitlachen oder mitweinen soll.
    Fun Fact: Gwynplaines Aussehen war die Hauptinspiration für Batmans Erzfeind, The Joker Food for Thought: Diese frühen Universal-Filme werden zwar oft zur Monsters-Metareihe gerechnet, aber genau genommen handelt es sich weder beim Glöckner, noch beim Phantom oder dem Lachenden Mann um übernatürliche Ungeheuer irgendeiner Art, sondern um tragische, entstellte Menschen. Hm. Außerdem wäre dieser Film perfekt geeignet für ein Remake von Tim Burton (dem Tim Burton, der es noch drauf hatte, meine ich)! Gab zwar ein französisch-tschechisches Remake von 2012, aber das taugt anscheinend nichts. Das Original gibts nicht auf BD :-/ 8/10


    Grundsätzlich hier ein Tipp, wenn ihr euch für ältere Filme interessiert: Im gemeinnützigen Projekt Internet Archive, erreichbar unter der Adresse https://archive.org/, sind diverse Klassiker hochgeladen, die man dort kostenlos anschauen kann, weil deren Copyright längst abgelaufen ist. Darunter auch viele, die ich hier schon beschrieben habe.

    Geändert von Enkidu (27.02.2017 um 07:17 Uhr)

  15. #75
    Werewolf of London (1935)



    Der Vollständigkeit halber doch noch den ersten großen Werwolf-Streifen der Filmgeschichte nachgeholt. Plot beginnt mit Botanikern in Tibet... okay, cool, damit hab ich nicht gerechnet. Ein paar Einstellungen sind fesch, aber der Film kommt an Chaneys Fassung wie erwartet nicht heran. So überhaupt gar nicht. Die Frauen sind ausnahmslos alle tierisch nervig oberflächlich, laut und aufdringlich darin, und die Dialoge generell zu zahlreich, lang und langweilig. Die erste Hälfte von Werewolf of London kommt rüber wie ein einziges, großes Gewächshaus-Gespräch mit britischem Akzent. Es geht mehr um Pflanzen als um Wölfe, wer hätte das gedacht >_>? Von London sieht man auch nicht viel, meist nur Innenräume der High Society. Zu allem Überfluss ist der Hauptdarsteller recht unsympathisch. Gerade das halte ich für ein Riesenproblem, weil dadurch der Kontrast zwischen dem Menschen und seinem unfreiwilligen Zustand als Monster flöten geht. Was kümmert es mich, was aus so einem wird? Was kümmert es mich, wen er umbringt, wenn es keine brauchbaren Nebencharaktere gibt? 4/10



    Son of Frankenstein (1939)



    Einer der Söhne Frankensteins kommt mit Frau und Kind nach Deutschland zum leerstehenden Anwesen seines Vaters; sehr zum Missfallen der Dorfbewohner, die die Vorgänge argwöhnisch verfolgen. Wie nicht anders zu erwarten war, findet er in den Ruinen des Labors das Monster, kann sich der Faszination nicht entziehen, experimentiert weiter und will es wieder aktivieren. Die Continuity zu den Vorgängern ist nicht immer hundert Prozent schlüssig, auch wenn es im Wesentlichen hinkommt. Überhaupt hängen wohl jeweils Teil 1 und 2 sowie Teil 3 und 4 enger zusammen bzw. folgen storymäßig direkt aufeinander.
    Neu ist diesmal zum Beispiel der Gehilfe Ygor, gespielt von Dracula-Darsteller Lugosi. Im ersten Frankenstein-Film hieß der Gehilfe noch Fritz. Soll daraus Ygor geworden sein oder ist es eine andere Figur? Unterschiede gibt es genug. Wenn er jedoch ein weiterer Gehilfe war, wann soll das gewesen sein? Kommt ein bisschen so rüber, als hätte es zwischen Bride und Son noch einen Film gegeben, den wir nie zu Gesicht bekommen haben. Manch einer scheint in Lugosis Ygor (der mal gehängt wurde aber überlebte) ein Highlight des Films zu sehen, aber ich werde mit dem einfach nicht warm - vor allem als zentraler Bösewicht stört er mich eher. Hinzu kommt noch das ultranervige Blag von Frankensteins Sohn. Stichwort kleine Kinder in Filmen die naturgemäß NULL schauspielern können. Darüber hinaus kam mir der Film hinsichtlich der Handlungsorte eingeschränkter vor als zuvor, fast alles spielt sich im Schloss und dem angrenzenden Labor ab Und das Ende war etwas abrupt.
    Gibt aber auch Gutes zu berichten. Für mich steckt die Stärke von Son of Frankenstein in der ebenfalls neuen Figur Inspector Krogh, ein preußisch anmutender Polizist, der bei den damaligen Auseinandersetzungen mit dem Monster einen Arm verloren hat und deshalb nicht General werden konnte. Daher hat er nun eine stylishe Prothese. Jedenfalls mit Abstand der interessanteste Charakter der Geschichte - überhaupt setzt sich ein Großteil des Films aus der Interaktion zwischen ihm und Baron Wolf von Frankenstein zusammen. Krogh ist ein Mittler, der für die Sicherheit der Familie vor der aufgebrachten Bevölkerung garantieren möchte, aber kritischer und herausfordernder wird, als sich die Hinweise häufen, dass das Monster entgegen Wolfs Behauptungen wieder sein Unwesen treiben könnte. Mit 99 Minuten handelt es sich um den längsten klassischen Frankenstein-Film, das hat sich zum Teil eben auch für die Charakterentwicklung gelohnt. Beeindruckend stellenweise auch die Sets: Das Anwesen selbst mit seinen schrägen Winkeln und Schatten weckt Erinnerungen an deutschen Expressionismus und mit dem verwüsteten Labor hatte man wirklich das Gefühl, eine aufgegebene Welt zu betreten, einen Geist der Vergangenheit.
    Unterm Strich war ich aber nicht begeistert. Der Film ist nicht schlecht, keine Frage, aber kann den beiden Vorgängern eindeutig nicht das Wasser reichen. Es ist eher ein Revival, aus dem man mehr hätte herausholen können. Wer in die Reihe nur mal reinschauen und das Beste mitkriegen möchte, der kann sich getrost auf die ersten zwei Filme beschränken. 6/10



    The Ghost of Frankenstein (1942)



    Naja, es geht weiter bergab. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich die Qualitätsdiskrepanz zu dem Obenstehenden eigentlich nicht soo gewaltig finde wie offenbar der IMDb-Durchschnitt. Habe ja schon angedeutet, dass ich Ygor als Charakter nicht leiden konnte. Der wirkt wie ein bärtiger, ungepflegter Hinterwäldler-Alm-Jodler, leicht minderbemittelt aber trotzdem selbstsicher (um nicht zu sagen überheblich) und im Innern böse und wahnsinnig. Wie er mit seiner seltsamen Flöte das Monster beeinflussen kann, kommt mir ein wenig lächerlich vor. Das Problem von Ghost of Frankenstein ist unter anderem, dass Ygor darin eine noch größere Rolle einnimmt. Das ist ein bisschen so, als würde man den nächsten Obdachlosen von der Straße als Grundlage für den Antagonisten in einem Sci-Fi-Abenteuer benutzen >_>'
    Nachdem die aufgebrachte Bevölkerung den Sitz der Frankensteins sprengt, macht sich Ygor mit dem Monster auf den Weg in eine andere Stadt, wo ein weiterer Sohn des ursprünglichen Dr. Frankenstein lebt. Diesen Ludwig von Frankenstein mochte ich eigentlich ganz gerne. Zwar lässt er sich von Ygor erpressen und begeht einige Dummheiten, aber möchte im Grunde die Familienehre reinwaschen und ist von den bisherigen Frankensteins, die wir gesehen haben, vermutlich noch der vernunftbegabteste (und älteste). Oh, und sein Labor mit Geheimräumen rockt. Nur schade, dass sich bis auf den Anfang und ein paar wenige Stadt-Szenen fast der gesamte Film in dem Gebäude abspielt. Gerade die Abwechslung trug damals maßgeblich dazu bei, dass mir die ersten beiden Teile der Reihe so gefallen haben. Wo sind die brennenden Windmühlen bloß hin ;_; ?
    Bei der Story merkt man deutlich, dass ihnen die Puste ausging. Diesmal geht es um Gehirn-Transplantationen xD Und der Geist vom Vater erscheint dann auch tatsächlich, um dem Titel des Films gerecht zu werden. Gut, das war nur eine Szene und man könnte argumentieren, dass sich Ludwig das nur eingebildet hat, aber meine Güte war das holprig umgesetzt. Auch bei den Schnitten und dem Pacing gibts Schwierigkeiten. Am Ende erfährt man nicht einmal, was aus bestimmten zentralen Figuren wie eben Ludwig überhaupt geworden ist. Überlebt, oder im Finale umgekommen? Egal! Als würde das keinen interessieren, nichtmal seine Tochter und ihren Macker, die fernab jeder Logik in der Schluss-Einstellung fröhlich in den Sonnenaufgang laufen, anstatt nach dem Vater zu sehen. WTF? Ghost of Frankenstein ist letztenendes immer noch unterhaltsamer als die miesesten Mumien-Fortsetzungen (siehe oben), und ich bin froh den wenigstens einmal gesehen zu haben, aber gut geht anders. Die meisten scheinen sich zu ärgern, dass diesmal nicht mehr Boris Karloff das Monster verkörperte, sondern Lon Chaney Jr., aber das ist ganz ehrlich das geringste Problem. 5/10



    Frankenstein Meets the Wolf Man (1943)



    Es handelt sich hier viel mehr um eine Wolf Man Fortsetzung als um einen Frankenstein-Film. Schade dass man für so einen Crossover nicht beide Seiten gleichwertig intensiv behandelt hat. Ein Dr. Frankenstein taucht überhaupt nicht mehr auf (der letzte ist am Ende von Ghost of Frankenstein anscheinend doch im Feuer umgekommen). Entweder bezieht sich der Titel auf die Baroness Elsa Frankenstein, oder der Film trägt zu dem berühmten Missverständnis bei, Frankenstein mit seiner Kreation zu verwechseln. Das Monster selbst, diesmal interessanterweise gespielt von Lugosi, hat insgesamt eine Screentime von gefühlt nur 5 Minuten und tritt zum ersten Mal erst ab der Mitte der 74 Minuten langen Geschichte in Erscheinung. Soll wohl mal mehr Szenen gegeben haben, auch solche, in denen das Monster spricht und dabei Zusammenhänge zu Ghost of Frankenstein erklärt, aber die wurden leider rausgeschnitten. Das heißt, es ist blind und stumm und Ygors Gehirn steckt immer noch drin. So entstand der bekannte, oft parodierte "Monster Walk", denn das sieht mit den ausgestreckten Armen einfach ulkig aus - vor allem wenn das Publikum keine Erläuterung bekommt, warum das eigentlich so ist.
    Wie gesagt geht es eigentlich um den Wolfsmenschen Larry Talbot, der ohne es zu wollen wiederbelebt wird und nun gerne endgültig sterben würde, was der Fluch verhindert. Dazu sucht er die alte Zigeunerin auf, die ihn auf Frankensteins Forschung verweist. Dr. Frankenstein ist tot, aber vielleicht kann dessen Tochter ihm bei der Suche nach den Aufzeichnungen helfen? Ein englischer Arzt mischt auch noch mit und verfolgt den unglückseligen Larry. Sie sollten sich beeilen, denn bald ist wieder Vollmond. Hmm. Bei vielen schneidet der Film gar nicht so übel ab, aber ich hatte ein wenig Mühe damit, obwohl ich Lon Chaney Jr. als Talbot-Werwolf vorher schon sympathisch fand.
    Der Knackpunkt ist wirklich die Story. Heutzutage würde man sagen: übelst undurchdachte Fanfiction. Während die Wolfsmensch-Seite der Handlung hinhaut, passt es bei Frankenstein nicht. Wie kam das Monster dorthin? Es soll beim Feuer im Sanatorium zerstört worden sein, aber jetzt ist es ganz woanders in Eis eingeschlossen? Im Keller eines Schlosses, das eher so dargestellt wird, als sei es jenes aus den ersten paar Teilen, obwohl das bereits komplett gesprengt wurde und es in einer anderen Stadt sein soll? Hä? Die Baroness wird jetzt von einer anderen Schauspielerin verkörpert, die sich auch ganz anders benimmt. Über ihren Vater reden sie so, als sei er der Original Frankenstein, schließlich werden die Aufzeichnungen ja betont, dabei war das nur einer der Söhne, der gar nicht genug Zeit gehabt haben kann, um hinter alle Geheimnisse zu kommen. Und so weiter und so fort, da flog die Continuity achtkantig aus dem Fenster.
    Das alleine wäre leicht zu verkraften, wenn das Gezeigte trotzdem einfach Spaß macht und wenigstens in sich schlüssig ist. Aber das Gefühl bekam ich nicht. Die Handlung ist im Kern total simpel und linear und geht über das oben Beschriebene kaum hinaus. Ich erwarte ja keine Wunder, aber was wäre das für eine geile Gelegenheit gewesen, um diese beiden Monster-Reihen wirklich miteinander zu verweben und in neue Richtungen zu lenken! Stattdessen kam es mir vor wie eines dieser schwachen Revivals, wo die Autoren zwar keine Ideen haben, aber einfach alles nochmal reinwerfen, was aus den jeweiligen Vorgängern noch aufzutreiben ist, und der Rest ergibt sich dann schon irgendwie. Ich möchte aber nicht nur Schnipsel von ziellosen Fortführungen als Selbstzweck, sondern ein neues Abenteuer, das für sich stehen kann.
    Das Finale ist ebenfalls eine leichte Enttäuschung. Anstatt wie vom Poster quasi versprochen eine epische Auseinandersetzung zwischen den beiden Figuren Monster und Wolf Man zu bekommen, geht der kleine Schlagabtausch kaum länger als eine Minute, dann sprengt ein random Wutbürger den Damm und das Wasser reißt die ganze Schlossruine innerhalb von Sekunden einfach mit sich. Danach ist sofort Schluss Kein Epilog, kein gar nichts. Heute würde man denken, das wäre so ein Fall von "Fortsetzung folgt", aber so lose wie diese Filme - wenn überhaupt - miteinander verbunden sind, teilweise selbst innerhalb der einzelnen Reihen, kann man sicher vergessen, dass das explizit nochmal aufgegriffen wird. Es ist ein unverdient offenes und plötzliches Ende.
    Eine waschechte Wolf Man Fortsetzung hätte ich lieber gehabt. Die Idee, das mit Frankensteins Monster zu verbinden, ist an sich nicht schlecht, aber bei so etwas kommt es sehr auf die Umsetzung und auf die richtige Balance an. Hätte in dem Zusammenhang auch gerne gesehen, wie Larry, Elsa, Dr. Mannering und die Zigeunerin Maleva die Ruinen eine Weile gemeinsam untersuchen und dabei auf das Monster treffen. Frankenstein Meets the Wolf Man war für mich nichts Halbes und nichts Ganzes. Dennoch gilt auch hier: Durch die phantastischeren Charaktere und Konzepte und ein paar schicke Sets (der Friedhof mal wieder!) immer noch besser als The Mummy's Tomb, The Mummy's Ghost und The Mummy's Curse. 5/10



    Son of Dracula (1943)



    Boooring. Zwar filmisch deutlich moderner als das Original, dafür aber genauso lahm und gesprächslastig. Wo der Film von 1931 aber wenigstens noch Lugosi in seiner Paraderolle hatte und die ganzen klassischen Elemente des Mythos einführen durfte, übernimmt hier der in diesem Fall imho wenig passende Lon Chaney Jr. (das ist unter anderem der Typ aus The Wolf Man und der Sohn vom Phantom der Oper ^^), der aber ohnehin nicht viel Screentime bekommt. Eine Tussi möchte sich und ihren Lover unsterblich machen und lässt sich dafür mit einem gewissen Alucard ein. Haha, der Film wird nicht müde mit dem Zaunpfahl darauf hinzuweisen, dass das rückwärts gelesen Dracula ergibt. Wären wir sonst nie drauf gekommen. Jedenfalls versuchen ein Doktor und ein angereister Professor aus Transsylvanien das Schlimmste zu verhindern. Doch die Behörden sind schwierig zu überzeugen, vor allem wenn Leichen verschwinden oder scheinbar wieder lebendig werden. Ein paar der Handlungsorte sahen ganz nett aus, das muss ich ihnen lassen. Die wippende Gummi-Fledermaus gleicht das aber wieder aus >_< Ebenfalls noch etwas besser als die Mumien-Sequels, aber ärgerlich langsam und spannungsarm. Dracula's Daughter war im Vergleich hierzu ein Meisterwerk! 5/10



    House of Frankenstein (1944)



    Uh, gar nicht mal so schlecht. Weit weniger prätentiös, vielleicht ist das einfach der bessere Ansatz. Der Film scheint sich selbst nicht immer total ernst zu nehmen, gibt aber andererseits auch keinen Fokus auf Humor oder so. Wirkt einfach lockerer, ein quirky Horror-Fantasy-Abenteuer. Hat auch was episodisches an sich, weil es in der ersten Hälfte mehr um Dracula (John Carradine) geht, und danach die Handlung mit Frankensteins Monster und dem Wolf Man wieder aufgegriffen wird. Die Geschichte handelt von dem verrückten Wissenschaftler Dr. Niemann (Boris Karloff endlich mal ohne Maske) und seinem buckligen Gehilfen, die aus einem Gefängnis ausbrechen und einen Schaustellerwagen übernehmen (der eigentliche Besitzer und Fahrer wird kurzerhand ermordet). Dieser transportierte zufällig das Skelett Draculas, der wiederbelebt wird, als der böse Wissenschaftler den Pfahl herauszieht. Ein paar Bisse und Leichen später gibts einen unrühmlichen Abgang des Vampirs im Sonnenlicht.
    Nachdem der Part abgehakt ist reisen die beiden weiter in Richtung der Stadt, wo das Monster und der Wolfsmensch zuletzt gesehen wurden als der Damm brach, denn sie sind hinter den Aufzeichnungen Frankensteins her. Ab da ist Larry Talbot auch wieder dabei. Zwischendurch haben sie außerdem ein Zigeunermädchen aufgenommen, in das der bucklige Gehilfe verliebt ist, welches sich aber stattdessen in den Werwolf verguckt. Eifersüchtig fordert der Gehilfe die Gehirntransplantation, die ihm der Doktor versprach, um den Körper von Larry zu bekommen... Das Monster wird zwar mitgeschleppt bis sie das alte Labor von Niemann erreichen, aber spielt kaum eine Rolle und wird nur ganz am Ende kurz aktiv. Denke das war diesmal besser so. Macht den Titel aber sehr unpassend, zumal diesmal kein einziger Frankenstein anwesend ist.
    House of Frankenstein wirkt ein bisschen wie eine Art Best of oder Compilation der bisherigen Reihe. Die Continuity funktioniert auch weiterhin nicht optimal, erst recht nicht wenn man Dracula mit einbezieht, aber da der Film insgesamt viel cheesier ist und auch nicht versucht, das zu verstecken, seh ich das nicht so eng wie beim Vorgänger. Hat trotz aller Holprigkeit im Drehbuch Spaß gemacht und wäre eine gute Stelle gewesen, um die Franchise hier zu beenden. 6/10



    House of Dracula (1945)



    Wasn Schrott. Einen Film mit Dracula, dem Wolf Man und Frankensteins Monster zusammen so zu verhauen, das muss man erstmal schaffen. Sowohl Dracula als auch Talbot suchen Hilfe bei einem weiteren verrückten Mediziner und Wissenschaftler, Dr. Edelmann. Dracula sucht Hilfe wegen seines Zustands als Vampir, WTF?! Man könnte es zwar so sehen, dass das nur Teil seines Plans war, um an die hübsche Arzthelferin heranzukommen, aber er verhält sich wirklich seltendämlich, macht sich vollkommen angreifbar und wird entsprechend nach der Hälfte des Films - mal wieder - im Sonnenlicht gegrillt. Von dem gefährlichen, cleveren Grafen ist nicht mehr viel geblieben, dabei hat John Carradine eigentlich den richtigen Look für die Rolle, und dieser Zylinder seit House of Frankenstein macht auch was her xD
    Nach einer Bluttransfusion mit Dracula wird aus Dr. Edelmann jedoch so eine Art "Dr. Jekyll & Mr. Hyde"-Figur, die Leute umbringt. Dabei wurde gezeigt, wie sein Spiegelbild verschwindet, also hätte er nicht viel mehr selbst ein Vampir werden müssen? Mal abgesehen von dem bescheuerten Grund wäre das eigentlich eine ganz nette Idee, die aber viel zu random und half-assed in das letzte Filmdrittel gequetscht wird. Dann ist da noch eine zweite Krankenschwester mit Buckel, die echt so gut wie gar nichts zur Handlung beiträgt. Buckel scheinen zu der Zeit in Horrorfilmen wohl gerade in Mode gewesen zu sein o_O
    Wie Larry Talbot nach dem Ende von House of Frankenstein mit der Silberkugel plötzlich doch wieder lebte, erschließt sich mir nicht, darauf wird auch gar nicht mehr eingegangen. Wenigstens gönnen sie dem Charakter am Ende allem Anschein nach doch endlich die Heilung, und ich gönn es ihm auch. Im Untergrund findet er mit Dr. Edelmann zufällig auch noch die sterblichen Überreste von Dr. Niemann aus dem Vorgänger und anbei das völlig intakte Monster, weil bekanntlich auf konventionellem Wege so gut wie unzerstörbar (Ganz schön viele Zufälle, nicht wahr?). Hier drin liegt vielleicht die größte Verschwendung des Films, denn mit dem Monster wird wieder nix angestellt bis zu den letzten fünf Minuten. Beim letzten Mal war die Aufteilung in Ordnung, hier hingegen passt es mir überhaupt nicht. Und zum Schluss steht das Monster wieder in Flammen und wird von herabstürzenden Trümmern getroffen, exakt genauso wie schon in Ghost of Frankenstein. Wir wissen inzwischen, dass das nicht funktioniert, um ihn zu erledigen, daher kommt der Abgang auch sehr unbefriedigend rüber. Alles schonmal gesehen.
    Lustige Trivia: Ich hab nicht mitgezählt, aber jemand sollte mal zusammenschneiden, wie viele Szenen mit einem wütenden Mob aufgebrachter Bürger mit Fackeln, die zu einem Anwesen marschieren, in den Universal Monsterfilmen vorkommen. Es waren eine Menge, so viel steht fest, und dieser hier ist gewiss keine Ausnahme! Ein wenig schade finde ich außerdem, dass Lon Chaney Jr. als Talbot diesmal der einzige Veteran der Reihe ist, der noch mitspielt. Weder Karloff, noch Lugosi sind in House of Dracula irgendwo zu sehen.
    Es krankt auch am Skript. Die Szenen wirken total zusammenhanglos, als könne sich der Film über weite Strecken nicht entscheiden, in welche Richtung er eigentlich gehen möchte. Und was bei mir sowieso immer ganz dicke Minuspunkte gibt: Es bleibt fast komplett ein Kammerspiel. Bis auf eine einzige kurze Szene gegen Ende in der Stadt spielt praktisch der gesamte Film in den Räumen von Dr. Edelmanns Haus bzw. Sanatorium (oder was auch immer). Null Abwechslung. Dabei sind die ausgefalleneren Sets wie schicke, nebelige Friedhöfe gerade das, was diese Filme fernab jeder anderen vorhandenen oder fehlenden Qualität für mich immer noch genießbar machte. Nicht so hier. Insgesamt einfach schlecht, einer schwächsten Teile der gesamten Reihe. 4/10



    Abbott and Costello Meet Frankenstein (1948)



    Also erstmal... nettes kleines Cartoon-Intro, damit hab ich irgendwie nicht gerechnet *g* Positiv anzumerken ist außerdem, dass anders als der Titel vermuten lässt nicht nur das Frankenstein-Monster dabei ist, sondern auch Dracula und der Wolfsmensch mitmischen, genau genommen sogar eine wichtigere Rolle in der Handlung einnehmen, und die letzteren beiden wieder von ihren Stamm-Schauspielern Lugosi und Chaney verkörpert werden. Dass der Vamp und seine Komplizin ausgerechnet das Gehirn von Costello in das Monster einsetzen wollen, weil der auf jeden Fall blöd genug ist, um all ihren Befehlen zu gehorchen, ist ein drolliger Scherz. Die Handlung hat ein paar Längen zwischendrin, dafür ist das chaotische Finale mit allen Beteiligten aber äußerst unterhaltsam und erstaunlich actionreich. Davon hätte ich liebend gerne mehr in den bisherigen Filmen gesehen. Darüber hinaus erneut einige echt gelungene Studio-Sets und Drehorte. Kann mir immer noch nicht erklären, warum die Production Values für diese Komödien so viel höher zu sein scheinen als für die eigentlichen Horror-Abenteuer. Trotzdem hat mir dieser Teil nicht ganz so zugesagt wie der später erschienene Mumien-Ableger. Vielleicht liegt das jedoch nur daran, dass diese Art von Humor sehr schnell ermüdend werden kann und die Jokes streng genommen mit nur minimaler thematischer Variation recycelt werden. Soll heißen: Hat man einen ihrer Filme gesehen, hat man sie im Grunde alle gesehen. 6/10



    So, damit hätte ich von Universal zufriedenerweise nun die Mumie, Dracula, Frankenstein und den Wolfsmenschen komplett abgehakt She-Wolf of London von 1946 zählt für mich nicht, weil das Film Noir Crime Suspense Mystery sein soll, aber, und ja, das ist ein Spoiler, absolut keinerlei Werwölfe oder sonstige übernatürliche Elemente enthält. Nächstes Mal geht es hier dann wohl unsichtbar weiter, ansonsten fehlen von den Klassikern nur noch Creature from the Black Lagoon und die Resterampe der 50er.

  16. #76
    The Invisible Man Returns (1940)



    Geoffrey Radcliffe (Vincent Price in einer seiner ersten Rollen) wurde unschuldig wegen Mordes an seinem Bruder verurteilt und soll hängen. Nach einem Besuch seines Freundes Dr. Frank Griffin, dem Bruder des verstorbenen ursprünglichen Unsichtbaren, verschwindet Radcliffe mysteriöserweise aus dem Gefängnis. Natürlich hat er das Serum benutzt, ist selbst unsichtbar geworden und nun auf der Flucht, gejagt von der Polizei. Kann er den wahren Mörder finden, bevor die Behörden ihn schnappen? Und viel wichtiger, kann Griffin rechtzeitig ein Heilmittel herstellen, bevor die Formel seinen Freund wahnsinnig macht? Tja, immer diese Nebenwirkungen. Wieder einige schöne Effekte vorhanden, und die Grundidee hat was. Die Geschichte besitzt genau das richtige Maß an Verbindung zum Vorgänger, folgt der selben Kontinuität aber probiert ein paar neue Dinge mit dem Konzept und handelt von komplett anderen Charakteren (meine Güte bin ich nach Wolfman, Dracula und Frankenstein froh, dass sie den ersten Unsichtbaren nicht einfach unlogisch wiederbelebt haben). Blöd nur, dass der Film durch den im Kern immer noch netteren Protagonisten so viel geerdeter rüberkommt: Der Vorgänger durfte noch richtig böse sein und im Größenwahn brutal Chaos stiften, was mehr Spaß gemacht hat. Als Fortsetzung ist The Invisible Man Returns ganz okay, wenn auch wie üblich nicht so gut wie der erste. 6/10



    The Invisible Woman (1940)



    Als sie gleich im ersten Moment mit Slapstick anfingen, dämmerte mir, worauf ich mich da eingelassen habe. Mir war vorher gar nicht klar, dass es sich um eine Komödie handelt! Model meldet sich freiwillig als Versuchskaninchen für eine Unsichtbarkeitsmaschine. Hmm. Gelacht habe ich nicht. Da waren selbst Abbott und Costello mit ihrem naiven Charme unterhaltsamer. The Invisible Woman hat übrigens storymäßig nichts mit den beiden Vorgängern zu tun. Die Art des Unsichtbarwerdens ist eine andere, und da der Effekt sowieso zeitlich begrenzt ist, also nach einer Weile von selbst wieder verschwindet, und auch nicht für Geisteskrankheit beim Betroffenen sorgt, gibt es anders als zuvor auch keinerlei Spannung oder Zeitdruck. Mit diesen Dingen kann man aber selbst im Rahmen von Comedy immer gut arbeiten, von daher nutzt der Film nicht die gegebenen Möglichkeiten und bleibt unglaublich leicht und oberflächlich. 5/10



    Invisible Agent (1942)



    Nope, not feeling it. Das war leider ganz einfach nur unverhohlene und oberflächliche US-Kriegspropaganda, um die Moral der Bevölkerung zu heben. Sehr schade, denn das Konzept, dass der Unsichtbare nach Nazi-Deutschland geht und dort für die Alliierten spioniert, klingt eigentlich super spannend, aber da ist eine Meeenge schief gelaufen. Hätte ein Klassiker werden können, hätte man die Idee ernst genommen und einen richtigen und zeitlosen Film machen wollen. Noch das kleinste Problem ist der verwechselte Zusammenhang mit den Vorgängern: Es wird gesagt, der Hauptcharakter sei der Enkel des original Unsichtbaren namens Frank. Der im ersten Film hieß aber Jack - Frank war sein Bruder aus dem zweiten Teil >_>' Imho peinlich, wenn die Filmemacher die eigene Reihe nicht gut genug kennen, denn solche Fehler hätten sich leicht vermeiden lassen.
    Die Nazis sind alle super böse und gleichzeitig super inkompetent, dazu überheblich, die Darstellung teils so übertrieben dass es mehr wie ein Cartoon wirkt und Charaktere zu wandelnden Klischees verkommen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Japaner: Kein Stereotyp wird ausgelassen. Geht sogar so weit, dass es rassistisch wird, wenn zum Beispiel unser Held sagt, dass sie alle gleich aussehen. Aha. Peter Lorre spielt einen japanischen adeligen Fiesling, Yellowface vom Feinsten :-/ Mit das Schlimmste ist allerdings, dass der Film nicht weiß, was für eine Richtung er tonal einschlagen soll und deshalb krass zerfahren und inkohärent ist. In einer Minute werden richtig düstere und ernste Themen vor dem (zu der Zeit wohlgemerkt sehr realen!) Hintergrund des Krieges und der Diktatur illustriert, im nächsten Moment folgt eine alberne over-the-top Slapstick-Einlage bei der Nazi-Funktionäre auf die Nase fallen oder ihre Uniform mit Essen vollschmieren o_O Passt mit dieser Handlung einfach überhaupt nicht zusammen. Der Humor funktioniert nicht aber das Drama ebensowenig, weil es so schwach geschrieben ist.
    Das bringt mich zum Protagonisten, der nächste große Knackpunkt, der damit zusammenhängt. Erst wollte er die Formel nicht rausrücken oder verwenden (sehr geil und höchst unrealistisch, wie die freundliche US-Regierung sogar noch extra darauf hinweist, dass sie so eine Waffe ja auch gut hätte gebrauchen können, aber den Mann nicht behelligt hat, weil sie seine Freiheitsrechte respektiert, sure thing), aber Pearl Harbor ändert seine Meinung und er will helfen unter der Bedingung, dass er selbst den Einsatz durchführt. Rein logisch gedacht ist das natürlich völlig bekloppt, denn fiele dieser untrainierte Typ den Nazi-Wissenschaftlern in die Hände, würden sie die Formel vielleicht enträtseln und eine unsichtbare Armee erschaffen, aber das scheint die Verantwortlichen in den USA nicht zu interessieren, und die Drehbuchautoren offenbar auch nicht.
    Jedenfalls ist unser unsichtbarer Agent auf einer äußerst wichtigen Mission, soll in Erfahrung bringen, wann eine geplante Bomber-Attacke auf New York geplant ist. Viel steht auf dem Spiel, vielleicht die Zukunft der gesamten freien Welt selbst. Und was ist eines der ersten Dinge, die er tut, als er in Deutschland im Haus der heißen Doppelagentin Maria Sorenson ankommt, die gerade Besuch eines hochrangigen Parteimitglieds empfängt? Kindische Streiche natürlich! Diese Szenen waren nur schwer zu ertragen und gingen viel zu lang. Anstatt sich diskret im Hintergrund zu halten, riskiert er mehrfach seine Entdeckung bzw. den Misserfolg der Mission, aus so nachvollziehbaren Gründen wie beispielsweise in Anwesenheit der Gestapo nicht widerstehen zu können, einen Hähnchenbollen zu essen oder ein Glas Wein zu trinken >_< Oder mit Make-up im Gesicht einzuschlafen. Die Spezialeffekte werden dabei wie immer ganz ansehnlich benutzt (gab sogar eine Oscar-Nominierung), aber sein Verhalten ist in der Situation vollkommen unangemessen, unglaubwürdig und lächerlich. Marias Reaktion auch, wenn man bedenkt, wie sehr er sie in Gefahr gebracht hat.
    Eine Verpasste Chance ist ferner, dass hier wie schon bei The Invisible Woman völlig der Kern der Story aus den ersten beiden Teilen ignoriert wurde, nämlich dass der Unsichtbarkeitszustand die Leute verrückt, mordlustig, größenwahnsinnig macht. Das wäre doch mal interessant geworden! Weit hinter feindlichen Linien, umgeben von Nazis, die ihm auf den Fersen sind, der Countdown zum zu verhindernden Angriff läuft, und zu allem Überfluss droht er mit jeder voranschreitenden Stunde immer deutlicher durchzudrehen! Dem Invisible Man von 1933 hätte ich liebend gerne dabei zugeschaut, wie er Nazis plättet, und im Wahn die Infrastruktur lahmlegt. Der Invisible Agent hingegen ist nur noch ein kastriertes Konzept, dessen beraubt, was es ursprünglich aufregend gemacht hat, nur damit der amerikanische Held so strahlend wie möglich daraus hervorgehen kann. Ein schlechter Tausch.
    Was mich des Weiteren sehr gestört hat, waren unendlich viele große und kleine historisch-kulturelle Ungenauigkeiten. Wenn da mal das eine oder andere Detail nicht beachtet wurde, kein Problem, aber von einem Studiofilm dieser Größe, auch wenn es nur ein B-Movie ist, erwarte ich schon ein Mindestmaß an Recherche. Falsche Architektur, die falschen Flugzeuge, die falschen Waffen, Türknäufe anstelle von Türgriffen (den Fehler machen übrigens verdammt viele Hollywood-Filme die in Deutschland handeln, und irgendwie nervt es mich jedes Mal), kläglich scheiternde Versuche von Schauspielern, mit deutschem Akzent zu sprechen (könnten kaum weiter davon entfernt sein), usw. usf. In der Summe mehr die Darstellung des Feindeslandes, wie es sich die Filmemacher wohl vorstellten, ohne selbst Ahnung zu haben.
    Das einzige, was ich Invisible Agent noch anrechnen mag, bringt das Setting meist automatisch mit sich: Man möchte wissen wie sich die Handlung entwickelt. Dass die Hauptfigur erfolgreich ist war von vornherein klar, aber wie bewerkstelligt sie das und wer stirbt auf dem Weg dorthin und unter welchen Umständen? Durch die widersinnige Natur vieler Szenen konnte man wenigstens nur selten vorhersagen, wie es weitergehen würde. Dieser unbeabsichtigte Vorteil verhinderte für mich einen Totalausfall. Teilweise war ich sogar recht aufmerksam bei der Sache (im Gegensatz zu dem Film davor, siehe oben), gewissermaßen kopfschüttelnd das Chaos bewundernd, aber nicht ohne einen Hauch von Faszination da herauszuziehen, und sei es nur als Zeugnis seiner schwierigen Entstehungszeit. Dennoch zweifelsfrei eines der miesesten Werke von Universals Meta-Franchise, mit Horror hatte das selbstverständlich auch nichts mehr zu tun. Auf das niedrige Niveau hätten sie gerade 1942 nicht sinken müssen. Ein Film, in dem die Guten auf ganzer Linie gewinnen und die Nazis verlieren, aber der dafür im Rahmen der originellen Sci-Fi-Prämisse einigermaßen realistisch und glaubwürdig bleibt, hätte meiner Vermutung nach für einen besseren Moralboost sorgen können als etwas dermaßen flaches und geistloses. 4/10



    The Invisible Man's Revenge (1944)



    Verwirrend: Der Film ist ein weiteres Reboot, hängt inhaltlich mit den anderen nicht zusammen. Trotzdem wird die Hauptfigur wie in Invisible Agent wieder von Jon Hall gespielt und trägt sogar den Nachnamen Griffin! Wohlgemerkt nur zwei Jahre nach dem letzten Teil. Also entweder, man kappt die Verbindungen ernsthaft, oder man macht ein richtiges Sequel. Solche wischi-waschi Entscheidungen sind einfach Mist. Die Handlung dreht sich um einen geflohenen, irren Sträfling und Mörder namens Robert, der ein reiches, befreundetes Paar aufsucht. Mit denen hatte er in Afrika auf Safari Diamanten gefunden, aber sie dachten er sei tot und ließen ihn zurück. Jetzt fordert er seinen Anteil und mehr, aber das Geld ist längst durch schlechte Investitionen futsch. Er gibt sich nicht zufrieden, möchte deren Tochter Julie heiraten, wird von den Leuten unter Drogen gesetzt und rausgeworfen. Umherwandernd trifft Robert zufällig einen Wissenschaftler (John Carradine, zuletzt unser Dracula ^^), der ihn überredet, an seinem Experiment teilzunehmen und unsichtbar zu werden. In unsichtbarem Zustand kehrt Robert zurück zu den reichen Leuten und will sich rächen.
    Größter Makel an der Geschichte: Es gibt keine sympathischen Figuren als Bezugspunkt! Jeder, der in der Handlung von Bedeutung ist, verhält sich irgendwie arschig. Der Protagonist wird nicht erst durch die Unsichtbarkeit wahnsinnig, er ist von Anfang an ein Fiesling. Aber auch die, an denen er sich rächen möchte, sind mir nicht geheuer, zumal man nie erfährt, was zuvor wirklich in Afrika passiert ist (daraus hätte man übrigens eine schöne Rückblende machen können, aber nö, wird alles nur langweilig per Dialog erzählt). Selbst der Wissenschaftler ist nur an seinem eigenen Erfolg interessiert, und für die übrigen Figuren gilt ähnliches. Unter den Umständen ist mir herzlich egal, was aus den Leuten wird. Außerdem nutzen sich die Effekte langsam aber sicher ab. Wie der Invisible Man sich die Bandagen vom Kopf rollt haben wir schon oft genug gesehen. Warum nicht mal ein paar neue visuelle Einfälle, die in der Story auch von Bedeutung sind? 5/10



    Abbott and Costello Meet the Invisible Man (1951)



    Selbe Ausgangslage wie in The Invisible Man Returns: Unschuldiger wird wegen Mordes gesucht und lässt sich von befreundetem Wissenschaftler unsichtbar machen... Nur dass diesmal die beiden frisch gebackenen aber etwas trotteligen Privatdetektive Bud und Lou dabei sind und ihm helfen (oder doch lieber die Belohnung einheimsen?) wollen. Der übliche charmante, harmlose Spaß. Hätte auch fast der Kontinuität der ersten beiden Teile folgen können, wenn sie den ursprünglichen Entdecker der Formel, der hier am Rande erwähnt wird, nicht John Griffin, sondern Jack Griffin genannt hätten. Die Zusammenhänge scheitern eben immer an den Kleinigkeiten. Immerhin bringt die oberflächliche Treue zum Original aber einen wichtigen Storyfaktor zurück, der mir die letzten paar Filme gefehlt hat: Endlich wird man als Unsichtbarer nach einiger Zeit wieder verrückt. Das Boxer-Milieu bietet sich als Setting für diverse witzige Einfälle an, die auch genutzt werden. Können die ungleichen Partner dort rechtzeitig den wahren Schuldigen überführen? 6/10

  17. #77
    Der Schrecken vom Amazonas /Creature from the Black Lagoon (1954)



    Eine seltsame, prähistorische Bestie lauert in den Tiefen des Amazonas-Dschungels. Eine Expedition von Wissenschaftlern per Boot auf der Suche nach Fossilien entdeckt den unheimlichen Kiemen-Menschen in der legendären schwarzen Lagune. Die für eine Jagd überhaupt nicht ausgerüstete Gruppe versucht die Kreatur zu fangen, diese jedoch hat es auf die entzückende Kay abgesehen, die einzige Frau an Bord. Essentieller Klassiker des Monsterfilm-Genres, der das "Man-in-a-rubber-suit"-Konzept popularisierte. Hatte den vor wenigen Jahren schon einmal gesehen und gut gefunden, aber jetzt beim zweiten Mal und nach viel mehr Erfahrung mit anderen Vertretern der Reihe hat mich Creature from the Black Lagoon regelrecht begeistert! Hier ein Trailer.
    Die Geschichte ist eigentlich ganz simpel, hat auch ein wenig was von Der weiße Hai, ist durch das exotischere Setting im abgelegenen Urwald und durch das intelligente, menschenähnliche Monster aber in mancher Hinsicht für mich viel interessanter und gewinnt bisweilen eine dichte Abenteuer-Atmosphäre. Natürlich wirkt das inzwischen nicht mehr so wie es Mitte der 50er Jahre der Fall gewesen sein muss, das tut der Unterhaltung aber keinen Abbruch! Fast immer wenn das Monster zu sehen ist - und das ist relativ häufig, obwohl die Einstellungen meist nur kurz sind - ertönt eine grelle "Schreckenstrompete" im Soundtrack: Da da daaa!! Erscheint heute in der Intensität und Rate zwar völlig übertrieben bis unfreiwillig komisch, aber auch extrem kultig. Könnte man glatt ein Trinkspiel draus machen
    Die Unterwasser-Szenen sind für die damalige Zeit beeindruckend und meist gut erkennbar. Für das nasse Element hatte ich sowieso schon immer eine große Schwäche. Das Design der Kreatur ist angenehm fremdartig und nach traditioneller Sitte dauert es eine Weile, bis es vollständig enthüllt wird. Aufgepeppt wird die Handlung durch Unstimmigkeiten im Team darüber, wie weiter verfahren werden soll. Nicht jeder wird bis zum Ende überleben, so viel steht fest ^^ Der Film geht 79 Minuten, aber ist imho unglaublich kurzweilig; die Zeit vergeht wie im Fluge, ohne dass Langeweile aufkommt. Da könnten sich andere Vertreter ein paar Scheiben von abschneiden. 8/10



    Die Rache des Ungeheuers /Revenge of the Creature (1955)



    Ob ihrs glaubt oder nicht, der Film beinhaltet den allerersten Leinwand-Auftritt von Clint Eastwood in einer kleinen Nebenrolle Das ist nur leider eigentlich auch schon alles, wofür der zweite Teil bemerkenswert ist. Die ersten ca. 15 Minuten ähneln noch dem Vorgänger, aber die Kreatur wird sofort gefangen (schmachvoll!) und zur Untersuchung bzw. als Attraktion im Wasserpark einer Stadt an Land gebracht. Gleichzeitig dreht sich die Handlung um einen Wissenschaftler-Typen und sein Mädel, also 50er Jahre Liebesgesäusel, schnarch. Von dem Becken in dem der Kiemen-Mann angekettet ist, kann er natürlich fliehen, versetzt die Gegend in Angst und Schrecken und entführt die Freundin der männlichen Hauptfigur. Es folgt eine großangelegte Jagd auf das Wesen entlang des Strandes, es muss schließlich regelmäßig zurück ins Wasser.
    Habe weiter oben bei den Mumien ja schon irgendwo über diese Schwierigkeit gesprochen... da haben sie etwas spannendes, abenteuerliches in einem entlegenen Teil der Welt, und plötzlich wird das in eine langweilige Alltags-Umgebung versetzt. Zugegeben, es war nicht ganz so furchtbar wie ich befürchtet hatte, weil der Wasserpark im Mittelteil eben ein wenig Abwechslung bot, aber dennoch: Was ist so toll daran, ein angekettetes Ungeheuer zu sehen? Die meiste Zeit tat einem das Vieh im Grunde leid. So mies wie die es alle behandeln, ist es kein Wunder, dass es ausrastet und Leute umbringt ^^ Der "Ruf des Unbekannten" aus dem ersten Film ist einfach vollkommen verpufft, die Atmosphäre verschwunden. Komisch fand ich übrigens, dass bis auf den Kapitän in den ersten paar Minuten keine der überlebenden Figuren aus dem Vorgänger hier wieder auftauchte :-/ Wäre das nicht erwartbar gewesen, wo die doch schon eigene Erfahrungen mit der Kreatur hatten? Die hätten doch bestimmt davon gehört und wären direkt hergekommen, um Schlimmeres zu verhindern. Warum von Universal ausgerechnet diese Fortsetzung neben dem Original auf Blu-ray veröffentlicht wurde, aber nicht die vielen anderen, klar besseren Filme, über die ich hier schon geschrieben habe (wie zum Beispiel Dracula's Daughter oder The Mummy's Hand), bleibt mir ein Rätsel ;_; 5/10



    Das Ungeheuer ist unter uns /The Creature Walks Among Us (1956)



    Dr. William Barton ist ein leicht irrer und was seine Frau Marcia angeht verdammt eifersüchtig-paranoider Wissenschaftler, der den Kiemen-Menschen fangen und ihn in einen Luft-Atmer verwandeln möchte. Ein Macho aus dem Team, mit dem er das zu bewerkstelligen gedenkt, nutzt die Eheprobleme aus und schmeißt sich immer aufdringlicher an Marcia ran. Naja. Die erste Hälfte des Films geht wieder etwas mehr in die Richtung des Originals, dann fangen sie das angekokelte Wesen und basteln dran herum, während sie noch auf dem Schiff sind. Nur das letzte Viertel der Handlung spielt an Land, also gewissermaßen das Gegenteil von Revenge of the Creature, was aber nicht automatisch heißt, dass der Film besser ist. Ab der "Verwandlung" trägt die Kreatur einen lächerlich wirkenden Anzug (hat was von ausgestopfter Bomberjacke, wenn ihr mich fragt) und erinnert durch seine langsamen Bewegungen viel mehr an Frankensteins Monster >_> Auch ein paar der Ideen wie das biologisch alles funktionieren soll sind schwachsinnig (sobald es Gewalt sieht, wird es selbst sofort gewalttätig? Ah ja...). Das mit dem eingebauten Konfliktpotential in der Gruppe war ein interessanter Einfall, wurde aber nicht wirklich fließend in die Handlung integriert und führte letztenendes dazu, dass mal wieder die meisten zentralen Charaktere wenig angenehm zu verfolgen sind. Die Crew aus dem ersten Teil mochte ich dagegen noch ohne Einschränkungen, selbst den Querulanten. Zu allem Überfluss ist das Ende von The Creature Walks Among Us ziemlich offen. Wie dem auch sei, jetzt verspüre ich das seltsame Bedürfnis, einen Zusammenschnitt der "Da da daaa!!"-Momente aus allen drei Filmen zu sehen o_Ô Kann das bitte mal jemand erstellen? Danke. 5/10



    In den Klauen der Tiefe /The Mole People (1956)



    Hab ich mir dieses berüchtigte Werk auch mal gegeben, und soo furchtbar wie alle sagen (IMDb-Score von 4,7 !!) fand ich den eigentlich gar nicht. Andererseits aber auch keinesfalls gut. Geht viel mehr in die Richtung wunderbarer Entwurf mit schwacher und fehlgeleiteter Herangehensweise. Die Geschichte erinnert stark an Filme wie At the Earth's Core oder Reise zum Mittelpunkt der Erde (1959), könnte sogar eine der frühesten großangelegten, filmischen Beispiele von "Subterranean Fiction" sein. Im Grunde suche ich hier genau solche Abenteuer. Eine Gruppe von Archäologen entdeckt die Überreste einer tausende von Jahren alten, mutierten, sumerischen Zivilisation, die tief unter einem von Schnee und Eis bedeckten Berg in Mesopotamien lebt, sich eine Sklavenrasse von Maulwurfsmenschen hält und ziemlich empfindlich gegenüber Licht ist. Die dort herrschenden Machthaber trauen den Neuankömmlingen nicht, die sich als Gesandte des Himmels ausgeben, um ihre eigene Haut zu retten, und interessieren sich sehr für diesen kraftvollen magischen Zylinder der Archäologen - eine Taschenlampe. Eine weibliche Sklavin namens Adad, die rein zufällig ganz normal aussieht und nicht wie die anderen ein Albino ist, erregt hingegen die Aufmerksamkeit der verbliebenen beiden Protagonisten. Wie nicht anders zu erwarten läuft es auf den fixen Umsturz eines Unrechtssystems und die Suche nach einem Rückweg hinaus ^^
    Puh, where to begin... Es gab Stellen, an denen ich mich sagenhaft gut unterhalten gefühlt habe und in denen die Immersion voll gelungen ist, aber diese Art von Film funktioniert nur mit genau dem richtigen Umfang an Budget sowie mit einer einigermaßen kohärenten Erzählung, sonst wird es schnell unfreiwillig komisch oder unbefriedigend. Der Film zeigt sein Alter und seine Schwächen schon direkt am Anfang mit einer grausam störenden und unnötigen Einführung durch irgendeinen Professor, der direkt zum Publikum spricht und kompletten Bullshit über verschiedene Hollow-Earth-Theorien erzählt, als wären sie wissenschaftlich nicht vollkommen abwegig. Bin auf dem Gebiet ja kein Experte, aber gehe doch davon aus, dass man Mitte der 50er Jahre zumindest schon so viel über das Erdinnere wusste, um das auszuschließen. Wenn es nur die Phantasie der Zuschauer anregen sollte, dann kann man das auch anders rüberbringen als mit 5 Minuten purer Langeweile und Desinformation.
    Allerdings gibt es noch diverse andere Aspekte, die im weiteren Verlauf des Films einfach holprig und unglaubwürdig sind, wie etwa was die Sumerer angeht, oder die Handlungsorte. Da wurde keine Recherche betrieben, sondern einfach was zusammengesponnen, das auf den ersten Blick faszinierend klingt. Mit einem in der Realität zumindest verwurzelten Hintergrund wäre es das vielleicht auch wirklich geworden. Mag sein, dass sich die allermeisten Leute im Kino der 50er nicht weiter daran gestört haben, aber jeder der auch zu der Zeit schon nur mal ein Sachbuch zu den entsprechenden Themen in die Hand genommen hat, hätte in vielen Szenen Einspruch erheben können. Ansonsten sind viele der Handlungsentwicklungen extrem cheesy (eine Taschenlampe? Ernsthaft?!), was zum Teil aber auch am Geld gelegen haben mag. Manche Kostüme und Designs sehen alles andere als überzeugend aus, wobei die Maulwurfsmenschen selbst recht stylish waren (und wie ich hörte den Kids damals diverse Albträume beschert haben xD). Es ist eben einer dieser Filme, auf die man sich einlassen können muss und die eine gehörige Portion Suspension of Disbelief erfordern. Wenn man auf solche Geschichten steht, halte ich The Mole People durchaus für anschaubar. Scheitern tut es diesmal eher an der eigenen Überambitioniertheit.
    Was bei mir aber einen richtig üblen Nachgeschmack hinterlassen hat: Adad stirbt ganz am Ende durch eine random herabfallende Steinsäule. Wäre halb so schlimm wenn man nicht sofort merken würde, dass das im ursprünglichen Drehbuch niemals vorgesehen war, es passt da einfach nicht hinein, vor allem nicht auf diese Weise und zu diesem Zeitpunkt. Und siehe da, eine kurze Internetsuche ergibt, dass es sich tatsächlich um eine vom Studio diktierte Änderung handelte, zwei Wochen nachdem die Arbeiten eigentlich schon abgeschlossen waren! Das alles nur, weil Universal nicht willens war, etwas zu zeigen, was eventuell als gemischtrassige Beziehung hätte interpretiert werden können >_>' Beschämend sag ich da nur. Umso trauriger, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass ich den Film ohne das Downer-Ending eine ganze Ecke besser gefunden hätte. Wären fast sechs Punkte geworden, aber so bleibt es doch nur bei 5/10



    Gefahr aus dem Weltall /It Came from Outer Space (1953)



    Schöner, altmodischer Sci-Fi-Horror. Ein kugelförmiges Raumschiff macht eine Bruchlandung in der Wüste von Arizona und wird dabei von einem Astronom namens John und seiner Freundin, einer Schullehrerin, beobachtet. John geht direkt runter zum Krater und sieht das Schiff, bevor es unter herabstürzendem Gestein und Geröll begraben wird. Niemand außer seiner Freundin glaubt ihm, alle in der Stadt halten das Ereignis für einen Meteoriteneinschlag. Doch dann häufen sich seltsame Vorkommnisse, Leute verschwinden oder verhalten sich merkwürdig... "Horror" ist vielleicht zu viel gesagt, gerade aus heutiger Sicht. Die erstaunlich dichte Atmosphäre im Wüstensetting sorgt für Spannung, aber fühlt sich mehr nach Mystery an. Dazu trägt auch der Soundtrack bei, der maßgeblich von einem Theremin begleitet wird
    Etwas schade fand ich, dass etwa ab der Mitte viel vom Bedrohungsgefühl rausgenommen wird, weil die Aliens selbst sagen, dass sie niemandem was tun, so lange sie in Ruhe gelassen werden. Davor war es nämlich viel heftiger, die Wesen sehen wunderbar ekelig absonderlich aus (eher eine undefinierbare Masse mit einem Auge in der Mitte *g* Man bekommt sie zwei oder dreimal kurz zu sehen), und wenn sie sich ihre "Opfer" holen, wird das mit der Kamera und einem interessanten Effekt aus ihrer außerirdischen Perspektive gefilmt, was ich besonders originell fand. Ab dem genannten Zeitpunkt entwickelt sich die Handlung in eine andere, unerwartete Richtung. Speziell in diesem späteren Verlauf erinnerte mich die Geschichte eher an eine harmlose aber sehr unterhaltsame Star Trek Folge ^^ Rundum gelungene, kleine Old-School-Perle, die übrigens kürzlich erst in Deutschland auf Blu-ray erschienen ist. Kann ich für Genre-Fans empfehlen. 7/10



    Metaluna IV antwortet nicht /This Island Earth (1955)



    Sehr menschenähnliche Aliens kommen auf die Erde und suchen nach Wissenschaftlern, die ihnen bei ihrem Krieg helfen sollen. Auch hierzulande bekannt durch Mystery Science Theater 3000, für jene Version wurde der Film aber stark zusammengekürzt. Wollte dem doch mal eine richtige Chance geben, den Inhalt ohne lustige Kommentierung auf mich wirken zu lassen. Cool ist ja immerhin schonmal, dass die Geschichte in Farbe bewundert werden kann *__* Wirklich gelohnt hat sich mein Unterfangen aber nicht: Die Logiklücken sind gewaltig bzw. das seltsame Charakterverhalten (inklusive einiger dümmlicher Dialoge) auffällig, das Pacing ein einziges Durcheinander. Streng genommen besteht die Handlung zu drei Fünfteln aus lahmer Vorgeschichte auf der Erde. Sorry, aber wenn in einem Film ein einzelner, anderer Planet als wesentlicher Aspekt und Ziel der Erzählung besucht wird, dann möchte ich auch, dass wir dort eine gewisse Zeit verbringen und etwas zu entdecken haben. Rechnet man Hin- und Rückflug raus, nehmen die ultraknappen Ereignisse auf Metaluna aber weniger als zehn Minuten ein, während Exeter hastig Dialogzeilen überschäumender Exposition spuckt.
    Der Mutant war das viel zu kurz kommende Highlight. Allerdings habe ich nie verstanden, warum sie daraus bloß eine Arbeiter/Diener-Spezies für die Bewohner von Metaluna gemacht haben. Sofort viel spannender wäre es gewesen, wenn sie einfach gesagt hätten, die gehörten zu der Invasionsflotte der meteoritenwerfenden feindlichen Außerirdischen oder etwas in der Art. Wie aus einem offensichtlichen Gesteinsplaneten eine Sonne werden kann, ist mir auch nicht ganz klar. Oh well, bloß nicht zu sehr darüber nachdenken Die Sets und Spezialeffekte haben mich nicht gerade begeistert. Das UFO ist praktisch komplett leer und der Fremde Planet besteht im Wesentlichen aus einem billigen Matte Painting, einem Raum und einem Gang. Da wäre Mitte der 50er weit mehr machbar gewesen. Alles in allem schwach, wenn auch nicht völlig ohne einen gewissen amateurhaften Charme. 5/10



    Tarantula (1955)



    Dafür, dass der Film "Tarantula" heißt, kommt die Riesenspinne eigentlich nur verhältnismäßig wenig darin vor. In der ersten Hälfte so gut wie gar nicht, und in ausgewachsenem Zustand huscht sie auch meistens nur kurz durchs Bild. Erst zum Finale gibt es ein bisschen Interaktion mit den menschlichen Figuren, und dann ist ganz plötzlich Ende, indem es von anonymen Kampfflugzeugpiloten mit Napalm verbrannt wird, während unsere Hauptcharaktere bloß noch zuschauen. Das hier soll angeblich eines der besseren Werke seiner Art sein - will nicht wissen wie die anderen sind, wenn mich dieses schon nicht überzeugen konnte (wobei ich Formicula schon noch irgendwann gucken wollte, der scheint auf dem Gebiet bei den meisten als Favorit zu gelten).
    Hab bei einem Monsterfilm ja nicht grundsätzlich ein Problem mit einem langsamen Set-up, aber in diesem Fall versteht der Zuschauer schon nach den ersten Szenen genau, was Sache ist - nämlich dass der einigermaßen verrückte Wissenschaftler Gerald Deemer die Versuchstiere mit seinem Mittel unkontrolliert riesig werden lässt und eine Tarantula bei dem Unfall entkommen konnte - und trotzdem beschäftigt sich der Film die meiste Zeit damit, wie der Protagonist und junge Arzt Dr. Matt Hastings versucht, genau das herauszufinden. Ergo: Langweilig, weil wir keine neuen Informationen mehr bekommen und es ewig dauert, bis mal was passiert.
    Die Effekte mögen damals gut gewesen sein, sind imho aber sehr schlecht gealtert. Während die Einstellung im Labor mit den etwas größeren Tieren noch eine vollkommen glaubwürdige Illusion erzeugen kann, trifft das auf die späteren Momente mit der Riesenspinne überhaupt nicht mehr zu. Die ganze Zeit wurde eine echte Spinne gefilmt, zum Beispiel wie sie über Miniaturen krabbelt, und das dann mit dem übrigen Filmmaterial kombiniert. Das Monster sieht aber nie so aus, als hätte es wirklich das Gewicht und die Trägheit eines Giganten, sondern zumindest für mich viel mehr wie das, worum es sich tatsächlich handelte: Eine ganz normale Tarantula in Großaufnahme :-/
    Das hat leider auch zur Folge, dass wir nie einen unmittelbaren Kontakt zwischen Mensch und Arachnid sehen, was ich aber ehrlich gesagt erwartet habe. Egal wie cheesy das hätte enden können, ich glaub der Film wäre wesentlich interessanter geworden, wenn die zusätzlich noch mit Modellen wenigstens für einzelne Körperteile gearbeitet hätten - etwa ein haariges langes Spinnenbein, das den einen oder anderen Charakter aus dem Schlaf weckt, wenn ihr versteht was ich meine xD Das wäre 1955 sicherlich schon halbwegs glaubhaft umsetzbar gewesen und hätte für mehr Horror gesorgt. Stattdessen fühlt sich Tarantula stellenweise viel mehr wie ein Katastrophenfilm an, und die konnte ich als Genre eigentlich noch nie leiden.
    Fun Facts: Der Sheriff wird von Nestor Paiva gespielt, der in Creature from the Black Lagoon und Revenge of the Creature den Bootskapitän Lucas verkörperte. Clint Eastwood ist als ein Düsenjägerpilot ganz am Ende auch wieder für wenige Sekunden zu sehen ^^ Nicht zu vergessen John Agar, der sowohl im zweiten Gill-Man Teil als auch in Tarantula die Hauptrolle hat. Die Filme scheinen produktionstechnisch ja echt eng zusammenzuhängen und aufeinanderzufolgen, auch über die Übereinstimmungen bei den Darstellern hinausgehend. Bei beiden führte Jack Arnold Regie, und sie wurden beide noch im Jahr 1955 veröffentlicht. Damals ging das wohl alles wesentlich fixer, die Dreharbeiten dauerten teils nur wenige Wochen anstelle von Monaten und die Streifen steckten noch nicht jahrelang in Vor- und Postproduktion fest. Ansonsten fand ich noch ganz bemerkenswert, dass Professor Deemer in der Handlung vorhersagt, im Jahr 2000 werde die weltweite Bevölkerungszahl bei 3,6 Milliarden liegen. Da hat er sich leicht verschätzt, das waren eher 6 Milliarden >_< Ach ja, und ich fand es komisch, dass Hastings das Sekret als Insektengift identifiziert, schließlich sind Spinnen keine Insekten. 5/10

  18. #78
    Das Geheimnis des steinernen Monsters /The Monolith Monsters (1957)



    Der Titel ist unnötig irreführend: Monster kommen überhaupt nicht vor. Viel mehr handelt es sich um einen solide gemachten Katastrophenfilm mit einer originellen Idee und ein paar netten Effekten. Ein unbekanntes Meteoritengestein wächst und multipliziert sich, sobald es mit Süßwasser in Kontakt kommt, und bedroht nach einem Wetterumschwung eine Stadt. Außerdem sterben Menschen in der Nähe, weil das Material ihnen das Silizium entzieht. Wie kann man es aufhalten? Erwähnte ja schon, dass solche Filme nicht unbedingt nach meinem Geschmack sind. Hier muss ich zumindest anerkennen, dass The Monolith Monsters einigermaßen bei Laune hält, obwohl es keine Schurken, seltsame Kreaturen oder Action gibt. Aber der Film ist eben nicht der aufregendste und hat hinter der innovativen Fassade und dem latenten Bedrohungsgefühl inhaltlich nicht viel zu bieten. Oder, um es mit den Worten von Protagonist Dave zu sagen, als er bei der weiteren Untersuchung frustriert den Stein beschreibt: "It doesn't do anything but multiply!" Der Story-Ansatz erinnerte mich grundsätzlich an Ice-nine. Frage mich, was wohl passiert wäre, wenn der Meteor irgendwo an einem Fluss oder in einem See gelandet wäre ^^ Manche scheinen den Streifen ja als ein zu Unrecht vergessenes Kunstwerk zu betrachten und sind darüber völlig aus dem Häuschen. So weit würde ich keinesfalls gehen. Nicht ernsthaft schlecht, aber auch nicht das, was ich hier eigentlich sehen möchte. 5/10 (wer Katastrophenfilme mag, kann mindestens noch einen Punkt hinzurechnen)



    Der Flug zur Hölle /The Land Unknown (1957)



    Woah, woah, woah. Nur 5,8 auf IMDb?! WTF is wrong with these people? Bin ähnlich wie bei Dracula's Daughter sowas von froh, dass ich mich nicht von der schwachen Bewertung habe beirren lassen, obwohl ich schon mit dem Gedanken spielte, den einfach von der Liste zu streichen. Das ist eigentlich genau die Art von Abenteuer, die ich mit diesem Thread unter anderem zu finden versuche. Ein tolles Gefühl, mal wieder was Neues in der Richtung entdeckt zu haben (das nicht totaler Schund ist). Die Geschichte dreht sich um eine Antarktis-Expedition per Hubschrauber, ein Team aus drei Kerlen und einer Frau. Die Wetterlage zwingt sie zur Notlandung bei überaus schlechten Sichtverhältnissen. Sie kommen in einem von der Außenwelt völlig abgeschnittenen, urzeitlichen Tal an. Bald müssen sie feststellen, dass sie nicht alleine sind. Können sie überleben, den Helikopter reparieren und einen Weg zurück finden?
    Okay, der Film ist zugegebenermaßen zweieinhalb Makel davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein, und diese fallen leider schon ein Stück weit ins Gewicht. Erstens ist der Anfang lahm - mit dem IMDb-Score im Hinterkopf hatte ich da von Beginn an wenig Hoffnung, und es dauert eine Weile, bis die Dinge in Fahrt kommen (naja, wenn ich bedenke was ich bei den Filmen hier sonst schon alles erduldet habe, war das eigentlich noch ganz erträglich). Aber ab dem Punkt, wo sie das "The Land Unknown" erreichen, ist es Atmosphäre pur und man bekommt all die angenehmen alten Elemente, die dazu gehören, vor allem Dinos. Letztere bringen mich aber zum zweiten Problemchen, denn die Kreatureneffekte sind von sehr unterschiedlicher aber häufig eher zweifelhafter Qualität. Dem T-Rex sieht man einfach an, dass er ein Mann im unförmig-klobigen Gummikostüm mit Animatronik-Kopf ist, gerade heute wirkt das leider relativ lächerlich. Wenn man sich in diese fremde Welt aber erstmal hineingedacht hat, kann man darüber durchaus hinwegsehen - oder gut drüber lachen Ahjo, und dann sind da noch die Charaktere, die leider sehr blass bleiben. Man erfährt nur wenig über sie, und sie erfüllen alle ihre Klischee-Rollen. Der tapfer-besonnene Anführer, das ständig zu rettende Mädel usw.
    Trotzdem kann ich euch diesen Film ans Herz legen, erst recht wenn ihr diese Art von Story bzw. Dschungel und/oder Dinosaurier mögt. Zu den größten Stärken von The Land Unknown zählt eindeutig die Kulisse! Wahrscheinlich alles aufwändig im Studio gebaut sowie mit richtig geilen Matte Paintings umgesetzt, ich liebe es. Hab es mir nicht nehmen lassen, davon ein paar Screenshots zu machen, um euch das mal zu verdeutlichen, siehe den untenstehenden Spoiler. Gerade solche Weitwinkel-Landschaftsaufnahmen erwecken das Setting zum Leben. Außerdem ist das Tempo nach dem wenig interessanten Anfang durchweg hervorragend. Vielleicht ist das auch der Vorteil, den die schwache Charakterentwicklung mit sich bringt - der Film hält sich nicht lange mit deren Hintergrundgeschichten oder sonstiger Exposition auf, es geht stets ums Wesentliche.
    Regie sollte eigentlich mal wieder Jack Arnold (Creature from the Black Lagoon, It Came from Outer Space) führen. Habe gelesen, dass dieser aus dem Film ein richtiges Epos in Farbe und mit vielen Schauspielern machen wollte. Während der Vorproduktion entschied Universal aber, das Budget stark zusammenzukürzen, nur in schwarz-weiß zu drehen und weniger und andere Darsteller zu nutzen, womit sie effektiv ein B-Movie aus einem Projekt machten, das ursprünglich ein A-Movie hätte werden sollen. Arnold verließ daraufhin The Land Unknown und Universal holte ihren Vertragsregisseur Virgil W. Vogel, der mit der Umsetzung betraut wurde. Verdammt! Das hätte echt das Zeug zu einem absoluten Genre-Klassiker gehabt. Daran sieht man aber auch mal wieder, wie wenig Sci-Fi /Fantasy Themen in der sogenannten Traumfabrik damals ernst genommen wurden.
    In jedem Fall verdient der Film einen höheren Bekanntheitsgrad. Nachdem mich der Streifen an sich schon so unerwartet gut unterhielt, folgte gleich darauf die nächste positive und völlig unerwartete Überraschung: Gibts in Deutschland auf Blu-ray, herausgegeben von Anolis (Danke!) in einer offenbar vorbildlichen Ausgabe *__* Wandert in nächster Zeit definitiv auch in meine Sammlung. Übrigens, lasst euch nicht von dem idiotischen Bildchen da oben abschrecken, keine Ahnung wer das verbrochen hat. Das hier sieht da imho schon viel besser und angemessener aus. 7/10



    -------------------------

    Puh, so kann ich nun endlich die Universal Monsters "Reihe" für erschlossen und beendet erklären. Zugegeben, wenn man auf die vollständige Liste schaut und das abgleicht, habe ich hier streng genommen gerade einmal knapp die Hälfte behandelt. Aber möchte behaupten, dass zumindest die wesentlichen und bekannteren oder stärker respektierten Sachen dabei waren. Denn ganz ehrlich, auf so etwas beklopptes wie die Captive Wild Woman Trilogie habe ich keine Lust, und die von Edgar Allan Poe inspirierten Filme (trotz Beteiligung von Lugosi und Karloff) oder die sechs Inner Sanctum Mystery Teile (trotz Beteiligung von Lon Chaney Jr.) reizen mich auch nicht.
    Alles in allem hat es sich meiner Meinung nach doch gelohnt, das durchzuziehen, obwohl es so viele Nieten gab. Richtig kultig-unterhaltsame Perlen wie The Invisible Man, The Wolf Man, The Mummy's Hand, The Phantom of the Opera (1925), Dracula's Daughter, The Man Who Laughs, Creature from the Black Lagoon, It Came from Outer Space oder The Land Unknown wären andernfalls total an mir vorbei gegangen bzw. hätte ich sie nicht für mich entdeckt oder wiederentdeckt. Als Faustregel sind die ersten Filme der jeweiligen Reihen oft, wenn auch nicht immer, die besten. Danach scheinen sich die Macher mit ansteigender Sequel-Nummer manchmal irgendwie immer weniger Mühe gegeben und (im Gegensatz zu heute) immer weniger Geld zur Verfügung gehabt zu haben, was schade ist, weil da echt noch einiges mehr drin gewesen wäre, gerade auch dadurch, dass sie mit den Crossover-Teilen begonnen haben. Von den Parodien mit Abbott und Costello mal abgesehen, wurden zum Beispiel weder der Unsichtbare, noch die Mumie oder der Gill-Man je mit den "großen Drei" (Dracula, Frankensteins Monster und der Wolfsmensch) oder sonstwem kombiniert. Vielleicht wird das ja in den kommenden Jahren mit dem neuen shared Universe nachgeholt, aber das steht noch in den Sternen.

    Hier mal meine persönliche Aufstellung der Reihe mit Jahreszahlen und den von mir entsprechend vergebenen Wertungen geordnet von gut nach schlecht, wobei ich sowohl die noch viel schwieriger vergleichbaren, frühen Stummfilme der 20er Jahre als auch die Parodien rausgelassen habe:


    (8) 1935 Frankensteins Braut /Bride of Frankenstein
    (8) 1954 Der Schrecken vom Amazonas /Creature from the Black Lagoon
    (8) 1941 Der Wolfsmensch /The Wolf Man
    (7) 1931 Frankenstein
    (7) 1936 Draculas Tochter /Dracula's Daughter
    (7) 1953 Gefahr aus dem Weltall /It Came from Outer Space
    (7) 1957 Der Flug zur Hölle /The Land Unknown
    (7) 1940 The Mummy's Hand
    (7) 1933 Der Unsichtbare /The Invisible Man
    (6) 1939 Son of Frankenstein
    (6) 1932 Die Mumie /The Mummy
    (6) 1944 House of Frankenstein
    (6) 1943 Phantom der Oper /Phantom of the Opera
    (6) 1940 The Invisible Man Returns
    (5) 1956 In den Klauen der Tiefe /The Mole People
    (5) 1943 Frankenstein Meets the Wolf Man
    (5) 1955 Die Rache des Ungeheuers /Revenge of the Creature
    (5) 1931 Dracula
    (5) 1942 The Ghost of Frankenstein
    (5) 1943 Son of Dracula
    (5) 1956 Das Ungeheuer ist unter uns /The Creature Walks Among Us
    (5) 1955 Metaluna IV antwortet nicht /This Island Earth
    (5) 1955 Tarantula
    (5) 1957 Das Geheimnis des steinernen Monsters /The Monolith Monsters
    (5) 1944 The Mummy's Curse
    (5) 1940 The Invisible Woman
    (5) 1944 The Invisible Man's Revenge
    (4) 1942 Invisible Agent
    (4) 1945 House of Dracula
    (4) 1942 The Mummy's Tomb
    (4) 1944 The Mummy's Ghost
    (4) 1935 Werewolf of London


    Die Frage ist, was ich als nächstes angehe. Theoretisch traten ab den späten 50er Jahren bis in die 70er hinein die britischen Hammer Film Productions das Erbe von Universal an und produzierten, teilweise international im Verleih von Universal erschienen, neue Horror Serien unter anderem zu Frankenstein, Dracula und The Mummy, mit so bekannten Persönlichkeiten wie Christopher Lee und Peter Cushing (Grand Moff Tarkin in Star Wars, ihr wisst schon ^^) als Darsteller. Besteht eurerseits diesbezüglich Interesse? Ich hab manchmal das Gefühl, ich schreib hier nur so vor mich hin Aber irgendwo müssen die bald 7000 Views ja herkommen. Alles Gast-User -_^

  19. #79
    It's HAMMER time!


    Frankensteins Fluch /The Curse of Frankenstein (1957)



    Man merkt, es wird britisch. Auch wenn der Film in der Schweiz spielt, jetzt gibts mehr Kostüme, mehr Farbe und Edel-Style, aber dadurch leider auch kaum noch die Gothic-Atmosphäre, die das Original von Universal so toll machte. Diese klassischen Geschichten endlich in Farbe sehen zu können ist natürlich schon ein Riesensprung nach vorn, aber wie andere Werke jener Zeit hält sich Curse of Frankenstein diesbezüglich nicht zurück und macht einige Sets und Aufmachungen arg bunt. Die Geschichte ist im Wesentlichen altbekannt. Diesmal liegt der Fokus aber eindeutig auf Viktor Frankenstein selbst, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird - wirklich klasse gespielt von Peter Cushing - während das Monster, verkörpert von Christopher Lee, nur sehr wenig Screentime hat und sich äußerlich deutlich von Karloffs berühmter Version unterscheidet.
    Frankenstein ist jetzt um einiges verrückter, bringt auch aktiv Leute um, um seine wahnsinnigen, wissenschaftlich grenzwertigen Ziele zu erreichen und das perfekte Wesen mit entsprechenden Körperteilen zusammenzupuzzlen. Der Film ist auch sonst ekliger und verstörender, weil so viel mehr ins Detail gegangen wird. Kein übertriebenes Blood & Gore, aber irgendwie lebensnäher und dadurch glaubwürdiger. Aus heutiger Sicht erscheint die Fassung von 1931 stellenweise fast wie ein Cartoon, während die Hammer-Variante das Label "Horror" schon etwas eher verdient. Wir halten fest: Cushing war mal jung Gibt auch ein paar neue Charaktere, vor allem einen Privatlehrer namens Paul, der zuerst mit Viktor Frankenstein zusammenarbeitet, sich dann aber abwendet; Viktors Cousine, die in dem Anwesen einzieht und den Besessenen heiraten soll/möchte (Immer dieser Adel... Paul bleibt nur dort, um sie vor Viktors Wahnsinn zu beschützen), sowie eine Haushälterin, mit der Frankenstein ein Verhältnis hat. Das waren eigentlich auch schon alle, die von Bedeutung sind.
    Curse of Frankenstein fühlt sich aus zwei Gründen deutlich kleiner an als der Universal-Streifen, was sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Einerseits weil es nur so wenige Charaktere gibt, was ich eigentlich voll in Ordnung finde, da es die bedrückende Atmosphäre effektiv unterstützt und auf jeden genauer eingegangen werden kann. Andererseits scheint die Welt an sich aber stark zusammengeschrumpft zu sein, fast die gesamte Handlung findet im und um das Anwesen des Protagonisten statt. Das heißt, diesmal leider keine Besuche in die Stadt, und auch kein Finale mit brennender Windmühle und Fackel-tragendem Mob, der Höhepunkt wurde stattdessen auf das Dach des Hauses verlegt :-/ Guter Film, teilweise angenehm verstörend, aber mit weniger erinnerungswürdigen Szenen. 6/10



    Frankensteins Rache /The Revenge of Frankenstein (1958)



    Eigentlich eine ganz passable Fortsetzung mit einem wie immer hervorragenden Peter Cushing, die genau dort weitermacht, wo der Vorgänger endete. Trotzdem hat mir hierbei irgendetwas eindeutig gefehlt, und ich glaube, das war das Monster als zentrales Element. Sicher gibt es auch diesmal wieder diverse abgeschnittene Gliedmaßen und Gehirntransplantationen bzw. Körpertausch, aber verglichen mit der Kreatur die wir in früheren Verfilmungen erlebt haben, bleibt der Betroffene hier erstaunlich normal, vor allem äußerlich. Sprechen ist auch kein Problem. Die Handlung ist einfach nicht mehr so wunderbar abgefahren und schauerlich, fühlt sich mehr an wie ein Drama über einen verrückten, ohne ethische Bedenken handelnden Arzt und seine Gehilfen, die versuchen, nicht aufzufallen. Gerade da, wo es gegen Ende zur Eskalation kommen soll, hab ich mich eher gelangweilt. Der Film zieht sich etwas und bringt kaum neue Ideen auf den Operationstisch. 5/10



    Frankensteins Ungeheuer /The Evil of Frankenstein (1964)



    Und das Kontinuitäts-Karussell dreht sich wieder >_> Dr. Frankenstein nach wie vor von Cushing gespielt, nach wie vor mit einem jüngeren Lehrling /Gehilfen namens Hans, aber tatsächlich ein völliges Reboot der Story. Fand nicht, dass das nötig war, denn auf das Ende vom letzten Teil hätte man wunderbar aufbauen können. Naja. Die beiden kehren in Frankensteins alte Heimatstadt zurück, wo er damals die Experimente durchführte. Zunächst dachte ich noch, es handle sich um ein Sequel, aber dann gibts eine lange Rückblende, die die Erweckung des Monsters und die ganze Vorgeschichte zeigt, und das läuft hier ganz anders ab als in der Version von Curse of Frankenstein. Auf einem Jahrmarkt treffen sie jedenfalls einen fiesen Bürgermeister und Polizeichef, aber auch ein taubstummes, rothaariges Bettler-Mädchen und einen Hypnose-Schausteller. Durch das Mädel finden sie auf der Flucht in einer Höhle später das eingefrorene Monster von einst wieder und nehmen beide mit auf Frankensteins altes, leerstehendes Anwesen. Als das Wiederbeleben der Kreatur nicht so klappt wie gewollt, versuchen sie es mit dem Hypnotiseur, aber der Plan geht nach hinten los: Das Wesen hört nur noch auf ihn.
    Ich muss sagen, dass mir der Film von den Hammer-Frankensteins bis jetzt am besten gefallen hat. Zwar ist er unangenehm langsam und gemächlich, aber die Atmosphäre ist ein wenig lockerer, die Charaktere sind viel bunter und interessanter, die durch sie vorangebrachte Handlung an einigen Stellen origineller, und vor allem sieht es wieder etwas stärker nach Gothic-Style aus, den ich in den beiden Teilen davor so vermisst habe. Die Ästhetik hat viel mehr mit den Universal-Filmen aus den 30ern gemein, was ich für eine gute Sache halte. Das trifft übrigens ebenso auf das Monster selbst zu. Es findet außerdem nicht alles auf engstem Raum statt, wir sehen ein paar abwechslungsreiche Orte und das Set von Frankensteins heruntergekommenem Schloss (Herrenhaus? Whatever...) ist ein fesselnder Anblick. Wenn es schon unbedingt ein Reboot sein musste, dann waren die Drehbuchautoren wenigstens clever genug, den semi-bekannten Standard-Kram in einen Flashback zu packen, anstatt alles wieder von vorne zu erzählen. 6/10



    Frankenstein schuf ein Weib /Frankenstein Created Woman (1967)



    WTF, jetzt wird's esoterisch o_Ô Frankenstein transplantiert nicht mehr einfach nur Gehirne, sondern jetzt auch die Seelen von Menschen, die er mit einer Maschine nach dem Tod festhalten und auf einen anderen Körper übertragen kann. Uhm, sure. Die Handlung ist diesmal etwas komplizierter zu erklären, ich versuchs trotzdem in Kurzform: Es geht gar nicht so sehr um den Baron und Doktor selbst, sondern um den jungen und unbeherrschten Hans (mussten sie die Figur schon wieder ausgerechnet Hans nennen? Das macht die Verwirrung perfekt!). Der ist der Sohn eines hingerichteten Mörders und in ein Mädchen namens Christina mit entstelltem Gesicht verliebt, und sie in ihn. Deren Vater, der etwas gegen die Beziehung hat, wird von drei jungen, reichen, unausstehlichen Missetätern und Unruhestiftern (erinnern irgendwie stark an Clockwork Orange), die davor besagte Christina belästigten, umgebracht.
    Unschuldig für das Verbrechen verurteilt wird jedoch Hans, den man auf der Guillotine einen Kopf kürzer macht. Christina sieht das zufällig und begeht Selbstmord. Erst hier kommen Frankenstein und ein örtlicher, gutmütiger aber naiver Arzt, der als sein Helfer agiert, wirklich aktiv ins Spiel. Der Baron fängt die Seele von Hans und steckt sie in Christinas Körper, die nebenbei auch gleich äußerlich verschönert wird, blonde Haare und das Gesicht repariert bekommt (vorher war sie mir sympathischer, aber seis drum ^^). Zunächst ohne dass sonst jemand was merkt, und getrieben von Hans als eine innere Stimme (Holy Cow! In einer Szene meditiert sie vor seinem abgehackten Kopf, den sie in ihrem Zimmer aufgespießt hat ), begibt sie sich auf einen Rachefeldzug gegen die drei Strolche, lockt sie mit ihren neu gefundenen Reizen brutal in den Tod (die Kerle erkennen sie natürlich nicht wieder). Frankenstein kapiert, dass das nicht so gelaufen ist wie er sich das vorgestellt hat, und versucht sie abzufangen und aufzuhalten.
    Haha, was für ein aberwitziger Film. Die Ideen in der Geschichte sind wirklich verrückt und durchgeknallt. Verstörend und originell, aber ohne Zweifel nicht völlig schlüssig und passt imho eigentlich auch nicht so gut mit Mary Shelleys berühmtem Mythos zusammen. Naja, wenigstens haben sie mal was ganz neues probiert. Das Budget scheint zusammengeschrumpft zu sein, denn die Production Values sind im Vergleich zum Vorgänger offenbar wieder ein bisschen bescheidener. Schauspielerische Leistungen (von Cushing natürlich abgesehen) eher durchwachsen, manche Darsteller übertreiben zu sehr. Und für einen Frankenstein-Film ist es schon auffällig, dass die Titelfigur quasi auf den B-Plot beschränkt wurde und die meiste Zeit über gar nicht so sehr von Bedeutung ist. Trotzdem muss ich sagen, so irre und cheesy die präsentierten Vorgänge auch sein mögen, man kann einfach nicht wegschauen! Frankenstein Created Woman unterhält. 6/10



    Frankenstein muß sterben! /Frankenstein Must Be Destroyed (1969)



    Ging mal gar nicht. Habe ja kein grundsätzliches Problem mit radikalen Neuinterpretationen, aber dann müssen sie auf eine andere Art mindestens genauso interessant sein wie die anderen Versionen, und das trifft hier drauf nicht zu. Ausgerechnet dieser Film wird von manchen als bester der Reihe gesehen, oder zumindest als einer der besten. Für mich ist er soweit mit Abstand der schlechteste. Aber immer der Reihe nach: Um mit seinen Experimenten fortfahren zu können, erpresst der Baron ein junges Paar dazu, ihm zu helfen, den verrückt gewordenen Gehirnchirurg Dr. Brandt aus der Irrenanstalt zu entführen, mit dem er zuvor Briefkontakt pflegte. Frankenstein möchte ihn operieren, seinen Wahnsinn heilen und sein Gehirn in einen anderen Körper verpflanzen, um an Brandts Wissen zu gelangen. Brandt im Körper eines umgebrachten Professors findet seinen neuen Zustand aber gar nicht so hip und will sich rächen.
    Der Protagonist ist diesmal im übertragenen Sinne wohl selbst das Monster. Was an der Persönlichkeit des zentralen Charakters bis jetzt immer so faszinierend war, war dessen Ambivalenz: Der Baron hatte zuvor stets auch ein paar sympathische Seiten und war überzeugt, das Richtige zu tun, aber übertrat dabei diverse rote moralisch-ethische Linien. Kein klassischer Bösewicht, mehr ein Antiheld, gefährlich und kompromisslos, aber enthusiastisch und missverstanden. Speziell in den anderen Hammer-Frankensteinfilmen, die weitgehend aus seiner Perspektive erzählen, kümmerte es einen immer, was aus ihm werden würde und ob er mit seinen Taten davon kommt.
    In Frankenstein Must Be Destroyed hat sich in der Beziehung einiges geändert. Der Baron wird als unverbesserliche, manipulative Figur ohne Chance auf Erlösung und Katharsis dargestellt, als ein kalter, berechnender, durchtrieben-hinterlistiger Psychopath, der Menschen hasst und vor nichts Halt macht, um seinen Willen zu bekommen. Unmöglich, so jemanden zu mögen. Er ermordet mehrfach Unschuldige, erpresst und vergewaltigt Anna, die Verlobte seines unfreiwilligen Helfers, in einer berüchtigten Szene (die erst als nachträglicher Einfall des Regisseurs nach den Dreharbeiten eingefügt wurde, weshalb im Rest des Films gar nicht mehr darauf eingegangen wird, was die Reaktionen von Anna sehr seltsam wirken lässt). Kurzum, er hat seine Menschlichkeit vollständig verloren, was die Figur leider sehr einseitig und viel weniger komplex macht. Sicher, in Curse of Frankenstein hat er auch bereits selbst für einen Tod gesorgt, aber dort war es nie so krass wie hier. Diesmal fällt es ihm leicht. Die Opfer kamen damals normalerweise immer durch seine Kreatur zustande, nicht durch ihn.
    Ich halte das für eine ganz schlechte Idee der Drehbuchautoren und im Kern für einen Verrat an den Grundsätzen des klassischen Charakters. Was ist aus dem Doktor geworden, der Leben erschaffen (!) wollte, anstatt es zu zerstören? Die Änderungen und die Darstellung einiger Szenen machen den Film zu einem der geschmacklosesten Hammer-Horrorfilme. Peter Cushing, der jetzt viel mehr an Tarkin aus Star Wars erinnert, ist der einzige Grund, den Film zu schauen und auch der einzige, der diesen qualitativ noch zusammenhalten kann. Denn die Handlung ist schwach, quasi ein fieserer Abklatsch von Revenge of Frankenstein. Der Baron ist nur noch an konventionellen Gehirntransplantationen interessiert und sein "Patient" hat anschließend eine Identitätskrise, aber von einem künstlich geschaffenen Monster oder sonst irgendwelchen phantastischeren Elementen erneut keine Spur. Das schließt übrigens auch die ordinären Sets mit ein - alles spielt in einer Stadt. Schlösser, Höhlen oder wenigstens ein richtiges Labor sucht man hier vergebens.
    Manche Handlungsstränge wurden darüber hinaus schlicht nicht gut durchdacht und funktionieren daher nicht: Zwei Polizei-Kommissare untersuchen die Vorkommnisse und kommen in der ersten Stunde des Films immer wieder vor, beschließen, Frankenstein zu suchen, aber werden danach anscheinend vollkommen vergessen und tauchen nie wieder auf. Im Internet las ich, dass zumindest das Finale der Geschichte toll sein soll, aber mir kam das unheimlich halbherzig, gehetzt und altmodisch vor. Nichts, was man nicht schon dutzende Male wesentlich besser umgesetzt gesehen hat. Dafür lohnt es sich auf keinen Fall, am Ball zu bleiben. Was für eine Enttäuschung. 4/10



    Frankensteins Schrecken /The Horror of Frankenstein (1970)



    Ein weiteres Remake der Originalstory, diesmal leider ohne Cushing :-/ Wie viel das ausmacht, fällt leider auf, da kann Ralph Bates nichtmal ansatzweise mithalten. Seine Interpretation ist sogar ziemlich nervig überheblich, aber ich schätze das war Sinn der Sache und beabsichtigt. Immerhin wurde zum Teil eine andere Betrachtungsweise gewählt: Frankenstein ist etwas jünger, wir sehen ihn als Schüler und Student. Mehrere seiner Kameraden und Bekanntschaften aus dieser Zeit sowie eine nuttige Haushälterin und jemand, der Gräber für ihn plündert, spielen wichtige Nebenrollen. Endlich gibt es wieder ein richtiges Monster (im letzten Drittel des Films) und ein Schloss und kranke Experimente. Die Production Values scheinen leider nicht mehr zugenommen zu haben, die Kreatur beispielsweise (gespielt von Darth Vader Darsteller David Prowse ^^) sieht unglaubwürdig billig aus, denn dafür, dass sie angeblich aus so vielen unterschiedlichen Leichenteilen zusammengeflickt wurde, wirkt sie perfekt menschlich wie aus einem Guss und die Nahtstellen wurden offensichtlich nur aufgemalt, haha. Das ging sowohl in Curse als auch in Evil schonmal wesentlich besser. Zu allem Überfluss ist das Finale recht antiklimaktisch.
    Oben beklagte ich mich über den fiesen Unterton von Must Be Destroyed. Nun, nett ist der Baron in Horror keineswegs, im Gegenteil: Er bringt sogar gleich reihenweise Leute um die Ecke, darunter seinen eigenen Vater und natürlich jeden, der droht, ihn bei den Behörden zu verpetzen xD Das fällt aber wegen der übertriebenen Art der Darstellung nicht so übel ins Gewicht. Man könnte glatt sagen, der Film ist eher eine Art trocken-schwarzhumorige Komödie, zumal Frankenstein selbst dabei immer beherrscht bleibt, freundlich gelassen dreinschaut und auf alles eine Antwort hat ^^ Der Film ist nicht gut, aber anschaubar. 5/10



    Frankensteins Höllenmonster /Frankenstein and the Monster from Hell (1974)



    Uuuund er schnibbelt weiter *g* Endlich ist Cushing wieder am Start, inzwischen sichtlich gealtert, aber wieder in der Rolle wie ich sie kenne und mag. Ein junger Arzt und Frankenstein-Fanboy namens Simon macht fragwürdige Experimente, wird erwischt und soll zur Strafe für einige Jahre in die Nervenheilanstalt gesperrt werden. Dort erfährt er, dass der Baron, der da ursprünglich ebenfalls einsaß, inzwischen souverän die tatsächliche Leitung der ganzen Anstalt übernommen hat und vor Ort wieder an einem tabubrechenden Projekt arbeitet Simon wird sein Gehilfe, aber wie weit kann er guten Gewissens gehen?
    Frankensteins erster Auftritt hier kommt zwar ein wenig spät, aber ist irgendwie bad-ass. Schön, Peter Cushing zum Abschluss der Reihe nochmal in Aktion erlebt zu haben, er trägt den Film praktisch im Alleingang. So wie Karloff damals in den 30ern die definitive Version des Monsters wurde, so hat Cushing mit seiner Darstellung Dr. Frankenstein selbst unsterblich gemacht und wird was das angeht wahrscheinlich auf ewig unerreicht bleiben. Ein paar Dialogzeilen spielen augenzwinkernd auf frühere Filme an... und wenn der Baron in einer Szene mit Nachdruck sagt, er sei kein Mörder (nur um wenig später bewusst eine korrekte, schlimme Diagnose liegenzulassen, die einen Patienten in den Selbstmord treibt, sodass er dessen Gehirn verwenden kann xD Aber eben alles indirekt!), verstehe ich das als Genugtuung und als verdienten Seitenhieb auf Must be Destroyed.
    Ansonsten ist der eigentliche Filminhalt eher durchwachsen. Bis auf die ersten paar Minuten findet die gesamte Handlung auf stark begrenztem Raum innerhalb der Anstalt statt. Meistens mag ich so etwas nicht gerne, denn es lässt die Geschichten immer unheimlich klein wirken, und da ist die vorliegende leider keine Ausnahme. Vielleicht hat das Budget nicht für mehr gereicht. Andererseits trägt ein so minimalistisches Setting eindeutig zur klaustrophobischen Atmosphäre bei, und ich weiß nicht, ob letztere unter einem umfassenderen Ansatz nicht sogar gelitten hätte. In Frankenstein and the Monster from Hell fühlt man sich fast selbst wie ein Insasse, der die immer verrückter werdenden Vorkommnisse miterlebt ^^ Das Ende hat etwas wunderbar ironisches und leicht zynisches an sich. 6/10








    Insgesamt haben mich die Hammer-Frankensteinfilme zum Teil ganz gut unterhalten, aber nie wirklich vom Hocker gehauen. Ich weiß es zu schätzen, dass die Verantwortlichen damit bewusst andere Richtungen eingeschlagen und erforscht haben (auch wenn das nicht immer von Erfolg gekrönt war), denn die Klassiker von Universal sind auf ihrem Gebiet nunmal kaum zu schlagen. Trotzdem fallen manchmal die fehlenden Mittel negativ auf, da habe ich zwischendurch immer wieder die extravaganten Szenen und Sets von damals bzw. einfach etwas mehr Abwechslung und Originalität vermisst. Vor allem finde ich nicht, dass sich das Thema wie in Revenge und Must be Destroyed auf ein paar läppische Gehirntransplantationen beschränken sollte. Wenn der Baron der Protagonist und zentrale Fokus ist, brauchen wir sicher nicht zwangsläufig immer ein Monster, aber dann als Ausgleich doch bitte irgendwelche anderen richtig abgefahrenen Experimente einbauen. Das Highlight der Reihe ist und bleibt jedenfalls der Hauptdarsteller (mit Ausnahme von Horror of Frankenstein).

  20. #80
    It's HAMMER time!


    Die Rache der Pharaonen /The Mummy (1959)



    Der Film fängt vielversprechend an und hat ein aufregendes Finale, aber zwischendrin ist wenig los. Der englische Originaltitel lässt zwar an 1932 denken, doch genau genommen handelt es sich hier um ein Remake von sowohl The Mummy's Hand (1940) als auch von The Mummy's Tomb (1942), wobei die interessanten Stellen von ersterem weitgehend übersprungen werden und die Handlung zum Großteil dem schwunglosen letzteren Werk entspricht. Die Grundidee ist jedenfalls genau dieselbe: Archäologen öffnen Grab, Mann von uraltem ägyptischem Kult kontrolliert die Mumie um für die Entweihung fürchterliche Rache zu nehmen und folgt ihnen zurück in den Westen (wobei diesmal nach England und nicht in die USA). Sogar die Hintergrundgeschichte mit Hohepriester Kharis und seiner verbotenen Liebe zu Prinzessin Ananka ist identisch geblieben! Der Einfall mit der weiblichen Hauptrolle, die verblüffende Ähnlichkeit zur Prinzessin hat, ist aus der früheren Reihe auch bereits wohlbekannt.
    Zuerst war ich sehr enttäuscht, dass es von den spannenderen Ausgrabungsstätten wieder zurück in vertraute Umgebungen geht, aber immerhin zeigt Hammer wie man das Konzept wesentlich besser umsetzen kann als es Universal damals tat. Das liegt zum einen an den britischen Darstellern - Peter Cushing als Protagonist (wusste vorher gar nicht, dass er mitspielt... Glaube, ich werde langsam echt ein Fan von dem Mann!) und Christopher Lee als Mumie, was will man mehr ^^ Zum anderen haben die Konfrontationen viel mehr Biss, es gibt sogar ein paar kurze und kleine aber feine Action-Momente. Sehr geil und anders als damals war, wie der Hauptcharakter den verdächtigten aber noch nicht überführten Kultisten aus Ägypten (welcher eigentlich schon abreisen wollte, weil er sein Werk für vollbracht hielt) zunächst persönlich in dessen Haus aufsucht, um der Sache mit der Mumie auf den Grund zu gehen. Der hier stattfindende verbale Schlagabtausch zwischen den beiden hat es in sich und war eine einzige Freude mit anzusehen Im Prinzip wissen beide sofort, wer der jeweils andere ist, aber sie erhalten die Fassade und künstliche Gelassenheit aufrecht, während es unter der Oberfläche brodelt, und sie provozieren bewusst gegenseitig und fordern sich heraus. Richtig dicke Luft. Dabei ist die Situation umso brenzliger, weil nur ein paar Meter entfernt die Mumie darauf wartet, reaktiviert zu werden.
    Was für ein genialer Film dies hätte werden können, wenn es mehr von solchen Szenen gegeben hätte! Leider wird jede Menge Spielzeit mit mehreren viel zu langen Rückblenden verschwendet, die nur der Exposition dienen aber die vordergründige Handlung keinen Millimeter weiter bringen. Diverse Nebencharaktere wurden nicht angemessen ausgearbeitet, und selbst wichtige Rollen bleiben vergleichsweise blass; man bekommt nicht das Gefühl, irgendeine der Figuren wirklich kennengelernt zu haben (was, wie ich behaupten möchte, zumindest in The Mummy's Hand noch der Fall war). Außerdem wird zwar alles mögliche an altbekannten Klischees der spirituellen Vorgänger wieder hervorgekramt und verbraten, aber kaum ein neuer Impuls bzw. keine unerwarteten neuen Story-Elemente gegeben. Trotz allem mit Sicherheit einer der besseren Mumien-Filme, wenn auch mit einer Menge verschenktem Potential. 6/10



    Die Rache des Pharao /The Curse of the Mummy's Tomb (1964)



    Hängt mit dem Vorgänger nicht näher zusammen. Ein gieriger Investor und Geldgeber der Ausgrabungen möchte entgegen den Bedenken des Archäologen eine Show-Tour in England und Übersee aus den wertvollen, jahrtausendealten Exponaten machen, einschließlich der Mumie. Sakrileg! Gibt auch eine neue Hintergrundgeschichte, die ist aber relativ dämlich, ansonsten ist das Grundkonzept gleich geblieben: Die "Grabschänder" fahren in den Westen (schnarch), und der "Fluch" folgt ihnen. Immerhin ein netter Twist, dass der Typ aus Ägypten ausnahmsweise mal nicht der Schuldige war, der die Mumie kontrolliert. Letztere wird aber erst nach zwei Dritteln des Films überhaupt mal aktiv, die Geschichte braucht generell viel zu lange um in Fahrt zu kommen und weist zu viel langweiliges Gelaber auf, das nirgendwohin führt. In dem Zusammenhang nerven auch die abermals auftauchenden Rückblenden. Hinzu kommen schlechtere Schauspieler (bis auf ein paar kleine Nebenrollen macht niemand aus dem vorherigen Teil mehr mit) und manche Szenen, die einfach hirnrissig sind, zum Beispiel wenn eine ganze Truppe von Polizisten einfach rumsteht und tatenlos zuguckt wie die Mumie einen Kerl umbringt. Ich mein, der Film war keine Beleidigung für die Sinne, aber bietet einfach überhaupt kein positives Alleinstellungsmerkmal. Kann man sich angucken, muss man aber nicht. 5/10



    Der Fluch der Mumie /The Mummy's Shroud (1967)



    Wieder keine Verbindung zu den anderen Teilen, die Filme haben offenbar alle nichts miteinander zu tun. Die Story folgt ähnlichen Grundzügen wie der Rest, ist aber wieder oberflächlich neu mit anderer Mumie und abgewandelter Hintergrundgeschichte aus Ägypten von vor einigen tausend Jahren. Da fangen die Probleme eigentlich auch schon an, denn der Rückblende-Prolog ganz zu Beginn ist super-ätzend und langweilig, mit Erzähler aus dem Off und peinlich unglaubwürdiger Produktions-Ausstattung. Man muss praktisch zehn Minuten warten, bevor die eigentliche Handlung beginnt. Das ist in etwa so, als würde der Lauftext am Anfang der Star Wars Filme sich zehn Minuten Zeit lassen, gähn.
    Yay, endlich spielt mal wieder ein Mumien-Film komplett in Ägypten! Die Freude darüber verflüchtigt sich sogleich aber auch zu großen Teilen schon wieder, weil die Studio-Sets so überhaupt gar nicht authentisch aussehen, auch nicht entsprechend der 1920er wie angegeben. Die Stadt wirkt billig künstlich und die Wüste wie ein übergroßer, aufgeschütteter Sandkasten >_< Naja, der Gedanke zählt, schätze ich. Die Mumie wird nicht mehr durch Pflanzenblätter oder ein Medaillon kontrolliert, sondern neuerdings durch das im englischen Originaltitel vermerkte Leichentuch. Die Schauspieler bieten weiterhin Vorstellungen von überaus durchwachsener Qualität, meistens aber eher unterdurchschnittlich.
    Es kommt eine Wahrsagerin vor, die ultranervig ist und kaum reinpasst - hätte man ohne Verlust für die Handlung auch komplett weglassen können. Auch sonst gibt es kaum sympathische oder interessante Figuren (die Frau vom vermessenen Patriarchen der Familie sitzt die ganze Zeit nur ruhig herum und stichelt gegen ihren Mann, was sollte das? Der Charakter hat sonst keinerlei Bedeutung aber wird in einigen Szenen seltsam hervorgehoben und wurde mit einer namhaften Schauspielerin besetzt o_O). Aber hey, dadurch, dass man die meisten, die bei der Entweihung des Grabes dabei waren, sowieso nicht leiden kann, macht es umso mehr Spaß zu sehen, wie die Mumie sie erledigt.
    Und das bringt mich zum größten Pluspunkt des Films: Die Mumien-Szenen und Tötungen im späteren Verlauf sind genuin spannend und aufregend. Die Kreatur wirkt erbarmungslos und unaufhaltsam und schlägt plötzlich zu. Ebenso das Design mit den Augen und der Effekt ganz am Ende wenn sie zu Staub zerfällt waren überaus sehenswert. Das brenzlige Finale haben sie generell überraschend gut umgesetzt. So gesehen startet der Film richtig mies und wird dann langsam immer besser. Hinterher hätte ich gerne ein wohlwollenderes Fazit abgegeben, aber dazu fallen die Mängel zu deutlich ins Gewicht. Trotzdem, von den schwächeren Mumien-Abenteuern immer noch eines der besseren, wenn ihr versteht, was ich meine. 5/10



    Das Grab der blutigen Mumie /Blood from the Mummy's Tomb (1971)



    Sehr seltsamer Film, hat mir nicht wirklich gefallen. Die Geschichte basiert anscheinend auf einem Roman von Bram Stoker. In der Nacht vor ihrem Geburtstag bekommt die junge und schöne Margaret von ihrem Vater einen mysteriösen Ring geschenkt. Ihr Vater war Teil einer Gruppe von Ägyptologen, die Jahre zuvor das Grab der mächtigen, bösen Zauberer-Königin Tera entdeckten, deren Körper bis auf eine abgehackte Hand perfekt erhalten geblieben ist, ohne das geringste Anzeichen von Verwesung. Direkt in dem Moment wurde Margaret geboren. Die ist inzwischen erwachsen geworden, hat grausame Albträume und eine verblüffende Ähnlichkeit zu Tera. Anscheinend hat sie nicht nur die Schönheit, sondern auch die Seele dieser gefährlichen ägyptischen Magierin geerbt, was die übrigen Expeditionsmitglieder mit Angst und Schrecken erfüllt. Aus gutem Grund, da sie bald darauf einer nach dem anderen umgebracht werden. Tera gewinnt langsam die Oberhand, möchte wiederbelebt werden, aber benötigt dazu noch einige Reliquien, die die Leute des Teams versteckt haben.
    Das war mal wirklich ganz anders als der übliche Mumien-Kram, das muss ich Blood from the Mummy's Tomb in jedem Fall lassen. Fühlt sich mehr wie moderner Mystery-Horror über Besessenheit und Seelenwanderung an. Mit mehr Blut und Psycho-Kräften. Von Abenteuer-Atmosphäre ist allerdings gar nichts mehr zu spüren und praktisch die gesamte Handlung spielt in England. Auch kann man sich glatt ein bisschen verarscht vorkommen, denn eine Mumie in engerem Sinne taucht überhaupt nicht auf. Valerie Leon ist zwar hübsch in der Hauptrolle, aber das alleine reißt nicht viel. Stellenweise ist der Schnitt sehr gewöhnungsbedürftig und wirr und es dauert eine Weile, bis man die Story im Kopf so weit geordnet hat, dass alles halbwegs Sinn ergibt - was nicht heißt, dass nicht trotzdem noch massig Fragen offen bleiben und gewaltige Logik-Löcher das Gesamtbild stören. Wenn die Forscher zum Beispiel eine solche Angst vor der Rückkehr der Königin haben, warum haben sie die Reliquien dann eigentlich verwahrt, anstatt sie einfach zu zerstören? Das selbe gilt für den Körper im Keller, der an sich schon eine weit hergeholte Idee ist. Möchte mal wissen, wie sie den durch den Zoll bekommen haben :P Das Ende, in dem bis auf Margaret /Tera echt alle Charaktere sterben, wirkt darüber hinaus ziemlich übertrieben. 5/10

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