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Thema: A movie for every year: Der Vintage-Thread

  1. #41
    Zitat Zitat
    Und ...Remake?
    Keine AAhnung, ob es offiziell von irgendwem als solches bezeichnet wird (vermutlich eher nicht), aber ich nennen es eben so. Außerdem hätte ich mich sonst ja nicht selbst zitieren können .

  2. #42
    Jetzt kann ich nur noch beten, dass mir auch "The Man with the Golden Gun" gefällt, um endlich dieses verflixte Jahr 1974 loszuwerden

  3. #43
    James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt /The Man with the Golden Gun (1974)
    Nope, sorry. Das war nix. Irgendwie klar, ist ja von 1974 *grusel* Dabei gabs ein paar interessante Ideen, das exotische Setting, das ich so wichtig finde, und Christopher Lee himself als Bösewicht! Wie konnte das nur schief laufen? Schade, schade. Der lahmste Titelsong ever dabei. Eine der uninteressantesten Pre-Opening-Sequenzen. Das bis jetzt mit Abstand dümmste und nervigste Bond-Girl! Na dann gute Nacht (See what I did there?). Dazu hat die Handlung gegenüber dem Vorgänger wieder deutlich an Energie und Tempo abgenommen. Aber auch das ganze Konzept mit diversen Details wie der Feuerzeug-Pistole zum Zusammenbasteln oder dem Flugzeug-Auto wirkte ein bisschen zu lächerlich... auf die schlechte Art lächerlich, meine ich. Als wäre die unterbelichtete Agentin nicht schon schlimm genug gewesen, hat dieser von Clifton James gespielte Polizist Pepper (der kurz schon im vorherigen Teil vorkam) als misplaced Comic Relief dem Film imho den Rest gegeben. Das war nur noch Camp-Niveau und Cartoon-Humor. Bäh.


    James Bond 007 – Der Spion, der mich liebte /The Spy Who Loved Me (1977)
    Ja, war geil. Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Hat praktisch alles gestimmt. Klassischer Bond. "Beißer" ist der unkaputtbare Henchman schlechthin! Hab ich lange drauf gewartet. Anya nicht nur attraktiv sondern - man höre und staune - für ein Bond Girl auch einigermaßen aktiv, weiß sich zu behaupten und bringt ein Stück Hintergrundstory mit, welche für ein bisschen Motivation und Anspannung sorgt, grade im Hinblick auf ihr Zusammenspiel mit dem Titelhelden. Überhaupt war hier mal wieder etwas Kalter Krieg Subtext zu spüren. Der Bösewicht Stromberg altmodisch größenwahnsinnig. Zwar ultrafies, aber gleichzeitig wunderbar trocken und ruhig, als würde er fast beiläufig handeln. Pluspunkte gibts bei ihm dank Sinn für Stil und vor allem für die vielleicht abgefahrendsten, stylishsten Schurkenverstecke der Reihe ^^ Die Ägypten-Szene mit der Show vor den Pyramiden fand ich audiovisuell echt clever gemacht. Der berühmte kleine Sportwagen mit Unterwasser-Funktion und allerlei Schnickschnack, großartiges Gadget! Auch die Verfolgungsjagd davor schön rasant. Und die finale "Schlacht" zwischen Henchmen-Armee und U-Boot-Crews setzt dem ganzen noch die Krone auf. Erwähnte ich schon, dass ich Wasser mag?
    So toll, wie das bodenständig /glaubwürdig anfängt und dann in immer mehr durchgeknallter Awesomeness eskaliert :3 Hatte vor Jahren mal auch hier wieder ein gutes Stück vom Film gesehen, so in etwa die zweite Hälfte, aber Erinnerungen inzwischen blass und lückenhaft. Jetzt endlich in voller Länge abgecheckt, hat sich gelohnt. Von den bisherigen "alten" Bond-Filmen definitiv mein Favorit und auch in der gesamten Reihe weit, weit oben. Komisch, wie einer der besten und einer der schlechtesten Teile so direkt aufeinander folgen.

  4. #44
    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    Jetzt kann ich nur noch beten, dass mir auch "The Man with the Golden Gun" gefällt, um endlich dieses verflixte Jahr 1974 loszuwerden
    1974? *google*

    Nach fünf Minuten imdb-recherche, wie wär's mit

    Murder on the Orient Express
    Chinatown
    The Conversation
    Godfather 2
    Alice in den Städten

    Tauchen auch ständing in so best-of Listen auf. Und wenn dir das nichts taugt, wie wären z.B.

    Das Gespenst der Freiheit
    Szenen einer Ehe
    A Woman Under the Influence
    Angst essen Seele auf
    Andy Warhol's Dracula
    Lady Snowblood 2
    School of the Holy Beast
    Karlsson auf dem Dach
    Je, Tu, Il, Elle (ist absolut kein Film für dich, aber ich liebe ihn)
    Fontane Effi Briest
    Female Trouble

    1974 ist voll gut!

  5. #45
    Zitat Zitat von MrBamboo Beitrag anzeigen
    1974 ist voll gut!
    Vielen Dank für die Vorschläge, aber ist jetzt nicht so, dass ich nicht schon unheimlich intensiv danach gesucht hätte und die IMDb diverse Male durchgegangen bin bzw. umgegraben habe (nach Relevanz mit über 600 von 2900 Titeln alleine für dieses eine Jahr! Alternativ auch nach Bewertungen und Genres). Wenn ich von deiner Liste das streiche, was mich so überhaupt gar nicht interessiert, bleibt leider nicht viel übrig, außer vielleicht zwei oder drei, die ich mir noch irgendwann geben wollte (Chinatown, Murder on the Orient Express), auch wenn sie nicht direkt dem entsprechen, was ich normalerweise mag. Zu berücksichtigen wäre auch, dass es optimalerweise Filme sein sollten, die populär genug sind, um eine moderne Heimvideoveröffentlichung auf BD in Deutschland zu rechtfertigen, die ich direkt in meine Sammlung aufnehmen kann, ohne erst auf eine angemessene Umsetzung zu warten oder mich um Importe zu bemühen. Siehe die rote Farbe auf der ersten Seite dieses Threads ^^ Manches lässt sich selbst bloß auf DVD schon schwer bis überhaupt nicht auftreiben.

    Der Pate Teil 2 habe ich hier ja bereits abgehandelt und war von diesem angeblichen Meisterwerk mehr als nur unbeeindruckt :-/ Bin ursprünglich überhaupt erst auf den Film gekommen und habe mich dort aus dem Grund herangewagt, weil er in diesem einen Jahr veröffentlicht wurde (nur dann musste ich natürlich erstmal am Anfang der Trilogie beginnen).

    Na, um fair zu bleiben, natürlich gibt es einige Streifen von 1974, die ihre Fans haben. Aber bei der Verallgemeinerung sprach und spricht der Frust aus mir: Für meine Präferenzen ist 1974 wirklich ein toter Punkt und birgt so gut wie nix Brauchbares. Sci-Fi, Fantasy, Abenteuer, Monster, Animation? Aber bitte mit einem Mindestmaß an Qualität und Reputation, nicht der hinterletzte Billig-Schund, der auf IMDb weniger als 5 Sterne bekommt. Finde es insofern schon auffällig, als selbst 50 Jahre eher in den 20ern und dann, wenn auch nicht durchgängig, in diversen vorangegangenen Jahrzehnten gleich mehrere tolle Sachen aus diesen Kategorien dabei waren, während ich für 1974, das so viel näher an unserer Gegenwart liegt als die fernen Stumm- oder auch nur Schwarz-Weiß-Filme, trotz aller Bemühungen einfach nichts finden kann, das mir persönlich wirklich zusagt.

  6. #46
    Belladonna ist leider von '73, eine ganz wunderbare psychodelische Animation. Sollte demnächst auch als BluRay in Deutschland erscheinen... aber um ein Jahr verfehlt.

    In deinen Genres gibt's zu der Zeit am ehesten Parodien. Ist ja auch der normale Fortgang der Genres. Von frühen Versuchen, über die Blüte, dann eine Filmflut, schließlich Ermüdung samt vieler Parodien, bis zur Innovation (falls sie dann mal kommt).
    1974 ist scheinbar die Ermüdung groß. Sehe gerade Mel Brooks hat 1974 Young Frankenstein gemacht. Andy Warhol's Dracula ist auch eine ziemlich bescheuerte Sexfilmparodie auf den Vampirmythos. Oder Dark Star eine low-budget Sci-Fi Parodie. Die Auflösung des Studiosystems hat billige Filme in gemacht. Fantasy ist da immer schwierig

    Sonst versuchs echt mal mit Chinatown. Ist eine schöne und spannende Kriminalgeschichte mit grandiosen Darstellern. Und im Prinzip eine Innovation im Film Noir, der zu der Zeit eigentlich auch schon tot war.

  7. #47
    Danke dass du dir da noch so viele Gedanken gemacht hast ^^'

    Bin jetzt auch nicht pur auf diese Bereiche festgelegt, und die Übergänge zwischen den Genres sind ohnehin fließend, aber das ist so der Kern dessen, wonach ich eigentlich Ausschau halte. Wenn da wenigstens noch irgendwelche Schnittmengen bestehen, okay. Doch an zahlreiche reine Dramen oder Kunstfilme wage ich mich gar nicht heran, wenn ich nicht wenigstens glaube, dass das irgendwie passen könnte, weil ich damit sonst zu viele schlechte Erfahrungen gemacht habe, mich meine Intuition in der Beziehung nur selten täuscht und mir die viele Zeit dafür zu schade wäre.
    Ja, ich bin da manchmal etwas wählerisch Andererseits erschließe ich mir auch gerne ab und zu neue Bereiche und bin offen genug, was anderes wenigstens auszuprobieren, was dann neue Erfahrungen mit sich bringt. So konnte ich früher nichts mit Western anfangen, aber hab mich im Rahmen dieses Threads näher damit beschäftigt und einige Perlen gefunden, die ich richtig klasse fand (darunter auch "Der Texaner", den hab ich hier allerdings nicht aufgeführt, weil er aus den 80ern ist). Doch selbst im Western-Bereich ließ sich nichts von Belang für 1974 finden.

    Von Belladonna hatte ich noch nie was gehört, aber sieht ...interessant und seltsam aus. Würde ich bei Gelegenheit bestimmt mal einen Blick wagen.

    Ja, das mit den Parodien ist mir auch aufgefallen. Leider kann ich Comedy in Filmform meist nicht ausstehen, vor allem nicht solche. Wenn es einfach Filme sind, die den erwähnten, bevorzugten Genres angehören, aber in denen viele amüsante Elemente drin vorkommen, oder die Werke anderweitig quirlig und verpeilt genug sind, dann gerne. Aber wenn es nur bei oberflächlichen Albereien bleibt, denen das Hauptaugenmerk gilt, und die eigentliche Geschichte und Handlung dafür in den Hintergrund rückt, verzichte ich lieber.

  8. #48
    James Bond 007 – Moonraker: Streng geheim /Moonraker (1979)
    Hmm. Wieder so ne schwierige Kiste. Im Prinzip ist das strukturell ja eine völlige Kopie vom unmittelbaren Vorgänger. Inklusive größenwahnsinnigem Villain mit verrücktem Plan, der zu einem over-the-top Endspiel führt. Diesmal jedoch ...in Space! Bin hier echt zwiegespalten. Einerseits wars wirklich unterhaltsam und ich finde nicht, dass der Film all die negativen Meinungen verdient hat. Auch die Drehorte waren klasse, Südamerika, Brasilien, vorher Venedig. Die Boots-Verfolgungsjagd war gut und die Seilbahn-Sequenz waghalsig spannend. Aber andererseits besitzt der Film weder die Klasse, noch die hervorragende weibliche Hauptrolle von "Der Spion, der mich liebte".
    Im Gegenteil, manchmal wird die Grenze zur Albernheit leider deutlich überschritten. So sehr ich den Beißer als Charakter mag, ihn am Ende spontan die Seiten wechseln zu lassen und vor allem, ihm auch noch ein Love Interest an die Seite zu stellen, die so übertrieben auf nerdy getrimmt ist, dass es einem Cartoon-Abziehbildchen gleichkommt, das war ein bisschen zu viel und zu dick aufgetragen, genau wie die unangebrachten musikalischen Anspielungen und Querverweise zu anderen Filmen (ich dachte ich hör nicht recht - deutlichstes Zeichen, dass die Verantwortlichen das selbst nicht mehr ernst genommen haben). Über das Finale mag man streiten. Kann verstehen, wenn Leute finden, dass es nicht so ganz zur Serie passt, denn das war wirklich schon eher Science Fiction. Sogar mit Riesen-Raumstation und Laser-Geballer! Aber hey, ich mag Sci-Fi. Das futuristische Set der Station hat mir sehr zugesagt ^^


    James Bond 007 – In tödlicher Mission /For Your Eyes Only (1981)
    Lol @ funky Disco-Soundtrack, und das mein ich nichtmal unbedingt negativ. Der Film war irgendwie der absolute Durchschnitts-Bond. Nicht schlecht, aber auch nicht so richtig toll. Habe inzwischen gemerkt, dass mir Szenen mit Bergen, Skiern, Schnee und Eis weit weniger liegen als Sonne, Sand, Strand und Meer (das zieht sich neben privaten Vorlieben übrigens auch bis zum aktuellen Teil der Reihe, Spectre). Von ersterem Aspekt gab es hier glücklicherweise nicht so viel wie noch in "On Her Majesty's Secret Service", von daher kam ich noch damit klar und immerhin brachten die Orte mehr Abwechslung rein, auch wenn die Story soweit ich mich erinnere komplett europäisch bleibt. In den Alpen hat vor allem die jugendliche Eisläuferin Bibi als eindimensionales, hyper-naives Klischee auf zwei Beinen genervt. Im krassen Gegensatz dazu hat mich Melina (Carole Bouquet) hier richtig überzeugen können, und das nicht bloß äußerlich. Überhaupt waren die Stellen mit ihr, die Tauchgänge und auf dem Boot und das Kielholen, am besten. Take notes, Feuerball, so macht man das mit Unter-Wasser-Handlungskram!
    Gefallen hat mir außerdem, wie man zunächst auf die falsche Fährte gelockt wurde, was den eigentlichen Drahtzieher und Oberschurken angeht. Das Finale dann leider wieder ziemlich enttäuschend. Der sympathische Schmuggler Milos hat doch bestimmt mehr als nur drei Henchmen zur Verfügung, um Bond bei der Erstürmung des entlegenen Klosters zu unterstützen?! Wenn man sich da die epischen Schlachten anschaut, die die Vorgänger geboten haben, verpuffte das hier irgendwie sofort und war vorbei, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte. Ich erwarte ja kein großes Gemetzel mit Explosionen usw., aber ein bisschen mehr wäre schon schön gewesen, und sei es nur sneaky Stealth-Action.


    James Bond 007 – Octopussy /Octopussy (1983)
    Weniger gut. Und das nicht bloß wegen dem bescheuerten Namen. Dabei hat es soo klasse angefangen mit einer wunderbar coolen Bond-in-Bestform Eröffnungsszene - die rein gar nichts mit dem Rest der Geschichte zu tun hat >_> Zwar geht die Reise anschließend nach Indien, aber aus dem Setting wird vergleichsweise wenig herausgeholt. Stattdessen gibts einen Frauenharem in knallig roten Spandexanzügen auf einer Insel o_O Und das Abspulen diverser obligatorischer Stereotypen. Der Deutschland-Part in Ost und West war nicht besser.
    Beim Finale kam durch die ablaufende Zeit zwar ein wenig Spannung auf, aber Bond im Clownskostüm war nur schwer zu ertragen. Dieses Hin und Her kam auch nicht so gut an. Nachdem die Detonation verhindert wurde, war der Film im Prinzip vorbei, geht aber noch 10 bis 15 Minuten weiter, um den geflüchteten Unterhändler zu stellen (Bond taucht dort sogar erst später auf). Die Szene mit dem Flugzeug war richtig cool, die Stunts bestimmt gefährlich. Sah atemberaubend aus, aber nachdem einmal die Luft raus war, wirkte das irgendwie disconnected und drangehangen. Schade dass sie das nicht schon irgendwie eher unterbringen konnten. War ja nett gemeint, mal eine andere Struktur zu versuchen, aber ich fands eher störend, dass die Handlung so wirr aufgebaut wurde - es gab im Prinzip gar keinen Hauptschurken, sondern nur eine Reihe von kleineren Fischen, die für sich genommen alle nicht sonderlich beeindruckend waren.


    James Bond 007 – Im Angesicht des Todes /A View to a Kill (1985)
    Ein junger Christopher Walken als gezüchteter Psycho-Unternehmer und das (neben Live and Let Die) vielleicht beste Titellied (A View to a Kill von Duran Duran) sprechen für den Film. Und so viel mehr leider nicht. Roger Moore ist alt geworden, und dummerweise sieht man es ihm hier mit Ende 50 sehr deutlich an. Wäre besser gekommen, wenn er die Rolle schon nach der vorherigen Mission an den Nagel gehangen hätte. Das ist aber nicht das Hauptproblem, das ich mit dem Film habe. Irgendwo hier erwähnte ich, wie wichtig exotische Schauplätze für die Reihe imho sind. A View to A Kill hatte irgendwie gar keinen, vielleicht abgesehen von den zwei Minuten am Anfang in Sibirien. Im Prinzip spielt sich die erste Hälfte des Films in Paris bzw. Frankreich ab und die zweite in San Francisco bzw. Kalifornien. Als Setting ist das nun nicht sehr ausgefallen :-/ Hätte nichts dagegen, wenn die Produzenten die Regel aufstellen würden, in der Reihe alle 20 Minuten die Location wechseln zu müssen, denn das hier wurde mir irgendwann zu einseitig und zu wenig international. Noch viel schlimmer ist aber der thematische Aspekt, der die erste Hälfte ausfüllt: Es geht die ganze Zeit um Pferde! Wenn die sich eine Weile mit Pferden beschäftigen, kein Problem. Aber fast ne Stunde? Uninteressanter ging es kaum.
    Im späteren Verlauf wurde es besser, vor allem der Schlusspart mit der Mine, aber da war der Schaden schon unreparierbar geschehen. Entsprechend kamen mir auch die ganzen Actionszenen sehr gemächlich, langsam und unbeeindruckend vor. Nix dabei, was in Erinnerung bliebe (eventuell ausgenommen die Golden Gate Bridge zum Schluss). Ebensowenig irgendwelche Gadgets für 007. Manche Action erschien sogar total sinnlos. Zum Beispiel nach dem Brand und der Flucht aus dem Fahrstuhl: Bond hätte sich von der Polizei abführen lassen und die Angelegenheit offiziell klären können, seine Tarnung hatte er ja schon fallen gelassen, auch wenn ihm nicht geglaubt wurde. Stattdessen zettelt er eine Verfolgungsjagd mit der Polizei quer durch die Stadt an und verursacht dabei nicht nur zigtausende Dollar Schaden, sondern gefährdet auch das Leben zahlloser Zivilisten. Warum? Nur um etwas Zeit zu gewinnen? Um ein Fahrzeug zu haben (wobei ein Feuerwehrtruck auch wahnsinnig praktisch und unauffällig ist >_<)? Wirkte auf mich wie eine erzwungen konstruierte Szene, die kaum in die Handlung passte.
    Oh, und Bond überlebt so viele von seinem Widersacher geplante Tode für ihn. Wäre wahnsinnig unterhaltsam gewesen, wenn Zorin darüber vor Wut gekocht und am Ende nur noch in Unglauben den Kopf geschüttelt hätte, dass der Agent immer wieder unerwartet auftaucht. Oder auch ein paar nette One-Liner von Bond. Stattdessen nur der übliche, lahme Kommentar vonwegen "Der ist ziemlich hartnäckig". Hmpf. Zu Gute halten kann man dem Film schon dieses typische 80s Feeling, und es gab definitiv schon schlechtere Teile (Tiefpunkt bleibt für mich Golden Gun), aber View to a Kill war meiner Meinung nach einer der "unrundesten", trotz aller Bodenständigkeit. Da fehlte das gewisse Etwas.


    Bei Moonraker und For Your Eyes Only hab ich mich noch nicht entschieden, ob die auch für die Sammlung besorgt werden sollten, aber die letzteren beiden sind auf jeden Fall raus.

    Geändert von Enkidu (09.04.2016 um 05:44 Uhr)

  9. #49
    Trivia-Nachtrag zu For Your Eyes Only: Ha, hab ich doch richtig gesehen ^^ Da spielt tatsächlich Charles Dance als unbedeutender Henchman mit Hat, meine ich, nichtmal ne Sprechrolle. Müsste laut IMDb sogar sein erster Filmauftritt gewesen sein! Faszinierend.

    Und der Disco-Soundtrack, der erst ulkig-gut und dann seltsam-awesome wird, stammt von Bill Conti of Rocky Fame. Kein Wunder, dass mir der Stil so bekannt vorkam.


    Sag niemals nie /Never Say Never Again (1983)
    Kann es sein, dass der komplette Film in Pastellfarben und Umgebungen in Beige/Weiß/Grau gehalten ist? Glaube ich hab nicht ein Mal was Knalliges gesehen :-/ Ansonsten hat das Remake für mich keinen gewaltigen Unterschied ausgemacht. Fand den nicht nennenswert besser als das Original, vielleicht sogar schwächer. Klar, war moderner, extravaganter und ein bisschen sexier. Aber auch aufgeblasener, gefühlt langgezogener, möchtegern-komischer und mit ein paar sehr nervigen und/oder verschlimmbesserten Charakteren. Der neue M war furchtbar. Dazu Atkinson als Comic-Relief, really? Und Largo als Bösewicht hier geradezu ekelig, wozu auch die deutsche Synchro noch beitrug (hat sich Brandauer selbst nachsynchronisiert?) - der hat mir in der 1965-Variante mehr zugesagt trotz aller Blandness. Wusste abgesehen von den Produktionshintergründen inhaltlich bisher nicht viel über "Sag Niemals Nie" und war überrascht, wie viele bekannte Schauspieler da noch mitgemacht haben. Ansonsten gibts nicht viel zu sagen. Dieses Laser-Spiel mit den Elektroschocks war lächerlich, und der gesamte Soundtrack ziemlich lahm bis mies (kann sowas jazziges ohne Struktur nicht ausstehen). Macht schon was aus, wenn das berühmte Titelthema gar nicht zu hören ist und es darüber hinaus auch kein effektvoll animiertes Opening zur Einstimmung wie in der offiziellen Reihe gibt. Die Actionszenen für 1983 nichts Besonderes. Der Schlusspart zum Einschlafen. Soll jetzt nicht heißen, es handle sich um den schlechtesten Film aller Zeiten oder so. Funktioniert halt. Aber da gibts nichts zu sehen, was es anderswo nicht schon sehr viel besser gab. Einfach fade, ein Stück zweitklassiges 80s Actionkino. Hätte man sich im Grunde auch sparen können.

  10. #50
    Wie weit willst du die Bond-Reihe eigentlich nachholen? Bis heute?

  11. #51
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Wie weit willst du die Bond-Reihe eigentlich nachholen? Bis heute?
    Naja, ich habe jetzt schon meinen persönlichen Zeitrahmen für diesen Thread damit überschritten. In die 90er wollte ich damit eigentlich nicht mehr gehen und wenn überhaupt, die Brosnan-Teile nur ganz kurz im Schnelldurchlauf erwähnen. Aber die beiden Daltons müssen schon noch sein ^^ Der Vollständigkeit halber, und weil ich die, im Gegensatz zu vielen der bisher behandelten, nichtmal irgendwann zur Hälfte, in Teilen oder Ausschnitten gesehen habe und die somit völlig neu für mich sind

  12. #52
    James Bond 007 – Der Hauch des Todes /The Living Daylights (1987)
    War mal was anderes. Daltons erstes Bond Abenteuer ist (vielleicht abgesehen vom Auto-Laser) sehr viel realistischer als die Vorgänger, und auch etwas ernster. Im Grunde mehr Thriller als Actionfilm. Die Kalter Krieg Story mit Seitenwechseln und ein paar Wendungen und Wirrungen wusste zu überzeugen, da musste man als Zuschauer mal ein wenig mehr überlegen als sonst und war sich eine Weile nicht sicher, wem getraut werden konnte und wem nicht. Ich mag den Hauptdarsteller, was ich vorher gar nicht mal zu hoffen gewagt hatte. Und haha, John Rhys-Davies (aka Gimli) als russischer KGB General ^^ Der Typ taucht auch echt überall wieder auf, wo ich ihn nicht erwarte. Ach ja, und bevor ichs vergesse, die Anfangsszene mit Fallschirmsprung und Übung auf Gibraltar war cool und perfekt als Einführung für den neuen Schauspieler!
    Ein paar Punkte haben mich aber sehr gestört. Dazu zählt, wieder einmal, das Bond-Girl. Kara hätte so toll und liebenswert und interessant sein können, der Hintergrund stimmte, und ich verlange gar nicht unbedingt, dass sie mit Bond auf Augenhöhe sein muss wie in "Der Spion, der mich liebte" oder so. Gerade ein "schwacher" Charakter wie sie kann zu einer spannenden Dynamik führen, erst recht wenn sie in einer Situation ist wie am Anfang des Films in der Tschechoslowakei. Aber meine Güte, die war sowas von naiv und unfähig und beeinflussbar >_>' An mehreren Stellen hat sie die Probleme im Grunde erst verursacht, ohne sie wäre alles gut gegangen. Sowas hasse ich.
    Dazu die Handlungsorte. Etwas trist, wenig Abwechslung für meinen Geschmack. Afghanistan hätte im letzten Drittel eine faszinierende exotische Location sein können, aber da haben sie relativ wenig herausgeholt. Btw., immer wieder interessant, wie positiv zur Zeit der Entstehung des Films die Mudschahedin im Freiheitskampf gegen die bösen Kommunisten dort dargestellt wurden. Vergleiche dazu auch Rambo III, der nur ein Jahr später erschien. Schätze, nach dem 11. September ist sowas inzwischen undenkbar geworden, da hat die Geschichte den Film eingeholt, was ihn als Zeitdokument aber umso bedeutsamer macht.
    Unterm Strich zwar leicht über den Erwartungen, aber dann doch irgendwie nur ein Bond-Film des oberen Durchschnitts, dem ein wenig der Fun-Faktor fehlte.


    James Bond 007 – Lizenz zum Töten /Licence to Kill (1989)
    Hui. Hatte ja schon oft gehört, dass die Teile mit Timothy Dalton so dark & gritty sein sollten, und bei "Der Hauch des Todes" fragte ich mich noch, wovon alle sprachen, da ichs dort gar nicht so krass fand. Jetzt weiß ich Bescheid. Lizenz zum Töten trägt den Titel zu recht. Würde behaupten, dass das der härteste und irgendwie fieseste /grausamste Part der Reihe ist. Jetzt nicht völlig aus dem Ruder gelaufen, aber der Unterschied zu den anderen Filmen ist schon auffällig. Bond auf persönlichem Rachefeldzug, und ziemlich viele Tote oder Schwerverletzte, darunter wohlgemerkt nicht nur Schurken als Opfer :-/
    Positiv fand ich, dass es ab und zu richtig spannend wurde, was auch mit dem arschigen Bösewicht zusammenhängt, dem Bond gefährlich nahe kommt. Sozusagen in der Höhle des Löwen, ohne dass der Drogenboss über ihn Bescheid weiß. Aber Bond selbst in misslich-angreifbarer Lage, da er wie gesagt nicht in offizieller Mission unterwegs ist. Das Finale mit den Trucks war auch ganz beschaulich. Pilotin Pam Bouvier (Carey Lowell) war mir sympathisch, Lupe Lamora (Talisa Soto) hingegen nicht.
    Schade nur, dass es dem Film diesmal völlig an Spaß mangelte. Im Vorgänger fanden sich immer noch diverse lockere Sprüche und erheiternde Momente, aber hier nur noch down-to-earth, no-nonsense hardcore Thriller Bond. Fällt mir daher schwer, das einzuordnen. Als Gesamtwerk bestimmt ähnlich okay wie der vorherige Teil, aber thematisch irgendwie gar nicht so meins. Hinzu kommt, dass sie bei den Handlungsorten erneut nicht so weit gekommen sind - bleibt grob gesagt in Mittel- und Südamerika. Irritiert hat mich außerdem die Szene am Ende, wo sie Felix am Telefon einblenden. Warum ist der gut gelaunt und lacht auch noch? In seiner Situation würde ich mich hundsmiserabel fühlen, egal ob die Haupthandlung gut ausgegangen ist oder nicht.
    Trivia-Runde: Auch hier erkennt man bei genauerem Hinsehen diverse inzwischen bekanntere Schauspieler in frühen, kleinen Nebenrollen xD Benicio del Toro als junger Henchman? Jo! Außerdem Cary-Hiroyuki Tagawa als verdeckter Ermittler. Den kennt der ein oder andere hier vielleicht noch aus Mortal Kombat oder aktuell The Man in the High Castle.

  13. #53
    Ich weiß. Ich schrieb, die späteren Sachen wären hierfür eigentlich zu aktuell, aber weil ihr es seid, nun doch noch zumindest die vier Brosnan-Bonds, um das abzuschließen. Hatte die alle irgendwann schonmal gesehen, eventuell mit Ausnahme von GoldenEye, aus dem mir nur noch Bruchstücke bekannt waren. Aber die Auffrischung hat gut getan:


    James Bond 007 – GoldenEye /GoldenEye (1995)
    Gutes Lied. Bösewichte nicht schlecht und persönlicher als sonst. Ein paar ganz nette Storywendungen. Auf der Kehrseite: Durchgehend lahmes und uninteressantes weil einseitiges Setting, nervig-übertriebene Henchwoman-••••••••, eher mäßiges Bondgirl und vor allem cringeworthy Early-90s-Computer-Geek-Talk und -Gehabe, was heute nur noch schwer zu ertragen ist. Unterm Strich okay würde ich sagen, aber verstehe nicht, warum der unter den Fans und Kritikern so gut ankam und immer als bester der Brosnan-Ära hervorgehoben wird. Weil der Held mit nem Panzer fahren durfte?


    James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie /Tomorrow Never Dies (1997)
    Uh, für mich der Tiefpunkt zumindest dieser vier. In einem Review wurde das überaus treffend mit "12 pages of script and 90 pages of storyboards" umschrieben. Story und Handlung sind hauchdünn, und das ist noch untertrieben. Wirkte nur wie eine lose Aneinanderreihung von hirnlosen Action-Setpieces, von denen ein paar in Ordnung und andere unspektakulär oder blöde waren. Inhaltlich hätte das normalerweise für kaum 40 Minuten gereicht und wurde dann maßlos aufgeblasen. Die Sache mit der Macht der Medien wäre eigentlich interessant; hätte man unendlich viel mehr rausholen können. Titelsong schwach.


    James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug /The World Is Not Enough (1999)
    Für mich das Highlight unter den Teilen mit Pierce Brosnan, hat mir damals schon gefallen. Toller, spannender Start, klasse Titellied, ein Plot, den man nicht schon im ersten Moment durchschaut (gelungener Twist), solides, konsequent durchgehaltenes Thema, mit dem auch bei der Action viel angestellt wurde (Öl-Pipelines spielen eine Rolle? Lassen wir Bond doch einfach drin rumfahren und ihn dabei noch eine Atombombe entschärfen xD Überhaupt merkt man hier im Gegensatz zum Vorgänger, wie die Actionszenen wirklich der Geschichte dienlich sind und wie sie den Film voran bringen!) ...außerdem sind Bonuspunkte zu verteilen für schön eingebrachte Nebencharaktere (Zukovsky!), endlich mal eine aktivere bzw. wichtigere Rolle für M, abwechslungsreiche, wenn auch nicht übermäßig exotische Orte, sowie diverse nuancierte, kleine Momente, die ich hier nicht mehr alle aufzählen möchte. Bei so viel Positivem sieht man doch gerne darüber hinweg, dass Denise Richards nicht schauspielern kann. Jedenfalls kapier ich nicht, warum The World Is Not Enough im Gegensatz zu GoldenEye so oft niedergemacht und mit Tomorrow Never Dies entweder auf eine Stufe gestellt, oder sogar darunter angesiedelt wird o_O Ich find den super unterhaltsam und rund.


    James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag /Die Another Day (2002)
    Grausamer Themesong. Unkonventioneller Anfang. War übrigens der erste Bond-Teil, den ich direkt im Kino gesehen habe. Den Film finde ich besser als seinen Ruf, besonders in der ersten Hälfte. Sicherlich sind manche Handlungselemente völlig over-the-top bis hin zur Lächerlichkeit (invisible Car; der Asiate, der sich in einen schicken Briten transformiert usw.), und ein paar CGI-Effekte brutalst billig, aber selbst bei all dieser Cheesiness kann man wenigstens noch herzlich drüber lachen. Perfekt finde ich Die Another Day in Sachen Umgebungen - selten zuvor wurde so viel Abwechslung geboten, selten ist der Protagonist so weit rumgekommen (Nordkorea, Hong Kong, Kuba, England, Island). Die unzähligen Anspielungen auf die gesamte Reihe erscheinen mir amüsant, wobei ich das natürlich erst jetzt so richtig zu schätzen weiß. Außerdem ist Halle Berry als Jinx ultra-sexy und Rosamund Pike als Miranda Frost auch nicht zu verachten. Schwertkämpfe sollten öfters in Bond-Filmen vorkommen. Die Idee mit den zur Waffe gemachten Satelliten wird langsam alt. Das Finale war dann aber irgendwie auch wieder cool. Was soll ich sonst schon noch sagen, außer "Guilty Pleasure".



    Und bevor ichs vergesse, da ich in dem Beitrag nicht näher drauf eingegangen bin, hier noch der Nachtrag zu Goldfinger (1964): Muss Liferipper recht geben, soo toll war der jetzt nicht, oder ist einfach schlecht gealtert. Nach den total überschwänglichen Meinungen, die man überall liest, war meine Erwartungshaltung relativ hoch und wurde leider nicht erfüllt. Der Titelschurke und der Handlanger mit Hut waren gut, der Plan originell, und überhaupt die ganze erste Hälfte ein schönes, wenn auch etwas langweiliges Herantasten. Aber der Schlusspart fällt flach, die Handlung bleibt simpel und ein paar Storystränge führen irgendwie zu nix oder waren komisch undeutlich. Jill ist wenigstens noch stylish gestorben. Als auch Tilly nach so kurzer Zeit schon erhutet wird (xD), war ich mir nichtmal sicher, ob sie wirklich tot ist, weil sie den Körper mitnehmen und keine sichtbare Verletzung zeigen. Hm. Verschwendung, denn im Gegensatz zu den beiden Masterson Schwestern hat "Pussy Galore", die man mit so einem Namen echt nicht ernst nehmen kann, nur gestört. Fands dann auch irgendwie blöde, dass sie off-screen so einen Sinneswandel hat und die Armee usw. warnt. Doch Bonds Versuch mit dem Sender und der Nachricht hat gar nichts gebracht, obwohl darauf einige Zeit verwendet wurde. Wirkte wie eine Sackgasse im Plot, zumal der Hauptcharakter ewig lang bei Goldfinger eingesperrt bleibt. Neben diesen Problemen haben mich die Orte mit am meisten ernüchtert. Da gab es leider gar keine sichtbare Exotik, blieb alles seeehr westlich. Auch die Action hielt sich stark in Grenzen. Von daher begehe ich das Sakrileg und sage, dass der Film für mich letztlich nur ein durchschnittlicher bis schwacher Bond war. Dr. No und You only Live Twice mochte ich viel lieber.


    Meine persönliche Favoritenliste der Reihe von Best to Worst mit den eigenen IMDb-Wertungen dahinter, die zugegebenermaßen teilweise heftig vom etablierten Meinungsbild abweicht (manche davon waren schwierig in eine Reihenfolge zu bringen und könnten demnächst noch ein paar Mal die Position wechseln):

    (8) Skyfall
    (8) The Spy Who Loved Me
    (7) The World Is Not Enough
    (7) Live and Let Die
    (7) Dr. No
    (7) Casino Royale
    (6) You Only Live Twice
    (6) Moonraker
    (6) For Your Eyes Only
    (6) Die Another Day
    (6) The Living Daylights
    (6) Spectre
    (6) Quantum of Solace
    (6) GoldenEye
    (6) Licence to Kill
    (6) On Her Majesty's Secret Service
    (5) A View to a Kill
    (5) Diamonds Are Forever
    (5) From Russia with Love
    (5) Goldfinger
    (5) Thunderball
    (5) Octopussy
    (5) Never Say Never Again
    (4) Tomorrow Never Dies
    (4) The Man with the Golden Gun

    Geändert von Enkidu (19.04.2016 um 05:30 Uhr)

  14. #54
    Oh, wow, die Reihenfolge weicht so weit von meiner persönlichen ab, dass ich nur zu dem Schluss kommen kann, dass wir beim Schauen auf völlig unterschiedliche Dinge wert gelegt haben .
    Aber auf alle Fälle interessant, wenn jemand sich mal die ganze reihe "antut" und tatsächlich zu jedem Film seine Pros und Contras aufschreibt .

  15. #55
    Zurück zu den Western ^^

    Die Rechnung wird mit Blei bezahlt (aka Von Mann zu Mann) /Da uomo a uomo (1966)
    Klassischer Rache-Italowestern. Hat mir recht gut gefallen, auch wenn keine Begeisterungsstürme entfacht wurden. Die Story ist schnell erzählt: Junge namens Bill von ner Farm muss mit ansehen, wie Vater, Mutter und Schwester von einer Banditenbande grausam ermordet werden, die beiden letzteren vorher noch geschändet. Der Junge überlebt als einziger, übt mit dem Revolver umzugehen und möchte als Erwachsener die Banditen ausfindig machen und zur Strecke bringen. Gleichzeitig wird ein älteres, ehemaliges Mitglied der Bande namens Ryan (wie gewohnt toll gespielt vom legendären Lee Van Cleef), der von dieser verraten wurde und die letzten 15 Jahre in Gefangenschaft verbrachte, aus der Haft entlassen und hat so ziemlich das gleiche Ziel wie der junge Mann. Die beiden konkurrieren sozusagen darum, Vergeltung zu üben, halten sich zum Teil gegenseitig auf aber helfen sich letztenendes auch.
    Die Handlung ist easy to follow und sehr vorhersehbar - die paar "Überraschungen", die einem geboten werden (Natürlich war Ryan derjenige, der damals dafür sorgte, dass Bill überlebte), durchschaut man sofort. War aber trotzdem froh, dass das überhaupt vorhanden war, um der Geschichte ein wenig Profil zu geben. Das Finale war ziemlich cool. Generell freut man sich im Laufe des Films, je mehr Schurken aus der Gang das Zeitliche segnen *g* Je mehr ich über den Streifen nachdenke, desto besser fand ich ihn. Die Musik ist von Morricone himself, das Titelthema (wartet den Gesang ab) hat Tarantino übrigens für Kill Bill geklaut entliehen -_^
    Der deutsche Name ist imho am besten. Sehr schade, dass sie den Film für spätere Veröffentlichungen in "Von Mann zu Mann" umbenannt haben, was zwar dem italienischen Original entspricht, aber dann doch irgendwie sehr generisch und lahm klingt, weil auch sonstwas gemeint sein könnte (Thriller? Drama? Komödie?). Bei dem zynischen "Die Rechnung wird mit Blei bezahlt" weiß man direkt, worauf man sich einlässt, und das hört sich einfach awesome an! Eher unpassend erscheint mir der englische Titel "Death Rides a Horse" :-/ Eine BD-Heimvideo-Fassung existiert zwar, sogar auch in Schland, aber ist leider extrem selten und teuer. Sorry, aber knapp 50 Euro sind mir dann doch deutlich zu viel für einen einzelnen Film.


    Die gefürchteten Vier /The Professionals (1966)
    Hmm, nee. Immer wieder versuche ich es mit "normalen" US-Genrevertretern, und immer wieder werde ich enttäuscht. Diesem Film muss man zugute halten, dass er wenigstens moralisch ambivalent bleibt, also kein so klares Bild von Gut und Böse zeichnet, und darüber hinaus mit einigen beeindruckenden Landschaftsaufnahmen glänzt. Die Geschichte um eine Handvoll Außenseiter, die von einem reichen Texaner beauftragt werden, seine entführte Frau aus Mexiko zu retten, hat schon ein paar Abenteuer-Vibes und gestaltet sich im späteren Verlauf bestimmt nicht so, wie man das erwartet hätte. Aber irgendwie zieht sich das zum Teil leider wie Kaugummi. Hab bestimmt nichts gegen Dialoge, speziell wenn sie intelligent sind, aber hier stimmt das Verhältnis zwischen Gelaber während Herumsitzen und Action einfach nicht. Diverse Szenen sind zu lang, ohne dass es dem Film was bringt. Halbe Stunde rauskürzen kann man und hat am Ende ein besseres Werk. Kurzum - trotz einiger Qualitäten, die Die gefürchteten Vier immer noch meilenweit über das schwache und niedrige Niveau eines jeden John Wayne Schnarchers hebt, hab ich mich stellenweise gelangweilt und in der zweiten Hälfte ein paar Mal vorgespult. Das Ende hat was, aber wäre viel wirkungsvoller gewesen, wenn sie bis dahin nicht so lange gebraucht hätten.


    Hängt ihn höher /Hang 'Em High (1968)
    Ähnlich gut-wenn-auch-nicht-überragend wie der erste Film in diesem Beitrag. Diesmal aber wieder mit Clint Eastwood :3 Ist eine amerikanische Produktion, erinnert zumindest in einigen Sequenzen aber eher an Spaghetti. Der Anfang ist epic und düster. Unschuldiger Typ wird fälschlicherweise als Viehdieb und Mörder gelyncht, aber überlebt. Seine Unschuld wird bestätigt und er übernimmt den Posten des Marshals, zumal er früher schonmal Hilfssheriff gewesen ist. Bei der Gelegenheit möchte er dann auch gleich seine ganz persönliche Rechnung begleichen.
    Richtig gut gelungen finde ich hierbei die kritische Auseinandersetzung mit Gesetz und Rechtstaatlichkeit. Protagonist Cooper ist hin und hergerissen zwischen Wunsch nach Rache und Treue gegenüber Recht und Ordnung bzw. seinem neuen Job. Aber auch das ist nunmal nicht unfehlbar, speziell wenn Personalmangel für ein riesiges Gebiet herrscht und der Richter nicht immer die richtigen Entscheidungen trifft. Da wird ein ganz schön kaputtes, ernüchterndes Bild gezeichnet. So werden auch zwei Jungen hingerichtet, die zwar an einem Viehdiebstahl beteiligt waren, aber eben nicht an den damit verbundenen Morden. Cooper versucht das zu verhindern, aber wird ignoriert. Eine einprägsame Szene zeigt das Spektakel, das aus den kollektiven Hinrichtungen per Strang gemacht wurde, inklusive Erfrischungsgetränke und Snacks für die Schaulustigen und Kinder (das entspricht übrigens den historisch verbürgten Tatsachen).
    Etwas unbefriedigend, um nicht zu sagen enttäuschend, erschien mir das Finale. Der Protagonist erledigt zwar die wichtigsten Beteiligten des Lynch-Mobs, die auch zwischenzeitlich nochmal versuchten, ihn umzubringen. Dabei handelt es sich aber nur um eine Nacht-und-Nebel-Aktion und einer der wichtigsten Schuldigen hat bereits Selbstmord begangen. Hätte es an dieser Stelle einen richtig großen Einer-gegen-Alle-Shootout gegeben, hätte das viel mehr Eindruck hinterlassen. Viel relevanter ist allerdings, dass am Ende immer noch zwei der Täter auf freiem Fuß sind und Cooper die entsprechenden Haftbefehle bekommt bzw. dem nachgehen möchte. Es wirkt fast wie das Setup (was es nicht wirklich war) für ein Sequel, das niemals produziert wurde. Still unfinished business left :-/ Pluspunkte kriegt "Hängt ihn höher" indes für den Soundtrack von Dominic Frontiere, dessen abenteuerliches Leitmotiv über jeden Zweifel erhaben ist und so etwas wie die Essenz des Genres rüberbringt, was mir immer wieder Gänsehaut beschert ^^
    Deutsche BD wurde anscheinend irgendwann mal angekündigt, aber nie veröffentlicht >_< Ist auf Amazon sogar noch immer mit Packshot gelistet.


    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Oh, wow, die Reihenfolge weicht so weit von meiner persönlichen ab, dass ich nur zu dem Schluss kommen kann, dass wir beim Schauen auf völlig unterschiedliche Dinge wert gelegt haben .
    Aber auf alle Fälle interessant, wenn jemand sich mal die ganze reihe "antut" und tatsächlich zu jedem Film seine Pros und Contras aufschreibt .
    Danke! Hehe, jo. Ich weiß ja, dass du die Daniel Craig Teile nicht magst. Wobei ich die ausgefalleneren, more pulpy Einträge der Reihe auch sehr gerne hab und denke, davon könnten sie in Zukunft ruhig mal wieder etwas mehr einbringen (Schurken mit Größenwahn und verrückten Hauptquartieren, mehr Gadgets für Bond, mehr lockere Sprüche usw.). Und bin mir wie gesagt bewusst darüber, dass das Obenstehende auch nicht unbedingt dem Bild der meisten Fans entspricht, die zum Beispiel Quantum of Solace und Die Another Day gaaanz weit unten einsortieren würden und Goldfinger und GoldenEye ganz weit oben.

    Geändert von Enkidu (21.04.2016 um 10:33 Uhr)

  16. #56
    Leichen pflastern seinen Weg /Il grande silenzio (1968)
    Uh-oh. Was für ein fieser, zynischer Western. Irgendwie gut, schon. Das Setting im Schnee in den Bergen ist so schön untypisch für das Genre, und zusammen mit der Musik, wieder einmal von Morricone, wird hier eine faszinierend dichte Atmosphäre erzeugt. Die Charaktere zwar vor allem bekannte Archetypen, aber doch mit eigenen Stärken und in drastischer Darstellung. Nur ist die Story letztenendes geradezu deprimierend. Das meine ich nicht unbedingt kritisch. Das Ende ist wie ein Schlag ins Gesicht, aber ohne wäre der Film nicht halb so wirkungsvoll und würde nur noch sehr standardmäßig sein. Bloß kommt das nicht so sehr dem nahe, was ich eigentlich an Unterhaltung und Spaß und Abenteuer suche. Wäre auch kein Film, den ich mir nochmal reinziehen würde.


    Sonst keine Western-Fans hier unterwegs? Irgendwelche Meinungen oder Empfehlungen? Ein paar Filme aus dem Bereich hätte ich noch auf der Liste. Hab vor ein oder zwei Jahren auch mal den Original-Django gesehen und fand den nicht übel. Alleine schon das Gimmick mit dem Sarg (und dessen Inhalt), den er ständig hinter sich herzieht, erhebt den instantly zum Kult-Status ^^ Die meisten Sachen, auf die später der Name Django als Teil des Titels geklatscht wurde, scheinen den Bewertungen nach zu urteilen allerdings nicht mehr so viel zu taugen. Ähnliches liest man über die Sabata-Fortsetzungen.

  17. #57
    Ein Fressen für die Geier /Two Mules for Sister Sara (1970)
    Shirley MacLaine war ja mal jung Ähem, Film war ganz nett, aber nichts, was vom Hocker haut. Eastwood spielt den typischen Eastwood als wortkarger Sprengstoff-Gringo, der zufällig auf die Nonne Sara trifft. Dass sie keine echte Nonne ist, kapiert der Zuschauer praktisch sofort, nur im Film sonst irgendwie niemand. Gemeinsam gehts für Mexiko gegen ein paar Franzosen. Als Genre wird neben Adventure, War und Western auch Comedy gelistet, aber davon merkt man nicht allzu viel. Ergibt sich aus der kuriosen Situation, wie die beiden zuvor genannten Charaktere aufeinander reagieren und zu einem ungleichen Duo werden. Das ist des öfteren mal zum Schmunzeln, aber einen echten Lacher gibt es die gesamte Laufzeit über nicht (worüber ich im Grunde eher glücklich war). Blöd ist, dass die Handlung ein paar mal auffällige Sprünge macht (Protagonist Hogan soll zum Beispiel nach Texas reiten um Dynamit zu besorgen; in der nächsten Szene hat er es plötzlich schon). Soundtrack wieder von Morricone - nicht schlecht, aber zählt leider nicht zu seinen besten. Bin froh, Ein Fressen für die Geier zumindest mal gesehen zu haben.



  18. #58
    Sabata /Ehi amico... c'è Sabata. Hai chiuso! (1969)
    Geht so. Lee Van Cleef ist immer charismatisch unterhaltsam, diesmal war mir die Darstellung seiner Figur aber irgendwie zu überlegen für meinen Geschmack. Hab kein Problem damit, wenn der Protagonist alle Fäden in der Hand hält und die Leute gegeneinander ausspielt, aber das sollte niemals so weit gehen, dass man das Gefühl bekommt, er sei nie wirklich in Gefahr. Die ausgefallenen Sidekicks für den Helden waren mal was anderes, ebenso der Rivale Banjo. Diese gaben dem Film aber auch einen Anflug von Albernheit und Comedy. So richtig ernst schien sich die Geschichte nicht immer zu nehmen, und manche Abschnitte der Handlung plätscherten zu sehr vor sich hin.
    Ich finds kurios, wie sehr Sabata deshalb von meiner Erwartungshaltung abwich. Verglichen mit dem, was ich hier sonst schon so an Italowestern behandelt habe, war das hier noch relativ familienfreundlich und ulkig. Hatte mir was erhofft, das ein bisschen edgier ist. Der Film versuchte sich imho tonal an etwas Ähnlichem wie vier Jahre später der deutlich bessere "Mein Name ist Nobody". Letzterer funktionierte auch deshalb so gut, weil die Hauptfigur das Geschehen mit seinen flotten Sprüchen untermalte und die Interaktion zwischen ihr und anderen so viel Spaß machte. Das Paradoxe bei Sabata ist nun, dass zwar vergleichbar augenzwinkernd verfahren wird, aber der Titelheld im Gegensatz zu Nobody ein ziemlich stiller und geradliniger Typ ist. Naja.
    Musik war nicht der Rede wert. Bonuspunkte gibts aber für die schönen technischen Spielsachen bzw. getarnten Waffen. Pistole in Tasche mit Zugband eingebaut, Mini-Revolver in Schaft von Revolver (ich bezweifle, dass so etwas damals in der Größe machbar war, aber egal weil abgefahren), Kombination aus Gewehr und Banjo...


    Chinatown (1974)
    Nein, meinen 74er Film habe ich hiermit nicht gefunden. Ist normal nicht so mein Genre, aber dachte ich versuch es mal, und tatsächlich zog mich die Story von Chinatown anfangs in ihren Bann. Wie der junge Privatdetektiv (Jack Nicholson) immer tiefer in das Gewirr aus Lügen und Vertuschung gerät und dabei diverse Geheimnisse aufdeckt. Aber diese Begeisterung ließ etwa ab der Hälfte nach und das Ende empfand ich als höchst unbefriedigend, weil da irgendwie der Pay-off und ein richtiger Schluss fehlte. Dachte außerdem, die Handlung würde noch ein paar mehr Überraschungen bereit halten, aber die Inzest-Sache war dann im Grunde schon der große Haken. Sehr schade. An sich mag ich im Grunde viele Elemente aus dem Film Noir /Neo-Noir Stil bzw. solche rauchigen Detektivgeschichten, aber Chinatown erschien mir nicht so richtig rund. Jemand sollte diese Tropes und Themen auch heute öfters mal wieder mit ein bisschen gut platzierter Action und gerne auch genreübergreifend mit Science Fiction Kram verbinden, ist bis jetzt fast immer nur Gutes bei rumgekommen.

  19. #59
    Der Gehetzte der Sierra Madre /La resa dei conti (1966)
    Soll einer der besten Non-Leone-Spaghettiwestern sein. Hat mir auch gefallen. Lee Van Cleef spielt eine Art Kopfgeldjäger mit politischen Ambitionen, der hinter einem Mexikaner und angeblichen Vergewaltiger und Kindsmörder her ist. Im Zuge der Jagd mit ihren Höhen und Tiefen - der Gesuchte kann immer wieder entwischen - kommen dem unerbittlichen Verfolger langsam Bedenken. Alles gipfelt in einem recht ansehnlich stylishen Showdown am Ende (vgl. Bedeutung Originaltitel sowie englische Version) vor natürlich-steiniger Kulisse, der ganz anders läuft, als man anfangs noch gedacht hätte. Musik von Meister Morricone, need I say more?


    Der Tod ritt dienstags /I giorni dell'ira (1967)
    Was für ein blöder Titel, der nichts mit dem Film zu tun hat. Da finde ich den englischen Namen "Day of Anger", im Großen und Ganzen die korrekte Übersetzung des Originaltitels, viel passender. Die Geschichte wie gewohnt eher einfach gestrickt, aber nicht ohne Reiz. Alternder Revolverheld, den ich jetzt der Einfachheit halber mal Lee Van Cleef nenne, kommt in eine Stadt und nimmt einen jungen, mittellosen Mann unter seine Fittiche, der von den fiesen Stadtbewohnern immer nur schikaniert worden ist. Letzterer eifert seinem Vorbild nach, begleitet ihn und nimmt einige wertvolle Lektionen mit. Durch einige Wendungen kehrt der Revolverheld in den Ort zurück und gewinnt dort an Macht. Doch so langsam scheint der Schüler den Meister zu überflügeln...
    Film war gut. Am Anfang war ich noch nicht so überzeugt, aber im Laufe der Zeit wirds immer interessanter und spannender. Gerade das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren macht den Kern des Films und der Erzählung aus. Der junge Mann macht in der Laufzeit von nur anderthalb Stunden eine nennenswerte Entwicklung durch und wir als Publikum hinterfragen mehr als einmal die Motive der Charaktere. Der von Lee Van Cleef gespielte Kerl zum Beispiel wirkt anfangs total sympathisch, weil er den Jungen in Schutz nimmt, aber nach und nach, vor allem wenn die Bürger auf letzteren einreden, er solle gegen seinen Mentor vorgehen, kommen einem Zweifel.
    Der Soundtrack ist auch nicht übel, obwohl Morricone ausnahmsweise mal nicht seine fähigen Finger im Spiel hatte :P Hier noch der old-school Trailer, falls es jemanden interessiert.


    Keoma aka "Keoma - Melodie des Sterbens", "Keoma - Melodie des Todes", "Keoma - Ein Mann wie ein Tornado" oder "Django rides again" (1976)
    Okay, ich bin offiziell beeindruckt. Einer der letzten, späten Italowestern und mit Franco Nero (der Original-Django) in der Hauptrolle. Aber meine Güte, der Film ist der Inbegriff von experimentell und innovativ, wenigstens auf dieses Genre bezogen, und technisch, handwerklich und erzählerisch höchst ungewöhnlich, interessant und in manchen Aspekten überdurchschnittlich gut. Meine jetzt gar nicht so sehr die Geschichte an sich, die ist eher simpel: Zotteliges Halbblut Keoma, einst einziger Überlebender eines Massakers und von einem Weißen adoptiert, kommt aus dem Bürgerkrieg zurück und findet seine Heimatstadt von einem einflussreichen Gauner terrorisiert und von einer Pockenepidemie heimgesucht wieder. Außerdem sind da noch seine drei "Brüder", die ihn abgrundtief wegen Daddy-Issues hassen. Keoma hilft einer hochschwangeren Frau und räumt im Ort auf, klappt aber nicht alles so optimal.
    Was diesen Film aber aus der Masse heraushebt ist das Wie, die Art der Umsetzung. Da werden so viele Ideen eingesetzt und kombiniert, wie man es sonst nie erlebt hat. Zumindest fällt mir kein vergleichbarer Film ein. Zunächst einmal: Rückblenden zur Kindheit der Hauptfigur, die ohne Cut (!) fließend mit dem eigentlichen Geschehen verbunden sind (in einer Szene beobachtet Keoma sein jüngeres Ich). Echt cool gemacht, manchmal einfach mit einem Kameraschwenk. Überhaupt tolle Kamerafahrten, die man in der Form nicht so häufig sieht. Dann Zeitlupe abwechselnd mit normal laufenden Szenen bei den Actionsequenzen bzw. Todeseinstellungen.
    Dann ausgefallene Perspektiven: am Schießstand beobachten wir Keoma und Vater von der Rückseite der Zielscheibe, erst durch die Treffer und Einschusslöcher wird die Sicht für den Zuschauer frei. Oder wenn der Protagonist die vier Fieslinge, die er gleich niederballern wird, mit den Fingern verdeckt und dann runterzählt. Außerdem die Bildkomposition. Standardmäßig werden wichtige Elemente ja in die Bildmitte gesetzt, Regisseur Enzo G. Castellari verfrachtet sie in vielen Einstellungen an die Ränder. Der Look hat darüber hinaus etwas Postapokalyptisches an sich und in der Stadt weht ständig ein staubiger Wind oder es stürmt.
    Erzählerisch ist das auch alles andere als normal. Eine alte Frau, die einen Handkarren mit Kram zieht, taucht immer wieder als personifizierter Tod und eben als Keomas Begleitung auf, unterhält sich auch kurz mit ihm. Man kann nicht genau sagen, ob sie nur seine Einbildung ist oder auch von anderen wahrgenommen wird, aber das alleine ist schon eine geniale Idee. Ferner ist da noch der Soundtrack, der fast komplett aus Gesang besteht, so richtig mit Lyrics. Die Texte besingen, meistens mit melancholisch-klagender Frauenstimme, begleitet von Akustikgitarre, mehr oder weniger das aktuelle Filmgeschehen. Eigentlich nicht unbedingt mein Geschmack, aber ich weiß es zu schätzen für den Beitrag zur Stimmung.
    Die ganze Atmosphäre hat durch die oben erwähnten Dinge was von tragischem Traum und mystischer Vision. Aber egal was man vom eigentlichen Inhalt denken mag (da gab es schon weitaus Besseres), filmisch und narrativ ist das ein Meisterwerk und sollte auf entsprechenden Schulen analysiert und auseinandergenommen werden. Wird es vermutlich auch, aber ich finde es seltsam, dass man kaum etwas von Keoma hört. Die Kritiken waren/sind zwar positiv, aber nicht unbedingt enthusiastisch. So nach dem Motto "Gut gemachter, später Italowestern". Imho verdient das Teil mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung als das. In Deutschland gibt es nichtmal eine Blu-ray, da müsste man schon zum Spanien-Import greifen. Dadurch, dass der Film damals für die hiesigen Märkte brutalst zusammengekürzt wurde, gibt es in der ungeschnittenen Version viele Szenen, für die keine deutsche Synchronisation vorliegt, sodass der Ton auf der DVD zwischendurch immer mal wieder kurz ins Englische wechselt. Ist als Notlösung aber okay so.
    Also falls sich wer für das Medium Film an sich interessiert und Keoma noch nicht kennt, dem möchte ich dringend ans Herz legen, da mal reinzuschauen.

  20. #60
    Der Schatz der Sierra Madre /The Treasure of the Sierra Madre (1948)
    Abenteuerfilm über drei abgebrannte Amis, zwei junge und ein erfahrener alter, die 1925 in Mexiko nach Gold graben wollen. Gilt als Abenteuer-Genreklassiker, aber wie so oft erhoffte ich mir mehr davon. Der Anfang war etwas lahm, dauerte lange bis die wirklich mal loslegen. Das Setting später dank Originalschauplätzen in der Wildnis sehr schön, nur schade dass der Film nicht in Farbe war (was zu der Zeit durchaus machbar gewesen wäre). Aber die Handlung, die Charaktere... Ich weiß auch nicht. Fand ich sehr unbefriedigend. Hatte mehr von Drama als von Abenteuer, denn eine der drei Hauptfiguren, im Grunde DIE Hauptfigur da von Humphrey Bogart gespielt, verfällt dem Goldrausch und wird wahnsinnig. Verfolgungswahn, Gier, Misstrauen, das volle Programm. Damals war der Trope sicher noch nicht so ausgelutscht, aber najo, kennt man inzwischen halt schon tausendfach. Wenn sich sowieso fast alles nur um diese drei dreht, dann fänd ich die wenigstens gerne sympathisch und interessant. War aber nicht der Fall, eventuell abgesehen von Curtin (Tim Holt). Immerhin: Ein Texaner, der ihnen auf die Schliche kommt und mitmischen will, sowie eine gefährliche Banditenbande potenzieren die Probleme für die Protagonisten. Letztenendes fehlte mir auch eine weibliche Rolle - in dem Film gibt es (abseits von ein paar Statisten) gar keine Frauen.
    Ich hasse es, wenn man am Ende von solchen Geschichten das Gefühl hat, dass alles umsonst gewesen ist. Versteht mich nicht falsch. Brauche kein klischeehaftes Happy Ending. Aber der Schatz komplett futsch, Goldsand in alle Winde verstreut und der Hauptcharakter beiläufig im letzten Viertel von den Banditen geköpft (!), das ist irgendwie so negativ und zynisch.


    Il mercenario (1968)
    Typischer Zapata Western. Franko Nero spielt einen manipulativen polnischen Söldner, der bei mexikanischen Revolutionstruppen mitmischt. War ganz okay. Vor allem das Hin und Her zwischen den beiden Helden war sehens- und der Soundtrack von Morricone hörenswert (besonders dieses berühmte Stück, erst recht ab 2:00, das Tarantino mal wieder auch für seine Filme entwendet hat). Jedoch gibts einen ähnlichen Knackpunkt wie bei dem obenstehenden Film. Zwar ist der Revolutionsführer Paco Roman (Tony Musante) unterhaltsam und locker, aber die Titelfigur kommt dagegen zum Teil rüber wie ein geldgieriger und total überheblicher Mistkerl (imho nicht auf die angenehme Art, wie bei so vielen anderen Western-Antihelden). Fands in dem Zusammenhang auch seltsam, wie lange sich Paco vom Söldner herumkommandieren lässt, letzterer hatte immer die Zügel in der Hand. Darüber hinaus kann der Kunstgriff mit der Erzählung in Rückblende, die im letzten Drittel des Films eingeholt wird, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung enorm schlicht aufgebaut ist und kaum irgendwelche spannenden Wendungen und Überraschungen bietet. Kann man sich angucken, muss man aber nicht.

    Geändert von Enkidu (02.05.2016 um 20:29 Uhr)

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