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Thema: A movie for every year: Der Vintage-Thread

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  1. #1
    Wir haben kürzlich im Seminar Metropolis besprochen, den ich persönlich immer einen ausgezeichneten Film trotz seines Alters fand. Es ging nicht um den Film en detail sondern den Aspekt künstliche Menschen. Allerdings ist die Plenumsdiskussion im Nachhinein etwas abgedriftet. Angeblich, was mir bis dato nicht so klar war, gilt der Film als protofaschistisches Machwerk. Meine jetzt erfolgte Recherche fand dafür zwar lautstarke aber kaum objektive Quellen, die dieser unsäglichen Logik der Rückprojektion späteren historischen Wissens folgen.

    Bemängelt wurde uA die Absage an den Klassenkampf sondern eine evolutionäre Verbindung beider Seiten auch in völliger Missachtung der damals aktuellen gesellschaftlich-politischen Debatte einerseits als auch eben auch der Möglichkeiten der Arbeiterklasser andererseits. also ich fand das alles schon sehr abstrus.

    Was mich daran jetzt eigentlich so beschäftigt, unabhängig von der Tatsache, dass ich das noch nicht wusste, war dann die Reaktion der Leute, die den Film gar nicht kannten und die in Gesprächen nach der Sitzung erkennen ließen, dass die Meinung dieser Leute ihnen den Genuss wohl in Zukunft verdorben hätte; außerdem dass diese Meinung eben unkritisch übernommen wurde, obwohl ich gerade nicht die Einschätzung teilen würde, dass wir jetzt alle protofaschistisch sind, obwohl der Klassenkampf ideologisch vom Tisch ist.


    Da wird ein guter Film kaputt gemacht und niemand wagte zu widersprechen

  2. #2
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Angeblich, was mir bis dato nicht so klar war, gilt der Film als protofaschistisches Machwerk. Meine jetzt erfolgte Recherche fand dafür zwar lautstarke aber kaum objektive Quellen, die dieser unsäglichen Logik der Rückprojektion späteren historischen Wissens folgen.

    Bemängelt wurde uA die Absage an den Klassenkampf sondern eine evolutionäre Verbindung beider Seiten auch in völliger Missachtung der damals aktuellen gesellschaftlich-politischen Debatte einerseits als auch eben auch der Möglichkeiten der Arbeiterklasser andererseits. also ich fand das alles schon sehr abstrus.
    Jopp, hab ich auch schonmal was von gelesen (in Rotwang will mancher die Karikatur eines Juden gesehen haben ), aber finde ich genau wie du völlig an den Haaren herbeigezogen und überinterpretiert, und bin mir außerdem ziemlich sicher, dass solche Ansichten mindestens höchst umstritten sind. Die eigentliche Message von Metropolis ist herzlich simpel (um nicht zu sagen kitschig) und wird dem Zuschauer auf dem Silbertablett serviert bzw. direkt gesagt: "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein." There's not that much more to it.

    Das mit den bekloppten oder zumindest viel zu weit gehenden Meinungen zum Film ist insbesondere durch die von dir bereits erwähnte historische Rückprojektion problematisch. Und sei dir gewiss: Das geht nicht nur Metropolis so, sondern gilt für einen Großteil aller Werke des deutschen Kinos und Expressionismus der Weimarer Zeit /den 20ern, in unterschiedlicher Intensität. Das Cabinet des Dr. Caligari kann davon ein Lied singen (Siegfried Kracauer: "From Caligari to Hitler"). Denn selbst wenn den Filmen positiv unterstellt wird, dass die Macher sich bewusst kritisch mit Autorität oder aufkommendem radikalen Gedankengut auseinandersetzten, werden die Arbeiten unverdient auf dieses eine Thema reduziert.
    Dass bei einer so einseitigen Auslegungsrichtung viel von den Qualitäten des eigentlichen Kunstwerkes völlig auf der Strecke bleibt, steht außer Frage und ist traurig. So etwas kann einem wirklich die Lust daran verderben, aber ich würde mich davon nie entmutigen lassen. Es gibt immer wieder neue Generationen von jungen Filminteressierten (auch international), die diese Klassiker und oft Meisterwerke unvoreingenommen sehen, so wie sie wahrscheinlich ursprünglich gedacht waren, ohne dass gleich irgendwelche abwegigen Assoziationen aufkommen oder im Wege stehen würden. Und wenn man die meisten davon nachträglich auf solche Dinge anspricht, finden sie das entweder genauso abstrus wie wir, oder sind an diesen zu häufig in Rückschau konstruierten Facetten weit weniger interessiert als an dem Film an sich, der Story, den handwerklichen Details und dem großen Einfluss auf spätere Errungenschaften des Mediums. Jedenfalls lese ich das aus diversen Reviews und Kommentaren zu diesen Filmen heraus.

    Auch wenn sich ein paar Forscher in der Vergangenheit sehr weitgehende Gedanken dazu gemacht haben, die manchmal mehr Beachtung erhielten als reputierlich war, kommt mir persönlich das ungefähr genauso sinnig vor, als würde man alle Hollywood-Filme der Nuller Jahre als Kommentar zu oder unter ideologischem Einfluss der Bush Administration begreifen und deuten >_> (und ja, solche Leute gibt es, aber die werden glücklicherweise nicht weiter beachtet).

    Der Reputation scheint es im Laufe der Jahrzehnte jedenfalls nicht geschadet zu haben (siehe zum Beispiel nur mal die IMDb-Wertungen), was ich sehr beruhigend finde. Allgemein werden Filme wie Metropolis als bedeutende und wegweisende Klassiker geschätzt und das Thema eines angeblich vorweggenommenen Nationalsozialismus allenfalls als Randnotiz erwähnt.
    Zitat Zitat
    Was mich daran jetzt eigentlich so beschäftigt, unabhängig von der Tatsache, dass ich das noch nicht wusste, war dann die Reaktion der Leute, die den Film gar nicht kannten und die in Gesprächen nach der Sitzung erkennen ließen, dass die Meinung dieser Leute ihnen den Genuss wohl in Zukunft verdorben hätte; außerdem dass diese Meinung eben unkritisch übernommen wurde, obwohl ich gerade nicht die Einschätzung teilen würde, dass wir jetzt alle protofaschistisch sind, obwohl der Klassenkampf ideologisch vom Tisch ist.

    Da wird ein guter Film kaputt gemacht und niemand wagte zu widersprechen
    Warum hast du dich nicht eingeschaltet :-/? Okay, wenn man von den Hintergründen vorher noch nichts wusste, ist das natürlich schwierig bis unmöglich. Vielleicht hätte man deren Verständnis irgendwie relativieren können. Aber ich finde es auf jeden Fall auch sehr schade, dass anscheinend keine ausgewogene Disputation stattfand, in der genauso auf anderslautende Standpunkte hingewiesen wird. Erschreckend, dass die Leute das so unreflektiert geschluckt haben, ohne zu hinterfragen >_<

  3. #3
    Zitat Zitat
    Warum hast du dich nicht eingeschaltet :-/? Okay, wenn man von den Hintergründen vorher noch nichts wusste, ist das natürlich schwierig bis unmöglich. Vielleicht hätte man deren Verständnis irgendwie relativieren können. Aber ich finde es auf jeden Fall auch sehr schade, dass anscheinend keine ausgewogene Disputation stattfand, in der genauso auf anderslautende Standpunkte hingewiesen wird. Erschreckend, dass die Leute das so unreflektiert geschluckt haben, ohne zu hinterfragen >_<
    Zugegeben ganz unwidersprochen stands nicht. Ich habs versucht, war allerdings allein nicht sonderlich erfolgreich, weshalb ich mich da mal rausgenommen habe. Einmal war ich von der Aussage generell überrascht, weil mir der Film weder in seiner Ästhetik (was uA angeführt wurde) als auch in seiner Aussage sonderlich faschistisch rübergekommen.

    Eines der Kernelemente war das Befremden der Leute über das Reaktionäre des Films nämlich das Setzen auf strukturerhalt (was so auch nicht richtig ist) statt auf Befreiung. Da habe ich versucht zu widersprechen, dass trotz der katholischen Symbolik hier eher eine protestantische Heils- und Arbeitsethik demonstriert wird (siehe Luther und die Bauernkriege), was allerdings gar nicht weiter aufgegriffen wurde. Stattdessen ging es eben darum das der Film den Status Quo propagiere (die soziale Evolution, die der Film eigentlich aufmacht in dem die Bedingungen für die Arbeiter verbessert wird, dass die Oberschicht einsieht, wie schrecklich es ihnen ergeht einerseits, andererseits selbst die Herzlosen erkennen, dass sie ohne die Arbeiter auch nichts erreichen, wurde dabei völlig unter den Tisch gekehrt, weil es vielleicht mit dem romantischen Bild der Selbstbefreiung durch Revolution kollidiert, man aber sagen muss, dass sowohl die ältere als auch die jüngere Geschichte mit eher negativen Revolutionserfahrungen heran zitiert wird aber eben auch der Status quo als solcher nicht sonderlich gut wegkommt. Immerhin wird die kapitalistische Ausbeutung mit einer der schrecklichsten Gestalten der Bibel - Moloch - assoziiert.

    Die Massenszenen wurden kritisiert und vor allem die gezeigte Verführbarkeit der Masse. Das wurde interpretiert als der Mensch sei zu dumm für sich selbst zu denken und müsse geführt werden --> Führerstaat. Gleichzeitig man sich auch hier fragen muss, wenn die Verführbarkeit der Massen gezeigt wird, wäre das nicht (bleibt man mal in dieser Rückprojektionslogik) eher eine Warnung vor einem (Ver)führer? Wobei dann wieder angewandt wurde, dass die Figur des Mittlers eben stark auf die nationalsozialistische Mittlerrolle (aka Hitler) zugeschnitten sei, was ich allerdings auch nur als Frage der Interpretation befand. Aber nein der Meinung schlossen sich dann noch ein paar an.

    Dann machte die Dozentin den Versuch den Film irgendwie in Schutz zu nehmen, erreichte aber eigentlich das gegenteil in dem sie sagte, dass Science Fiction relativ häufig ein eher konservatives Wertemodell vertrete, auch hinsichtlich von Ordnung und Unordnung und nannte als Beispiel zum beispiel Star Wars. Das das also gar nicht so ungewöhnlich sei, in einem sonst so progressiv wahrgenommenen Genre. Allerdings, ich würde sagen, dass das nicht ihre Absicht war, klang es natürlich eher negativ, als wäre die Science Fiction sich an der Stelle eher selbst untreu.

    Dann kam ich auch schon nicht mehr dran, weil die Zeit zu weit fortgeschritten war und wo sich dann noch drei Leute die Bälle zuspielten, dass der Film auch anti-liberal und anti-individualistisch sei, einmal weil die Arbeiter und die "Denker" klar getrennt sind, also damit suggeriert wird, dass die Arbeiter für sich nicht selbst denken können und das sie eben nur die Hände sind und das das eben unserem MEnschenbild entgegensteht, wo jeder beides sein kann bzw. immer auch beides ist und das der Film sich eben damit abfindet, dass die Arbeiter keinen sozialen Aufstieg brauchen, solange es ihnen in ihrer gegebenen Position soweit gut geht.
    Auf der anderen Seite und da wird noch einmal auf die Massenszenen angespielt verschwinden hinter der Masse eben die Individuen, die gar nicht mehr für sich allein stehen, sondern nur noch austauschbarer Teil ihrer jeweiligen Gruppen sind, womit dann auch wieder auf die Volksgemeinschaft der Nazis hin gedacht wurde.

    Dazu wollte ich noch einwenden und dazu kam es ja eben dann nicht mehr, dass das so wäre als würden wir den Menschen im 16. Jahrhundert vorwerfen noch nie etwas von Feminismus gehört zu haben und das man schauen muss, was zu der Zeit überhaupt denkbar war. Der Film setzt sich ja mit der damals herrschenden Klassenkampflogik gerade auseinander und eben die "progressiven" Kräfte, die auf Revolution setzen, dachten eben auch nur im Bezugsraum der Klassen, wie wir sie hier dargestellt sehen und denen wäre der Gedanke mindestens ebenso abstrus erschienen die Arbeiter zur Burgeoisen zu machen, sondern stattdessen diese zu beseitigen, während die Burgeoisie eben um ihre bis dato bestehenden Vorrechte und gegen jegliche allzu starken Rechte der Arbeiter ankämpfte. Da ist diese Vermittlungsaussage (ich denke der Kitsch-Vorwurf der Zeitgenossen ist damit erklärlich, da die sicher Parteilichkeit für die eine oder andere Seite erwartet haben) dann wirklich revolutionär, gerade auch weil sie eigentlich so simpel erscheint, obwohl sie gerade in ihrer Umsetzung schwieriger ist, als die beiden anderen, die es sich dann eher leicht machen, die gegenseite zu vernichten/ unterdrücken.
    Also einerseits stand von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Selbstverwirklichung über die angestammten Milieus hinaus, eher nicht großflächig auf dem Plan, auf der anderen Seite befinden wir uns gerade knöcheltief in der aufgewühlten Massengesellschaft, wie Carl Schmitt und andere sie ihrer Zeit diagnostizierten und das Individuum, was gerade kritisiert wird, in den Prozessen des modernen Zeitalters zerrieben wird, was ja auch andere Filme der Zeit ebenso kritisch beleuchten wie Chaplin in Modern Times und Metropolis das ja ebenso tut, in den Szenen an den Maschinen. Man da also unterschlägt, dass die Massengesellschaft nicht durch die Nazis geschaffen wird sondern durch Kollektivierung zu steuern versucht wird, was die Kommunisten ebenso wollten und als politische Antwort auf ein wahrgenommenes Problem der Zeit verstanden werden sollte.

    Aber wie gesagt das ging dann nicht mehr, weil die Zeit zu weit vorangeschritten war und vermutlich hätte mir die Dozentin dann womöglich wegen der zu großen Ausführlichkeit mitten drin das Wort abgeschnitten

    Schlussendlich ist die oberflächliche Logik den Film als Silberstreif des aufziehenden Faschismus zu deuten, vermutlich für sich erstmal einfach sehr eingängig und klingt erstmal logisch und nachvollziehbar, weshalb da viele dann aufgesprungen sind, gerade auch weil einige der Meinungsstärksten Leute aus dem Kurs da mehr oder weniger voll mitgegangen sind.


    Andere Sache: Hast du dir eigentlich mal Herr der Fliegen angeschaut?

  4. #4
    Was ich in letzter Zeit so gesehen hab... Meine Güte, es scheint echt unmöglich zu sein, was Gutes für 1974 zu finden! Für meinen Geschmack ist da echt nur Murks rausgekommen. Klammere mich an jeden Strohhalm und bin nach Sichtung oder Auffrischung von Erinnerungen nur wieder niedergeschlagen >_> Dafür gab es Angenehmes aus dem Jahre 1973 zu berichten


    Mein Name ist Nobody /Il mio nome è Nessuno (1973)
    Da sieht man mal, dass man sich nicht zu sehr auf Reminiszenzen aus ferner Kindheit verlassen sollte. Die einzige Erinnerung, die ich an den Film hatte, war eine negative aus grauer Vorzeit. Glaube, damals war mir der Film nicht "bunt" und actionreich/aufregend genug (wobei es möglich ist, dass ich das einfach mit "Nobody ist der Größte" oder so verwechsel, obwohl der abgesehen vom Schauspieler der Hauptrolle genau genommen gar nichts mit diesem hier zu tun hat - wurde in der deutschen Version so genannt, um ein Sequel vorzugaukeln). Ah ja, und das geniale Lied Mucchio Selvaggio kannte ich natürlich noch und war fest integrierter Bestandteil meiner Filmmusik-Sammlung ^^
    Jetzt, mit einem ganz anderen Bewusstsein, hat mich My name is Nobody positiv überrascht. Terence Hills Figur ist ebenso sympathisch wie sein Co-Star Henry Fonda, obwohl die beiden Charaktere grundverschieden sind. Der Ansatz mit dem "Fanboy", der seinem Helden einen letzten großen Abgang verschaffen will, damit dieser unsterblich wird, ist für einen Western richtig originell und mal was anderes! Kann mich nicht erinnern, das irgendwo anders schonmal gesehen zu haben (die Idee ist übrigens von Sergio Leone höchstpersönlich). Auf einer Meta-Ebene ist das umso faszinierender, weil Fonda ja selbst zu der Zeit nicht mehr der jüngste war.
    Der Schnitt und einige Szenen wirkten ein wenig holprig, ein paar Einstellungen scheinen mir zu kurz oder zu lang, aber das macht nix. Was wie immer wirklich viel rausreißt ist Ennio Morricones großartige Musik. Besonders das oben verlinkte Thema der Wilden Horde begeistert mich - gibt dem Geschehen on-screen immer neuen Schwung, wenn es auftaucht. Da verzeiht man gerne ein paar kleine und große Handlungslöcher (die Wilde Horde selbst war wirklich mehr Mittel zum Zweck, nur eine gesichtslose Masse). Setting bot auch mehr Abwechslung als ich dachte. Vor allem der Teil mit dem Jahrmarkt war cool, Spiegelkabinett usw.. Mein Name ist Nobody wird beizeiten auf jeden Fall noch gekauft.


    High Plains Drifter /Ein Fremder ohne Namen (1973)
    Even better! Ich liebe dieses wohlige Gefühl, einen richtig guten Film zu entdecken, von dessen Existenz ich bis dahin noch gar nicht wusste. Bin froh, diesem Werk eine Chance gegeben zu haben. Einer von Eastwoods ersten eigenen Regiearbeiten, und was für eine. Handwerklich betrachtet wirkt High Plains Drifter so hochprofessionell, dass er glatt 15 Jahre später entstanden sein könnte. Was mich aber am meisten daran begeisterte, ist die Story und der Stil. Die Geschichte dreht sich zwar um den klassischen Western-Trope des Fremden, der in die Stadt kommt, aber bietet dabei einen Hauch von Mystery und Surrealismus. Gewissermaßen handelt es sich um eine Art Geistergeschichte. Hier muss man aber das englische Original und die Synchronfassungen auseinanderhalten, denn unter anderem im Deutschen wird am Ende alles halbwegs logisch mit einer geänderten Dialogzeile aufgeklärt (Der Fremde war der Bruder des ermordeten Marshals). Die war zwar auch ganz cool wegen Aha-Erlebnis und so, außerdem nicht an den Haaren herbeigezogen, da dieses Ende auf früheren Drehbuchentwürfen basiert, aber das Original gefällt mir noch etwas besser, weil es ambivalenter bleibt und man sich selbst Gedanken machen muss (Ein Geist? Der Tod selbst? etc. Schließlich löst er sich am Ende in der Ferne auch praktisch in Luft auf). Zu diesen Themen passt übrigens auch der ab und zu im positiven Sinne schaurige Soundtrack.
    Geht um einen Fremden (Clint Eastwood), der in eine kleine, an einem See gelegene Stadt namens Lago kommt. Die hat Angst vor drei Verbrechern, die bald aus dem Knast entlassen werden und sich an dem Ort brutal rächen wollen. Die Einwohner engagieren den Fremden, der die drei plattmachen und die Leute vorbereiten soll, dafür geben sie ihm alles, was er verlangt. Der Typ benimmt sich teils ziemlich großspurig bzw. daneben und hat eigene Pläne, sodass die Bürger der Siedlung, die selbst durch ein dunkles, beschämendes Geheimnis Dreck am Stecken haben, sich fragen, ob sie auf den richtigen Mann gesetzt haben. Auf deren Treue wird der Fremde nicht bauen können. Besonderes Lob: Alle Bürger sind mehr oder weniger ausgearbeitet, auf jeden Fall keine bloßen Statisten. Geil außerdem: Später bereitet der Fremde die drohende Ankunft der drei Gangster vor. Dazu wird die ganze Stadt rot angemalt und von Lago in HELL umbenannt Das sieht alleine schon in Sachen Set-Design (wurde alles für den Film dreidimensional komplett gebaut) total abgefahren aus. Eastwood sagte beim Dreh zu Cast & Crew dann ständig nur noch "Go to hell!" ^^'
    Kleine Warnung sollte ausgesprochen werden: Der Film ist nicht ganz ohne und enthält ein paar heftige Szenen, darunter auch genau genommen anderthalb Vergewaltigungen (mit dem Protagonisten als Täter o_O), wobei das durch Art und Verhalten des Opfer-Charakters im Rahmen der Story ein wenig relativiert wird. Hmm... wundert mich trotzdem nicht, dass der Film leider immer noch nicht bei uns auf BD oder sonst irgendwie offiziell fürs Heimkino veröffentlicht wurde. Gibt aber eine italienische BD, die unter anderem sogar die deutsche Synchro enthält, und genau die werde ich mir demnächst zulegen.


    Zwei wie Pech und Schwefel /...altrimenti ci arrabbiamo! (1974)
    Oben schrieb ich davon, wie trügerisch Kindheitserinnerungen sein können, und dass etwas gut sein kann, von dem man dachte, es sei schlecht. Stellt sich heraus - das geht unglücklicherweise auch andersherum >_< Kam auf die Idee, bei den Filmen von Bud Spencer & Terence Hill zu suchen, die ich an ewig zurückliegenden Wochenenden fast alle mal irgendwann gesehen habe. Zwei wie Pech und Schwefel wurde auf mehreren Listen als einer der besten genannt, und bei dem hatte ich auch noch mit am besten im Kopf, worum es eigentlich geht, inklusive diverser Szenen. Dass mich Klamauk und vergnügliche Prügeleien erwarten würden, war mir auch schon vorher klar. Doch ich hatte ehrlich mit ein wenig mehr Inhalt gerechnet. Die Handlung ist papierdünn und nur dazu da, um die ulkigen Eskapaden des rivalisierenden Duos über einen roten Strandbuggy mit gelbem Verdeck (!) zusammenzuhalten, was sich auch in den Dialogen widerspiegelt, von denen bloß das absolute Minimum vorhanden ist. Ich verlang nicht viel, vor allem nicht bei dieser Art von Geschichte, aber da hätte es doch ein wenig mehr von allem sein dürfen. Auch die Kostüme, Drehorte usw. wirken wie spontan zusammengesucht, ohne dass irgendwelche Mühe oder Geld dort hineingeflossen wäre. Schade. Ein paar Stellen finde ich immer noch wunderbar und komisch, aber insgesamt war das hier leider eine Niete. Ein oder zwei weitere Filme von den beiden werde ich mir wohl trotzdem noch geben.


    Der Pate (1972)
    Nun auch endlich mal diese Bildungslücke geschlossen. Hatte mich immer drum herum gedrückt, weil ich mir dachte, dass das inhaltlich nix für mich ist - leider zu recht. Handelt sich nunmal wirklich um ein pures Drama, und mit denen konnte ich noch nie so viel anfangen. Ich mein - ich erkenne schon an, dass das ein guter Film ist. Vor allem die Schauspieler waren klasse. Aber der ganze Hype? Nee. Sei es das Thema und Setting, oder einfach nur meine etwas moderneren Sehgewohnheiten was Unterhaltung angeht, aber Der Pate hatte für meinen Geschmack viele Längen, die zwar oft die Tiefe der Charaktere ein bisschen erweitern konnte, nicht aber die Handlung. Und dabei war man als Zuschauer schon gefordert, aufmerksam zu bleiben, weil man sonst den Überblick verliert. Konnte man sich mal geben, aber ist nichts, was ich mir jemals nochmal anschauen wollen würde. Mich beschleicht das Gefühl, dass ich The Godfather um einiges besser gefunden hätte, wenn er wenigstens eine halbe Stunde kürzer gewesen wäre. So wie es ist, wurde imho etwas mit Höhepunkten gegeizt.


    Der Pate 2 (1974)
    Puh. Der erste Teil war trotz einiger Schwächen meiner Ansicht nach immerhin noch eine runde Sache. Ich wusste schon seit Jahren, dass der zweite Film gleichzeitig ein Sequel und über Rückblenden auch ein Prequel darstellt, und auf dem Papier finde ich diesen Ansatz faszinierend und verheißungsvoll. Aber dieser Film, angeblich einer der besten aller Zeiten, hat mich wirklich enttäuscht. Vielleicht muss man einfach "drin" sein in der Materie, um das genießen zu können? Ich habe mich gelangweilt, was einerseits an dem Pacing aus der Hölle lag, andererseits daran, dass Part 2 die Manifestation des Adjektivs convoluted darstellt.
    Hier habe ich endgültig die Übersicht verloren, wer wann für wen welche Leute hat umbringen lassen, was so weit ging, dass es mir irgendwann völlig egal wurde. Ich hab nichts gegen epische Hintergründe mit verschiedenen, rivalisierenden Familien usw., aber wenn man ein großes Ensemble hat, dann muss man dem Zuschauer dieses nahe bringen und ohne nennenswerte Verwirrungen begreiflich machen. Ich hatte später deutliche Probleme, die einzelnen Charaktere abseits der Corleones noch sinnvoll zuzuordnen. Ich mein, ich muss bei Filmen nicht von Anfang bis Ende an die Hand genommen werden und alle Infos mit dem Löffel eingetrichtert bekommen, aber es spricht schon irgendwie für sich, dass dieses Werk so gut wie gar nicht funktioniert, wenn man nicht wenigstens den Vorgänger gesehen hat.
    Die Rückblenden waren zwar nicht schlecht, weil sie mit der historische(re)n Kulisse für ein wenig mehr Abwechslung sorgten, aber handlungstechnisch haben diese Abschnitte nach meinem Gefühl immer nur die zweite Geige gespielt. Darüber hinaus stellte ich mir bei der Beschreibung des Konzeptes vor, dass die Prequel und Sequel Abschnitte intelligent miteinander verknüpft und verwoben sind, sodass sie zusammenspielen und die früheren Geschehnisse die Gegenwart beeinflussen. Das war aber allenfalls sehr bedingt der Fall. Bestimmt habe ich ein paar Nuancen verpasst, aber das hing gewiss nicht so sehr zusammen, wie ich es mir gewünscht hätte, wenn denn überhaupt. Man könnte aus Part 2 auch locker zwei Einzelfilme machen und würde nicht viel an Subtext und Synergie verlieren. Oft schien mir das völlig losgelöst voneinander. Interessant außerdem, dass De Niro dafür den Oscar als bester Nebendarsteller bekommen hat. Nicht dass er schlecht gewesen wäre, ganz im Gegenteil, aber viel zu tun hatte er auch nicht und daher kaum Gelegenheit, um mit seinem Können zu begeistern (Ganz lustig aber, dass das das erste und bisher einzige Mal war, dass zwei verschiedene Schauspieler für die gleiche Rolle einen Academy Award bekommen haben - zwei Jahre zuvor Brando ebenfalls als Vito Corleone).
    Am schlimmsten war jedoch das Erzähltempo bzw. die Länge. Ich hab nicht kategorisch was gegen Filme, die fucking dreieinhalb Stunden lang gehen, aber das sollte die Ausnahme bleiben und dann auch inhaltlich begründet sein! Hier ist das für mich einfach nicht der Fall. Wie gesagt, man hätte ebensogut zwei Filme draus machen können. Manche Szenen ziehen sich eeewig hin um endlich auf den Punkt zu kommen. Am Ende war ich der Meinung, dass da bestimmt irgendwo ein guter Film im Material drinsteckt, aber Francis Ford Coppola so tief in seiner Geschichte versunken war, dass er zu viel von dem Zeug mit reingepackt hat, anstatt sich auf den Kern der Sache zu beschränken. Daher hier, ähnlich wie beim Vorgänger, aber in einer heftigeren Größenordnung: 45 Minuten weniger, und ich wäre geistig am Ball geblieben.
    Auf den dritten Part, der nach einhelliger Meinung nicht so toll sein soll wie die ersten beiden, habe ich dann schließlich gänzlich verzichtet. Schon die vorangegangenen sechseinhalb Stunden kamen mir wie Zeitverschwendung vor. Und tatsächlich eher wissen hätte ich das nicht können - bei so universell hohen Wertungen wo man auch hinschaut, sollte man vermuten dürfen, dass für jeden irgendetwas dabei ist. Naja.


    Demnächst möchte ich nochmal Lady Snowblood schauen.

    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Die Massenszenen wurden kritisiert und vor allem die gezeigte Verführbarkeit der Masse. Das wurde interpretiert als der Mensch sei zu dumm für sich selbst zu denken und müsse geführt werden --> Führerstaat. Gleichzeitig man sich auch hier fragen muss, wenn die Verführbarkeit der Massen gezeigt wird, wäre das nicht (bleibt man mal in dieser Rückprojektionslogik) eher eine Warnung vor einem (Ver)führer? Wobei dann wieder angewandt wurde, dass die Figur des Mittlers eben stark auf die nationalsozialistische Mittlerrolle (aka Hitler) zugeschnitten sei, was ich allerdings auch nur als Frage der Interpretation befand. Aber nein der Meinung schlossen sich dann noch ein paar an.
    Heh, wenn man danach ginge, symbolisiert und thematisiert so ziemlich jeder zweite Sci-Fi-Film den Nationalsozialismus *schulterzuck* Worauf du ja selbst schon indirekt hingewiesen hast.
    Zitat Zitat
    Dazu wollte ich noch einwenden und dazu kam es ja eben dann nicht mehr, dass das so wäre als würden wir den Menschen im 16. Jahrhundert vorwerfen noch nie etwas von Feminismus gehört zu haben und das man schauen muss, was zu der Zeit überhaupt denkbar war. Der Film setzt sich ja mit der damals herrschenden Klassenkampflogik gerade auseinander und eben die "progressiven" Kräfte, die auf Revolution setzen, dachten eben auch nur im Bezugsraum der Klassen, wie wir sie hier dargestellt sehen und denen wäre der Gedanke mindestens ebenso abstrus erschienen die Arbeiter zur Burgeoisen zu machen, sondern stattdessen diese zu beseitigen, während die Burgeoisie eben um ihre bis dato bestehenden Vorrechte und gegen jegliche allzu starken Rechte der Arbeiter ankämpfte. Da ist diese Vermittlungsaussage (ich denke der Kitsch-Vorwurf der Zeitgenossen ist damit erklärlich, da die sicher Parteilichkeit für die eine oder andere Seite erwartet haben) dann wirklich revolutionär, gerade auch weil sie eigentlich so simpel erscheint, obwohl sie gerade in ihrer Umsetzung schwieriger ist, als die beiden anderen, die es sich dann eher leicht machen, die gegenseite zu vernichten/ unterdrücken.
    Also einerseits stand von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Selbstverwirklichung über die angestammten Milieus hinaus, eher nicht großflächig auf dem Plan, auf der anderen Seite befinden wir uns gerade knöcheltief in der aufgewühlten Massengesellschaft, wie Carl Schmitt und andere sie ihrer Zeit diagnostizierten und das Individuum, was gerade kritisiert wird, in den Prozessen des modernen Zeitalters zerrieben wird, was ja auch andere Filme der Zeit ebenso kritisch beleuchten wie Chaplin in Modern Times und Metropolis das ja ebenso tut, in den Szenen an den Maschinen. Man da also unterschlägt, dass die Massengesellschaft nicht durch die Nazis geschaffen wird sondern durch Kollektivierung zu steuern versucht wird, was die Kommunisten ebenso wollten und als politische Antwort auf ein wahrgenommenes Problem der Zeit verstanden werden sollte.
    Toll formuliert, stimme ich absolut zu. Ein paar Dinge davon sind mir zwar aufgefallen, aber habe denen nicht genug Beachtung geschenkt. Fest steht: Der Film ist nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum entstanden. Wie bei jeder Quellenanalyse ist der historische Kontext wichtig, und hier wäre es idiotisch, die unruhigen Weimarer Jahre nachträglich auf ein "Vorspiel zur Nazi-Diktatur" zu reduzieren. Sie war weit mehr als das, denn andernfalls hätten wir nicht diesen Film, der selbst als wunderbares Zeitdokument für sich steht.
    Zitat Zitat
    Andere Sache: Hast du dir eigentlich mal Herr der Fliegen angeschaut?
    Nee. Aber ich weiß worum es geht und glaube, das würde mir nicht so gut gefallen :-/

  5. #5
    Bezüglich der Veröffentlichung von High Plains Drifter muss ich mich korrigieren: Es gibt eine deutsche Blu-ray, die vor ca. drei Jahren von Universal rausgebracht wurde. Da der Film hier jedoch indiziert (bzw. ab 18 in Österreich?) ist und man ihn in den meisten Läden folglich nicht einfach so bekommen kann, ist die Disc so verdammt selten. Gibt dennoch Mittel und Wege, das legal aufzutreiben, von denen ich beizeiten Gebrauch machen werde. Da richtet sich die Frage nach Import oder nicht (USA, Frankreich, Italien) doch eher nach der Covergestaltung ^^ Diese dicken roten Flatschen sind halt immer ein Ärgernis :-/ Deutsche Tonspur hätte ich schon gerne dabei, aber die fehlt anscheinend ausgerechnet bei der US-Version. Mal gucken.

    Folgeindiziert wegen "unreflektierter Selbstjustiz-Thematik" my ass. Find ich immer wieder bedenklich und widerlich, was die Zensurbehörde BPjM da mit mehr als löchriger Argumentation an echten Kunstwerken verbietet, während weit heftigere Filme freigegeben werden. Hier wäre ein ganz normales FSK 18 absolut angemessen. High Plains Drifter ist jetzt vielleicht nicht Care Bears, aber alles andere als schlimm. Da ist jeder Tarantino drastischer und grausamer. Dieser Fall regt mich nun besonders auf, da es sich nach einhelliger Meinung um eine von Eastwoods besten Arbeiten handelt.

    Geändert von Enkidu (28.02.2016 um 23:14 Uhr)

  6. #6
    Rio Bravo (1959)
    Meine Güte, Style in dem Genre hat sich wohl erst im Laufe der Jahrzehnte entwickelt. Denn das hier empfand ich als sterbenslangweilig. Keine Ahnung, woher die ganzen positiven Bewertungen zu diesem vermeintlichen Klassiker kommen. Hab auf Englisch geschaut und der Film ist so langsam, dass es einem fast wie Zeitlupe vorkommt, was sich auch auf die Dialoge bezieht, von denen gefühlt die Hälfte völlig irrelevant für die Handlung und nur Filler sind. Der peinliche Humor (teilweise wird "Comedy" als weiteres Genre für den Film gelistet, das war mir früher nie klar) ist dümmlich, wie aus einem uralten Cartoon, aber steht wenigstens nicht oft im Vordergrund. Die Kamera starr und theaterbühnenmäßig. Hab nichts gegen charakterorientierte Geschichten, im Gegenteil, aber wenn die Charaktere ausnahmslos alle uninteressant-eindimensional und/oder unsympathisch und/oder hochgradig nervig sind, bringt das auch nichts. Mich kotzt schon die Art und Weise an, wie die reden. Überhaupt zu simpel und ohne echte Spannung oder gar Action. Würd auch nicht so nörgeln, wenn es zu der Zeit oder kurz danach nicht schon weitaus Besseres an filmischen Western-Ergüssen gegeben hätte (vgl. zum Beispiel "Die glorreichen Sieben"). Rio Bravo war einer der wenigen Filme, die ich nach der Hälfte abgebrochen habe, weil es mir wie Zeitverschwendung vorkam und ich bis dahin mit Sicherheit wusste, dass mir das auch nach voller Laufzeit nicht gefallen würde.


    Der schwarze Falke /The Searchers (1956)
    Siehe oben. Etwas besser weil ernsteres Thema und aufgrund von höherem Abenteuer-Faktor sowie schönen Landschaftsaufnahmen (Monument Valley), aber das war es dann im Grunde auch schon. Den hohen Stellenwert verdient dieses Werk imho nicht. Langatmig, keine brauchbaren Figuren dabei, der Protagonist sogar richtig arschig, engstirnig und rassistisch (wie Wayne selbst offenbar im realen Leben, übrigens). Ein Film der sich so stark auf einen zentralen Typen konzentriert, den man aber kein bisschen leiden kann, hat für mich schon verloren. Als wirklich ausgearbeitet (oder gar "vielschichtig", wie manche behaupten) empfand ich seinen Charakter auch nicht, dazu muss man schon einiges zwischen den Zeilen lesen. Die einseitige Darstellung der bösen Comanchen sehr klischeehaft. Manchmal war es schwierig, den Dialogen zu folgen, was bei der simplen Story aber kein wirkliches Problem ist. Ebenfalls hinterher nur noch durchgezappt.

    Mein erster Eindruck von Der Mann der Liberty Valance erschoss (1962) war nur marginal weniger lame, aber technisch für seine Zeit noch wesentlich primitiver, weshalb ich mir das gleich gespart habe :-/ Bestätigt alles generell meine Vermutung anhand von verblassten Erinnerungen, dass ich John Wayne absolut nicht ausstehen kann. Wenn schon Western, so scheine ich aus den hier behandelten Zeiträumen ausschließlich was mit dem härteren und cooleren Italokram anfangen zu können, dessen einzelgängerische Antihelden (die manchmal eben doch irgendwo noch ein Herz haben) ich wesentlich ansprechender finde.

  7. #7
    Habe vor einiger Zeit beschlossen, die James Bond Reihe durchzugehen, von denen ich diverse der älteren Teile noch gar nicht kannte, und mir jene Filme rauszusuchen, die ich davon gerne für die Sammlung hätte. Nicht alle, dafür sind mir einige zu schwach und die Franchise insgesamt zu umfangreich (zumindest vorläufig). Aber mal gucken. Die ersten paar liegen jetzt schon ein paar Wochen oder gar den einen oder anderen Monat zurück, aber ich bekomm da bestimmt noch was zusammen:


    James Bond 007 – jagt Dr. No /Dr. No (1962)
    Hat mir gut gefallen und meine Erwartungen merklich übertroffen. Hätte nicht gedacht, dass der allererste Bond-Film so unterhaltsam ist. Tolles, exotisches Setting, für Strände bin ich sowieso immer zu haben, ein "Drache" der die Küste heimsucht, und zum Finale noch eine coole Atombasis mit einem over-the-top Schurken in durchgeknalltem Design ^^ Über alledem natürlich Connery in jung, hehe. Wird bei Gelegenheit wahrscheinlich noch auf BD gekauft.


    James Bond 007 – Liebesgrüße aus Moskau /From Russia with Love (1963)
    Diesen mochte ich leider weniger. Würde ich als unterlegenes Sequel bezeichnen und finde es ein wenig seltsam, dass der Film bei den Fans durchweg sehr gut anzukommen scheint, ja bei vielen sogar ganz oben bei den Favoriten mitmischt. Der Anfang in der Stadt war noch ganz okay, aber ansonsten ist der gesamte Film praktisch bloß eine Zugfahrt. Seriously, genau so interessant wie sich das bei diesem Begriff anhört >_> Am Ende die Verfolgungsjagd mit den Schnellbooten hat mich auch nicht überzeugt, weil viel zu kurz und eher schwach gefilmt. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch. Immer wenn ich den Titel des Films las, stellte ich mir eine spannende Cold War Thriller Story vor. Stattdessen per Schiene quer durch den Balkan. Hmpf.


    James Bond 007 – Goldfinger /Goldfinger (1964)
    Hab ich nicht geguckt sondern mir direkt gekauft. Vielleicht bin ich auch nur zu faul, die Disc einzulegen, aber wird auf jeden Fall demnächst noch nachgeholt. Ich kenne diverse Szenen daraus, aber bin mir nach all den Jahren nicht sicher, ob ich den je wirklich geschaut habe, oder das nur im Kopf aus Momenten zusammenstückel, die ich durch Ausschnitte in Dokus usw. aufgeschnappt hatte. Seis drum. Goldfinger gilt als der beste Film der Reihe, oder rangiert zumindest immer in der Top 3 der Leute. Darauf vertraue ich diesmal gerne, denn was ich davon noch weiß, entspricht solchen Eindrücken (die Frau in Gold, die Laser Szene usw. ^^).


    James Bond 007 – Feuerball /Thunderball (1965)
    War nicht so ganz mein Fall. Wirkte so komisch unfokussiert. Aus dem Thema "Tauchen" hätte man mehr rausholen können, und der Bösewicht und seine Handlangerin erschienen mir uninteressant und schwach. Das mit dem Haifischbecken als Todesart immerhin ganz lustig, aber nicht konsequent ausgeführt. Die Hälfte aus dem Film hab ich schon wieder vergessen, was kein gutes Zeichen ist.


    James Bond 007 – Man lebt nur zweimal /You Only Live Twice (1967)
    Der wiederum war toll. Vielleicht nicht ganz so rund wie Dr. No, und ein paar holprige oder unzeitgemäße Szenen zum Fremdschämen waren auch dabei, aber das Japan-Setting brachte mit dem kulturellen Tapetenwechsel viel frischen Wind rein. Geht gleich ganz zu Anfang schon mit der Action zügig los und gönnt sich danach nur noch selten eine Atempause, Respekt. Der Mini-Helikopter, auch nicht schlecht. Aber nach einem eher durchwachsenen Mittelteil war es mal wieder das pulpy Finale, das mich überzeugt hat. Raketenabschussbasis in einem erloschenen Vulkan? Yeah, you betcha! Dazu der legendäre Blofeld. Und Ninjas! Geile Mischung. Nicht mehr wirklich ernst zu nehmen, aber herrlich mit anzusehen. Wäre vielleicht auch was für die Liste.


    Hmm. Bis jetzt erkenn ich ein Muster :3 Bin gespannt wie "Im Geheimdienst ihrer Majestät" ankommen wird, und ob der für mich wieder weniger brauchbar ist. Habt ihr die alten Bond-Filme auch gesehen? Welche mochtet ihr am liebsten, welche könnt ihr aus der Moore-Ära empfehlen?

    Außerdem war da neulich noch das Folgende:


    Der Tag, an dem die Erde stillstand /The Day the Earth Stood Still (1951)
    Jopp, zu Recht ein Sci-Fi-Klassiker. Effektemäßig ging da jetzt nicht so viel, es war eher eine verkopfte aber sehr schön umgesetzte und interessante Geschichte mit starker Antikriegs-Botschaft. Klaatu ist ein fescher Alien. Der Film ist kurzweilig und mit 85 Minuten perfekt für Zwischendurch. Helen sah schick aus, und Bobby aka "das Kind" hat mich nichtmal nennenswert genervt, was bei Werken aus jener Zeit eher eine zu lobende Seltenheit darstellt. Klar war in der Handlung einiges etwas klischeehaft aus heutiger Sicht, und man wundert sich, warum die Charaktere nicht zwei und zwei zusammenzählen, aber hey, das ist schon ein paar Jährchen her. Die BD existiert, auch auf deutsch, ist mir im Moment aber ein bisschen zu teuer, da warte ich auf eine günstige Gelegenheit. Ansonsten bleibt mir hierzu nur zu sagen: "Klaatu barada nikto!"

  8. #8
    James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät /On Her Majesty's Secret Service (1969)
    Puh, schwieriger Film. Schwierig einzuordnen. Unterm Strich setzt es das Schema fort: Eher nicht so gut. Die ersten zwei Drittel waren regelrecht furchtbar. Kaum brauchbare Action, und Blofelds Plan mit seinem Harem aus hypnotisierten Gehirnwäsche-Mädels war ebenso grenzdebil wie Bond undercover als Heraldiker im Kilt. Überhaupt gestaltete sich die Handlung diesmal extrem linear und simpel, ohne vertrackte Intrigen, ohne Verwirrspiel und Überraschungen. Seltsames Pacing, denn das letzte Drittel war dann deutlich besser und nur noch Tempo - Verfolgungsjagd per Ski den Berg runter, Verfolgungsjagd im Auto, dann Sprengkommando per Hubschrauber, Geballer auf der Basis, und zum Schluss sogar noch Verfolgungsjagd zwischen Bond und Blofeld im Bob xD Das hielt bei Laune, während ich vorher fast weggepennt wäre. Problem nur, dass die Action bloß halb so viel wert ist, wenn sie nicht von einem guten Plot untermauert wird, der den Szenen Gewicht verleiht. Wirkte viel mehr wie Mittel zum Zweck - eine hauchdünne Geschichte, um diese Setpieces lose miteinander zu verbinden. Sagt diesbezüglich, was ihr wollt, die Bond-Reihe war und ist nicht immer so.
    Lazenby in der Hauptrolle fordert zwar eine gewisse Umgewöhnung beim Zuschauer, aber das geht relativ schnell und er macht seinen Job gut. Finds im Grunde schade, dass er nicht wenigstens noch einen zweiten Film machen wollte. Richtig positiv zugutehalten muss man dem Teil aber das Bondgirl. Kann mich nicht erinnern, dass eine seiner Liebschaften je so wichtig und aktiv war wie hier! Diana Rigg trägt viel dazu bei und die Chemie zwischen den beiden stimmte. Die Liebesgeschichte wurde so entwickelt, dass ich sie ihnen abkaufen konnte. Diese zwei irgendwie kaputten Charaktere passen zusammen. Entsprechend nimmt einen das fiese, tragische Ende in den letzten zwei oder drei Minuten ziemlich mit, selbst wenn es noch so vorhersehbar war. Da haben die Produzenten schon Eier bewiesen, das nicht gegenüber der Vorlage zu schönen.
    We have all the time in the world...
    Oh ja, und der Soundtrack von John Barry machte was her! Vorher verband ich mit den Filmen hauptsächlich das berühmte Titelthema und nur ab und zu den entsprechenden, für jeden Streifen immer wieder neuen Song, aber auf letzteren wurde hierbei zugunsten eines eingängigen Instrumentalstückes verzichtet, das die Bond-Musik wunderbar ergänzt und im Film mehrfach vorkommt. Sollten die öfters machen. Diese Popsongs und Balladen zur Reihe sind häufig sowas von vergessenswert, aber das hier bleibt mir im Kopf hängen.
    Wie gesagt, letztenendes hat es für "On Her Majesty's Secret Service" leider nicht gereicht. Während ich an ein paar der weiter oben erwähnten Filme auch in Zukunft nochmal Spaß hätte, kann ich mir nur schwer vorstellen, mich erneut durch die ersten über 100 Minuten von diesem Teil zu quälen. Was echt schade ist, weil hier einige gelungene Elemente vorkommen, die sonst nur selten in der Serie zu sehen sind, allen voran ein etwas emotionalerer Bond.

  9. #9
    Mit James Bond konnte ich persönlich nie was anfangen. Weder mit den neuen noch mit den alten Verfilmungen. Ich stehe mir auf Krimis als auf Agentenfilme

    Deshalb kann ich dir da als unschlagbaren Klassiker Mord im Orientexpress empfehlen sowie Tod auf dem Nil, das Böse unter der Sonne und Rendevouz mit einer Leiche. Das sind alles Verfilmungen einiger der besten Agatha Christie-Romane und gerade die letzteren drei profitieren enorm von Peter Ustinov der jeweils einen herrlich exzentrischen Poirot abgibt. Die liefen im vergangenen Jahr im ARD auf einen Nachmittag am Stück. Mit Krimis muss man einerseits was anfangen können und eben damit rechnen, dass an sich nicht viel passiert aber die Filme hatten für meinen Begriff einen guten Blick für die Charaktere. Selbstredend ist das Millieu das der oberen bornierten britischen Gesellschaftsschichten. Man darf also keine großen Gesellschaftserzählungen erwarten. Aber ich denke sie fangen die Faszination des klassischen Detektivkrimis als Filme enorm gut ein.

  10. #10
    Zitat Zitat
    James Bond 007 – Goldfinger /Goldfinger (1964)
    Wird zwar immer als einer der besten Bondfilme bezeichnet, hat bei mir aber nie wirklich gezündet .

    Zitat Zitat
    James Bond 007 – Feuerball /Thunderball (1965)
    Ich finde das Remake "Sag niemals nie" besser, auch wenn es leider nicht Bestandteil der offiziellen Reihe ist.

    Zitat Zitat
    welche könnt ihr aus der Moore-Ära empfehlen?
    Auch wenn mir vermutlich viele widersprechen werden, weil sie ihnen zu abgehoben sind, gefallen mir persönlich "Der Spion, der mich liebte" und "Moonraker" am besten.

  11. #11
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Ich stehe mir auf Krimis als auf Agentenfilme

    Deshalb kann ich dir da als unschlagbaren Klassiker Mord im Orientexpress empfehlen sowie Tod auf dem Nil, das Böse unter der Sonne und Rendevouz mit einer Leiche. Das sind alles Verfilmungen einiger der besten Agatha Christie-Romane und gerade die letzteren drei profitieren enorm von Peter Ustinov der jeweils einen herrlich exzentrischen Poirot abgibt. Die liefen im vergangenen Jahr im ARD auf einen Nachmittag am Stück. Mit Krimis muss man einerseits was anfangen können und eben damit rechnen, dass an sich nicht viel passiert aber die Filme hatten für meinen Begriff einen guten Blick für die Charaktere.
    Ich hab mit ein paar Freundinnen mal zwei oder drei Miss Marple Filme gesehen, die mit zum DVD-Abend gebracht wurden. Murder She Said, Der Wachsblumenstrauß und Murder Ahoy oder so glaube ich. Die basieren doch auch auf Agatha Christie Romanen, nicht? Fand ich gar nicht schlecht. Aber normalerweise sind Krimis nicht so mein Ding (schon gar keine modernen - die alten Schinken leben wenigstens von ihrer besonderen Atmosphäre). Vielleicht schau ich in ein paar der von dir erwähnten Sachen bei Gelegenheit mal rein.
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Ich finde das Remake "Sag niemals nie" besser, auch wenn es leider nicht Bestandteil der offiziellen Reihe ist.
    Hab ich auch noch nicht gesehen. Finde die Entstehungsgeschichte aber interessant. Faszinierend, was damals noch aus solchen Rechtsstreitigkeiten hervorgehen konnte. Ist der denn viel besser als Thunderball? Denn die Bewertungen tun sich da jetzt nicht so viel, und wenn ich den "offiziellen" Teil schon nicht wirklich mochte...
    Zitat Zitat
    Auch wenn mir vermutlich viele widersprechen werden, weil sie ihnen zu abgehoben sind, gefallen mir persönlich "Der Spion, der mich liebte" und "Moonraker" am besten.
    Au ja, ich mag abgehoben :3 Von Moonraker hab ich mal das letzte Drittel oder so im TV gesehen, wenn das das mit der Raumstation ist. War unterhaltsam.

  12. #12
    Zitat Zitat
    Ist der denn viel besser als Thunderball? Denn die Bewertungen tun sich da jetzt nicht so viel, und wenn ich den "offiziellen" Teil schon nicht wirklich mochte...
    Kann ich gar nicht richtig vergleichen, weil ich Thunderball (im Gegensatz zu SNN) nur ein- oder zweimal gesehen habe, und das auch schon wieder eine Weile her ist. Allerdings kommt meine Vorliebe für SNN zumindest zum Teil wohl auch daher, dass der Originalfilm für meinen Geschmack einfach zu alt ist.


    Geändert von Liferipper (02.04.2016 um 17:20 Uhr)

  13. #13
    Zitat Zitat
    Ich hab mit ein paar Freundinnen mal zwei oder drei Miss Marple Filme gesehen, die mit zum DVD-Abend gebracht wurden. Murder She Said, Der Wachsblumenstrauß und Murder Ahoy oder so glaube ich. Die basieren doch auch auf Agatha Christie Romanen, nicht? Fand ich gar nicht schlecht. Aber normalerweise sind Krimis nicht so mein Ding (schon gar keine modernen - die alten Schinken leben wenigstens von ihrer besonderen Atmosphäre). Vielleicht schau ich in ein paar der von dir erwähnten Sachen bei Gelegenheit mal rein.
    Jo das sind GEschichten von ihr. Agatha Christie schrieb ja auch noch die klassischen Geschichten mit hyperpotenten Detektiven, obwohl sich bei ihr eben schon deutlich die Moderne Bahn bricht. In ein paar ihrer Geschichten tauchen ja auch britische Agenten auf, die sich dann in ihrer Freizeit als Detektive verdingen und nebenbei mal einen Spion ausfindig machen ^^ Kalter Krieg und so. Aber Tod auf dem Nil oder Orient Express verkörpern auch noch das Lebensgefühl des Common Wealth und des ausgehenden Imperialismus/ Kolonialismus.

    Die genannten Filme stechen insofern heraus, da sie ja uA mit Peter Ustinov gut besetzt sind und auch einige ihrer bekanntesten Geschichten aufgreifen. Von ihren Romanen gab es sicherlich etliche Verfilmungen im Laufe der Jahre, aber die genannten würde ich als herausragend ansehen.

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