Okay okay, ich gebs ja zu. Ihr habt Recht, ich hatte Unrecht. Ist es das was du hören wolltest ? Habe nun bis zum Anfang der dritten Staffel geschaut und die Serie hat mit der Zeit tatsächlich einen qualitativen Sprung gemacht.
Zu meiner Verteidigung sei gesagt: Steven nervt mich trotz Besserung immer noch hin und wieder mal, obwohl er schon deutlich weniger Probleme verursacht und nicht mehr so viel sinnlos umher hampelt. Etwas störend sind auch die vielen Füller-Folgen. Die tragen zwar eine Menge dazu bei, die Bürger von Beach City zu beleuchten, die für sich genommen teilweise auch sehr interessante Persönlichkeiten sind, und somit die Welt weiter ausbauen, sodass man sich mit den bekannten Nebenfiguren schnell wie zu Hause fühlt, aber andererseits ist es oft ein bisschen langweilig, wenn man sich mit solchen Banalitäten herumschlagen muss, nachdem eine Lore-intensive Episode irgendwas Spannendes enthüllt hat und man wissen möchte, wie es mit der latenten Gefahr im Hintergrund bzw. dem Hauptkonflikt weitergeht.
Es gibt in dem Zusammenhang sogar Stellen, die mich ein wenig an Kaugummi-Animeserien wie Dragonball oder One Piece erinnern. Lange nicht so heftig wie die, aber es geht ein wenig in die Richtung. Soll heißen, das Ziel steht fest, es ist klar, was kommen wird, aber bis dahin wird auf dem Weg erstmal jedes Detail durchgekaut und jede Ablenkung genutzt. Unsere Heldentruppe braucht für eine große Mission zum Beispiel ein Bohrfahrzeug, also beschäftigen wir uns mehrere Episoden lang damit, a) wer es bauen soll (die Welt ist in Gefahr und die Zeit drängt, aber trotzdem wird für sowas erstmal ein spaßiger Wettbewerb veranstaltet -__-) und b) wie es gebaut wird (Besorgen eines wichtigen Bauteils). Das ist schon alles unterhaltsam gemacht, und nebenher angenehmerweise auch genug Platz für brauchbare Charakterentwicklung. Der Punkt ist bloß, es scheint beizeiten etwas unfokussiert und unnötig in die Länge gezogen. Sobald etwas Schwung in die Sache kommt, folgt bald darauf fast immer eine Episode, die wieder heftig auf die Bremse tritt. Ich denke, Steven Universe könnte eine bessere Balance zwischen diesen beiden Polen finden.
Gemessen daran, wie gut mir die Serie inzwischen dann doch gefällt, muss ich schon sagen, dass der Anfang der ersten Staffel (ca. das erste Drittel davon, waren ja insgesamt satte 52 Folgen) ziemlich schwach war. Weiß auch nicht, ob das wirklich nur dazu da war, um jüngere Zuschauer abzuholen oder wenn das der Fall ist, ob sich das gelohnt hat. Denn ähnlich wie bei Adventure Time hat Steven Universe massig erwachsene Fans, die einen wichtigen Teil des Publikums ausmachen. Mit einem Anfang, der nicht gut vermittelt, was eine Cartoon-Serie eigentlich an Klasse zu bieten hat, schreckt man manch einen Zuschauer eher ab. Das World Building hat sich da für meinen Geschmack zu viel Zeit gelassen, gerade auch weil die Gems so lahm damit sind, Steven die Wahrheit zu sagen. Wie beschrieben war ich eigentlich schon kurz davor, die Serie abzuhaken. Nun bin ich froh, doch noch weitergeschaut zu haben.
Mein eher verhaltener Ersteindruck wurde darüber hinaus durch die mittelmäßige deutsche Synchronisation intensiviert. Diverse Figuren wie (ganz besonders) Steven oder Sadie sind im Original einfach unendlich viel passender oder wohltuender. Schaue seitdem ausschließlich auf Englisch und bereue es nicht.
Jetzt, wo ich das alles genannt habe... Woah, manche Charaktere sind soo toll und ich finde es richtig überzeugend, wie in einigen Folgen, teils schön emotional, ihre Vergangenheit oder auch neurotische Züge beleuchtet werden. Keiner von denen ist perfekt und klischeehaft, sie haben alle ihre Schwächen und Koffer zu tragen. Pearl und Garnet habe ich schon vorher geliebt, aber jetzt? Da gingen besonders bei letzterer die Faszinationswerte durch die Decke. "The Answer" (S2E22) ist bis jetzt eine meiner Lieblingsfolgen. Hat mich nicht gewundert als ich las, dass die sogar für einen Emmy nominiert worden ist. Das Finale der ersten Staffel war auch genial. Der Humor ist in Fahrt gekommen und sagt mir inzwischen wesentlich mehr zu. Der Anfang von "Super Watermelon Island" (S3E01) war ein episches WTF-Erlebnis und clever, wie sie das mit der Hauptgeschichte und früheren Ereignissen verwoben haben. Auch die fiktionalen Filme und Serien in der Serie (Dog-Copter? Crying Breakfast Friends? xD) sind die besten seit ich Ducktective & Co in Gravity Falls gesehen habe
Ich mag Connie super gerne und alle Szenen mit ihr und Steven sind total goldig. Dito für den Löwen. Sadie ist mir ebenfalls sehr sympathisch, auch wenn das zu einem großen Teil Kate Micucci zu verdanken ist. Und ich hoffe Lapis Lazuli wird demnächst noch häufiger vorkommen. Onion dagegen finde ich f*cking creepy, mehr als jeden Schurken in der Show, wenn auch auf eine seltsam faszinierende und unterhaltsame Art ^^ Von alledem mal abgesehen ist die Sache mit den Fusionen thematisch interessant (kinda sorta Allegorie für Sex xD?) und haben mich konzeptuell erstmal an die ersten beiden Teile der Breath of Fire RPG-Reihe erinnert.
Der Look und die Ästhetik ist immer noch wohlig schnörkellos einfach gehalten und durch die verträumten Farben einzigartig. Das beeinträchtigt nichtmal die ab und zu vorkommenden, coolen Action- und Verwandlungsszenen. Überrascht haben mich ganz nebenbei bemerkt die vielen Nintendo-Konsolen o_O Ich bin mir ziemlich sicher, dass da schon ein N64, ein Gamecube und ein GameBoy Advance aufgetaucht sind. Die Timeline scheint mir manchmal noch ein bisschen schwammig oder weist seltsame Logiklücken auf, aber vielleicht werden die noch im Laufe der kommenden Staffeln geklärt. Da man nun immer mehr von den großen Zusammenhängen mitbekommt, bin ich gespannt darauf, wie es weitergeht.
Ach ja! Weiß nicht ob ihrs schon mitbekommen habt, aber Cartoon Network produziert einen TV-Film zu Steven Universe. Hier gibt es neuerdings einen kurzen Teaser dazu, der aber noch so gut wie nix zeigt.