Habe jetzt so in etwa ein Dutzend Folgen der ersten Staffel gesehen und bin leider nicht so ganz überzeugt. Die Serie ist schon süß und nett, aber für mich fehlt da eine gewisse Zugkraft. Es plätschert zu viel vor sich hin. Das hat vor allem mit den Charakteren zu tun. Ich mag Pearl und Garnet, aber Amethyst und vor allem Steven selbst nerven mich eher. Gerade wenn sich alles mehr oder weniger um eine zentrale Figur dreht und man mit dieser nicht viel anfangen kann, funktioniert das alles nicht so richtig.

Mir ist klar dass Steven nur ein kleiner Junge sein soll, aber er scheint echt nichts richtig ernst zu nehmen und ist viel zu naiv und happy-go-lucky sorglos und verantwortungslos, tut immer wieder sogar genau das Gegenteil von dem, was ihm gesagt wurde, oder unglaublich dumme Dinge und bringt damit sich und andere in Gefahr ...was die Gems dann ständig ausbügeln müssen. Nicht gerade etwas, das ihn für mich sympathisch macht. Lässt das Konzept der Serie auf mich manchmal weniger wie die Darstellung einer Familie (Bruder-Schwestern-Dynamik) und eher wie lästiges Babysitting wirken. Wir hören von den großen Taten und früheren Abenteuern der Gems oder bekommen etwas von ihnen am Rande mit, aber verfolgen stattdessen hauptsächlich oft eher die lokalen Eskapaden und Mätzchen von Steven.

Der Humor fehlt mir auch etwas. Was das angeht waren Gravity Falls oder auch Adventure Time cleverer und ein wenig zynisch und augenzwinkernd, mit massig Popkultur-Anspielungen. Bei Steven Universe hab ich manchmal das Gefühl, dass fast alles zum Nennwert genommen wird. Nichts ist ironisch gemeint. Wahrscheinlich soll vor allem Stevens Verhalten amüsieren. Meinen Geschmack trifft das bisher nicht. Ich werd mir wahrscheinlich noch ein paar Folgen geben denn schlecht ist die Serie keineswegs, aber würde mich wundern, wenn ich jetzt noch richtig warm damit werde. Auf die Highlights muss man wohl eine ganze Weile warten und die sind mir hier zu rar gesät.


Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Wenn man in den letzten zehn Jahren ein bisschen mehr von Kinder-Cartoons mitgekriegt hat, weiß man aber eh, dass die durch Zielgruppen und solche Sachen fast immer langsam anfangen und sich dann steigern; einfach, weil Kinder die Sachen, die wir als Qualität wahrnehmen, nicht zwangsweise genau so einschätzen, und weil man durch Marktforschung weiß, was Kinder unter Qualität verstehen. Anders gesagt: Wenn Leute eine Serie machen, die auch für Erwachsene ansprechend ist, müssen sie zuerst die Kinder hooken und können dann ihre Zielgruppe ausweiten. Die Zeit, in der Cartoons stark angefangen und dann stetig nachgelassen haben, weil die Zahlen in der Hauptzielgruppe kacke waren und man danach krampfhaft versucht hat, die Serie irgendwie zu retten (90s, I'm looking at you), ist tendenziell vorbei.
Wobei das bei Steven Universe eine bewusste Entscheidung von Rebecca Sugar war (und vielleicht auch von ihrer Erfahrung bei Adventure Time herrührt, vermute ich). Sie wollte keine Serie, die einem von Anfang an den Lore und das Konzept um die Ohren haut wie das früher oft gemacht wurde (und manchmal auch heute noch - siehe "Star vs. the Forces of Evil", das mich unter anderem dadurch sehr enttäuscht hat), sondern die sich langsam und organisch immer weiter entwickelt. Ich finde allerdings, dass das bei Steven Universe nur halb gelungen ist.

Ich hab nichts dagegen, zu Beginn mitten in eine Geschichte und Welt hineingeworfen zu werden und mich nach und nach darin zurecht zu finden, aber ich möchte dann schon zügig "hooked" sein durch mindestens eine handvoll Elemente oder einen besonderen Stil, irgendetwas das mich fasziniert. Steven Universe war diesbezüglich für meinen Geschmack bis jetzt irgendwie zu random und zu langsam, ohne roten Faden. Bei meiner Meinung nach richtig guten Serien bin ich von der allerersten Folge an direkt dabei und weiß genau, dass es mein Ding ist (Gravity Falls zum Beispiel). Wenn ich nach einem Dutzend Episoden immer noch denke "Naja, ganz nett!", lasse ich es meist lieber bleiben.