Soooo...
Eigentlich wollte ich ja schon was sagen, gleich nachdem du das Video veröffentlicht hattest, aber man muss sich ja auch erstmal die Zeit für so ein Feedback nehmen. Und damit meine ich übrigens nicht, dass das Video zu lang wäre. 20 Minuten sind für eine Episode absolut in Ordnung. 30 wären vielleicht sogar etwas besser, weil es auch ein sehr langes Spiel ist, und ich es persönlich auch eher abschreckend finde, wenn ein Let's Play sich bis in Episode 150 zieht. Aber ok. Darauf komme ich später nochmal zurück.
Zunächst mal, was die Sprache angeht, musst du eben abwägen, ob du lieber mehr Leute insgesamt ansprechen willst, damit allerdings auch in einen größeren Pool an Leuten kommst, die ebenfalls Englisch sprechen, oder ob du einen kleineren potentiellen Kreis ansprechen willst, in dem du dafür auch nur einer unter wenigen bist (oder zumindest wenigeren).
Wie du ja auch schon selbst gesagt hast, stellt das eine eigene Herausforderung dar, sich in der Zweitsprache so auszudrücken, wie man es in der Muttersprache vielleicht würde. Wie problematisch das nun tatsächlich ist, kann man aber natürlich nur dann feststellen, wenn man schon wüsste, was du vielleicht stattdessen auf Deutsch gesagt hättest. ^^ So oder so ist es ganz sinnvoll, sich vorher aufzuschreiben, ob nun in Notizen oder in einem ausgearbeiteten Text, was man in einer Episode ansprechen will. Das kannst du auch auf Deutsch machen und es dann in Ruhe ins Englische übertragen.
Dein Englisch ist, zumindest was die Wortwahl und Grammatik und so angeht, eigentlich ganz in Ordnung, von ein paar kleinen Versprechern hier und da abgesehen, und manchen Betonungsfehlern. Du könntest allerdings etwas mehr darauf achten, den "German accent" etwas abzuschwächen. Gerade was th-Aussprache angeht, klingt es zu oft nach einem d oder s. Ist nicht wahnsinnig schlimm, kann sogar ganz charmant sein, aber ein bisschen aufpassen solltest du schon drauf.
Ein Problem, das du womöglich im Deutschen genauso hättest, ist der Mangel an Energie, den du in die Stimme legst. Du redest nicht zu leise, auch nichtmal wirklich eintönig, aber etwas... nunja, "eingeschlafen". ^^
Das empfindet sicher auch jeder unterschiedlich stark, aber mir fällt es schon sehr negativ auf, wenn es so klingt, als ob da jemand mehr mit sich selbst redet, und weniger nach außen hin spricht. Man kann auch unterhaltsam mit sich selbst reden, aber dann muss es immer noch ein Stück lebendiger und charismatischer sein. Und du hast eine eigentlich recht angenehme Stimme. Schau mal, ob du vielleicht etwas mehr Schwung reinbringen kannst. Das ist natürlich nicht einfach, wenn man ad hoc kommentiert, und nicht schon im Kopf hat, was man jetzt eigentlich sagen will, aber das gibt sich dann mit der Übung.
Einen gewissen Ton brauchts allerdings, damit es unterhaltsam wird. Dafür musst du dich auch fragen, wie du dich selbst siehst als Spieler und Broadcaster, und welches Verhältnis du zum Spiel und zum Zuschauer hast. Ob du belehrend bist, oder ein bisschen verpeilt, oder was auch immer. Es geht nicht darum, dass es besonders affektiert ist, und einer schauspielerischen Leistung gleichkommt, sondern darum, dass du etwas Persönlichkeit zeigst. Du kannst auch ganz natürlich bleiben, so wie du bist, und trotzdem unterhaltsam sein. Aber im Alltag passt man sich eher an und versteckt sich, statt diverse Züge seines Charakters wirklich expressiv auszuleben und auf diese Weise authentisch zu sein. Das ist in vielen Lebenslagen auch überhaupt kein Problem, aber für einen Streamer oder YouTuber oder irgendwen, der öffentlich zu Menschen sprechen will, ist es sehr problematisch, in dieser alltäglichen Unscheinbarkeit zu verbleiben, zu der man aus Gewohnheit neigt.
Ein Aspekt, der zumindest meiner Meinung nach dabei auch viel zu sehr in der Betrachtung des Mediums vernachlässigt wird, ist, dass man beim Kommentieren vor Augen hat, dass da mehrere Leute sitzen und zuschauen/zuhören, aber eigentlich man jeden Zuschauer nur einzeln anspricht. Da ist kein Publikum wie in einem Theater, sondern viele Einzelpersonen. Und gegenüber einer größeren Menschenmenge nimmt man einfach einen anderen Ton an als gegenüber einer einzelnen Person. Dabei sind gerade Let's Plays eine Form, in der man etwas mehr experimentieren kann (und der Breite des Angebotes wegen auch sollte), weil es sich doch deutlich von dem Typ Übertragung/Darstellung unterscheidet, die man vom Fernsehen her kennt. Und diejenigen, die beim Fernsehen sind, haben sich zu einem großen Teil zu sehr daran gewöhnt, mit einer Kamera statt mit Menschen zu sprechen. Einer der Gründe (von vielen weiteren) warum ich die Talkshow von Markus Lanz so unerträglich finde. Im Englischen ist es mit dem universal gebräuchlichen "you" auch recht einfach, diese Tretmienen im Deutschen zu vermeiden, wo ein direktes "du" oder "sie" befremdlich wirken kann. Aber sich während der Aufnahme einen bestimmten Gegenüber vorzustellen, oder vielleicht wirklich anwesend zu haben, hilft enorm, es insgesamt ansprechender zu machen. Das musst du jetzt nicht unbedingt berücksichtigen, aber ich wollte es zumindest erwähnt haben.
Ein allgemeiner Punkt, der vielleicht auch am wichtigsten für alles insgesamt ist:
Ich kann nicht richtig erkennen, was überhaupt deine Motivation ist. Und ich empfehle ganz stark, dass eine Motivation da ist. Das heißt, überleg dir genau, was du mit dem Let's Play zum Ausdruck bringen willst, worum es dir geht, worauf du hnaus willst, etc. Was du jetzt in dieser Probeversion mal durchgespielt hast, also eine Mischung aus Impressionen und Hintergrundinformationen, ist prinzipiell ja nicht verkehrt, aber auf 20 bis 30 Stunden fürchte ich, dass dir irgendwann zwischendurch mal der Stoff ausgeht. Und alles gleichermaßen ansprechen funktioniert meistens nicht besonders. Du musst übrigens auch nicht immer die Fun Facts mit "Fun Fact: ..." ankündigen.![]()
Es kommt wiklich darauf an, worum es dir mit dem Projekt im großen und ganzen geht. Soll es informativ sein? Soll es unterhaltsam sein, vielleicht komödiantisch? Was willst du alles so am Ende, wenn die Credits laufen, über das Spiel gesagt haben? Und dementsprechend filtere, was du ansprichst und was du rauslässt, und wie du es einbringst. Wenn du z.B. die Story genauer durchleuchten willst, dann überleg dir, wo du was sagst, und wie ausführlich du darauf eingehst. Eine Idee davon, worüber du vielleicht stundenlang laberst, solltest du in jedem Fall haben, und beschränke dich dabei bitte nicht darauf, nur nachzuerzählen, was gerade zu sehen war, oder "I think it's cool". Also, es sollte möglichst irgendwie ein roter Faden und eine Intention in dem Ding erkennbar sein, dass es auch irgendwie spannend macht, dann gleich die nächste Episode sich anschauen zu wollen. Und wenn du nun bspw. über FMVs sprichst, mehr als eine Minute nachdem das Intro schon vorbei ist, im Sinne von "ach ja, noch zu dem was gerade zu sehen war...", wirkt das noch recht unausgegoren und diffus. Da würde ein Plan, wie eben schon erwähnt, auch helfen.
Und gerade bei RPGs ist es extrem schwer, die Spielzeit gescheit zu füllen, weil sie eben so extrem lang sind. Selbst wenn du einen glichtless Speedrun unter 9 Stunden machen würdest, wären das immer noch 9 Stunden. Ich persönlich ziehe überarbeitete, zusammengeschnittene Let's Plays vor wie bswp. zu FFVII den von TheParappa (auch einer der besseren deutschen Beispiele), weil da die Gefahr solcher stillen Pausen nicht gegeben ist, und es insgesamt etwas durchdachter rüberkommt. Gerade weil FFVII auch wirklich nicht unterrepräsentiert ist, hielte ich es für sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen, wie man daraus noch etwas interessantes fabrizieren kann.
Das klingt vielleicht etwas zu anspruchvoll und abgehoben für ein normales Let's Play, aber das empfehle ich nicht nur im Interesse der Leute, die sich das dann anschauen sollen, sondern auch in deinem eigenen Interesse. Auch wenn man ein solches Let's Play gut nebenbei ohne große Mühe aufnehmen kann, einfach so aus Spaß, habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich auch schnell selbst damit langweilen kann. Und wenn man selbst schon etwas gelangweilt ist, werden es andere erst recht sein (außer man wird darüber ziemlich grotesk). Es macht mir zumindest wirklich mehr Spaß, mit einem Hintergedanken an ein Spiel ranzugehen. Und wenn ich dann parallel dazu vortragen würde, hätte ich auch immer etwas in Gedanken dazu parat. So eine Art Modus, in dem das Spiel gespielt wird.
Was sich für VII z.B. anbietet, ist eine besondere Berücksichtigung der Traditionsbrüche gegenüber der Teile I bis VI, weil, gerade angesichts dieses gigantischen Hypes um das Spiel, was das Remake ja auch wieder gezeigt hat, es doch verwunderlich ist, wie großzügig gerne darüber hinweggesehen wird, wie stark das Spiel die Reihe doch verändert hat, und nicht nur zum besten.
Oder, was noch besser wäre, eine Betrachtung des Spieles aus dem Blickwinkel des Remakes. Was wird wo verändert, wo müsste man aus Rücksicht vor der Compilation jetzt nachbessern, was würde das SE von heute wohl alles streichen, usw. Wenn man da etwas ausführlicher wird, und sich nicht für ein paar Übertreibungen und überschwengliche Skepsis zu schade ist, kann man durchaus die ganze Spielzeit mit einem so gearteten Kommentar füllen. Aber das nur als Idee. ^^
Das wäre es fürs erste mal von meiner Seite. Ich hoffe, das klang jetzt alles nicht allzu streng. Mir geht es nur darum, diverse Dinge mal auf den Tisch zu legen, dass du dir entsprechend deine Gedanken dazu machen kannst, um dann eine Vorstellung davon zu bekommen, wie dein Let's Play werden soll.
Achja, und was Mods angeht: Ich würde eher dazu tendieren, den Original-Look beizubehalten. Aber das ist im Endeffekt wirklich Jacke wie Hose, glaube ich.

Kontrollzentrum




Zitieren