FFVII ist, was angeht, schon von jeher sehr strange, weil es so deutlich auf eine amerikanische Cyberpunk-Ästhetik abzielt, ohne aber wirklich kohärent auf die inhaltlichen Konventionen des Genres zu setzen.

In diesem Genre ist „Die Stadt“ oft das gesamte Setting, nochmal dadurch bestärkt, dass gerade Blade Runner so viel Film Noir mit in das Genre gebracht hat. Das Außerhalb, die Stadtgrenze, das sind vielleicht auch Tropen, aber eigentlich immer im Bezug zur Stadt. („Wir schaffen es hier raus.“) Natürlich gibt es da Ausnahmen, aber die sind meistens sehr durchdacht gewählt oder sehr weit weg vom Ursprung, und das Urbane bleibt fast immer der Fokus, wahrscheinlich einfach deshalb, weil sowohl Cybertechnologie als auch Punk sehr urbane Konzepte waren.

Nun ist FFVII aber nicht nur Cyberpunk, sondern immer noch sehr stark in seinen Fantasy-Wurzeln verankert, wo die (unbezwingbare, gefährliche) Natur und die Reise ins Ungewisse zentrale Ideen sind. Und das Spiel geht diesen assioziativen Widerspruch nur sehr halbgar an, etwa in einem Kontrast zwischen dem korrupten Staat und seinen dampfenden Städten und den heimeligen Dörfern und dunklen Wäldern, die direkt nebenan liegen – was in meinen Augen schon immer seltsam gewirkt hat. Auch viele andere FF-Tropen wirken deshalb etwas seltsam in den Cyberpunk-angehauchten Teilen; dass bspw. der Sieg über den Imperator (oder wer auch immer seine Strippen zieht) die Staatsgewalt zu Fall bringen kann, ist sehr, sehr Fantasy.

Ich würde vermuten, man hat sich hier einfach aus A, B und C bedient, ohne allzu klar zu überlegen, welche Assoziationen die einzelnen Dinge sowie ihre Kombinationen mit sich bringen. Wenn man bspw. Shadowrun nimmt, das ja eine ähnliche Kombination vornimmt, kann man da tiefer gehen, bevor man auf solche Widersprüche stößt, u.a. weil die Tropen eines Genres (Fantasy) eindeutig unter dem Licht des anderen betrachtet wurden (Cyberpunk).
Ich habe auch kurz überlegt, ob FFVII das andersrum macht, aber nee, manchmal sind die Cyberpunk-Motive zu dominant dafür. Da ist FFVIII dann etwas stärker, weil man trotz des ganzen konzeptuellen Chaos in dem Teil nie auf die Idee kommt, eine Cyberpunk-Geschichte zu spielen, sondern sich immer eindeutig in der Fantasy bewegt. In FFVII sind die ersten Stunden ja praktisch astreiner Cyberpunk, der erst etwas später aufgeweicht wird. FFVI hat ein ähnliches Problem wie VII, weil die Genre-Versatzstücke hier wirklich mehr „Blasen“ im Spiel sind, ein paar unregelmäßig verteilte Streusel.

Deshalb wirkt Midgard schon im Original so popelig und sieht so scheiße verloren auf der Landkarte aus: Man sollte eine Stadt in diesem Genre nicht umgeben von Wildnis sehen, und man sollte sie auch nicht überblicken können, ebenso wie uns die Welt in ihrer Größe überfordert. (Haben sich die Designer mal Tokyo angeguckt? Viel mehr Cyberpunkt wird es doch nicht mehr. ) Was auch immer neue Teile und Versionen da im Vergleich anrichten können, ist absolut minimal.



Und ich muss kurz erwähnen, dass ich Eisbaers Ausführungen null nachvollziehen kann, weil er es irgendwie schafft, ausschließlich Punkte anzusprechen, die ich in den entsprechenden Teilen für eher uninteressant oder nebensächlich halte, oder die ich komplett anders sehe. Kommt mir vor, als würde er über eine interessante Spielereihe reden, die ich nie gespielt habe. xD