Wenn du so argumentierst, macht das Kritik nicht komplett obsolet? Weil es immer Menschen geben wird die das anders sehen und Kritikpunkte vielleicht nicht nachvollziehen können.
Natürlich hat jeder seine eigene Wahrheit, denn die Art ein Werk zu lesen verändert sich mit den eigenen Erfahrungen.
Aber Kritik, gerade an Werken die eventuell gefährliche Dinge romantisieren oder normalisieren (Missbrauch wird als begehrenswert dargestellt solange es nur der richtige Mann ist wie in Twilight oder 50 shades z.B.) ist eben so wichtig. Ein kritischer Zugang ist zu allem möglich und Ärger kann tatsächlich aus dem Inhalt einer Geschichte entstehen und das hat nichts damit zu tun dass jemand "unsere" Regeln bricht.
Als Beispiel: Ich persönlich möchte, dass Figuren in Geschichten einen gewissen eigenen Antrieb haben und nicht nur von einer Situation in die nächste geworfen werden ohne selber zu handeln. Das ist eine meiner "Regeln", aber ich kann so etwas auch komplett verschmerzen ohne mich zu ärgern, wenn die Geschichte mir andere interessante Aspekte liefert.
Außerdem erfordert die kritische Auseinandersetzung mit einem Medium auch den Konsum dieses Mediums. Ich kann nichts kritisieren was ich nicht kenne. Möchte ich also etwas zum Diskurs beitragen muss ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und mich damit auseinander setzen. Natürlich ist das wieder eine eigene Entscheidung aber kritisierbar ist der Autor trotzdem, gerade weil meine Intention die Kritik ist.
Manchmal weiß man auch bevor man ein Werk gelesen hat nicht ob man es gut oder schlecht findet. Geld hat man dafür dann vielleicht trotzdem schon ausgegeben oder eine Geschichte macht gegen Ende noch mal eine Kehrtwende die einem den Genuss dieser vermiest.
Der Autor ist für das war er verfasst verantwortlich und wenn dieser Autor Dinge verfasst die Menschen verletzen (wie z.B. misshandelnde Akte wie Stalking romantisiert), dann darf dieser Autor dafür auch kritisiert werden.
Oder gehst du generell vom "Tod des Autoren" aus und betrachtest ein Werk nur über das Werk an sich? Ist auch eine Herangehensweise, die manchmal für die Literaturkritik durchaus sinnvoll ist.
Autor kann hier übrigens mit Entwickler gleichgesetzt werden, weil der ja auch seine eigenen Geschichten schreibt.
Wenn eine "Kritik" nur mit der Intention verfasst wird jemandem zu schaden oder dieser Person eines auszuwischen, frage ich mich ob man das dann noch als Kritik bezeichnen kann. Ist das dann nicht eher ein persönlicher Angriff? Kritik hat für mich wie gesagt immer eine Basis, die irgendwo in dem Werk liegt und deswegen nachvollziehbar ist.
Wenn diese Basis aber die Abneigung gegen einen bestimmten Entwickler ist, dann ist das für mich eben keine richtige Kritik mehr. In dem Punkt stimme ich dir dann sogar zu. Das ist ziemlich sinnlos und kann getrost ignoriert werden weil damit gerechnet werden kann, dass sich einfach Dinge aus der Nase gezogen werden.
Ich sagte ja auch Emotionen und nannte Ärger als eine davon (auch übersprudelnde Begeisterung. Wenn mich das Gameplay in einem Spiel nervt, weil es einfach nicht gut gemacht ist, richtet sich mein Ärger schon etwas gegen den Entwickler weil diese Person dafür verantwortlich ist. Der Entwickler macht das Spiel ergo der Entwickler ist verantwortlich für das was in seinem Spiel falsch läuft.
Das Spiel hat sich ja nicht selber programmiert.
Wenn ein Autor einen Charakter plötzlich komplett anders schreibt als zuvor (ohne Ankündigung oder foreshadowing) nur um die Handlung voran zu treiben, kritisiere ich auch den Autoren und nicht den Charakter.
Warum schreibst du böse (polemische) Reviews, wenn diese in deinen Augen sinnlos sind?
Kommt auf den Fall an. Allerdings, wenn ein Fehler wirklich schwer ins Gewicht fällt, dann sollte man diesen doch gerade deswegen fixen auch wenn es Schwierigkeiten bereitet. Ein unspielbares Spiel bei dem sich der Entwickler vielleicht sogar weigert mögliche Gamebreaker zu entfernen fällt eben negativ auf diesen zurück. Kaum ein Spieler freut sich über eine Nachricht im Spiel die sagt: "Ja spiel das spiel nun bitte so und so, weil du ansonsten nicht mehr weiter kommst."
Kleine Fehler wie eventuelle Grafik Glitches oder Rechtschreibfehler sind zu verkraften, solange sie das Spielerlebnis nicht stark negativ beeinträchtigen.
Ich habe nicht behauptet, dass Wahrheit hinter einer Review die Polemik heilt. Ich sagte, dass man auch aus einer solchen Review positive Ansatzpunkte ziehen kann. Betonung liegt hier auf kann, weil natürlich jeder individuell entscheiden muss, wie er oder sie mit Kritik umgeht oder diese weiterverarbeitet.
Ich finde es auch schwer ein moralisches Urteil über die Gründe abzugeben, weil man sie in den seltensten Fällen kennt. Ich persönlich würde das schon nicht tun, weil ich selber Reviews konsumiere die neben Kritik auch Elemente enthalten die sich eventuell lustig machen über ein Produkt (aber eben ohne das Hauptaugenmerk der Kritik aus den Augen zu verlieren).