Um auf deine Frage einzugehen, Kelven, sehe ich das so:
Ich denke, man wird aggressiv, wenn man ein Spiel schlecht findet, weil es Erwartungen nicht erfüllt. Das gilt aber nicht nur für Spiele, sondern auch für andere Medien.
Zum Beispiel regt man sich ja auch über einen schlechten Film auf, weil man damit (im schlechtesten Fall) wertvolle Zeit und Geld aus dem Fenster schmeißt, ohne etwas dafür als Gegenleistung zu erhalten, und sei das nur zeitweilige Belustigung.
Ich denke aber auch, dass viele aggressive Reaktionen kontextabhängig sind. Wenn Batman auf einmal eine Pistole benutzen würde, wäre das z.B. ein angebrachter Kritikpunkt, weil er sich mit seiner Backstory beißt - hätte man keine Ahnung, dass Bruce Wayne's Eltern erschossen wurden und er sich deswegen schwor, nie eine Pistole zu benutzen, würde man sich auch weniger darüber aufregen.
Was polemische Kritik angeht, muss man zwischen unterhaltenden Reviews und ernstgemeinten Kritiken unterscheiden. Klar, das ist eine graue Zone und geht schwammig von einem ins Andere über, aber wenn ich eine "Review" suche, erwarte ich nicht unbedingt einen neutralen Standpunkt. Reviews heißen schließlich so, weil man sich Dinge nochmal ansieht und diese kommentiert - wie Let's Plays. Diese Formate sind grundsätzlich Unterhaltungsformate. Aber wenn man dann jemanden da sitzen hat - wie einen TrueMG zum Beispiel - dann ist klar, dass dieser auch kritische Äußerungen in seine LPs einbaut, einfach, weil er selber makert. Genauso hat Linkara von "Atop The Fourth Wall" das Recht, Comics ins einen Reviews zu kritisieren, weil er selber Autor ist und seit Jahren sich mit diesem Medium beschäftigt. Selbstreflektierung und Kritikfähigkeit gehen hierbei Hand in Hand - beide meiner genannten Beispiele sind genauso kritisch mit ihren eigenen Werken wie mit denen die sie LPn bzw. reviewen.
Gleichzeitig bin ich aber auch der Meinung, dass man sich immer auf Kritik gefasst machen sollte, sobald man seine Werke - egal welcher Art - ins Internet wirft, denn seien wir mal ehrlich, das Internet ist nicht immer eine freundliche Blumenwiese (Ich rede hier aus Erfahrung). Sicher, Neulinge können das nicht wissen, aber deswegen haben ältere Community-Mitglieder da auch irgendwo Verantwortung zu tragen, dass Kritik nicht in Mobbing abdriftet.
In einer Szene wie der Maker-Szene, die schon seit zig Jahren existiert, ist Kritik an der Tagesordnung, und als jemand, der aufgrund eines Comic-Projektes öfter mit Kritik zu tun hat, kann ich nur sagen: Egal, wie Kritik geäußert wird, im schlimmsten Fall ist etwas Wahres dran. Statt sich über den Tonfall oder die Ausdrucksweise zu beschweren, sollte man Professionalität beweisen, sich in Ruhe mit dieser Kritik befassen - vielleicht auch sich mit anderen Leuten darüber austauschen - und darauf aufbauen.