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Moderator
Dieser Thread hier ist so ziemlich auf jede mögliche Art zweckentfremdet worden und behandelt jetzt einfach TV-Serien, oder? 
Wenn ja, dann möchte ich mal hier eine ganz starke Empfehlung für Fargo aussprechen. Und zwar vor allem Staffel 2, wobei Staffel 1 auch durchaus sehenswert ist.
Was mir aber zunächst nicht klar war: Jede Staffel ist in sich abgeschlossen, wobei es teilweise Überschneidungen der Charaktere gibt. Wenn man also gar kein Interesse an Staffel 1 hat, kann man diese problemlos überspringen und mit Staffel 2 anfangen. Aber: Wer Staffel 1 und 2 chronologisch gucken will, sollte sich möglichst gar nicht über Staffel 2 informieren. Sie bauen aufeinander auf und Staffel 2 kann da mit ein paar schönen Überraschungen aufwarten.
Zu den beiden Staffeln:
Fargo Staffel 1 ist ganz stark an den gleichnamigen Film der Coen-Brüder angelehnt. Man hat ähnliche Charaktere, ähnliche Handlungsstränge, ähnliche Themen und vor allem einen ähnlichen schwarzen Humor. Mir hat sie Spaß gemacht, war mir aber teilweise zu... zynisch? Ich weiß nicht genau. Viele Leute hatten bei Burn After Reading das Problem, dass es sich im Grunde um etwas Ähnliches wie Torture Porn handelt, wo dummen Leuten unverdient grausame Dinge zustoßen. So in der Art ist es auch bei Staffel 1 von Fargo. Das kann allerdings trotzdem unterhaltsam sein! Vor allem weiß man nie, was als nächstes passieren wird. Dazu kommen wirklich tolle Charaktere, großartig geschauspielert, und eine wunderschöne Ästhetik. Also hier eine klare Empfehlung der Staffel als unterhaltendes und handwerklich einwandfreies Machwerk, das aber manchen vielleicht zu düster ist, trotz wirklich vieler lustiger Momente.
Aber Staffel 2, oh Junge. Also erst einmal: Die Ästhetik wird noch einmal richtig hochgefahren. Die Ära (ich verrate mal nicht welche) wurde wieder perfekt eingefangen, und dabei wurde noch mehr auf Farben und Komposition geachtet. Es ist einfach eine Wonne die Serie zu sehen. Die Schauspieler leisten wahnsinnig gute Arbeit, allen voran Ted Danson und Kirsten Dunst (ich klammere meinen persönlichen Favoriten, Patrick Wilson, mal wegen Befangenheit aus, aber er war auch großartig).
Aber was die Staffel wirklich von der ersten unterscheidet und qualitativ einfach deutlich besser macht, das sind Handlung und Thematik. In der zweiten Staffel gerät alles langsam, aber sicher außer Kontrolle. Und die Leute können zusehen, und sie erkennen, wie machtlos sie sind. Das ist schonmal gut. Es ist weniger zynisch und viel mehr ohnmächtig-verzweifelnd. Es sind keine dummen Leute, die dumme Entscheidungen treffen. (Ja, nicht einmal der Charakter, der eine "dumme" Entscheidung nach der anderen trifft.)
Das beste dabei ist, dass dieses Ohnmachtsgefühl eines der Themen der Staffel schlechthin ist. Ohnmacht im Angesicht einer immer unbegreiflicheren Welt. Das Alte, nach dem man sich sehnt, und das Neue, das unsicher ist und das einem Angst macht. Das man nicht erklären oder vorhersehen kann. Und die Sehnsucht nach jenen einfachen Erklärungen und Lösungen. Nach schwarz und weiß. Nach "wir" und "die".
Das ist nicht meine verschrobene Interpretation, sondern es ist eines der wichtigsten Motive der Staffel. Es wird in Hintergrundgesprächen immer wieder auf verschiedene Art und Weise aufgebracht, mal expliziter, mal subtiler. Es ist der Antrieb vieler Entscheidungen der Hauptcharaktere. Und es zeigt sich in einem wirklich überraschenden Handlungsstrang, und jeder, der die Staffel kennt, weiß hier, was ich meine.
Aber der Punkt ist: Alles hat in Staffel 2 seinen Platz. Jeder Charakter, jedes Handlungselement passt in das übergreifende Thema der Staffel. Und das wird auf eine sehr elegante Art und Weise gemacht. Das ist einfach eine Kunstfertigkeit, die Staffel 2 von Staffel 1 abhebt.
Vergleiche mit anderen guten Serien drängen sich immer auf. True Detective, Breaking Bad... aber letztendlich war es einfach eine tolle Staffel, die wunderbar rund war und wo alles ineinander passte, und deswegen hat mindestens die zweite Staffel von mir eine fette Empfehlung! Im Grunde aber wirklich die ganze Serie. Mit 2x10 Folgen hält es sich ja momentan noch in Grenzen.
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