Ich bleibe mal auf einem sehr allgemeinen Level, darum ging es dir ja vorrangig. =)
Ganz allgemein wäre etwas Leserfokus gut, also auf die Perspektive des Lesers achten: "Was muss der Leser wissen?" bspw. Im zitierten Satz überlege ich gerade, was "übersättigt" heißt. Haben sie keinen Bock mehr auf Regierung? Auf Medien? Sind sie alle fett geworden? Sollte man direkter sagen, nicht nur mit so eher philosophischem Vokabular. Warum der Staat da eingreifen muss, wird nicht ganz eindeutig, und selbst wenn man es aus dem Kontext mitkriegt, lässt es den Lesefluss stocken.Zitat
Dann ganz groß: Logik. Du machst am Anfang ja eine ausführliche Exposition, erklärst also das Setting (Edit: aber siehe auch später in meinem Text). Ich nehme es dir aber nicht so richtig ab.Einmal zu sagen, dass der Staat überfordert ist, ist noch keine glaubwürdige Begründung für ein System, in dem Leute sterben, die auf irgendeine Nominierung verzichten. Da müssten wesentlich härtere Trigger vorangegangen sein, oder eine lange Zeitspanne (die dann auch in deinem Text deutlich werden muss; nicht unbedingt durch die Länge des Textes, sondern durch Beschreibungen). Nimm bspw. Psycho-Pass, was das Ganze ja ähnlich macht. Da wird zwar afair nur langsame Exposition betrieben, aber man merkt, dass sich das System graduell entwickelt hat, und dass ein ganzer Propaganda-/Öffentlichkeitsarbeitsapparat parallel läuft, damit das System akzeptiert wird. Und das System ist weniger krass als deins.
Dann gibt es auch so Kleinigkeiten, die mich stutzen lassen: Was für eine abgefuckt lange Nummer muss das sein?Kann man die sich wirklich noch merken, wenn sie an fremder Kleidung steht? Außerdem fragt man sich, ob wirklich alle Nominierten umgebracht werden. Das wäre nicht effizient, weil dann wären Regierungsbeamte zuerst dran. Und man fragt sich, wie diese Tötungen stattfinden etc. (Kann aber gut sein, dass das später noch erklärt wird.) Generell muss das eine HART trostlose/dystopische Welt sein, damit das glaubwürdig ist. Ich rede also nicht von Akira- oder Psycho-Pass-Level, sondern erheblich härter.
So, dann endet der Vortrag, man kapiert, dass es ein Vortrag war, und die Logik kriegt noch mal einen Dämpfer: Wenn das Gesetz gerade beschlossen wurde, warum erklärt der Typ da gerade noch mal die Grundlagen? Die Politiker haben abgestimmt, die sollten wenigstens das kapiert haben. ^^ Warum erklärt er überhaupt so viele Hintergründe vor Leuten, die sie kennen sollten? Man vermutet, der Text ist eher für den Leser geschrieben, nicht für die Zuhörer. Für den Leser wiederum ist er aber wie erwähnt zu knapp (Leserfokus), der ist also eher verwirrt, weil er denkt, er wird angesprochen. (Logikfragen am Rand des restlichen Texts: Wenn der Typ eine Rede vor Politikern gehalten hat, warum wartet er auf eine Antwort? Was für ein seltsamer Politiker antwortet in einem Raum voller Leute mit "vielleicht" auf die offensichtlich provokante Frage "Haben sie Angst"? Politiker beschließen ein Gesetz, wissen aber nicht, ob sie betroffen sind? Das ist in keiner Welt glaubwürdig.Oder - und die Idee kommt mir jetzt erst beim Überlegen - hat der Typ vorn das Gesetz allein beschlossen? Dann sollte das eindeutiger gesagt werden, denn bis was anderes dasteht, ist Japan immer noch eine Demokratie.) Ich würde hier eher dazu neigen, die Erklärungen zu streichen und lieber etwas Atmosphäre zu schaffen. Gekürztes Beispiel: "Hiermit beschließen wir das Karmaprogramm. Ich weiß, dass es kaum eine einfache Entscheidung war, aber sie verstehen, ebenso wie ich, das sie unsere einzige Alternative darstellt." Exposition kann man auch immer später noch bringen.
Man fragt sich außerdem, was das Spektakel des Typen sollte (Einschüchterung? Ich verstehs echt nicht) und wieso so ein offensichtlich Wahnsinniger noch immer in einer wichtigen Position ist.
Ein allgemeines Thema für die Atmosphäre: Redundanzen. Einmal den Blick oder die Stille zu beschreiben, ist atmosphärisch, aber man darf da nicht zu viel machen. Sonst leidet das Pacing und die Atmosphäre verfliegt.
Und eine zweite Sache: Der Ton. Wenn du übertriebene Bond/Anime-Schurken benutzt, vor allem in wichtigen Positionen, leidet darunter die Glaubwürdigkeit; zumindest wenn du es auf eine gewisse "Realitätsnähe" anlegst. Wenn du dagegen klarmachst, dass hier alles bonkers ist, geht das natürlich. Dann wird man es nur weniger als sozialkritisch wahrnehmen, weil es nun mal sehr weit von der realen Welt (und damit ihren Problemen und Lösungsvorschlägen) weg ist. Es ist also wichtig, am Anfang genau zu überlegen, wie (un-)ernst das Ganze sein soll, und das dann durchzuziehen.
Ich denke, prinzipiell ist dein Schreibstil durchaus im Stande, Atmosphäre zu erschaffen. Bei mir hat es jetzt aber noch nicht funktioniert, weil ich dir wahlweise die vorgestellte Welt oder aber deine Präsentation dieser Welt im Text nicht abnehme, vielleicht auch beides. Jedenfalls ist der Text SEHR verwirrend momentan, und ich habe sicherlich noch so einiges falsch verstanden, deswegen. Es kann sogar sein, dass so einige Probleme gar keine Probleme sind, dass sie aber halt so rüberkommen. ^^ Inhaltlich kann man natürlich bei einem Kapitel noch nicht viel zu sagen an der Stelle.
Sonst poste ruhig mal ein Kapitel, das du gut findest, daran kann man erfahrungsgemäß besser kritisieren (alleine schon, weil man nicht einen Haufen Zeug sagt, den du eh schon weißt ^^).





Einmal zu sagen, dass der Staat überfordert ist, ist noch keine glaubwürdige Begründung für ein System, in dem Leute sterben, die auf irgendeine Nominierung verzichten. Da müssten wesentlich härtere Trigger vorangegangen sein, oder eine lange Zeitspanne (die dann auch in deinem Text deutlich werden muss; nicht unbedingt durch die Länge des Textes, sondern durch Beschreibungen). Nimm bspw. Psycho-Pass, was das Ganze ja ähnlich macht. Da wird zwar afair nur langsame Exposition betrieben, aber man merkt, dass sich das System graduell entwickelt hat, und dass ein ganzer Propaganda-/Öffentlichkeitsarbeitsapparat parallel läuft, damit das System akzeptiert wird. Und das System ist weniger krass als deins. 
Zitieren