Zitat Zitat
Mikrotransaktionen werden mitlerweile flächendeckend aktzeptiert, nein sogar gewünscht. Lieber ein bisschen Geld drauf zahlen und den Kram direkt bekommen als ihn mühseelig freizuschalten.
Ich halte nicht viel von "Der Pöbel ist blöd!" Aussagen. Du schiebst die Schuld für die Mikrotransaktionen und das fehlende Freispielen auf die Spieler und nicht auf den Publisher, der die allermeisten Käufer glücklich machen könnte, indem er sich für andere Varianten entscheidet, bspw. optionale Mikrotransaktionen parallel zum Freischalten – was übrigens auch viele Publisher machen und damit durchaus erfolgreich sind (Warframe etwa, oder selbst Overwatch, so viel man da auch kritisieren kann). Das Ganze ist also nicht alternativlos, selbst wenn man ein Heidengeld verdienen möchte. Mal ganz abgesehen, dass es immer noch Sachen wie Horizon oder God of War gibt, die sich mit einem klassischen Spiel und vielleicht einer klar abgetrennten Erweiterung 10 Millionen mal verkaufen.

Generell ist die Branche, wie jede andere ernst zu nehmende auch, nun mal vorrangig darauf ausgelegt, Geld zu verdienen, mit unzähligen Analysten und Wirtschaftlern, die nichts tun als herauszufinden, wie das am besten funktioniert. Und das ist auch so gedacht, das ist die grundlegende Idee des Kapitalismus. Wenn die Wirtschaft dabei unmoralisch wird, kann es nicht die alleinige Verantwortung des Kunden sein, das zu ahnden, und vor allem sollte man es nicht auf ihn schieben, auf Wirtschaftsstrategien "hereinzufallen" – Dazu sind diese Strategien da, und niemand ist völlig unbeeinflusst von Werbung. Ich erinnere an die ganzen Rechten, die ihre Nikes verbrannt und damit eine Menge kostenlose Werbung für Nike gemacht haben.

Das heißt nicht, dass man alles hinnehmen soll, aber wenn wir uns die Schuld für eine marode Branche gegenseitig in die Schuhe schieben, fällt es den Publishern nur noch einfacher, mit den Schultern zu zucken und zu sagen: "Tja, ihr kauft es ja! Solange ihr es kauft, können wir machen, was wir wollen." Was nicht stimmt. Es gibt harte Gesetze gegen allzu aggressive Marktstrategien, und es kann durchaus erfolgreichen Aktivismus geben, der wahlweise die die Publisher oder die Regierung zum Einlenken zwingt (zum Beispiel die Lootboxen in Battlefront II, oder die Maßnahmen, die gerade in einigen Ländern gegen Lootboxen ergriffen werden). "Ihr seid blöd, wenn ihr das kauft!" ist dabei aber erfahrungsgemäß eine eher schlechte Strategie, weil sie von den wirklich Verantwortlichen ablenkt – und mir wäre auch keine Situation bekannt, in der sie spürbar geholfen hätte. Wenn die Käufer mit ihrem Geld dafür sorgen, dass etwas scheitert, liegt es meistens eher daran, dass jemand erfolgreich auf das problematische Verhalten des Verkäufers hingewiesen hat, und nicht daran, dass er die Käufer beschuldigt hat.

tl;dr – Irgendwo spielt man fragwürdigen Mikrotransaktionen, DLCs und anderen Verkaufsstrategien hart in die Hände, wenn man die Schuld auf die Spieler schiebt.