Zitat von Naiver Klunky
Ok das muss man Celeste wirklich lassen, es ist immer für eine Überraschung gut. Und so einfach durchspielen lassen möchte es sich dann doch nicht. Cool!
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Vorsicht jetzt folgt ein verbitterter Rant den manch einer als elitistisch verstehen könnte:
Ok streicht den Satz besser mal. Ich habe mich gezwungen zu lächeln, um mein eigenes Gehirn zu überlisten, damit ich dieses doch ansonsten so unfassbar meisterhaft designte Spiel mag.
Leider ist es ja dann doch leider so das wirklich alles in dem Spiel, auch die Achievments, im beigelieferten Cheat-Modus genau so wie im Hauptspiel freizuschalten sind. Was natürlich jede Errungenschaft in dem Spiel gleich wieder schmälert, da eh jeder Oschek in dem Spiel alle Achievments hat.
Da gibt es dann tatsächlich ein Achievment für das man jedes Level komplett schaffen muss ohne einmal zu sterben. Ich dachte mir: "Whoah, das würde ich niemals in meinem Leben schaffen, das ist bestimmt eines der wertvollsten Achievments überhaupt" dann schaue ich da so in die Statistik: WTF!? 3.8 % WAS IST DENN HIER LOS!??!?
Dann sehe ich plötzlich dass dieses lächerlich einfach zu kriegende "Get 1UP" Achievment sogar weniger bekommen hat und naja... dann wusste ich was Sache ist. Dieses 1UP Achievment ist das einzige was auch Leute die den Cheat-Modus anstellen evtl Probleme bereiten könnte, klar man ist theoretisch immer noch unbesiegbar kann das Spiel verlangsamen und unendlich oft dashen, aber trotzdem darf man zu keiner Sekunde still stehen. Allein das ist wohl scheinbar schon mehr Leuten anstrengender als dieses goldene Erdbeeren Achievment.
Ja was soll ich sagen, ich würde das Spiel so gerne mögen soooooo gerne. Aber es widerspricht allem was für mich ein gutes Videospiel ausmacht. Ich habe nichts gegen den Cheat-Modus (der Assistenten-Modus heißt) an sich. Wenn der denn dazu gedacht ist dass auch Leute mit einer kognitiven Einschränkung die Story des Spiels sehen können. Doch wirklich alles andere auch gewähren zu lassen, wie die zahlreichen Bonus-Challenges die völlig lösgelöst vom Hauptspiel sind und an Achievments gekoppelt sind, die nicht umsonst "Achievments" heißen, ist einfach mal ein richtiger Downer.
Als ob sich da je ein Spieler gerne die Mühe macht und das gesamte Spiel wirklich ohne Tode meistern möchte... es gibt 0 Anreiz dazu.
Ich komm mit der moralischen Einstellung des Spiels echt nicht klar, das Spiel ermutigt einen sogar dazu "Abkürzungen" zu nehmen wenn etwas zu schwer ist und lässt die Spieler die wirklich eine Herausforderung schätzen und hoffen gleichzeitig vom Entwickler dafür wertgeschätzt werden, mit einem Schulterzucken zurück, ich fühle mich wie Badeline in dem Spiel.
Dies ist wahrlich kein Spiel wo es darum geht über sich hinauszuwachsen.
Wo liegt denn überhaupt Sinn darin alles so zu gestalten, dass am Ende alles relativ wird? Spieler die nicht viel mit Plattformern anfangen können, werden sich das Spiel erleichtern, dann einmal alles freischalten, weil, gibts ja eh geschenkt und dann das Spiel nie wieder anpacken. Spieler die langfristig motiviert werden möchten und es mögen Belohnungen zu erkämpfen, bekommen keine Motivation mehr, weil diese Belohnungen eben keine Belohnungen per se sind.
So kann man sich selbst die Langzeitmotivation zerstören.
Ich habe das Spiel einem Freund gezeigt der nicht sonderlich gut in Plattformer ist und er hat es dementsprechend durch die Frequenz der Tode nicht genießen können, der Assist-Modus hat jedoch absolut nichts daran geändert, glaubt ihr wirklich man möchte sich selbst Krücken und Stützräder verpassen lassen um sich an jedwede Problemstelle vorbei zu schummeln?! Sowas ist noch viel erniedrigender, als jeder Tod der auf alle Ewigkeit im Spielstand festgehalten wird.
Jemand der ohnehin nicht viel mit Plattformern anzufangen weiß, wird auch mit den Assist-Modus damit nicht warm, das komplette Spiel in seiner Kernthematik bezieht sich auf immer kniffliger werdende Geschicklichkeitspassagen die genaustes Timing erfordern, wer jetzt Level 3 skipped, wird auch Level 4 skippen müssen usw.
Die Narrative, die Metanarrative, die Spieldesignphilosophie sind alle komplett inkohärent und widersprechen sich aufs äußerste.
Ich kann diese "Happy Go Lucky" Designphilosophie in der modernen Spieleentwicklung nicht mehr sehen. Alles muss so designt werden, damit sich das Spiel so spielt wie man ein Buch liest, es gilt der Leitsatz: Herausforderung - "Accomplishment" findet nur im Kopf statt, denkt daran Kinder: "Wir sind alle Gewinner!"
Boäh, ich könnte im Strahl kotzen, so viel Zuckerguss. Mal ehrlich dieses Spiel ist die Wallendorf-Schule unter den Plattformern.
(Und ja ich weiß das Steam sowas wie SAM besitzt, aber das ist nichts wofür der jeweilige Entwickler dann was kann, zudem benutzen es die wenigsten, weil nur die wenigsten davon wissen. Mich eingschlossen für längste Zeit.)
Nicht mal Nintendo ist so dreißt und respektiert seine "Coregamer-Basis" indem sie ihre Spieler motivieren, das Spiel zunächst wirklich normal durchzuspielen. Um in 3D World, einen Weißen Tanooki Suit zu bekommen muss man erst mal genug sterben, abgschlossene Level damit werden nach wie vor rot markiert. Die Spezialwelten am Ende bieten keinen Weißen Tanooki Suit mehr...
Vielen Dank Matt makes Games, jetzt habt ihr mir mit dem Spiel was ja ziemlich offen über Depression spricht, selbst eine (gewisse Art von) Depression verschafft.
Ich glaube aber viel weniger dass es in dem Spiel wirklich um Selbstfindung geht, sondern viel mehr um Selbstaufgabe, man sich eingesteht dass man gewisse Dinge nun mal einfach nicht schaffen kann und eben diese "Schwäche" als was positives aktzeptiert. Toll!
Schade dieses Spiel ist eigentlich echt gut. Also wirklich soooooo gut. Aber eben auch unglaublich feige und "save" in einem derlei großen Ausmaß dass es das Spielerlebnis für mich komplett belanglos gestaltet.
Und in gewissermaßen sogar als Videospiel gesehen für mich moralisch verwerflich.
Also ich meine insofern dass ich nicht hoffe das diese Praxis zum Standard wird.
Schade Celeste, es hätte echt schön mit dir werden können...