2 hervorragende Indie Games kommen fast zur selben Zeit heraus. Ich habe jetzt erst mal Welt 1 und die B-Seite gespielt.
Während ich sagen würde dass es objektiv gesehen am Spiel absolut nichts zu bemängeln gibt Leveldesign, Soundtrack, Grafik (die eigenartiger Weise in 3 Stilen vermischt wird), Steuerung ist alles top-notch und unglaublich clever designed.
Finde ich es doch etwas ernüchternd dass es seine Themen von Selbstfindung, Hoffnungslosigkeit und Scheitern nicht komplett ausspielt weil man sich zu viele Hintertürchen hat offen stehen lassen um das Spiel insgesamt zugänglicher zu gestalten.
Anders als jetzt beispielsweise Cuphead wo die Entwickler kompromislos ihr Ding durchziehen (und damit auch Erfolg hatten) spielt der Entwickler hier relativ safe.
Man hat das Spiel in Level mit adäquater Länge aufgeteilt und doch hat man in den teils recht anspruchsvoll gestalteten Passagen unendlich Leben.
Die Bildschirme sind recht kurz und mehr als 1 Hindernis zu selben Zeit muss man nur selten bewältigen.
Bei der B-Seite bin ich häufig gestorben doch das durchschaffen war trotzdem kein Problem, weil unendlich Versuche gepaart mit kurzen Bildschirmen die Herausforderung zu einer Frage der Zeit transmutieren lassen, man bruteforced sich halt eben so durch. Ich hatte am Ende wo ich es nach über 100 Toden geschafft habe überhaupt kein Erfolgsgefühl, weil die Spielerfahrung dieser B-Seite einfach viel zu fragmentiert war, ich habe halt ein Hindernis nach dem anderen bewältigt doch in Folge wäre ich nach wie vor nicht dazu in der Lage.
In dem Spiel gibt es Erdbeeren als Sammelobjekte. Diese sind entweder gut versteckt oder aber viel häufiger in kniffligen Passagen zu holen, häufig gibt es dafür optionale Räume. Ich mag es Geheimnisse zu entdecken, doch das Spiel macht hier von Anfang an klar dass diese Erdbeeren zu nichts nutze sind, einfach nur Sammelobjekte des Sammelns wegen, nur um seine kümmerliche Schwanzlänge zu kompensieren. (so oder so ähnlich sagt es einen der Tipp Bildschirm durch die Blume)
Das ist ein ziemlicher Downer und motiviert nicht wirklich Erdbeeren zu sammeln. Ich meine klar, ich versuche schon alle mit zu nehmen, doch wenn es darum geht ein Level zu wiederholen um sie alle zu holen ist es mir irgendwie egal und dementsprechend fühlt man sich auch nicht wirklich belohnt wenn jedes Geheimnis in dem Spiel eh nur zu einer nutzlosen Erdbeere führt. Man kann auch Kombos auslösen in dem man die Erdbeeren innerhalb des Level in Folge einsammelt ohne länger als 1 Sekunde auf festen Boden zu stehen, aber auch hier stellt sich die Frage: So what? Die Punkte bringen einem nichts und werden einen im Spiel nicht mal angezeigt.
Das Spiel besitzt einen Assist-Mode. Dort lassen sich zahlreiche Einstellungen vornehmen um sich das Spiel leichter zu gestalten, ich glaube von langsamer machen des Bildschirms, unendlich klettern bis Unbesiegbarkeit ist alles dabei. Gut ich muss ihn ja jetzt nicht nutzen usw. Doch ich habe ein großes Problem damit dass die Option den Assist-Mode anzustellen groß auf dem Pause-Menü prangert. Plug & Cheat von überall aus, Achievments werden dadurch nicht deaktiviert.
Ich verstehe ja das Spieler mit einer Behinderung, sei es jetzt kognitiv, körperlich oder eine Lernbehinderung auch Spaß an dem Spiel haben wollen, doch die Implementierung des Ganzen sollte schon mit einer gewissen Konsequenz erfolgen, 2 seperate Spielmodi würden verhindern dass man als ungeduldiger Spieler dauernd in Versuchung gerät die kniffligen Passagen künstlich zu vereinfachen. Es fühlt sich nicht mehr "speziell" an diesen Berg zu erklimmen wenn man im Hintergrund weiß dass jeder Zeit eine einfache Hintertür bereit steht mit der man unliebsame und frustrierende Stellen überspringen kann.
Als Antithese könnte man Getting over it with Benett Foddy erwähnen, bei dem man auch einen Berg erklimmt, nur ist man hier stets dem Risiko ausgesetzt viel Fortschritt zu verlieren, weil das Frustpotenzial die Beharrlichkeit symbolisiert die vonnöten ist, einen schwierigen Berg zu erklimmen.
Auch wenn das 2 verschiedene Spiele sind, so teasered auch Celeste diesen Berg als Meilenstein den nie jemand zu erklimmen vermochte. Da ich dann schon gelesen habe dass das Spiel sehr melancholische Hintergrundthemen besitzen soll und der Schwierigkeitsgrad das ja nur noch unterstützen soll, finde ich so einen Assist-Mode in seiner jetzigen Form gelinde gesagt unglaublich feige.