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Waldläufer
Er riss sich von seinem Stammesbruder los, der überrascht stehen blieb.
„Ma'Gatu, was soll das? Warum läufst du weg? Gatu? Ma'Gagagatu?“ Er deutete mit einem Daumen über seine Schultern, dorthin, wo die Männer in Rüstungen gerade in den Hof eilten. „Die wollen doch nur ein Paar Leute aufwecken. Leute!“ Er betonte „Leute“, als hätte das Wort irgendeine wichtige Bedeutung im großen Gefüge der Welt.
Ri'Dato erkannte gerade noch durch seine getrübten Augen, wie Ma'Gatu ihn leicht schwankend anglotzte, als hätte er einen Vollidioten vor sich. Zeitgleich wunderte sich der junge Khajiit, wo all diese grellen Farben herkamen, und ob sich so der Herzschlag von Nirn anhörte.
„Wir haben keine Zeit für diesen Unfug!“ schrie Ma'Gatu ihn letztlich an und packte ihn wieder am Arm.
„Da hinten sind sie, beim Baum!“
Ri'Dato wand sich zu der Stimme hin um, und die Nähe zu ihnen ließ ihn schnell wieder nüchtern werden. Gezogene Waffen, die den Mondschein reflektieren hatten so einen Effekt auf ihn.
Ma'Gatu zerrte ihn erneut hinter sich her, doch nach einigen Schritten fing er von sich an zu laufen, und dann überholte er voller Panik den etwas überraschten Mitkhajiiten. Sie gewannen etwas Abstand zu den durch ihre Rüstungen verlangsamten Wachen, und erreichten die Mauer. Ri'Dato lief fast ungebremst dagegen.
Fluchend hob Ma'Gatu seinen stöhnenden Stammesneffen vom Boden auf. „Weitsicht, zu viel?“
Ri'Dato beantwortete dies mit einem Nicken während er sich die blutende Nase hielt.
Der ältere der Beiden warf einen Blick über die Schulter, dann einen die Mauer hoch, und schließlich zu einem Stapel Kisten ganz in der Nähe.
Das gesamte Anwesen schien mittlerweile auf den Beinen zu sein, dem Lärm und den im Gebäude auftauchenden Lichtern nach zu urteilen. Beiden Khajiit sträubte sich das Fell, als sie wütendes Bellen irgendwo auf dem Gelände vernahmen.
„Okay, schnell jetzt, Räuberleiter auf den Kisten da, ich zieh dich dann die Mauer hoch,“ entschied Ma'Gatu. Er schwitzte so viel, dass das Fell in seinem Gesicht vor Feuchtigkeit im Licht von Masser und Secunda glänzte.
Ri'Dato schüttelte mit mäßigem Erfolg die Vielzuweitsicht aus seinen Gliedern und folgte Ma'Gatu schnell zu den Kisten. Dort brachte er sich schnellstmöglich in Stellung, und zeigte dem Anderen mit einem Nicken, dass er bereit war. Die Rufe der Wachen kamen näher, und ebenso das Bellen.
Ma'Gatu holte kurz Luft und stellte dann einen Fuß in Ri'Dato's Hände, doch als dieser anfing, ihn nach oben zu drücken und er selbst sein Bein ausstreckte, knickte er laut jauchzend ein.
„Verdammter Misst! Meine Wade!“
„W-Was ist los?!“
„Mein Bein! Agh, verdammter- Hatte ich fast vergessen!“
Ri'Dato überraschte es wenig, dass sein Stammesbruder etwas wie eine Beinverletzung selbst noch beim Laufen einfach vergessen hatte. In einer Bande von Kettenweitsichtlern gewöhnte man sich an so etwas.
„Verdamm mich eins, Ri'Dato, du musst hoch!“ Ma'Gatu rappelte sich unter größter Mühe wieder auf und lehnte seinen Rücken gegen die Wand, die Hände zur improvisierten Treppenstufe gefaltet.
„Beeil dich, Kleiner!“
Der Kleine warf in für Gehetzte typischer Manier seinen Blick über die Schulter. Er konnte die Wachen bereits sehen.
Aus irgendeinem Grund fühlte er sich an dieser Stelle beleidigt. Er lief weg wie ein typischer kleinkrimineller!
„Nein!“, dachte er sich, „Ich bin ein Beschwörer!“ Das Gesicht seiner Meisterin schnellte an seinem inneren Auge vorbei. „Diese Würmer sollten vor mir weglaufen!“
Er hob seine Arme, schloss die Augen und breitete die Finger aus. Zeit sich zu konzentrieren.
Seidentatzes Verwirrung war fast schon hörbar.
Ri'Dato bewegte seine Finger mit geübter Präzession, daraufhin erhellte eine rote, pulsierende Wolke die Szenerie. Ein überwältigendes Gefühl der Macht durchströmte seinen Körper. Jetzt war der Moment gekommen, an dem der Intellektuelle seine Bedeutung gegenüber hohlköpfiger Muskelkraft aufzeigte!
Der beschworene Skamp zog gierig die Nachtluft ein. Ihm fehlten beide Arme und ein Ohr. Ri'Dato spürte, wie er die Kontrolle verlor und starrte verblüfft der missgestalteten Kreatur hinterher, die mit langen Schritten in die Nacht verschwand, jedoch nicht in die Richtung der Wachen.
Erneut tauchte Suleka vor Ri'Datos geistigem Auge auf. „Unter Drogeneinfluss werden keine Zauber gewirkt, dummer Schüler!“ Warum das Abbild in seinem Kopf ein traditionelles nordisches Beinkleid trug und ihm dabei mit einem Nudelholz drohte wusste er nicht. Er schob es auf das Skooma.
(Der Würfel ist Schwarz, und ich gebe ihn an Relxi weiter, denn der arme war bis jetzt Weitergabe-Würfellos geblieben.)
Geändert von Kampfkatze2 (11.11.2015 um 19:31 Uhr)
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