Jo, also im Grunde wurde mal wieder schon alles gesagt und dem meisten davon kann ich mich total anschließen.
Guter Film, hat richtig Spaß gemacht und super unterhalten. Mir fällt es etwas schwer zu sagen, wie er sich meiner Meinung nach im Vergleich zum ersten schlägt, aber ich würde ihn letztenendes wohl doch ein kleines bisschen darunter ansiedeln, weil der "Erstes-Aufeinandertreffen-der-Helden-Bonus" dann doch ein ziemlich großer war und diesmal naturgemäß wegfällt. Trortzdem ein würdiger Nachfolger. An meine Favoriten aus der Reihe kommt er aber nicht heran. Ich zähle mal ein paar random Gedanken auf und versuche dabei möglichst spoilerfrei zu bleiben.
Pros
- Der Anfang! Ich mag es wenn man gleich in die Action startet.
- Die Action! Ich fand es gar nicht soo unübersichtlich-chaotisch, wie ich im Vorfeld ein paar mal irgendwo gelesen hatte. Ein paar Sachen im Finale waren vielleicht etwas zu wirr, aber da gibt es weitaus schlimmeres.
- Das Ensemble! Meine Güte, Whedon zeigt mal wieder, was er kann mit jeder Menge Bälle, die er in der Luft jongliert. Nicht nur der Main-Cast, von dem jede Figur seine Momente hat, auch noch jede Menge der Nebenfiguren der Einzelfilme bekommen Gastauftritte, und dann auch noch ein paar ganz neue wichtige Leute oben drauf! Sowas ist immer schwierig und kann leicht daneben gehn, aber hier funktioniert es und ich liebe so etwas! Stimme zwar zu, dass langsam mal der eine oder andere Avenger sterben dürfte, um Platz für die vielen, vielen neuen Figuren zu schaffen, die in Phase 3 auf uns zukommen, aber generell finde ich nicht, dass die Anzahl reduziert werden sollte und hoffe, dass Infinity Wars noch einen Schritt weiter geht.
- Hawkeye. War nie mein Lieblingscharakter und ist er auch jetzt nicht, aber wow, sein underwhelming Auftritt im ersten Teil wurde hier echt mehr als ausgebügelt und er ist mir nun viel sympathischer als vorher. Gerade sowas bodenständiges, um diese völlig abgedrehte Gruppe von Freaks zu erden, passt da perfekt rein und tut dem ganzen als Kontrast gut.
- Black Widow. Mehr Backstory und mehr im Rampenlicht. Wird sogar mal ein wenig verletzlich gezeigt, oha.
- Die Beziehung zwischen Black Widow und Banner. In der Darstellung gut umgesetzt, teilweise sehr süß-emotional und traurig-gefühlvoll, eine willkommene weil unerwartete Änderung der bisher gewohnten Dynamik. Ansonsten siehe unten.
- Vision. Total angenehmer, "ruhiger" und doch überlegener Charakter. Ich verrate mal nicht mehr dazu, aber ich mochte ihn und seinen Hintergrund sehr, so wie ich auch schon Jarvis immer sehr gemocht habe. Wird außerdem spannend zu sehen, wo das in den weiteren Filmen noch hinführen wird, weil das ja viel mit dem Steinchen-Gedöns zu tun hat.
- Der Soundtrack! Vorher hatte ich mir ein bisschen Sorgen gemacht, weil diesmal Bryan Tyler übernommen hat und nicht mehr Alan Silvestri verantwortlich war. Nicht weil ersterer nichts zu biten hätte, denn der kann sehr tolle eingängige Themen komponieren, sondern weil beim Wechsel von Komponisten oft jede Kontinuität auf der Strecke bleibt. Hier aber waren sie so klug, das wunderbare Titelmotiv aus dem ersten Avengers zu übernehmen, wofür ich ihnen unendlich dankbar bin! Genau so wie ich es wollte. Bekommt dadurch richtig Wiedererkennungswert. Aber nicht nur das taucht wieder auf, auch aus den Einzelfilmen wie etwa Captain America: The Winter Soldier konnte ich was raushören. Der Film hat gewissermaßen den Klang des MCUs in sich vereint. Geil.
- Der Humor. Hat größtenteils gezündet und ein paar der Sprüche waren sehr amüsant und kamen natürlich und locker rüber. Speziell der Running-Gag mit Thors Hammer war der Hammer
- Foreshadowing und Anspielungen. Anders als zum Beispiel in Iron Man 2, wo es echt zu viel war und der halbe Film nur aus Setup für den ersten Avengers-Teil besteht, haben sie hier die richtige Balance gefunden aus Kleinigkeiten am Rande, die sich aber gut in den Rest der Handlung einfügen und mit denen man sich nicht zu lange aufhält. Etwa der Wakanda-Part demnächst für Black Panther, oder Tony Starks inneren Konflikt für Civil War nächstes Jahr. Auch über diesen Aspekt hatte ich mir vorher ein paar Sorgen gemacht und las in manchen Kritiken, der Film würde sich nur wie ein "Zwischenschritt" auf dem Weg zu was größerem anfühlen, das kann ich aber nicht so wirklich bestätigen.
- Das Ende. Irgendwie befriedigend. Vom offensichtlichen Mid-Credits-Teaser mal abgesehen, kein bisschen Cliffhanger-mäßig, aber trotzdem Lust auf mehr machend mit einem sich verändernden Team.
- Ultron. Dachte, erst, es würde ein straighter und durch und durch düsterer Fiesling werden, dabei hatte er charakterlich ein paar interessante Eigenschaften und sogar etwas "Humor" bzw. Sarkasmus. Er hat sich mehr wie eine menschliche Figur angefühlt, nicht wie ein Roboter, was ich für positiv halte. Trotz allem konnte er natürlich eine ziemliche Bedrohung sein. Dann wiederum... siehe unten.
- Dass Quicksilver, der im Film afair nichtmal so genannt wurde, stirbt. Habe ich nicht kommen sehen (
), wurde mir glücklicherweise nicht gespoilert, und fühlte sich vor allem im Hinblick auf künftige X-Men-Filme oder zumindest den nächsten einfach richtig an. Zumal...
Cons
- ...die X-Men-Version des Charakters eindeutig mehr zu bieten hatte, sowohl visuell als auch storymäßig.
- Ein interessanter Punkt ist Scarlet Witch bzw. die Zwillinge überhaupt: Zuerst mochte ich sie nicht sonderlich, aber im Laufe des Films wachsen sie einem schon ein bisschen ans Herz und gegen Ende haben sie mir viel mehr gefallen. So I guess das könnte man sowohl unter Pro als auch Con anführen, aber vielleicht doch eher hier, weil ich mir mehr von ihnen erhofft hatte. Außerdem etwas blöd weil offensichtlich: "Uh, wir nennen sie nun Talente, weil wir nicht die Rechte von Fox haben, um sie Mutanten nennen zu dürfen." :-/
- Ultron. Was oben steht funktioniert zwar, aber insgesamt halte ich ihn nicht für einen großartigen oder sonderlich durchdachten Bösewicht. Sein Plan war seltsam bis sinnlos und ich fand es auch komisch, dass er für seine angeblichen Kräfte (Internet, an mehreren Orten gleichzeitig sein usw.) eigentlich nur wenig Schaden angerichtet hat. Außerdem wurde er sehr hastig eingeführt. Hätte es cooler gefunden, wenn es länger gedauert hätte, bis er seine endgültige Form bekommt.
- Iron Man 3 Plothole. Seriously, Age of Ultron passt überhaupt nicht zu dem Ende von dem Film! Da hört Tony mehr oder weniger auf, plättet seine Ausrüstung usw.. Avengers 2 macht dagegen weiter, als wäre nie was gewesen >_> Vielleicht wurde das ja auch in einer der Szenen adressiert, die aus Zeitgründen rausgeschnitten wurden. Was mich zum nächsten Problem bringt:
- Das Pacing. Klar, die Handlung läuft und liefert beeindruckende Action am laufenden Band. Aber die ruhigen Momente gehen leider etwas unter und der Film lässt sich bei so vielen Charakteren kaum Zeit, um genauer auf einzelne davon einzugehen. An ein paar Stellen wäre das jedoch von Bedeutung gewesen, gerade auch für die Geschichte. Da bekommt man ein wenig das Gefühl, als würden ein paar wesentliche Details fehlen. Der Film hätte wirklich von 10 Minuten mehr Laufzeit profitiert, und die zweieinhalb Stunden wären dann auch nicht die Welt gewesen, was Überlänge angeht.
- Thors "Sidequest", die ebenfalls mit dem vorgenannten Punkt zu tun hat. Bin erleichtert, dass es nicht nur mir sondern vielen so ging und es folglich wirklich am Film und nicht an mir liegt ^^ Was da in der Höhle wie und warum abgeht wird so gut wie gar nicht erklärt und bis auf ein paar kryptische Momente nichtmal gezeigt. Schlimmer noch, es wirkt total anders als der ganze Rest des Films! Hätte man anders lösen sollen, imho. Entweder ausbauen und erweitern (was in einer vorherigen Schnittfassung offensichtlich der Fall war), oder ganz weglassen. Ach ja, und ich hasse es, wenn im Trailer Sachen gezeigt werden, die dann nicht im fertigen Film auftauchen. Das war auch hier der Fall, mit der mysteriösen Frau die in der Höhle ihre Kleider ablegt. WTF? Vielleicht gibt auch hier die Home Entertainment Veröffentlichung mehr Aufschluss.
- CGI. So gut die Action auch war, es kam für meinen Geschmack gerade dann ein kleinwenig zu viel oder zu offensichtlich aus dem Computer. Nicht so schlimm wie bei einem beliebigen Teil der Transformers-Reihe oder so, aber doch so sehr, dass es mir leicht negativ aufgefallen ist. Hätte man mehr physisch mit Modellen bauen können usw. Übrigens unfassbar, wie viele verschiedene Special Effects Firmen an Age of Ultron mitgewirkt haben ^^ Achtet im Abspann mal darauf. Da haben viele bestimmt nur ein oder zwei ganz bestimmte Szenen übernommen.
- Again, Beziehung zwischen Natasha und Bruce. Auch wenn es im Kontext des Filmes läuft, eine Grundlage dafür gab es kaum und wirkt daher schon ein bisschen an den Haaren herbeigezogen. Wäre was anderes gewesen, wenn es vorher wenigstens mal angedeutet worden wäre. Außerdem stellt sich einem da die Frage, was eigentlich mit Betty Ross ist. Darauf geht der Film gar nicht ein. Es ist, als hätten die Autoren The Incredible Hulk völlig vergessen.
- Keine große Sache, aber es wirkt schon seltsam, die Szene nach den Credits wegzulassen, an die sich die Fans nach so vielen Filmen echt gewöhnt haben. Oft ging das ja über ein bloßes Easter Egg weit hinaus, aber das muss gar nicht sein. Es hätte auch wieder einmal eine lustige Kleinigkeit sein dürfen, da hätte ihnen echt was einfallen können. Der Mid-Credits Teaser war zwar nicht übel, aber nachdem irgendjemand schrieb, es wäre der Wahnsinn, hab ich mehr erwartet. Vor allem geht es nur wenige Sekunden und zeigt nicht viel. Wer den Infinity War Teaser von der Konferenz damals geschaut hat, der hat im Grunde schon weit mehr gesehen, als hier offenbart wird.
- Ultra-Klugscheißer-Nitpicking aber als Geschichtsstudent meine Pflicht: Tony Stark sagt irgendwann am Anfang nach der Party scherzhaft, er würde auf Asgard "das Recht der ersten Nacht" wieder einführen. Letzteres ist aber Schwachsinn, hat es so nie gegeben und geht auf eine mittelalterliche Fehlübersetzung aus dem Lateinischen zurück. Schon Braveheart hat damit intensiv genervt. Ich heiße die weitere Verbreitung von solchen Legenden nicht gut, und auch solche unreflektierten Erwähnungen hier tragen indirekt dazu bei
Gerade von dem gebildeten Tony würde man ja erwarten, dass er Ahnung hat und weiß, wovon er spricht ^^
Vor ein paar Tagen haben sie schon angekündigt, dass selbst der normale DVD/BD-Release wohl eine leicht erweiterte /Extended-Fassung sein wird, was ich sehr begrüße und hoffentlich ein paar der erwähnten kleineren Schwachstellen ausbessern kann.
Banause! Alleine schon für die Musik lohnt es sich, sitzen zu bleiben
Auch eine Möglichkeit, die nicht schlecht und vielleicht besser gewesen wäre. Dennoch sehe ich kein Problem mit dem Titel. Es ging ja mehr um das "Age of Ultron", das diese Figur erschaffen will, und welches es für die Avengers zu verhindern gilt. Das wird im Film auch explizit angesprochen. Ist also nicht so, als wäre das fernab jeden Bezugs, die Bezeichnung hat schon seine Berechtigung. Es ist zwar nur eine Idee, die drohende Gefahr, die sich nicht bis in letzter Konsequenz materialisiert und dadurch für ein paar Zuschauer wie dich vorher eventuell falsche Hoffnungen weckt, aber letztenendes fand ich "Age of Ultron" schon passend weil es eben zentral für die Handlung ist.