Nö, ich fand den sogar in Teilen besser als Iron Man 1
IRON MAN 3 - The Last Boy Scout 1,5 + Lethal Weapon 1 + The Long Kiss Goodnight 0,5 = Iron Man 3
STORY IN KURZFORM
Tony Stark hat PTSD und steckt in der Midlife Crisis. Plötzlich verwandelt sich ein Superheldenfilm in einen sarkastischen 90er-Action-Politthriller mit zweistelligem Bodycount (Kopfschüsse inklusive), der sich am Ende wieder daran erinnert dass er ein Superheldenfilm ist - für circa zehn Minuten bevor Tony Stark seine Iron Man-Anzüge sprengt. ...äh, yaaaay, Superhelden. Woooohooo...
KURZKRITIK
Bevor ich weitermache, möchte ich darüber reden dass ich ein harter Shane Black(= Regisseur und Drehbuchschreiber von Iron Man 3)-Fanboy bin. Was auch immer der Typ schreibt, ist absolutes Gold in meinen Augen - von ihm kommen einige der besten Drehbücher der 80er und 90er: "Lethal Weapon", "Last Boy Scout", "The Long Kiss Goodnight" - allesamt hochkarätige Actionflicks mit wunderbar schwarzhumorigen Dialogen. Somit war ich gespannt darauf, wie jemand der den sarkastischen Buddy Cop-Film quasi miterfunden hat einen Superheldenfilm machen würde. Die Antwort: gar nicht, er macht lieber einen Früh-90er-Conspiracy Thriller wie er sie damals geschrieben hat.
Eine Sache die ich ganz furchtbar fand war, dass der Film - genau wie sein Vorgänger - viel zu viel Content hat der nichts oder nur geringfügig etwas zum Film selbst beiträgt. Die ganze Terrorismus-Parallele mit dem Mandarin und den Zehn Ringen ist an und für sich eine super Idee und gibt Iron Man 3 eine gewisse aktuelle Brisanz - allerdings wird das Ganze durch einen der durchgeknalltesten Twists ausgehebelt und verstärkt die ich jemals in einem Big Budget-Krachbumm-Superheldenfilm gesehen habe
Und die gemischten Signalen enden hier nicht: der Film ist saudüster was den allgemeinen Ton angeht, abgesehen von den sarkastischen Onelinern, und folgt dem 90er-Actionfilm-Muster eigentlich sehr genau (abgesehen von den nicht vorhandenen S- und F-Bomben): Leute werden links und rechts abgemurkst (teilweise auf recht brutale Art und Weise), Tony Starks komplettes Hab und Gut wird im Meer versenkt, er verbringt vielleicht 10 Minuten des Films in seinem Anzug weil er gegen PTSD und eine damit einhergehende Sinnkrise ankämpft - aber am Ende gibt es trotzdem das Marvel-übliche Krachbumm mit Moneyshot (in diesem Fall 40 von JARVIS gesteuerte Anzüge die Kram und Leute in die Luft sprengen). Wenigstens kämpft er diesmal nicht schon wieder gegen irgendwen in einem Iron Man-Anzug. Außerdem explodieren hier Leute, die zuvor verkrüppelt waren! Leute, die vorher verkrüppelt waren, werden als Suizidbomber eingesetzt! That's some heavy shit!
Dazu kommt, natürlich, dann der Twist: der Mandarin ist gar nicht der Mandarin, sondern nur ein Typ der ihn spielt um vom wahren Bösewicht abzulenken. Das ist auf der einen Seite ein genialer und ein sehr, sehr dummer Twist. Dumm, weil der Mandarin als der Nemesis von Iron Man gilt und Ben Kingsley einen großartigen Job macht als terroristischer Motherfucker. Somit kann man hier von verschenktem Potenzial sprechen.
ABER: Braucht's wirklich noch einen Oberschurken im MCU? Im Endeffekt baut alles darauf hin, dass Stark Ultron baut und alles kaka wird. Ihn schon wieder mit einem Super-Duper-Ober-Bad Guy rumspaddeln zu lassen wäre, rein aus MCU-Perspektive betrachtet, ein totaler Clusterfuck. Somit war der Twist eigentlich voll geil - denn zuvor dachte man, dass Killian ein Untergebener des Mandarin war und nur in seinem Auftrag handelte. So wurden auf schöne Art und Weise die Positionen nicht nur getauscht, sondern auch noch ein Schuss Medienkritik in den Saft geschüttet (von wegen "Terroristen-Sündenbock" und so). Außerdem weiß man dank "Hail to the King", dass der echte Mandarin irgendwo da draußen ist und wartet, was ein schöner Trost ist für alle die verprellt wurden. Außer Mio. Aber der mag eh niemals irgendwas.
Alles in allem: Wo Iron Man 2 storymäßig völliges Chaos war, ist iron Man 3 rein vom Ton her ein Clusterfuck: eigentlich unglaublich düster, aber trotzdem noch ein Fähnchen am schwenken auf dem groß und breit "WIR MACHEN 'NEN SUPERHELDENFILM!" draufsteht. Ich mochte iron Man 3 trotzdem, vor allem wegen der Dialogregie und weil er einfach mal was anderes macht als die meisten Marvelflicks. Zudem behaupte ich, dass ohne die politische Edge dieses Films Cap 2 nicht so geworden wäre wie er dann wurde. Und das ist für mich ein Grund mehr, Iron Man 3 zu mögen! Denn er leitet einen wunderbaren Trend ein in Phase 2: Die Filme werden endlich mal ein bisschen experimentierfreudiger mit den Genres, Plots und Charakteren. Und ich für meinen Teil nehme lieber "anders" als "Standard", weswegen ich Iron Man 3 als mindestens genauso gut wie, in Teilen sogar besser als, Iron Man 1 empfinde.
KOMPLETT UNWICHTIGE DINGE DIE MIR AUFGEFALLEN SIND
- Stark nennt einen der Fiesemöps "Westworld". Ich musste lachen.
- Die Sache mit den explodierenden Dudes wurde in den ersten Folgen von "Agents of SHIELD" aufgegriffen.