Ist Avengers 2 für mich die neue alleinige, ungeschlagene Nummer 1? Das vielleicht nicht, aber er teilt sich den ersten Platz auf jeden Fall mit Guardians of the Galaxy. Entgegen den diversen Unkenrufen aus den fauligen Feuilleton-Sümpfen macht der Film unglaublich viel Spaß. Joss Whedon dreht den Humor auf 100%, und die Action auf 200 - das geht natürlich nur, weil mittlerweile keine Exploitation-Bombs mehr fallen müssen, darüber, wer die Helden denn nun sind, oder dass da irgendwie so fünf bunte Steine mit mega der Power drin existieren die jeder haben will. Allerdings hat der Film auch ein kleines Problem, und das ist: Er konzentriert sich wirklich nur auf den Konflikt der Avengers mit Ultron. Thanos bekommt nur am Ende mit der obligatorischen 10-Sekunden-Credit-Szene seinen Part, was meiner Meinung nach etwas riskant ist, besonders in Hinsicht auf die Besucher, die einfach nur eine Comicverfilmung mit Iron-Man und Co erwarten. Die haben keine Ahnung, was da im MCU ansteht, und wissen auch nicht Bescheid über Civil War oder Infinity War, oder wer Thanos überhaupt ist, und können sich wahrscheinlich nicht mal mehr dran erinnern, dass das der gleiche Typ ist, der in Guardians letzten Sommer schon eine erste große Szene hatte und auch in Avengers 1 ganz kurz zu sehen war. Natürlich kann es sein, dass ich den durchschnittlichen Kino-Avengers-Konsumenten gerade übelst unterschätze, aber ich glaube schon, dass ich bei den meisten Recht habe. Es wird sich zeigen, inwiefern Thanos in den kommenden Marvel-Filmen noch weiter als Bösling ausgebaut wird, denn ein plötzliches "Tadaa, hier bin ich" in Avengers 3 / Infinity War 1 wird nicht reichen, auch nicht bei einem Doppelfilm. Denn erklärt worden ist seine Intention oder sein Charakter noch gar nicht. Nur Comic-Fans und Leute die diese Filme wirklich gerne gucken und sich dementsprechend vielleicht etwas schlau machen, wissen, was er vorhat. Wie dem auch sei.
Zurück zum Film: DIe Handlung ist kompakt, was ja zu erwarten war. Damit sie in Fahrt kommt, wird Thomas Kretschmann als Baron von Strucker gnadenlos und langweilig verheizt. Das finde ich sehr schade. Der Film beginnt gleich mit einer fetten Actionsequenz, wo sich die Avengers in Osteuropa (Oder sollte ich eher sagen: Norditalien, huehuehue) mit ein paar Hydra-Nazis auf einer Naziburg möppen. Die Avengers gewinnen. Strucker will sich ergeben, kriegt aber trotzdem auf die Schnüss. Schade um den Charakter, der danach keine Relevanz mehr hat in diesem Universum. Die Avngers kehren heim, feiern ne Party, alle sind happy und haben Spaß (vor allem der Zuschauer) und Tony baut zusammen mit Hulk mal eben Ultron. Ultron erwacht zum Leben, haut ab, frisst sich ins Internet und stiftet von da an gewaltig Unfrieden auf der Welt, was Anlass zu mehreren noch wesentlich fetteren Action-Szenen bietet, die Whedon natürlich gerne annimmt. Die Action in diesem Film ist streckenweise so irrwitzig, besonders im Finale, dass mir zur Beschreibung durchaus die Worte fehlen.
Zum Glück verliert Whedon dabei nie den Blick auf den Humor. Es gibt einen wunderbaren running Gag im Film, den ich natürlich nicht spoilere. Auch Thor's Hammer ist mehr als einmal Gegenstand von supertollen Lachern.

Auch sehr schön zu sehen, wie Whedon alle Sideheros und Nebencharaktere gekonnt und sinnvoll einbaut. War Machine, Falcon, Cap's Freundin aus den 40ern, sogar Heimdall und Dr. Selvig haben ihren Auftritt. Andy Serkis als Waffenhändler aus Wakanda bleibt blass, ich hoffe mal, dass dies nur der Anfang für seinen Charakter ist.
Ultron ist, wie zu erwarten war, ein exzellenter Bösewicht. Ist er der beste bisher? Mhh. Schwierig zu sagen. Problematisch finde ich, dass die Trailer zum Film uns ein Stück wiet tatsächlich was anderes versprochen haben, als das, was Ultron jetzt letztlich ist. Sicher ist er böse, aber hier wurde ganz deutlich auch mit Humor gespielt. Mehr als einmal ist Ultron Gegenstand von Humoreinlagen, die fast schon an Slapstick grenzen (Stichwort:
"Oh Mann, das darf doch nicht wahr sein!"). Diese Szenen sind zwar witzig, lenken aber vom eigentlichen bösen Charakter der Figur sehr ab. Ich verlange hier nicht die ultrakrasse Düsternis aus, meinewegen, dem Bats-vs-Supes-Film. Aber es beißt sich. Dann und wann schrammt die gelegentlich witzige, zuweilen fast schon kindisch-tollpatschige Depiktion James Spaders von Ultron haarscharf am Klamauk vorbei. Natürlich tut Spader dabei nur, was im Drehbuch steht, und er macht seinen Job sehr gut. Ob es da hätte stehen müssen, ist hingegen die Frage. Ansonsten: Ich hatte es eigentlich nicht vor, aber ich gehe heute noch mal in den Film. Ja, er hat mir so gut gefallen. Das hatte ich zuletzt nur bei den Guardians.
9 / 10 Ultron-Drohnen für den Film. Ein perfekter, perfekter, Marvel-Spaß mit unfassbarer Materialschlacht und exzellent getimtem Humor.
Oder um es mit Quicksilvers Worten zu sagen:
"Das hast du nicht kommen sehen."
@ Eisbär:
Ja, ich denke, Quicksilver ist tot. Ich schätze, das liegt daran, dass er schon im "feindlichen" X-Men-Universum vorkam, damals noch von jemand anderem gespielt. Vermutlich wieder eine dieser blödsinnigen Änderungen, die nötig waren, damit sich zwei Studiobosse nicht schon wieder die Köppe einkloppen wegen irgendwelchen Charakter-Rechten. Schade eigentlich - ich fand ihn nicht so blass wie manche Kritiken gesagt haben, und empfand ihn als netten Teil des Teams. Oder anders gesagt: Wenn Quicksilver blass war, dann war Scarlett Witch es auch. Und umgekehrt. Zumal der Tod von Hawkeye angesichts seiner vorangegangenen Familienszenen noch wesentlich dramatischer gewesen wäre.