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Thema: Nintendo-Thread - It's a-me, the money printing machine

  1. #2141
    Ist halt Ansichtssache, aber ich empfinde Martinet einerseits als perfekten Mario-Sprecher, auf der anderen Seite geht mir die Stimme echt auf den Sack, wenn ich das die ganze Zeit hören muss, z.B. durchgehend bei Mario Party. Einen ganzen Film mit der Stimme eingesprochen, das kommt mir sehr strange vor.

  2. #2142
    Ich möchte bei der ganzen Diskussion um Helena Taylor mal eins anmerken:
    Dass sie sich nicht entsprechend berücksichtigt fühlt bei der Vergütung - gut und schön.
    Das Ganze zu kritisieren: Auch in Ordnung, wobei ich hier vermute, dass die Vergütung seitens Auftraggeber eher als Aufhänger genommen wurde und man aus anderen Gründen nicht kooperieren wollte - ihre Reaktion spielt in diese Theorie mit rein. Denn: Jetzt zu einem Boykott aufzurufen basierend auf persönlichen Befindlichkeiten, ist ein Tritt für die dutzenden Entwickler, die das Spiel kreiiert haben. Und zwar in wesentlich mehr Arbeitsstunden, als die Dauer für das Einsprechen einer Bayonetta-Rolle (die in Vergangenheit bereits nicht besonders umfangreich war und basierend auf den Trailern wohl dieses Mal nur eine von zwei Hauptrollen ausmacht).

    Und nein: Zu sagen "die wurden ja schon bezahlt" ist eine Milchmädchenrechnung. In der Branche wird in weiten Teilen mit befristeten Verträgen gearbeitet und ob diese verlängert werden, ist maßgeblich abhängig von den Absatzerfolgen der aktuellen Projekte, auf die diese Mitarbeitenden gestafft sind. Daher ist es für die Betroffenen mehrheitlich entscheidend, ob der bald erscheinende Titel den wirtschaftlichen Erfolg trägt oder nicht.
    Vor dem Hintergrund finde ich das Verhalten von Helena Taylor, deren teilweise anmaßenden Videos ich mir jetzt in Auszügen mal gegeben habe, beschämend und unter aller Kanone.

    Ich wünsche ihr viel Erfolg für ihre berufliche Zukunft. Sie wird sich mit der Nummer einen Bärendienst geleistet haben.

  3. #2143
    Zitat Zitat von Eisbaer Beitrag anzeigen
    Ist halt Ansichtssache, aber ich empfinde Martinet einerseits als perfekten Mario-Sprecher, auf der anderen Seite geht mir die Stimme echt auf den Sack, wenn ich das die ganze Zeit hören muss, z.B. durchgehend bei Mario Party. Einen ganzen Film mit der Stimme eingesprochen, das kommt mir sehr strange vor.
    Bei Mario Party muss man aber mitbedenken, dass die Stimmen absichtlich sehr schrill sind, um eben diesen Party-Effekt zu erzeugen (außertdem geht der Umstand, dass im neuesten Teil jede Kleinigkeit Stöhnschreie und Ausrufe auslöst, so ziemlich jedem auf den Sack). Wenn wir als Kinder aber die Stimmen von Micky, Donald und Goofy durchgängig durch Episoden hinweg ertragen haben, sind Mario und Co. auch kein Problem, vor allem nicht für die Kinder, die die Hauptzielgruppe darstellen. Dieses Video zeigt insbesondere, dass Martinet seine Stimme über längere Zeit angenehm mäßigen und auch verständlich sprechen kann – er ist ja immerhin ein Profi. In Wario Ware spricht er auch schon seit zwei Ablegern vollständige Dialoge für Wario ein und erzählt, was das für ein Riesenspaß für ihn ist.

    Insofern: Ja, dass du nach fast drei Jahrzehnten bei deiner ersten Chance, deine ikonische Videospielfigur in Spielfilmlänge einsprechen zu dürfen, durch einen angesagten Hollywood-Schauspieler ersetzt wirst, kann man durchaus als „absägen” bezeichnen. Viele mögen das sehr (vermeintlich) technisch oder aus professioneller Perspektive betrachten und Sachen raushauen wie „So ist halt ihr Job”, aber für den Großteil des Videospiel-Casts der Mario-Charaktere ist das ein ganzes Stück Selbstverwirklichung, das ihnen dadurch verwehrt wurde.

    Geändert von Ligiiihh (18.10.2022 um 05:03 Uhr)

  4. #2144
    Ich gehe sogar mit und verstehe, dass die Sprecher es so empfinden und sehe es ebenfalls sehr kritisch, wenn Profis grundsätzlich durch Promis ersetzt werden.
    Auf der anderen Seite ist sowas wie in diesen beiden Fällen immer eine sehr einseitige Betrachtung.
    Bei Martinet werden diverse andere Faktoren mit reingespielt haben, zumal er ja beim Film dabei ist. Genauso ist es eben auch richtig, dass bei Bayonetta hier sehr egoistisch ein Boykott gefordert wird.
    Ich erlebe im Job ständig solche Reaktionen von Ex-Kollegen, die sich ungerecht behandelt fühlen, kenne aber in der Regel meist beide Seiten und dann sieht das meist nicht mehr ganz so unfair aus.
    Es ist sehr schwierig, da immer nur die eine Seite zu betrachten.

  5. #2145
    Zitat Zitat von Eisbaer Beitrag anzeigen
    Ich gehe sogar mit und verstehe, dass die Sprecher es so empfinden und sehe es ebenfalls sehr kritisch, wenn Profis grundsätzlich durch Promis ersetzt werden.
    Auf der anderen Seite ist sowas wie in diesen beiden Fällen immer eine sehr einseitige Betrachtung.
    Bei Martinet werden diverse andere Faktoren mit reingespielt haben, zumal er ja beim Film dabei ist. Genauso ist es eben auch richtig, dass bei Bayonetta hier sehr egoistisch ein Boykott gefordert wird.
    Ich erlebe im Job ständig solche Reaktionen von Ex-Kollegen, die sich ungerecht behandelt fühlen, kenne aber in der Regel meist beide Seiten und dann sieht das meist nicht mehr ganz so unfair aus.
    Es ist sehr schwierig, da immer nur die eine Seite zu betrachten.
    Bisher bietet die andere Seite halt nichts Interessantes. Im Fall vom Mario-Film wurde sich null dazu geäußert, weshalb die Alteingesessenen die Rollen im Film nicht übernommen haben. Bei Bayonetta haben wir nur Kamiya, der Nutzer von nicht-japanischen Kommentare als hirnlose Insekten bezeichnet und am laufenden Band blockt. In beiden Fällen wird sich irgendeine PR-, Marketing- und/oder HR-Abteilung verantwortlich gezeigt haben, die völlig vom Produkt entfremdet ist und stumpfe Befehle von oben erteilt bzw. weiterleitet (ich gebe zu, dass ich gegenüber Führungspositionen auch in solchen Fällen grundsätzlich biased bin).

    Ich sage nicht, dass ich den Boykott befürworte (das könnte ich auch gar nicht beurteilen, weil ich sowieso nicht vorhatte, das Spiel zu kaufen), aber ich kann auch das Argument, dass die Entwickler hierbei übergangen werden, nicht als überzeugend einordnen, weil ein Boykott (oder eben auch andere Arten von Streik) ebenfalls eine Aufforderung zur Solidarisierung von Betroffenen/Beteiligten darstellt. Sollten die Verkäufe wirklich aufgrund des Aufrufs einbrechen (wovon ich derzeit fast null ausgehe), obliegt es den zukünftigen Arbeitgebern zu erkennen, dass die Schuld nicht auf Seiten des Entwicklungteams, sondern der ausführenden Produzenten liegt. Wenn das nicht berücksichtigt wird, muss man eben auch einsehen, dass man es mit engstirnigen Lackaffen in der Branche zu tun hat, die in ihrem Job nichts zu suchen haben.

    Geändert von Ligiiihh (18.10.2022 um 08:31 Uhr)

  6. #2146
    Ist normales Verhalten, dass die Firmen sich dazu nicht äußern, von daher erstmal nicht ungewöhnlich. Kann die verschiedensten Gründe haben. Meistens ist der Shitstorm-Schaden wohl eher geringer einzuordnen als der Image-Schaden, den man erleidet, wenn man sich dazu äußert. Teilweise will man auch nichts Negatives gegen den Mitarbeiter austeilen, weil dies auch wieder ein Imageschaden wäre für beide Seiten. Ärgerlich für uns, weil wir so nie Hintergründe erfahren.

  7. #2147

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Zitat Zitat von Eisbaer Beitrag anzeigen
    Ich gehe sogar mit und verstehe, dass die Sprecher es so empfinden und sehe es ebenfalls sehr kritisch, wenn Profis grundsätzlich durch Promis ersetzt werden.
    Was es für mich unverständlich macht, dass es dich nicht gestört hatte das Julien Bam (YT-Promi irgendwelchen Grades) die Rolle von Ben Schwartz übernommen hat, anstatt einer seiner bekannteren Serien-Sprechern.
    Manchmal kann ich deine Argumentation einfach nicht nachvollziehen.

  8. #2148
    Zitat Zitat von Knuckles Beitrag anzeigen
    Was es für mich unverständlich macht, dass es dich nicht gestört hatte das Julien Bam (YT-Promi irgendwelchen Grades) die Rolle von Ben Schwartz übernommen hat, anstatt einer seiner bekannteren Serien-Sprechern.
    Manchmal kann ich deine Argumentation einfach nicht nachvollziehen.
    Nein, ich sagte, dass er das ganz gut gemacht hat. Zumindest empfand ich seine Leistung da nicht so schlecht.

  9. #2149
    Zitat Zitat von Ligiiihh Beitrag anzeigen
    ...
    Ich sage nicht, dass ich den Boykott befürworte (das könnte ich auch gar nicht beurteilen, weil ich sowieso nicht vorhatte, das Spiel zu kaufen), aber ich kann auch das Argument, dass die Entwickler hierbei übergangen werden, nicht als überzeugend einordnen, weil ein Boykott (oder eben auch andere Arten von Streik) ebenfalls eine Aufforderung zur Solidarisierung von Betroffenen/Beteiligten darstellt. Sollten die Verkäufe wirklich aufgrund des Aufrufs einbrechen (wovon ich derzeit fast null ausgehe), obliegt es den zukünftigen Arbeitgebern zu erkennen, dass die Schuld nicht auf Seiten des Entwicklungteams, sondern der ausführenden Produzenten liegt. Wenn das nicht berücksichtigt wird, muss man eben auch einsehen, dass man es mit engstirnigen Lackaffen in der Branche zu tun hat, die in ihrem Job nichts zu suchen haben.
    Ok, nur damit ich es richtig verstehe:
    Dass Entwickler bei diesem Boykott übergangen werden, findest Du als Gegenargument zu einem Boykottaufruf nicht überzeugend, obwohl Menschen in dieser Branche bei nicht performanten Spielen nicht weiterbeschäftigt werden und ihre Jobs verlieren, auf Basis einer Synchronsprecherin, die einen Stundenlohn von ca. 250 Euro abgelehnt und als Affront erachtet hat? Dem Arbeitgeber ist es - gerade bei US-amerikanischen und japanischen Gaming Studios - egal, warum ein Produkt nicht performt. In den seltensten Fällen liegt das an unfähigen Entwicklern, sondern an schlechtem Marketing oder anderen Faktoren. Ob das jetzt eine defizitäre Konsequenz ist oder nicht, es ist eine realistische Konsequenz. Es ist das, was es für die Mitarbeitenden bedeutet und da bringt es auch nichts zu sagen "ja dann müssen sich halt die bösen Manager ändern". Eine Helena Taylor weiß um diese Kräfteverhältnisse und nimmt es billigend in Kauf, zugunsten ihrer persönlichen Rache-Agenda Arbeitsplätze und Familieneinkommen zu gefährden.

  10. #2150
    Zitat Zitat
    Dass Entwickler bei diesem Boykott übergangen werden, findest Du als Gegenargument zu einem Boykottaufruf nicht überzeugend, obwohl Menschen in dieser Branche bei nicht performanten Spielen nicht weiterbeschäftigt werden und ihre Jobs verlieren, auf Basis einer Synchronsprecherin, die einen Stundenlohn von ca. 250 Euro abgelehnt und als Affront erachtet hat?
    Im Prinzip hast du dir die Frage selbst beantwortet und wiederholt, was ich gesagt habe: Es ist nicht die Schuld der Entwickler, dass im Management so schlechte Entscheidungen getroffen werden, was PR und Vergütung von Schauspiel- und/oder Stimmkünstlern betrifft (ich weiß nicht, ob du mit dem 250-Euro-Stundenlohn darauf anspielen wolltest, dass sie eigentlich doch ordentlich vergütet worden wäre – falls ja, kommen wir da nicht auf einen Nenner). Wenn der amerikanische und japanische (eigentlich eher schon weltweite) Markt derzeit so funktionieren, dass sie trotz dieses Wissens die Entwickler hinter entsprechenden Spielen nicht einstellen würden, ist das ein Systemfehler. Wir als Arbeitnehmer sollten nicht dafür verantwortlich sein, dass die Wirtschaft weiterhin so funktioniert, dass wir irgendwie darin überleben – die Wirtschaft sollte stattdessen für UNS funktionieren müssen. Wünschenswerte Änderungen erfolgen eben nur, wenn sich auch Menschen aus dem entsprechenden Sektor solidarisieren, die nicht direkt beteiligt sind, aber einen Einfluss darauf nehmen können.

    Das ist jetzt aber eine Ideologie, die ich rein von der Theorie her unterstützen würde, aber für eine tiefergehende, ambivalente Beantwortung dieser Frage spielt derzeit einfach zu viel Spekulation mit rein, weil (leider) kaum Präzedenzfälle existieren und auch in dieser Sache nicht wirklich abzusehen ist, dass Taylors Boykottaufruf einen spürbaren Effekt auf die Verkaufszahlen haben wird.

    Geändert von Ligiiihh (18.10.2022 um 11:07 Uhr)

  11. #2151
    Zitat Zitat von Ligiiihh Beitrag anzeigen
    Im Prinzip hast du dir die Frage selbst beantwortet und wiederholt, was ich gesagt habe: Es ist nicht die Schuld der Entwickler, dass im Management so schlechte Entscheidungen getroffen werden, was PR und Vergütung von Schauspiel- und/oder Stimmkünstlern betrifft (ich weiß nicht, ob du mit dem 250-Euro-Stundenlohn darauf anspielen wolltest, dass sie eigentlich doch ordentlich vergütet worden wäre – falls ja, kommen wir da nicht auf einen Nenner). Wenn der amerikanische und japanische (eigentlich eher schon weltweite) Markt derzeit so funktionieren, dass sie trotz dieses Wissens die Entwickler hinter entsprechenden Spielen nicht einstellen würden, ist das ein Systemfehler. Wir als Arbeitnehmer sollten nicht dafür verantwortlich sein, dass die Wirtschaft weiterhin so funktioniert, dass wir irgendwie darin überleben – die Wirtschaft sollte stattdessen für UNS funktionieren müssen. Wünschenswerte Änderungen erfolgen eben nur, wenn sich auch Menschen aus dem entsprechenden Sektor solidarisieren, die nicht direkt beteiligt sind, aber einen Einfluss darauf nehmen können.

    Das ist jetzt aber eine Ideologie, die ich rein von der Theorie her unterstützen würde, aber für eine tiefergehende, ambivalente Beantwortung dieser Frage spielt derzeit einfach zu viel Spekulation mit rein, weil (leider) kaum Präzedenzfälle existieren und auch in dieser Sache nicht wirklich abzusehen ist, dass Taylors Boykottaufruf einen spürbaren Effekt auf die Verkaufszahlen haben wird.
    Der Boykottaufruf wird keine merkbaren Effekte auf die Absatzzahlen haben, aber mir geht es um das Ansinnen dieser Person.
    Was die Fairness ihrer Vergütung betrifft, wenn wir von den hochgerechneten Werten basierend auf dem Vorgänger ausgehen: Ja, da kommen wir in der Tat nicht auf einen Nenner.

    Was den Soll-/Ist-Zustand der Wirtschaft in Bezug auf Arbeitnehmende angeht, stimme ich Dir vollumfänglich zu. Dieser wird aber nicht dadurch gekippt, dass Mitarbeitende für eine Einzelperson,die sich subjektiv ungerecht behandelt fühlt - und wo wir, wie Du bereits richtig hervorgehoben hast, in keinster Weise ein vollumfängliches Bild der Hintergründe und Umstände haben - über die Klinge springen. Genau das spricht gegen mein Verständnis von einem sozialen System: Denn hier leiden - zumindest in der Theorie - die ohnehin schlechter Gestellten (die Entwickler) zugunsten einer elitären Minderheit, der es nach eigenem Empfinden immer noch nicht gut genug geht (Helena Taylor in diesem speziellen Fall). Da sollte die Solidarität genau andersrum funktionieren.

    Die Entscheidung, Helena Taylor nicht weiter als VA zu favorisieren, als schelcht zu charakterisieren, würde ich vor dem Hintergrund des ganzen Dramas ebenfalls als kritisch bewerten.
    Von dem Bild ausgehend, das ich mir aufgrund der (zu wenigen) vorliegenden Infos gemacht habe, würde ich es als gute Management-Entscheidung bezeichnen. Das basiert aber natürlich auf Rückschlüssen, die ich aufgrund ihres Verhaltens gezogen habe und das ich als Indikator für eine schadhafte Zusammenarbeit und auch ein schlechtes Arbeitsklima erachte.

    Geändert von N_snake (18.10.2022 um 11:25 Uhr)

  12. #2152
    Zitat Zitat von N_snake Beitrag anzeigen
    Der Boykottaufruf wird keine merkbaren Effekte auf die Absatzzahlen haben, aber mir geht es um das Ansinnen dieser Person.
    Was die Fairness ihrer Vergütung betrifft, wenn wir von den hochgerechneten Werten basierend auf dem Vorgänger ausgehen: Ja, da kommen wir in der Tat nicht auf einen Nenner.

    Was den Soll-/Ist-Zustand der Wirtschaft in Bezug auf Arbeitnehmende angeht, stimme ich Dir vollumfänglich zu. Dieser wird aber nicht dadurch gekippt, dass Mitarbeitende für eine Einzelperson,die sich subjektiv ungerecht behandelt fühlt - und wo wir, wie Du bereits richtig hervorgehoben hast, in keinster Weise ein vollumfängliches Bild der Hintergründe und Umstände haben - über die Klinge springen. Genau das spricht gegen mein Verständnis von einem sozialen System: Denn hier leiden - zumindest in der Theorie - die ohnehin schlechter Gestellten (die Entwickler) zugunsten einer elitären Minderheit, der es nach eigenem Empfinden immer noch nicht gut genug geht (Helena Taylor in diesem speziellen Fall). Da sollte die Solidarität genau andersrum funktionieren.
    Ich verstehe den Standpunkt, von dem du aus argumentierst, und dieser scheint der hauptsächliche Scheidepunkt in unserem Empfinden. Ich finde, dass ein vermeintlicher Stundenlohn von 250 € nicht viel ist, weil man in der Vertonungsbranche nicht klassischerweise Vollzeit aufm Arbeitsplatz ist, sondern viel Zeit zwischendurch mit meist unbezahlter Anreise, Recherche und Selbstorganisation von Aufträgen verbracht wird (es gibt auch einerseits nicht so viel Arbeit, dass man die Woche damit vollstopfen kann, andererseits sollte man auch darauf achten, die Stimme nicht zu reizen und maximal 2–3 Stunden am Tag im Studio zu stehen). Ich glaube zwar, dass ihr damit korrekt liegt und bei Taylor sehr viel persönliche Missgunst mitspielt – was man an ihrer hanebüchenen Analogie mit dem Pflegebereich sowie an der nahliegenden Vermutung erkennt, dass sie keine vielgebuchte Künstlerin zu sein scheint – aber im Prinzip stimme ich ihr zu, dass die ihr angebotene Vergütung (falls die Behauptung denn stimmt) für ein Studio der Größe Nintendo/Platinum Games nicht angemessen war und dass sich das als gutes Beispiel in die bekanntgewordenen Fälle von Cheapskating im VA-Business einreiht. Im Falle eines unwahrscheinlichen Erfolgs des Boykottaufrufs würde ihr das ja auch nicht direkt Geld einbringen, aber zukünftigen, eher noch unbekannteren VAs womöglich bessere Preisangebote (wenn wir vom optimalen Fall ausgehen, dass die Konzerne auch wirklich diese Konsequenz aus der Sache ziehen würden – wie gesagt, ist das alles eher ideologisch und rein spekalutiv).

  13. #2153
    Zitat Zitat von Ligiiihh Beitrag anzeigen
    Ich verstehe den Standpunkt, von dem du aus argumentierst, und dieser scheint der hauptsächliche Scheidepunkt in unserem Empfinden. Ich finde, dass ein vermeintlicher Stundenlohn von 250 € nicht viel ist, weil man in der Vertonungsbranche nicht klassischerweise Vollzeit aufm Arbeitsplatz ist, sondern viel Zeit zwischendurch mit meist unbezahlter Anreise, Recherche und Selbstorganisation von Aufträgen verbracht wird (es gibt auch einerseits nicht so viel Arbeit, dass man die Woche damit vollstopfen kann, andererseits sollte man auch darauf achten, die Stimme nicht zu reizen und maximal 2–3 Stunden am Tag im Studio zu stehen). Ich glaube zwar, dass ihr damit korrekt liegt und bei Taylor sehr viel persönliche Missgunst mitspielt – was man an ihrer hanebüchenen Analogie mit dem Pflegebereich sowie an der nahliegenden Vermutung erkennt, dass sie keine vielgebuchte Künstlerin zu sein scheint – aber im Prinzip stimme ich ihr zu, dass die ihr angebotene Vergütung (falls die Behauptung denn stimmt) für ein Studio der Größe Nintendo/Platinum Games nicht angemessen war und dass sich das als gutes Beispiel in die bekanntgewordenen Fälle von Cheapskating im VA-Business einreiht. Im Falle eines unwahrscheinlichen Erfolgs des Boykottaufrufs würde ihr das ja auch nicht direkt Geld einbringen, aber zukünftigen, eher noch unbekannteren VAs womöglich bessere Preisangebote (wenn wir vom optimalen Fall ausgehen, dass die Konzerne auch wirklich diese Konsequenz aus der Sache ziehen würden – wie gesagt, ist das alles eher ideologisch und rein spekalutiv).
    Unbezahlte Anreise gehe ich mit, das würde ich dann unter Verhandlungsspielraum verorten bzw. bin relativ sicher, dass man die Summe mit ein wenig Geschick noch pushen kann. Hier wäre vor allem auch interessant zu wissen, was denn der tatsächliche Verlauf war (hat sie ihre Vorstellung geäußert, daraufhin kam ein Offer oder kam das zuerst oder wie auch immer) und wie viel Jennifer Hale jetzt verdient - was ja ausgehend von ihrer Reputation eher darüber liegen dürfte und dann andere Hintergründe der nicht zustande kommenden Zusammenarbeit mit Taylor erhärte könnte.

    Zur Selbstorganisation von Aufträgen kann ich nur sagen: Das ist das Los einer jeden Selbstständigkeit und das wird nie an den Kunden abgegeben. Ich kann als Berater ja auch nicht sagen "naja, da ich jetzt heute neben meiner Arbeit für Sie noch 2 Stunden für weitere Akquise aufgeboten habe, stelle ich Ihnen das auch anteilig in Rechnung". Das ist eben das Los eines solchen Berufsbildes und ich glaube, dass hier auch ein Faktor des Problems von Helena Taylor begraben liegt, nämlich dass sie abseits ihrer Bayonetta Rolle nicht so viele Folgeaufträge hat und dadurch ggf. dachte, sie kann ihre Forderungen pushen aufgrund der Verknüpfung, die sie sich mit der Figur Bayonetta angerechnet hat.

    Und ja, solche Fälle im Rahmen des öffentlichen Interesses können einen positiven Effekt für künftige Aufträge in der Branche haben. Es kann aber auch - sollte sich herausstellen, dass das Offer an Tayler gut / branchengerecht oder überdurchschnittlich war und / oder andere Faktoren da mit reinspielen, die auch ihr zu Lasten gehen könnten - einen Boomerang Effekt mit sich bringen und künftige Fälle, wo tatsächlich eine Ausbeutung gegeben ist, gegen das Interesse der Öffentlichkeit immunisieren. Zudem glaube ich der Frau nicht, dass sie da für das greater good einsteht. Dann hätte sie es direkt publik machen können. Ich glaube, der Schuh drückt jetzt, da das Spiel vor Veröffentlichung steht und es sie piekt. Sie tritt hier für ihr eigenes Selbstbild auf ("ich bin Bayonetta, nur ich darf die entsprechenden Autogrammkarten unterschreiben etc.") und nicht für eine "unterdrückte Berufsgruppe". Die nutzt sie nach meiner Einschätzung zufolge als Schutzschild und instrumentalisiert sie, genau so wie ihr haarsträubendes Vergleichsbeispiel von Pflegekräften.

    Lady, Du sprichst ne Videospielfigur und betreust nicht schwerkranke oder alte Menschen. Komm mal klar.

    Geändert von N_snake (18.10.2022 um 12:24 Uhr)

  14. #2154
    Jason Schreier hat sich der Sache angenommen und dem Bloomberg Artikel zufolge hätte Taylor 3000-4000$ pro Session bekommen und es wäre eine Endsumme von 15000$ gewesen.

    Taylor wollte aber eine Sechsstellige Summe haben, hat zu hoch gepokert und wurde dann durch Hale ersetzt.

    Anschließend hat Nintendo/Platinum Taylor eine kleine Cameo Rolle geben wollen für diese sie 4000$ bekommen hätte.

    Schreier ist eigentlich sehr gründlich und ich kann mir gut vorstellen, dass es so sein kann. Jetzt stehts Aussage gegen Aussage aber, da schon vorher die Sache seltsam war und Taylor durch Hale ersetzt wurde war wohl Geld in der vorher tiefgelegten Klasse nicht das Problem.

    Link zur Quelle:
    https://www.bloomberg.com/news/articles/2022-10-18/bayonetta-3-voice-actor-s-pay-dispute-overshadows-nintendo-game

    Geändert von Ninja_Exit (18.10.2022 um 21:07 Uhr)

  15. #2155

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Zitat Zitat von Ninja_Exit Beitrag anzeigen
    Jason Schreier hat sich der Sache angenommen und dem Bloomberg Artikel zufolge hätte Taylor 3000-4000$ pro Session bekommen und es wäre eine Endsumme von 15000$ gewesen.

    Taylor wollte aber eine Sechsstellige Summe haben, hat zu hoch gepokert und wurde dann durch Hale ersetzt.
    Sollte das stimmen, dann ist das ja richtig übel... Und das meine ich nicht im positiven Sinne Hellena Taylor gegenüber.
    Eine sechsstellige Summe können meiner Meinung nach max. die Sprecher von Die Simpsons verlangen und da werden Nancy Cartwright und Dan Castellaneta (Bart und Homer) mit je $400k pro Episode entlohnt (jedoch sprechen wir hier von einer Serie die seit 30 Jahren läuft und bei der die Stimmen inzwischen prägend sind). Zum Vergleich (auch wenn die Zahlen 8 - 9 Jahre alt sind) erhält der recht kleine Cast von Family Guy zwischen $175k bis $225k (und auch das dürfte inzwischen höher sein, wenn man bedenkt dass die Serie auch schon 20 Jahre läuft).

    Egal wie - ich denke mit der Aktion hat sie sich allgemein keinen Gefallen getan, denn auch wenn jetzt viele Leute ihr Rückendeckung geben, in der Branche wird sie nun vermutlich gemieden werden.

  16. #2156
    Dicken Respekt an Jason Schreier! Er hat sich ja praktisch (durch objektives Ermitteln an entsprechenden Stellen) den Ruf eines regelrechten "Game Industry Robin Hood" erarbeitet, und dann auch die Komplexitäten einer Story zu berichten, in denen die weniger Mächtigen ausnahmsweise fragwürdiger dastehen? Das spricht definitiv für ihn.

    Ich habe bisher nichts zum Thema gesagt, weil mir persönlich diese Videos ungemein unsympathisch waren und ich da erstmal auf mehr Informationen warten wollte. (Persönliche Sympathien sind halt nicht unbedingt die beste Grundlage, um auf irgendeinen Zug aufzuspringen! ) Aber ja, das jetzt bestätigt eigentlich meinen Eindruck, dass persönliche Kränkung da miiiiindestens eine relevante Rolle gespielt hat. Und das dann in einen Kreuzzug im Namen des Berufsstands verwandeln zu wollen, zumal mit einer seichten Verdrehung der Tatsachen ...? Nee, keine Sympathie von mir, so sehr ich Synchronsprechende auch als essentiellen Teil dieser Kunst respektiere und generell durchaus glaube, dass sie gerne mal eher billig abgespeist werden.

    Und der Vollständigkeit halber: Natürlich DICKEN Disrespekt für Bloomberg und seine shitty Paywall! =P

  17. #2157
    Hatte das auch auf der letzten Seite gesagt, dass ihre Videos und Argumente grenzwertig sind. Wenn das nun so gelaufen ist wie Schreier berichtet, dann war die Skepsis nicht unberechtigt. Was aber sehr interessant ist, ist, dass nun einige durchaus den Goalpost zu verschieben scheinen und die Argumente nun werden, dass die tatsächliche Gage auch nicht besonders viel gewesen wäre. Vielen ging es gar nicht um den konkreten Fall von Taylor, sondern darum, ein Licht darauf zu werfen, dass Synchronsprecher massiv unterbezahlt sind. Da war sie halt ein schöner Fall. Daher wurde dann gerne übersehen, dass ihre Videos selber recht fragwürdig waren.

  18. #2158
    Der Game-Consultant Serkan Toto hat hier aufgrund des Vorfalls mal eine Übersicht über die Gehälter in der japanischen Gamesbranche erstellt:

    https://twitter.com/serkantoto/statu...58485043335169

    Selbst wenn es jetzt 30% höher als vor ein paar Jahren + aufgrund von Wechselkursen ist, so sind die Summen schon nicht besonders hoch. Sollte also die Synchrosprecherin über 100.000 USD verlangt haben um eine Rolle einzusprechen wären das bis zum Doppelten von einem ordentlichen Programmierer. Das halte ich definitiv für zu hoch.

  19. #2159
    In Japan sind in diesen Industrien prinzipiell (fast) alle unterbezahlt, weil sie, selbst wenn sie halbwegs anständige Gehälter kriegen, so viele unbezahlte Überstunden schieben, dass sich das auch relativiert. Die japanische Arbeitswelt basiert auf Ausbeutung und Selbstausbeutung.

  20. #2160
    Die Bucketbeans haben sich mit ihrem Shametalk zu dem Thema auch wieder schön in die Nesseln gesetzt
    Schön unifnormiert direkt auf den Zug aufgesprungen und rumgenölt. "Journalismus" diese ^^ Zum Glück gibt es noch Personen, die nicht irgendwelche unausgebildeten Hobby-Berichterstatter auf ner Videoplattform sind, sondern ordentliche Arbeit machen und ordentlich recherchieren - oder eben erstmal keine Wörter wie "Boykott" in den Mund nehmen.

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