Kinder lernen durch Nachahmung. Sie machen nach, was sie sehen, und sie wollen dazugehören. Wie jeder andere Mensch auch. Also kopieren sie Verhaltensweisen, die ihnen als erstrebenswert vorgelebt werden.
Das sind zuerst die Eltern, dann das weitere Umfeld sowie das, was sie in den verschiedenen Medien aufnehmen. Im Endeffekt "die Gesellschaft". Das klingt so schön abstrakt, sind aber im Endeffekt wir alle, also auch du und ich (nicht umsonst heißt es: "Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf"). Pauschal auf die scheiß Jugend schimpfen geht also bös nach hinten los, denn irgendwo her müssen sie es ja haben. Konkret: Von denen, die ihnen vorleben, dass man mit laut, assig, rücksichts- und skrupellos sein erfolgreicher durchs Leben kommt und dieses Verhalten offenbar gesellschaftlich erwünscht sein muss. Also von uns, den vorangehenden Generationen.
Autsch.
Ich weiß nicht, ob die Tatsache bedenklich ist, dass die Kinder da mittlerweile ganz natürlich mit aufwachsen. Wir sind ja schließlich auch ganz natürlich mit der Anwesenheit des Fernsehers aufgewachsen und, aller Hysterie zum Trotz, trotzdem nicht bleibend dadurch geschädigt worden. Jedenfalls dann nicht, wenn ein verantwortungsvoller Erwachsener dabei war, der Grenzen gezogen und durchgesetzt hat.
Ich seh die Gefahr durchaus und zweifle auch sehr stark daran, dass ein kleines Kind bereits ein Smartphone "braucht" (mal realistisch betrachtet, wer "braucht" so ein Ding wirklich? Dürften die wenigsten Leute sein. Es ist eher komfortabel, eins zu haben). Ich denke, dass es gut ist, wenn ein Kind so schnell wie möglich den Umgang damit erlernt, möglichst spielerisch. Das heißt aber nicht, ihm so ein Teil in die Hand zu drücken und damit allein zu lassen. Wie soll es Wichtiges von Unwichtigem oder gar Gefährlichem trennen können, wenn ihm das niemand beibringt?
Diese technischen Entwicklungen bedienen und verfolgen zu können, wird in absehbarer Zeit vermutlich ebenso wichtig werden wie lesen und schreiben. Das muss einem nicht gefallen, aber ich denke, es wird so kommen. Allein - nur, weil mein Kind jetzt schreiben kann, darf es trotzdem nicht "Peter stinkt" auf Nachbars Auto kalligraphieren.
Ich glaub, die Kompetenz zu vermitteln, wo Möglichkeiten und Gefahren, wo Freiheiten und wo Grenzen liegen, das ist der Punkt, an dem angesetzt werden muss. So wie du schon ganz richtig schreibst. Und wenn da Kompetenzvermittler fehlen, dann muss das ganz schnell geändert werden.
Übrigens: Ich besitze ebenfalls kein Smartphone. Nicht, weil ich diese Dinger grundsätzlich ablehne. Sondern weil ich keins brauche. Sobald sich das ändert, werd ich mir eins zulegen.