Der Heizkeller der ehemaligen Squatter-Absteige diente als provisorischer Meeting Raum. Zwischen dem unüberschaubaren Gewirr an Rohren, die wie dicke Würmer in Wänden und Decken feststeckten, wurden ein ausklappbarer Stuhl und ein Tisch hingestellt, hinter dem Sahin Platz genommen hatte. Die täglichen Geschäfte liefen weiter und viele Probleme bedurften einer Entscheidung, unabhängig davon ob ein Haufen miesgelaunter, geisteskranker Streetgangers nach ihm wie besessen fahndete. Anfer kam herein und stellte sich mit ihrem Tablet neben den Tisch. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie der Bildschirm des Geräts einen bläulichen Schein auf ihr Gesicht warf und die Gesichtszüge einer professionellen, strengen und konzentrierten Frau offenbarte. Sahin hatte keine Zeit den Gedanken weiter zu verfolgen, denn im nächsten Augenblick stolzierte auch schon sein erster Termin herein.

Hubert Heinzl blieb mit einem zerstreuten Gesichtsausdruck vor Sahin stehen und beäugte argwöhnisch die ungewohnte Umgebung. Ein gebürtiger Bayer mit Bierbauch, einem fleischigen Gesicht mit ständig geröteten Wangen und buschigen grauen Augenbrauen. Er war zuständig für die Finanzen sämtlicher legalen Unternehmungen und ihm kam nicht nur die Aufgabe zu, die Bücher sauber zu halten sondern der ganzen Sache ein sauberes, freundliches Gesicht zu geben. Ein auf den ersten Blick angenehmer Onkel, der gerne mit kleinen Kindern herumalbert und den ganzen Stammtisch durch seine Anekdoten zum Lachen bringt. Doch hinter den lachenden Augen verbirgt sich ein unnachgiebiger, ehrgeiziger Geschäftsmann, der keine Fehler toleriert und das Spiel der Sympathie perfekt beherrscht.

"Na da brat mir einer nen Storch." sagte er in seinem starken bayrischen Dialekt, "Es ist eine Schande, eine wahre Schande! Ein Mann wie sie, an einem Ort wie diesem. Eine Schande, sag ich!"

"Machen sie sich keine Sorgen um mich, Heinzl. Das ist temporär."

Doch so leicht konnte der Dicke seine gespielte Empörung nicht überwinden. "Kein Wunder, dass hier alles den Bach runter geht! Stellen sie sich vor, wenn gute und fähige Leute wie sie sich verstecken müssen. Dann regieren nur noch dumme Nichtsnutze da draußen. Ich habe zu meiner Frau gsacht, der Herr Sahin wird wissen was zu tun ist. Die werden ihn nicht so einfach unterkriegen. Oh nein, ihn bestimmt nicht. Dann höre ich, dass wieder Krieg herrscht und nein, meine Damen und Herren, das ist keine Übertreibung. Es ist Krieg! Jeder gegen jeden! Ich will zu Herrn Sahin, mich erkundigen ob er wohlauf ist, mit ihm das weitere Vorgehen bereden, doch man sagt mir er ist nicht zu sprechen. Immer wieder probier ichs und jedes Mal heißt es 'Er ist nicht zu sprechen.' Ja, sog amoi, sind die noch ganz bei Trost?"

Sahin hatte die Arme auf dem Tisch verschränkt und stützte seinen Kopf mit der Hand. Heinzl wird eine Weile brauchen. Kann er nicht einfach 'Hallo' sagen wie normale Menschen, dachte Sahin. Erneut fiel ihm das bläulich glühende Gesicht Anfers ins Auge. Auch Sie schien mit nur einem Ohr hinzuhören. Ihre schlanken Finger tänzelten auf dem Display, das sich in ihren Brillengläsern spiegelte. Die tiefschwarzen Haare waren fest nach hinten gekämmt und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was ihr perfekt proportioniertes, olivfarbenes Gesicht betonte. Sie war die Second-in-Command, Sahins rechte Hand. Wollte jemand mit dem Boss direkt sprechen, musste er an Anfer vorbei. Sie entschied was Sahins Ohr erreichte und was seine Zeit nicht wert war. Auf den Straßen war sie berüchtigt für ihre kühle Distanziertheit und ihre Fähigkeit, Dinge in Gang zu setzen. Als Sahin gezwungen war unterzutauchen, war sie diejenige, die diese Zuflucht in letzter Minute organisiert hatte. Für die letzten fünf Tage schulterte sie praktisch die gesamte Organisation.

"Sagen sie mir, Herr Sahin. Bitte sagen sie mir, wann werden sie uns denn wieder in München besuchen kommen?"

Sahin brauchte eine Sekunde bevor er merkte, dass der Redeschwall aufgehört hatte. Heinzl schaute ihn erwartungsvoll mit seinem eingefrorenen Lächeln an.

"Uns?"

"Na mich und die alte Dame natürlich!"

"Herr Heinzl", übernahm Anfer das Wort. Ihre Stimme war ruhig aber bestimmt.
"Wir werden ihnen gerne Bescheid geben, sobald das möglich sein wird. Ansonsten schlage ich vor, wir kommen jetzt zur Sache. Es gibt viel zu tun für uns heute."

Gerettet, dachte Sahin und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Was folgte war eine Zusammenfassung seiner finanziellen Situation. Wie erwartet waren die Zahlen dürftig. Immer noch pochten seine Manager darauf, die ursprüngliche Versorgung ihrer Läden wiederherzustellen. Mehr als die Hälfte der legalen Ventures mussten entweder dicht machen oder viele Artikel aus dem Sortiment nehmen. Vom Bandenkrieg kaum betroffen waren dagegen die kleinen Lokale und Clubs in den feineren Einkaufsmeilen Kölns. Hier war die KE Präsenz selbst für die Colonias ein Problem, die es sich zwei Mal überlegen mussten ob die Zerstörung eines Bistros die Konsequenzen rechtfertigen würde.
Sahin überflog die Bilanzen und erlaubte Heinzl den Handel hier und da wieder in Gang zu setzen. Dieser tat zwar erfreut, doch Sahin konnte sehen, dass er nicht allzu glücklich war. Die meisten trauten sich nicht direkt gegen den Boss zu wettern, doch mit Heinzl, Sahins Sprachrohr und Schoßhündchen, hatten sie den perfekten Sündenbock, an dem sie ihren Frust auslassen konnten. Er würde zu hören bekommen, dass mehr gemacht werden müsse um den Schaden wieder aufzuwiegen. Man wird ihm damit drohen die Zahlung der Franchisegebühr einzustellen, was unterm Strich nicht mehr war als ein Bullshit-Name für Schutzgeld.

"Sollen sie es doch versuchen.", entgegnete Sahin genervt.
"Der letzte Schlips, der zu mutig wurde und auf dicke Hose machte treibt gerade Richtung Nordsee. Gib es ruhig so weiter an die Anderen. Sie alle reiten auf dem Rücken des Untergrunds und der hat sich gerade in einen wilden Stier verwandelt. Nicht diese White Collar Arschlöcher sondern ich bin derjenige, der zusehen muss, dass er nicht abgeworfen und totgetrampelt wird."

Nachdem alles geklärt war, bedankte sich Heinzl auf umständliche Weise und verließ den Raum. Anfer tippte noch etwas in ihr Tablet und ging ebenfalls hinaus um den Nächsten herein zu rufen. Das ist wie in einem dieser stinkenden Chop Shops hier unten, ärgerte sich Sahin. Die Atmosphäre stimmt bereits, was fehlt ist nur noch ein blutverschmierter OP-Tisch in der Mitte und ein dubioser Kerl mit Kittel und Mundschutz.

Es kamen mehrere hochrangige Leutnants sowie Informanten, die die Straßen nach allen möglichen Informationen abgrasten und nun Bericht erstatten sollten. Das Syndikat war immer noch intakt und bestimmt wird es noch weiter funktionieren, selbst nachdem ich bereits zerteilt auf dem Grund des Rheins liege, überlegte Sahin. Er klärte einige kleinere Dispute zwischen seinen Untergebenen und erhöhte oder verminderte die Präsenz der Yaban in den verschiedenen Stadtbezirken Kölns.

So ging es weiter, bis der lange Tag sich irgendwann dem Ende zuneigte. Sahin konnte es kaum erwarten, hier endlich raus zu kommen und das lästige Brummen irgendeines Boilers so weit hinter sich zu lassen wie nur möglich. Es schien als hätten ihm die Meetings neue Energie verliehen. Er war voller Tatendrang, spielte sogar mit dem Gedanken Anfers Vorschlag zu folgen und im Trainingsraum ein paar Gewichte hin und her zu schieben. Immer noch sitzend hatte er seinen Fuß auf die Stuhlkante gestellt, sein Arm balancierte lässig auf dem angewinkelten Knie.

"Nur noch einer übrig.", verkündete Anfer und verschwand wieder irgendwo im Flur um den Letzten herein zu bringen. Der ohnehin enge Raum schrumpfte noch ein Stück als die Gestalt ihn betrat. Der Kopf reichte fast bis zur Decke, er musste sich einige Male zur Seite lehnen um an den hervorstehenden Rohren vorbeizukommen. Gustav Deutsch drückte Sahins Hand und nahm eine lockere Habachtstellung an, das heißt Beine auf Schulterbreite und Hände hinter dem Rücken verschränkt.

Gustav war einer der Wenigen, die damals Sahin folgten und die Grauen Wölfe verließen um einen Shadowrunner Trupp zu gründen. Er war auch derjenige, dessen militärisches Training und jahrelange Kampferfahrung dafür gesorgt haben, dass nahezu alle Jobs erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Es waren insbesondere die High Profile Wetworks, die Yaban den wertvollen Respekt im Untergrund einbrachten. Nachdem die Organisation nicht mehr ausschließlich auf Runs angewiesen war und in andere Bereiche vordrang, konnte sich Gustav weiterhin als wertvolles Asset behaupten, sei es als Hitman oder Bodyguard für VIP's. Hin und wieder übertrug ihm Sahin delikate Operationen, die ihn oftmals durch ganz ADL führten.

"Rühren, du alter Chummer.", sagte Sahin. Gustav entspannte sich ein wenig und ließ den Blick kurz durch den Raum wandern.

"Da werden Erinnerungen wach. Habe mich mal vor den Albanern in einem Loch wie diesem hier versteckt. Fühlt sich an wie eine Ewigkeit."

"Mussten sie dich vorher zusammenklappen damit du rein passt?"

Gustav schnaubte amüsiert durch die Nasenlöcher. Seine Stimme war tief und rau, wie die eines Kettenrauchers.

"Ich muss 11 gewesen sein.", erinnerte er sich.
"Als kleiner Hosenscheißer konnte ich mich nahezu vogelfrei durch die Stadt bewegen. Süden, Norden - scheißegal. Deshalb greifen die Gangs gerne auf Kids zurück. Nach außen hin ein gut gekleideter, harmloser Junge der sich beeilt um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Unter den Klamotten hat er aber Plastiktüten voll mit feinstem Kokain um den Bauch geschnallt. Und so lief ich von Club zu Club, von Hotel zu Hotel und brachte sauberen Schnee zu den Kunden, die es dann weiter an ihre anspruchsvollen Gäste vertickten."

"Auch ein Weg sich das Taschengeld aufzubessern."

"Ja, bis irgendjemand Wind davon bekommt und was vom Kuchen abhaben will. Die Territorien waren nämlich zwischen den Wölfen und Albanern aufgeteilt worden. Es gab keine Überschneidungen, es gab keinen Stress. Doch irgendein Drekhead aus deren Crew hat entschieden, dass für ihn die Regeln nicht mehr gelten. Hat mich auf meinem Botengang abgefangen und windelweich geprügelt. Meinte, ich solle ihm von jetzt an eine Gebühr bezahlen, damit ich seine Straßen benutzen durfte. Hielt mich für einen kompletten Idioten. Ich hätte damit natürlich gleich zu meinem Boss gehen sollen, aber die Abreibung konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Als er mich wieder bedrängte, lockte ich ihn in eine leere Gasse und verpasste ihm 3 Kugeln in die Fresse. Habe vorher noch so getan als wär ich verunsichert und würde zögern. Wie in den Filmen, weißt du? Um falsche Hoffnung zu geben? Stellte sich dann heraus er war der Schwager eines hochrangigen Offiziers bei den Albanern und die haben die Jagd nach mir eröffnet. Auf einen Efjährigen!"

Gustav wandte langsam den Kopf hin und her, so als könne er es selber nicht glauben.

"Und so lebte ich 2 Monate wie ein Troll in einer Höhle. Solange bis sich alles beruhigt hatte. Seitdem waren die nicht gut auf mich zu sprechen, stelle sich das einer vor. Fühle mit dir, Boss."

"Tolle Geschichte."

"Ich bin reich an lehrreichen Anekdoten, Boss. Aus dieser Geschichte hab ich gelernt, niemals jemanden umzulegen ohne ihm später die Zähne rauszuziehen und den Rest in Säure aufzulösen."

"Ich nehme an, die Sache mit den verschwunden Nuyen hat sich aufgeklärt."

"Ja. Habe die Credsticks bis nach Frankfurt verfolgt. Zwei mittelose unvercyberte Chipheads hatten mehr Glück als Verstand. Als unser Halbling einen Abstecher in sein lieblings Sexkaff machte und die Tasche unbeaufsichtigt ließ, haben Dick und Doof die Gunst der Stunde genutzt und sich das Ding geschnappt. Haben sich schnurstracks aus dem Staub gemacht, wollten irgendwo untertauchen. Es dauerte nicht lange bis sie sich einen Decker gesucht haben damit er die Dinger für sie knackt. Sind an Einen von uns geraten, der sich sofort bei mir gemeldet hat. Den Rest kannst du dir denken. Was soll ich mit dem Zwerg machen, Boss?"

Ihn nochmal als Kurier einsetzen bestimmt nicht, dachte Sahin.

"Ich benötige seine Dienste nicht mehr."

Gustav nickte. Er hat den Wink verstanden.

"Was auch immer gerade bei dir noch so ansteht…"

"Bereits gecancelt, Boss."

"Gut. Ich brauche dich hier in Köln. Lass dir von Anfer eine Bleibe organisieren und warte auf Anweisungen. Ein Informant wird sich bei dir melden und dann wirst du wissen was zu tun ist."

"Aye. Darf ich fragen was eigentlich vorgefallen ist? In den Straßen wimmelt es nur mit Cops und Gangers."

Sahin kaute an seinem Daumennagel. Das hat er sich in den letzten fünf Tagen hier angewöhnt. Eine Zeitlang war der Raum erfüllt von leisem metallischen Rattern und dem geisterhaften Geräusch von zirkulierendem Wasser irgendwo hinter den Wänden. Plötzlich stand er wieder vor der St. Mauritius Kirche. Es war eine sternenlose Nacht. Der Platz wurde von einer einzigen Straßenlampe beleuchtet. Das Licht brannte in den Augen und Sahin wandte seinen Blick ab. Benito stand auf ohne ihn direkt anzusehen und kam näher. Beide hatten Bodyguards bei sich, Sahin fünf, Benito drei. Als er durch den Lichtkegel schritt, bemerkte Sahin sein mitgenommenes Gesicht. Er blieb nur wenige Meter vor Sahin stehen.

"Here we are now.", sagte Benito schließlich.

"Hast du die deutsche Sprache verlernt?"

Benito spuckte auf den Boden und fing an auf und ab zu gehen, die Arme in die Hüften gestemmt, seinen Blick auf den Boden gerichtet. Die Bewegungen hatten immer etwas affektiertes, als wäre er ein jugendlicher Möchtegerngangster, der vor seinen blöden Freunden imponieren musste.

"You see the three fuckers over there?", sagte er ohne stehen zu bleiben und nickte leicht mit dem Kopf in Richtung seiner Leibwächter.

"Nicht zu übersehen. Wie viele hast du auf den Dächern?"

Benito streckte seine Hand aus und sein Zeigefinger und Daumen bildeten eine Null.

"I don't buy it, asshole.", sagte Sahin und erinnerte sich an das Zeichen, das er seinen Scharfschützen geben würde um Benito und seine Männer innerhalb von wenigen Sekunden mit Blei vollzupumpen. Der Andere zuckte nur die Achseln und kratzte sich am Hinterkopf. Die Geste hatte etwas Verzweifeltes.

"Da ist niemand sonst, Mann.", sagte er nach kurzem Schweigen.
"Nur ich und diese Clowns hinter mir. You know what they gonna do to me once we leave here?"

Sahin warf einen Blick hinter Benito. Die drei Männer waren bis an die Zähne vercybert, mit modifizierten voll-automatischen SCARs im Anschlag. Anscheinend verstanden sie kein Englisch oder es war ihnen egal, was ihr Boss vom Stapel ließ.

"They gonna kill me, man. Straight up fucking kill me and there ain't nothin' I can do about it. I'm fallen from grace. Hundefutter, nicht mehr, nicht weniger. Ich wette der Sizilianer war auch schon bei dir, nicht wahr? ••••••• hat bestimmt gesagt, dass du die neue Bitch der Capos sein wirst und sie mit mir fertig sind. Nur eine Frage der Zeit bis sie mich abservieren. Good riddance."

"Ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn ich nicht gleich in Tränen ausbreche. Weißt du wie viel Geld mir dein Kreuzzug gekostet hat? Kann mir nur vorstellen wie viel deine Bosse verloren haben."

Mit nur einem Schritt stand Benito direkt vor Sahin, Ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. In seine Augen brannte es lichterloh.

"Your money!? Dein scheiß Geld?", schrie er.
"Ich scheiße auf dein Geld, ich ficke dein Geld mit meinem Schwanz bis es Löcher hat, du blöder Hund! Wird Geld mir meine Schwester zurück bringen, hm? Wird es alle 24 Kugeln aus Sofias Körper rausziehen und sie wieder lebendig machen? Das ist meine Familie, um die es geht! Meine scheiß Familie, du Dreckskanake! Pezzo di merda!"

Außer Atem spuckte er wieder auf den Boden. Sahin hörte, wie seine Bodyguards ihre Waffen in Position brachten und hob eine Hand um sie wieder zurückzupfeifen. Er hatte bereits eine gründliche interne Untersuchung veranlasst, um herauszufinden ob tatsächlich einer aus seinen eigenen Reihen zu ehrgeizig geworden war und auf eigene Faust losgezogen ist. Doch selbst Gustav stieß irgendwann auf Sackgassen und bisher hat er immer alles rauskriegen können. Aber versuch das mal einer Benito zu verklickern.

"Und wenn ich dir sage, dass ich nichts damit zu tun hatte."

"Dann sage ich dir, dass du full of shit bist!"

"Was willst du dann von mir?", fragte Sahin resigniert.

"Sag mir einfach die Wahrheit, Mann. Nur zwischen mir und dir. Between you and me. Du hast gewonnen, ich hab verloren, okay? Sag jetzt einfach die Wahrheit damit ich friedlich ins Gras beißen kann."

Sahin verlor die Geduld.

"Ich habe sie nicht erschiessen lassen, wie oft zum Teufel soll ich dir das noch sagen? Warum sollte ich überhaupt meine Geschäfte und meine Leute in einen Bandenkrieg hineinziehen und alles aufs Spiel setzen was ich aufgebaut habe?"

Benito schüttelte trotzig den Kopf.

"It was you, man. I know it was you!"

"Außer deinem blöden Gerede hast du keinen einzigen Beweis."

"Beweise, ja? Das willst du, Beweise? Wie wärs mit den macchine, die deine kleinen figli di puttana gefahren haben? Sie alle kamen aus deiner Scheune!"

"Wovon sprichst du?"

"Die Autos, Mann. Die schwarzen Jeeps ohne Nummernschilder. Ein Vögelchen hat mir alles gezwitschert. Du denkst du bist der einzige mit Kontakten, eh amico? Aber ich spiele dieses Spiel länger als du! Ich habe Augen und Ohren überall. Die Autos kamen aus Amerika, sie wurden von einem deiner Leute nach Deutschland verschoben und in einem deiner Shops frisiert! Willst du sagen das war Zufall, hm?"

Das war neu, aber wenn man darüber nachdenkt nicht allzu prekär. Nachdem die Autos neu lackiert sowie mit neuen ID's ausgestattet wurden, verließen sie die Werkstatt entweder in Richtung Autohaus oder sie wurden direkt zum Kunden transportiert. Was man dort mit ihnen anstellt ist nicht mehr Sahins Problem. Er nahm es sich trotzdem vor, Anfer den Auftrag zu geben einige Nachforschungen anzustellen. Die Yaban hatte sehr wenig mit Autoschieberei zu tun, hauptsächlich für den eigenen Gebrauch und in Form exotischer Geschenke für hohe Tiere in den Kons. Es dürfte nicht besonders schwerfallen den Shop und den Schieber ausfindig zu machen.

"Benito, hör mir jetzt zu. Es hätte sonst wer sein kö…"

Und genau in diesem Augenblick brach die Hölle los.