Und wenn das nun das Ziel war, die Leute bewusst zu verwirren?Zitat
HervorragendZitat
Weil Theater wie Film schauen ist, bloß in echt ist und so mit echten gefakten Körperflüssigkeiten auf der Bühne, ohne Schnitt und Nachbearbeitung! Ganz real und analog sozusagen.
Was ist denn audiovisueller als die direkte sinnliche Erfahrung, die man bei einem Schauspiel auf der Bühne hat ^^ Zumal mir der Bereich Handlung, Musik, Schauspielkunst etc. doch direkt zu Film, Kino, TV organisch zu passen schienZitat
Das Problem ist, dass sich diese Art des modernen Theaters als besondere Abgrenzung zum Pomp- und Kostümtheaters entwickelt hat und selbst Brecht noch zu steif findet und darin eben seine avantgardistische Anti-Haltung und damit seinen Stil ausdrücken will aber leider nicht kapiert hat, dass sie damit schon seit mindestens zwei Jahrzehnten längst im Mainstream sind. Wenn, mir fällt der Name des Intendanten nicht mehr ein, jemand nun inzwischen sagt, dass er es auch mal wieder schön fände eine aufwendigere Inszenierung zu machen und dann wie in einem Durch der Verfall des Theaterstils daran beklagt wird, müsste ich mir inzwischen nicht selbst irgendwie absurd vorkommen? Ich teile also durchaus die Kritik an der Stelle aber es gibt auch nicht gar so minimalistische Veranstaltungen ohne das sie aber auch auf ne Ebene des Kostümtheaters abheben. Ich kann persönlich auch nichts mit Vorstellungen anfangen, die einzig allein die scheinbar intellektuelle Brillianz des Aufführenden zur Schau stellen sollen und dann nur ein verkopftes Kreiswichsen ist, wo man sich in seiner ganz besonders ausgefeilten Symbolik beweihräuchert.Zitat
Brecht erhob schon den Genuss für den Zuschauer zu einem relevanten Kriterium, was auch der Grund ist, warum selbst heute noch die meisten Brecht-Aufführungen (die ich gesehen habe) auch bei mir als Zuschauer sehr gut ankommen, weil der Genuss auch schon im Stück selbst mit angelegt ist.Zitat
Sie werden dafür ja auch stark, zu Unrecht wie ich finde, auch kritisiert. Gleichwohl würde ich schon sagen, dass derjenige, der die Aufführung dann schließlich umsetzt durchaus auch Gestaltungsfreiheit haben sollte jetzt generell auf das Theater bezogen. Bloß die immer gleiche Aufführung zu geben, mag dann auf Dauer dann auch nicht mehr erfüllend sein. Das Glück an Musicals ist, dass sie zumeist relativ zeitlos sind. Theaterstücke sind mitunter auf eine Aktualisierung angewiesen, um das Publikum eben auch noch ansprechen zu können. Das Problem ist eben, dass wir eigentlich mit dem, was mal irgendwann in den 60ern/ 70ern skandalös war heute im Mainstream angekommen sind und das den Leuten eben auch nichts mehr so wirklich gibt. Brecht selbst war nämlich auch nie so minimalistisch bzw. intellektuell verstopft wie die Regisseure heute vielerorts, die sich eben nicht vorwerfen lassen wollen Theater von gestern zu machen, aber genau eben das tun, weil sich der Maßstab dafür inzwischen verschoben hat. Außerdem wird einem Publikum, dass in den dargstellten Stoffen nicht drin steckt, häufig damit eine ziemlich hohe Barriere gebaut.Zitat
Ich hatte das Vergnügen mal zu einer Aufführung des Faust eingeladen worden zu sein. Hätte ich den Faust nicht gekannt, hätte man durchaus Probleme gehabt dem Geschehen in irgendeiner Form gedanklich zu folgen. Wir sind eigentlich mit dem modernen Theater stellenweise an einen Punkt gekommen, vor dem Brecht schon vor Jahrzehnten stand als er postulierte, dass das Theater eben auch zum Arbeiter hin geöffnet werden müsse.
Persönlich würde ich auch das dazwischen bevorzugen. Ich suche mir dafür dann schon entsprechende Theater wo ich keine "ich-geh-zum-Lachen-in-den-Keller"-Aufführung des Faust oder eine auf höchsten (und damit unverständlichen) metaphorischem Niveau gespielte Nibelungen-Inszenierung anschauen muss, auch wenn ich mich damit vielleicht als Kleingeist oute. Ich habe aber manchmal bei den Kritikern auch nicht unbedingt das Gefühl, als würden sie die Vorstellungen über die sie schreiben auch wirklich begreifen. Also Symbolik und Metaphorik gerne aber die müssen intelligent und genüsslich in das Geschehen eingebettet sein und nicht zum Selbstzweck werden. Ein Musical- oder Musiktheater-Fan muss ich ganz ehrlich sagen, bin ich nicht so. Ich kann mich dafür begeistern wenn im brechtschen Sinne Musik zur Untermalung der Aufführungen eingesetzt wird, aber es sollte nicht hauptsächlicher Inhalt sein. Das fände ich dann wiederum anstrengend, anders bei der Oper da mag ich das wiederum ganz gerne. Musicals sind mir dann wiederum auch ein bisschen zu grell und zu bombastisch in der Inszenierung da mag ich es nicht direkt minimalistischer aber gerne etwas weniger ... bemüht.
Wo ich vorhin Faust erwähnt habe: Eine besonders sehenswerte Aufzeichnung einer Faust-Aufführung ist die von und mit Gustav Gründgens als Mephisto. Außerordentlich sehenswert und eben auch als Film zu haben. Da sieht man auch die richtige Intensität bei ihm beim Spielen seiner Rolle. Bombastisch aufgemacht ist die Inszenierung für meine Begriffe eben auch nicht. Natürlich aber nach heutigen Maßstäben nicht minimalistisch genug. Und wohl auch zu humoristisch aufgemacht xD
Ein Stück das ich vor ein paar Jahren schon gesehen habe und letztes Jahr bei mir auch mal wieder auf dem Spielplan stand war "Die Tauben". Eine witzig-absurde Geschichte mit leichtem Bezug zur Finanzkrise aber eher der Flucht aus dem leistungsorientierten Arbeits- und Familienalltag. Ist leider jetzt auch schon bei mir wieder fast nen Jahr her als ich das letzte Mal eine Aufführung besucht habe. Erst keine Zeit, jetzt kein Geld. Aber leider hab ich auch keinen der mit mir hingehen würde, was das ganze zu einer Privatsache macht und man möchte doch ganz gerne, mal über das Gesehene reden und sich austauschen. Das trägt auch nicht unbedingt mehr zur Lust bei.