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Ehrlich gesagt sehe ich überhaupt kein "größer, höher, weiter" als Konzept in Square Enix aktuellem Ansatz. Im Gegenteil. Das bezieht sich doch grade ausschließlich auf den oberflächlichen, nominalen Umfang der Ebenen, aus denen sich die Spielwelt zusammensetzt, und eventuell noch einige technische Aspekte. Davon abgesehen jedoch habe ich viel mehr das Gefühl, dass die Spiele quantitativ immer kleiner und minimalistischer werden. Es gibt weniger NPCs, weniger (spielbare) Partycharaktere, weniger Summons, weniger oder gar keine Luftschiffe mehr, weniger Städte, weniger individuelle Orte generell, darin weniger klimatische und thematische Abwechslung, weniger Dialoge, weniger Cutscenes, weniger Videosequenzen, weniger oder bedeutungslose oder gar keine Minigames usw.
Ich wäre viel zufriedener damit, wenn sie es schafften, die Welt riesig wirken zu lassen, ohne dabei den Spieler mit den negativen Nebenwirkungen wie langen Laufwegen zu konfrontieren. Das würde nicht nur von Cleverness zeugen, sondern auch viele neue Möglichkeiten des World Buildings eröffnen, die sie sich mit der derzeitigen Herangehensweise definitiv verbaut haben. In FFV gab es drei verschiedene Welten! Wäre heute undenkbar, weil sie alles bis ins kleinste Detail ausgestalten wollen würden. Muss aber gar nicht sein.
Letztenendes geht es mir als Konsument aber nunmal nicht um beeindruckende Zahlen auf dem Papier, sondern um das, was ich im Spiel direkt wahrnehme und bei aller Immersion glaube. Eine Ebene, die noch so weitläufig ist, bei der man aber irgendwann gegen unüberwindbare Grenzen rennt und sie immer nur aus der Ameisenperspektive sieht, empfinde ich als kleiner und beschränkter als eine Welt, die ich umrunden kann, und arbeite sie noch so sehr mit Symbolik und Platzhaltern. Ich glaube nicht, dass sich die Auffassungsgabe und das Phantasiepotential der Spielerschaft in den vergangenen zehn Jahren so sehr verändert hat, dass so etwas heute nicht mehr funktionieren würde. Square Enix glaubt das, und/oder lässt nichts anderes mehr durch ihren eigenen, in die falsche Richtung kanalisierten Ehrgeiz zu.
Sie haben den Aufbau und damit gleichsam eine ganze Menge narratives Potential auf dem Altar des visuellen state-of-the-art Bombasts geopfert. Ich sage nicht, dass man in allen möglichen Dingen zu den Old-School-Ways of yore zurückkehren sollte, aber der Preis, den die Fixierung auf Realismus bezüglich der Spielwelt bei den Ausmaßen, die das inzwischen annimmt, einfordert, ist mir persönlich gewiss zu hoch und nicht im Mindesten lohnenswert. Ich sehe heutzutage Indie-Games mit einem Budget von ein paar Tausend USD, die das hinkriegen, was Square Enix mit ihren monströsen Geldmitteln und Personalaufgebot verlernt hat, weil erstere sich nicht ständig in ein enges Korsett von ungeschriebenen Konventionen und Regeln zwängen.
Ob das nur daran liegt, dass kleinere Entwickler weniger zu verlieren haben? Die Verweigerung, an guten Ideen festzuhalten und stattdessen null Risiko einzugehen stört mich bei so einem Riesenunternehmen wie Square Enix schon sehr. Wobei man darüber streiten kann, inwieweit traditionellere Elemente wie rundenbasierte bzw. Nicht-Echtzeit-Action-Kampfsysteme oder Weltkarten usw. überhaupt ein echtes Risiko darstellen würden und wie hoch die Akzeptanz der Leute wäre. Gibt positive Beispiele, wo das auch heute noch super klappt. Vor allem aber würde es eine ganz eigene Wirkung entfalten, wenn Square Enix damit ein Statement setzen würde und voll dahinter stünde. Früher haben sie Trends gesetzt, heute richten sie sich nach Trends. Davon ganz abgesehen kann ich mir nicht vorstellen, dass die meisten Fans was dagegen hätten, mal wieder eine größere Party (und mehr direkte Kontrolle über diese) oder mehr Städte zu bekommen.