Nun fangen wir aber letztendlich wieder genau dort an zu diskutieren, wo wir ein paar Seiten vorher aufgehört haben. Braucht mein Sport (in diesem Fall einfach mal Fußball) mehr elektronische Hilfsmittel bzw. sind die bereits bestehenden ausreichend?
Gehen wir mal vom ganz simplen Tor oder nicht Tor aus und nehmen mal sowohl für die eine als auch die andere Seite der Medaille je ein gern hinzugefügtes Argument.
- Pro Torkamera, um eine möglichst genaue Chancengleichheit beider Teams zu gewähren und vor allem um dank elektronischer Hilfsmittel (extrem) sicher eben zwischen Tor oder eben nicht Tor entscheiden zu können. Das würde langes Lamentieren und Reklamieren ersparen und jegliche Stresssituation für den Schiri bereits im Keim ersticken , vor allem, wenn man bedenkt, dass auf dem Job weniger Druck lastet. Ist ein Schiri weniger unter Druck, sinkt auch seine potenzielle Fehlerquote.
- Contra Torkamera, weil dann eingeworfen wird, dass dadurch ein Stück Fußballkultur verloren geht und Fehlentscheidungen zum Spiel dazugehören. Schließlich ist nichts auf dieser Welt völlig perfekt und makellos. Etwas ist erst perfekt, wenn es eben nicht perfekt ist, um es mal so zu formulieren, das wird natürlich auch gern in den Sport übertragen. Das ist schon durchaus verständlich, wenn gerade die traditionellere oder ältere Fraktion eine vielleicht aus deren Sicht unnötige Modernisierung eines traditionsreichen Sports feststellt und nach deren Ansicht daher das "gewisse Etwas" verloren geht und das den Sport langweilig machen könnte.
Meine persönliche Meinung wiederum ist, dass schon in einer heutigen Zeit wert darauf gelegt werden sollte, sich mit technischen Hilfsmitteln einen Vorteil zu verschaffen, wenn es dem gesamten Sport dienlich ist. Beispiel Torkamera: Es mag letztendlich vielleicht kaum einen Unterschied auf die Leistung des Schiris selber ausmachen, aber als neutraler Fan stelle ich klar, dass Schiris, die stress- und druckbefreiter pfeifen und ein Spiel leiten, langfristig gesehen weniger Fehler machen, auch wenn die das nie öffentlich zugeben würden. Es wird immer an die Spielkultur, dem Spielfluss oder an den Sport selber gedacht, bei solchen Entscheidungen, aber man sollte, so unbeliebt sie sich manchmal auch machen - auch die Unparteiischen keinesfalls vergessen und es kann mir keiner von ihnen erzählen, dass er nicht von der technischen Unterstützung profitieren würde.
Es dreht sich letztendlich um Technik haben oder nicht haben, damals drehte es sich wahrscheinlich um Funk haben oder nicht haben, oder Spray haben oder nicht haben. Worauf viel, viel stärker geachtet werden sollte, meiner Ansicht nach wäre, dass die Vereine, die finanziell in der Lage sind, die 50+1 Regel einzuhalten oder dass sie nicht langfristig gesehen von irgendwelchen Finanzhaien, Milliardären oder Scheichs aufgekauft werden. 1860, RBL, TSG 1899, Wolfsburg, oder wie würde Metalevel darauf reagieren, wenn morgen in der Zeitung steht, dass sich ein Mann oder ein Unternehmen Bremen kauft und übermorgen dann das Halligalli dort los geht? Und ja, mir ist durchaus bekannt, dass Wolfsburg schon ein komplettes Unternehmen und kein Durchmarsch bzw. Ein Mann-Projekt ist. Dass man aber dort Gefahr läuft, allein für Transfers schon mehr als über die Hälfte von dem auszugeben, was jährlich umgesetzt wird, findet offenbar auch keine Beachtung in der DFL. Die 50+1 Regel halten sie genau genommen deshalb trotzdem nicht ein! Denn würde man das wirklich langfristig verfolgen, wäre das die Rettung für viele Traditionsvereine, wie Lautern, eben Bremen, Darmstadt, Eintracht Frankfurt bzw. Braunschweig und wer sich nicht noch alles dazu zählen darf. Natürlich können diese "kleineren" Vereine nicht mit solchen Giganten wie Bayern, Wolfsburg, Dortmund, Leverkusen oder Schalke mithalten, aber wie Daen es schon sagte: Auch wenn Bayern auch mit der gern genannten C-Elf große andere Vereine heimschickt, kann man Bayern in der A-Elf mit einem guten Tag schlagen.
Ich weiß, ich habe das nun schon zum tausendsten Mal erwähnt, aber es ist bezeichnend, dass Vereine wie Braunschweig, Darmstadt oder Lautern mit einem Verein wie RBL mithalten kann, obwohl die doch den Durchmarsch vom Keller zum Dachboden planen. Und selbst wenn es ihnen noch gelingen sollte, aufzusteigen, dann glaube ich, dass sie bereits mit den kleineren Vereinen in der Bundesliga Probleme bekommen werden. Spätestens dann, wenn Leipzig sich dann in der Bundesliga allmählich etabilieren sollte, was ich nicht hoffe, muss man sich wesentlich mehr um die 50+1-Regel kümmern, sie eventuell sogar noch verschärfen, sonst droht auch hier die Gefahr, dass andere Vereine benachteiligt werden.