Was genau hebt Youkai Watch eigentlich von Pokemon ab, ich meine, abgesehen davon dass es Geister sind?
Zitat Zitat von Narcissu Beitrag anzeigen
Da mag sicherlich was dran sein. Ich weiß aber nicht, wieso du das nur auf diese Art von Spiel beziehst. Alle Medien, die auf Kinder ausgelegt sind, haben viel mit dem Verkauf von Merchandise und so weiter am Hut. Und nicht nur das. Wenn man sich anschaut, wie viele Figuren und anderes Zeugs zu Spielen produziert wird, ist das doch nicht groß anders.

Die Sache ist die: Wenn diese Produkte nicht minderwertig sind und den Käufern Freude bringen, wo ist da das Problem? Ich für meinen Teil hatte in meiner Kindheit sehr viel Spaß an Yu-Gi-Oh! – am Kartenspiel mehr als am Anime. Und die Pokémon-Spiele sind doch, obwohl sie immer auf demselben Prinzip aufbauen, von Teil zu Teil wieder aufwändig ausgestaltet und bieten sowohl für Kinder als auch für erfahrene und kompetitive Spiele viele Anreize.
Hm. Das Merchandise zu anderen Spielen ist aber oft nur Fanservice für diejenigen, die noch etwas mehr und ihre Lieblinge feiern wollen, und was für Außenstehende meist völlig unbekannt bleibt. Produkte, die man einmal und nicht immer wieder kauft. Wenn es einen nicht kümmert, kann man es gut ignorieren. Das sehe ich nicht so problematisch wie Tie-in-Material, das massiv forciert und für sich alleine beworben und dadurch auch populär wird. Ich kenne einige Leute, denen nichtmal klar war, dass Pokemon ursprünglich Videospiele waren (oder es solche überhaupt gibt) und sie dann erst ins Fernsehn, ins Kino oder als Sammelkarten daher kamen. Das wundert mich nicht. Es wird einem das überfordernde Gefühl gegeben, alles anschauen und kaufen und spielen zu müssen, um das ganze Bild zu sehen oder zu verstehen oder mitreden zu können. Und damals war der Hype irgendwann schon ziemlich nervig. Wenn sich Franchises zu sehr auf die Multimedia-Beschallung durch alle verfügbaren Kanäle konzentrieren, wird das ursprüngliche Konzept immer weiter verwässert oder vieles nur zum Selbstzweck produziert. Wenn es funktioniert, in Unmengen. Das war auch einer der Hauptgründe, warum ich irgendwann absolut keinen Bock mehr auf Sammelzeugs hatte, das ja auch immer mehr Zeit in Anspruch nimmt. Es gibt weit über ein Dutzend Pokemon-Filme, every fucking year ein neuer, und einige davon ergeben storymäßig nichtmal Sinn und haben Plotholes so breit wie der Grand Canyon, mit zweifelhaftem Unterhaltungswert und kurzer Laufzeit. Klar mag das den Kindern nicht immer auffallen, und sie mögen drauf abfahren, aber genau das ist es ja. In jungen Jahren kann man noch nicht so sehr die Qualität fiktionaler Werke einschätzen, und so ist man für die Konzerne, die das Geld abschöpfen wollen, ein leichtes Ziel. Demgegenüber wäre ich sehr viel weniger negativ eingestellt, wenn so eine Abfertigung nicht als Ausrede hergenommen werden würde, sich mit allem Tie-in-Kram spürbar weniger Mühe zu geben, und ggf. auch das eigentliche Hauptprodukt nicht der Weiterentwicklung zuzuführen, die möglich und wünschenswert wäre (die Hauptreihe der Pokemon-Spiele war technisch immer sehr konservativ und langsam was Innovation angeht). Sogar wenn es etwas Story gab, hatte ich bei Pokemon im TV (ununterbrochen since 1998, in Japan inzwischen mit über 850 Episoden die zu nix führen) immer das Gefühl, einen überlangen Werbespot zu sehen (Komm schnapp sie dir alle? Zumal die Orte und Monster mit den gerade aktuellen Spielen korrelieren), und auch bei Digimon spürte man immer das unterschwellige "Kauf Bandai-Spielzeug!" Dabei ist es durchaus möglich, Kinder anzusprechen und dennoch tolle Geschichten zu erzählen und Produkte zu verkaufen.

Das Grundkonzept des Monstersammelns bedeutet für diese Fantasiewelten so viel, das ließe sich noch weiter spinnen mit drastischen Gruppierungen, faszinierend-subversiven Handlungsfäden und Wendungen. Anstatt alle Aspekte abzudecken und damit eine offenere Interpretationsweise für das Publikum zu fördern, hat sich speziell die Pokemon-Company ja gerade in den Anfangsjahren mit ihrer starren, einseitigen Darstellungsweise immer wieder selbst zur Zielscheibe von Tierschützern oder empörten Eltern usw. gemacht *rolleyes*

Darüber hinaus haftet so einem schnellen "Branching" in unterschiedliche Bereiche imho immer auch schon eine Ahnung der Zielgruppe und des Inhaltes an. Wenn nichtmal über eine längere Zeit abgewartet wird, wie sich das Produkt auf dem Markt schlägt und wie es ankommt, sondern gleich Sequels nachgeliefert werden und der Manga und die TV-Serie direkt mit angekündigt wurden. Denn ob auf jüngere Kunden zugeschnitten oder nicht, als Japano-Gamer wäre das Potential da, dass es einen trotzdem anspricht. Hier reichen allerdings ein paar Bilder und beschreibende Sätze aus, dass ich Youkai Watch als "Kinderkram" abstempel bzw. weiß, dass es nichts für mich ist. Nicht Kinderkram im herkömmlichen Sinne, denn hey, das sage ich als jemand, der mit Ende Zwanzig auf Kirby steht, sondern mehr im Hinblick auf die weiteren Pläne und Intentionen von Level 5 & Co. Ich will mir keinen Klotz ans Bein binden, wenn ich mit einer (ggf. erst entstehenden) Serie beginne. Aus ähnlichen Gründen verzichte ich für gewöhnlich auch auf RPGs, die auf Animes/Mangas basieren.
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Klar ist die Story in den Pokémon-Spielen leicht bekömmlich und eher nebensächlich (die Mystery-Dungeon-Ableger haben aber teilweise wirklich nette Storys), aber dafür bieten die Spiele doch etwas ganz Anderes von großem Wert. Erstens ist Pokémon durch die Massenverbreitung ein Gemeinschaftserlebnis, das es so nicht wirklich ein zweites Mal gibt, und zum Anderen liegt der emotionale Wert in den Spielen darin, nach und nach eine Verbindung zu den Wesen aufzubauen, um die man sich kümmert.
Naja schon, aber was spräche dagegen, zusätzlich dazu noch beispielsweise an Handlung und Spielwelt zu feilen? Ein Pokemon mit spannender und weniger generischer Story, mit richtigen Charakteren und NPCs, fände ich infinitely interessanter als so, wie es bisher immer war. Eben ein bisschen mehr Rollenspiel im Kern, das wäre mal was. Das Gemeinschaftserlebnis ist natürlich ein wesentlicher Aspekt, aber der hindert für mich diese Art von Spielen auch immer wieder (wenn es nicht gerade Online-Features gibt). Als ich damals Pokemon gespielt habe, und da war die Welle gerade nach Europa geschwappt, gab es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gerade mal ein oder zwei Personen, mit denen ich hätte tauschen können. Features, von denen man der Umstände wegen vielleicht gar nichts hat. Dort ist imho seit jeher viel Raum, um für Singleplayer nachzubessern. Um eine Verbindung zu den Viechern aufzubauen, würde es auch nicht schaden, ihnen ein bisschen mehr Persönlichkeit und Profil (in den Spielen) zu geben, mehr Customization-Möglichkeiten und Entwicklungsstufen mit unterschiedlichen Abzweigungen. Dann dürften es ruhig auch ein paar weniger sein. Aber stattdessen setzen diese Spiele meistens auf Masse und die Monster können nur sehr wenig. Vielleicht hat sich das aber inzwischen auch ein wenig gebessert wie etwa der simple 1-gegen-1-Schlagabtausch von früher auch abwechslungsreicher geworden ist; ich habe mich schon länger nicht mehr näher mit Pokemon beschäftigt.