Ich hab jetzt mit einer Freundin The Evil Within durch und... mh. :/
Einerseits hat das Spiel recht viel Potenzial gehabt und auch durchaus eine Menge Charakter- und Storyaspekte, die ich durchaus mag und zu schätzen weiß. Andererseits steht das leider in keinem Verhältnis zu dem riesigen Batzen an Mankos.
Zunächst einmal das Positive: Ich finde die Hintergrundgeschichte rund um Ruvik richtig klasse. Einerseits der sprichwörtlich gebrandmarkte und traumatisierte Junge, der in beinahe völliger Isolation aufwuchs und darüber ein verkapptes Genie wurde, das andererseits aber auch kein Problem mit Menschenexperimenten und Schlimmerem hat. Dann aber wieder der Betrug durch den Arzt und der grausame (physische) Tod. Ruvik ist zwar recht zweifelsfrei böse, aber dabei keineswegs komplett eindimensional, man erkennt schon, was da schiefgelaufen ist. Das Ganze ist eher eine Tragödie als eine Horrorgeschichte in der Hinsicht; der richtige Übeltäter ist eher der Arzt.
Sehr genial gelungen fand ich auch insbesondere Ruviks und Leslies Teleportationen sowie das ganze Design der beiden.
Die Idee mit der Welt, die durch das zusammenschalten der Gehirne erschaffen wurde war auch im Grunde genommen klasse und hätte echt viel Potenzial gehabt. Leider wurde das aber, fand ich, größtenteils verschenkt: Auch wenn einige Übergänge wirklich gut gemacht waren - allen voran, wenn Ruvik oder Leslie sie verursacht habe -, wirkte das Ganze für mich zu episodisch und zu sehr, als hätte man viele Ideen aneinandergekettet und einen einfachen Weg gesucht, sie möglichst unkompliziert zu verknüpfen. Dass das dann mit "He's trying to get us confused, to make us lose our sense of direction" abgesegnet wird, wirkte eher wie eine billige Ausrede anstatt einer echten Erklärung. Auch die Darstellung der Welt war oft weniger psychedelisch (was sich ja angeboten hätte), als einfach das übliche Horror-Ekelfest á la Saw. Kurzum: Mir hat Subtilität gefehlt.
Am Anfang war das noch echt super: Die Zeichen an den Wänden, die Käfer, die gruselige Krankenschwester, Leslie, selbst die Szene rund um das Sonneblumenfeld fand ich noch gut. Aber je weiter man kam, umso unverhohlener setzte das Spiel auf billig-Schockeffekte, was in dem völlig abstrusen Endkampf gipfelte, der das letzte bisschen Atmosphäre zerschossen hat und es mir völlig unmöglich gemacht hat, da irgendetwas ernst zu nehmen. Das war zu over the top mit zu viel Deus Ex Machina.
Schade fand ich auch, dass Leslies Rolle nicht klarer wurde (oder vielleicht habe ich auch einfach nicht die entsprechenden Dokumente gefunden). Leslie sollte Ruviks Wirt werden und scheint schon einmal so einen Versuch überlebt zu haben - aha. Aber Hintergrund? Warum gerade Leslie? Warum hatte Leslie so viel Macht über diese Welt? Wie zum Henker konnte Leslie (und wen sonst gerade der Hafer stoch) alle 5 Minuten Hals über Kopf durch Gegnerhorden abhauen, die mir aufs übelste zusetzen?
Ebenso unklar: Sebastians und Josephs beinahe-Mutation sowie, im Konkreten, Kidmans Rolle oder was das jetzt mit Sebastians Geschichte sollte. Was haben die Frau und die Tochter da verloren? Und musste man echt jedes einzelne hard boiled cop-Klischee bemühen?
Kurzum: Viel Potenzial, gerade im Bezug auf Story und Charaktere (Ruvik und Leslie!), aber leider mehr schlecht als recht umgesetzt. The Evil Within ist weniger ein Horror-Spiel als ein Pseudo-Metzel-Titel (mit mieser Steuerung).
Die DLCs werde ich mir definitiv nicht geben. Mag sein, dass man da mehr Antworten erhält, aber irgendwie bezweifle ich, dass ich danach viel schlauer sein werde als vorher. Und ich bezweifle, dass die Teile eher meinen Geschmack treffen.