Ähm... es wurde gesagt, dass Cosplayer gerne originalgetreue Kostüme tragen, aber dass das nichts mit Sex zu tun hat. Irgendwie schien es mir da notwendig, darauf hinzuweisen, dass bestimmte Kostüme einfach mit Sex zu tun haben. ._.
Ich verstehe das nicht so richtig. Wenn man einen Charakter cool findet, und sich genauso anziehen möchte zu ner Convention, nimmt man vielleicht an, dass man dort unter Gleichgesinnten ist, die einfach nur das Kostüm bewundern würden, aber wie blendet man aus, dass das Kostüm ganz offensichtlich aufreizend sein soll? Wie kann man sich so weit mit einem Charakter identifizieren, und dabei die Intention bei der Gestaltung dieses Charakters völlig ignorieren?
Was hier alles daraus abgeleitet wird, ist natürlich lächerlich (von wegen, man darf sich über Anmachen nicht beklagen). Aber so viel Reflexion würde ich von jemandem, der sich für extravagante Kleidung entscheidet, doch voraussetzen, dass jemand nicht etwas verkörpert, das er nicht auch verkörpern möchte. Und ein übermäßig aufreizendes Outfit verkörpert Sex und wird von den meisten auch als Signalisierung für sexuelle Offenheit gewertet. Sich darüber dumm zu stellen oder trotzig dem keine Beachtung zu schenken, scheint mir unvernünftig.
Ich bin mir gerade nicht sicher was du mit gesellschaftlicher Herangehensweise meinst. Ich deute es mal so, dass du meinst, dass nur in Bezug auf gesellschaftliche Zustände etwas gesagt werden kann über starke weibliche Figuren. Keine Ahnung, ob das stimmt, darfst mich gerne korrigieren, aber ich nehme es einfach mal als Ansatz, um auf den Punkt zurückzukommen, wegen dem ich überhaupt hier reingeschaut habe, bevor es losging mit der etwas sonderbaren Debatte.Zitat
Ich nehme an weiblichen Charakteren (an männlichen auch, aber darum gehts ja gerade nicht) eigentlich immer nur zwei Aspekte wahr: Es wird der Stereotyp verfestigt, auch dadurch, dass man bewusst kontrovers sich davon abgrenzt, was weiblich und was männlich ist, seien es Charakterzüge (Frauen sind einfühlsam, Männer sind kaltherzig), oder Fähigkeiten (Frauen als zierliche Magier, Männer als kräftige Krieger...), oder die Position im Plot überhaupt (Held und Love Interest). Zum anderen spielt es ironischerweise im Endeffekt so gut wie nie eine Rolle, ob die Figur überhaupt männlich oder weiblich ist. Das heißt, ich habe es selten jemals in einem Spiel (oder Rollenspiel) erlebt, dass die Charktere irgendetwas sagen oder tun, in dem sie nicht völlig austauschbar wären mit dem anderen Geschlecht. Nun könnte man sagen, dass es ja auch so sein muss, denn so gravierend sind die Unterschiede zwischen Mann und Frau eh nicht, wenn es darum geht, die Welt zu retten. Aber was für eine Bedeutung hat die Frage nach weiblichen Figuren in Spielen dann überhaupt noch, wenn die Weiblichkeit einer Figur ohnehin keine Bedeutung hat, und es tatsächlich nur "Quotenfrauen" sind, die nach Klischees zusammengesponnen werden?
Diese absurd proportionierten "Heldinnen" in Prügelspielen oder diversen Action-Spielen (wie etwa auch Bayonetta) sind vielleicht sehr einseitig zugunsten eines männlichen Publikums gestaltet, aber was kümmert es mich letztlich? Was an diesen Figuren ist denn besonders weiblich, vom Äußeren abgesehen, das überhaupt für eine Repräsentation taugt? Wie viele männliche Charaktere sind besonders männlich? Mir fallen nur ein oder vielleicht zwei Beispiele ein, in denen Figuren über ihre sexuelle Identität reflektieren.
Allerdings würde genau da auch für mich eine "starke weibliche Figur" anfangen: Es muss eine Rolle spielen, dass sie weiblich ist, und es muss zu einem Konflikt führen, der überwunden werden kann. Z.B. indem innerhalb der Spielwelt Sexismus ein Thema ist (habe ich auch noch nicht so richtig erlebt). Wenn es einfach nur eine Frau statt eines Mannes ist, die sich schwertschwingend gegen alle Übel des Bösen behauptet, was sehe ich anderes als den prinzipiell geschlechtslosen Helden eines Dramas, der vielleicht was nebenbei mit einem anderen Charakter am Laufen hat?
Das soll nicht heißen, dass alle Charaktere flach oder unsympathisch sind oder was auch immer. Sie sind allerdings vorwiegend menschlich, jeder kann sich gleichermaßen mit ihnen identifizieren. Diese Charaktere sind häufiger männlich als weiblich, was auch als Missstand gewertet werden kann, aber bei näherer Betrachtung sind diese Charaktere auch nur Platzhalter für die Idee eines Charakters, den man sich dann nur in dieser Ausführung eher als Mann denn als Frau vorstellt, vielleicht auch nur aus Gewohnheit. Es ist sicher nicht schlimm, dass die Charaktere menschlich sind (wirklich überzeugend sind auch nicht allzu viele, leider), aber wenn die Frage nach der Repräsentation von Frauen in Spielen sich nur auf Kosmetik beschränkt, es nur darum geht, dass nicht mehr weibliche Figuren die immergleichen Dinge tun oder die immergleichen Rollen annehmen, die gegenwärtig überwiegend von männlichen Figuren eingenommen werden, dann kann man, finde ich, sich die Diskussion auch sparen.