Oh, cool! Gute Gelegenheit, das hier auszugraben!

Ich finde die Story von Wild ARMs 4 in vielerlei Hinsicht auch interessanter als die der meisten anderen Teile der Serie. Es wurden eine Themen angeschnitten, von denen sich andere Spiele meist ferngehalten haben – wie zum Beispiel Politik. Das mit der Dmeokratie war zwar nicht der Fokus der Geschichte, aber das World-Building hat mir schon recht gut gefallen.

Jude und Yulie waren auf Dauer nicht so die tollen Charaktere. Arnaud mochte ich aber, weil er eine schöne Charakterentwicklung hatte und Raquel ist ohnehin extrem sympatisch – zusammen mit Virginia wohl mein Lieblingscharakter der Serie. Nett fand ich auch, dass sich quasi zwei Pärchen verschiedener Altersgruppen gebildet haben. Cool war auch der Epilog des Spiels. Auch cool fand ich Gawn, der, soweit ich mich erinnere, einige teilweise recht intelligente Konversationen mit den Gruppenmitgliedern geführt hat – leider hat er sich am Ende dann doch als eine Enttäuschung herausgestellt.

Die Spielwelt selbst hatte einige coole Orte (wie die von Kynero erwähnte Gaunerstadt, Guara Bobelo) und die "Weltkartenmusik" (Over The Wind) ist mein Lieblingsstück der gesamten Serie – und sie ist nicht einmal von Michiko Naruke! Leider wirkt die Spielwelt teilweise ziemlich zusammenhangslos bzw. unlogisch gegliedert: Von einer Wüste kommt man plötzlich in ein Eisgebiet, und in jedem dieser Gebiete gibt's nur kurz einen Dialog, aber ansonsten baut man vielleicht abgesehen von den Städten und einigen storyrelevanten Orten gar keine Beziehung zu den Gebieten auf, weil man genauso schnell wieder draußen ist wie man drinnen war.

Jetzt, wo ich mir deinen Text durchlese, klingen die Dungeons doch wieder ziemlich spaßig. Nur das mit den Münzen fand ich immer ziemlich sinnlos. ^^ Das Jump'n'Run-Minigame fand ich aber ziemlich enttäuschend – da waren die Millennium Puzzles in Teil 3 viel cooler.

Bei meiner persönlichen Endwertung würde ich trotz cooler Ansätze bei der Story definitiv aber nicht über 3/5 hinausgehen. Das ganze Drama ums Erwachsenwerden wurde leider zu sehr übertrieben, und die Antagonisten waren letztlich eher enttäuschend. Dazu gab es auch noch einige Szenen, in denen mich die Präsentation ziemlich gestört hat.

Wild ARMs 4 war auch leider der Teil, bei dem die Serie angefangen hat, mehr in Anime-Richtung zu gehen – nicht unbedingt vom Stil (das aber auch), sondern von den Charakteren. Davor war der Cast der Wild-ARMs-Spiele ja eher etwas erwachsener, aber in Wild ARMs 4 und 5 nicht mehr so richtig, weshalb mir die Party aus Teil 3 immer noch am liebsten ist. Ashley in Wild ARMs 2 mit seiner Beziehung zu einer NPC-Figur (sehr selten in RPGs!) fand ich rückblickend auch echt gut.

Das Gameplay hingegen fand ich trotz des fehlenden Umfangs alles in allem schon sehr spaßig. Meine Endwertung würde wohl so aussehen:

Story: 3/5
Grafik: 4/5
Gameplay: 4/5
Musik: 5/5

Zwar hatte der Soundtrack auch viel uninspiriertes Gedudel (das meiste davon nicht von Naruke), aber die Highlights sind einfach unverkennbar. Das Main Theme des vierten Teils ist vermutlich auch mein Favorit der Serie, vielleicht noch vor "Into The Wilderness".

Jedenfalls kann man Wild ARMs 4 durchaus als willkommenes Experiment ansehen, der der Serie einerseits zu einer gelungenen Evolution verholfen hat (gerade spielerisch), aber andererseits auch einen Richtungswechsel eingeschlagen hat, der einiges, was toll an der Serie war, hinter sich gelassen hat.