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Gebannt!

Mit federleichtem Schritt kam Lehne aus dem Gefängnis geschlurft. Es herrschte Totenstille in Düsterhöhe, nur gelegentlich unterbrochen von leisen Windböhen. Die beiden Gestalten, die ihr gegenüberstanden, waren Fred und Lee. Mit ihrem bezeichnenden, doch nun deutlich kälteren Blick richtete Lehne das Wort an den Sheriff, während sie sich die Hände wie beiläufig mit dem Mantel säuberte. Das gerade war unnötig. Wegen dieser Scheiße hätte einer von uns beiden gut hängen können. Schalte deinen Kopf ein. Ich habe Henry totgemacht, also sind wir hier fertig. beendete das Mädchen ihren Absatz trocken und warf ihr jetzt blutiges Taschentuch vor Fred in den Dreck - das als Konter von Fred erstmal mit Speichel besudelt wird. "Ich habe mein Fell, dass sich Frauen festkrallen können, und meine Zähne, um Whiskeyverschlüsse aufzubeißen. Was du unnötig findest, ist deine Sache. Meine ist, dass wir am Leben sind, und ich endlich in meiner Stadt noch ein bisschen mehr Spaß haben kann, bevor's weiter in den Westen geht." Im Westen geht die Sonne unter, im Westen erstrecken sich die Ödlanden Nordamerikas, und im Westen befindet sich der Gefängnisausgang, dem Fred ohne weitere Gesten oder Körperbewegungen außer des Laufens entgegenstreift. Für ihn war der Düsterhöhe-Fluch nur eine spontane, schnelle Angelegenheit. Sie war für Fred gegessen wie seine Opfer der letzten Nächte.Pff gab Lehne nur verächtlich von sich, ehe sie nochmal Lee ansah. Kannst den Saloon haben. Wortlos lief sie die leere Hauptstraße entlang, zum vereinbarten Treffpunkt. Minuten verstrichen, das Mädchen sah sich unruhig um. Bis sie ihn endlich mit seinem voll beladenem Wagen sah.
Daddy! rief Lehne ausgelassen und rannte sofort auf ihren lächelnden Vater zu, umarmte ihn so fest sie nur konnte. Er streichelte ihr sanft den Kopf. Mit dem ersten, fröhlichen Grinsen seit Wochen sah Lehne zu ihrem Vater auf wie ein Kind, das gelobt werden wollte. Ich habe sie alle totgemacht! Habe ich das gut gemacht, Daddy? Bist du stolz auf mich?! Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter. Ja, Lehne. Das war wie immer grandios. Ich bin sehr stolz auf dich. Lehne war so glücklich wie schon lange nicht mehr, zufrieden grinsend drückte sie sich an ihren Vater und genoss das Lob.
Daddy hat mich aufgenommen, als ich noch ganz klein war. Da ist es doch nur natürlich, dass ich ihm so gut es geht helfen möchte, oder? Seit ich Denken kann, ziehen wir von einem Ort zum Nächsten. Daddy macht den Wirt tot. Wir bleiben ein, zwei Monate dort. Daddy rennt weg, ich bleibe zurück und spiele Waisin. Ich suche mir ein, zwei Totmacher, die mir helfen. Dann mache ich alle tot, damit Daddy anschließend die Häuser leer räumen, viel Geld verdienen und ein schönes Leben haben kann. Es läuft immer gleich ab, ich falle nicht auf, und Daddy hat mir alles Wichtige beigebracht. Zufrieden schmunzelnd setzte Daddy sich hinter die Pferde auf unseren Wagen und reichte mir seine Hand.
Komm. Das nächste Dorf wartet schon. flüsterte er mir zu, eifrig nickend stieg ich auf und kuschelte mich an die Seite meines Daddy's, dem ich bis an mein Lebensende dankbar sein würde.
Geändert von Holo (30.06.2014 um 02:46 Uhr)
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