Seite 2 von 2 ErsteErste 12
Ergebnis 21 bis 23 von 23

Thema: [Werwölfe von Düsterhöhe - Spielthread] Tag 3

  1. #21
    Henry trat in die kalte Nachtluft hinaus. Das knirschende Geräusch, die seine Schuhe auf dem frischgefallenen Schnee erzeugten, erfüllte ihn mit Zielstrebigkeit. Der helle Vollmond schwebte wie ein Augapfel im sternenklaren Himmel und beobachtete jeden seiner Schritte. Der Weg zu den Ställen war nicht weit und so entging ihm die unnatürliche Stille, die sich schwer über den Ort gelegt hatte.

    Sein Pferd hatte sich wieder aufgerichtet. Im Gegensatz zu den anderen Tieren, die völlig den Verstand verloren haben, wartete es ruhig an seinem Platz. Pflichtbewusst ließ es sich von Henry nach draußen ziehen, vorbei an dem ohrenbetäubenden Lärm der anderen Pferde, vorbei an dem panischen Wiehern aus schäumenden Mäulern, den um sich tretenden Beinen und einander quetschenden Körpern. In dieser Stadt gab es nichts mehr für ihn. Was blieb war nur der wiederkehrende Tod.

    Nach und nach verschwand die Stadt hinter makellos weißen Schneehügeln. Langsam ritt er den zugeschneiten Pfad entlang Richtung Fluss. Dort, wo die Ufern sich am nächsten waren, würde er sein Glück versuchen. Die Eisschicht war zu dünn, das wusste Henry. Seine Überlebenschancen, sollte er hier bleiben, jedoch auch.

    Vorsichtig stellte er einen Fuß auf das glatte Eis und erhöhte prüfend den Druck. Das Eis protestierte geräuschvoll, hielt jedoch stand. Sein Pferd ließ Henry zurück am Ufer, wo es unruhig auf dem Platz trat, und begann den langsamen Gang über den schlafenden Clearwater River. Unter seinen Füßen knackte es immer lauter, je weiter er sich vorwagte. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, die gefährliche Mitte zu passieren, das andere Ufer nur noch wenige Meter entfernt. Gerade wollte er freudig seinen alten Kumpanen wissen lassen, dass er gleich an der Reihe sein würde, als ein ohrenzerreißender Aufschrei sich ihm tief bis ins Mark grub. Zitternd wandte er sich um. Die Hinterbeine seines Pferdes waren unnatürlich eingeknickt und es klopfte wild mit den Vorderhufen auf das Eis, im verzweifelten Versuch sich vorwärts zu bewegen. Henry zog seinen Colt aus dem Gürtel hervor und zielte in die Dunkelheit. Aus dem Augenwinkel merkte er eine Bewegung. Dunkle Schemen glitten durch die Nacht, rubinrote Augen blitzten auf und verschwanden wieder hinter Bäumen.

    „Lasst uns in Ruhe, ihr gottverdammten Teufel!“, schrie er und gab einen lauten Schuss ab. Davon unbeeindruckt stürzte sich im nächsten Augenblick eines der Biester erneut auf das verletzte Tier. Mit unfassbarer Schnelligkeit flog es förmlich durch die Luft und fügte eine Wunde zu, die dem Pferd die letzte Kraft für seinen Todeskampf nahm. Die unkontrollierten Bewegungen erstarben und eine schwarze Blutlache breitete sich aus.
    „Nein! Gottverdammt!“, schrie Henry aus vollem Hals und schoss ohne zu zielen ins Nichts, bis die Waffe nur noch klickte. In diesem Augenblick gab das Eis unter Henrys Füßen nach. Das letzte was er sah, bevor ihn die unentrinnbare Kälte des Flusses umschloss, waren zwei rote Augenpaare, die ihn triumphierend aus der Finsternis anstarrten.

  2. #22

    Mit federleichtem Schritt kam Lehne aus dem Gefängnis geschlurft. Es herrschte Totenstille in Düsterhöhe, nur gelegentlich unterbrochen von leisen Windböhen. Die beiden Gestalten, die ihr gegenüberstanden, waren Fred und Lee. Mit ihrem bezeichnenden, doch nun deutlich kälteren Blick richtete Lehne das Wort an den Sheriff, während sie sich die Hände wie beiläufig mit dem Mantel säuberte. Das gerade war unnötig. Wegen dieser Scheiße hätte einer von uns beiden gut hängen können. Schalte deinen Kopf ein. Ich habe Henry totgemacht, also sind wir hier fertig. beendete das Mädchen ihren Absatz trocken und warf ihr jetzt blutiges Taschentuch vor Fred in den Dreck - das als Konter von Fred erstmal mit Speichel besudelt wird. "Ich habe mein Fell, dass sich Frauen festkrallen können, und meine Zähne, um Whiskeyverschlüsse aufzubeißen. Was du unnötig findest, ist deine Sache. Meine ist, dass wir am Leben sind, und ich endlich in meiner Stadt noch ein bisschen mehr Spaß haben kann, bevor's weiter in den Westen geht." Im Westen geht die Sonne unter, im Westen erstrecken sich die Ödlanden Nordamerikas, und im Westen befindet sich der Gefängnisausgang, dem Fred ohne weitere Gesten oder Körperbewegungen außer des Laufens entgegenstreift. Für ihn war der Düsterhöhe-Fluch nur eine spontane, schnelle Angelegenheit. Sie war für Fred gegessen wie seine Opfer der letzten Nächte.Pff gab Lehne nur verächtlich von sich, ehe sie nochmal Lee ansah. Kannst den Saloon haben. Wortlos lief sie die leere Hauptstraße entlang, zum vereinbarten Treffpunkt. Minuten verstrichen, das Mädchen sah sich unruhig um. Bis sie ihn endlich mit seinem voll beladenem Wagen sah.
    Daddy! rief Lehne ausgelassen und rannte sofort auf ihren lächelnden Vater zu, umarmte ihn so fest sie nur konnte. Er streichelte ihr sanft den Kopf. Mit dem ersten, fröhlichen Grinsen seit Wochen sah Lehne zu ihrem Vater auf wie ein Kind, das gelobt werden wollte. Ich habe sie alle totgemacht! Habe ich das gut gemacht, Daddy? Bist du stolz auf mich?! Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter. Ja, Lehne. Das war wie immer grandios. Ich bin sehr stolz auf dich. Lehne war so glücklich wie schon lange nicht mehr, zufrieden grinsend drückte sie sich an ihren Vater und genoss das Lob.
    Daddy hat mich aufgenommen, als ich noch ganz klein war. Da ist es doch nur natürlich, dass ich ihm so gut es geht helfen möchte, oder? Seit ich Denken kann, ziehen wir von einem Ort zum Nächsten. Daddy macht den Wirt tot. Wir bleiben ein, zwei Monate dort. Daddy rennt weg, ich bleibe zurück und spiele Waisin. Ich suche mir ein, zwei Totmacher, die mir helfen. Dann mache ich alle tot, damit Daddy anschließend die Häuser leer räumen, viel Geld verdienen und ein schönes Leben haben kann. Es läuft immer gleich ab, ich falle nicht auf, und Daddy hat mir alles Wichtige beigebracht. Zufrieden schmunzelnd setzte Daddy sich hinter die Pferde auf unseren Wagen und reichte mir seine Hand.
    Komm. Das nächste Dorf wartet schon. flüsterte er mir zu, eifrig nickend stieg ich auf und kuschelte mich an die Seite meines Daddy's, dem ich bis an mein Lebensende dankbar sein würde.

    Geändert von Holo (30.06.2014 um 03:46 Uhr)

  3. #23
    Fred wandte seinen Kopf ein allerletztes Mal in Richtung Lehne. Bald trennen sich ihre Wege vollständig, und die Siedlung wird nurnoch als lebloses Loch, als eine Düstertiefe für Reisende bekannt sein. Der Alkohol reichte nurnoch bis zum Abend, und das unterhaltsame Kartenspielerkönnen war mit Daen und Bob weggestorben. Die Gegend war nurnoch einen letzten, nostalgisch angehauchten Blick für Fred wert.
    Er war als einsamer Wolf gewandelt worden, und brachte sich selbst in das diebische Handwerk der Wölfe ein. Er kannte kaum einen von ihnen, und fühlt nur Übelkeit unter der Familiarität, die die meisten Wandler zwischeneinander teilen. Lehne und ihr Vater...nur zwei Weichlinge, die niemals lernen werden, ohneeinander klarzukommen.

    ...

    Oder ist Fred der Weichling, der niemals lernen wird, sich einer Familie zu öffnen?
    https://www.youtube.com/watch?v=RYzZPsK78Gg

    Geändert von relxi (30.06.2014 um 03:59 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •