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Thema: FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 - DEUTSCHLAND holt den 4. Stern

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  1. #25
    tl, tr - der erste Satz reicht völlig ^^ Aber ich fände es doch mal interessant nach den gesellschaftlichen Hintergründen zu fragen.

    Ich schließe mich da Barret/ Dennis absolut an. Ich kann darin weder böse gemeinten Spott erkennen (ist es boshaft, wenn zum Karneval die Politiker veralbert werden?) noch irgendeine irgendwie rassistisch-nationalistische Erhebung (wie sie garantiert jetzt wieder in den relevanten linken Medien abgespult wird) noch die Überheblichkeit erkennen. Überheblich wäre es gewesen zu sagen wir sind jetzt unbesiegbar oder den Sieg gegen Brasilien gleich mit dem gewonnenen Titel gleichzusetzen. Nein die Mannschaft hat sich fair und sauber bei den Turnier verhalten und den Respekt auch gezeigt, wo er angebracht war. Aber man muss Kommunikation in Räumen bedenken, die eben immer eigene Regeln aufweisen. Jetzt sind wir nicht mehr im Turnier, es ist Zeit zu feiern und das mit den eigenen Fans und da gehören sowohl Spott als auch das Klischee mit dazu. Was nämlich die Überrationalisierung angeht, war mein eher etwas kurzer Erklärungsversuch, wie man innerhalb sozialer Gruppen handelt und die konstituiert. Man kann sich damit noch etwas gegen den Verlierer absetzen ohne ihn direkt abzuwerten. Das gehört gerade noch im Sport wo es diese Sieger/ Verlierer-Logik mit als letzter Bastion gibt, einfach dazu. Die haben sich ja schließlich nicht hingestellt und gesagt die Argentinier sind scheiße oder ein paar lächerliche Figuren, sondern die Argentinier sind jetzt traurig und sie stehen als Sieger da oben. Nachgetreten wurde auch nicht. Es wird ja gesagt man hätte die Argentinier damit öffentlich beleidigt. Sehe ich nicht. Das hier war eine Message von den Spielern im Rahmen der Feier für die Fans. Der eine Journalist auf der Bühne brachte das gut auf den Punkt: "Wir sind hier unter uns", sagte er ja glaube und das wirkte angesichts der Fan-Massen zwar komisch, aber ist wirklich so. Diese Feier wurde größenmäßig zwar zum Staatsakt aufgebläht ist aber eigentlich eine intime Situation zwischen Mannschaft und Fans gewesen. Es war keine Botschaft an die Welt, noch an die Argentinier sondern für das heimische Publikum. Ihr müsst da differenzieren wo der Adressat ist und in welchem Kontext wir uns da bewegen. Und leichter Spott ist nun auch von Beleidigung und Herabwürdigung zu trennen. Ich würde als auch an der Stelle nicht einmal vom schlechten Stil sprechen. Es war in dem Kontext absolut angemessen, weder ehrenrührig noch sonstwas. Peinlich oder unnötig würden aus meiner Sicht immer noch zu Unrecht implezieren, dass daran etwas nicht in Ordnung war aber das war es aus meiner Sicht. Es findet keine Beleidigung oder Herabwürdigung nicht einmal eine unangemessene überhebliche Überhöhung statt, außer der die der Sieg durchaus gestattet, dem ausgelassenen Kontext ist es angemessen und es ist eine Kommunikation innerhalb der Gruppe. Praktisch müsste man also, wenn man das noch irgendwie verurteilen will sagen, dass Schadenfreude per se schlecht ist (und da werfe dann bitte jemand den ersten Stein) oder aber so eine Siegesfeier wirklich wie einen Staatsakt aufzuziehen ist (also den Kontext formalisieren), wo sich die Spieler brav vor den Fans kurz verbeugen, danke sagen, die schwitzigen Hände der Notabeln schütteln und sich dann in Reih und Glied verziehen, um in Urlaub zu fliegen.

    Was die Sieger-Verlierer-Logik angeht, würde ich sagen, dass sich der "Skandal" ein bisschen daraus speist, dass die Gesellschaft inzwischen in einer Entwicklung angekommen ist, die solche Gegensätze (trotz vielleicht aber sogar wegen des tatsächlichen Erfolgs- und Selbstbehauptungsdrucks der Leistungsgesellschaft) eher zuzuschütten versucht, also das alle irgendwie Gewinner sein sollen, damit keine Ausgrenzung und dergleichen stattfinden. Wie oben erwähnt ist gerade aber der Sport wohl eine der letzten Bastionen, wo dieser Gegensatz besonders stark ist. Es gibt nun einmal jemanden der den Pokal gewonnen hat und es gibt eben diejenigen, die es nicht geschafft haben. Das Understatement ist zwar schon eingezogen, aber das kann natürlich nicht verhehlen, dass die anderen zwar auch gut aber im Endeffekt trotzdem "schlechter" waren als man selber. Die Niederlage der anderen ist Teil des eigenen Sieges. Das auszuleben ist eigentlich üblich. Inzwischen wird sich natürlich niemand mehr hinstellen und mit den Fingern auf die Argentinier direkt zeigen und sagen: Ihr habt verloren ihr Schlappschwänze. Da ist die Entwicklung schon soweit angekommen. Da muss man sich dann aber gewiss nicht mehr darüber beschweren, wenn man die Niederlage der anderen dann wenigstens und dann auch in so kleiner Form mit den eigenen Fans feiert. Aber das ist natürlich Ab- und Ausgrenzung und schon der Ansatz von Überhöhung, für die wir die gesellschaftliche Toleranz inzwischen abgelegt haben.

    Geändert von KingPaddy (16.07.2014 um 11:32 Uhr)

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