Ein MMORPG zu lokalisieren ist sicherlich nochmal eine andere Nummer als ein Spiel zu lokalisieren. Auf vielen Ebenen. Zum einen ist der Prozess natürlich niemals komplett abgeschlossen solange das Spiel in Entwicklung ist, und das ist ein MMORPG in der Regel bis zuletzt. Zum anderen kann man das Spiel auch nicht einfach veröffentlichen, sondern muss an jedem Standart Serverstrukturen aufbauen, Service-Teams verfügbar halten und so weiter.

Ich verfolge die News zu Dragon Quest schon seit das Spiel angekündigt wurde, und es gibt sicherlich ein paar Leute, die nach dem Spiel schreien, aber generell habe ich hier nie ein sonderlich großes Interesse an dem Spiel festgestellt.

Dragon Quest X halte ich daher wirklich für ungeeignet für eine "Mal schauen ob's was wird"-Lokalisierung. Als Publisher/Entwickler begibt man sich dann nämlich in eine Höhle, aus der man nicht wieder rauskommt. Zumindest nicht ohne großen Imageschaden. (Gut, den hat Square Enix eh schon, aber aus anderen Gründen. *g*) Immerhin wird es Leute geben, die das Spiel spielen, aber wenn diese Leute nicht ausreichen, um das Spiel hier profitabel zu machen? Einfach die Server ausschalten ist wohl kaum eine Möglichkeit. In ein MMORPG muss man ohnehin schon viele Mitarbeiter und Ressourcen investieren, und wenn die Erfolgsaussichten dann nicht einmal sonderlich groß sind, kann ich es voll und ganz nachvollziehen, wenn sie das Spiel in Asien lasse, wo auch die Hauptzielgruppe von Dragon Quest herumlungert.

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Aber so eine Gemeinde muss man als Entwickler auch pflegen, und ab und zu die Spiele an den Zocker bringen, selbst wenn es ein geringes wirtschaftliches Risiko bedeuten könnte.
Dem stimme ich zu, und ich finde wirklich, dass Square Enix die Serie nicht so von heute auf morgen im Westen aufgegeben hätte. Und das, obwohl sogar viele der Ableger zu uns kamen, oft sogar in fünf(?) Sprachen. Ich weiß auch nicht, wann Square Enix und mit genau welcher Begründung sie diese Entscheidung getroffen haben.

Keine Ahnung, ob das, was sie abseits von Dragon Quest VIII und IX gemacht haben, unterm Strich profitabel war. Ich weiß es wirklich nicht. Aber als Firma sollte man solche Sachen doch ein bisschen kommunizieren können. Zeichen kann man auch setzen, ohne die Fans zu verärgern. Das stört mich an vielen der größeren Unternehmen heute sehr. Sie verkommen nach außen hin zu gesichtslosen Diplomatieautomaten, und wem tut das letztlich gut?

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Ist ja schon ein wichtiger Baustein in der Entwicklung der Reihe. Der wichtigste Anreiz war für mich ohnehin immer die Bedeutung der Serie für das Genre, da reicht es vielleicht auch schon, nur die Klassiker abzudecken. Zumal ich Akira Toriyama nie gemocht habe und auch kein Fan von Sugiyamas Musik bin.
Toriyama mag ich eigentlich auch nicht so gern, aber in Dragon Quest weiß ich seine Designs zumindest teilweise zu schätzen, auch wenn die Gesichter seiner Charaktere oft so extrem gleich aussehen. Sugiyama hingegen halte ich für unabdingbar für die Serie. Sicherlich klingt seine Musik immer sehr ähnlich, aber sie macht imo sehr viel von der Dragon-Quest-Atmosphäre aus und ist zugleich auch ziemlich einzigartig und er gehört zu den wenigen Spielekomponisten, die tatsächlich Musik machen, die wie klassische Musik klingt. (Was sicherlich auch daran liegt, dass das die Richtung ist, aus der er kommt.)

Besonders interessant für das Genre war die Serie wohl am meisten in ihren Anfängen. Abgesehen davon ist Dragon Quest ja eher ein Beispiel von "Viel Erfolg bei wenig Evolution" – ein Rezept, das sich immer wieder bewährt und die Fans zufriedenstellt. Gut, aber nicht überraschend. In dem Sinne ist Dragon Quest X sicherlich ein Titel, der die größte Veränderung innerhalb der Hauptserie darstellt, und – das sage ich immer wieder – ich finde auch, dass die Welt von Dragon Quest sich einfach hervorragend als MMORPG-Material eignet, da die einzelnen Sub-Storys der Dörfer etc. ja meist mindestens so wichtig wie die Haupthandlung waren.


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Ich finde schon, dass die Serie angekommen ist.
Okay, "angekommen" vielleicht schon. Ich hatte nur immer das Gefühl, dass die bedingungslose Fanbase der Serie ziemlich klein ist. Klar haben VIII und IX viele Leute, auch abseits der Genrefans, angesprochen. Aber das Redebedürfnis, die Diskussions"kultur", den langwährenden Massenappeal den z.B. Final Fantasy, Kingdom Hearts oder Tales haben, sehe ich bei der Serie einfach nicht.

Was sicherlich auch an den Leuten hier liegt. Final Fantasy war ja schon immer sehr westkompatibel und Kingdom Hearts ist es aus mehreren offensichtlichen Gründen auch. Auch Tales of hat diese Reichweite, gerade auch bei Anime-Fans. Aber Dragon Quest ist eine Serie, die sehr stark auf einen Charme und Humor setzt, den nicht jeder zu schätzen weiß. Ich merke das an mir selbst. Als ich vor etlichen Jahren zum ersten mal Dragon Quest VIII spielte und weder mit dem Genre noch mit dem japanischen Humor viel Erfahrung hatte, hat es bei mir einfach nicht gezündet, mal abgesehen davon, dass ich die ersten Spielstunden sehr spaßig fand. Der Humor und der schrullige Charme, das findet hier vielleicht einige Fans – vielleicht auch genug Fans –, aber allein aus kulturellen Gründen sicherlich keinen dauerhaften Massenanklang, da das ein Teil der japanischen Kultur ist, die (anders als z.B. Anime-Optik und Anime-Klischees) hier noch keinen starken Einzug gefunden hat und das vermutlich auch nie wird.

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Generell gesagt glaube ich außerdem, dass Square Enix als Spieleentwickler nicht bestehen wird, wenn sie nur die Projekte veröffentlichen, die immer die besten Erfolgsaussichten ohne jedes Risiko sondern mit garantiert eingebauter Fanbase und Gewinn außerhalb Japans veröffentlichen.
Das sehe ich ähnlich. Man muss allerdings bedenken, dass die Risikobereitschaft einer Firma steigt, wenn ein gewisses finanzielles Polster da ist. Square Enix hatte in den vergangenen Jahren stark mit Wirtschaftlichkeit, Ressourcenmanagement und anderen Problemen zu kämpfen. Und viele absolut dämliche Entscheidungen wurden einfach getroffen, bei denen man sich fragt, wie die Machthabenden damit überhaupt durchgekommen sind. Im Moment sieht die Situation hingegen wieder besser aus und ich denke daher auch, dass die Investitionsbereitschaft in neue und ggf. riskante Projekte steigen wird.

Das sieht man ja auch schon teilweise jetzt. Drakengard 3 war imo so ein Spiel, mit dem kaum einer mehr gerechnet hat. SaGa und Mana werden hoffentlich bald mal anständig wiederbelebt. Das "neue Studio" für NextGen-RPGs versucht sich vielleicht an einer ganz neuen IP.

Die Firma hat immer noch gewisse Identitätsprobleme, aber mittlerweile haben sie zumindest ein paar Sachen im Griff. Mit zwei MMORPGs dürften sie in diesem Bereich erst mal ausgesorgt haben. Die Mobile/Social-Branche scheint ebenfalls vernünftig erschlossen worden zu sein. Und diese zwei sicheren Einnahmequellen sind schon einmal etwas, dass Square Enix in diesem Ausmaß schon lange nicht mehr hatte.

Deshalb denke ich, dass wir uns in den nächsten Jahren auf ein paar Titel einstellen können, die auch gewisse Risiken mit sich bringen. Sicherlich werden sie nicht wieder zu einer Firma, der man blind vertrauen kann. Aber hoffentlich zu einer, die ab und zu mal positiv überraschen kann.