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Thema: Wieviel "ihr" steckt in euren Charakteren?

  1. #1

    Wieviel "ihr" steckt in euren Charakteren?

    Da ja niemand mehr Schreibkram hier postet, mal wieder was Allgemeines.

    Einfache Frage, viele Facetten: Wie viel von euren eigenen Charakterenzügen steckt in euren Charakteren?
    Ich fang mal an, auch um ein paar Aspekte des Themas anzuschneiden.

    Die Figuren, die in meinen Geschichten wirklich wichtig sind (also alle, die die Zeit haben, um irgendwann ausreichend "lebendig" zu werden ^^), haben unwillkürlich ein paar meiner eigenen Charakterzüge. Also nicht Vergangenheit oder Optik oder sowas, sondern wirklich der Charakter. Bisher hat sich noch niemand darüber beschwert - wahrscheinlich, weil es pro Figur nur wenige Aspekte sind, die nicht auffallen, wenn man nicht darauf achtet - aber ich befürchte, dass der Hauptcast meiner Geschichten zusammengebatscht ziemlich genau meine eigenen Charakterzüge ergibt. Ich denke, das ist tatsächlich auch der einzige Weg, auf dem ich einen Charakter nach meinen eigenen Maßstäben "lebendig" machen kann. Bis vor kurzem war das auch immer eine unbewusste Sache. Und unter anderem deshalb glaube ich, dass es eigentlich kein Problem darstellt; letztendlich hat jeder Mensch so viele Facetten, dass man damit den gesamten Hauptcast eines Buchs anreichern kann. Dann wiederum befürchte ich wie gesagt auch, es nicht anders zu können, ohne leblose oder klischeehafte Hüllen zu produzieren. ^^
    Von Äußerlichkeiten oder Lebensläufen bin ich eher abgekommen mit der Zeit. Manchmal zieht der oben stehende Sachverhalt zwar entsprechende Konsequenzen nach sich, aber tendenziell bin ich davon weg, "semibiografisch" zu schreiben. Ist irgendwie nicht meins, und die persönlichen Sachen, die ich in Büchern verarbeite, finden sowieso eher zwischen den Zeilen oder eben durch die Charakterzüge statt.

    Wie sieht das bei euch aus?

  2. #2
    Mir geht das ziemlich ähnlich. Das ist mir schon vor geraumer Zeit aufgefallen, und manchmal merke ich das ziemlich deutlich. In vielen Fällen haben meine Charaktere idealisierte oder stärker ausgeprägte Charakterzüge meiner eigenen Persönlichkeit, oder zumindest sind sie stark von Gedanken geprägt, die mich selbst irgendwann einmal auf irgendeine Weise geprägt oder verändert haben. Da ich nicht allzu viel schreibe und geschrieben habe, kann ich nicht sagen, ob dies ein Trend ist, der sich fortsetzen würde, aber ich denke, dass es nur natürlich ist, in seinen Charakteren einen Teil von sich selbst abzubilden – in Form von Charakterzügen, Idealen, Wünschen oder einfach nur faszinierenden Gedanken. Das kann natürlich vielerlei Gestalt annehmen. Ich stimme dir auch zu, dass es so am besten möglich ist, Charaktere lebendig zu gestalten. Das muss auf die Dauer nicht einmal eintönig werden, denn die eigene Persönlichkeit ist ja auch notwendigerweise komplex und facettenreich. Allerdings denke ich, dass bei mir neben meiner eigenen Persönlichkeit noch eine andere Sache hinzukommt: Ich möchte Charaktere kreieren, die ich selbst auf vielerlei Weise ansprechend finde. Das müssen nicht unbedingt Sympathien sein, sondern bestimmte Charakterzüge, die sehr interessant wirken, oder ein Auftreten, das einen Eindruck hinterlässt. Dass eine eigene Geschichte oft sehr persönliche Einflüsse erkennen lässt, ist ja kein Geheimnis. Ich denke, dass das tendenziell stärker der Fall ist, je persönlicher das eigene Werk ist. Und das ist ja tendenziell eher der Fall, wenn man noch keine zwanzig Bücher veröffentlicht hat. ^^ Bisweilen merke ich aber auch, dass ich versuche, mich etwas von meiner eigenen Persönlichkeit zu distanzieren, wenn ich merke, dass ich bestimmte Abläufe auf die gleiche Art schon mehrmals habe ablaufen lassen. Denn meiner Meinung nach ist eine Geschichte auch lebendiger, wenn sie auf irgendeine Weise "neu" für einen selbst ist und sich nicht nur an dem orientiert, was sich bewährt und worin man sich sicher und komfortabel bewegt.

    Das erinnert mich übrigens daran, dass ich noch WSDL hier habe. Und immer noch nicht gelesen, Schande über mein Haupt. Dabei wollte ich es schon längst ausgedruckt haben. Soon!™

  3. #3
    Möglicherweise bau ich auch einige Charakterzüge von mir in meine Figuren ein. Aber wenn, dann höchstens unbewusst. Ich versuche generell, keine realen Personen als Vorbilder für meine Figuren zu verwenden. Da hab ich immer Angst, dass sich die Leute beschweren, wenn sie rausfinden, dass sie Vorbild für eine Figur waren. Auch wenn man damit sicher "lebendigere" Figuren erschaffen könnte.
    Statt realer Vorbilder, versuche ich die Figuren ganz aus ihrer eigenen Hintergrundgeschichte zu entwickeln. Das funktioniert auch nicht immer so gut (weil manchmal durch die Hintergrundgeschichte eine ganz andere Figur entsteht, als ich ursprünglich geplant hatte). Aber meistens finde ich die Ergebnisse akzeptabel.

  4. #4
    Jemand, der gerne schauspielert oder in anderer Form in "fremde" Rollen schlüpft, hat es sicher leichter, Charaktere lebendig wirken zu lassen als andere.

    In meinen Charakteren steckt tatsächlich auch etwas von mir selbst. Nicht unbedingt im Charakter sondern mehr im Denken und Fühlen.
    Außerdem handeln die meisten meiner Geschichten (und Bilder) von Freiheit und Freundschaft, was beides große Themen für mich sind... Es ist einfach naheliegend, weil ich so Dinge, die mich beschäftigen, in meinem Kopf leichter 'bearbeiten' kann.

    Man schreibt ja auch, um sich selbst auszudrücken - nicht den Kugelschreiber.

    Edit: Ich fürchte, jetzt hab ich den Punkt nicht getroffen, den ich angepeilt habe. Also ich habe mich teils bewusst und teils unbewusst darauf eingelassen, dass mir manche Charaktere mehr und andere weniger ähneln. Da ich über diese Tatsache schon länger im Klaren bin bin, dass man sich irgendwie selbst in seine Charaktere einfließen lässt, achte ich da schon häufig drauf. Aber für mich ist das trotzdem in gewissem Maße okay, wenn nicht sogar völlig Legitim. (Begründung siehe oben.)

    Geändert von Wencke (12.06.2014 um 03:54 Uhr)

  5. #5
    Für die Sachen, an denen ich über Jahre schrieb, habe ich sicher auch eine Menge eigenes einfließen lassen. Tingulin fing mit einem Traum an. Keine Ahnung, wwarum man von einem Magier träumt, der Feuerbälle erzeugen kann, aber es war ein gutes Element, um eine ganze Geschichte darau zu machen. Auch glaube ich, dass sich darin teilweise meine Beziehung zu meinen Eltern wieder spigelt. Wahrscheinlich würde ich vieles heute anders schreiben, wenn ich die Geschichte nochmal überarbeiten würde.

  6. #6
    Wenn ich Geschichten erzähle, egal welcher Art, dann sehe ich diese Geschichten, also die Protagonisten, die Nebendarsteller und die Antagonisten immer nur "von oben".
    Deswegen sollten meine Figuren normalerweise eher wenig von mir tragen, bzw. Ähnlichkeiten sind in dem Fall eher zufällig. ^^

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