Parodie. Das ist es, als was Kelven den neusten Ableger seiner Alex-Reihe verkauft. Und doch ist es genau das, was Alex III schlicht und einfach nicht ist. Es gibt verschiedene Arten einer Parodie, die Häufigste soll in irgendeiner Form lustig sein. Genau diese Art hat Kelven auch hier einsetzen wollen, ohne Erfolg. Das Intro hat wirklich hübsche, witzige Momente, in denen ich Schmunzeln oder sogar kurz Lachen musste, weswegen ich auch einen guten, ersten Eindruck vom Humor hatte. Danach werden die parodierend gemeinten Gags allerdings permanent und tatsächlich konstant schlechter derartig flach, unkreativ und stumpf abgefeuert, dass ich mich wirklich, wirklich, wirklich und ohne bösen Willen(!) frage, wer über so etwas Lachen kann. Das ist Humor für Zehnjährige, solch einer, der in einer KIKA-Sendung von einem kostümierten Maskottchen in übertrieben hoher Stimme und furchtbarer Betonung wiedergegeben wird. Also, von der Präsentation her meine ich. Versteht mich nicht falsch: Holzhammer-Humor muss nicht schlecht sein. Wenn ich an Sonnenschauer sowie Zauberer & Prinzessin denke, zwei Spiele die meine Lachmuskeln regelmäßig fast zur Aufgabe brachten, so erkenne ich, dass Kelven schon immer den Holzhammer-InsGesicht-Humor für seine Spiele wählte. Nur tat er das in der Vergangenheit fantasievoll, kreativ und mit Hingabe, ja man merkte förmlich, dass der Ersteller dabei seinen Spaß hatte. Und in Alex III? Da kommen viermal im Spiel NPC’s auf einen zugerannt und erzählen einem tragische Geschichten. Ich habe oben schon aufgeschlüsselt, warum tatsächlich kein Mensch über solche Witze Lachen kann, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Kelven das anders sieht.
Aber hey, der mangelnde Humorfaktor ist etwas, das einen nicht beim Spielen stört und auch irgendwo auf den Geschmack geschoben werden kann, viel schlimmer und fataler ist hier - in einer Parodie! - das Kampfsystem. Ich habe seit meiner Kindheit viele, sehr viele Makerspiele durchgespielt. Sicherlich 90 % der Spiele der Atelier-Datenbank bis 2010. Und in den allerwenigsten davon - In Aktuellen schon GAR NICHT - gab es ein solch gigantomanisch in den Sand gesetztes Ekel-Balancing wie hier. Das Spiel hat eines der imo nervigsten drei Kampfgeschehen alltime, das schließt kommerziele Spiele ein. Davon abgesehen, dass das Standard-KS lieblos, eintönig und beinahe standbildhaft umgesetzt wurde, ist der Schwierigkeitsgrad, vorallem normaler Gegner, derartig pervers hoch, dass man mit noch so viel Entschlossenheit herangehen kann, man wird nach spätestens einem Dungeon wieder komplett die Schnauze voll haben vom Game. Die Bosse scheuen sich nicht, übermächtige Gruppenangriffe vier, fünf mal hintereinander einzusetzen, und das mit Schadenswerten, die den Gesamt-HP der Helden gefährlich nahe kommen. Allein für dieses Balancing würde Alex III den Titel zum nervigsten Spiel 2014 für mich außer Konkurrenz verdienen.
Was ist die Ausrede für den Humor und vorallem die Kämpfe? ‘Sie sind teil der Parodie’.
Nein. Es sei gestattet, mir an dieser Stelle einmal anzumaßen, ganz deutlich zu sagen: So funktioniert eine Parodie nicht. Wirklich nicht. Etwas Schlechtes, Nerviges, Unerträgliches, Langweiliges und Verhasstes zu nehmen und dann genau so in seine Parodie einzubauen, nur um zu zeigen, wie originalgetreu man es parodiert, ist fernab jeglicher Vernunft. Das will kein Mensch haben, denn wenn man eine humoristische Parodie spielt, erwartet man, kreativ und leichtherzig mit bekannten Elementen auf ganz neue Weise unterhalten zu werden. Niemand, wirklich niemand würde mit der Einstellung herangehen, von einer Lahme Kämpfe-Parodie schlicht und einfach Lahme Kämpfe zu bekommen. Das ist nicht lustig, das ist nicht kreativ, das ist keine Parodie mehr, es ist genau so unerträglich wie eine eventuelle Vorlage. Ich meine, kennt ihr Kalkofes Mattscheibe? In dieser zum Schreien komischen Satire-Sendung wird in kurzen Clips das Dümmste und Schwachsinnigste aus dem deutschen Fernsehen parodiert, höchst amüsant und einfallsreich. Würde diese Sendung funktionieren, wenn man schwachsinnige, arschlahme und unfassbar dumme Sendungen schwachsinnig, arschlahm und unfassbar dumm kommentiert? Fände das irgendwer witzig? Um nur mal ein Parodie-Beispiel zu nennen. Man kann als Parodierender seinen Spielern gewisse Vorlagen einfach nicht antun, weswegen man sie bearbeiten muss, will man eine gute Parodie abliefern. Abgesehen davon, dass ich kein Makerspiel kenne, das tatsächlich so miserabel ausbalanciert ist wie Alex III, obwohl Kelven nicht müde wird, andere klassische Spiele als Ausrede vor das Balancing zu schieben.
Ganz allgemein merkt man dem Spiel an, dass Kelven entweder selbst keine große Lust darauf hatte, undoder alles nur sehr schnell Hingeklatscht hat. Die Dialoge wirken gezwungen, kurz und in etwa so anspruchsvoll wie eine Folge TV Total in Textform, die Dungeons sehen aus, als hätte Kelven erst übermorgen mit dem Mappen angefangen und der ORTP-Grafikstil sagt mir - Nur ganz persönlich - überhaupt kein bisschen zu und kommt nicht gegen Kelvens sonstige, kreative Grafikpracht an, weswegen Alex III auch optisch sein mit Abstand schwächstes Spiels ist, mir zufolge.
Doch hat Alex III nur negative Punkte? Nein… die Musik ist episch. Allein das Titeltheme hätte mir fast die Hosen ausgezogen vor Awesomeness. Das Kampftheme würde in einem AKS gut zur Geltung kommen und auch die Dungeon-Themes waren mitunter ein Gedicht. Großartige musikalische Inszenierung, welche an dieses Spiel leider komplett verschwendet ist. Die Artworks gefielen mir teilweise auch gut, allen voran das von Argos. Das Intro war sehr lustig und unterhaltsam. Wenige, sehr wenige Szenen waren schmunzelwürdig. Dann hört es leider schon auf. Und das, wo ich dem Titel positiv und händeringend gewillt gegenüberstand wie man es nicht Glauben würde.
Was kann ich also abschließend zu Alex III sagen? Das Spiel ist ein bisschen wie eine RTL-Doku Soap; kein bisschen lustig, und trotzdem muss man manchmal Schmunzeln. Wenige Szenen sind amüsant, die Musik ist purer Sex für die Gehörgänge, das Intro stimmt einen amüsiert auf das Kommende ein. Danach sollte man Abschalten. Der Humor des Spiels ist geradezu schmerzhaft unlustig, gewollt und auf eine sehr junge Zielgruppe zugeschnitten, die Grafik überhaupt nicht das, was man von Kelven kennt und liebt, das Balancing eines der größten und nervenaufreibendsten Desaster in der Geschichte des Rpg-Makers.
Würde ich also sagen, Alex III ist ein schlechtes Spiel? Mindestens.
Würde ich es weiterempfehlen? Nichtmal Leuten, die ich hasse.
Hat es Stärken? Ja, die hat es.
Ist es eine gelungene Parodie?
Was den Negativgehalt dieses… haah… ‘LP’s angeht, so habe ich nichts zu meiner Verteidigung vorzubringen. Wenn ihr an den Anfang schaut, merkt ihr, dass ich aufgeschlossen und mit besten Erwartungen an Alex III heranging, frohen Mutes, kelvensche Qualität zu bekommen. Aber das Spiel hat mich trotz viel Willenskraft gebrochen. Ich würde mir von Kelven wünschen, dass er nächstes Mal vielleicht wieder länger als fünf Minuten über ein Spielkonzept nachdenkt, gerade auch weil er in der Vergangenheit gezeigt hat, wie fantastisch er den Makerhumor beherrscht - Sonnenschauer. Solche Juwelen wünsche ich mir wieder von unserem umstrittenen Großen, nicht halbherzige Kurzspiele und Möchtegern-Parodien. Vielleicht solltest du dich auf deine Stärken besinnen, Kelven. Fantasy, Sonnenschauer, Alice. Das sind die Schlagwörter, mit denen du dir einen Namen gemacht hast. Ich bin voller Hoffnung, dass es das nächste mal wieder mit was richtig Tollem klappt.