Celspot besann sich für einen Moment.
Jetzt war es vorbei. Er hatte die Citadel überlebt, aber nun würde er sterben. Getötet von eingien Unterbelichteten, die einer Lüge aufsaßen und ihn für jemanden hielten, der er nicht war. Aber... es machte keinen Sinn mehr, darüber nachzudenken. Sein massiver Körper bebte unter seinem immer stärker werdenden Schnauben.
"Beruhige dich, Celspot.", sprach die Stimme zu ihm, die immer wieder zu ihm gesprochen hatte. Seine innere Stimme, die zu ihm sprach, die ihm Dinge diktierte. Die Stimme, die ihn aufhielt und wieder in die Spur brachte, wenn er zu viel nachdachte. Wenn seine Gedanken zu weit abschweiften, wenn er wieder zu den Tatsachen zurück kommen musste. Wenn er an die Zeit auf Dekuuna dachte, wenn er Revue passieren lies, was auf der Citadel passiert war... "Denk nicht dran, Celspot"
Seine anfängliche Wut und Resignation hatten sich längst in bittere Trauer gewandelt. Er dachte, es genügte, zu resignieren. Doch das genügte nicht. Er wollte leben. Er wollte alles das nicht. Er wollte überleben. Wie damals, auf der Citadel. "Denk nicht dran, Celspot!" Doch, doch er wollte daran denken. Er wollte den Moment immer und immer wieder durchleben. Er wollte wieder wissen, wie es sich angefühlt hatte, zu überleben. Es war ein unglaubliches Gefühl gewesen. "Hör sofort auf damit, Celspot." Er hatte es doch noch zu einer Rettungskapsel geschafft. Vorbei an Geth, Reapern, allerlei metallisch-elektronischem Getier, welches um ihn herum die Station in Chaos auflöste. "ICH SAGTE HÖR AUF, CELSPOT!" NEIN!

Er würde nicht mehr auf diese Stimmte hören. Diese Stimme, die ihn blockiert hatte. Diese Stimme, die ihm Befehle zugeflüstert und ihn mit Verachtung gestraft hatte, wenn er diese Befehle nicht befolgen würde.
Befehle wie "Kalkuliere die Angebote!", "Entferne die Einträge aus den ID-Datenbanken!", "Transferiere unterschlagenes Schwarzgeld an die Zelle in Prinus-7!"... "Töte Bertha!"
Nie wieder würde er dieser Stimmte gehorchen.

Celspot hatte nie ein Zuhause gehabt. Und nie war er in der Lage gewesen, eine eigene Entscheidung zu treffen. Mal wurde er ausgegrenzt, wie ein abartiger Sonderling behandelt, zu anderen Zeiten war er der Willkür seiner Vorgesetzten ausgesetzt, doch nie hatte Celspot nacdh eigenem Gutdünken gehandelt. Bittere, dicke Tränen flossen aus seinen dunklen Augen heraus, als er darüber nachdachte. Stets war er einem Diktat unterlegen. Nie war er wirklich frei gewesen. Er hatte sich nur eingebildet, er wäre frei gewesen, doch jetzt wurde ihm klar, dass er den Angriff auf die Citadel nie überlebt hatte. Man hatte ihn nur zu einem Werkzeug gemacht und laufen lassen.
Und nun, in dieser verzweifelten Situation hatte man ihn auf Unschuldige losgelassen. Nie war er wirklich frei gewesen. Die Stimme in ihm hatte sich nur unauffällig genug verhalten, um ihm das Gefühl von Freiheit zu geben.
Inzwischen merkte Celspot, dass er tief schnaubend schluchzte, während sich unter ihm kleine, leuchtende Pfützen formten.

Durch seine verweinten Augen sah er zu Ariana hinüber und nun erinnerte er sich, wieso er sich in ihrer Gegenwart so unglaublich wohl gefühlt hatte. Sie war jung, doch so talentiert. Eine solch unglaubliche Kraft im Bereich der Psychologie. Sie hatte es geschafft, die Stimme zum Schweigen zu bringen. Sie konnte mit der Stimme sprechen und gegen sie ankommen. Doch auch sie war nicht übermächtig, konnte keine vollständige Indoktrinierung heilen. Die Abende die sie gemeinsam verbrachten waren vielleicht ein kleiner Eindruck davon, wie sich Freiheit anfühlte. Auch wenn er dazu verdammt war, kurz darauf stets wieder zu vergessen was passiert war. Sie hatte sich für ihn aufgeopfert, hatte sein Geheimnis bewahrt. Auch als klar wurde, dass sie selbst sterben konnte, wenn sie den anderen seine Indoktrinierung verschwieg. Durch verweinte Augen schaute er zu ihr hinüber. Sie hatte großes Unheil zugelassen und ihr eigenes Gewissen einer grausamen Folter ausgesetzt, nur um ihn zu retten. Weil sie vielleicht das Vertrauen in ihn noch nicht verloren hatte.
Ihr Opfer war das schönste Geschenk, das ihm jemals von einem Lebewesen entgegengebracht worden war. Doch nun würde sie mit Konsequenzen rechnen müssen.
Er sah sie durch seine überfluteten Augen an. Weinte sie gerade? "Herzlich berührt; Frau Ariana, weinen Sie nicht. Sie haben mir ein großes Geschenk gemacht.", sagte er an sie gewandt, in einem bizarren Scherzando seines monotonen Stimme, gemischt mit tief traurigem Schluchzen, während er bemerkte, dass sich die Stationsbewohner mit finsteren Mienen um ihn herum schlossen.

"Töte sie, Celspot!", sagte die Stimme zu ihm. "RENN SIE UM! TÖTE SIE. AUCH WENN DU STIRBST. NIMM NOCH EIN PAAR VON IHNEN MIT! TÖTE SIE! EINMAL UM DIE LINKE FLANKE. ZWEI SCHAFFST DU AUF JEDEN FALL", die Stimme pochte laut in seinem Kopf. Doch er verweigerte. Alles war besser, als sich den Rest seines Lebens einem Diktat der Reaper zu unterwerfen. Auch wenn das seinen Tod bedeuetete. Lieber tot als ein Indoktrinierter.
Sein Schluchzen wurde immer lauter, während seine Vorderbeine leicht einknickten und er langsam, mit zugekniffenen Augen zu Boden sank. Die Stimme schrie und tobte in seinem Kopf. Doch sie würde bald ganz still sein und im Jenseits, wie auch immer dieses aussah, würde Celspot vielleicht endlich frei sein.
Er öffnete noch einmal kurz seine Augen und blickte die restlichen Stationsbewohner an. "Unendlich bedauernd; Es tut mir so leid."

Dann schloss er seine Augen wieder...
... und ließ es einfach geschehen.