Bin durch. Eindrücke (copy+paste von hier):


Auf Child of Light bin ich erst vor Kurzem aufmerksam geworden. Da ich mich hauptsächlich auf Seiten herumtreibe, wo japanische Spiele diskutiert werden, ist das Spiel beinahe komplett an mir vorbeigezogen. Vor vielleicht zwei Wochen bin ich aber per Zufall über Material zu dem Spiel gestolpert, und dieses Material sah sehr schön aus. Kurz nach dem Release, nachdem mir Seldio ein wenig von dem Spiel erzählte, habe ich es mir spontan auch gekauft. Natürlich in der physischen Edition mit dem Amano-Poster, das nun meine Wand ziert. :> Eines vorweg: Es wäre eine große Verschwendung gewesen, wenn ich nie etwas von Child of Light erfahren hätte, denn das Spiel ist wunderschön und trifft genau meinen Geschmack.

Was macht Child of Light besonders?
Die faule Antwort lautet: das Gesamtpaket. Denn alle Teile des Spiels greifen wunderbar ineinander. Das gesamte Spiel sieht aus wie ein einziges interaktives Gemälde. Unmengen wunderschöner Hintergrundbilder wurden für Child of Light angefertigt, und alle sind auf ihre Weise beeindruckend. Es wurde sehr viel Liebe und Aufwand in die Grafik gesteckt, teilweise bestehen die Umgebungen aus fünfzehn Ebenen von Grafiken, wodurch das Spiel sehr lebendig wirkt. Es sind auch keine rein statischen Hintergründe, viele Dinge bewegen sich, wie etwas die Bäume, die sich im Wind wiegen.

Wie bei Valkyrie Profile oder Odin Sphere bewegt man sich in Sidescroller-Manier durch die Welt. Es gibt auch Kämpfe – diese werden bei Feindkontakt auf der Karte ausgelöst. Die Kämpfe sind rundenbasiert und erinnern von der Mechanik etwas an Grandia, nur dass Flächen und Entfernungen keine Rolle spielen. Wie auch der Rest des Spiels sind die Kämpfe sehr simpel, funktionieren aber gut. Es geht im Prinzip darum, gegnerische Aktionen zu canceln und zu verhindern, dass eigene Aktionen gecancelt werden. Dafür muss man immer ein wenig vorauskalkulieren. Die meisten Kämpfe sind ziemlich einfach, aber auch in den normalen Kämpfen empfiehlt es sich, dieses System auszunutzen und zudem die Schwächen der Gegner in Erfahrung zu bringen.


Es gibt einige Charaktere – manche davon optional –, und jeder hat seinen Schwerpunkt im Kampf. Der eine beherrscht Elementarzauber, der andere kann heilen und schnell angreifen, und wieder ein anderer beherrscht nützliche Support-Zauber. Jeder Charakter ist zumindest einigermaßen nützlich, und im Kampf können Charaktere beliebig ausgewechselt werden. Es kämpfen immer zwei Charaktere gegen (glaube ich) bis zu drei Gegner. Die Entwicklung erfolgt durch Level Ups, und pro Level Up gibt es außerdem Skillpunkte, die man auf einem recht simplen Skillbaum verteilen kann, der Ausprägungen in drei Richtungen besitzt und für jeden Charakter individuell ist, aber letztlich dazu dient, die vorhandenen Statuswerte und Fähigkeiten zu verbessern und ggf. neue Fähigkeiten zu lernen. Die Zahl der Fähigkeiten ist aber überschaubar.

Abgesehen von den Kämpfen besteht das Gameplay daraus, die Welt zu erkunden. Es gibt zahllose Schatztruhen und andere Dinge von Wert zu entdecken, und die recht große Welt hat viele Geheimgänge und dergleichen zu bieten. Bisweilen darf man auch kleinere Rätsel lösen und mit der Spielwelt interagieren – meist aber auf sehr simple Weise. Das Gameplay weiß durchaus zu gefallen. Es ist einfach, und es funktioniert. Child of Light ist kein Spiel, das man wegen des Gameplays spielt, aber auch keins, das man deshalb weglegen möchte.

Das wichtigste an dem Spiel ist aber die einzigartige Atmosphäre. Die Geschichte ist quasi ein Märchen – sehr klassisch dazu –, und in Reimform erzählt. Das verleiht dem Spiel ein besonderes Gefühl, aber funktioniert nicht immer so ganz: Die Dialoge (alle unvertont) sind manchmal etwas schwer zu lesen, weil es meistens keinen richtigen Lesefluss gibt und das Versmaß stark variiert. Eine Vertonung der Dialoge hätte da vielleicht Abhilfe verschaffen können. Insgesamt mag ich diese Erzählweise aber trotzdem, auch wenn sie noch nicht perfektioniert wurde.


Was mir an Child of Light am besten gefallen hat, ist das Gefühl, das man hat, wenn man durch die Spielwelt läuft. Die detailverliebten Hintergründe könnte ich mir ewig ansehen, und untermalt wird das ganze noch von einem ausgezeichneten Soundtrack, der das melancholische Spielgefühl noch weiter unterstreicht, manchmal recht ambient, aber manchmal auch sehr direkt. Ganz besonders angetan hat es mir das musikalische Hauptthema, und das Ending-Lied hat mich ebenfalls begeistert. Oft bin ich in Child of Light einfach nur durch die Umgebung geglitten. Man kann fliegen und hat somit extrem viel Bewegungsspielraum – und es ist einfach unglaublich schön, nur durch die Gegend zu fliegen und die (meist recht dunkle) Stimmung in sich aufzunehmen.

Die Geschichte selbst ist nicht allzu spannend. Auch nicht die kleinen Sub-Storys. Aber das Märchenhafte der Geschichte legt den Grundstein für dieses wunderbar stimmige Spiel, und bis zum Ende hin wirkt alles sehr konsistent und harmonisch. Es gibt zehn Kapitel, die durchschnittlich etwa eine Stunde lang sind. Wer sich die Zeit nimmt, die Spielwelt genauer zu erkunden, wird belohnt: Mit Items, mit Nebenaufgaben, mit zusätzlichen Charakteren und Dialogen und dem Entdecken geheimer Orte.

Fazit: Child of Light ist ein einzigartiges Spiel von ganz besonderer Schönheit. Das Gameplay ist ausgesprochen simpel, aber wirkungsvoll, doch die wahre Stärke des Spiels liegt in der dunklen, märchenhaften und unglaublich dichten Atmosphäre, die durch ein stimmiges Zusammenspiel der Geschichte, der Erzählweise, der wunderschönen Grafik und der nicht minder schönen Musik entsteht. Mir hat Child of Light also ausgesprochen gut gefallen, und ich bin froh, dass Ubisoft dieses Experiment gewagt hat.

8.5 von 10