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Thema: [Die Indoktrinierten der Grissom Akademie] Tag 3

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Niamis Frage an Omikron schien ihr so wichtig wie ihm selbst und die Tatsache, dass sie keine eindeutige Antwort hatte, enttäuschte Balint.

    Lieber hätte er eine bewusste Anschuldigung der Salarianerin hingenommen, als auch weiterhin im Dunkeln zu tappen und nicht zu wissen, ob ein Teil von ihm nicht womöglich doch von den Reapern besessen war. Celspots Anschuldigung ihm gegenüber half ihm nicht gerade dabei, diesen Zwiespalt los zu werden, auch wenn der grüne Elcor nach Omikrons Rede ohnehin noch unberechenbarer und unlesbarer geworden war.

    Es war nicht auszuschließen, dass ihre Geschichte erlogen war. Sie klang echt, doch ihre Rasse hatte dem Rest das schnellere Denken voraus. Auch das eindeutige Freisprechen von Iron und Niami war allerdings ein Indiz für das Zutreffen ihrer Geschichte. Irgendwas passte daran einfach, auch wenn Celspot einen Punkt hatte, wenn er sagte, dass er ob seiner "Besonderheit" zu auffällig wäre - doch immerhin war er ja nun auch aufgeflogen.

    Dass ihm vorgeworfen wurde, er würde seine Stimmenübermacht - von der er noch nicht einmal gebraucht hatte machen müssen - für finstere Zwecke missbrauchen - und das noch dazu von jemandem, der ihm diese Stimmenübermacht ermöglichte -, machte den Verwaltungsassistenten zum ersten Mal fast etwas wütend. So unsicher er sich auch ob einer möglicherweise in ihm schlummernden, zweiten Identität war, so sehr wusste er doch, dass er in den Momenten der Wahl immer klar gewesen war und zum Wohl der Gruppe hatte handeln wollte.

    Er warf dem Elcor einen missbilligenden Blick zu, doch verzichtete darauf, Worte zu sprechen. Für den Moment war er mit seinen Gedanken bei sich selbst am besten aufgehoben und abstimmen würde er erst dann, wenn seine..... wenn Niami das auch getan hatte

    [OOC: Da ich bei angefragter Verlängerung bis morgen Abend wohl nicht mehr dazu komme, nach Lynx zu posten: Balint stimmt ab, wofür auch Niami abstimmt!]

    Geändert von MeTa (09.05.2014 um 15:42 Uhr)

  2. #2

    Gast-Benutzer Gast
    "Wenn Celspot der inoktrinierte Elcor ist, wieso hast du... also wir... dann gestern Colyn gewählt? Das... das macht keinen Sinn."
    "Da fehlte mir noch der letzte Beweis - Celspots Reakion vor kurzem - um ihn zu entlarven, weswegen ich niemanden hatte, von dem ich sicher wusste, dass er indoktriniert war.

    Mamercus grübelte, verstand aber die Worte nicht so recht, daher wandte er sich an die von der sie kamen. Omnikron, ich verstehe nicht ganz was sie sagen möchten. Zunächst sagen sie, dass Celspot ein indoktrinierter sein muss, weil er einen angeblichen Datencrash verursacht und für die Reaper gearbeitet hat. Sie meinen sie haben diese Information in den Wochen vor diesen hier stattfindenden Ereignissen ermittelt. Nun aber sagen sie, dass das Verhalten von Celspot für sie als Beweis ausgereicht hat, was bedeutet, dass sie es eben vorher ja doch nicht wussten sondern lediglich vermutet haben.
    Das wiederrum macht ihre Angaben keinen deut wertvoller als jede andere Vermutung. Und auf welche Reaktion von Celspot beziehen sie sich? Verstehen sie mich nicht falsch, ich misstraue ihnen nicht, aber genauso wenig vertraue ich hier jemanden. Es zählen lediglich sinnvolle SChlussfolgerungen und Beweise.

  3. #3
    Niami sah Iron fragend an, aber er zuckte nur mit den Schultern. Omikrons Ausführungen hatten kaum etwas beantwortet, aber vielleicht lag es auch an der Art der Salarianer allgemein, dass die Asari irgendwie nicht ganz folgen konnte. Sie musste Omikrons Worte innerlich immer und immer wiederholen, während Celspot seine eigene Verwirrung mit Worten zum Ausdruck brachte. Oder zumindest tat er so.
    Als der Elcor schließlich Balint für die Bereinigung vorschlug, wurde Niami bewusst, dass es keine definitiven Beweise gab, egal wie oft sie alles durchging. Mit den vorhandenen Anhaltspunkten konnte man etwas anfangen, aber im Endeffekt musste man sich aktiv entscheiden, wem man glauben wollte und wem nicht. Die Angst, einen Fehler zu machen und den Falschen zu vertrauen musste verdrängt werden, denn damit konnte man nichts erreichen. Nicht heute.

    Es gab zwei Möglichkeiten - entweder man glaubte Omikron, oder man vermutete eine dreiste Lüge in ihren Worten. Aber für eine einzige Person in dieser Akademie gab es auch noch einen dritten Fall: Niami.

    Auf weichen Knien verließ sie Omikron und Iron - er würde alleine vermutlich ohnehin eine bessere Rückendeckung sein als mit Niami, die keine Ahnung von Waffen hatte und womöglich noch unabsichtlich auf irgendetwas schießen würde. Sie drückte Iron die Waffe in die Hand und stellte sich dann neben Balint. Das war einfach der einzige Ort, wo sie sich zumindest etwas komfortabler fühlte, auch wenn die Geste in dem Moment auf alle Anwesenden etwas merkwürdig wirken musste.
    "Ich habe mich dazu entschieden, Omikron für den Moment zu glauben." Sie sprach so laut sie konnte, damit niemand sie überhören konnte und auch, damit das Zittern in ihrer Stimme nicht so auffällig war. "Aber wir können Celspot nicht töten. Noch nicht." Sie lächelte in die unsicheren Gesichter der Anwesenden.
    "Wenn Celspot wirklich böse ist, so kann er trotzdem nicht für die Indoktrinierten kämpfen, denn er wurde untrennbar mit jemand Gutem verbunden - mit mir. Wie wir auch immer in diese prekäre Situation gekommen sind, jemand schien es wohl für witzig zu halten, noch einmal besondere Würze hinzuzufügen. Ich selbst habe nur spärliche Informationen erhalten, aber kurz bevor der Meteoritenschauer uns traf, erhielt ich eine Nachricht auf meinem Omnitool. Dort stand: 'Celspot muss am Leben bleiben. Stirbt er, stirbst du auch. Stirbst du, stirbt er auch.' Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht einmal so richtig, wer Celspot ist und hielt es für einen merkwürdigen, makabren Scherz. Aber kurz darauf passierte... all das hier, und nun ist mir klar, dass die Nachricht die reine Wahrheit war. Deshalb wusste ich auch, dass die Bereinigung kein Fehler sein konnte."

    Niami sah kurz bedauerlich zu Balint. "Das ist einer der Gründe, warum ich mich nicht für Sie opfern kann. Ich wusste, dass mindestens ein Leben direkt mit meinem zusammenhängt, auch wenn ich nicht wusste, ob es ein gutes oder ein böses war." Sie sah länger als nötig in seine Augen, die ruhig auf ihr ruhten. Sie spürte, dass er ihr wirklich vertraute und das gab ihr die Kraft, weiter zu den anderen zu sprechen.
    "Ich denke jeder von euch weiß, dass der Verlust einer guten Person für uns das Ende bedeutet. Deshalb möchte ich euch inständig bitten, Celspot heute nicht zu wählen. Keine Sorge, ich weiß, was ich durch meine Enthüllung angerichtet habe. Sollte Omikron wirklich die Wahrheit sagen, wird irgendwann der Moment kommen, an dem auch Celspot beseitigt werden muss, aber es muss ganz zum Schluss sein. Sorgt euch dabei nicht um mich, ich werde dann nicht im Wege stehen. Es ist mir gleich, ob es meinen Tod bedeutet, wenn ein Indoktrinierter stirbt, so lange die letzten Unschuldigen hier unbeschadte aus allem herauskommen." Nun sah sie Celspot an. "Es tut mir leid, aber das Größere Wohl ist mir wichtiger als unser beider Schicksal. Und wer weiß, bis es so weit ist, finden Sie vielleicht noch eine Möglichkeit, die anderen von Ihrer Unschuld zu überzeugen, wenn Sie es wirklich sind."

    Der erste Teil war geschafft. Der leichte Teil. Sie hatte alles getan, um das Schicksal des Elcor, und damit ihr eigenes und im weiteren Sinne das der gesamten Gruppe, abzuwenden. Würden die anderen nicht auf sie hören, konnte Niami sich nicht vorwerfen, nicht versucht zu haben sie alle zu warnen. Um das zu unterstreichen, musste sie jetzt aber auch eine Alternative liefern. Eine überzeugende.
    "Natürlich bringt meine Offenbarung nichts, wenn wir nicht einen Kandidaten finden, bei dem wir ähnliche Anhaltspunkte haben, und ich denke so jemanden habe ich." Sie holte tief Luft und schloss die Augen. Wenn doch jetzt in diesem Moment nur die Zeit stehen bleiben könnte.
    "Einer der Gründe warum ich geneigt bin, Omikron zu glauben, sind ihre anderen Verdächtigungen: Balint und Colyn." Ihre Stimme drohte leiser zu werden, fast kleinlaut, und sie wagte es nicht, den Offizier neben sich jetzt anzusehen. "Das deckt sich mit den Gedanken, die ich mir gemacht habe. Balint hat durch eine Stimmänderung sich selbst in die Position unseres Anführers gebracht. Er hat Colyn gewählt - vielleicht dachte er, dass er, selbst wenn seine indirekte Selbstwahl nicht funktionieren würde, stattdessen immerhin ein anderer Indoktrinierter Chancen auf den Posten hätte? Das alleine ist jetzt nur eine Vermutung über den Elcor, aber über Balint da ist noch mehr. Zum Beispiel..." Sie musste schlucken. Ihre Kehle fühlte sich völlig ausgetrocknet an und ihr wurde furchtbar heiß. Jetzt einfach in Ohnmacht fallen, oh ja, das wäre perfekt. Nichts mehr mitbekommen. Nicht das Grab für jemanden schaufeln, den man so sehr...

    Ich vertraue Ihnen mehr als mir selbst. Niami beruhigte sich wieder etwas. Ob Balint all das geahnt hatte?
    "Zum Beispiel die Abstimmungen. Mindestens einer der Seya-Wähler muss ein Indoktrinierter gewesen sein, mindestens einer der Ken'Jango-Wähler ebenso. Auf Balint trifft beides zu. Und die Art, wie er abgestimmt hat. Es schien, als würde er auf alles reagieren, was ich als unschuldig angepriesen habe. Ich habe gesagt, dass jemand, der eine Abstimmung anfängt, eher unschuldig ist. Balint hat daraufhin gestern als erstes Ken'Jango gewählt. Ich habe gesagt, dass Unschuldige dazu tendieren, ihr Schicksal anzunehmen und sich nicht zu wehren. Balint hat Celspot verdächtigt, weil er aufgebracht auf seine Anschuldigungen reagiert hat, während er selbst immer sehr ruhig geblieben ist. Ich denke nicht, dass er es bewusst gemacht hat, sondern dass seine indoktrinierte Seite für ihn zum Schutz so reagiert hat.
    Die aktuelle Nominierung von Celspot macht unter Omikrons Theorien auch Sinn: Wenn er überleben möchte, muss er auch Indoktrinierte loswerden. Wenn ihre Übermacht zu groß wird, würde ich früher oder später sterben, und somit auch er. Und dann ist Balint auch immer noch unser Anführer. Völlig egal was man von seinen Fähigkeiten halten mag, die VI gewichtet seine Stimme stärker. Das ist eine starke Waffe. Wäre Balint unschuldig, hätten sie ihn inzwischen entweder getötet, oder irgendwie auf ihre Seite gezogen. Das halte ich für gut möglich.
    Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt klar genug für alle ausdrücke, aber wenn nicht, dann sage ich es kurz: Ich bin mir sicher mit Balint. Bitte, wenn ihr weiterleben wollt, dann wählt heute ihn.
    " Ihre Stimme war weinerlich geworden und sie sah plötzlich nichts mehr. Alles war verschwommen und unscharf... Tränen standen in ihren Augen.
    "Wenn ich nicht überzeugt wäre, dann würde ich ihn niemals anschuldigen. Niemals."

    Niami spürte, dass jede Faser ihres Körpers gegen ihre eigenen Ausführungen protestieren wollte. Nur ihr Verstand schien triumphierend über allem zu schweben, während alles in ihr, besonders ihr Herz, hasserfüllt dort hin starrte. Sie drehte sich nun zu Balint, wollte etwas sagen, öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Ihre Augen hatten weniger Probleme, etwas hervorzubringen und Tränen rannen der Asari nun über die Wangen. Sie wollte ihm sagen, dass es ihr leid tat. Dass sie wusste und gespürt hatte, dass seine Worte an sie ehrlich gewesen waren. Dass sie ihm glaubte, dass er ihr nie etwas antun würde.
    Vor allem aber wollte sie ihm sagen, dass sie sich selbst dafür hasste, was sie getan hatte und sich niemals verzeihen würde. Den Feind in ihm wollte sie zerstören, aber nicht ihn. Nicht das, was sie für ihn empfand.

    Geändert von Lynx (09.05.2014 um 19:43 Uhr)

  4. #4
    Colyn war von der Situation überfordert - er hatte kaum etwas mitbekommen, ihm war so, als habe der andere Elcor ihn zwischenzeitlich angesprochen, doch er hatte kaum gehört, was dieser gefragt hatte.

    Dann hatte die Asari gesprochen und sowohl ihn als auch Balint für verdächtig gehalten. Dessen Verhalten hatte auf ihn auch verdächtig gewirkt, deshalb stimmte Colyn auch für Balint.

  5. #5

    Gast-Benutzer Gast
    Ich habe mich entschieden Omnikron zu glauben und wähle daher Colyn. ​Er hat sich bisher nie großartig beteiligt und immer eher verdeckt der Mehrheit angeschlossen, auch nicht völlig unverdächtig.

  6. #6
    Und so starb Balint.
    Die VI schien zu rechnen...


  7. #7
    "... nachdem Ex-Spectre Saren und die von ihm ausgehende Bedrohung durch den tapferen, aufopferungsvollen Einsatz von Commander Shepard endgültig gestoppt werden konnte."

    Die Stimme, die einer Reporterin des Alliance News Networks gehörte, verkündete den glorreichen - wenn auch mit herben Verlusten gespickten - Sieg von Spectre Shepard über den indoktrinierten Turianer und die noch viel erheblichere Bedrohung durch ein... Etwas namens "Sovereign".

    "Fast ein bisschen schade!", dachte Balint laut und weckte dadurch auch das Interesse von Chloe.

    "Schade?", fragte die Sekretärin und sah ihn fast etwas angewidert an, woraufhin der Verwaltungsassistent erst richtig aus den Gedanken geweckt wurde. "Wie bitte?"

    "Du sagtest, es wäre schade... das mit Saren!"

    "Oh, ja." Da war was. "Ich meine... irgendwo ist es doch schade. Um die Person hinter der Indoktrination. Und soll nicht immer etwas Genie im Wahnsinn stecken? Das sagen Sie doch so!"

    "Saren war ein Genie, auf das ich gerne verzichte!"

    "Natürlich w..." - "Manchmal erstaunst du mich, Balint!" Mehr als ein Hauch von Vorwurf lag in der Stimme seiner Kollegin und mit diesem Eindruck verließ sie den Raum, den Stapel an Akten zurücklassend, die sie zuvor gebracht hatte.

    ~

    Niamis Offenbarung hatte ihn dazu gebracht, sich an diesen ersten Moment zu erinnern, in welchem er sich - erst jetzt in Selbstreflexion feststellend - nicht von seinem eigenen Geist hat lenken lassen.

    Es war harmlos gewesen, doch weitere Vorfälle folgten. Mehr und mehr Momente gab es, in denen er geglaubt hatte, die Reaper verstehen zu können, ihre Ziele in an- und vorgeblich neutraler Beobachtung neben die des Rests der Galaxie zu stellen - oder sogar davor.

    Sie hatten seine Schwäche ausgenutzt, ihm versprochen, mehr zu sein als das Häufchen Elend, das seine Eltern in ihm sahen - wenn er nur nach ihrem Gusto handeln würde. Vielleicht hatte er sich gewehrt, vielleicht hatte er tief im Inneren gewusst, dass es nicht richtig sein kann, das zu tun, was sie verlangten. Er wusste nicht genau, wie es dazu gekommen war, doch jetzt, in diesem Augenblick, war er sich sicher, dass er als Indoktrinierter für die Tode von Bertha und Estray verantwortlich war.

    Dennoch erfüllten die Worte der Asari ihn mit Schmerz. Nicht, weil sie sich dazu durchringen konnte, ihn zu nominieren - nein, das machte ihn seltsam glücklich -, sondern weil sie offenbarte, dass ihr Leben untrennbar mit dem Celspots zusammenhing. Sollte Omikron Recht behalten - und daran glaubte er - würde auch der Elcor irgendwann gehen müssen, um die Station retten zu können; und damit Niami ebenfalls in den Tod reißen.

    Neben der Tatsache, gegen die Gefahr, in der sie schwebte, nichts tun zu können, spürte er das aufsteigende Gefühl von Neid. Zu gerne wäre Balint derjenige gewesen, dessen Leben so eng mit dem der Siari-Priesterin verbunden sein sollte.



    Doch nun gab es Wichtigeres als den verbitterten und ängstlichen Blick in die Vergangenheit und die nahe Zukunft. Er musste die wenigen Momente, die ihm blieben, nutzen, um etwas Sinnvolles mit ihnen anzustellen und so trat er zur weinenden Niami, schloss seine Arme um sie, wie er es schon früher hätte tun sollen. Er konzentrierte sich darauf, nicht jetzt noch einmal das Steuern seines Geistes und Körpers den Reapern zu überlassen, doch machte sich keine ernsthaften Sorgen. Sie waren dazu fähig, ihn morden zu lassen, doch sie waren nicht stark genug, um auch den Willen, sie niemals verletzen zu wollen, zu brechen.

    "Du hast Recht!", hauchte er ihr zu, in der Hoffnung, ihr die Stärke zu geben, die sie brauchte. "Mit allem!" Es gab so viel, dass er ihr noch hätte sagen müssen, und zu wenig Zeit, um alles umzusetzen. Doch für den Moment reichte es ihm, sie einfach nur zu halten.

    +++

    Für einen kurzen Augenblick lang schien wirklich die Zeit stehen zu bleiben - so wie sie es sich vorhin gewünscht hatte. Als Balint Niami in den Arm nahm, fühlte sie sich so als hätte ihr Körper all die Jahre lang nur auf diesen Moment gewartet, als würde sie genau dort hin, und nur dort hin gehören. Einen Wimpernschlag später prasselte die Realität wieder auf sie herein. Dies war das erste Mal, dass sie ihm so nah sein konnte. Und das letzte Mal.
    "Es tut mir leid...", flüsterte sie. In diesem Moment war ihr egal, ob sie recht gehabt hatte.

    Obwohl es ihr vorkam, als würde sie jeden Moment zusammensinken, löste sie sich nach einiger Zeit aus Balints Umarmung. Sie wollte ihm ins Gesicht sehen, während sie mit ihm sprach und legte eine Hand an seine Wange.
    "Ich werde mir das niemals verzeihen." Niami sah in seine Augen und versuchte in ihnen zu ergründen, wie er es nur schaffen konnte, so stark zu sein. Sie in den Arm zu nehmen, obwohl sie seinen Tod beschlossen hatte. Sie hasste sich selbst dafür, wieso tat er es nicht?
    "Ich wünschte, ich könnte statt dir gehen... oder mit dir gehen! Was soll ich denn nur ohne dich?" Wieder kamen ihr die Tränen und sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass sie wieder in seine Arme sank. Weinend konnte man sich nicht besonders gut unterhalten und diese Worte gerade waren doch so unfassbar wichtig. "Selbst wenn du kein Unschuldiger bist, habe ich immer gedacht, dass ein großer, wundervoller Teil von dir immer noch echt ist. Ich habe gespürt, dass du ehrlich zu mir warst und ich... ich habe nichts dergleichen zu dir gesagt. Hätte ich doch nur früher mit dir darüber gesprochen, oder...nein." Sie seufzte. Natürlich wusste sie, dass es nichts gebracht hätte. "Hätte ich doch nur mehr Zeit mit dir gehabt."

    Eine kurze Zeit lang beschloss Niami zu schweigen, und sich noch einmal kurz einzubilden, dass sie alle Zeit der Welt zur Verfügung hatten. Sie versuchte sich seine Berührung genau einzuprägen, die Wärme seines Körpers, seinen Duft,... damit sie diesen Moment niemals vergessen konnte.
    "Ich denke, ich werde dir bald folgen.", sagte sie schließlich, als sie sich noch einmal von Balint löste und ihn ansah, während sie sich auch seinen sanften Blick einprägte. "Aber das ist gut so. Mein Lebenslicht wird in irgendjemandem neu erwachen, genau wie deines." Dabei legte sie ihre Hand an sein Herz. "Wo und wie auch immer das geschehen wird, ich werde daran glauben, dass diese beiden sich wieder begegnen. Mein Licht wird niemals vergessen, was du getan hast. Ich werde dich niemals vergessen."

    +++

    Balint spürte sein Herz an der Hand Niamis schlagen. Es war nicht einfach, doch er hatte sich so weit unter Kontrolle, nicht ebenfalls zu weinen. Er musste nun die Zuversicht ausstrahlen, die er für den Rest ihres bald wohl ebenfalls endenden Lebens in der bezaubernden Asari wecken wollte.

    "Ich wünschte mir, dich unter anderen Umständen kennengelernt zu haben. Doch ich werde mir nicht gestatten, das Schicksal zu verteufeln, denn es hat trotz allem dafür gesorgt, dass ich dich kennen lernen durfte und diese letzten Minuten meines Lebens zu den intensivsten gemacht."

    In diesem Augenblick hatte er keine Angst mehr vor dem Tod, lediglich davor, sie alleine zu lassen.

    "Zeit meines Lebens galt ich als Enttäuschung für meine Rasse und allen voran meine Familie. Ich versagte, wo es ging und ließ mir einreden, nichts wert zu sein, glaubte es für die Dauer von mehr als 39 Jahren!" Er schmunzelte kurz bei dem Gedanken daran, dass diese Zahl für eine Asari wenig zu bedeuten hatte. "Doch in dem Moment, in dem du offenbartest, wie du zu mir stehst, habe ich gewusst, dass das alles nicht stimmen kann." Für einen Moment blitzte etwas wie Euphorie in seinen Augen auf, machte dann wieder einem sanften Lächeln Platz. "Wie kann ich wertlos sein, wenn etwas so Weises, Wundervolles wie du mich für wertig hält?"

    Seine Hände ruhten noch immer sanft an den Rückseiten ihrer Schultern und lösten sich nur schwer. Doch es musste sein. Er musste diesen Moment beenden, bevor es unmöglich war, ihm zu entkommen. Er stieß mit einem Mal einen ganzen Schwall Luft aus, es war fast ein erleichternder Moment. Der Druck der Ungewissheit war wie weggewischt und all die Dinge, die noch gesagt werden mussten, haben seinen Körper verlassen.

    "Halte dich an Iron. Er wird dir ein guter Begleiter - und euch ein guter Hauptmann - sein. Ich wünschte, ich könnte euch sagen, wer meine Komplizen waren, doch ich weiß es nicht." Er nickte seinem Freund und Rassenvetter ein letztes Mal zu, hoffte, ihm mit einem Blick zu verstehen zu geben, dass er nun auf seine Liebe aufzupassen hatte...




    ...und dann verließ er sie, ihre Hand im Bruchteil einer Sekunde instinktiv greifend und sie anschließend nur langsam wieder aus der seinen gleiten lassend, dabei verehrend in ihre wunderschönen Augen sehend.

    Er drehte ihr den Rücken zu und lief zügig, jedoch ohne Hast, in Richtung des Schotts, auf dessen anderer Seite sich der Zugang zum Vakuum, seinem Ziel, befand. Er öffnete es mit seinem Omni-Tool und trat hindurch, wandte sich erst dann wieder um, blickte ein letztes Mal in das schönste Gesicht der Galaxie.

    Balint kam sich vor wie ein Drell, so intensiv waren seine Eindrücke, so bewusst erinnerte er sich für den Bruchteil einer Sekunde an jeden der kleinen Momente, die er in den letzten Stunden mit Niami gehabt hatte, an jeden Blick, jede Berührung, jedes Wort. Wie vergleichsweise wenig es auch gewesen ist, es war alles und mehr für ihn.

    Wie in jeder Sekunde zuvor vertraute er ihr auch jetzt bedingungslos. Er vertraute ihrem Glauben an die Lebenslichter und ihrem Glauben daran, dass sie wieder zusammenfinden würden.

    Und als sich die Hydraulik der Tür quälend langsam wieder in Bewegung setzte und ihm immer mehr den Blick ins Innere der Orion-Hall nahm, flüsterte der Indoktrinierte in seinem letzten klaren Moment leise zu sich selbst, zur Welt, zu Niami:

    "Du wirst mein Licht daran erkennen, dass es deinem am sehnsüchtigsten folgt."

  8. #8
    You let the dark in, somehow
    I feel the winter more now
    Some things do matter, a price to pay
    We will find our own way, always


    Sein Blick blieb ausdruckslos während Balints Abschied. Nur als er auf das Amt zu sprechen kam, murmelte Iron nur erstaunt ein: „Oh. Also... ich würde lieber nicht...“. Doch alle Aufmerksamkeit war auf Balint gerichtet. Scheinbar hatte er da kein Mitspracherecht. Also blickte er einfach eine ganze Weile verlegen auf seine Zehen. Und schließlich nickte er. Als es dann so weit war, wandte er den Blick nicht ab und salutierte.

    ~Später

    Wir haben etwas Zeit gewonnen. Dafür sollten wir wohl dankbar sein.“ Doch seine geknurrten Worte klangen bitter. „Soviel zur gesetzesfrei'n Zone. Nicht. Mit dem Amt werd' ich mich wohl an 'n paar Regeln halten müssen. Dabei mochte ich den Raumanzüge-für-alle-nach-dem-großen-Rumms-Plan sehr. Aber aufgeben is' nicht... so oder so..“

    Nun kletterte er auf die Reste des Schachts, den Mamercus heruntergeschossen hatte, um sich an die geschrumpfte Gruppe zu wenden. Sichtlich nervös, aber mit Hoffnung in der Stimme ergriff er das Wort: „Ich bin nicht Balint. Mit mir wird nicht gekuschelt. Gehen wir also die Fakten an. Nummer eins: Celspot? Haben sie diese Nachricht von der Niami spricht ebenfalls bekommen? Nummer zwei: Bei der letzten Wahl waren wir zu elft. Da wir – obwohl wir uns'ren Officer an den Feind verloren haben - noch nicht überrannt wurden, schätze ich uns're aktuelle Gegnerstärke auf drei Individuen.“ Seine Miene wurde finster. „Aber das hilft uns nichts, wenn Amy und Ariana zum nächsten Opfer dazukommen. Dann steht es im schlechtesten Fall drei gegen drei – plus die Stimme desjenigen der dann diesen schei... ähm bescheiden bezahlten Posten hier hat.“ Kopfschüttelnd blickte er sich um. „Nummer drei is' daher auch: Ich brauch' dringend jemand, an den ich diesen Posten abtret'n kann, wenn es... soweit is'. Ihr habt genau... naja, sehr wenig Zeit euch zu melden. Tut's besser mal. Ich sucke nämlich ziemlich was Präzisionsarbeit'n angeht. Wär vielleicht besser wenn ich vorm nächsten Zivilist abtrete.“

    Er räusperte sich. „Wir haben auch noch einige Paarungen. Sind sicher kein'm entgangen, aber ich fass mal zusamm'n: Omikron deckt Niami und mich, hat sich aber gegen Celspot ausgesprochen. Bisher hat sich auch keiner gegen ihre Vermutungen ausgesprochen. Das ich zu Omikron stehe ist reine Sympatie, ich vertrau ihr bisher wegen ihrer offenen, freundlichen Art." Das klang merkwürdigerweise sehr unverbindlich für jemanden an dessen Seite er schutzlos gepennt hatte. Auch sein Blick, der Niami und Omikron streifte wirkte gehetzt und misstrauisch. Das Gewicht der Aufgabe lastete schwer auf seinen Schultern. Sehr schwer. „Und dann ist da das unfreiwillige Paar“, fragend blickte er auf Celspot und Niami, „das bisher ebenfalls von niemandem angezweifelt wird."

    Wie schnell alles vonstatten gegangen war, bereitete ihm immernoch heftige Übelkeit. Er blickte auf den spiegelblanken Boden. Und sah in seinem Spiegelbild nicht das, was er zu sehen hoffte. Er war kein Held. Aber noch bestand Hoffnung. Er musste daran glauben und die andren ebenfalls glauben machen. „Soviel zu den Fakten. Persönlich bin ich gespannt auf Amys Ausscheiden. Sie war immerhin die erste, die Seya nominierte. Der Grund war so offensichtlich konstriert, dass mir jetzt noch schlecht davon wird.“ Konnte aber auch der Entzug sein, der ihm grade die Venen zerfetzte. Sein Kopf surrte, aber er schüttelte sich wie ein Varren und hielt sich wacker. „Celspot war mir persönlich bisher nur wegen Berthas Ableben aufgefallen, deswegen hab ich mich Omikrons Wahl so rasch angeschlossen. Seine Wahl aus offensichtlicher Abneigung, die Nacht danach... dass kann aber auch konstruiert sein. Die versuchten mir ja auch auf 'ne ähnliche Art und Weise was anzuhängen. Aber Omikrons Vermutung kann nur jemand anzweifeln, der 'was anderes vorzubringen hat. Wenn, dann ist der kommende Tag eh der letzte. Also vergesst nicht: Selbst der stinkigste Vorcha vermag den Lauf des Schicksals zu verändern. Wieso dann nich' auch ihr? Und nur für die Akten.... es ist die Sache immer noch Wert!"“ Sein linker Arm ergriff nun ein leichtes Zittern, ehe es zu schlimm wurde salutierte er mit einem Grinsen "Iron out. Eure Vorschläge und Meinungen, bitte!" und sprang eilig von den Überresten des Luftschachts.

    Er setzte sich, bevor seine weichen Knie nachgaben und lehnte sich aufseufzend auf seine Katie. Alles war gesagt. Alles? Nein, nicht alles. Er hatte nicht den Mut Colyn und Mamercus zu sagen das er ihre Wahlen nachvollziehbar fand. Denn waren sie nicht zu glatt? Die Anfeindungen und die Unverschämtheiten des Cdr. hatten auf seinem eigenen Gemüt auch einige Spuren hinterlassen. Und da war noch mehr. Aber sie waren zuviele, wie Ariana es gesagt hatte. Zuviele um es durchzurechnen. Und doch kreisten seine Gedanken. Ging er davon aus das Celspot unschuldig war, müssten Niami und Omikron lügen. Aber wenn Celspot schuldig war, gab es immer noch die Möglichkeit das Niami und Omikron die letzten beiden Täter waren, die sich durch eine Lüge ein Alibi erschafften. Sie alle hatten sich doch Gedanken zu den Leuten hier gemacht... welche das wohl gewesen waren? Könnte er doch in die Köpfe der Leute um ihn her blicken!

    Wie Balint gestorben war, hatte ihn jedenfalls auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. "Eiskalt", hauchte er. Da sprachen sie Liebesschwüre und verreckten daran. Nein, nichtmal denen, die ihm wie Mamercus auf einsamer Front so offensichtlich den Tod wünschten, konnte er unter diesen Umständen die Hand reichen. Wobei... der Commander war alleine gewesen mit seiner Stimme. Immer. Wie er selbst. Aber... nein. Er vertraute niemandem mehr. Das nervöse Brennen im Hals und die eiserne Faust um seinen Magen blieben. Er hätte nun seine einzige Jeans für ein kühles, unverschnittenes Kroganerbier gegeben. Das ihm die Entscheidung was mit Colyn und Niami passieren sollte, wann es passieren sollte und wie, durch Besinnungslosigkeit abnahm. Das ihm jede Entscheidung, die da kam, abnahm. Und ihn die nagende Frage vergessen ließ. Wieso. Wieso hat Balint mich gewählt?

    Sharks swim around your drowning soul
    Let your good heart lead you home


    lyrics c to Editors "Let Your Good Heart Lead You Home"

    Geändert von Sphynx (12.05.2014 um 20:41 Uhr)

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